Resident Evil


Die erwartete Gurke

"Nicht schon wieder eine Videospieleverfilmung!" dürften die meisten Mittlerweile rufen. Derzeit gibt es die in fast Inflationärer Größenordnung, ähnlich wie Comicverfilmungen. Während letztere ein recht hohes Level haben (die meisten erreichen locker mindesten 6 Punkte, viele sogar mehr), ist die Qualität bei ersteren eher miserabel. Das hat natürlich viele Gründe, der eine sind schlechte Drehbücher und der andere unfähige Regisseure, wie Paul W.S. Anderson. Wer auch immer den ins Kino gelassen hat, sollte eigentlich standrechtlich erschlagen werden. Abgesehen von "Event Horizon" hat der noch nie einen auch nur einigermaßen erträglichen Film fabriziert. Daneben halte ich ihn auch hautpsächlich mitverantwortlich für den schlechten Ruf von Videospieleferfilmungen. - Sein "Mortal Kombat" und "Super Mario Bros" waren die Ersten und beide grottenschlecht.

Etwas überraschend hat er denn doch den richtigen Ansatz und versucht ein Horror-Actiondrama zu schreiben. Das ist der Vorlage durchaus angemessen, aber in der Umsetzung leider ein Totalausfall. Die ersten beiden Sequenzen sind dann auch noch recht gut, erzählen aber leider auch schon die Hälfte der Geschichte, was für Dramaturgie und Erzählung gar nicht gut ist. Ab der Stelle, wo die "Spezialeinheit" durch das Fenster kommt, baut der Film ab. Natürlich gibt es noch ein Paar gute Momente, etwa wenn der erste Zombie aufwacht und wenn die Leute von der Druckwelle der Explosion relativ realistisch auf den Boden geworfen werden, aber die gehen leider in der sonstigen schwachen Inszenierung unter.

Die Story über den "Zwischenfall," den Bösen und den "Security Lockdown" ist zwar nicht neu, würde aber funktionieren, wenn sie ein besserer Autor umgesetzt hätte. Leider haben die Charaktere keine Persönlichkeit, wer überlebt ist ziemlich egal und die einzige sympathische Figur stirbt schon in der Mitte des Films in der peinlichsten Sequenz. Das für die alberne Lasefalle verbrannte Geld wäre in der Charakter und Drehbuchentwicklung besser angelegt gewesen. Die Leistung der Schauspieler ist insgesamt äußerst schwach, einigen glaubt man nicht einmal ihre Figuren und die anderen müssen auch keine besondere Leistung bringen. Besonders Milla Jovovich nervt als Hauptdarstellerin mit Ausdruckslosigkeit und Beschränkt sich darauf ab und zu mal halbherzig zu versuchen entgeistert oder erschreckt zu gucken.

Das Design hinterlässt einen etwas zwiespältigen Eindruck. Die einzelnen Sets wirken durchaus teuer und eine ganze Reihe schafft es auch den "Techno-Gothic-Look" der Spiele einigermaßen wiederzugeben. Dabei wirken sie auch noch einigermaßen autentisch. Leider passen die ganz ordentlichen einzelnen Sets nicht wirklich zu einer konsistenten Welt zusammen, so dass der wieder vieles von der eigentlich guten Grundidee verloren geht. Die viel zu nervig-hektische Inszenierung nimmt dem ganzen dann leider wieder viel von der gewünschten Atmosphäre. Richtig schlecht wird es dann, wenn die Monster auftauchen. Die Zombies wirken billig und langweilig. Bei den anderen Kreaturen hatten die Designer und FX-Leute wohl auch einen schlechten Tag. Milla Jovovich wirkt mit ihrer kalkweißen Haut untoter als die Zombies. Wie immer bei Paul W.S. Anderson wirken die Effekte veraltet.

Ebenfalls völlig daneben ist, dass man den Druck, unter dem die Charaktere stehen, die in einem Untergrundkomplex voller Monster stecken in keinem Moment spüren kann. Die Hauptfigur ist dazu noch nahezu unbesiegbar, außer in der letzten Sequenz, weil sie dort unbedingt eins auf die Rübe bekommen muss, damit die Ausgangssituation für den zweiten Teil stimmt. Dazu ist das ganze Ende genau aus diesem Grund völlig überkonstruiert und das Verhalten der Charaktere macht dort keinen Sinn mehr. Richtig schlecht wird es dann, wenn die Actionsequenzen kommen. Ausgerechnet in einem Film, der viel zu schnell inszeniert ist, um die Inhaltlich Leere zu überdecken, sind die Actionsequenzen zu langsam und haben gar keine Dynamik.

Trotz prinzipiell richtigem Ansatz, einer ganzen Reihe von ganz guten Einzelbildern und brauchbarer Grundstory setzt Paul W.S. Anderson diesen Film völlig in den Sand. Er ist weder als Autor noch als Regisseur auch nur ansatzweise fähig seine Konzeption adäquat umzusetzen. Er versagt in allen Bereichen. Als Actionfilm taugt das ganze nichts, weil es genau genommen gar keine Actionsequenzen gibt. Als Drama taugt das ganze nichts, weil dazu richtige Charaktere und ein Drehbuch nötig gewesen wären. Als Zombiefilm taugt das ganze nichts, da die Zombies nur fünf Minuten im Film zu sehen sind. Warum man einen Paul W.S. Anderson überhaupt Kinofilme machen lässt ist kaum Verständlich. Die wenigen Stärken bei Einzelbildern und Sets suggerieren, dass der Mann vielleicht ein guter Produktiondesigner oder Fotograf wäre. Als Regisseur ist eine völlige Fehlbesetzung.

Resident Evil

Alternativen
  • 28 Days Later (7 - Völlig anderer Zombiefilm)
  • Dawn of the Dead (7 - Ordentlicher Zombiefilm)
Einzelwertung
Drehbuch: Gute Story Miserabel Erzählt Sehr Konstruiert 3
Charaktere: Haben keine Persönlichkeit Hauptfigur inkonsistent 1
Schauspiel: Unglaubwürdige Darsteller Gibt fast keins 0
Kamera: Passt fast nie Ziellos 1
Musik: Nervt einfach nur Schwache Musik 2
Schnitt: Meist zu hektisch Action zu langsam 0
Inszenierung: Völlig daneben Keine Emotion 1
Design: Zusammenhanglose Sets Langweilige Monster 2
Effekte: Sehr künstlich Wirken billig 2
Action: Lahm, keine Ziele Schlecht Choreografiert 0
Summe: Nervige Hektik statt suspense Kein Inhalt 12


Auszeichnungen

Blecherne Bohne
  Schlechte Regie
  Paul W.S. Anderson

Blecherne Bohne
  Schlechter Film
  Paul W.S. Anderson

Blecherne Bohne
  Schlechtes Drehbuch
  Paul W.S. Anderson

Blecherne Bohne
  Schlechtes Schauspiel
  Gesamte Besetzung

Blecherne Bohne
  Schlechter Schnitt

Blecherne Bohne
  Schlechte Filmmusik
  Marilyn Manson

Blecherne Bohne
  Schlechte Action

Blecherne Bohne
  Schlechtes Design:
  Kreaturen


Meinung

So Nicht!

Wie bei den meisten Produzenten ist Bernd Eichingers Filmografie sehr wechselhaft. Neben Ausnahmefilmen wie "Christiane F." oder "Der Name der Rose" sind eben auch Totalausfälle wie "Prinz Eisenherz oder eben "Resident Evil" dabei. Dabei hätte sich zumindest letzterer Film mit einem hochkarätigen Regisseur wie z.B. James Cameron, der meines Wissens zu der Zeit noch zur Verfügung gestanden hätte durchaus vermeiden lassen. Warum musste es ausgerechnet der drittklassige Paul W.S. Anderson sein, der schon lange ins Videoregal verbannt gehört.

Aus einigen Berichten geht durchaus hervor, das eigentlich viele Stellen mit an sich hochkarätigen Leuten besetzt wurden, aber beim Film reicht eben ein schlechter Regisseur um deren Arbeit zunichte zu machen. Dazu erweckt das Ergebnis den Eindruck, dass die einzelnen Abteilung nie richtig zusammengearbeitet haben. Das ist in etwa so, als würde man für ein "Magic"-Deck einen Haufen mächtiger Karten zusammenwerfen und sich dann wundern, warum man trotzdem immer verliert. (Weil die Karten nicht richtig zusammenarbeiten.)

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