Konzeptentwurf

für ein

Sport-, Sozial-, Kultur- und Gewerbezentrum

Giesing/Sechz´ger Stadion

 

 

 

1 Vorwort

Die Freunde des Sechz'ger Stadions e.V. sind ein Verein, der sich sowohl die Unterstützung sozial schwacher Kinder und Senioren im Stadtteil Giesing als auch den Erhalt und sinnvollen Ausbau des Stadions an der Grünwalder Straße zum Ziel gesetzt hat.

 

Nachdem derzeit - hauptsächlich wegen der Pläne des FC Bayern für ein neues Großstadion - die öffentliche Diskussion über die Stadionsituation in München in vollem Gang ist, wollen wir auch für das städtische Stadion an der Grünwalder Straße eine Lösungsmöglichkeit präsentieren und in die öffentliche Diskussion bringen.

 

Dabei stehen für uns folgende Aspekte im Vordergrund:

 

1. Das Grünwalder Stadion ist die traditionsreichste Sportstätte und das einzige echte Fußballstadion in München.

2. Das Grünwalder Stadion ist Wahrzeichen des Stadtteils Giesing. Durch dieses Stadion ist der Stadtteil Giesing bundesweit bekannt geworden.

3. München braucht ein reines Fußballstadion mit einem Fassungsvermögen von etwa 36.000 Zuschauern, das multifunktional genutzt werden kann.

4. Das Stadion ist eingebunden in eine hervorragende innenstadtnahe Infrastruktur. Ein Stadionneubau am Stadtrand verursacht immense zusätzliche Kosten für die Stadt, um die notwendige minimalste Infrastruktur zu schaffen.

5. Die Belange der unmittelbar daneben angesiedelten Wohnbevölkerung müssen soweit möglich gewahrt werden. Die zusätzlichen Belastungen durch Lärmemmissionen und Verkehr werden minimiert.

6. Defizite an sozialen und kulturellen Einrichtungen in Giesing werden gezielt reduziert.

7 Eine Neuplanung des Stadions bietet für den Stadtteil Giesing die Chance ihn städtebaulich weiterzuentwickeln und für die gesamte Stadt München ein richtungsweisendes Zukunftsmodell für eine sinnvolle Integration einer zentrumsnahen Sportstätte in die Infrastruktur und das soziale Umfeld eines gewachsenen Stadtteils.

8. Die Finanzierung erfolgt über eine privatrechtliche Gesellschaft an der die Landeshauptstadt München beteiligt ist und damit ihren Einfluß behält.

 

Wir bitten daher alle Beteiligten, dieses Konzept als Diskussionsgrundlage und das Stadion als einmalige Chance für Giesing und München zu sehen. Wir erhoffen uns von der Vorstellung des Konzepts eine ehrliche Diskussion der Für und Wider ohne daß politische Vorurteile und Rahmenbedingungen1 wie das Vorhandensein einer fußballuntauglichen Leichtathletikarena, die Diskussion um das Grünwalder Stadion bestimmen und damit eine sachliche Auseinandersetzung mit dem Thema unmöglich machen. Wir bitten alle, die sich zu der Sache äußern werden, immer zu bedenken, daß dieses Konzept von Fußballfans erstellt wurde, die sich zum Teil seit Jahrzehnten mit der Thematik Fußball und Fußballstadien beschäftigen. Einige Mitglieder unseres Vereins wohnen im Stadtteil Giesing und sind mit dem Stadion in unmittelbarer Nähe aufgewachsen.

 

Wir bitten diejenigen, die ihre Freizeit in Theatern und Konzertsälen verbringen zu akzeptieren, daß der Fußballsport auch Teil der Freizeitkultur unserer Gesellschaft ist und geeignete Rahmenbedingungen braucht, um in optimalem Ambiente stattfinden zu können. Wir haben in unserem Konzept berücksichtigt, daß eine gewisse Kommerzialisierung des Fußballsports erforderlich ist, um die finanziellen Voraussetzungen dafür zu schaffen. Eine völlige Kommerzorientierung, wie in Amerika, ohne Berücksichtigung der Interessen der echten Fußballfans darf es aber nicht geben. Berichte über die Situation vieler Fußballfans in Amsterdam nach der Eröffnung der dortigen Arena zeigen, daß das nicht der richtige Weg sein kann. In München muß es zur rein kommerzorientierten Fußball-Show für ein bundesweites Publikum1 auch noch eine vernünftige Alternative geben, bei der der lokale Charakter und die sportliche Leistung in einer angemessenen Atmosphäre im Vordergrund stehen.

 

Wir sind uns darüber im Klaren, daß es in Zeiten immer knapper werdender finanzieller Ressourcen sehr schwer ist den Ausbau eines alten Fußballstadions zu fordern. Angesichts der derzeit aber durchaus möglichen Finanzierung von politischen Prestigeobjekten wie dem Umbau des Olympiastadions (geschätzte Kosten ca. 200 Mio. DM) und dem Bau eines "Spirit of Olympic" für ca. 60 Mio. DM haben wir ein Recht, daß unser Konzept gehört und die Realisierungschancen ehrlich geprüft werden.

 

2 Inhaltsverzeichnis

 

1 VORWORT

2 INHALTSVERZEICHNIS

3 IST-ZUSTAND

3.1 BAULICHER ZUSTAND UND KAPAZITM

3.2 DERZEITIGE NUTZUNG

3.3 ANBINDUNG AN DEN ÖPNV

3.4 PARKPLATZSITUATION

4 BEDARF IN MÜNCHEN/GIESING

4.1 FUßBALLSTADION

4.2 OLYMPIASTADION

4.3 KULTURELLER1 SOZEALER UND WTRTSCHAFTLICHER BEDARF IN GIESING

5 SOLLZUSTAND

6 LÖSUNG

6.1 TIEFERLEGUNG DES SPIELEELDES UND RASENHEIZUNG

6.2 OSTKURVE

6.3 HAUPTTRIBÜNE

6.4 WESTKURVE

6.5 GEGENTRIBÜNE

7 AUSWIRKUNGEN AUF DIE BEVÖLKERUNG

8 FINANZIERUNG

9 ZUSAMMENFASSUNG

 

 

3. Ist-Zustand

 

3.1 Baulicher Zustand und Kapazität

 

Das Stadion an der Grünwalder Straße wurde in der jetzigen Form größtenteils nach 1945 erstellt. Das Gelände wird aber bereits seit 1911 als Sportanlage genutzt. Mitte der zwanziger Jahre wurde es vom TSV 1860 München ausgebaut und war damals die größte und modernste vereinseigene Sportanlage Süddeutschlands. Der jüngste Bauteil ist die Gegentribüne die Mitte der siebziger Jahre neu erbaut wurde und ca. 4.500 überdachte Sitzplätze bietet. Darüber hinaus stehen in der alten Haupttribüne weitere knapp 2000 überdachte und vor der Gegentribüne 500 unüberdachte Sitzplätze zur Verfügung. Die Westkurve faßt etwa 15.500 und die Ostkurve ca. 7.000 unüberdachte Stehplätze. Das ergibt eine Kapazität von etwa 29.000, davon 6.000 überdachte Sitzplätze.

 

Insbesondere die Ostkurve, von der ein kleiner Teil in der Nordecke bereits seit Jahren aus Sicherheitsgründen gesperrt ist, bedürfte dringend einer Erneuerung. Aber auch die alte Haupttribüne entspricht nur noch bedingt den Anforderungen an ein modernes Fußballstadion.

 

Die Westkurve ist, soweit das vom Augenschein her beurteilt werden kann, in relativ gutem baulichen Zustand. Leider fehlt es an einem Dach.

 

Auch die überdachte Gegentribüne ist in gutem Zustand und könnte weiterhin genutzt werden.

 

Insgesamt ist festzustellen, daß der Stehplatzanteil mit etwa 79 % des Fassungsvermögens zu hoch ist. Selbst zu Bayernligazeiten des TSV 1860 war der Bedarf an Sitzplätzen bei gut besuchten Spielen höher als das Angebot. Man kann davon ausgehen, daß ab einer Besucherzahl zwischen 15.000 und 20.000 das vorhandene Sitzplatzangebot nicht ausreicht.

 

 

3.2 Derzeitige Nutzung

 

Das Stadion hat derzeit einen sehr hohen Nutzungsgrad. Es finden jährlich ca. 80 Fußballspiele dort statt. Die Amateur- und A-Juniorenmannschaften der beiden Münchner Bundesligisten bestreiten dort i.d.R. ihre Heimspiele. Dies führt zu einer sehr großen Nutzung des Stadions, bedingt aber auch einen äußerst geringen Kostendeckungsgrad, weil die Zuschauerzahlen bei den Spielen der Amateur- und Jugendmannschaft mit wenigen Ausnahmen nicht sehr hoch sind.

 

Eine weitergehende Nutzung des Stadions z.B. für Open Air - Veranstaltungen wurde bisher wohl hauptsächlich aus Sicherheits- und Lärmschutzgründen abgelehnt.

 

 

3.3 Anbindung an den ÖPNV

 

 

Seit der Neueröffnung der U 1 Süd vom Kolumbusplatz zum Mangfallplatz ist das Stadion hervorragend an das städtische Nahverkehrssystem angebunden. In unmittelbarer Nähe befinden sich die U-Bahnhöfe Candidplatz und Wettersteinplatz (Linie U 1). Darüber hinaus ist auch der U-Bahnhof Silberhornstraße (U 2) in Fußentfernung, so daß sich eine direkte Anbindung des Stadions an drei U-Bahnhöfe und Zwei U-Bahnlinien ergibt. Durch die hervorragende Struktur des Münchner Schnellbahnnetzes sind die großen Umsteigebahnhöfe Sendlinger Tor (U 3, U6, Straßenbahnlinien 17, 18, 20, 21, 27) und Hauptbahnhof (sämtliche S-Bahnlinien, U 4, U5, Straßenbahnlinien 17, 19, 20, 21) in wenigen Minuten erreichbar. Über den Bahnhof Giesing können die aus Süden kommenden Fahrgäste der S-Bahnlinien 5 1 und 5 2 rasch zum Stadion kommen. Durch die Anbindung an den Hauptbahnhof besteht auch für Bahnfahrer eine optimale und kurze Verbindung zum Stadion. Hinzu kommen noch die städtischen Buslinien 45, 58 (Tegernseer Landstraße) und 52 (Candidplatz) sowie die Straßenbahnlinien 15 und 25, die direkt am Stadion vorbei fahren. Der Vollständigkeit halber sei auch noch auf die Regionalbuslinien 391 (Tegernseer Landstraße) und 220 (St. Quirin-Platz) hingewiesen.

 

Eventuell kann ergänzend zum bereits bestehenden System noch ein Shuttlebusverkehr von und zu den größeren P&R-PIätzen eingerichtet werden.

 

Zusammenfassend muß festgestellt werden, daß das Stadion an der Grünwalder Straße mit Sicherheit die beste Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel in der Bundesrepublik vorweisen kann. Durch ein sinnvolles Verkehrsleitsystem (mit Hinweisen auf Park&Ride-Plätze), das von vielen Experten immer wieder gefordert wird und zum Teil auch schon existiert (Autobahn Nürnberg), könnte diese Infrastruktur noch optimaler genutzt werden.

  

 

3.4 Parkplatzsituation

  

Angesichts der o.g. hervorragenden Anbindung an den ÖPNV ist der Bedarf an Pkw-Stellplätzen als minimal einzuschätzen. Bei entsprechender Öffentlichkeitsarbeit durch den Betreiber des Stadions und die Veranstalter, sowie die im Theater- und Konzertbereich bereits übliche freie Fahrt mit dem MVV, müßte der Anteil der Besucher die mit dem PKW bis in Stadionnähe fahren, auf etwa 10% reduzierbar sein. Bei einer Kapazität von 36.000 und einer geschätzten durchschnittlichen Belegung pro PKW mit ca. 1,7 Personen, errechnet sich bei ausverkauftem Stadion ein Parkplatzbedarf für etwa 2.000 Privatfahrzeuge. In diesem Zusammenhang wird auf das neue Pariser ,,Stade de France" mit einer Kapazität von 80.000 Plätzen und 6.000 Parkplätzen hingewiesen. Auch dort werden 90 % des Zuschaueraufkommens mit öffentlichen Verkehrsmitteln bewältigt. Das Eröffnungsspiel Frankreich gegen Spanien hat unlängst gezeigt, daß das funktioniert, obwohl diese Arena weit außerhalb von Paris gebaut wurde und somit eine relativ lange Anfahrtszeit erforderlich ist. Für dieses neue französische Nationalstadion mußte eine eigene Metrolinie extra gebaut werden.

 

Rund um das Sechz'ger Stadion sind die Parkplätze am Candidplatz die Betriebsparkplätze der Firmen Osram und AGFA, die i.d.R. zu den Spielzeiten leer stehen, vorhanden. Auch die in früheren Jahren praktizierte Lösung auf dem Candidberg jeweils eine Fahrspur pro Fahrtrichtung für den Verkehr zu sperren und als zusätzlichen Parkraum zu nutzen hat sich bewährt. Darüber hinaus gibt es im U-Bahnhof Wettersteinplatz einen riesigen Hohlraum der Platz für mindestens 300 bis 400 weitere Stellplätze bieten würde. Denkbar wäre auch den vorhandenen Parkplatz am Candidplatz um ein zweites Stockwerk zu erweitern und in der veranstaltungsfreien Zeit als P&R-Parkplatz zu nutzen um die Innenstadt von weiterem Autoverkehr zu entlasten.

 

Es könnte somit genug Parkraum zur Verfügung gestellt werden, um z.B. den Parkplatz am Candidplatz bei Veranstaltungen ausschließlich für Reisebusse zu reservieren.

 

 

4 Bedarf in München/Giesing

 

4.1 Fußballstadion

 

Betrachtet man die Fußballszene in der Bundesrepublik Deutschland aufmerksam, muß man zu dem Ergebnis kommen, daß die Atmosphäre in den reinen Fußballstadien wie in Dortmund, Kaiserslautern, Bochum, Mönchengladbach, St. Pauli oder Freiburg am besten ist. Erwähnt werden muß in diesem Zusammenhang auch das Stadion am Bieberer Berg in Offenbach in dem seit dem Aufstieg der Offenbacher Kickers in die Regionalliga Süd die wohl beste Fußballstimmung in ganz Deutschland herrscht. Legendär ist die gute Fußballstimmung in England und Schottland nicht zuletzt auch wegen der einzigartigen Atmosphäre in den dortigen Footballgrounds. Aber auch in anderen europäischen Ländern wird zumeist in engen Fußballstadien (Italien: Guiseppe Meazza, Spanien: Nou Camp, Bernabeu) ohne Leichtathletikeinrichtungen gespielt. Lediglich in Deutschland hat man in den siebziger Jahren Leichtathletikstadien (Olympiastadion München, Volkspark Hamburg, Waldstadion Frankfurt, Parkstadion Gelsenkirchen, Neckarstadion Stuttgart, Rheinstadion Düsseldorf, Niedersachsenstadion Hannover) gebaut. Mit Ausnahme von Stuttgart gibt es aber in allen anderen Städten Pläne für neue Fußballstadien bzw. Multifunktionsarenen wie in Amsterdam. Aber auch der Präsident des VFB Stuttgart G. Mayer-Vorfelder äußerte kürzlich in einem Interview, daß man das Daimlerstadion nach der Leichtathletik-WM besser abgerissen hätte. Und das obwohl dieses Stadion von den genannten Leichtathletikstadien noch die beste Atmosphäre besitzt. Zuletzt war zu hören, daß auch der Karlsruher SC plant das Wildparkstadion in ein reines Fußballstadion umzubauen. Als Kosten wurden ca. 250 Mio. DM angegeben.

 

Da die finanzielle Untergrenze für die Gigantomanieprojekte der Superdomes bei 250 bis 300 Mio. DM liegen dürfte, ist es bisher bei Planungen geblieben. Auch der FC Bayern hätte in der Zukunft gerne einen solchen Superdome, weil er nach 25 Jahren im Olympiastadion auch erkannt hat, daß das auf Dauer keine Lösung sein kann.

 

Der Grund für die Planungen liegt auf der Hand: Die Vereine haben erkannt, daß Fußball live am schönsten in einem engen Fußballstadion erlebt werden kann. Die Beispiele Dortmund und Kaiserslautern zeigen, daß die Zuschauer wegen der einzigartigen Atmosphäre in diesen Stadien völlig unabhängig von der Attraktivität des Gegners in die Stadien strömen (beide Stadien sind ständig ausverkauft; in Kaiserslautem sogar in der 2. Liga. Im Gegensatz dazu haben beide Münchner Bundesligisten in der laufenden Saison gegenüber den Vorjahren einen starken Rückgang der Zuschauerzahlen zu verbuchen. Hinzu kommt auch die Problematik der Entwicklung der TV-Landschaft (Pay-per-view),die zu einem Zuschauerrückgang insbesondere in den zumeist viel zu großen Leichtathletikstadien führen wird. In Italien läßt sich diese Entwicklung in der laufenden Saison bereits absehen.

 

Der moderne Fußballsport ist ohne Sponsoring nicht mehr denkbar. Sogar im Amateurbereich werden schon so hohe "Spielergehälter" und Ablösesummen bezahlt1 daß praktisch alle Fußballvereine Sponsoren brauchen, um finanziell über die Runden zu kommen. Diesen Sponsoren muß natürlich neben der Werbemöglichkeit (Trikotwerbung) ein attraktives Umfeld geboten werden, das wiederum den Sponsor des Vereins bei seinen Geschäftspartnern interessant macht. Aus diesem Grund werden in modernen Stadien sogenannte VIP-Bereiche vorgesehen. Diese VIPs wollen zwar die tolle Fußballatmosphäre live erleben und bei diesen inzwischen auch in "besseren Kreisen" als gesellschaftsfähig anerkannten Events dabei sein, sich aber andererseits von den "normalen" Fußballfans abgrenzen und "unter sich" bleiben. Das führt zwar zu einer eigentlich nicht wünschenswerten Zwei-Klassen-Gesellschaft beim Fußball: hat aber den Vorteil, daß sich dadurch für die Vereine neue Einnahmequellen erschließen, die dringend benötigt werden um die ständig steigenden Ausgaben finanzieren zu können.

 

Hinzu kommt, daß es in München für größere Konzertveranstaltungen lediglich die Olympiahalle mit ca. 11.000 Plätzen und das Olympiastadion mit 70.000 Plätzen gibt. Eine Ergänzung um einen Veranstaltungsort der um die 30.000 Besucher faßt, wäre im Sinne der Attraktivität Münchens als Kulturstadt durchaus wünschenswert.

 

Betrachtet man noch die Zuschauerentwicklung beim TSV 1860 München in der laufenden Bundesligasaison (Sportmagazin Kicker Nr.12 1998, S.26 u. S.45 i.V.m. Löwenexpress Nr.13 Saison 97/98) kann man errechnen, daß eine Kapazität von 36.000 Plätzen in über 80 % der bisherigen Heimspiele völlig ausgereicht hätte. Lediglich in den beiden Topspielen gegen den FC Bayern und den 1. FC Kaiserslautern waren mehr Besucher im Olympiastadion. Selbst zum Europapokalspiel gegen Rapid Wien kamen nur ca. 26.000 Zuschauer! Ein ausgebautes Grünwalder Stadion wäre daher auch für 1860 die beste Lösung.

 

 

4.2 Olympiastadion

 

Auch wenn das Thema Olympiastadion in diesem Konzept eigentlich fehl am Platze ist, muß hier trotzdem darauf eingegangen werden, weil sich aufgrund dieses Konzepts mit Sicherheit wieder Stimmen melden werden, mit der Forderung das Olympiastadion entsprechend umzubauen. Hierzu ist folgendes auszuführen:

 

· Das Olympiastadion ist ein architektonisches Meisterwerk, das in erster Linie für die Nutzung als Leichtathletikstadion geplant und gebaut wurde.

· Nachdem München den Zuschlag für die Leichtathletikeuropameisterschaft 2002 erhalten hat, darf sich an dieser Hauptnutzungsmöglichkeit des Stadions zumindest bis Herbst 2002 auch nichts ändern.

· Alle bisher in die Diskussion gebrachten Vorschläge zum Umbau des Olympiastadions bringen keine wesentlichen Verbesserungen der Situation, weil die 69.000 vorhandenen Plätze des Stadions ohne einen Abriß der jetzigen Tribünen nun einmal nicht näher an das Spielfeld herangebracht werden können. Im Gegenteil; durch die geplante Tieferlegung des Spielfeldes erhöht sich die Entfernung Zuschauer/Spielfeld noch weiter.

· Die durch die Tieferlegung neu hinzu kommenden Plätze werden zum Großteil nicht überdacht sein, weil das jetzige Dach häufig schon nicht ausreicht um die Zuschauer auf den unteren Reihen der Haupttribüne vor Regen zu schützen. Es ist auch zu Bedenken, daß die unteren Reihen im Olympiastadion schon jetzt gar nicht oder preisreduziert als sichtbehinderte Plätze verkauft werden. Die neuen Plätze dürften daher nach dem Umbau zu den schlechtesten des Stadions gehören.

· Ein Einbau von VIP-Logen in akzeptabler Entfernung vom Spielgeschehen ohne zu viele ,,normale" Plätze zu verlieren ist im Olympiastadion aufgrund der vorhandenen Schüsselform der Tribünen kaum möglich.

· Auch die am Dienstag, den 10.03.98 bei der Diskussion im Theaterzelt an der Ackermannstraße angeblich erzielte Annäherung der Standpunkte des Architekten Behnisch und des Präsidenten des FC Bayern, wird kaum zu einer für alle Seiten machbaren Lösung führen, da Herr Beckenbauer von einem Abriß der "Schüssel" und einem Neubau eines Fußballstadions unter dem vorhandenen Zeltdach ausgeht. Erstens darf bezweifelt werden, ob Herr Behnisch dieser Lösung tatsächlich zustimmen wird und zweitens dürften die Kosten für eine derartige Baumaßnahme bei der vom FC Bayern angestrebten Größenordnung von 80.000 Plätzen, auch bei ca. 500 Mio. DM liegen. Nach Auskunft des Städteplaners Prof. Adrian aus Hannover muß man bei einem Stadion in der gewünschten Qualität mit ca. 6000 DM pro Platz rechnen. Nachdem die städtische Olympiapark GmbH der Eigentümer ist, kann das Geld nicht wie ursprünglich geplant über einen Börsengang des FC Bayern beschafft werden. Hinzu kommt, daß die Stadt im Olympiapark mit Sicherheit kein "Disneyland" zur Refinanzierung der immensen Kosten zulassen wird.

 

 

Zusammenfassend ist festzustellen, daß evtl. mit Ausnahme der Überdachung der Gegengerade ein Umbau des Olympiastadions keine wesentlichen Verbesserungen bringen wird. Eine "Fußballoper" wie in Dortmund, Kaiserslautern oder Mailand wird entweder Herr Behnisch oder die in städtischer Trägerschaft kaum mögliche Finanzierung verhindern.

 

 

4.3 Kultureller, sozialer und wirtschaftlicher Bedarf in Giesing

 

In Giesing gibt es keine nennenswerten kulturellen Einrichtungen. Es gibt keine Kleinkunstbühnen1 Musikkneipen, Theater oder Ausstellungsräume wie in anderen Stadtteilen.

 

Es besteht auch Mangel an geeigneten Räumlichkeiten für Jugend- und/oder Seniorentreffs. Ein Bürgerhaus wäre wünschenswert.

 

Ebenfalls in der Diskussion ist das Sterben von kleinen Familienbetrieben und Läden, weil diese von Großketten zunehmend verdrängt werden. Als Lösung bieten sich Ansammlungen von vielen kleineren Läden in sog. Stadtteilzentren an, die eine gesunde Mischung an Waren bieten, um gegen Supermarktketten bestehen zu können. Die Grundstruktur eines solchen Stadtteilzentrums ist zwischen Telapost und Wettersteinplatz mit vielen kleinen Läden bereits vorhanden. Diese könnte mit weiteren Ladengeschäften an der Grünwalder- und Candidstraße sinnvoll ergänzt werden.

 

 

5 Soll-Zustand

 

In sowohl stadtweit als auch stadtviertelbezogen optimaler, zentraler Lage befindet sich ein multifunktionales, die ganze Woche über genutztes Sport-, Kultur-, Gewerbe- und Sozialzentrum für den Stadtteil Giesing, das sich finanziell weitgehend selbst trägt, stadtweite Anziehungskraft hat und bei einigen Veranstaltungen auch Besucher aus der Region anzieht.

 

In der Umgebung des Grünwalder Stadions besteht bereits eine hervorragende verkehrliche und gastronomische Infrastruktur, die außerhalb der Stadt erst geschaffen werden müßte, wenn man ein Stadion an den Stadtrand baut.

 

Die Aspekte Tradition (Sechz'ger-Stadion), Moderne (neues Stadion mit VIP-Loungen und hohem Sitzplatzanteil), Gewerbe, Kultur und Soziales werden in einer Wohngegend optimal miteinander verknüpft, weil für viele der Angebote der direkte Einzugsbereich Giesings ausreicht, um eine wirtschaftliche Auslastung zu gewährleisten und die weiteren Angebote wie Konzerte und Fußballspiele für Besucher aus anderen Stadtvierteln und von außerhalb Münchens mit dem ÖPNV optimal erreicht werden können. Der Individualverkehr mit umweltverschmutzenden Pkws wird durch den Mangel an Parkraum und die optimale ÖPNV-Anbindung drastisch reduziert und führt zu einer sehr begrüßenswerten Entlastung der Stadt von schädlichen Abgasen. Insbesondere im Vergleich zur derzeitigen Situation in der Parkharfe am Olympiastadion ergäbe sich eine deutliche Entlastung, da in der Parkharfe auch bei relativ geringen Zuschauerzahlen nach Spielende ein mindestens 30-minütiger Dauerstau entsteht. Dieser ist auch dadurch bedingt, daß es im Olympiapark kein attraktives Kneipenangebot gibt, das die Abfahrt der Fans nach Spielende zeitlich entzerren würde.

 

In diesem Zusammenhang wird auf zwei vergleichbare Stadionprojekte hingewiesen; Das St. Jakob-Stadion in Basel und das Wilhelm-Koch-Stadion am Millerntor in Hamburg/St. Pauli. Bei beiden Stadien handelt es sich um innenstadtnahe, veraltete Stadien, die ausgebaut bzw. modernisiert werden sollen. In Basel soll in das Stadion ein Altenheim integriert werden. Auf St. Pauli ist ebenfalls eine Mitnutzung der Räumlichkeiten durch die Anwohner des Stadtteils geplant.

 

 

6. Lösung

 

Stufenweiser Ausbau des Grünwalder Stadions zu einem multifunktionalen Sport-, Kultur- Gewerbe- und Sozialzentrum Giesing/Sechz'ger Stadion mit folgenden Bestandteilen:

 

· Fußballstadion mit ca. 36.000 Plätzen (ca. 65 % Sitzplätze und 35 % Stehplätze unter Umständen umrüstbar wie in Nürnberg), das auch für weitere Großveranstaltungen (z.B. KIassik-Open-Airs) genutzt werden kann.

 

· Nutzung der in den Tribünen entstehenden Räume auch außerhalb der Zeiten in denen Fußball gespielt wird durch soziale, kulturelle und gewerbliche Einrichtungen.

 

  

6.1 Tieferlegung des Spielfeldes und Rasenheizung

 

Nach einer DFB-Vorschrift müssen ab der kommenden Saison alle Bundesligastadien mit einer Rasenheizung ausgestattet sein, um Spielausfälle durch schlechte Wetter- und Platzverhältnisse zu verhindern. Wenn im Zuge der Ausbaumaßnahmen die Rasenheizung installiert wird, könnte auch gleichzeitig das Spielfeld um etwa 2 Meter tiefer gelegt werden. Das hätte den Vorteil, daß man mehr Platz für die neuen Tribünen zur Verfügung hätte. Gleichzeitig könnte das Spielfeld näher in Richtung Westkurve und näher in Richtung Gegentribüne gerückt werden. Durch diese Maßnahmen würde man Platz für die Tribünenseiten Süd (Haupttribüne) und Ost gewinnen für die relativ wenig Platz zur Verfügung steht.

 

 

6.2 Ostkurve

 

Aufgrund der relativ schlechten Bausubstanz müßte als erster Schritt mit dem Neubau der Ostkurve begonnen werden. Hierzu liegen bereits fertige Baupläne des Architekturbüros Buck und Partner vor. Diese wurden von der Stadt München bereits als grundsätzlich genehmigungsfähig beurteilt. Durch die oben beschriebene Tieferlegung und Verschiebung des Spielfeldes würde sich die damals geplante Kapazität dieser Tribüne erhöhen.

 

Die neue Ostkurve würde dann etwa 5.000 neue Sitzplätze, 400 Logenplätze sowie etwa 2.000 Stehplätze bringen. Damit könnte die derzeitige Kapazität des Stadions von 29.000 Zuschauern erhalten werden. Außerdem brächte diese erste Ausbaustufe eine Erhöhung der Sitzplatzkapazität um fast 77 % auf insgesamt 11.500 (davon 11.000 überdacht). Zusätzlich würden etwa 400 VIP-Logenplätze für Sponsoren oder Ehrengäste entstehen. Durch geschickten Vertrieb dieser Logenplätze (mittel- und langfristige Vermietung) könnte ein Teil der Baukosten refinanziert werden. Die VlP-Logen müssen natürlich auch gastronomisch entsprechend versorgt werden. Dadurch können die VIP-Logen auch in Zeiten in denen kein Fußballbetrieb ist als Restaurantbetrieb genutzt werden. Ein Restaurant in einem ,,englischen" Fußballstadion hätte bei einem Pächter mit einer guten Konzeption bestimmt gute Erfolgsaussichten. Da die Logenplätze im Zwischengeschoß der neuen Tribüne entstehen würden, könnten die darunter liegenden Räume für eine Ladenzeile an der Grünwalder Straße genutzt werden. Die entstehenden Flächen müßten sich auf ca. 2.000 m2 belaufen. Aufgrund der bereits ausführlich beschriebenen ÖPNV-Anbindung und der Einbindung in das Stadtteilzentrum Telapost/Wettersteinplatz hätten die anzusiedelnden Läden bei einer geschickt gewählten Produktpalette gute Geschäftsaussichten.

 

Die Kosten für die Errichtung dieser Tribüne dürften sich auf etwa 10 Mio. DM belaufen.

 

 

6.3 Haupttribüne

 

Da die Raumverhältnisse in der derzeitigen alten Haupttribüne (Süden) für Profifußball nur noch bedingt geeignet sind, müßte im Interesse einer Attraktivitätssteigerung des Stadions als zweite Stufe eine neue Haupttribüne errichtet werden. In dieser Haupttribüne müssen natürlich die erforderlichen Räumlichkeiten für den Spielbetrieb vorgesehen werden:

 

· geräumige Umkleidekabinen für Mannschaften und Schiedsrichter

· geräumige Duschräume mit Entmüdungsbecken

· Massageräume

· Sanitätsraum

· Raum für Pressekonferenzen

· Räume für gastronomische Versorgung

· Lager- und Funktionsräume, Werkstätten

 

Da sich in einer Haupttribüne mit den Sanitäreinrichtungen die teuersten Inneneinrichtungen befinden, sollten diese auch außerhalb des Spielbetriebs genutzt werden. Beispielhaft wird hier folgende Nutzung vorgeschlagen:

 

Ergänzen der Räumlichkeiten um folgende Räume:

 

· Fitneßraum mit entsprechenden Geräten

· Sauna

 

Damit wäre die Haupttribüne auch während der fußballosen Zeiten als Fitneßcenter nutzbar und brächte weitere Einnahmen zur Refinanzierung der Baukosten. Alternativ wäre auch eine Nutzung als Praxis für physikalische Medizin und medizinische Massage möglich. Die entstehenden nutzbaren Flächen dürften sich nach dem Umbau auf etwa 3000 m2 belaufen.

 

Problematisch ist bei der Haupttribüne mit Sicherheit der vorhandene Platz, da die an der Volckmerstraße vorhandene Wohnbebauung berücksichtigt werden muß. Mit der gesamten Spielfeldlänge und der Tieferlegung und Verschiebung des Spielfeldes steht aber ausreichend Platz zur Verfügung um bei Beibehaltung der derzeitigen Bauhöhe etwa 7.000 Sitzplätze zu schaffen. Dies würde zu einer weiteren Erhöhung der jetzigen Sitzplatzkapazität um 117 % führen. Die Gesamtkapazität des Stadions würde sich geringfügig auf ca. 31.000 (davon 16.500 überdachte Sitzplätze) erhöhen, da etwa 4.000 Stehplätze auf der Südseite der Westkurve und die knapp 2.000 Sitzplätze der alten Haupttribüne wegfallen würden.

 

Die Baukosten für diese Ausbaustufe werden auf ca. 16 Mio. DM geschätzt.

 

 

6.4 Westkurve

 

Um nach den ersten beiden Ausbaustufen ein vollständig überdachtes Stadion zu erhalten, fehlt nur noch eine Überdachung der Stehplätze in der Westkurve. Dies hätte eine weitere Aufwertung des Stadions und damit eine Erhöhung der Einnahmen zur Folge, weil einerseits die Eintrittspreise für überdachte Stehplätze moderat erhöht werden könnten und zum anderen die Auslastung bei schlechter Witterung steigen würde.

 

Ein Mindestanteil von 20% bis 30 % Stehplätzen muß auch in einem modernen Fußballstadion erhalten bleiben. Aufgrund der höheren Kapazitäten in den Stehplatzbereichen können die Eintrittskarten hierfür wesentlich preisgünstiger verkauft werden als Sitzplätze, was zur Folge hat, daß sich auch weniger einkommensstarke Bevölkerungsschichten den Besuch der Veranstaltungen leisten können. In diesem Zusammenhang wird darauf hingewiesen, daß der Fußballsport gerade in den sozial schwächeren Bevölkerungsschichten sehr populär ist und ein Ausgrenzen dieses Bevölkerungsteils durch das völlige Abschaffen der günstigen Stehplätze nicht im Interesse einer sozialen Stadtpolitik sein kann. Hinzu kommt, daß die typische Fußballstimmung i.d. R. vom jugendlichen Stehplatzpublikum ausgeht.

 

Bei der Planung der Überdachung sollte trotzdem auch geprüft werden, ob es technisch und finanziell möglich ist die vorhandenen Stehplätze in der Westkurve so zu gestalten, daß sie bei Bedarf ohne großen Aufwand in Sitzplätze verwandelt werden können. Bei eventuell möglichen internationalen Fußballspielen oder anderen Großveranstaltungen ist ein reines Sitzplatzstadion unter Umständen sinnvoll. Hierbei sollte aber das Nürnberger Modell als Vorbild dienen und nicht die Klappsitzvariante wie in den Kurven des Olympiastadions. Ob eine derartige flexible Gestaltung sinnvoll ist, hängt aber sehr stark davon ab, ob sie technisch realisierbar und finanziell machbar ist.

 

Die Kosten für die Überdachung dürften schätzungsweise bei etwa 2 Mio. DM liegen. Über die Kosten der alternativen Stecksitzvariante liegen uns keine Informationen vor.

 

6.5 Gegentribüne

 

Um eine weitere Erhöhung der Sitzplatz- und Gesamtkapazität des Stadions zu erreichen wird als nächste Ausbaustufe ein Aufstocken der vorhandenen Gegentribüne vorgeschlagen. Auf der Nordseite des Stadions ist zur Candidstraße hin genügend Platz um eine neue Tribüne über die bereits vorhandene Gegentribüne zu bauen. Dafür müßte zunächst natürlich das Dach der jetzigen Tribüne entfernt und ein zweiter Stock darüber gebaut werden. Dieser zweite Stock würde Platz für ca. 5.000 weitere Sitzplätze bieten, wodurch sich die Zahl der Sitzplätze auf insgesamt 22.000 und die Gesamtkapazität auf etwa 36.000 erhöhen würde.

 

In den unter dieser neuen Tribüne entstehenden Räumen (ca. 4000 m2) könnte eine Großgaststätte eingebaut werden, die bei Spielbetrieb als Stadiongaststätte und während der fußballosen Zeit als Kunst-, Kultur- und Stadtteilzentrum genutzt werden könnte. Folgende Nutzungsmöglichkeiten wären denkbar:

Kleinkunstbühne (abends), Freizeitheim für Jugendliche (nachmittags), Musikübungsräume (nachmittags/abends), kleinere Konzerte (abends), Seniorentreffs (nachmittags/abends), Bürgerversammlungen

 

Wenn es gelingt, die o.g. Einrichtungen zumindest teilweise in den Obergeschossen der Tribüne unterzubringen, wäre ebenerdig auch noch Platz für Ladengeschäfte, die sich in das Stadtteilzentrum Telapost/Wettersteinplatz einfügen würden.

 

Die Kosten für diese Tribüne dürften schätzungsweise bei etwa 23 Mio. DM liegen.

 

 

7 Auswirkungen auf die Bevölkerung

 

Grundsätzlich ist festzustellen, daß Fußballstadien in Wohngebieten zunächst als Störfaktoren gelten. Die Ablehnungen die die Pläne des FC Bayern für ein neues Großstadion erhalten zeigen dies eindrucksvoll. Dies hat zwei Ursachen: Zum einen das damit normalerweise verbundene stark erhöhte Verkehrsaufkommen und zum anderen die mit dem Stadion verbundene Lärmbelästigung.

 

Der Punkt Verkehrsbelastung wurde weiter oben schon ausführlich behandelt. Aufgrund der obigen Ausführungen (Anbindung an den ÖPNV, Seite 5) ist nur eine minimale Mehrbelastung der direkten Wohnbevölkerung zu erwarten. Um im Bereich der Volckmer-, Wening-, Harlachinger-, Wetterstein-, Reichenhaller-, Fritz-Lange und Schorerstraße unnötigen Parksuchverkehr zu verhindern, könnte für diesen Bereich bei Großveranstaltungen eine Totalsperrung für fremde Fahrzeuge veranlaßt werden. Lediglich Anwohner, Mannschaftsbusse, Funktionäre und Medienvertreter könnten dann die wenigen vorhandenen Parkplätze an der Harlachingerstraße erreichen. Die direkten Anwohner in diesen Straßen wären damit optimal vor einer zusätzlichen Verkehrsbelastung geschützt.

 

Zum Thema Lärmbelastung ist festzustellen, daß hier bei allen noch konkret zu planenden Baustufen entsprechende Lärmschutzmaßnahmen vorzusehen sind, die über den Grenzwerten liegende Lärmemmissionen bei Veranstaltungen im Stadion verhindern können. Durch die Planung als komplett geschlossenes und auf allen vier Tribünenseiten überdachtes Stadion wird die Lärmbelastung gegenüber dem Ist-Zustand ohnehin schon drastisch reduziert, so daß vermutlich kaum weitere Maßnahmen erforderlich sein werden um die Grenzwerte bei Fußballspielen einzuhalten. Hierzu wird auf ein Gutachten des unabhängigen Instituts für Bauphysik in Hamburg verwiesen, wonach die Lärmemmissionen beim geplanten neuen St. Pauli-Stadion wegen der besonderen Konstruktion der Arena geringer sein werden als beim jetzigen Stadion. Inwieweit bei einem derart ausgebauten Stadion dann evtl. auch größere Konzertveranstaltungen möglich sind, müßte noch untersucht werden. Vielleicht sind ohne zu großen finanziellen Aufwand weitere Lärmschutzmaßnahmen möglich, die eine Nutzung des Stadions als mittelgroße Konzertarena in den Sommermonaten ermöglichen. München hätte dann mit der Olympiahalle (11.000 Plätze) dem neuen Sechz'ger Stadion (ca. 36.000 Plätze) und dem Olympiastadion (70.000 Plätze) für jede Art von Veranstaltung die angemessene Größenordnung zu bieten. Denkbar wäre u.a. auch eine ähnliche Veranstaltung wie die Königsplatz Open-Air´s, die regelmäßig zu einem Verkehrschaos in der Innenstadt führen.

 

Dann bleibt nur noch die Lärmbelastung der an- und abmarschierenden Besuchermassen. Der An- und Abmarsch der Zuschauer findet in sehr eng umgrenzten Zeiträumen i.d.R. ab etwa 1 Stunde vor Spielbeginn und bis etwa 30 Minuten nach Spielende statt. Geht man davon aus, daß höchstens 5 bis 10 % der Fußballfans sich während des An- und Abmarsches auffällig laut verhalten, ist diese Lärmquelle schlichtweg zu vernachlässigen, zumal es sich um etwa 20 Fußballveranstaltungen pro Jahr handelt. Wenn die Lärmschutzprobleme gelöst werden können, kommen noch weitere fünf bis zehn Großveranstaltungen pro Jahr hinzu, die aber vom Publikum her nicht zu einer zusätzlichen Lärmbelästigung führen werden.

 

Insgesamt muß die in unmittelbarer Nachbarschaft des Stadions wohnende Bevölkerung mit höchstens 30 Großveranstaltungen pro Jahr rechnen. Nachdem Fußballspiele nur in Ausnahmefällen (TV-Übertragungen) an Sonntagen stattfinden, könnte man zum Schutz der Anwohner die Zahl der Sonn- und Feiertagsveranstaltungen auf eine sehr geringe Zahl pro Jahr begrenzen. Bei der Spielplangestaltung können derartige Termineinschränkungen i. d. R. problemlos berücksichtigt werden.

 

Vergleicht man diese Belastung mit den Unannehmlichkeiten der rund um die Theresienwiese angesiedelten Wohnbevölkerung während des Oktoberfestes, die aus den bekannten Gründen auch in Kauf genommen werden muß, so kann man einfach nicht mehr behaupten, ein Ausbau des Stadions sei aus Lärmschutzgründen unmöglich.

 

 

8 Finanzierung

 

Ein endgültiges und ausgereiftes Finanzierungskonzept kann derzeit noch nicht erstellt werden, da es sich hier um ein Konzept als Diskussionsgrundlage handelt. Trotzdem wollen wir versuchen aufzuzeigen, daß eine Finanzierung der Pläne durchaus möglich ist, ohne die öffentliche Hand über Gebühr zu strapazieren. Wir weisen darauf hin, daß es sich bei den im folgenden genannten Zahlen um Schätzungen handelt. Die Schätzungen sind aber so realistisch gehalten, daß von der finanziellen Machbarkeit ausgegangen werden kann.

 

Zur Finanzierung des Projekts wird vorgeschlagen analog zum Modell Dortmunder Westfalenstadion zu verfahren. Es wird eine Betreibergesellschaft gegründet, der das derzeitige Stadion von der Stadt München überlassen wird (die Frage Verkauf, Erbbaurecht oder Einbringen als Eigenkapital müßte noch geklärt werden). Als Gesellschafter dieser GmbH kommen die Stadt München, der TSV München v. 1860, der Hauptsponsor des Vereins, eine einschlägige Baufirma sowie weitere Sponsorenfirmen in Frage. Diese Betreibergesellschaft erhält die vollständigen Nutzungs- und Vermarktungsrechte für das Stadion.

 

Diese Stadion-GmbH beschafft sich das Kapital zur Finanzierung der Ausbaumaßnahmen auf dem Kapitalmarkt. Bei einem derartigen Prestigeobjekt ist evtl. auch die Gewährung von zinsgünstigen öffentlichen Darlehen von staatlicher Seite möglich. Geht man von dem oben beschriebenen Volumen von ca. 60 Mio. DM aus, würden sich die jährlich aufzubringenden Zinsen bei einem Zinssatz von 5% auf etwa 3 Mio. DM belaufen. Berücksichtigt man dabei, daß der Verein derzeit im Olympiastadion auch etwa 1,5 Mio. DM jährlich als Stadionmiete bezahlen muß, so ist ein Erwirtschaften der 3 Mio. DM jährlich durch die Betreibergesellschaft durchaus möglich, da diese Summe ja nicht durch den Fußballbetrieb alleine hereinkommen muß. Die oben genannten weiteren Nutzungsmöglichkeiten und das Durchführen einiger weniger weiterer Großveranstaltungen bieten genügend Einnahmequellen um mit der Stadion-GmbH mittel- und langfristig sogar Gewinne zu erwirtschaften.

 

 

9 Zusammenfassung

 

Dieses Konzept zeigt auf daß der Traum vieler Fußballfans in München und Umgebung ein enges rundherum überdachtes Fußballstadion mit britischer Atmosphäre auf Giesings Höhen, bei etwas gutem Willen der Beteiligten und Unterstützung durch die Politik, durchaus realisierbar ist und darüber hinaus auch noch eine großartige Chance zur umweltfreundlichen, städtebaulichen und kulturellen Weiterentwicklung Giesings und Münchens bietet. Auch die unmittelbar angrenzende Wohnbevölkerung kann von diesem Projekt profitieren.

 

Nachdem die Finanzierung des Projekts in der vorgeschlagenen Form weder die öffentliche Hand noch den TSV 1860 München als potentiellen Hauptnutzer finanziell überfordern würde und alle davon profitieren könnten, fehlen nur noch die Personen, die das Projekt in die Tat umsetzen und die Weichen für eine zeitgerechte Zukunft des Sechz'ger Stadions stellen.

 

Die Freunde des Sechz'ger Stadions e.V. werden jeden, der ernsthaft versucht unserem großen Ziel näher zu kommen, nach Kräften unterstützen.

 

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