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Nebula, ihre Welt, lag in ihrem Todeskampf. Alles lag in einem dichten, leicht giftigen Nebel. Die Sonne war, wenn überhaupt, nur als hellerer Fleck im dichten Dunst zu erkennen, und sie schien auch keine Bahn zu haben. Seit Jahrtausenden hatte man nicht mehr den Himmel gesehen. So hatten die Menschen vergessen, was das Wort 'Sterne' bedeutete. Und das Wort 'Himmel' bedeutete nur noch 'oben'. Alles Lebendige kümmerte und siechte langsam dahin.
Und die Elfen wurden für dieses Verhängnis verantwortlich gemacht. Im großen Krieg, den sie gegen die Kaiserin gekämpft hatten, brachten sie den Nebel über die Welt - So wurde es überall verkündet. Die Kaiserin hätte danach die Elfen heldenhaft vernichtet, wurde weiterhin den Leuten gelehrt, und somit die Welt gerettet. Doch den Nebel konnte sie in ihrer nun mindestens 2000-Jahre andauernden Herrschaft nicht beseitigen. Überhaupt hatte sie noch niemand gesehen. Doch ihre Schergen, die gefürchteten Schwarzen Garden, kontrollierten dennoch alles mit strenger und oft auch grausamer Hand.
Die restlichen Elfen, versprengte kleine Trüppchen, die sich in den
wildesten, entlegensten und unzugänglichsten Gegenden versteckten,
wurden von den Schwarzen Garden
gnadenlos und unerbittlich gejagt. Nun, nach 2000 Jahren
der Flucht, standen sie am Rande der Ausrottung.
Nur Halbelfen, sprich solche, die ein menschliches Elternteil hatten,
gewährte man die Gnade, als Sklaven der Menschen weiter zu leben.
Dies machte nun nicht viel Unterschied, denn als Halbelf war man
weniger wert als ein Stück Vieh.
Dennoch wuchs das Kind Mir'Ithron,
das im Alter von fünf Jahren infolge eines
Angriffes der Schwarzgardisten
Eltern, Heimat und Freiheit verlor, zum Jüngling heran.
Zum großen Teil hatte er das wohl auch seinem
Besitzer zu verdanken, einem nun ehrwürdig ergrauten Händler namens
Otist. Der hatte Mir'Ithron als fünf-jährigen Jungen auf dem
Sklavenmarkt gekauft, was ihn wohl vor einem frühen gewaltsamen Tod
als Spielzeug blutgieriger Schwarzgardisten bewahrt hatte -
Gerade Halbelfen mit elfisch-weißem Haar lebten nicht lange.
Und auch danach hielt Otist, so weit es ging, eine schützende Hand
über seinen halbelfischen Sklaven - wenn auch nicht viel mehr.
Die nächsten 14 Jahre lebte Mirithron bei Otist. Seine Arbeit bestand dabei aus allem, was es in Otists Haus und Gewerbe zu tun gab - so daß er Otist meist auch auf seinen Reisen begleitete. Irgendwann in dieser Zeit, im Alter von Zehn Jahren, entdeckte er aber zudem, daß er eine ganz besondere Begabung hatte: Er konnte die Gedanken der Menschen hören - und dann sogar jedes lebenden Wesens, sofern es Gedanken hatte. Etwas später entdeckte er, daß er auch auf diese Weise Gedanken senken konnte, und dann, daß er sich sogar auf gewisse Weise damit verteidigen konnte, indem er statt Gedanken Schmerz schickte.
Er hielt diese Fähigkeiten völlig geheim. Niemand erfuhr davon, bis er in Finfurt, im Alter von 19 Jahren, Maija kennen lernte.
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