Kapitel 9

 

 

DATA CRYSTAL ENTRY: ERDE

SUBENTRY: JÜNGERE GESCHICHTE - ÜBERBLICK

SECURITY LEVEL: C

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Regierungssitz des Ultimaten, dem Regenten aller Planeten. Die bewohnbaren Gebiete der Erde werden von verschiedenen Einheiten von Atmosphärenjägern gesichert (innere Verteidigung). Die Erde umgibt ein Ring von mehreren bewaffneten kleinen Raumstationen, die ebenfalls Atmosphären- wie Kurzstreckenalljäger besitzen (innere Verteidigung).

Zusätzlich sind auf dem Mond die großen Kampfschiffe, einige Einheiten Alljäger sowie sehr starke Laserbatterien stationiert.

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Lautlos jagte die Phönix mit Höchstgeschwindigkeit durch das innere Planetensystem. Drei Tage waren sie seit ihrem Reparaturhalt im Asteroidenring unterwegs und näherten sich nun langsam ihrem Ziel. "Wie lange werden wir noch brauchen?" fragte Dana. Ran drehte sich in seinem Pilotensessel zu ihr herum. "Keinen halben Tag, und die Sensoren der Mondstationen werden uns orten. Du kannst Aaskir jetzt aufwecken.

Gudo, paß auf deine Leute auf. Es kann bald sehr unruhig werden." Der Rebell grinste breit und erhob sich. Dana folgte ihm.

Wenig später stand sie in Aaskirs Kabine. Das Bild kam ihr merkwürdig bekannt vor: sie hatten Aaskir mit breiten Riemen ans Bett gebunden, doch diesmal, um ihn vor sich selbst zu schützen, dann hatten sie ihn mit Sedativen vollgepumpt, bis endlich die Entzugserscheinungen abnahmen und Aaskir in einen ohnmachtähnlichen Zustand fiel. Eine Nasenkanüle flößte ihm ständig Nährflüssigkeit ein, um den ausgemergelten Körper wieder ein wenig Substanz zuzuführen.

Vorsichtig nahm Dana die Kanüle heraus und öffnete die Riemen. Es widerstrebte ihr, den gebeutelten Körper weiter mit Medikamenten zu belasten, doch wenn sie nichts tat, würde Aaskir wahrscheinlich gar nicht mehr erwachen. Mit einem Seufzer setzte sie die Spritze mit den Aufputschmitteln an und wartete die Reaktion ab. Nach einigen Minuten begannen Aaskirs Lider zu flattern und schließlich öffnete er die Augen. "Wir sind in wenigen Stunden da." Aaskir nickte mühsam. Er richtete sich auf. Zu rasch. Das Zimmer fing an zu kreisen. Dana gab ihm eine weitere Spritze und nach wenigen Augenblicken hatte sich das Zimmer beruhigt.

"Alle Maschinen stop!" - "Alle Maschinen stop." bestätigte Gil. "Umschalten auf Notaggregate. Jetzt!" Die Lichter auf der Brücke flackerten und erstarben schließlich. Lediglich die Kontrollichter der Konsolen brannten noch. Im Schiff war es auf einmal ganz ruhig. "Was ist denn los?" Aaskir konnte kaum die Hand vor Augen sehen und das Sprechen fiel ihm schwer.

Ran sprang von seinem Pilotensessel auf. "Aaskir, wie geht es dir?" fragte er besorgt. Aaskir brachte ein schiefes Grinsen zustande. "Ein bißchen müde." - "Die Sedative." ergänzte Dana. Aaskir ließ sich schwer in einen der freien Sessel fallen. "Was geschieht jetzt?" Ran hatte wieder seinen Platz im Pilotensessel eingenommen, studierte aber immer noch Aaskir eindringlich. "Wir kommen jetzt in Reichweite der Tiefenradare der Erde. Deshalb müssen wir alle Energiequellen bis auf das Nötigste abstellen. Eine EVC-Kennung haben wir auch nicht: es dürfte den Wächtern schwerfallen, uns zu erkennen." - "Aber sobald sie uns auf dem Schirm haben, werden sie Alljäger zu uns schicken." ergänzte Habicht. "Wenn wir viel Glück haben, lassen sie uns einfach weiterfliegen." meinte Gil zuversichtlich. "Das glaube ich kaum. In der angespannten Lage werden sie ein unbekanntes Flugobjekt kaum unbeschadet in die Nähe kommen lassen." - "Das heißt, sie werden uns abschießen?" Aaskir war auf einmal hellwach. "Das sollen sie auch." Habicht grinste ihn breit an. "Ruhe jetzt." Ran betätigte einige Schalter und plötzlich knisterte und knackte es in den Bordlautsprechern.

"Hier ist Lunarcontrol 4! Schalten Sie sofort ihre EVC-Kennung ein oder geben Sie sich zu erkennen! Hier ist Lunarcontrol 4! Schalten Sie ihre EVC ein!" Noch einige Male wurde diese Aufforderung wiederholt, doch Ran dachte nicht daran ihr nachzukommen. Intensiv beobachtete er das Tiefenradar, das auf den Mond gerichtet war. Und er sollte Recht behalten. Keine zwei Minuten nach der ersten Warnung lösten sich zwei kleine Punkte und rasten mit großen Tempo auf sie zu.

Sie warteten eine ganze Weile und starrten gespannt auf den auf das große Kanzelfenster projizierten Radarabtastung. Schließlich brach Ran die Stille: "Gil, versuche mal, ob du den Bordfunk von denen abhören kannst." Ohne zu antworten setzte sich das Mädchen einen Kopfhörer auf und betätigte die Armaturen. "Keine Chance, sie sind noch zu weit entfernt." - "Natürlich." - "Laß´ dich nicht nervös machen." sagte Dana und legte ihm beruhigend die Hand auf die Schulter. Ran hatte schon viele Schmuggelmanöver durchgeführt, doch jedesmal bekam er dieses Kribbeln in der Magengegend und der kleinste Fehler könnte diesmal die Katastrophe bedeuten.

"Geht´s dir nicht gut?" Habicht sah besorgt zu Aaskirs weißem Gesicht. "Alles in Ordnung!" versicherte er wenig glaubhaft und er umkrampfte dabei die Armlehnen so stark, daß die Knöchel weiß hervortraten. Alarmiert sah sich auch Dana um. "Nein, nicht schon wieder." Aaskir kauerte sich auf seinem Stuhl zusammen. "Ran, Habicht, haltet ihn fest." Die beiden versuchten, Aaskir in den Stuhl zu pressen, doch das war gar nicht so einfach. Noch immer entwickelte Aaskir ungeheure Kräfte und sein Körper war von der Bruderschaft für extreme Belastungen trainiert. Innerlich verfluchte sich Dana. Sie hatte die Sedative in Aaskirs Kabine gelassen. Wenn sie nicht aufpaßten, würde er in seinem Toben die Kanzel zerlegen. "Sie packte ihn grob am Kragen und schüttelte ihn: "Hast du noch irgend etwas von dem Zeug!" schrie sie ihn an. Zuerst reagierte er nicht und versuchte sie von sich zu schieben. Sie schlug ihn mit der flachen Hand ins Gesicht und wiederholte die Frage. "Ich brauche es später noch." brachte er schwach heraus. "Verdammt, du brauchst es jetzt und gar nicht mehr. Wo ist es ?" - "Nein." Seine Hand zuckte an eine Seitentasche. Dana wischte sie beiseite und holte die Dose heraus. Noch zwei Tabletten waren übrig. "Du nimmst das jetzt!" Aaskir schüttelte den Kopf und preßte die Lippen aufeinander. Ran und Habicht hatten immer größere Schwierigkeiten, den dürren Körper festzuhalten. Es war jetzt keine Zeit für Feinfühligkeiten und das wußte auch Dana. Sie packte Aaskirs Haare, riß ihm den Kopf in den Nacken und steckte ihm eine Tablette zwischen die Zähne. Dann ließ sie den Kopf los und schlug ihm in den Magen. Aaskir hustete und klappte zusammen, doch hatte er die Tablette verschluckt. Noch einige Male zuckte sein Körper, dann wurde er ganz ruhig.

"Was ist denn jetzt ? Ist er tot?" Gil stand mit weit aufgerissenen Augen neben den vier. "Nein, die Droge hat angefangen zu wirken." meinte Ran düster. Aaskirs Atem ging flach aber regelmäßig und wurde beständig stärker. Die Lider flatterten und wieder hatten die Augen dieses unnatürliche Glänzen, das von der Droge ausging. Und damit blitzte er Dana mehr als zornig an. "Das hättest du nicht tun sollen. Ich habe sie für Wellington aufgehoben." - "Du wärst schon längst tot, wenn sich Dana nicht um dich gekümmert hätte!" schrie ihn Gil an und baute sich beschützend vor Dana auf. "Das geht dich nichts an, kleines Mädchen." und seine Stimme hatte noch immer diesen gefährlichen Unterton. - "He, Basis! Wir haben jetzt Sichtkontakt mit dem Ding!" tönte es plötzlich. "Gil, der Bordfunk." Ran flüsterte nur, wie aus Angst, von den Raumjägern gehört zu werden. Das Mädchen nickte, warf Aaskir einen wütenden Blick zu und setzte sich den Kopfhörer auf. "Ich hab´ sie!" flüsterte Gil einen Augenblick später. "... sowieso nur ein toter Brocken." - "Dick, ich hätte mal Lust so einen kleinen Schmuggler hochzunehmen." Ran zog unwillkürlich den Kopf ein. "Ja, macht bestimmt Spaß, ´nen Frachter ein wenig durch die Gegend zu jagen." Dann wurde seine Stimme ernst. "Grün 1 an Basis, Kontakt in fünf Minuten." - "Fünf Minuten, bestätigt!"

"Hier Grün 1, das sieht aus wie ein großes Trümmerstück von einer Raumbasis." - "Lassen sie die Abtaster das Ding untersuchen." - "Jetzt wird´s ernst." flüsterte Habicht. Fast konnte man die suchenden und tastenden Strahlen fühlen. "Hank, das Ding ist mausetot. Wenn da mal was war, dann hat es sich gründlich aus dem Staub gemacht." - "Warte mal, ein Sensor zeigt ne Wärmequelle an." Die Besatzung der Phönix sah sich fragend an. "Der Initialreaktor vielleicht." vermutete Gil. "Ein ausgebrannter Reaktor wahrscheinlich. "Noch fünf Minuten." murmelte Ran leise.

"Grün 1 an Basis. Was sollen wir jetzt machen ?" - "Unsere Computer haben den Kurs des Wracks berechnet. Steuert ziemlich genau auf die Erde zu. Zum Verglühen ist er zu groß. Es wird besser sein, es in handlichere Teile zu zerlegen." - "Verstanden Basis. - Wenigstens war unser Ausflug nicht ganz umsonst." - "Verdammt, die werden doch nicht..." Ran überflog fieberhaft die Instrumententafel. "Gil, Ran, an eure Plätze! Sie haben die Abtaster abgeschaltet. Fertigmachen zum Alarmstart!"

"Hank, kannst du dich noch ´nen Augenblick warten, ich kurve gerade mal herum für eine bessere Schußposition." - "Ok. aber beeil´ dich. Ich habe heute noch was vor." - "Sind die Sprengsätze klar?" - "Sieht gut aus, Ran" meinte Habicht geschäftig. Aaskir beobachtete die hektische Betriebsamkeit im Cockpit und auch er wurde von der Nervosität gepackt und trommelte auf die Armlehne. "Antriebsaggregate klar." meldete Habicht. "Kurs berechnet, Ran." - "Hank, ich bin jetzt in Position." - "Ok! - Basis wir sind in Schußposition." - "Grün 1, Feuererlaubnis!" - "Bestätigt, Feuererlaubnis." Fast im gleichen Moment wurde das Schiff furchtbar herumgerüttelt. "Sprengsätze zünden! Triebwerke volle Kraft!" schrie Ran. Weitere Explosionen erschütterten die Phönix und Aaskir hatte das Gefühl, sie würde jeden Augenblick bersten. Dann wurde er vom Andruck in den Sitz gepreßt, als die Triebwerke mit einem explosionsartigen Krachen einsetzten. Vom Sichtfenster aus sahen sie den grellen Feuerball, der sich um sie gebildet hatte, und aus dem sie nun mit großer Geschwindigkeit herausschossen

"He, Jim, mit was hast du denn geschossen. Mit Atomraketen ?" - "Das war wohl doch etwas mehr als ein totes Wrack. Hab´ wahrscheinlich die Energiezellen getroffen." - "Basis an Grün 1, da ist ein sehr großer Brocken übriggeblieben. Wo habt ihr denn hingezielt ?" - "Haben wir Höchstgeschwindigkeit ?" - "Mehr ist nicht drin, Ran." - "Sollen wir hinterher ?" Darauf folgte eine kleine Pause. "Das wird nicht nötig sein. Der neue Kurs geht an der Erde vorbei in den freien Raum. Ihr könnt zurückgekommen."

Ran atmete auf und lehnte sich zurück. "Die erste Hürde hätten wir genommen." - "Wieso die erste?" fragte Aaskir irritiert. Gil sog scharf die Luft ein. "Was glaubst du wohl, was passiert, wenn wir dicht an der Erde plötzlich den Kurs ändern."

Das bedeutete noch etwa eine Stunde bangen Wartens, in der sich die Phönix in einer taumelnden Bewegung der Erde näherte, um nicht durch einen zu gradlinigen Flug aufzufallen.

"Gudo, Schadensmeldung!" - "Äh, Cap, wir haben hier teilweise Druckabfall und ´n paar Drähte sind durchgeschmort." Die rauhe Stimme des ehemaligen zweiten Anführers der Kämpfenden Zellen hörte sich krächzend aus dem Lautsprecher an. "Ich schicke jemanden vorbei." Noch bevor Ran etwas sagte, war Habicht aufgesprungen. "Hoffentlich hat es den Tarnschirm nicht erwischt." meinte er mehr zu sich selbst und verschwand von der Brücke. Ran und Gil testeten weiter die Funktionen des Schiffes. "Hier Teak, die Sauerstofftanks wurden getroffen, ebenso Teile des Zentralrechners." - "Bekommst du das hin?" - "Da bräuchten wir einen Troniker." - "Ja, ich weiß, du bist nur ein Analyzer, aber tu was du kannst!" - "Werden wir überhaupt zur Erde kommen?" fragte Aaskir gereizt. Ran drehte sich in seinem Sessel herum. "Dafür das zwei Raumjäger auf uns geschossen haben und uns das halbe Schiff um die Ohren geflogen ist, sieht es eigentlich noch recht gut aus, ich hatte eigentlich schlimmeres erwartet." - "Vielen Dank, daß du uns das jetzt erst sagt." sagte Dana mit einem ironischen Unterton, "sonst wäre ich nämlich vorher ausgestiegen."

Die Minuten zogen sich hin und die blauweiße Murmel, die jetzt trotz der starken Taumelbewegung des Schiffes deutlich zu erkennen war, kam immer näher. "Stabilisatoren sind wieder ok." meldete Gil ruhig. "Wir können jetzt wieder steuern." - "Wie beruhigend." Das Warten machte Aaskir nervös. Durch die Droge waren seine Sinne hellwach und er sprühte vor Energie. "Habicht, wie sieht es aus ?" - "Der Kabelbrand hier war ziemlich übel. Den Tarnschirm hat´s leider auch erwischt. Ich versuche es noch hinzukriegen." - "Das wäre sehr nett! Verdammt, verdammt, verdammt!" Er trommelte mit der Faust auf die Armlehne. "Habicht, du hast noch fünf Minuten! Dann zünde ich die Triebwerke! Oder versuche es wenigstens." fügte er leise hinzu. "Vielen Dank." gab Habicht zurück, der unter einem Berg von Kabeln regelrecht begraben war. "Habicht, ich hab jetzt Teile des Hauptrechnerssytems auf den Navigationscomputer gelegt." - "Sehr schön, wirklich sehr schön für dich, Teak. Ah, Mist." Funken sprühten und Habicht zog hastig seine Hand zurück. "Also noch mal, die Stabilisatornebenleitung muß an den Hauptkreis der Gleichlaufansteuerung, ja das könnte gehen." - "Noch zwei Minuten, Habicht!" - "Sehr nett, wirklich ausgesprochen nett." Seine Hände flogen über die herausgezogenen Platinen und verbanden einige Stecker. "Ich hoffe, das stimmt." murmelte er leise vor sich hin. "Kann ich etwas helfen?" fragte Teak hilfsbereit. "Ja, indem du die Klappe hältst!" - "Noch eine Minute!" - "Cap, hier Gudo, wir konnten das Leck abdichten." - "Sehr gut, Gudo. Habicht bist du soweit?" - "Verdammt Ran, noch einen Augenblick!" Mit rasender Geschwindigkeit stopfte der die Platinen in die Halterungen zurück und warf die Abdeckung zu. Dann sprang er zum nächsten Terminal. "Los, Baby!" - "Ran, die Generatoren." Fast sofort sprangen die Energiegeneratoren mit lautem Getöse an. Habicht betätigte einige Schalter. "Oh nein, der Kreislauf C3 ist auch tot." - "Habicht, was ist? Ich muß jetzt zünden, oder wir rasen vorbei." - "Jetzt aber!" Es hörte sich fast so an, als ob die Reaktoren sich verschluckten, dann heulten sie widerstrebend auf, als sie versuchten, den Tarnschirm aufzubauen. "Zündung!" Im gleichen Moment setzten die Triebwerke ein und übertönten in gewohnter Manier die Reaktoren. Weitere Sprengsätze explodierten, um ihr plötzliches Verschwinden zu erklären und Habicht und Teak wurden quer durch den Korridor geworfen.

"Gil, gibst du mal die Mondkommunikation auf den Lautsprecher." Ein Rauschen erklang, gefolgt von Wortfetzen, dann: "... verschwunden. Die Explosion muß es total zerstört haben. Trotzdem soll die Erdabwehr alarmiert werden!" - "Vorbereiten auf Atmosphäreneintritt!" Ran legte die Gurte an und die restliche Crew, die sich auf der Brücke befand, folgte seinem Beispiel. Das Schiff begann heftig zu ruckeln und zu zucken, als es in die obersten Schichten der Atmosphäre eintauchte. Für Ran und auch für die meisten anderen war es das erste Mal, daß sie mit einem Schiff in einer dichten Atmosphäre eintauchten. Das war auch der Grund, daß Ran so besorgt auf das Flammenmeer, das das Cockpit einhüllte. "Hoffentlich hält die Abschirmung. Es wäre ein Witz, wenn wir jetzt verglühen, nachdem wir soweit gekommen wären." - "Ja, wahnsinnig witzig." gab Gil bissig zurück. "Ich habe hier ein paar Flugobjekte auf dem Radar." - "Atmosphärenjäger. Aber auch sie werden uns nicht finden, wenn der Tarnschirm hält." - "Wenn er hält." stimmte Habicht zu, der sich mühsam ins Cockpit vorarbeitete. "Er zieht fast den ganzen Saft aus den Generatoren." - "Na fein! Das heißt ja dann wohl, entweder Schirm anlassen und ohne Energie irgendwann abstürzen, oder Schirm abschalten und von den Jägern abgeschossen werden." - "Äh, so ungefähr." - "Und das läßt dich völlig kalt." Gil war von ihrem Sitz aufgesprungen. "Ich kann´s nicht ändern. Was soll ich mich dann aufregen." Er ließ sich umständlich in einen Sitz fallen. "Verdammt, Habicht, Ran, tut doch was!" - "Gil, setz´ dich hin!"

Plötzlich zischte etwas seitlich an ihnen vorbei. "Ein Atmosphärenjäger!" Im Vergleich zu den Alljägern waren sie geradezu winzig, aber ebenso tödlich und enorm wendig. Jedenfalls im Vergleich zur Phönix. "Wie gut, das sie uns nicht sehen können." Ran atmete erleichtert auf. Die drei Jäger waren geradewegs an ihnen vorbeigeflogen. "Auf nach Wellington!" Die restliche Flugstrecke war ein kleiner Hüpfer im Vergleich zu dem Weg, den sie zurückgelegt hatten. Vom Land unter ihnen konnten sie nichts erkennen, aber die riesigen Ozeane ließ sie sprachlos werden. Eine unendlich blaugrüne Fläche, die sich in alle Richtungen ausdehnte. Und schließlich sahen sie wieder Land. Aus der Höhe war deutlich die Form der Inseln zu erkennen. Zwei große Inseln, die eine lang die andere fast dreieckig. Dort lag das Herz des Wellshire: Wellington. Langsam ging die Phönix tiefer und die Konturen der Landschaft wurden aufgeprägter. Ran mußte sich dazu zwingen, sich auf das Steuern zu konzentrieren, sosehr faszinierte ihn der Anblick der wolkenverhangenen Gebirgszuges, der gerade unter ihnen hinweghuschte.

Erneut wurde die Phönix durchgeschüttelt, die Triebwerke heulten auf... und erstarben. Ein letztes Mal donnerten die Reaktoren, dann war Stille im Raumschiff. "Toll!" Das war das einzige, was Habicht herausbrachte. "Die Energiereserven sind völlig aufgebraucht." rief Ran entgeistert und starrte ungläubig auf die Instrumente. "Dann werden wir abstürzen!" schrie Gil, und auch Aaskir spürte die aufkeimende Panik. "Nicht unbedingt." Habicht sprang aus seinem Sessel und scheuchte Gil hoch. Mittlerweile befand sich die Phönix bereits in einer bedenklichen Schräglage. Mit beiden Händen griff er nach dem Steuerknüppel. "wir werden einfach segeln." preßte er zwischen den Zähnen hindurch und kämpfte gegen das störrische Raumschiff. "Segeln?" - "Mann, das ist aber lange her." keuchte er. Ran sprang neben ihm, um ihm beim Bewegen des Steuerknüppels zu helfen und beiden brach der Schweiß aus allen Poren. In der Konstruktion der Phönix quietschte und krachte es bedenklich, als Habicht versuchte, die Spitze des Schiffes wieder hochzuziehen. Die Flügel wären dem Druck fast nicht mehr gewachsen gewesen und bogen sich bedenklich weit durch, was ihre Konstrukteure bestimmt nicht vorgesehen hatten, doch ganz allmählich wurde der Sturzflug sanfter, doch noch immer wurde die Phönix hin- und hergeworfen. "Du schaffst es Habicht!" - "Wie gut, daß wir so dicht am Ziel sind. Unser Schirm ist natürlich auch aus." Gerade als er das sagte, erschien hinter der gerade überquerten Bergkuppe die Silhouette des Regierungssitzes. "So und jetzt festhalten! Ich wußte doch noch, daß da ein Haken dabei war." Doch seine Ironie sollte nur seine Unsicherheit überspielen und Schweiß lief ihm über die Stirn. Mit immer noch hoher Geschwindigkeit näherte sich die Phönix dem Boden und im letzten Augenblick zog Habicht die Spitze nach oben. Die Phönix schien fast auseinanderzubrechen und man hörte, wie der Rumpf über den Boden schlidderte. Noch einmal wurden sie heftig durchgeschüttelt, dann wurde es ruhig. Die Phönix stand. Habicht drehte sich triumphierend in seinem Sitz herum. "Kinder, wir sind gelandet!"


Letzte Änderung 22. January 2001 / Bei Fragen und Anregungen Mail an nazkor@gmx.de

 

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