La Guieiza 'd la tana

Diese beeindruckende natürliche Felsenhöhle diente als Unterschlupf und ihr wurden auch Gottesdienste abgehalten. (Daher auch der Ausdruck: Guieiza = chiesa = Kirche.)

Auf dem Foto der Eingang zur Höhlenkirche



Aus dem Buch «Alle Porte D'Italia» von Edmondo de Amicis

Le termopili Valdesi: La Guieisa d'la tana

«... das war eine Höhle die den Waldensern zur Zeit der Verfolgungen als Kirche und Unterschlupf diente. Wenn man nicht weiß wo sie liegt, ist es fast unmöglich sie zu finden...

Der Eingang ist breit aber nur wenige Spannen hoch. Mit Felsspitzen oben und unten ähnelt er einem Zähne fletschenden Felsmund, so dass man nur zusammen gekauert mit dem Kinn auf den Knien, oder auf allen vieren oder kriechend wie ein hilfesuchender Verletzter hindurch kommt....

Die Grotte ist schmal und lang und hat die Form einer riesigen Felsspalte, ungefähr 200 Personen finden darin Platz. Durch drei kleine Öffnungen an der Decke dringt schwaches Licht, sie sehen wie drei hinter enormen Felsblöcken versteckte Schießscharten aus. In dem wenigen Licht, das durch sie hereindringt, erscheint die Grotte wie ein unterirdisches Verlies einer Burg, in dem die Gefangenen ihr Essen durch die Öffnungen an der Decke erhalten....

Es ist ein gelbliches, trauriges Licht, unangenehmer als die Finsternis, das den Gesichtern einen erschrockenen Ausdruck verleiht. Sicherlich hinterließ das einen tiefgehenden Eindruck: der Pastor mit dem langen weißen Bart, der im Fackelschein von seiner Steinkanzel mit leiser Stimme zu der Menge predigte, die zusammengedrängt in dieser Art von Grabgewölbe stand und von der jeder fürchtete zum letzten Mal eingetreten zu sein. Während der Pastor predigte oder die Gläubigen mit leiser Stimme die Psalmen sangen, standen junge Waldenser auf den umliegenden Anhöhen Wache. Wenn aus der Ferne feindliche Vorhut auftauchte gaben sie Warnsignale und dann wurde es unten in der Grotte totenstill, man drückte sich zitternd aneinander und betete stillschweigend, bis der Feind im Tal verschwunden war. Aber nicht immer war das so. Manchmal geschah es, dass die Spione oder die auf Menschenjagd abgerichteten Hunde die Soldaten auf den richtigen Weg führten, und dann rannten die Wachtposten mit bestürztem Gesicht um die schreckliche Nachricht zu überbringen: die Mütter drückten ihre Kinder ans Herz, die Väter segneteten ihre Familie, Freunde tauschten den letzten Gruß und dann standen sie da, unbeweglich, stumm, mit angehaltenem Atem und gespitzten Ohren und gaben sich in Gottes Hand...Oh! Dieser Klang der Hellebarden, die auf die Felsen des Eingangs schlugen! Diese donnernden Stimmen, die durch die Spalte das Kommando zum Herauskommen gaben! Dieses Geräusch des Anhäufens von Holz und trockenen Blättern vor der Öffnung! Und dann die ersten Rauchschwaden die eindrangen, begleitet von einer Salve von Flüchen und Hohngelächter...»



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