Ich bin das Ende




Ja, da waren sie also unterwegs, unsere Helden. Der fraktale Sog und der Gigaschatten waren vernichtet und sie auf der Suche nach einer neuen Heimat. In Sicherheit! So glaubten sie. Nun, zumindest glaubten es zwei von ihnen. Zwei und eine viertel Person, um genau zu sein. Denn es waere nicht ganz richtig gewesen, 790 als ganze Person zu bezeichnen. Vielleicht haette er es besser wissen muessen, hatten seine Schaltkreise ihn in der Vergangenheit nicht hin und wieder Dinge sehen lassen, die die anderen nicht sahen oder sehen wollten? Aber seine Schaltkreise waren mit anderen Dingen beschaeftigt. Er traeumte! So jedenfalls nannte er es, obwohl er als Roboterkopf nicht wirklich in der Lage dazu war. Aber nun gut, er wollte es so bezeichnen, auch wenn er in dieser ersten Nacht und leider auch in den darauffolgenden, die sie an Bord der Lexx verbrachten, nicht bei Zev lag und sie ihm nicht mit ihren Lippen den Staub von seinem Haupt kraulte.
Ein anderer unserer Helden haette ebenfalls wissen muessen, dass etwas nicht so war, wie sie annahmen. Ihr Sieg ueber den Gigaschatten, eine Illusion! Ihr Wiegen in Sicherheit, wo es keine Sicherheit gab! Aber nein, auch Kai wusste nichts von dem, was er in sich trug. Ein kurzes Ahnen nur war es gewesen, nicht laenger als ein Wimpernschlag und dann wieder verschwunden. So wie ein Traeumer sich am Morgen an einen naechtlichen Traum erinnerte, der dann, nach einem tiefen Atemzug nicht mehr greifbar war, nur ein unbestimmtes Gefuehl zurueckliess. Nein, Kai wusste nichts von dem, was in ihm wohnte. Yottskri hatte es gewusst, als die fremde Macht von ihm Besitz ergriff. Aber der Gigaschatten hatte auch keinen Grund gesehen, den toten Priester darueber im unklaren zu lassen. Im Moment erschien es ihm jedoch angebracht, seinem neuen Wirt seine Existenz zu verheimlichen.
Wie konnten sie nur glauben, diese armseligen kleinen Menschen, dass sie ihn wirklich vernichtet hatten? Dass sie die Macht dazu besassen? Die Zeitlose Prophetin, was hatte sie schon gewusst? Nichts von seiner wahren Macht. Sie gab den Menschen Hoffnung, wo es keine Hoffnung fuer sie geben konnte. Nun, er wusste es natuerlich besser. Ihn konnte niemand vernichten, auch nicht der Letzte der Brunnen-G. Der Gigaschatten war unbesiegbar. Denn...
"Ich bin das Ende", murmelten Kais Lippen im Schlaf.
Zev hingegen schlief nicht. Wie konnte sie, nach allem was in den letzten Stunden geschehen war, seit sie durch den fraktalen Sog in die Dark Zone zurueckgekehrt waren? Endlich! Endlich konnte sie dem nachkommen, was ihre eigentliche Bestimmung war, seit ihrer - zugegeben unvollstaendigen - Umwandlung in eine Liebessklavin. Sie hatte mit Kai all das getan, wonach Stan und selbst 790 (wenn ihm dazu auch etwas Wesentliches fehlte), sich so lange umsonst sehnten. Und jetzt war sie innerlich viel zu aufgewuehlt von all dem, als dass sie auch nur ein Auge haette schliessen koennen. "Ich bin das Ende", murmelte Kai erneut. Er waelzte sich unruhig im Schlaf hin und her.
"Liebling, was hast du gesagt?", fragte Zev leise.
"Was?" Erschreckt fuhr Kai hoch.
"Du hast im Schlaf etwas gemurmelt", erklaerte Zev ihm. "Es klang wie, ich bin...ach, ich weiss nicht mehr."
"Vermutlich habe ich schlecht getraeumt", meinte Kai, obwohl er sich an nichts erinnern konnte. Sein Kopf fuehlte sich im Moment wie ein grosses schwarzes Loch an. Benommen von Gedanken, die nicht seine eigenen waren. "Schlecht getraeumt?" Zev schmiegte sich laechelnd an ihn, streichelte seine Brust. "Hoer mal, wie konntest du nach all dem was zwischen uns war, schlecht traeumen?"
Sie kuesste seine Lippen, aber er erwiderte ihren Kuss nur kurz, dann schob er sie sanft zur Seite und erhob sich. Ein wenig enttaeuscht, ihre Zaertlichkeiten nicht in dem gewuenschten Mass erwidert zu sehen, stand auch Zev auf. Na ja gut, er war gerade erst von den Toten auferstanden, man konnte wohl nicht zu viel erwarten. Es wuerde schon werden. Schliesslich hatten sie ausreichend Protoblutplasma dabei, das seine Lebenskraefte sicher bald wieder richtig in Schwung brachte.
Kai begab sich auf die Bruecke der Lexx. Hier lag Stanley Tweedle auf einer schmalen Pritsche. Nicht gerade bequem, aber Stan war daran gewoehnt, ohne Bequemlichkeit auszukommen. Eine weiche Matratze, eine warme Zudecke, ein Kopfkissen, er konnte sich nicht erinnern, wann er dies zuletzt benutzt hatte. 790 benoetigte so etwas ohnehin nicht. Er lag auf seinem Podest, als Zev Kai auf die Bruecke folgte. Begeistert verdrehte der Roboterkopf seine Monitoraugen und rief:
"Guten Morgen, mein Mumpelchen. Hast du gut geschlafen, du Stern meines Universums?"
"Ha! Gut geschlafen!", entfuhr es Stan, der ein wenig verstimmt war, ueber das glueckliche Laecheln auf Zevs Lippen. "Zum Schlafen sind die doch bestimmt nicht gekommen."
Nein, er hatte es noch nicht ueberwunden, von Zev abgewiesen worden zu sein. Daran aenderte auch sein Sieg ueber Feppo und Smoor nichts, seine Peiniger, denen er es endlich heimgezahlt hatte. "Stan", sagte Kai, "ich kenne den Kurs, den wir nehmen muessen, um unsere neue Heimat zu finden."
"Du kennst den Kurs?" Stan runzelte die Stirn. "Woher kennst du..." "Egal", unterbrach Kai ihn, denn er kannte auf diese Frage ohnehin keine Antwort. Er wusste es seit dieser Nacht, soviel stand fest. "Die Hauptsache ist doch, ich kann dir sagen, wohin die Lexx uns fliegen muss."
"Kai, bist du dir auch ganz sicher?", fragte Zev ueberrascht. Sie konnte sich sein ploetzliches Wissen nicht erklaeren. Doch nun gut, sie zuckte die Achseln. Sollte er den Kurs nennen. Bisher war die Lexx nur ziellos durch das All geflogen. Jetzt endlich ein Ziel zu haben, war besser als diese Suche, die sie bis heute nicht weitergebracht hatte.
Kai nannte Stan die Koordinaten, die dieser wiederum an die Lexx weitergab, denn sie hoerte nach wie vor nur auf ihn.
"Der Kurs liegt an, Stan. Stan, einfach Stan", sagte die Lexx mit ihrer erotischen Stimme.

****


"Wacht auf! Wacht auf!", rief eines Morgens, nach vielen Wochen des Fluges durch ein menschenleeres All, die Stimme von 790. Es war mitten in der Nacht und zwei der drei menschlichen Passagiere taumelten alarmiert hoch. Noch nicht gaenzlich wach, erschienen Zev und Kai auf der Bruecke. "Was ist los?", fragte Zev den Roboterkopf.
"Seht doch! Seht was da im All vor uns schwebt. Ein Planet, so blau wie deine Augen, mein Saphir", schwaermte 790 voller Begeisterung.
"Oh!"
Staunend ging Zev auf den Sichtschirm zu, vor dem Kai bereits stand. Sie hatte sich 790 unter den Arm geklemmt und er war gluecklich, ihr wieder einmal so nah sein zu duerfen. In den vergangenen Wochen hatte sie ihn nur selten vom Podest genommen und allmaehlich hatte sich auf seinem Haupt tatsaechlich eine Staubschicht gebildet. Doch jetzt war die Welt wieder in Ordnung. Beim Anblick dieses Planeten hatte sie ihn wieder an ihr Herz gedrueckt. Die neue Welt erschien ihm verheissungsvoll.
"Stan, wach auf", rief Zev jetzt dem ehemaligen Wachmann 4. Klasse zu. Er lag noch auf seiner Liege und ruehrte sich nicht.
"Oh nein, noch nicht", murmelte Stan unwillig im Schlaf. "Mir sind meine Strafpunkte ganz egal."
Im Halbschlaf glaubte er, wieder im Cluster zu sein, in seiner engen Einzelzelle, die ihm so viele Jahre als Schlafplatz diente. Ihm war, als spraeche wieder der Computermund zu ihm, der ihn wecken wollte, um ihn zu seinen Dienst zu schicken, den er so sehr hasste.
"Stan! STAN, WACH AUF!"
Jemand schuettelte ihn. Wie von einer Tarantel gestochen, schoss Stan hoch. "Wie? Was? Ach, Zev, du bist es." Erleichtert atmete Stan auf. Der Cluster lag laengst weit hinter ihnen, wie hatte er das nur vergessen koennen? "Stan", sagte Kai, der immer noch mit uebereinandergeschlagenen Armen vor dem Sichtschirm stand. "Lass uns landen."
"Ja, aber diesmal vorsichtiger als beim letztenmal", warnte 790 ihn. "Ich moechte mir nicht wieder den Schaedel anschlagen."
Stan fand es unter seiner neugewonnenen Wuerde, darauf zu antworten. "Lexx, lande bitte auf diesem Planeten", befahl er mit sicherer Stimme. "Ganz wie du wuenscht, Stan."
Er hatte es ihr abgewoehnt, seinem Namen ein Stan, einfach Stan hinzuzufuegen.


****


Der neue Planet, der ihre Heimat werden sollte, war wundervoll. Staunend gingen sie in diese Welt hinaus. Zev und Kai hielten sich an den Haenden. 790 wurde immer noch unter dem Arm getragen. Stan schob sich dicht an Zev heran und versuchte, seinen Arm um ihre Taille zu legen. Sie hatte jetzt zwar Kai, dem das neue Protoblutplasma zu unerwarteter Lebendigkeit verholfen hatte, aber man konnte ja nie wissen. Realistisch gesehen, war er immer noch ein toter Mann. Vielleicht sehnte sie sich ja doch irgendwann einmal nach einem ri chtigen lebendigen Mann. Davon abgesehen erhob er ja auch nicht unbedingt einen Exclusivanspruch auf sie. Eine Frau wie Zev konnte es sehr wohl mit zwei Maennern aufnehmen, da war er sich voellig sicher. Und Kai...nun, trotz Protoblut war er manchmal schon ein wenig komisch. Es gab Momente, da schien er wie abwesend. So als sei er wieder gaenzlich tot. Seine Augen blickten dann ins Leere und wenn man ihn ansprach, reagierte er nur mit Verzoegerung. Stanley wusste nicht, ob Zev dies bemerkt hatte. Sie sprach jedenfalls nicht darueber.
Verwundert schritten sie durchs hohe Gras, erblickten Baeume, Buesche, Blumen, einen plaetschernden Bach mit klarem, durchsichtigem Wasser, in dem sie ihr Spiegelbild erblickten, als sie sich darueber beugten. Alle waren ueberwaeltigt. Keiner von ihnen hatte jemals so etwas gesehen. Auch Kai nicht, obwohl er in den 2000 Jahren seines Lebens -oder Todes, je nachdem wie man es sah- viel gesehen hatte. Doch nichts von dem war so schoen gewesen, wie diese Welt.
"Unsere Heimat", sagte Zev ergriffen. Sie sprach damit aus, was sie alle dachten.
Alle? Nun ja, im Grunde schon. Doch nicht alle dachten es auf dieselbe Weise. Denn da gab es noch einen Begleiter und nur er selbst wusste, dass er unter ihnen weilte. Ihn kuemmerte nicht die Schoenheit dieser Welt. Sie wuerde ohnehin vergehen. Nicht heute, nicht morgen, aber es wuerde geschehen. Doch nun war es fuer ihn an der Zeit, taetig zu werden, denn er war auf der Suche nach einem neuen Koerper. Diese Welt bot deren so viele an. Sie war wahrhaftig reichhaltig in dieser Beziehung. Er wuerde keine Probleme haben, sich immer und immer wieder einen neuen Wirt zu suchen, bis die Zeit fuer ihn gekommen war, zu alter Groesse aufzusteigen.
Kai fiel ploetzlich auf die Knie. Seine in letzter Zeit so rosige Gesichtshaut, war auf einmal ganz bleich geworden.
"Kai!", schrie Zev entsetzt auf. "Was ist mit dir?"
"Ich...ich weiss nicht." Er glitt ins hohe Gras, die Augen geschlossen. "Kai!" Zev kniete neben ihm. "Bitte sag doch etwas. Ist es ein neuer Protoblutsturz?"
Er antwortete nicht, stoehnte nur leise auf.
"Kai!" Traenen schossen Zev in die Augen. "Bitte, du darfst nicht wieder sterben."
Aengstlich sah sie in sein Gesicht. Dann ploetzlich durchschoss sie ein Gedanke.
"Natuerlich, das Protoblut ist verbraucht. Wir wussten ja nicht, wie lange es reicht." Sie sprang auf und rannte davon, 790 immer noch unter ihrem Arm. "Wohin willst du denn?", schrie Stan ihr nach. Sie wollte ihn doch wohl nicht mit diesem abermals toten-toten Kai zuruecklassen. Eilig hetzte er hinter ihr her. Aber er hatte sie noch nicht eingeholt - natuerlich war sie zum Raumschiff gelaufen - da befand sie sich bereits auf dem Rueckweg. Ein Schlauch, gefuellt mit diesem ekligen Protoblutplasma, in der Hand. Stan wurde immer ganz uebel, wenn er es sah. Es erinnerte ihn immer an diesen Schleim, den ihm seine Mutter in seiner Kindheit zum Fruehstueck servierte. Er hatte ihn gehasst, trotzdem musste er ihn jahrelang jeden Morgen essen. Zev kam atemlos bei Kai an. Er lag immer noch im Gras, die Augen geschlossen. Aber er schien nicht mehr ganz so bleich, wie noch zuvor. Zev liess 790 ins Gras fallen. Er fiel direkt auf seine Monitoraugen und konnte nichts mehr sehen. So sah er auch nicht das wurmartige Geschoepf, das neben Kais Kopf gelegen hatte und sich nun davonschlaengelte.
"Zev! Zev!", rief 790, um sie auf sein Dilemma hinzuweisen, doch sie hoerte ihn gar nicht. Ebensowenig sah sie, was sich von Kai entfernte, denn sie blickte nur in sein Gesicht.
Doch dann schlug er die Augen auf und er laechelte, wie er seit Wochen nicht gelaechelt hatte. Zev jauchzte auf.
"Du lebst!", rief sie. "Kai, du lebst!"
Mit ihrer Hilfe richtete er sich auf, obwohl er stark genug gewesen waere, dies allein zu schaffen. Er fuehlte sich kraeftig genug und irgendwie befreit, wenn er auch nicht wusste, warum das so war.
"Nun", sagte er, "leben kann man es wohl nicht nennen. Ich bin immer noch so tot wie zuvor. Aber sagen wir es einmal so. Ich fuehle mich so lebendig, wie seit 2000 Jahren nicht mehr."

****


Ihre Heimat! Zev konnte vom Anblick dieser Welt immer noch nicht genug bekommen, obwohl sie jetzt seit Tagen hier waren. Sie konnte ihr Glueck gar nicht fassen. Zwar hatte sich die Hoffnung, hier auf andere Menschen zu treffen, nicht erfuellt, aber das bedrueckte sie nicht. Sie hatte Kai, Stanley und 790, das war alles was sie benoetigte. Nach einer Kindheit, in der sie nur in Gesellschaft holographischer Erzieherinnen aufgewachsen war, war dies viel mehr, als sie je erwarten konnte. Alles hatte sich fuer sie so gut entwickelt. Ihr Herz war erfuellt von Freude.
Heute war sie allein unterwegs. Es war ganz frueh am Morgen. Kai schlief noch, Stanley ebenfalls und 790 lag auf seinem Podest, ausnahmsweise schweigend, nicht diese nervenaufreibenden Reime vor sich hinbrabbelnd. Vielleicht kam er doch endlich zur Vernunft.
Gluecklich seufzte Zev auf, streckte ihr Gesicht der Morgensonne entgegen, die so strahlte, wie sie selbst.
"Hallo!", sagte eine Stimme hinter ihr. Erschreckt fuhr Zev herum, sie konnte jedoch niemanden sehen.
"Kai?", fragte sie. "Stan?" Doch sie waren nicht da. "Wer hat da eben gesprochen?", wollte sie wissen.
"Hier, hier bin ich." Es war eine maennliche Stimme und...ja, sah sie es richtig? Diese Stimme kam von diesem Tier, das da an dem Baum hing, nur wenige Schritte von ihr entfernt. Es betrachtete sie aufmerksam. Neugierig ging Zev ein paar Schritte naeher heran. Es erinnerte sie im ersten Moment an diese Wuermer vom Muellplaneten, aber sie wusste irgendwie, dass es nicht derselben Spezies angehoerte. Sie verspuerte keine Furcht bei seinem Anblick. "Koennen alle Tiere auf dieser Welt sprechen?", fragte sie in ihrer unglaublichen Naivitaet.
"Na ja, sie koennen es schon. Doch du kannst sie nicht verstehen." "Aber ich kann dich verstehen."
Sie ging noch ein Stueckchen naeher an dieses Tier heran.
"Ja, weil ich es so moechte. Du koenntest mich jedoch noch viel besser verstehen, wenn du von dieser Frucht dort essen wuerdest."
"Welche Frucht?", fragte Zev verstaendnislos.
"Diese runden Fruechte, die an diesem Baum hier wachsen."
Zev blickte hinauf und entdeckte drei runde, gruenlichrote Kugeln ueber sich an einem Ast. Waren sie zuvor auch schon dort gewesen? Sie konnte sich gar nicht daran erinnern.
"Das kann man essen?", fragte sie unglaeubig. Sie hatte niemals so etwas an Nahrung zu sich genommen.
"Es sind ganz besondere Fruechte", erklaerte das Tier. "Dies ist der Baum der Erkenntnis."
"Der Baum der Erkenntnis?" So etwas hatte sie noch nie gehoert.
"Ja", bestaetigte das Tier. Zev zuckte die Achseln.
"Na gut, klingt aufregend." Sie streckte die Hand danach aus.
"Warte", sagte das Tier. "Iss mit den anderen zusammen. Die Wirkung ist viel staerker, wenn ihr gemeinsam zur Erkenntnis gelangt."
"Ja", sagte Zev, "das ist eine gute Idee."
In diesem Moment sah sie Kai und Stan das Raumschiff verlassen. Kai trug 790, denn dieser weigerte sich immer noch, sich von Stan tragen zu lassen.
Irgendwie sah er wohl immer noch einen Rivalen in ihm. "Kommt!", rief Zev. "Ich habe etwas fuer euch." Sie pflueckte die drei Fruechte vom Baum. "Ihr muesst sie unbedingt probieren. Ich verspreche euch eine ungeheure Wirkung."
"Schatz, du weisst doch, ich esse nichts mehr. Das Protoblut erfuellt alle meine koerperlichen Beduerfnisse."
"Alle?", fragte sie laechelnd und kuesste ihn.
"Vielleicht nicht ganz und gar alle", gab er zu. "Aber das wusste ich nicht, bevor ich dich traf."
"Gut, dann weisst du auch nicht, was diese Frucht bei dir bewirkt. Versuch sie doch einfach." Und als er noch zoegerte, bat sie. "Tu es fuer mich." "Na gut." Er nickte. Sie gab ihm eine dieser Kugeln und auch Stan erhielt eine davon. Zev strahlte die beiden an.
"Also los. Beissen wir hinein."
Sie taten es. Ihre Zaehne drangen in das feste Fruchtfleisch, der Saft beruehrte die Geschmacksknospen ihrer Zunge.
"Mmh, lecker". Stan kaute gierig auf dem abgebissenen Stueckchen herum. Er hatte nie etwas gegessen, das so gut schmeckte. Doch dann...
"Was ist das?", fragte er mich kraechzender Stimme.
"Ein sprechendes Tier", erklaerte Zev. Doch dann veraenderte sich der Ausdruck ihres Gesichts, wie auch der Stans und Kais. Ploetzliche Erkenntnis war in allen drei Gesichtern zu lesen. Einzig 790 begriff nichts.
"Was ist das?", fragte nun auch er.
"Das...das... ist das Ende", brachte Kai mit stockender Stimme hervor. Ein Lachen liess sich vernehmen, laut und voller Zufriedenheit.
"Nein, Kai, ich bin nicht mehr das Ende. Nun bin ich der Anfang."
Das Lachen klang noch lange in diesem Garten nach, dem 790 gerade gestern den Namen Eden gegeben hatte.

                      
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