Bilder zur Dissertation
Papst Paul V. Olivetaner |
Im Lauf der Arbeit bin ich immer wieder nicht nur auf Texte, sondern auch auf Bilder gestoßen, die eine bessere Vorstellung vom Thema vermitteln können. Leider konnte ich in den kopierten Abgabeexemplaren keines dieser Bilder wiedergeben (außer dem Titelbild). Aber für so etwas gibt es schließlich neuerdings das Internet. Also zeige ich alle diese Bilder nun hier, mit einigen Erläuterungen zum Verständnis auch für die, die die Arbeit nicht lesen können (oder nicht lesen wollen). |
Zunächst zu den Personen: Dies ist Papst Paul V. (zum Papst gewählt am 26. Mai 1605, gestorben am 28. Januar 1621), dargestellt in einer Büste von Gian Lorenzo Bernini. Er ernannte kurz nach seiner Wahl den Bruder seiner Schwester, den damals 26-jährigen Scipione Caffarelli zum Kardinal, adoptierte ihn und gab ihm seinen Familiennamen. Die Unterschrift der Büste, "PAVLVS V. BVRGHESIVS", ist auch auf der Fassade des Petersdoms zu lesen, die er hat vollenden lassen.
Hier ein sitzendes Porträt des Papstes im Pontifikalornat (Maler ist mir unbekannt).
Und hier noch ein kleineres Bild, dafür aber mit Unterschrift und dem Wappen Pauls V., der Tiara und den gekreuzten Schlüsseln für das Amt des Papstes und darunter das Familienwappen der Borghese, ein Adler und ein Drachen.
Und nun zum eigentlichen Helden der Geschichte: Scipione Borghese, geboren vermutlich 1579, zum Kardinal ernannt im August 1605 und gestorben am 2. Oktober 1633. Dies ist das berühmteste Bild von ihm, eine Marmorbüste von Bernini, die in der Galleria Borghese steht, seiner persönlichen Kunstsammlung, die heute eines der bedeutendsten Museen Roms ist. Wie man sieht, war er in den letzten Jahren ziemlich fett geworden, außerdem plagte ihn die Gicht, seinen ausgedehnten Briefwechsel zu seinen Protektoraten (den allerdings eigentlich seine Sekretäre führten) behielt er aber bis kurz vor seinem Tod bei.
Und nun zu den einzelnen Protektoraten: Die bekanntesten Kardinalprotektorate waren solche von geistlichen Orden. Borghese wurde 1606 Protektor der Dominikaner und 1618 Protektor der Olivetaner, einer Benediktinerkongregation, deren Wappen oben zu sehen ist. Ihr Stammkloster und Zentrum ist das Kloster Monte Oliveto Maggiore, das in einer einsamen Gegend in der Toskana südlich von Siena liegt. Eine Woche habe ich dort im Klosterarchiv gearbeitet und die Gastfreundschaft der Benediktiner genossen.
Protektor des Kamaldulenserordens war Borghese nur von 1611 bis 1618 (als er Protektor der Olivetaner wurde, gab er das Protektorat der Kamaldulenser wieder ab). Bis zu seinem Lebensende blieb er aber Kommendatarabt der römischen Niederlassung der Kamaldulenser, des Klosters San Gregorio Magno auf dem Caelius, dessen Kirche von ihm Ende der zwanziger Jahre umfassend erneuert wurde. Von dieser Renovierung stammen die beiden Wappentiere der Borghese auf der Fassade, der Adler und der Drache.
Pietro da Cortona: Udienza concessa da Paolo V al principe
Savelli nel 1620
(Audienz Papst Pauls V. für den kaiserlichen Botschafter, Fürst Paolo Savelli,
1620)
Bild in Groß, zum Betrachten
der Details
Dieses Bild ist in gewisser Weise das Prunkstück meiner Sammlung, denn es ist das einzige, das Kardinal Borghese als Protektor in Aktion zeigt. Vielleicht aber eigentlich auch nicht, denn dieses Bild enthüllt eine besondere Problematik, die ich ausführlich in meiner Arbeit dargelegt habe. Wir sehen den Empfang des neuen Botschafters des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation, Fürst Paolo Savelli, bei Papst Paul V. Die deutschen Kaiser ernannten damals zumeist Italiener zu ihren Botschaftern beim Heiligen Stuhl. Savelli stammte aus altem römischem Adel und war zuvor Oberbefehlshaber der Armee des Kirchenstaats gewesen Sein Bruder Federico diente zeitweise in der Kaiserlichen Armee als General, und ein dritter Bruder, Giulio, war Kardinal und wurde 1626 Komprotektor von Deutschland an der Seite von Borghese. Das Bild ist ein frühes Werk des berühmten Barockmalers Pietro da Cortona (1597-1669). Die gezeigte Audienz für Savelli zu seinem Amtsantritt als Botschafter fand am 1. Mai 1620 statt, das Bild kann aber frühestens 1624 gemalt worden sein, denn Savelli trägt den Orden vom Goldenen Vließ, der ihm erst 1624 von Kaiser Ferdinand verliehen wurde. Andererseits dürfte es auch nicht später als 1626 entstanden sein, denn eine Aufschrift, die dünn im Gesims unter dem Ansatz des Gewölbes zu lesen ist, spricht davon, dass der neben Savelli stehende junge Mann, Fürst Ernst Adalbert von Harrach, später Erzbischof von Prag geworden sei. Harrach war 1620 noch Student des Germanikums, des deutschen Priesterkollegs in Rom, und wurde 1623 zum Erzbischof von Prag, aber schon 1626 auch zum Kardinal ernannt, und wäre er zum Zeitpunkt der Entstehung des Bildes schon Kardinal gewesen, dann hätte man wohl diese höhere Würde in der Aufschrift erwähnt (das Bild befindet sich heute in Wien in der Sammlung der Familie Harrach).
Die Szene spielt in der Sala Regia des Quirinalspalastes, der damals die Hauptresidenz der Päpste war. Links steht der Botschafter mit Harrach vor den Stufen zum Thron des Papstes, auf dem rechts Paul V. unter einem Baldachin in Bischofskleidung sitzt. Rechts neben ihm sitzt Kardinal Borghese, und genau hier steckt das Problem. Borghese war nämlich seit 1611 Protektor von Deutschland und hätte hier eigentlich auch an der Seite des Botschafters stehen können, weil er ebenso wie dieser die Interessen des Kaisers beim Heiligen Stuhl vertreten sollte. Aber Borghese war nicht nur Protektor, sondern zugleich auch der Nepot des Papstes und mußte als solcher loyal zu Paul V. stehen. Hätte er den Botschafter unterstützen wollen, hätte er aber gerade in dieser Zeit Dinge tun müssen, mit denen er sich bei seinem Onkel unbeliebt gemacht hätte. Denn in Deutschland tobte seit zwei Jahren der Dreißigjährige Krieg, und der wichtigste Wunsch des Kaisers an den Papst war (und sollte in den folgenden Jahren bleiben) der nach Hilfsgeldern für die kaiserlichen Armeen. Aber Geld für die Kriegführung des katholischen Lagers war Paul V. nur in geringem Umfang zu zahlen bereit, und Borghese gab sich auch keine Mühe, ihn zu größeren Zahlungen zu veranlassen, so sehr ihm eigentlich daran gelegen war, sich das Wohlwollen des Kaisers und der deutschen Fürsten zu erwerben. In Deutschland war man ziemlich unzufrieden mit ihm, und so blieb Borghese der erste und letzte Nepot, der je das Amt eines deutschen Protektors bekleidete.
Antoniazzo Romano: Annunciazione
Bild in Groß
Die weitaus meisten Protektorate hatte Borghese bei sog. "Luoghi Pii", frommen Stiftungen in Rom, unter denen sich vor allem viele Bruderschaften befanden. Die bedeutendste seiner Bruderschaften war die Erzbruderschaft der "SS. Annunziata" in der Dominikanekirche S. Maria sopra Minerva, die es sich zum Ziel gesetzt hatte, Mitgiften an junge Mädchen zu vergeben, damit sie heiraten oder in ein Kloster eintreten konnten. Diese Mitgiften wurden jedes Jahr am Patronatsfest der Bruderschaft, Mariä Verkündigung (25. März) übergeben, und zwar vom Papst persönlich, der zu diesem Zweck in einer großen Prozession von seiner Residenz im Quirinalspalast geritten kam. Der Kardinalprotektor der Bruderschaft durfte dann bei der Zeremonie hinter dem Papst stehen und ihm die Säckchen mit dem Geld anreichen. Auf unserem Bild ist diese Szene aber in eine andere Sphäre versetzt: Wir sehen die Verkündigung mit dem Engel Gabriel und Maria, aber dazwischen knien in der Mitte drei kleinere Gestalten von knienden Mädchen, denen die Muttergottes Säckchen mit Mitgiften reicht. Der Mann, der hinter den Mädchen kniet und sie Maria präsentiert, ist der Dominikanerkardinal Juan de Torquemada, der Begründer der spanischen Inquisition. Torquemada hatte die Bruderschaft in Rom gegründet. Dieses Bild hat Antoniazzo Romano 1499 für die Kapelle der Bruderschaft in S. Maria sopra Minerva gemalt, wo es heute noch zu sehen ist.