Mal wieder eins der beliebten Lorup Chaos Cons! Das konnte man erwarten, das hat man gekriegt! Kein Aufwand, kein Luxus, keine Regeln, keine Erwartungen....
Dies könnte eigentlich nur ein Verriß werden, aber ich
persönlich habe mich gut erholt, und genau deshalb war ich ja auch
gekommen. Der Zeltplatz von Lorup liegt direkt am Ortsrand, man wird ständig
von Bauern oder Waldarbeitern an gemeckert wegen Autos, die einem nicht
gehören, dafür schallt dann von der Dorfjugend überlaute
unglaublich ambientige Dance Musik herüber. Das Wäldchen am Zeltplatz
wird kaum genutzt.
Der Plot eigentlich vielversprechend, so wie wir ihn erwarteten,
jedenfalls was die Ausgangssituation angeht:
Die Kaozische Provinz Valadora hat Unabhängigkeitsbestrebungen
und der Regent derselben, Lordprotector Lacarta fragt im Nachbar-Königreich
Largho nach humanitären Hilfstruppen. Mit eben diesen reiste auch
ich an. Da steckte ja nun Potential vom offenen Krieg bis hin zu zähen
politischen Verhandlungen alles drin.
Die Larghoten sind ein ziemlich „konservatives“ Völkchen. Sämtliches
düsteres Gezücht wird dort verfolgt. Dazu gehören alle Sorten
Dunkelelfen, Orks, Untotes Getier sowieso! Außerdem herrscht in Largho
so eine Art konstitutionelle Monarchie.
Nunja, zurück zum Geschehen vor Ort. Noch am ersten Abend wurde
der Lardprotektor Lacarta von einem der zahlreichen anwesenden Halbgottmagieren
als Vampir enttarnt. Zu dessen Glück hatte eine anwesende Suavis
(Göttin der Eintracht, Liebe, Lebens, Hippiekacke) Priesterin die
Taverne just vorher zum Tempel geweiht, in den sich der Vampir vor den
empörten Massen flüchtete (!) Hier fing die Geschichte an, etwas
abstrus zu werden. Ein Vampir sucht Zuflucht in einem Tempel... es wurde
gefaselt, „trinkt nur Tierblut, ist also gar nicht böse ...“ und „...keinerlei
aggressive Handlung im Tempel möglich...“ und „...nein, man kann auch
keinen Sonnenstrahl hinein leiten....“ usw. etc. pp.
Na toll! Die anwesenden rechtschaffenen Kaozier (dort scheinen zwar
Orks geduldet, Vampire aber auch vogelfrei zu sein) waren empört und
Anschuldigungen wie „Willkür 100“ und „Unantastbar“ machten
die Runde.
Dazu kam dann die furchtbar originelle Plot Idee eines Dimensionstores,
das nicht richtig schließt und die Welt mal wieder mit Untergang
bedroht ! (gähn)
Nunja, die Larghoten standen jetzt vor dem Problem, eigentlich einem
Vampir gegen die Ideologisch eigentlich nahestehenden Kaozier beistehen
zu sollen. Nach einigen Gewissensbefragungen (eigentlich würde sich
das KR Largho sehr gerne Valadora einverleiben) wurde dann doch beschlossen,
lieber diplomatische Beziehungen zu Kaozien aufzunehmen und diesem Valadora
fürs Erste (!) zu überlassen.
Zur Untermauerung der freundschaftlichen Absichten fingen wir eine,
von Kaozien gesuchte, Drow ein und überreichten sie deren Gerichtsbarkeit.
Leider trauten sich die Kaozier nicht, ihr ihre gerechte Strafe zukommen
zu lassen und setzten sie wohl wieder auf freien Fuß.
Für uns Larghoten nur ein weiter Beweis, daß nur ein Protektorat
Larghos Frieden in diese von dunklem Gezücht geplagte Region bringen
könnte. Offensichtlich besitzt Kaozien zwar eine schmucke und beeindruckende
Soldateska, aber es scheint ihm doch an Durchsetzungskraft und endgültiger
Konsequenz zu mangeln.
Da wir unser Lager am Ende des Zeltplatzes aufgeschlagen hatten, kamen
wir netter Weise öfters in den Genuß, das ein oder andere Untoten
Häufchen, das aus dem undichten Tor herausquoll als erstes zu treffen.
Eine willkommene Gelegenheit, Schlachtreihen und Aufstellungen auszuprobieren
und mal wieder eine kostenlose Lektion in „untotes Gezücht faßt
man besser nicht an, wenn man sich keine ekligen Krankheiten einfangen
will“ zu erhalten.
Nachdem klar war, daß der eigentliche Auftrag, nämlich Valadora
als Provinz Larghos zu gewinnen offensichtlich nicht mehr zu erfüllen
war, reisten die allermeisten Larghoten wieder ab um eine unnötige
Provokation des Nachbarlandes zu vermeiden. Außerdem stand auch nur
noch ein unbedeutendes Weltrettungsritual an, für das sich niemand
so recht interessieren wollte.
Ich mußte aus reisetechnischen Gründen leider noch bis zum
nächsten Mittag (und letzten Tag) bleiben. Das Ritual sparte ich mir
zugunsten der gepflegten Vernichtung einer leckeren Flasche Met. Die darauf
folgende Ausgelassenheit hätte mir beinahe noch Ärger eingebracht,
ich hätte wohl wirklich nicht mitten im Kaozischen Heerlager lautstark
behaupten sollen, daß König Kreon (oder so ähnlich) ein
schwuler Wichser ist. Als ich allerdings relativierte, daß er wohl
doch nur ein Kenderschänder ist, ließen mich die herbeigeeilten
empörten Recken als unzurechnungsfähig davon kommen. Vermutlich
waren sie auch schon von dem ständig pöbelnden Tortugiesen (schönen
Gruß!) abgehärtet, der sie 3 Tage lang mit kreativster Beschimpfung
beglückt hatte. Im Larghotischen Lager war er dafür noch niedergeschlagen
worden...
Nunja, das Weltrettungsritual zu verpassen war wohl auch kein großer
Verlust. Ungefähr 50 tapfere Recken hüpften mal eben durch das
Dämonentor um auf einem Sportplatz (!) 7 Dämönchen zu zerkloppen,
das war‘s. Wer braucht sowas?
Achja, nachdem der Spieler des Lacarta (und gleichzeitig Hauptorganisator)
von seinen eigenen NSCs dezent darauf hingewiesen wurde, daß es wohl
doch arg peinlich und warmduscherig ist, sich mit seinem Charakter die
ganze Zeit im Tempel zu verkriechen, wagte er sich dann doch mal noch nach
draußen um dann auch prompt umgehauen zu werden. Die Gerechtigkeit
hat damit wohl mal wieder auf ganzer Linie gesiegt.
Immerhin waren auf diesem Spiel bestimmt 120 (geschätzt) Leute.
Was ich vermißt habe, war sowas wie ein zentraler Treffpunkt. Aber
es gab auch eigentlich keinen Anlaß, sich zu treffen. In der Taverne
war alles durch diesen Tempelquatsch verboten, was annähernd Spaß
macht, ein großes, zentrales Feuer gab es nicht, und die allermeisten
Leute waren eh in festen Großgruppen angereist. Schade eigentlich!
Die Organisatoren dieses Spiels sind eigentlich ganz reizende Menschen.
Allerdings sollte man nicht von ihnen erwarten, ein tolles Spiel auf die
Beine zu stellen. Wenn man das aber weiß und dementsprechend selber
für seinen Spielspaß sorgt und sich nicht weiter um den IMMER
belanglosen Plot schert, kann es eigentlich nur nett werden!
Prokura 29.5.99