Hi, this is Juliane's Kloster Arnsburg, Germany
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My interests are:
To attract visitors to the romantic ruins of our 12th century monastery in Lich, Germany.
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Arnsburg, Zisterzienser, monasteries, Cistercians, medieval architecture, Germany

The description of my page is:

Learn about the history of the Cistercian movement in the dark ages in Europe and visit the ruins of the Arnsburg monastery in Lich, which is considered to be the most romantic ruin in Germany.

The article is written in German. (Sorry)

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Kloster Arnsburg
Lich, Germany
A Cistercian monastery

by Juliane de Groote


1. Die Zisterzienser

Der Orden der Zisterzienser ist annähernd 900 Jahre alt. Er entstand 1098 als eine Reformkongregation des Benediktinerordens aus dem Willen zu einer Reform des Mönchtums. Man besann sich zurück auf die Zielsetzungen, die die Anfänge des abendländischen Mönchtums bestimmt hatten. 1135 gründete er das Kloster Eberbach im Rheingau, und von dort aus bezog er 1174 Kloster Arnsburg bei Lich.

1.1. Der Ursprung des Mönchtums

Das Mönchtum begann seine Entwicklung im 3. Jahrhundert in der ägyptischen Wüste. Zwei Namen sind mit diesem Vorgang verbunden: Antonius (251- 356) und Pachomius (um 290- 346). Antonius nahm die Worte Jesu wörtlich, die fortan für das Bestreben der imitatio Christi maßgebend wurden:

"Willst du vollkommen sein, so geh hin, verkaufe, was du hast, und gib es den Armen, dann wirst du einen Schatz im Himmel haben. Und jeder, der Häuser oder Brüder oder Schwestern oder Vater oder Mutter oder Kinder oder Äcker verläßt um meines Namens willen, er wird es hundertfach wieder empfangen und das ewige Leben haben." (Matth. 19, 21 und 29).

Auf Grund dieser Verheißung verließ Antonius seine Familie. Um 300 verkaufte er seinen Besitz, zog in die Gebirgswüste zwischen Nil und Rotem Meer und wurde als Einsiedler zum "Vater des Mönchtums".

Als weiterer Vater des Mönchtums gilt der Mönch Pachomius, der das asketische Leben in neuer Weise als Gemeinschaftserlebnis zu begreifen versuchte. Um 330 gab Pachomius einer Ansammlung (Laura) von Mönchen in Tabanisi am Nil die erste Verfassung: die Regeln des Zusammenlebens (Koinobios).

"Pachomius will die Kräfte des Einzelnen im Kampf um Vollkommenheit nicht überfordern. Maßvoll und nüchtern sucht seine Regel nicht den Weg radikaler Leibfeindschaft, wie es von etlichen asketischen Gruppen, besonders in Syrien, und später von den iroschottischen Mönchen bekannt ist. ... Allein durch die Anwendbarkeit seiner Regel auch für den durchschnittlich veranlagten Menschen hat Pachomius einen ersten Grundstein in der Geschichte des Klosters gelegt, auf dem später weitergebaut werden konnte?.

Bei seinem Tode (um 346) gab es in der oberen Thebais bereits zehn Männer- und zwei Frauenklöster.

Die älteste Mönchsregel für das Abendland, das sei hier kurz erwähnt, schrieb Augustinus (354-430) im Gartenkloster des nordafrikanischen Hippo Regius für eine 391 von ihm gegründete Gemeinschaft von Klerikern nieder.

1.2. Benedikt von Nursia

Der Name Benedikts von Nursia (um 480-547) ist mit dem Monte Cassino in Süditalien eng verbunden. Dort gründet er im Jahr 529 das noch heute bestehende erste Kloster des nach ihm benannten Ordens. In diesem Kloster schrieb Benedikt seine Regula Benedicti, die Grundregel für alle Benediktinerklöster, die bald für das ganze Abendland maßgeblich wurden. Darin forderte er von den Mönchen ständige Anwesenheit im Kloster, ein Leben nach den drei Mönchsgelübden Armut, Keuschheit und Gehorsam, dazu auch regelmäßige Arbeit.
Die einzelnen Benediktinerklöster waren selbständig; noch heute bilden die 21 Kongregationen, in denen die 468 Abteien zusammengefaßt sind, einen lockeren Verbund.

Die benediktinische Grundhaltung nach der Formel Ora et labora blieb bis ins 10./ 11. Jahrhundert für das Mönchtum gültig, als von dem Benediktinerkloster Cluny eine machtvolle Erneuerungsbewegung ausging, die Cluniazensische Reform. Ihr Hauptziel war einerseits eine Befreiung der Klöster vom inzwischen übermächtigen Einfluß von Papst und Kaiser, andererseits die Überwindung der mittlerweile eingetretenen Verweltlichung des Mönchtums und die Vertiefung klösterlicher Frömmigkeit.

1.3. Die Reform von Zisterz

Solche Tendenzen führten seit dem Ende des 11. Jahrhunderts die Mönche, die sich in Zisterz (frz. Citeaux) nahe Dijon ansiedelten, fort. Bernhard von Clairvaux (1091 - 1153) trat 1112 dem Kloster bei und wurde Abt des ersten Tochterklosters in Clairvaux. Er wurde mit seinen Consuetudines, dem Gegenstück zu Benedikts Regula, der eigentliche Begründer des Zisterzienserordens. Die Zisterzienser zeichneten sich zunächst durch besonders strenge Klosterzucht und einfache Lebensweise aus. Dies ließ ihre durchschnittliche Lebenserwartung jedoch dramatisch herabsinken.
Die Zisterzienser widmeten sich besonders der Urbarmachung von Boden, der Rodung von Wäldern und der Landwirtschaft, und gaben so der Formel Ora et labora eine neue Bedeutung. Deshalb kam es auch zu einer typischen Ortswahl: Während die Benediktiner sich gern auf Höhen niederließen, gingen die Zisterzienser in Talgründe. Dies sehen wir an der Tallage des Rheingauklosters Eberbach und ebenso in Arnsburg: Das Vorgängerkloster Altenburg, für Benediktiner bestimmt, lag auf einer Anhöhe, das Zisterzienserkloster Arnsburg, eine Eberbacher Tochtergründung, bevorzugte das Wettertal.

Ihre asketische Einstellung drückte sich auch in ihren Bauten aus; so wandte sich Bernhard von Clairvaux gegen figürliche Ausgestaltung von Portalen, Kapitellen und Kreuzgängen; Türme und farbige Fenster waren untersagt, die Kirchen trugen allenfalls einen Dachreiter. Der Bauplan richtete sich ausschließlich nach den Bedürfnissen ihrer spartanischen, aber wirtschaftlich effektiven Lebens- und Arbeitsweise, und er wurde bei allen Gründungen des schnell wachsenden Ordens konsequent eingehalten. Ein Generalkapitel (Versammlung der Äbte) überwachte regelmäßig die Einhaltung der Ordensgrundsätze in allen Klöstern.

Zwei weitere Neuerungen übernahmen die Zisterzienser von dem Anfang des 11. Jahrhunderts gegründeten Kloster Hirsau. Die Hirsauer Reform bestand darin, daß das Kloster von ihren weltlichen Herren, dem Eigenkirchenherrn, der sich als Erbauer und Besitzer von dem Kloster persönliche Vorteile beim Jüngsten Gericht versprach, und von dem Kaiser unabhängig wurde. Damit brauchten die Mönche keinen Anweisungen von außen mehr zu gehorchen und konnten ihren Abt selbst bestimmen. Zum zweiten hatten die Hirsauer das sog. Konverseninstitut in ihren Orden eingeführt. Konversen sind Laienbrüder, die die Mönchsgelübde der Armut, Keuschheit und des Gehorsams abgelegt haben, aber einer weniger strengen Lebenszucht unterliegen und vornehmlich die praktischen Arbeiten innerhalb und außerhalb des Klosters verrichten. Dadurch wurde eine neue Arbeitsteilung möglich: Die Mönche, die nun in der Regel Kleriker (Priester) waren, widmeten ihr Leben dem Gebet und der geistlichen Arbeit, die Konversen - meist einfachere Leute und keine Adligen wie die meisten Mönche - sorgten für den wirtschaftlichen Unterhalt des Klosters. Die strikte Trennung zwischen Bruder- und Priestermönch wurde zu einem Kennzeichen der zisterziensischen Klöster. Beide Gruppen lebten und beteten getrennt im Klosterkomplex.

2. Das Kloster Arnsburg

2.1. Die Stifterfamilie

Kuno von Arnsburg, ein salischer Ministeriale, hatte ein enges Verhältnis zum salischen Königshaus und war der Erzieher des jungen Heinrich IV. (in Jagd und Waffenhandwerk), und diese Beziehungen zum kaiserlichen Hof haben ihm vermutlich den Adler (altdeutsch: arn) im Wappen eingebracht, wonach sein Name und Wohnsitz Arn(e)sburg benannt wurde.
Sein sozialer Aufstieg wird durch die Heirat mit der Gräfin Mathilde, aus dem mächtigen Geschlecht der Grafen von Bilstein an der Werra, unterstrichen. Mathilde brachte ihrem Mann nicht nur reiches Erbgut mit, sondern schenkte ihm auch die Erbtochter Gertrud (1065-1093). Diese heiratete Eberhard von Hagen (1075-1122), dessen Verwaltungs- und Besitzbereich vom nördlichen Odenwald bis zu den Westhängen des Vogelsberges reichte und der sich "von Hagen und Arnsburg" nannte.
Unter ihrem Sohn Konrad I. von Hagen und Arnsburg (1093-1130) stiegen die Arnsburger zum mächtigsten Geschlecht in der Wetterau und im Rhein-Main-Gebiet auf.
Zu Lebzeiten Konrad II. und seiner Frau Luitgard erreichte die Familie den Höhepunkt ihrer Entwicklung. Konrad stiftete 1151 in einem ehemaligen Römerkastell bei der Arnsburg ein Kloster, das wegen seiner Lage den Namen Alte(n)burg erhielt und mit Benediktinermönchen aus Siegburg besetzt wurde. Im selben Jahr tauschte er von der Abtei Fulda den Münzenberg ein. Sein Sohn, Ritter Kuno I. (1151-1207), der sich daraufhin "von Münzenberg" nannte, übergab dem Abt Gerhard aus Eberbach seinen Stammsitz Arnsburg mit dem dazugehörigen Dorf und der Ausstattung des 1151 von seinem Vater gegründeten, inzwischen aber aufgegebenen Klosters Altenburg, als Stiftung für ein Zisterzienser-Kloster, nachdem er die Burg Münzenberg erbaut und den Sitz seines Geschlechts dorthin verlegt hatte.
uno I. erlangte das Amt eines Reichskämmerers und war mehr als jeder andere Reichsministeriale in der Nähe der Kaiser Friedrich Barbarossa, Heinrich VI. sowie Phillips von Schwaben anzutreffen.

"In unserem Zusammenhang ist Kuno I., der in der ganzen zweiten Hälfte des zwölften Jahrhunderts Bedeutung über den engeren regionalen Rahmen hinaus hatte, vor allem als Gründer des Kloster Arnsburg wichtig."

2.2. Die Gründung

Nachdem die Besiedlung des Klosters Altenburg durch die Benediktiner gescheitert war, entschied sich Kuno I. für einen zweiten Versuch mit dem nun aktuelleren Zisterzienserorden. Die Zisterzienser erfüllten nicht nur die Erwartungen des Stifters an ein wahrhaft mönchisches Leben, sondern erwiesen sich auch als ein sehr effizienter Orden bei der Besiedlung von unwirtlichen Gegenden. Kuno traf im Februar 1171 eine Vereinbarung mit Abt Pontius von Clairvaux, woraufhin das Generalkapitel des straff organisierten Ordens dem Abt des Klosters Eberbach im Rheingau den Auftrag erteilte, Mönche aus seinem Kloster in Arnsburg anzusiedeln. 1174 übernahm Eberbach den neuen Besitz. Es dauerte aber noch weitere 26 Jahre, bis 12 Mönche und ihr Abt schließlich in Arnsburg anrückten.
Der abgelegene Talgrund erfüllte alle Voraussetzungen für eine Gründung: Er hatte Wasser, um eine Mühle zu betreiben, es gab genügend flache Fläche für die verschiedenen zu errichtenden Gebäude, und es gab Land, das nach seiner Urbarmachung landwirtschaftlich genutzt werden konnte. Man begann 1197 mit der Bautätigkeit.

2.3. Der mittelalterliche Klosterbau

Kloster Arnsburg erlebte in seiner wechselvollen Geschichte mehrere bauliche Veränderungen. Im 13. Jahrhundert entstanden zunächst das schlichte Bethaus (Oratorium) und in enger Übereinstimmung mit den Bauregeln des Ordens die übrigen Gebäude rund um den Kreuzgang: Der durchgehende Schlafsaal (Dormitorium) der Mönche mit direktem Zugang zur Kirche und zum darunterliegenden Kapitelsaal. Der Kapitelsaal diente zum Verlesen der Kapitel aus den Ordensregeln und für sonstige Sitzungen. Rechts daneben im gleichen Trakt der Sprech- und Lesesaal der Mönche, das Parlatorium (oder Auditorium), durch das Treppenhaus und einen Durchgang vom Kapitelsaal abgetrennt. Später, als die Schweigepflicht nicht mehr so ernstgenommen wurde, war hier der Arbeitsraum. Weiter östlich hinter dem Durchgang stand wohl das Krankenhaus. An der Südseite des Kreuzganges befanden sich laut Walbe Eingänge zu drei Gebäuden, die heute nicht mehr da sind: das Tor zum einzigen heizbaren Raum des Klosters, dem Kalfaktorium, dann parallel zum Osttrakt der Speisesaal der Mönche, das Refektorium, und dann die Küche mit Vorratsräumen, die sowohl die Mönche wie die Konversen bediente. Da es zur Regel gehörte, sich vor dem Essen Hände und Gesicht zu waschen, stand vor dem Eingang zum Refektorium die obligatorische Brunnenkapelle, die vermutlich schön verziert war. Alle Gebäude waren durch den überdachten Kreuzgang miteinander verbunden. Der südliche und westliche Teil des Kreuzganges waren zweistöckig. Im Westtrakt wohnten, in Arnsburg durch eine überdachte Gasse zum Bethaus vom Kreuzgang abgetrennt, die Konversen. Der Schlafsaal der Laienbrüder befand sich im Obergeschoß, der Speisesaal im südlichen Teil des Erdgeschosses. Weitere Wirtschaftsgebäude (Mühle, Schmiede, Brauhaus, Bäckerei, Ställe usw.), Gärten und der Friedhof entstanden außerhalb des Gevierts. Von der Schmiede steht heute nur noch das Fachwerk-Treppenhaus.
Das Bethaus war durch eine Chorschranke zweigeteilt. Der westliche Teil war für die Konversen und die Besucher, der Ostteil für die Mönche bestimmt. Da jeder Mönch täglich eine Messe zu lesen hatte, wurden rund um den Chor und in den Querhäusern 11 Kapellen mit eigenen Altären eingerichtet.
1246 wurde das Bethaus geweiht, die Bauarbeiten waren um ca. 1260 abgeschlossen. Im 14. Jahrhundert wurde im nördlichen Seitenschiff die (nur noch durch ihre Grundmauern nachweisbare) Allerheiligenkapelle hinzugefügt.

Das Leben in dem Kloster war offenkundig hart, und vor allem die Kälte, auf die der Bauplan der Zisterzienser im warmen Citeaux kaum Rücksicht nahm, hielt die Zahl der Mönche gering. Während die französischen Klöster oft überfüllt waren, lebten im mittelalterlichen Arnsburg im Durchschnitt weniger als 50 Mönche. Die Zahl der Konversen sank mehrfach unter 10, so daß die Grundversorgung nur über die - allerdings reichlichen - Einnahmen aus den Klostergütern und Schenkungen gesichert war. Das durchschnittliche Lebensalter der Mönche lag bei 25 Jahren.

2.4. Reformation und Barock

In der Folgezeit erlebte das Kloster eine Blüte, die ihm aufgrund vieler Schenkungen erhebliche Reichtümer - ganze Dörfer, Bauernhöfe, Wälder, Äcker, Fischteiche usw. - einbrachten. Dadurch wuchs nicht nur die Begehrlichkeit bei Fürsten und der katholischen Kirche, sondern auch bei den Mönchen selbst, die allmählich ihre alten Ideale vergaßen und verlotterten. Der Wandel begann, als sich die Fürsten zu Solms der Reformation zuwandten und versuchten, das Umland und das Kloster zu reformieren. Das Kloster schloß sich den Ideen der Reformation auch an (ein Mönch wurde sogar evangelischer Pfarrer), doch damit begann ein Streit zwischen den Solmsern und dem Erzbischof von Mainz um die Mitspracherechte im Kloster. Er begann 1574 und endete erst 1803, als das Kloster von Napoleon aufgelöst wurde und den Laubacher Grafen zu Solms zufiel. Ihnen gehört die Klosteranlage noch heute.

Das Kloster erhielt bis zum Dreißigjährigen Krieg (1618 - 48) keine nennenswerten Veränderungen. Aus dem 16. Jahrhundert ist lediglich das alte Brauhaus von 1510 als südlicher Anbau zur 150 Jahre später erbauten "Alten Klostermühle" erhalten.

Eine neue Blüte brachte die Barockzeit. Äbte lebten und regierten nun wie Fürsten, und die alten Gebäude des Klosters wurden den Anforderungen an die Wohn-, Verwaltungs- und Arbeitsbereiche nicht mehr gerecht. Auch wollte die katholische Kirche den Protestanten durch die Errichtung von Prunkbauten beweisen, daß sie doch die bessere Konfession waren (Gegenreformation). Kirche, Kreuzgang und Refektorium, die im Dreißigjährigen Krieg stark gelitten hatten, wurden wieder instandgesetzt, und zwischen 1675 und 1695 entstanden die Mühle, das Backhaus, die Schmiede und die Stallgebäude. Nach 1727 folgte dann der repräsentative Prälatenbau als Wohnhaus des Abtes mit dem sich westlich anschließenden Abteigebäude (1745) für die Verwaltung und dem östlich angefügten Küchenbau (1747). Das Obergeschoß des Bursenbaues wurde neu errichtet.
Abt Peter Schmitt baute sich 1751 das Gartenhaus jenseits der Wetter (heute Wohnung der Gräfin Madelaine zu Solms-Laubach) und als letzte Ergänzung - zur 600-Jahrfeier des Klosters - den Pfortenbau (1774-77) mit der Statue des Bernhard von Clairvaux über der Einfahrt. Aus der Barockzeit stammt auch die 1,6 km lange Mauer, die das Klostergelände umgibt. Der ehemalige Konventsbau und die barocke Bibliothek wurden im 19. Jahrhundert abgerissen. Die Gebäude dienen heute als Wohnungen und haben nicht mehr die ursprüngliche Innenausstattung.

2.5. Von der Schließung bis heute

Die große Zeit der Zisterzienser war längst vorbei, als das Kloster 1803 durch den Reichsdeputationshauptschluß und die damit verbundene territoriale Neuordnung in Mitleidenschaft gezogen wurde. Im Zuge der Säkularisierung wurde die Abtei aufgehoben und dem Hause Solms als Entschädigung für verlorene linksrheinische Gebiete überwiesen.
Im Zuge der internen Aufteilung des Besitzes der Solmser gelangte das Kloster an die Grafen zu Solms-Laubach. Diese überlegten nun, wie man das Arnsburger Klostergebäude jetzt nutzen könnte und kamen darauf, ein Zucht-, Arbeits-, und Irrenhaus einzurichten. Als dieses 1811 aufgelöst wurde, folgte darauf 1847 ein Rettungshaus für verwahrloste Mädchen, das im Gartenhaus eingerichtet wurde und seit 1877 auch den Bursenbau benutzen konnte. Nach den Bombenschäden des Jahres 1944 nutzte die Gießener Universitäts-Frauenklinik die Räumlichkeiten für kurze Zeit. Darauf folgte 1957-61 ein Kinderheim, und als das nach Lich verlegt worden war, ein Altenheim. Jetzt wird das Obergeschoß als Hotel benutzt.

Alle Gebäude, für die sich keine Nutzung fand, wurden im Jahre 1812 zum Abbruch freigegeben. Die Steine der Kirche und der Bibliothek fanden unter anderem für den Bau der Birklarer Kirche und für eine Erweiterung des Hofes Güll Verwendung. Erst als in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts romantisch gesinnte Patrioten sich für den Erhalt der Überreste des Klosters einsetzten, fand der Abbruch ein Ende. Seitdem gilt Arnsburg für viele als die schönste Klosterruine Deutschlands.

Nach dem Ende des 2. Weltkrieges erwachte die Idee, die verstreuten Kriegsgräber der Gegend in einem Arnsburger Friedhof zusammenzulegen. Der Innenhof des ehemaligen Kreuzgangs erschien für diesen Zweck besonders geeignet, und man begann mit der Umbettung von 447 Kriegsopfern - Soldaten, Kriegsgefangenen, Fremdarbeitern.
Seit 1960 kümmert sich der Freundeskreis Kloster Arnsburg um die Anlage. Er sichert die Ruinen, restauriert die funktionsfähigen Gebäude, führt Ausgrabungen durch und veröffentlicht Ergebnisse aus der Erforschung des Klosters und seiner Umgebung. Über 6 Mio. DM wendete der Verein bis heute für die Wiederherstellung und Erhaltung des Geländes auf - v.a. aus Spenden, Zuwendungen der Eigentümer und auch öffentlichen Mitteln. 1984 entdeckten sie die Grundmauern der alten Arnsburg auf dem Hainfeld.

3. Die Bauten. Besondere Sehenswürdigkeiten

Nach der Säkularisierung des Klosters Arnsburg wurden alle Gegenstände von Wert auf mehrere andere Kirchen verteilt, z.B. die Marienstiftskirche in Lich. Die Bestände der Bibliothek befinden sich heute im Laubacher Schloß, der Licher Fürst verwahrt das Archiv. Es sind also keine Kunstschätze mehr zu besichtigen. Dennoch ist genügend übrig geblieben, was einen Besuch lohnt.

Der barocke Pfortenbau, den man passiert, um ins Innere des Klosters zu kommen, ist geschmückt mit einer Sandsteinskulptur des heiligen Bernhard von Clairvaux, der an die Zisterzienser erinnert. An der Innenseite steht eine Figur der Gottesmutter Maria.

Im mittelalterlichen Teil ist zunächst der Kapitelsaal hervorzuheben. Er gilt wegen seiner vier Säulenbündel, des Gewölbes und der frühgotischen Fassade mit verziertem Spitzbogen und doppelreihigen Fenstersäulen als einer der schönsten überhaupt. Zum Kreuzgang hin ist er offen. Im Kapitelsaal befindet sich die Sandstein-Grabplatte des Ritters Johannes von Falkenstein (gest. 26.08.1365), einem Nachkommen der Münzenberger Stifter. Sie stand ursprünglich im Kreuzgang an der Südseite der Kirche. Sie gilt als bedeutendes Werk des mittelrheinischen Reliefstils.

Im südlich anschließenden Mönchssaal, dem Raum, wo die Mönche sprechen durften, zeigt der Freundeskreis eine Ausstellung zur Geschichte des Klosters. Dieser Saal ist unter Denkmalgesichtspunkten wieder hergerichtet worden. Seitdem soll eine (scheußliche) Decke aus Blech, Beton, Stahlträgern und Holzbalken die Säulen und Gefache des ehemaligen Kreuzgratgewölbes symbolisieren.
Rund um den Kreuzgang stehen Grabplatten aus dem 14. bis 18. Jahrhundert, teils von Mönchen, teils von Adligen, die sich mit ihren Zuwendungen eine Grabstatt in der Klausur des Klosters erkauft hatten.

Die Kirche (genauer: das Bethaus) hat heute nur noch ihre halbe Höhe und ist nach oben offen. Mit 85,3 m Länge, 24 m Breite (nur Langhaus) und 19,5 m Höhe (ohne Dachreiter) hat sie beachtliche Ausmaße. Es handelt sich um eine kreuzförmige, dreischiffige Basilika mit einem geraden (rechteckigen) Chorabschluß, wie es der Forderung nach einem schlichten Bauplan entsprach. Während der östliche Teil in romanischem Stil (Rundbogenfenster) errichtet wurde, weist der Westteil des Langhauses bereits die frühgotischen Spitzbögen auf. An vielen Stellen der Innenmauern lassen sich noch die Farbschichten der Jahrhunderte erkennen: grau-weißes Spätmittelalter, das Rot der Renaissance und das Gelb des Barock. Im rechten Teil der ehemaligen Allerheiligenkapelle steht ein Sarkophag, in dem 1367 vermutlich Rudolf Rule aus Friedberg begraben wurde. Rule war ein bedeutender Kleriker, der 1340 in Bologna studiert und in Prag am Hofe Kaiser Karls IV. gearbeitet hatte. 1365 wurde er Bischof von Verden an der Aller. Er starb am 2. Juli 1367 in Arnsburg und wurde seinem Wunsch entsprechend hier beigesetzt.
Ein anderer Stein steht im nördlichen Seitenschiff. Er zeigt Johannes von Linden und seine Gattin Guda von Bellersheim. Eine Beschreibung von 1841 belegt, daß der Gedenkstein von 1394, der schon immer aufrecht in einer Seitenkapelle gestanden hatte, bunt bemalt gewesen war.

Im Kreuzgang befindet sich heute, wie bereits erwähnt, ein vom Volksbund für deutsche Kriegsgräberfürsorge angelegter Kriegsopfer-Friedhof. Besondere Aufmerksamkeit verdienen die Gräber von etwa 80 Gefangenen des Frauenarbeitslagers Hirzenhain, die beim Anrücken der amerikanischen Truppen am 26. März 1945 von ihren SS-Bewachern hingerichtet wurden. Der Kapitelsaal bietet für die Erinnerung an die Kriegsopfer einen schönen Rahmen, sodaß hier eine Gedenkstätte eingerichtet wurde.

Arnsburg, das übrigens von 1945 bis 1976 selbständige Gemeinde unter Bürgermeister Karl Lang war und jetzt zu Lich gehört, dient heute in mehrfacher Hinsicht als Vorbild für viele ähnliche Ruinen in Deutschland. Durch die kontinuierliche Arbeit des Freundeskreises Kloster Arnsburg e.V. ist es gelungen, die Klosteranlage überwiegend durch Eigeninitiative und mit Eigenmitteln zu erhalten bzw. vorsichtig zu restaurieren. So verbindet sich eine sehr romantische Kirchenruine, aus der die Natur nicht verbannt wurde und Efeu und Bäume die alten Steine überwuchern dürfen, mit einer würdigen Nutzung als Gedenkstätte, und die wirtschaftliche Nutzung der Gebäude bringen die erforderlichen Einnahmen, ohne den Komplex dem Kommerz zu opfern: Die Alte Klostermühle ist heute eine Gaststätte (vorzügliches Licher Bier), die barocken Klostererweiterungen sind als Wohnungen vermietet, die Zellen der Konversen sind Hotelzimmer, und das Dormitorium sowie das Parlatorium dienen für Konzerte und Vortragsveranstaltungen. Die in Arnsburg lebenden Künstler schließlich geben dem Kloster das Flair, das auch am Klosterleben weniger Interessierte anlockt.

Weiterführende Literatur

Weyrauch, Peter: Die Kirchen des Altkreises Gießen, Gießen 1979
Küther, Waldemar: Kloster Arnsburg, (Schnell, Kunstführer Nr. 1135) München/ Zürich, Erste Aufl. 1979
Hawel, Peter: Klöster. Wie sie wurden, wie sie aussahen und wie man in ihnen lebte (Knaur Reisen in Europa) München/ Zürich Erste Aufl. 1982
Gärtner, Otto: Kloster Arnsburg in der Wetterau. Seine Geschichte - seine Bauten. Hrsg. v. Freundeskreis Kloster Arnsburg e. V., Königstein/ T. 1989
Damrath, Friedrich: Kloster Arnsburg. In: Licher Heimatbuch. Bearbeitet von Paul Görlich. Hrsgg. v. Magistrat der Stadt Lich, Butzbach 1989, S. 286-336
Walbe, Heinrich: Kloster Arnsburg mit Altenburg. Geschichtlicher Teil von Karl Ebel. Mit einem Anhang: Nikolaus Kindlingers Verzeichnis der Grabdenkmäler im Kloster Arnsburg, bearbeitet von Viktor Würth. (Die Kunstdenkmäler des Kreises Gießen, Band II). Darmstadt 1919





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