Der Onkel Bräsig ist zwar menschlich und beruflich gescheitert, präsentiert sich aber im Saarland (das geht dort) als Präsentator des neuesten saarländischen Nationaldichters. Das Photo in der Saarbrücker Zeitung vom Sommer 1995 muß man gesehen haben, absolut ähnlich, hohl und aufgeblasen (!).
Der eigentliche Wiederentdecker Reglers ist Ralph Schock vom SR (der auch
nicht ganz konfliktlos aus Bräsigs Suhle gegangen ist) . Es handelt
sich bei dieser "Werkausgabe" um ein vom saarländischen Kulltusministerium
gesponsortes ziemlich peinliches saarländisches Landestheater: Die
seinerzeitige CDU-Landesregierung hat ihrererzeit einen dichtenden Priester
namens Kirschweng aus Wallerfangen mit 14 Bänden als saarländischen
Nationaldichter geehrt, und dem muß nun die derzeitige Landesregierung
was entgegen setzen, nämlich 15 Bände (Stroemfeld/RoterStern ist
pleite und braucht die Staatsknete). Allerdings ist Regler dazu nur bedingt
(na?) geeignet. Er war ganz und gar kein "Brennendes Herz" (ARD 1.5.97, peinlich
peinlich), vielmehr ein ziemlich unbedeutender Meßdiener auf der ewigen
Suche nach einem Altar, ein KP-Renegat mit starken Selbststilisierungstendenzen,
ohne auch nur annähernd etwas Erhellendes zur Innenansicht der
KP-Parteifunktionäre beigebracht zu haben, etwas wie Brechts
"Maßnahme", Koestlers "Sonnenfinsternis" oder Manès Sperbers
Romane und Autobiographie. - Interessant (mittlerweile nur noch historisch)
an Regler war allein seine Biographie, er hat so ziemlich alles mitgemacht,
was in der ersten Jahrhunderthälfte gelaufen ist. In zehn Jahren
Regler-"Arbeitsstelle" hat aber niemand es fertiggebracht, die Münchner
Telefonadresse der Babette Gross zu finden, die eine Menge zu Regler hätte
erzählen können, ebenso wie ihre Schwester Margarete Buber-Neumann.
Nicht erwünscht? - wahrscheinlich. Erst muß man die Zeitzeugen
wegsterben lassen, dann kann man ungestört eine germanistische
"Arbeitsstelle" aufmachen und die den Politikern nützlich andienen,
im Saarland geht das. - Regler kannte Malraux und Hemingway - kein Interesse
seitens der Arbeitsstelle. Wer war K. A. Wittfogel, ein aufschlußreicher
Duz-Briefpartner Reglers - braucht ein Germanist nicht zu wissen. Per Telefonbuch
war seinerzeit noch ein ehemaliger "Ladendiener" aus der Zeit von Reglers
bürgerlichen Versuchen im Berlin der 20er Jahre zu finden. Hermann Kesten,
der Reglern seit den 20er Jahren kannte, war Ende der 70er Jahre noch nicht
so senil wie Ende der 80er Jahre, - kein Interesse. Und über die
saarländische Oskar-Erich-Connection wäre sicher, wie in anderen
Fällen auch, eine Recherche in den damaligen Ostberliner oder Moskauer
Partei-Archiven möglich gewesen - kein Bedarf seitens der Arbeitsstelle.
Heute geht das freilich leichter: Ein Fall von vorausschauender
wissenschaftlicher Ökonomie?
Schmeißfliegen, die sich um ihre Nahrungsquelle sammeln, hat mal ein
Kollege gesagt.
Drei oder vier ordentlich kommentierte Bände würden reichen für
diesen Autor. Dazu müßte man aber Philologe sein, und Schmenkel
samt Schmarotzerfortsatz reisen naturgemäß auf die billige Tour.
Da muß es eben die Masse machen. Außerdem würde ein Gustav
Regler in kommentiertem Zustand in keinem sehr vorteilhaften Licht erscheinen,
und das wäre wiederum nicht im Sinne des FC Klimmt. Eine Hand wäscht
die andere, saarländische Schmarotzer-Symbiose, die Personaldecke ist
dünn.
Es ist eine Groteske: Die Saarländer lassen sich von Schmenkel, diesem
dummdreisten Schwindler, einen drittklassigen Metaphern-Justav als zweiten
Nationaldichter an die Backe nähen (der erste liegt schon wie Blei).
Warum? Weil, die CDU hats vorgemacht. Und ein paar ausgewiesen unnötige
Germanisten schmarotzen an der Staatsknete, wir habens ja. - Und der Bräsig
ist in ACHT Jahren nicht imstande, die "Leseausgabe" von Reglers "Ohr des
Malchus" herauszubringen. Wahrscheinlich wartet er alle anderen Herausgeber
ab, um mit seinem Nachwort nicht so alt auszusehen, wie er ist.
NB 1999: Mittlerweile bietet ein gewisser Gätje eine "Gustav-Regler-Bibliographie" im WWW an, deren Datenbank er selbst erstellt hat. Diese kommt mir doch sehr bekannt vor: Sie stammt nach Inhalt und Struktur zu einem guten Teil von mir, von ca.1989. - Eine zweite bibliographische Datenbank habe ich zum Thema der Literatur der deutsch-frz. Grenzregionen in dieser "Arbeitsstelle" hinterlassen - mal sehen, wann die als Gätje-Produkt im WWW erscheint . |
Was hat Walter Höllerer, der große Kulturenzüchter, sich wohl dabei gedacht, diesem dummdreisten Schmenkel einen Professorentitel zu verschaffen? Entweder hat er (Höllerer) zuviel oder zuwenig gedüngt, jedenfalls hat er nicht gesehen, daß in diesem Fall keine Pillen helfen. Ein Jochen-Steffen-Experiment: Mal sehen, was man einer deutschen Universität so alles zumuten kann? Wahrscheinlich war der Schmenkel aber nur ein früher Quoten-Ossi, dem Höllerer aufs Auge gedrückt. Oder Höllerer hat ein Faible für den Schmock, wer weiß warum
© Hartmut Dietz 1996 /1999