KAPITEL 10

 

 

DATA CRYSTAL ENTRY: ERDE

SUBENTRY: JÜNGERE GESCHICHTE - ÜBERBLICK

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Nach den Genkriegen ist auf der Erde nur noch die Inselgruppe, die in früheren Jahren Neu-Seeland geannt wurde, bewohnbar. Wellington, die ehemalige Hauptstadt des Inselstaats ist nun die Hauptstadt des Wellshire und Sitz des Ultimaten. Der wuchtige Ultimatenpalast ist dabei eine Stadt in der Stadt und dominiert mit seiner ungewöhnlichen Architektur die Skyline der Stadt.

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"Noch so eine Landung überlebe ich nicht!" keuchte Dana und befreite sich mühsam vom Gurt. Die anderen folgten ihr und machten sich, so schnell sie konnten, zum Ausgang. "Ich komme gleich nach." rief Aaskir den anderen hinterher und machte sich noch einmal auf dem Weg zu seiner Kabine. Eine ganze Weile starrte er nun die sorgfältig zusammengelegte Kleidung an, die vor ihm auf dem Bett lag. Es war nun mehr als sechs Wochen her, daß er sie das letzte Mal getragen hatte, und davor hatte er nichts anderes gekannt, doch nun kam sie ihm merkwürdig fremd vor.

Das Anlegen der Kleidung war in der Bruderschaft fast so etwas wie eine religiöse Handlung, schließlich war die schwarze Robe und der schwarze Umhang nach außen die sichtbaren Zeichen der Zugehörigkeit. Ein Gefühl zwischen Ekel und Macht, zwischen Unsicherheit und Wiedererkennen durchflutete ihn, als er in den genau vorgeschriebenen Bewegungen die Robe anzog und sich den Mantel überwarf. Doch etwas fehlte noch. Sein Blick fiel auf den Kampfstab, der noch immer auf dem Bett lag. Vermutlich konnte er ihn noch gebrauchen.

Noch reichlich mulmig von der merkwürdigen Landung stieg auch Aaskir aus der Phönix und blieb wie angewurzelt stehen. Der Anblick, der ihn empfing, war schlichtweg überwältigend und auch diejenigen, die vorher ausgestiegen waren, starrten mit offenem Mund gen Himmel: über ihnen spannte sich ein strahlendblaues Firmament und darüber huschten gewaltige, düstere Wolken. Aaskir fand die große Weite des Himmels fast beängstigend, hatte er doch sein Leben lang unter den Kuppeln verbracht. Doch die Kuppelatmosphären waren kein Ersatz zur wahren, puren Natur, die sie nun erlebten. Mit großer Geschwindigkeit türmten sich wahre Gebirge von Wolken auf und verdeckten den gleißenden Sonnenball vollständig. Wind kam auf und rauschte ihnen durch das Haar. Mit tiefen Zügen sog Aaskir die salzige Luft hinein. Ein völlig neues Erlebnis. Und dann fing es an zu regnen, doch nicht der feine Dauerregen der Kuppeln, sondern der Regen setzte schlagartig ein, wurde schnell stärker und dann goß es in Strömen und grelle Lichtblitze zuckten über den Himmel gefolgt von einem gewaltigen Krachen und Donnern, noch lauter und gewaltiger als die Triebwerke der Phönix. "Na prima! Einmal besuchen wir die Erde und dann so ein Sauwetter."

Habicht stand neben Aaskir und schaute verdrießlich in den dichten Regen. Seine Haare klebten am Kopf und die Kleidung war durch und durch naß. Er bemerkte Aaskir neben sich, und als er die Kleidung der Bruderschaft sah, zog er scharf die Luft ein. Dann sah er die anderen, wie sie beeindruckt das Naturschauspiel betrachteten. "Ich möchte euch ja wirklich nicht drängeln," meinte er, "aber die Suchmannschaften werden bestimmt nicht lange brauchen, um unseren Ladeplatz zu finden. Selbst bei diesem Wetter nicht!" setzte er noch einmal mißmutig nach.

"Du hast recht." meinte Ran und damit war der Bann gebrochen. In diesem Moment sahen die anderen erst Habicht und dann Aaskir an und sofort zogen die Kämpfenden Zellen ihre Waffen. "Ein Goldener!" schrie Gudo. "Man hat uns verraten!" - "Nein! Halt! Ihr habt das falsch verstanden!" Ran und Habicht sprangen schützen vor Aaskir. "Es stimmt, wir haben euch nicht ganz die Wahrheit gesagt." - "Und deshalb werden wir euch auch nicht länger zuhören." sagte Gudo mit versteinerter Miene und lud sein Gewehr durch. Aaskir schob seine Freunde zur Seite.

"Mein richtiger Name ist Aaskir." sagte er völlig ruhig, so als erkläre dies alles. Doch Gudo schien zu stutzen. "Aaskir von der Bruderschaft, der Renegat ?" Er ließ die Waffe ein wenig sinken. Aaskir nickte nur. Gudo wurde nachdenklich. "Das würde den Angriff auf das Dock erklären. Doch was wollt ihr wirklich?" - "Wir haben euch nicht belogen, als wir erklärten, wir wollten das Wellshire erschüttern" warf Habicht hastig ein, "doch wer regiert das Wellshire?" - "Der Ultimat natürlich." sagte einer der Krieger. "Falsch! Er ist nur eine Marionette." - "Und wer hat dann die Macht?" Man sah, daß Gudo und seine Leute das Interesse an dem Gespräch verloren und am liebsten hätten sie ihre Begleiter gleich umgebracht. "Uultron ist unser aller Feind." sagte Aaskir mit einem fast ausdruckslosen Gesicht aber solcher Schärfe, daß alle anderen unwillkürlich beim Namen des Hochmeisters der Bruderschaft des Goldenen Pfades die Köpfe einzogen. "Der Hochmeister der Bruderschaft ist der Vormund des jungen Ultimaten und er reißt alle Macht an sich. Es sind seine Gesetze, die dem Wellshire immer mehr abverlangen, die die Macht der Bruderschaft erweitern und die freien Menschen versklaven." Noch immer sprach Aaskir völlig ruhig.

Die Kämpfenden Zellen steckten die Köpfe zusammen und tuschelten leise, ohne jedoch ihre Waffen wegzustecken. Ran und Habicht warfen sich nervöse Blicke zu und lockerten ihre Waffen in den Halftern. Auch Aaskir war sich seiner Sache nicht ganz sicher und seine Finger tasteten sich zu dem unter dem Umhang verborgenen Kampfstab, während er Dana beobachtete, wie sie sich schützend vor Teak und Gil stellte.

"Die Zeit rennt uns davon." flüsterte Habicht, "Es dauert nicht mehr lange, bis man Suchtrupps hierherschickt und dann wird eine Erklärung ein wenig schwierig ausfallen." Gudo trat wieder vor, das Gewehr in der Hand. "Nun, wir glauben Uultron ist als Ziel fast genausogut wie der Ultimat. Und wenn es stimmt, was ihr sagt, sollte man dem Ultimaten vielleicht eine Chance geben." Und mit breitem Grinsen setzte er hinzu: "Im übrigen kennt nur ihr den Weg in den Palast."

"Teilen wir uns auf wie besprochen." Damit war das Eis gebrochen und die Männer entspannten sich und steckten ihre Waffen wieder ein. "Seht zu, das eure Kampfgefährten immer vor euch stehen." zischte Habicht Ran und Aaskir zu. Sie bildeten drei Teams, um so ihre Erfolgsaussichten zu vergrößern, außerdem würden kleinere Gruppen auf dem Weg zum Palast längst nicht so auffallen. Habicht und Gudo bildeten mit vier der Kämpfenden Zellen Team 1. Das zweite Team führte Ran an, zusammen mit Dana und Gil sowie drei weiteren Männern. Das letzte Team bildete Aaskir, Teak und vier Männer der Zellen. Noch auf dem Flug hatte Habicht, der Wellington, aus welchen Gründen auch immer, wie aus seine Westentaschen zu kennen schien, Ran und Aaskir mehrfach den Weg zum Palast erklärt. Spätestens von dort aus würden die Gruppen völlig auf sich gestellt sein. Zwei Stunden war es her, daß sich die Gruppen getrennt hatten. Habicht hatte mit seinen Mannen, ebenso wie die beiden anderen Teams, die Stadt erreicht, doch dort wurden sie rasch durch den schier unglaublich dichten Verkehr getrennt. Habicht und Gudo hatten große Mühe gehabt in dem Gedränge ihre Leute beieinander zu halten.

Für Habicht war es fast so etwas wie ein Heimkehren. Er fühlte langsam, wie sehr er diese Stadt vermißt hatte, die sich so deutlich von den anderen des Wellshires abhob. Es waren nicht die Massen an Menschen, die hier auf noch engerem Raum als unter den Kuppeln lebten, oder etwa die schwarzgekleideten Brüder des Goldenen Pfades, die sehr stark präsent waren. Er konnte es nicht genau beschreiben, doch die Stadt hatte etwas lebendiges, was den künstlichen Metropolen des restlichen Sonnensystems fehlte. Wellington war alt, sehr alt. Es bestand lange bevor es die ersten Kolonien auf anderen Planeten gab, lange vor den großen Genkriegen. Ebenso rasch, wie das Gewitter begonnen hatte, so hatte es wieder aufgehört, und die Spitzen der Wolkenkratzer wurden in tiefes Rot getaucht, als die Sonne langsam unterging, doch noch immer herrschte ein regelrechtes Chaos auf den Straßen und, daß wußte auch Habicht, es würde in der Nacht kaum abnehmen.

Plötzlich teilten sich direkt vor Habicht die Menschenmassen und Habicht sah die Spitze einer schwerbewachten Fahrzeugkolonne. Hastig sprang er in eine Seitenstraße und zog seine Leute mit sich, und eh er es sich versah, packte ihn jemand am Arm und zog ihn in einen düsteren Hausflur.

Sein Arm zuckte zum Halfter, doch er war zu langsam, sein Handgelenk wurde gepackt und festgehalten. "So mißtrauisch wie eh und je." sagte eine dunkle Stimme. Sie kam Habicht vertraut vor, doch in dem Dunkel konnte er seinen Gegner nicht ausmachen. "He, Habicht, erkennst du mich denn nicht mehr? Ist es wirklich so lange her?" Habicht kniff die Augen zusammen. Sein Gegenüber war mehr als einen Kopf größer als er und sehr kräftig gebaut. Er trug eine Art Rüstung. In seiner freien Rechten hielt er einen Helm, ein sehr merkwürdiger Helm. "Hetzer!"

Habicht entspannte sich. "Das hat aber lange gedauert, du wirst langsam senil." - "Man wird halt nicht jünger." Der große Mann ließ ihn los. "Das muß aber schon mindestens zehn Jahre her sein." - "Ja, das kann stimmen. Und was führt dich in die Hauptstadt?" Habichts Gehirn arbeitete fieberhaft. Hetzer war ein Kopfjäger, aber mit Prinzipien und man konnte ihm vertrauen, doch Habicht wollte ihm nicht seine wahren Pläne auf die Nase binden. So gut kannte er den anderen nun doch nicht. "Hat eigentlich keinen besonderen Grund. Ein paar Freunde besuchen." - "Jaja, ich verstehe schon. Du kannst nicht drüber reden." Er schien sich damit zufrieden geben. "Und wie kommst du hierher?" - "Ein Auftrag natürlich. Von der Bruderschaft." Er zog eine Grimasse. "Sie kaufen jeden, den sie kriegen können, um einen Renegaten zu finden. Muß schon ein toller Kerl sein, wenn die Bruderschaft alleine damit nicht fertig wird." Habicht schluckte seine nächste Erwiderung herunter.

Er bedauerte es wirklich, Hetzer nicht einweihen zu können, er wäre eine echte Verstärkung, aber vielleicht konnte er ihm noch ein paar Informationen entlocken. "Sag mal" meinte Habicht vorsichtig, mit dem Kinn zur Straße deutend, "du weißt doch bestimmt, was das zu bedeuten hat. "Das weißt du nicht?" Hetzer schaute ihn ehrlich verwundert an. Habicht schüttelte den Kopf. "Nun, morgen ist eine Ratssitzung der Bruderschaft des Goldenen Pfades. Und gerade ist an uns der Großmeister von Titan an uns vorbeigefahren. Er war der letzte, der gefehlt hatte. Jetzt sind alle vierzig Großmeister versammelt. Das sagen zumindest meine Quellen." - "Das heißt, der Ultimat empfängt derzeit nicht?" War er schon zu weit gegangen?

Habicht zuckte innerlich zusammen, doch Hetzer schaltete nicht immer ganz so schnell. "Nein, der Palast gleicht derzeit mehr einer Festung als sonst, da kommt kein normaler Sterblicher rein oder raus." Sofort drängte Habicht zur Eile. "War wirklich nett, dich getroffen zu haben." - "Ganz meinerseits." antwortete der Große. "Aber was willst du eigentlich ... im Palast?" Doch da waren Habicht und seine Leute bereits wieder im Gewühl der Hauptstraße eingetaucht. "Was war das für´n Kerl?" brummte Gudo. "Ein alter Bekannter." - "Ein Kopfgeldjäger." meinte einer der anderen und spie dabei aus. "Ja und ein verdammt guter." - "Und wie kommen wir in den Palast?" - "Mir wird schon etwas einfallen." meinte Habicht mehr zu sich selbst. Sie bahnten sich den Weg zu einer der völlig überfüllten Rapidbahnen in Richtung Stadtkern, denn dort erhob sich pyramidenförmig der Ultimatenpalast. Dabei verteilten sie sich in Zweiergruppen auf die Abteile, um nicht den auch hier präsenten Protektoren und Brüdern aufzufallen.

Der Rapid jagte los, quer über die Vorstädte von Wellington, der Altstadt, in der einige Gebäude noch aus der Zeit vor dem Inferno stammten und weiter auf die Innenstadt zu. Je näher sie dem Zentrum kamen, um so höher reckten sich die Büro- und Bankentürme in die Höhe. Sie standen den gewaltigen Wolkenkratzern der Städte unter den Kuppeln in nichts nach, eher das Gegenteil war der Fall. Und über allem thronte die unheimliche Silhouette des Palastes.

Die Spitze war in Wolken eingehüllt und aus dem rasenden Rapid konnte man einige Amtosphärengleiter sehen, die auf dem im Mittelteil befindlichen Lufthafen starteten und landeten. Habicht fragte sich gerade, warum der Großmeister von Titan nicht direkt den Palast angeflogen hatte, aber das sollte nicht sein Problem sein, denn in diesem Moment hielt der Rapid so abrupt, daß seine Insassen, wäre Platz dazu gewesen, quer durch die Abteile geschleudert worden wären.

Habicht gab ein Zeichen und er und seine Begleiter sprangen ab. Auch hier war das Menschengedränge unglaublich, doch ein wenig erträglicher als in den Vorstädten. "Und wohin jetzt?" Gudo machte keinen Hehl aus seiner schlechten Laune. "Einen Augenblick." Habicht versuchte sich zu orientieren. "Da lang." Sei bogen in eine Seitenstraße ab und durchquerten mehrere Häuserblöcke. "Es müßte eigentlich noch da sein." murmelte Habicht. "Bist du sicher, wo du hin willst." Der kleine Mann hörte nicht auf die bissigen Bemerkungen seiner Begleiter. Er führte sie in einen düsteren Hinterhof. "Ha! Da ist es." Er beugte sich zu einem vermoderten Gitter in Bodenhöhe. "Was soll das? Wo sind wir hier?" - "Verdammt, gib schon nach." Mit einem häßlichen Knirschen öffnete sich das Gitter. "Das ist der Eingang in den Palast." - "Das ?" Die Kämpfenden Zellen starrten ihn ungläubig an. "Natürlich nicht das Hauptportal. Aber das wäre ja auch ein bißchen stärker bewacht oder?"

Ohne auf die Reaktion der anderen zu warten, sprang er in das Dunkel. Zögernd folgten sie seinem Beispiel. Gudo ließ eine Taschenlampe aufflammen. Der Gang roch vermodert und die Luft war reichlich stickig und entsprechend sah er auch aus. "Der Gang führt uns zu einem Seitentunnel des Versorgungsnetzes. Dort dürften sowieso nur sehr wenig Kontrollen sein, nur das Palastpersonal hat entsprechende Codes für die Versorgung. Trotzdem sollten wir vorsichtig sein." Auf ein unsichtbares Kommando hin, zogen die Männer ihre Waffen und entsicherten sie.

Auch Aaskir und Teak benutzten einen Rapid. Aaskir hatte Teak davon überzeugt, seine Informerkleidung zu tragen, um die Protektoren auf Abstand zu halten. Die vier Männer der kämpfenden Zellen hatten einfache Arbeitsoveralls übergezogen, denn Aaskir hatte mittlerweile einen Plan entwickelt, wie sie zumindest ein Stück weit in den Palast kommen könnten, wenn sie dreist genug waren. Nach einer Weile fuhr der Rapid in den Sockel des Palastes ein, der den größten unterirdischen Rapidbahnhof des Wellshire beherbergte. Hunderte von orangegekleideten Protektoren zwängten sich in Zweiergruppen durch das Gedränge und kontrollierten auffällige Zeitgenossen. Natürlich wurden Aaskir und Teak in Frieden gelassen und die Menschen machten um dieses merkwürdige Gespann einen großen Bogen. Aber es war nicht so selten, daß Informer mit Brüder unterwegs waren, daß es auffällig war, besonders in diesen Tagen.

Sie betraten einen der Turbolifte, der sie in eine der Eingangshallen brachte. Das Gedränge nahm merklich ab und Aaskir hatte zum ersten Mal, seit sie Wellington betreten hatten, das Gefühl, frei durchatmen zu können. Jedoch hielt das Gefühl nicht lange an, denn er sah weitere Männer in schwarzen Uniformen, seiner nicht unähnlich. Vor den Hauptliften standen Protektoren und kontrollierten genau die Pässe und kreuz und quer liefen die Paare der Bruderschaft.

Langsam wurde es gefährlich. Aaskir drängte eine Begleiter zu einem Nebenlift, der nur bis zu den Einkaufs- und Geschäftsetagen führte. Die meisten Geschäfte waren geschlossen und die großen Weiten der Hallen wirkten durch ihre Leere regelrecht beängstigend. Ein paar Gestalten verloren sich in den neonstrahlenden Galerien und das Orange der patrouillierenden Protektoren war hier nun unübersehbar. "Ich glaube, jetzt wird´s ernst." flüsterte Teak. Ohne seine Unsicherheit nach außen zu zeigen marschierte Aaskir schnurstracks auf den nächstbesten Turbolift zu. Eine kleine Schlange hatte sich davor gebildet, die von den Protektoren kontrolliert wurde. Etwa ein Dutzend schwer bewaffneter und mit Spezialpanzer geschützter Protektoren standen links und rechts vom Lifteingang, während sechs weitere Protektoren die Besucher durchsuchten und ihre Ausweise kritisch unter die Lupe nahmen.

Teak ballte nervös die Fäuste in den Hosentaschen zusammen. Früher auf Irind hatte er auf die Protektoren herabgesehen, ihnen keinen Blick gewürdigt. Doch damals gehörte er noch zu den Informern. Was würde passieren, wenn sie von ihnen Passierscheine verlangen würden?

Schließlich waren sie an der Reihe. Der Offizier der Protektoren schaute gar nicht von seinen Papieren auf. "Die Ausweise!" knurrte er. Eine gepanzerte Faust reckte sich Aaskir entgegen. Einen Augenblick lang herrschte Stille. Der Offizier blickte mit einem grimmigen Gesichtsausdruck auf, doch als er Aaskir bemerkte, zog er seine Hand hastig zurück. "Entschuldigung, edler Bruder." Dabei senkte er den Kopf und wies in Richtung Lift. "Ihr könnt natürlich passieren." Aaskir nickte kaum merklich in Richtung des sich noch immer entschuldigenden Offiziers, dabei betrachtete er unter der Kapuze heraus den Mann. Er war noch jünger als er selbst, wohl gerade erst zum Leutnant befördert worden. Ein erfahrenerer Offizier würde sich nicht ganz so unterwürfig verhalten. Aber das konnte ihm nur recht sein. Aaskir winkte seinen Leuten.

Die Kabine war bereits brechend voll, als sie sie betraten, doch als Aaskirs schwarzer Umhang sichtbar wurde, wurde die Kabine auf wunderbare Weise um etliche Quadratmeter größer und Aaskir und seine Begleiter hatten ausreichend Platz, um normal atmen zu können. Aaskir atmete erleichtert auf, als er entdeckte, daß keine weiteren Brüder des Goldenen Pfades in der Kabine waren. Er würde sich früh genug mit ihnen herumschlagen müssen. Die Kabinentür schloß sich zischend.

Ran und seine Gefährten wollten erneut den Reinigungstrick anwenden. Ran hatte noch immer die gefälschten Ausweise, die sie beim Eindringen in das INFORMATION RESEARCH von Irind verwendet hatten. Die passenden Uniformen ließen sich in einer Stadt wie Wellington leicht auftreiben, schließlich mußte sie als Hauptstadt besonders sauber und gepflegt wirken, zumindest in den reicheren Gegenden. Es war natürlich riskant, die ohnehin gefälschten Pässe erneut zu verwenden, doch so gut klappte der Datenaustausch zwischen den Planeten nun doch nicht, und außerdem hatten sie sowieso keine große Chance, mit legalen Mitteln auch nur annähernd in den Palast zu kommen. Man würde kaum einen einfachen Frachterpiloten mit seiner Leibwache zu einer Audienz des Ultimaten vorlassen. Besonders in diesen Tagen und ohne ausreichende Bestechung.

Natürlich spazierten Putzkolonnen nicht geradewegs durch den Haupteingang und deshalb folgten Dana und Ran nicht Aaskir in die Rapid, sondern wählten einen anderen Weg, der sie zu den Versorgungstrakten des Palastes führte. Die Kontrollen waren auch hier recht streng, doch verwendeten die Protektoren nur Handlesegeräte für die Ausweise, die nicht am allgemeinen Kommunikationsnetz angeschlossen waren. Damit konnte man lediglich prüfen, ob der Paß zu seinem Besitzer gehörte oder nicht. Und Rans Fälschungen waren gut, zumindest für die Kontrollen in den unteren Bezirken.

"Die erste Hürde haben wir genommen." zischte Ran leise. Auch Dana entspannte sich etwas, als sie einige Ecken und Biegen zwischen sich und der letzten Protektorenkontrolle gebracht hatten. Die Gänge strahlten in nüchternem Neonweiß, sie waren nur für das Palastpersonal, Techniker und ähnliches vorgesehen. Ab und zu kamen ihnen Arbeiter entgegen, auch eine Reinigungstruppe von der Gesellschaft, deren Uniformen Ran und seine Begleiter trugen. Der Gruppenführer nickte ihnen freundlich zu und Ran grüßte zurück. "Das kann ja ein Spießrutenlauf werden." brummte Dana. "Ich glaube, es ist besser, ihr entsichert die Waffen." wies Ran die vier Kämpfenden Zellen an. Wir nehmen den nächsten Lift nach oben."


Letzte Änderung 22. January 2001 / Bei Fragen und Anregungen Mail an nazkor@gmx.de

 

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