Träume

 

Kai saß am Rand der Brückenplattform und sah in die Tiefe. Die Stille um ihn herum war die reinste Erholung für seine Ohren. Seit der fraktale Sog zerstört worden war, hatten sich Zev und Stan ununterbrochen gestritten, da sie sich nie einigen konnten, welchen Weg sie einschlagen sollten. Irgendwann war die Situation selbst für Kai nicht mehr erträglich gewesen und hatte vorgeschlagen, die Lexx zu stoppen und erst einmal ein paar Stunden zu schlafen. Nun lagen die beiden Streithähne in ihren Schlafkammern und er herrschte endlich wieder Ruhe auf der Lexx.

Er konnte nicht schlafen. Zwar war es ihm möglich, genau wie Zev und Stan, seine Kräfte durch Schlaf zu regenerieren, aber jedesmal, wenn er einschlief kamen diese Träume. Träume, die ihn immer wieder aus dem Schlaf rissen.

Den anderen erzählte er davon nichts, er hatte Zev aber gesagt, daß er seine Nächte lieber in der Kryo-Röhre verbringen würde, dort konnten ihn seine Träume nicht erreichen. Zev verstand zwar nicht, warum er das wollte und war ein wenig beleidigt, aber sie akzeptierte es, in der Annahme, daß Kai einfach noch Zeit bräuchte, sich an seine neue Freiheit zu gewöhnen.

Kai war es mittlerweile gelungen, die Kryo-Röhre so zu programmieren, daß er keine fremde Hilfe mehr benötigte, um sie zu benutzen. Dazu hatte er ein Programm entwickelt, das die Röhre mit einer Zeitverzögerung aktivierte und ihm so die Zeit ließ um in die Röhre zu steigen. Eine eingebaute Timer-Sequenz erlaubte es ihn, vor dem Aktivieren zu entscheiden, wann er wieder geweckt bzw. aufgetaut werden wollte.

 

Tief unter ihm, in der Dunkelheit verloren, war der Boden der Lexx, mit dessen enormen seeförmigen Nährstoffspeicher. Wie oft hatte er schon darüber nachgedacht, was wohl passieren würde, wenn die Lexx mal Verdauungsschwierigkeiten oder ähnliches hätte. Eine unangenehme Vorstellung. Wie oft hatte er, während die anderen schliefen, hier gesessen, weil seine Träume ihn aus den Schlaf gerissen hatten. Seit er aber die Kryo-Röhre umprogrammiert hatte, kam er nur noch selten zu dieser Zeit auf die Brücke.

Meistens versuchte er dann die Datenbank der Lexx, nachdem Stan für Zev und ihn einen eigenen Zugriffscode eingerichtet hatte, zu vervollständigen.

Gerade war er dabei eine Karte der umgebenden Planeten zu erstellen, die die wichtigsten Daten der einzelnen Planeten enthielt. Diese Karte würde ihm helfen, zu entscheiden, welchen Planeten sie als nächstes besuchen sollten.

"Scanning abgeschlossen.", meldete sich die verführerische Stimme der Lexx.

"Auf dem großen Schirm anzeigen."

Sofort wurde sein Befehl ausgeführt. Noch während er die Karte betrachtete, landete eine Motte auf der Brücke, aus der eine noch recht verschlafen wirkende Zev kletterte.

"Kai?", fragte sie verwirrt, "Was machst du hier?"

"Das gleiche könnte ich dich fragen. Solltest du nicht in deiner Schlafkammer sein?"

Zevs Blick fiel auf die Karte.

"Was ist das?"

Kai sah sie ungläubig an, dann legte er seinen Kopf ein wenig schief, so wie er es immer tat, wenn er nachdachte.

"Das ist eine Karte.", meinte er gelassen.

Zev verdrehte die Augen. "Das weiß ich auch. Ich meine, was da auf der Karte ist."

"Planeten, Monde, Sonnen..." Kai unveränderter, gelassener Gesichtsausdruck ließ seinen Kommentar schon fast humorvoll erscheinen, aber Zev antwortete trotzig: "Sehr witzig: Ich rede von diesem eigenartigen Objekt dort unten auf der Karte."

"Laut den vorliegenden Daten scheint es sich um eine Art Nebel zu sein, aber die Lexx scheint sich auf diese Entfernung nicht ganz sicher zu sein."

"Dann sollten wir näher heranfliegen und es herausfinden."

Kai hatte irgendwie eine dunkle Vorahnung in Bezug auf diesen Nebel, aber er wußte mittlerweile, daß es beinahe unmöglich war Zev von diesem Vorhaben abzuhalten, solange er keine konkreten Daten oder Hinweise hatte.

Nach langem Zögern meinte er: "Dann geh' und weck' Stan!"

Zev sah über Kais Schulter und ein Lächeln erschien auf ihrem Gesicht. "Das ist nicht mehr nötig, er landet gerade.", und lachend fügte sie hinzu, "Ich hatte auf dem Weg hierher /90 in seiner Schlafkammer abgestellt. Wenn die beiden zusammen im Raum sind ist nie Ruhe, außerdem ist es die einfachste Art, Stan wachzukriegen."

An anderen Ende der Brückenplattform landete eine weitere Motte recht unsanft und ein ziemlich ärgerlicher Stanley Tweedle kletterte mit 790 unterm Arm heraus. Er kam zu den beiden herüber und drückte Zev den Roboterkopf in die Hand. "Wenn du dieses nervende Stück Schrott noch einmal in meiner Schlafkammer abstellst, dann ... dann ... ZEV!"

Zev blieb gelassen und antwortete nur: "STAN! Du bist nicht einmal in der Lage jemandem anständig zu drohen, also laß es lieber."

Kai drehte sich weg und unterbrach den Streit: "Hört endlich auf!"

Mit einem Schlag war es still.

Kai wandte sich an Stan: "Zev will, daß wir näher an diesen Nebel heranfliegen, da die Lexx nicht genau feststellen kann, was es genau ist."

"Warum soll ich die Lexx näher heranfliegen? Das Ding gefällt mir nicht."Zev packte Stan am Arm und schob ihn in Richtung Kommandostand. Ihre Stimme klang drohend und sie blickte Stan mit einem Blick an, der einem das Blut in den Adern gefrieren ließ. Eingeschüchtert kletterte Stan in den Kommandostand und streckte die Hand aus, um die Lexx zu aktivieren: "Lexx, flieg uns näher an den Nebel heran."

"Dein Wunsch ist Befehl, Stan, mein scharfer Loverboy."

790 flackerte mit seinen Monitoraugen und meinte spöttisch: "Tweedle und seine große Insektenliebe, bah."

Stan war sichtlich beleidigt und schlug 790 aus Zevs Arm, so daß dieser über dem Boden rollte und am Rande der Brückenplattform liegen blieb.

"Das wird diesem Blecheimer eine Lehre sein."

 

Wärend dieses kleinen Streites hatte die Lexx beschleunigt und näherte sich dem Nebel. Kai studierte die Daten die auf dem monitor erschienen, doch egal wie nah sie dem Nebel kamen, die Informationen änderten sich nicht, nur das ungute Gefühl das Kai hatte, wurde immer stärker. Dieser Nebel, irgendwie erinnerte er ihn an etwas aus seiner Vergangenheit, er wußte nur noch nicht was es war.

 

Je näher sie dem Nebel gekommen waren, desto heller war dessen Farbe geworden und hatte jetzt die Farbe einer schneeweißen Wolke.

Zev sah Kai an, doch der schaute nur ratlos zurück, daraufhin wandte sich Zev an Stan: "Wir fliegen hinein."

"ZEV!", schrie Stan, "Wer weiß, was da in dem Nebel ist."

"Und wir werden es auch nie erfahren, wenn du nicht hineinfliegst!", entgegnete Zev.Stan gab nur ungerne kleinbei, aber er wußte daß Zev ziemlich gemein werden konnte.

"Lexx! Flieg uns sofort in den Nebel hinein."

"Ja Stan, mein Gott der Liebe."

"Lexx, nen mich einfach nur Stan, okay?!"

Keine Antwort.

"So langsam wird mir dieses Schiff unheimlich, jetzt ist es auch noch beleidigt.", meinte Stan.

 

Langsam näherte sich die Lexx dem Nebel und tauchte schließlich in ihn hinein.

Mit einem Mal lief eine Art Welle durch die Lexx, unsichtbar, aber Zev, Stan und besonders Kai konnte die fremde Energie spüren, die genauso schnell wieder verschwand wie sie gekommen war.

Zev hatte die ganze Zeit auf den Bildschirm geschaut, doch nun sah sie zu Kai hinüber. Er kniete auf dem Boden und stützte sich mit den Händen ab. Er schüttelte den Kopf und stand wieder auf.

"Was ist passiert?", fragte Zev.

"Mein Protoblut scheint stärker auf diese Energie zu reagieren als bei euch. Es hat mich einfach umgehauen.", antwortete Kai und nach einer Weile fügte er hinzu, "Wir haben anscheinend eine Art Energiebarriere durchdrungen, die im inneren des Nebels versteckt war."

"Klever, dann scheint also irgendetwas in diesem Nebel, oder was auch immer es ist, versteckt zu sein.", erwiederte Zev, "Wir sollten heraushinden, was es ist."

"Ich finde, wir sollten besser umkehren.", meinte Stan, und ängstlich fügte er hinzu, "Ich ... ich ... ich meine, die verstecken sich doch nicht umsonst hier drin."

"Stan, du alter Feigling!", meinte Zev.

"Ich bin lieber ein Feigling, als tot."

 

Auf dem Schirm der Lexx nahm etwas langsam Form an. Erst nachdem sich die Lexx noch ein ganzes Stück genähert hatte, brach die Wolkendecke auf und man sah, daß es sich um einen anscheinend Bewohnten Planeten handeln mußte, der um eine winzige Sonne kreiste. Man konnte eine Stadt erkennen, unringt von Feldern und einem Wald. Hinter den Wald erstreckte sich ein ausgedehntes Gebirge.

Zev deutete auf die Stadt: "Da, eine Stadt, vielleicht gibt es dort endlich mal was anständiges zu essen. Ich kann diesen Matsch, den die Lexx produziert nicht mehr sehen."

Damit konnte man sogar Stanley überzeugen.

"Zev, Kai, nun macht schon, laßt uns nachschauen, was da unten los ist, aber der Schrotteimer bleibt hier."

"Das wagst du nicht!" kam es vom anderen Ende der Brücke herüber. 790 war mit Stans Vorschlag überhaupt nicht einverstanden und auch Zev hatte etwas dagegen.

"Vielleicht kann er uns dort unten sehr nützlich sein. Du weißt doch garnicht, ob sie unsere Sprache sprechen. 790 könnte uns dann übersetzen."

Stan machte eine zustimmende Geste dann streckte er die Hand aus und aktivierte so die Befehlseingabe.

"Lexx, halte diese Position, bis wir zurückkommen."

"Ja Stan....Okey!"

Stan schlug die Hände vors Gesicht: "Ich werde noch wahnsinnig."

Zev ging auf eine der Motten zu und hob unterwegs 790 vom Boden auf. Kai und Stan folgten ihr. Die beiden waren gerade einige Schritte gegangen, als Stan sich an Kai wandte: "Hör auf mich anzuknurren." Kai war sichtlich verwirrt. "Ich knurre nicht. Das ist warscheinlich dein Magen." "Mein Magen ist es nicht." "Ich bin tot, ich habe nicht das menschliche Bedürfnis, Nahrung zu mir zu nehmen, mein Protoblut versort mich mit allem, was ich brauche. Warum sollte dann mein Magen knurren?" "Woher soll ich das wissen?"

Die beiden hatten die Motte erreicht und wärend Stan sich noch umständlich hineinwuchtete, hatte sich Kai bereits mit einem Satz hineingeschwungen und saß neben Zev.

Kurz darauf verließen die vier die Lexx und flogen auf den Planeten zu.

 

Sie landeten die Motten auf einer Lichtung in der Nähe des Stadtrandes. Sie fanden es sicherer, nicht gleich im Zentrum der Stadt zu landen, da sie nicht wußten, ob die Bevölkerung friedlich war. Sie stiegen aus und sahen sich um. Die Abenddämmerung hatte in dieser Region bereits eingesetzt. Wärend Zev und Stan im näheren Umkreis nach etwas eßbarem suchten, sammelte Kai Holz und machte ein Feuer. Es verwirrte ihn ein wenig, daß Zev und Stan so friedlich miteinander auskamen.

 

Als die beiden endlich zurück kamen, war es bereits vollständig dunkel. Zev gab Kai ein paar Früchte und fragte: "Weißt du vielleicht, ob die genießbar sind?"

Kai sah die Früchte an und antwortete: "Nein!"

"Nein, was?", wollte Zev wissen.

"Ich weiß nicht, ob diese Früchte genießbar sind. Ich war noch nicht hier."

Stan ging zur Motte und zeigte die Früchte 790.

"Hey, Büchsenbrine, kann man das essen?"

Die Bildschirmaugen von 790 flackerten einige Zeit, dann antwortete er: "Tu mir leid, aber ich kann diese Frucht nicht analysieren und daher deine Frage nicht beantworten. Probier sie doch einfach, dann weißt du es, hehehe!"

"Bah!"

Stan zerdrückte die Frucht auf 790's Kopf und ging dann zu Zev und Kai zurück.

"Der blöde Schrotthaufen weiß es auch nicht."

"Aber wir müssen etwas essen.", meinte Zev und klang dabei fast etwas verzweifelt, "Wir hätten uns auf den Weg in die Stadt machen sollen."

Kai war da anderer Meinung. "Der Marsch in die Stadt dauert mindestens einen halben Tag. Der Weg ist weiter als ihr denkt. Aber ich habe mir schun fast gedacht, daß ihr vielleicht nichts finden werdet und habe vorgesorgt."

"Na toll, ein Toter sorgt dafür, daß wir nicht verhungern."

"Stan, du solltest dankbar sein, daß Kai an uns gedacht hat. Was hast du für uns."

"Als ich Holz gesammelt habe, bin ich an ein Feld mit Getreide gekommen und habe etwas mitgenommen. Ihr wart lange weg, so daß ich in der zwischenzeit das Getreide mahlen und eine Art Brot backen konnte. Wasser habe ich auch gefunden und etwas Fisch gefangen."

"Stan," bemerkte Zev, "ich glaube, du solltest dich bei Kai entschuldigen. Er kann etwas, daß du nicht kannst."

"Und was sollte das bitteschön sein?" maulte Stan.

Zev grinste. "Kochen!"

Stan knurrte leise.

Kai schaute in Feuer.

"Ich bin, nein ich war ein Brunnen-G Krieger.", in seiner Schimme lag eine gewisse Melancholie, "ich habe gelernt, in der Wildnis zu überleben."

Zev war ein wenig über Kais Worte schockiert: "Du bist immer noch ein Brunnen-G Krieger, du..."

"NEIN! Ich bin kein Krieger mehr. Ich habe das oberste Gesetz eines Krieger mit Füßen getreten. Ich habe für den Feind Unschuldige getötet. Ich bin es nicht mehr wert, mich einen Krieger zu nennen. Ich...ich weiß nicht was ich bin."

Es war eine Art von Zorn, die in Kai aufstieg.

Sstan sah Kai forschend an und stellte fest: "Irgenetwas stimmt hier nicht. Erst knurrt er nich an und behauptet dann er sein es nicht gewesen. Und nun das. In der ganzen Zeit die wir zusammen sind hatte Kai noch nie so einen Gefühlsausbruch."

"Ich sag es dir noch einmal, ich habe nicht geknurrt."

Kai stand auf und brachte das Essen.

"Hier eßt das. Ich werde mich noch ein wenig in der Nähe umsehen, um sicher zu stellen, daß wir heute Nacht keine Überraschung erleben. Wenn ihr Müde werdet, legt euch hin. Ich werde Wache halten."

Kai ging zur Motte und nahm 790 heraus.

"Ich werde dich mitnehmen. Deine Sensoren können bei dieser Dunkelheit hilfreich sein."

"Und wenn ich dir nicht helfe?"

"Dann werfe ich dich in den Fluß."

"Es ist sinnlos mich zur Wehr zu setzen. Aber zum ersten Mal muß ich dem Proteinsack Recht geben. Du hast dich verändert."

Kai sah 790 lange an und dachte nach. All die Vorfälle erinnerten ihn an etwas aus seiner Vergangenheit, aber er konnte diese Erinnerung einfach nicht greifen. Tief in ihm drinnen wußte er dennoch, daß es überlebenswichtig war, diese Erinnerung wiederzufinden.

 

Wärend Zev und Stan das Essen geradezu verschlungen, verließ Kai die Lichtung, um den Lagerplatz in größerem Abstand zu umrunden. Dabei ließ er die Lichtung nicht aus den Augen, um rechtzeitig da zu sein, falls Gefahr bestehen sollte.

 

Im Zentrum der Stadt stand auf einem Hügel eine Festung aus schwarzen Steinen, die in ihrem Inneren hell erleuchtet war. Es war das Schloß von Betar, dem Herscher über Andala, dem Planeten auf dem sie sich befanden.

 

Betar befand sich in seinem Zaubersaal und sah in eine große Schale. In ihr befand sich eine Flüssigkeit, die dem Hexenmeister zeigte, was Kai gerade tat. Seit dem Eindringen in den Nebel wußte er von der Anwesenheit der Fremden und beobachtete sie seitdem ununterbrochen.

"Diese Fremden gefallen mir nicht, besonders der den sie Kai nennen, könnte mit gefährlich werden. Nur gut, daß sie noch nicht wissen, was ich mit ihm angestellt habe. Aber sie werden es bald erfahren."

Sein hämisches Lachen hallte durch den Raum.

"Was mit euch passiert, lieg ganz allein in meiner Hand."

 

Kai kehrte zur Lichtung zurück, auf der Zev und Stan, nahe ans Feuer gekauert, bereits schliefen. Er lehnte sich an einen Baum und schloß die Augen. Noch durch die geschlossenen Augenlieder konnte er das Flackern des Feuers wahrnehmen. Irgendwann schlief er ein.

 

Panik herschte in der kleinen Gruppe, die veängstigt in der Ecke des Raumes stand. Vor ihnen, in der Mitte des Raumes, lag ein Mann auf dem Boden und schrie um sein Leben. Doch es waren keine Schreie der Angst, sondern Schmerzensschreie, denn der Mann blutete aus vielen kleinen Wunden. Ein kleinen Mädchen stand in der Gruppen und streckte die Arme nach dem Mann auf dem Boden aus. Eine Frau hielt sie fest. Dann aber gelang es dem Mädchen sich loszureißen und los zu laufen. Sekundenbruchteile später flog ihr Kopf in eine Ecke des Raumes, wärend ihr Körper zu Boden sank.

 

Kai schlug die Augen auf und sah sich um.

Leichter Wind war aufgekommen und ließ die Zweige rascheln, aber da war noch etwas anderes. Ein leises trippeln, dann wieder Stille und wieder dieses trippeln.

"Komm raus, wer auch immer du bist oder ich hole dich."

Kai sprang auf und entsicherte die Trilosichel und richtete seinen rechten Arm auf die Stelle, aus der die Geräusche kammen.

Wieder ein trippeln, diesmal näher, dann eine Stimme, leise und verängstigt: "Nichts tun, ich komme ja raus."

Kurz darauf teilten sich die Zweige und ein Wesen trat auf die Lichtung, welches Kai mal gerade bis zur Hüfte reichte und ähnlichkeit mit einem Gnom hatte. Damit hatte Kai nicht gerechnet.

"Seit ihr Betars Leute?"

"Betar?" Der Name hallte in seinem Gedächnis wieder. Wo hatte er diesen Namen nur gehört.

Zeilen eines uralten Gedichts drangen in sein Bewustsein und formten sich zu einem Ganzen.

"Es ist nicht gut um diese Zeit zu schlafen Fremder. Du solltest..."

"Ich weiß!", entgegnete Kai und ging zu Stan und Zev.

"Wacht auf, sofort." Er schüttelte Stan und Zev, bis diese ihre Augen aufschlugen und Kai verwirrt ansahen. Zev rieb sich die Augen und fragte: "Was ist den los? Es ist noch dunkel und ich bin müde."

Auch Stan war von diesem unsanften Weckappell nicht begeistert, brummte und wollte weiterschlafen, als Kai sich an ihn wandt: "Stan, wenn du jetzt einschläfst, wirst du morgen früh vielleicht nicht mehr am Leben."

Das wirkte. Mit einem Schlag war Stan hellwach.

"Was sagst du da?", stammelte er, dann fiel sein Blick auf den Gnom. "Was ist das?!"

"Ein Freund, hoffe ich.", antwortete Kai, "Er hat mir gesagt, daß wir uns im Reich von Betar befinden."

"Wer ist dieser Betar?", wollte Zev wissen.

"Als Kind mußte ich folgendes Gedicht auswendig lernen:

 

Tief drinnen in den Wolken

Im Reiche von Betar

Dort wage nicht zu träumen

Sonst bist du in Gefahr.

 

Das Schloß auf seinem Hügel

Es glänzt im Abendrot

Doch wenn du einmal einschläfst,

Bist du morgens vielleicht tot.

 

Meinen Eltern war es besonders wichtig, daß ich es nie vergesse. Sie waren der Ansicht, daß es mir einmal das Leben retten würde. Wenn sie wüßten, daß... Egal, sie erzählten mir,daß Betar ein Hexer sei, der auf seinem Planeten die Nacht verflucht hätte und alle sterben müßten, die Nachts schliefen. Als meine Vorfahren noch in der Dark Zone lebten, sandten sie eine Forschergruppe hierher. Von 40 Leuten kam nur einer zurück und berichtete, daß alle, die im Laufe der Nacht eingeschlafen waren, am nächsten Morgen tot waren."

Der Gnom kam auf die drei zu. "Es stimmt, was euer Freund sagt. Betar will, daß niemand nachts schläft. Seine Macht ist nachts am größten und er lieb es sein Volk zu quälen. Sicher weiß er schon lange daß ihr hier seid und beobachtet uns. Das jedoch kann man ändern."Der Gnom drehte sich um und ging auf das Gebüsch zu. "Kommt mit!"

Zev stand auf und nahm 790 vom Boden auf. Auch Kai und Stan standen auf und zusammen folgten sie dem Gnom ins Unterholz.

Kai wandte sich an ihren Führer: "Wie heißt du eigentlich?"

"Man nennt mich Gur!"

Nachdem sie einige Zeit gelaufen waren, blieb Gur stehen und holte etwas aus seiner Tasche.

Es waren kleine grüne Steine durch die ein Loch gebohrt worden war durch das ein Lederband gezogen war. Stan, Zev; Kai und sogar 790 erhielten jeder solch einen Stein.

"Ihr müßt den Stein um den Hals tragen, damit er euer Herz schützt."

Kai wollte etwas sagen, doch Zev hielt ihn zurück. "Nicht, er würde es nicht verstehen."

Sie legten sich den Stein um den Hals, danach banden sie 790 seinen Stein um den Kopf. Erst als alle fertig waren gingen sie weiter.

"Betar, kann euch durch diesen Stein nicht mehr finden, solange ihr nicht direkt vor ihm steht."

"Wo bringst du uns hin?", wollte Zev wissen.

"Es gibt da jemanden, den ihr kennenlernen solltet. Ich wurde geschickt, um euch zu holen."

"Wer soll das sein?", fragte Stan merklich nervös.

"Das werdet ihr noch früh genug erfahren."

So lange wollte Stan nicht warten und blieb stehen.

"Ich gehe keinen Schritt weiter."

"Das ist typisch Tweedle!", lästerte 790 und Zev fügte hinzu: "Wenn du hier warten willst, so ganz allein im dunklen Wald, bitte!"

Stan stöhnte und setzte sich wieder in Bewegung.

 

Es dämmerte bereits, als sich der Wald lichtete und sie am Rande eines Felsmassivs angekommen waren. Stan wollte nicht mehr. Seiner Meinung nach war das, was sie hier taten reine Zeitverschwendung. Was sollte man schon von einem Planeten erwarten, auf dem man nachts nicht schlafen durfte.

"Ich gehe keinen Schritt weiter!", sagte er trotzig und setzte sich auf einen Stein.

Gur blieb stehen und sah Stanley an, dann meinte er: "Das brauchst du auch nicht. Wir sind da."

Stan sah sich verwirrt um. Im näheren Umkreis konnte er weder eine Höhle, noch sonst eine Form von Behausung entdecken.

Gur unterbrach ihn bei seinen Untersuchungen: "Folgt mir!"

Stan wollte protestieren, aber die anderen folgten dem Gnom bereits und gingen auf die vor ihnen liegende, steil aufragende Felswand zu. Obendrein sah der dichte und dunkle Wald nicht gerade einladend aus und hier warten ... das ging über seinen Mut.

Gur erreichte die Felswand als erster, und verschwand in ihrem Inneren. Kai und Zev, die 790 immer noch trug folgten ihm. Sstan jedoch folgte ihnen in gewissem Abstand und blieb nachdenklich vor der Wand stehen.

 

Kaum war Zev durch die seltsame Felswand getreten, als sie sich umdrehte und nach Stanley Ausschau hielt. Dabei bemerkte Zev, daß die Felswand in Wirklichkeit eine Art Projektion war. Es war zwar möglich aus der Höhle herauszuschauen, aber man konnte nicht von außen in die Höhle sehen.

"STAN! Kommst du endlich?", rief sie.

 

Stan konnte sie hören, aber nicht sehen, obendrein wollte er nicht länger hier draußen alleine herumstehen, also machte er einen entschlossenen Schritt nach vorne und rannte mit voller Wucht gegen die massive Felswand. Auf dem Weg zur Felswand war er ein wenig zu weit nach rechts gegangen und hatte den versteckten Eingang knapp verpaßt. Aus dem Inneren des Berges hörte er Zev lachen, wärend er da stand und sich fluchend die schmerzende Nase rieb.

Zev streckte ihre Hand durch die Projektion, so daß Stan den Eingang fiinden konnte. Stan ergriff ihre Hand und wurde von Zev hinein gezogen.

Gur schüttelte seinen kleinen Kopf. Die Fremden verhielten sich so seltsam. Wie konnte seine Herrin allen Ernstes glauben ... nein, daß konnte er nicht verstehen, aber sie hatte sicher ihre Gründe.

 

Das innere der Höhle war mit Fackeln ausgeleuchtet, in dessen warmen Licht die einfache Einrichtung einen erstaunlich gemütlichen Eindruck machte. Zev sah zu Kai hinüber. Das gedämpfte Licht und der Wiederschein des Feuers in Kais dunklen Augen verlieh ihm etwas mystisches. Nur in der Kammer des Lebens, damals auf Brunnis, hatte so lebendig gewirkt, wie jetzt.

Kai sah sich in der Höhle um. In einer Ecke befand sich eine Feuerstelle, über der ein großer Kessel hing, in dem irgend eine Art von Suppe zu kochen schien. Ein paar Meter vor der Feuerstelle stand ein Tisch mit zwei Bänken, auf dem Tisch lag ein rundes Brot und ein paar Früchte. In einem Korb lagen Teller und Löffel aus Holz. Auf der anderen Seite der Höhle befand sich ein Durchgang, der in einen anderen Raum zu führen schien.

"Dort ist etwas zu essen, sicher seid ihr hungrig. Ich werde sofort wiederkommen.", sagte Gur und verschwand in dem Durchgang.

Zev stellte 790 auf den Tisch und nahm sich etwas zu essen, dann setzte sie sich an den Tisch. Stan folgte ihrem Beispiel. Kaum hatte er sich gesetzt, sah er zuerst 790 und dann Zev an.

"Warum sagt dieser Blecheimer nichts? Ha, ist seine Batterie endlich leer?"

"Ganz bestimmt nicht, bein Power-Pack reicht noch für mehr als 300 Jahre. Meine geliebte Honigschnecke hat mich jedoch gebeten, mich abzuschalten, solange dieses Wesen bei uns war. Wie kann man nur so blöd sein und die Tür verfehlen? Hihihi!"

Stan schlug 790 vom Tisch, so daß dieser direkt vor Kais Füßen landete. Kai hob ihn auf und brachte ihn zum Tisch zurück.

Seitdem sie zusammen mit Gur aufgebrochen waren, hatte Kai kein Wort gesagt. Er schien über irgend etwas nachzudenken. Zev legte ihren Löffel beiseite und sah Kai an.

"Was ist los mit dir? Stimmt irgendwas nicht? Sag doch was."

Sie klang besorgt, aber Kai schüttelte nur den Kopf und drehte sich um, damit er den Durchgang im Auge behalten konnte.

 

"Du, Wissender, folge mir!" Es war Gur der im Durchgang erschienen war und seinen kurzen Arm in Richtung Kai ausstreckte. "Ihr anderen wartet hier, ich komme dann und bringe euch an einen Ort, an dem ihr ohne Gefahr schlafen könnt."

"Was soll das heißen?", protestierte Zev, "Wohin bringt ihr Kai? Was habt ihr mit ihm vor!"

Gur versuchte, Zev zu beruhigen: "Habt keine Angst, meine Herrin will sich nur mit ihm unterhalten. Er wird bald zurück sein und euch Gesellschaft leisten."

Der Gnom verschwand wieder im Gang und Kai folgte ihm.

 

Schon nach wenigen Schritten bog der Gang nach links ab. Die grob bearbeiteten Wände gingen kurz hinter der Biegung in einen präziese ausgearbeiteten Flur über. Der Flur wurde durch Kugeln beleuchtet, die ein sanftes, weißes Licht ausstrahlten. Links und rechts von diesem Flur gingen weitere Gänge und Räume ab. Die Architektur unterschied sich so stark von dem, was er bisher gesehen hatte, daß er ein wenig verwirrt war. Irgendwie paßte beides einfach nicht zusammen.

Mit einem mal blieb Gur stehen. "So Fremder, hier ist es. Hinter dieser Tür liegen die Gemächer meiner Herrin. Ich werde mich nun um deine Freunde kümmern." Ohne ein weiteres Wort verschwand der kleine Kerl in die Richtung aus der sie gekommen waren und ließ Kai allein.

Die Tür vor der er stand öffnete sich automatisch und gab den Blick in einen großen Saal frei.

Die Decke wurde durch Stahlsäulen gestüzt und an der links von ihm liegenden Wand befand sich ein Computerterminal, welches anscheinend schon seit einiger Zeit nicht mehr benutzt wurde, da auf dem Tastaturfeld eine Schale mit Obst stand. Wer auch immer hier wohnte, hatte anscheinend keine Verwendung für diese Technologie. Der Boden und die Wände waren mit weißem Mamor verkleidet. Überall standen Pflanzen und versuchten der recht kalt wirkenden Atmosphere ein wenig aufzulockern. In der gegenüberliegenden Wand befand sich eine weitere Tür, die sich nun öffnete. Eine weibliche Stimme kam aus dem dahinterliegenden Raum: "Komm herein, ich beiße nicht."

Kai entsicherte seine Trilosichel und ging langsam auf die Tür zu und versuchte, zu erkennen, wie es in dem Zimmer aussah.

"Nun komm schon, oder hast du Angst vor einer Frau?"

Kai trat in das Zimmer und sah sich um. Das Licht war gedämpft, aber er konnte trotzdem die Siluette seines unbekannten Gesprächspartners erkennen. Es handelte sich, entgegen seinen Erwartungen, um ein menschliche Gestalt, kaum kleiner als er und von einer zierlichen, weiblichen Gestalt.

"Wer bist du?", fragte Kai?

"Ich bin deine einzige Chance!", kam die Antwort.

"Das beantwortet nicht meine Frage." Kai zielte mit seiner Trilosichel auf seine Gesprächspartnerin.

"Mein Name ist Sataria und ich finde es sehr unhöflich, wie du dich mir gegenüber verhältst. Ich will dir helfen und du bedrohst mich."

"Wieso sollte ich eure Hilfe benötigen?", wollte Kai wissen.

Statt eine Antwort zu geben, klatschte Sataria in die Hände und der Raum wurde hell ausgeleuchtet. Dann sagte sie: "Komm und setz dich, ich werde alles erklären."

Jetzt sah Kai, daß sich direkt vor ihm ein Tisch mit mehreren bequem aussehenden Stühlen befand, von denen Sataria ihm einen anbot, wärend sie sich selbst setzte. Er senkte seinen Arm und setzte sich dann auf den Stuhl, der Satarias Platz dirkekt gegenüber lag.

"Zuerst möchte ich, daß du mir eine Frage beantwortest."

"Welche?", wollte Kai wissen.

"Was ist Protoblut?"

Die Frage traf Kai wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Woher konnte sie davon wissen.

"Woher...", begann kai seine Frage.

"Seit ihr die neue Grenze überwunden habt, ist kein Augenblick vergangen, in dem ich euch nicht beobachtet und belauscht hätte." Nach einer kurzen Pause fügte sie hinzu: "Du sagtest, dein Protoblut würde stärker reagieren. Also, was ist dieses Protoblut?"

"Es ist etwas, über das ich nicht reden will, aber ich kann euch sagen, daß es das einzige ist, was meinen Körper daran hindert zu zerfallen."

Sataria sah ihn verwirrt an. Sie schien nicht zu verstehen, was Kai damit sagen wollte, also wurde Kai deutlicher.

"Wenn ihr es unbedingt wissen wollt. Ich bin, biologisch gesehen, nicht mehr am leben. Das Protoblut hält mich in dem Zustand, in dem ich mich jetzt befinde. Ich habe weder ein Herz, noch brauche ich Nahrung, da das Protoblut alles enthält, was ich benötige."

"Also benötigst du doch meine Hilfe."

"Das glaube ich kaum, ich komme sehr gut mit der Situation zurecht."

"Was ist, wenn ich dir sage, daß sich die Situation geändert hat? Hast du die Veränderung nicht bemerkt? Sicher nicht, sonst hättest du lengst bemerkt, wie dein Körper nach Nahrung schreit."

"Warum sollte er das tun?", erwiederte Kai ein wenig schroff.

"Das ist kein Grund unhöflich zu werden. Wenn du geduldiger wärst, würdest du es bald wissen. Also hör mir genau zu."

"Gut, ich werde euch nicht mehr unterbrechen.", sagte Kai.

Sataria stand auf und ging ein wenig umher.

"Ich werde vorne anfangen, damit es für dich leichter zu verstehen ist."

Sie atmete tief durch, ehe sie weiter sprach.

"Einst war ich Herrscherin über diese Welt und alle lebten friedlich und glücklich miteinander. Betar war mein politischer Berater und Lehrling. Du mußt wissen, daß ich Fähigkeiten besitze, die von vielen als Magie bezeichnet werden. Ich brachte Betar vieles bei, aber nicht alles, was sich später als richtig erwies. All das was ich ihn lehrte, war ungefährlich, solange er nicht im Besitz von Jal war, dem Stein, der Macht. Eines Tages erschienen Fremde und versuchten unsere Welt zu erobern, doch anstatt zu helfen sich gegen die Fremden zur Wehr zu setzen, verbündete sich Betar mit ihnen. Als Gegenleistung erhielt er Jal von ihnen und übernahm die Herrschaft. All diese Räume und die ganze Technologie die hier ungenutzt herumsteht, wurde von den Fremden mitgebracht. Sie hat ihnen nichts genutzt. Kaum war Betar im Besitz der Macht, sorgte er dafür, daß uns die Fremden nicht mehr gefährlich werden konnten."

"Was hat er getan?"

"Er hat sie umgewandelt, genau wie dich. Zuerst merkt man die Veränderung nicht, das Restultat ist aber immer das selbe. Du bist einem von den Eroberern schon begegnet."

Kai sah sie verwirrt an.

"Gur. Er sah mal so aus wie du und nun schau, was aus ihm geworden ist."

"Soll das heißen, daß ich auch bald so ausschauen werde wie er?"

Sataria stellte sich hinter Kai und legte ihre Hände auf seine Schläfen und began, sich auf ihn zu konzentrieren. Mit einem Mal entfuhr ihr ein kleiner Schrei und sie zog ihre Hände zurück.

Verstört sah sie Kai an und leicht irritiert sagte sie: "Was ist das in dir?"

Nun wußte Kai nicht, was sie meinte.

"Etwas schattenhaftes, dunkles ... böses und gleichzeitig mächtiges lauert in dir. Vielleicht ist das dein Glück. Ddie Macht in dir ist stärker als die von Betar, auch wenn er Jal besitzt."

"Ein Schatten aus meiner Vergangenheit. Aber warum hast du nicht versucht, ihm dem Stein wieder abzunehmen?"

Sie nahm ein Tuch ab, daß sie die ganze Zeit um ihren Hals getragen hatte. Ein metallenes Halsband kam zum Vorschein.

"Das ist ein sogenannter Skavenzähmer. Ein Halsband, ausgestattet mit verschiedenen Mechanismen, die die Schlimmsten Dinge mit einem machen können. In ihm eingebaut ist ein Sender, der ein Kraftfeld in der Halle nebenan steuert. Ich kann dies Räume nicht verlassen und daß schon seit sehr langer Zeit. Weißt du wie lange ich schon hier bin? Ich glaube in euerer Zeitrechnung sind es fast 3000 Jahre. Du fragst dich, wie das möglich ist?. Nun ja, hier existiert so etwas wie Zeit nicht. Das liegt an diesem Nebel, der unsere Welt ungibt. Sie läßt uns nicht altern."

Sataria stezte sich wieder.

"Du kannst diesen Ort verlassen und für mich den Stein zurückholen. Sei mein schwarzer Krieger. Du hast die Fähigkeit, Betar zu besiegen. Tu es für mich, mein Volk und ... dein Leben."

"Ihr scheint es immer noch nicht begriffen zu haben. Ich bin tot und ich bin kein Krieger mehr. Ich bin ein Mörder. Ja, genau das bin ich."

Langsam verloh Sataria die Geduld. Sie erhob sich und ging zu Kai herüber.

"Du hast also kein Herz. Beweis es mir."

Kai sah sie verwirrt an.

"Los zeige mir, daß du kein Herz hast."

Kai stand auf und öffnete seinen Kampfanzug, um Sataria die Pumpe zu zeigen, die sein Protoblud durch seinen Körper pumpte, aber sie war nicht dort. Er sah sie an. Auf einmal legte sie ihr Ohr an seine Brust und lauschte, dann stellte sie sich vor ihm auf.

"Das klingt aber nicht gerade tot, eher sehr kräfig."

"Das ist unmöglich. Ich weiß was ich bin. Das ist nur eine Täuschung."

"Nein, daß ist es, was Betar mit dir gemacht hat. Sicher warst du vorher eine zu große Gefahr für ihn, also hat er dich in ein sterbliches und verwundbares Wesen gemacht. Als nächstes wird er versuchen, dich und deine Freunde in seine Untertanen zu verwandeln. Doch in diesem Fall, war ich schneller. Der Stein, den ihr alle tragt, schützt euch vor seiner Macht, dennoch müßt ihr vorsichtig sein. Du kennst die Regel. Die Nacht gehört Betar."

"Warum hat er uns nicht schon längst verwandelt, wenn er es doch kann."

"Jeder Zauber kostet ihn Kraft, viel Kraft und er muß sich immer erst wieder erholen."

"Wir könnten eure Welt einfach verlassen und ..."

"Das ist nicht möglich, die Grenze läßt sich nur in eine Richtung passieren.", unterbrach ihn Sataria, "Betar kontrolliert die Grenze mit Hilfe von Jal. Begreifst du nun, warum dieser Stein so wichtig ist?"

"Und wenn ich euch den Stein bringe, was dann?"

"Ich könnte die Grenze auflösen und wenn Betar den Stein nicht mehr besitzt, wird all sein Zauber unwirksam. Du und all die anderen, die er verhext hat wären wieder so wie früher."

"Vielleicht gefällt es mir aber so, wie es ist und wir bleiben hier ohne euch zu helfen."

"Der Stein der euch schützt hält nicht ewig. Seine Kraft läßt kontinuierlich nach."

"Dann ist die einzige Möglichkeit mich und meine Freunde zu befreien, euch den Stein zu bringen.", stellte Kai fest.

"Ja so ist es. Nun, hilfst du uns?"

"Bleibt uns denn eine andere Wahl?"

"Nein!", antwortete Sataria knapp.

Sie ging zu ihrem Platz zurück und sagte dann: "Es ist schon bald Mittag, du solltest schlafen und etwas essen. Vergiß nicht, daß du im Moment sterblich bist. Gur wird dich zu deinen Freunden bringen."

Der kleine Kerl hatte, ohne daß es Kai gemerkt hatte, den Raum betreten.

Sataria wandte sich noch mal an Kai: "Bevor ihr aufbrecht, werden wir uns noch einmal sprechen, dann werde ich dir alles über den Stein berichten, was ich weiß. Nun geh."

Kai nickte nur und verließ dann Sataria um Gur zu Stan und Zev zu folgen.

 

Zev lag in einem bequemen Bett und schlief, als Kai leise ins Zimmer trat und sie beobachtete. 790 stand auf einer Kommode neben ihrem Bett, daß Licht war schwach und kam von einer Kerze die neben 790 stand. Gur zog an seinem Arm und Kai folgte ihm ins Nebenzimmer.

"So, das ist dein Zimmer. Ich werde dir was zu essen bringen und aufpassen, daß du es auch ißt. Danach wird geschlafen.", sagte Gur mit seiner etwas grimmig klingenden Stimme und verließ das Zimmer

Der Raum war einfach aber bequem eingerichtet. Direkt links neben der Tür stand ein kleiner Tisch mit vier hochlenigen Stühlen, rechts von der Tür war erst eine kleine Kommode und dann das große Bett.

Er setzte sich an den Tisch und wartete.

Mit einem Mal hörte er leise Schritte auf dem Flur.

"Kai?", hörte er eine Stimme leise rufen. Es war Zev, die nun im Türbogen stand und ihn ansah. Hinter ihr erschien Stan, der etwas verschlafen aussah.

"Setzt euch doch oder wollt ihr da stehen bleiben?"

"Wo warst du so lange?", wollte Zev wissen, wärend sie und Stan sich zu Kai an den Tisch setzten.

"Ja, wo warst du? Zev hat mich mit ihrer Sorge fast in den Wahnsinn getrieben. Ich war schon ganz blöde im Kopf.", beschwerte sich Stan. Zev sah ihn an und meinte: "Stan, du bist immer etwas blöde im Kopf, das ist bei dir normal."

Gur unterbrach die Unterhaltung: "Hey, stell' das selber auf den Tisch, oder muß ich mir erst eine Leiter holen. Ich bin nicht dein Dienstmädchen." Er drückte Kai einen kleinen Kessel mit Suppe und einen Korb mit Geschirr, Obst und Brot in die Hand und kletterte auf den letzten freien Stuhl. "Du weißt, was die Herrin gesagt hat. Ich bleibe so lange hier, bis du gegessen hast."

Stan und Zev sahen erst Gur und dann Kai verwirrt an. Der hatte die Sachen, die Gur ihm gegeben hatte, bereits auf den Tisch gestellt und einen Teller mit Suppe gefüllt.

"Kai?", fragte Zev, "Was sagt es da? Du brauchst doch keine Nahrung. Du bist tot."

Gur ächzte verächtlich.

Kai saß den Teller an wie etwas, daß er noch nie im Leben gesehen hatte. Er nahm den Löffel und tauchte ihn langsam in die Suppe.

"Ich habe seit mehr als 2000 Jahren keine Nahrung mehr zu mir genommen."

"DU SOLLST ESSEN!", fuhr ihn Gur an, "Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit!"

Kai steckte den Löffel mit der Suppe in den Mund und schluckte. Auf Zev wirkte er wie ein störrisches Kind, was sie zunehmend erheiterte: "Jetzt weiß ich auch wer Stan angeknurrt hat. Es war Kais Magen." Sie lachte und ihr Lachen hallte in den Fluren wieder.

Sie sah Kai an, der langsam vor sich hinlöffelte. "Verzeih mir, aber es wirkt so komisch auf mich, dich da sitzen zu sehen und dir beim Essen zu zuschauen."

"Das Lachen wird dir sicher bald vergehen, wenn du den Grund dafür erfährst.", meinte Kai und griff nach dem Brot.

"Die ganze Zeit haben wir überlegt, was wir tun können, um dir ein neues Leben einzuhauchen, dabei ist es anscheinend so einfach."

"Dieses Leben ist kein Geschenk, sondern ein Fluch, und das Resultat sieht so aus wie er." Kai deutete, wärend er das sagte, auf Gur und fügte hinzu: "Es ist ein Fluch, der jeden von uns betrifft. Auch dich und Stan. Wenn wir nichts dagegen unternehmen, werden wir bald alle so aussehen. Unsere Gastgeberin will uns helfen. Sie glaubt, Betar hat mich zu neuem Leben erweckt, weil ich tot eine zu große Gefahr für ihn bin."

Stan schien das nicht besonders toll zu finden und stammelte: "Also ... ich schlage vor, daß wir hier so schnell wie möglich verschwinden."

"Das können wir nicht. Dieses Kraftfeld, sie nennen es die Grenze, hat uns zwar herein gelassen, aber sie wird uns nicht wieder heraus lassen.", dämpfte Kai Stans Tatendrang.

Wärend Kai weiteraß, berichtete er den anderen, worüber er mit Sataria gesprochen hatte.

 

Fortsetzung folgt.....



                      


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