9. Schlussbetrachtung

Eine pädagogische Grundregel ist, dass der erziehende Mensch keinen Dank für seine Bemühungen von seinem Zögling erwarten darf, außer dem indirekten der Freude über das Gelingen. Ganz so entbehrungsreich ist Erziehung für die Erzieher jedoch nicht, wenn man sich in Momenten der Enttäuschung und scheinbaren Nichtgelingens an die Augenblicke und Phasen von Gemeinschaft und geglückter Beziehung zurückerinnert. Und bei allen Rückschlägen, die in Beziehungen zwischen Menschen unvermeidlich sind, ist es vielleicht tröstlich zu wissen, dass die überwiegende Mehrheit der Jugendlichen angibt, ein gutes Verhältnis zu ihren Eltern zu haben. Die Konflikte, um die es letztlich immer wieder geht, sind zudem altbekannt und über die Jahrzehnte gleichgeblieben: Kleidung, Hilfe im Haushalt, Unordentlichkeit, tägliche Rücksichtnahme und - natürlich - die Schule.

Das letzte Wort sei noch einmal Peter Struck gegeben, der in seiner „Kunst der Erziehung“ zusammenfasst: „Kinder gehören uns nicht, wir dürfen sie nur ein Stück ihres Lebens begleiten. Wir erziehen sie, wenn sie noch klein sind; dann geht die Erziehung immer mehr in Beratung über, weil Überzeugung besser ist als Dressur oder Zwang. Schließlich lösen die jungen Menschen sich äußerlich von uns ab, bleiben aber hoffentlich innerlich für immer mit uns verbunden. Erziehung ist ein recht gewaltsamer Begriff, wie auch derjenige der Führung. Wir ziehen nur in dem Sinne an einem Kind herum, wir ziehen es nur insofern hoch, als dass wir seine Sinne und Kräfte in seine Zukunft und in die weite Welt hinaus herausfordern, denn wir dürfen es weder über- noch unterfordern, wenn wir es richtigmachen wollen. ... Jede Erziehung dient dem Zweck, dass sich der Erzieher nach und nach überflüssig macht. Der Weg geht immer von der Fremderziehung über die Beziehung zur (lebenslangen; d.V.) Selbsterziehung.“ (Peter Struck) 1