Die Blutfrage - Version 2000
(Leserfrage im WT vom 15. 06. 2000)

 

Die Wachtturmausgabe vom 15.06.2000 enthält einen Artikel, "Fragen von Lesern", der die Tätigkeit des AJWRB direkt berührt. Den kompletten Wortlaut des WT-Artikels geben wir am Schluss dieser Bewertung wieder.

Nach genauer Analyse des Artikels möchten wir unsere Leser darüber informieren, dass unserer Meinung nach darin eine äußerst wichtige Entwicklung in der Blutfrage von Seiten der Wachtturmgesellschaft (WTG) zum Ausdruck kommt.

Auf den ersten Blick mag es sich nur um eine unbedeutende Änderung handeln, aber bei genauerer Betrachtung entpuppt sie sich als eine bemerkenswerte Reform. Scheinbar hat die WTG ihre Unterscheidung zwischen Haupt- und Nebenbestandteilen des Blutes aufgegeben, um die peinlichen Widersprüche dieser Sichtweise zu beseitigen, die von der AJWRB und auch von anderen angesprochen wurden. An dessen Stelle führt die WTG eine Verfahrensweise ein, die es den Zeugen Jehovas verbietet, einen der vier "Hauptbestandteile" des Blutes anzunehmen, nämlich rote und weiße Blutkörperchen, Blutplättchen und Plasma (Erythrozyten, Leukozyten, Thrombozyten und Plasma).

Diese neue Haltung scheint auf der Tatsache zu beruhen, dass Blut von den Blutbanken im allgemeinen in eben diese Komponenten aufgetrennt werden, aber sie entbehrt der für Christen bindenden Grundlage - die Bibel selbst nimmt keine Unterscheidung des Blutes in Haupt- und Nebenbestandteile vor.

Wahrscheinlich ist der Abschnitt am interessantesten, der folgendermaßen lautet:

Was Fraktionen aus einem der Hauptbestandteile anbelangt, muss jeder einzelne Christ nach sorgfältigem Nachsinnen unter Gebet eine persönliche Gewissensentscheidung treffen. [1]

Noch deutlicher kommt es im englischen Original zum Ausdruck:

... when it comes to fractions of any of the primary components, each Christian, after careful and prayerful meditation, must conscientiously decide for himself. (Hervorhebung durch uns)[2]

Diese Aussage ist sehr allgemein gehalten, und einige Zeugen werden die Bedeutung zunächst nicht voll erfassen. Dennoch stellt sie eine nicht zu unterschätzende Entwicklung dahingehend dar, dass Zeugen Jehovas jetzt alle Blutprodukte, die durch Fraktionierung eines der vier von der WTG erwähnten Hauptbestandteile hergestellt werden, annehmen dürfen, sofern es ihr Gewissen erlaubt. Früher war es Zeugen von der WTG nur gestattet, aus Blutplasma hergestellte Fraktionen zu akzeptieren. Dazu gehörten Albumin, Immunglobuline, Fibrinogene und Gerinnungsfaktoren.

Die neue Haltung erlaubt Jehovas Zeugen auch die Annahme von zuvor verbotenen Fraktionen der zellulären Bestandteile. Zu den zellulären Komponenten zählen rote und weiße Blutkörperchen sowie Blutplättchen.

Im Artikel werden als Beispiele Interferone und Interleukine genannt, die aus weißen Blutkörperchen gewonnen werden, und auch Wundheilungsfaktoren, die aus Blutplättchen isoliert werden. Diese Blutfraktionen betreffend heißt es in dem Artikel weiter:

"Bei solchen Behandlungen werden keine Transfusionen der Hauptbestandteile vorgenommen; es geht normalerweise um Bestandteile oder Fraktionen davon. Darf ein Christ diese Fraktionen bei einer medizinischen Behandlung akzeptieren? Das können wir nicht beantworten. Da die Bibel keine weiteren Einzelheiten enthält, muss ein Christ seine eigene Gewissensentscheidung vor Gott treffen." [3]

Dem aufmerksamen Leser wird nicht entgangen sein, dass diese Aussage vermuten lässt, die Bibel enthielte Einzelheiten bezüglich der Verwendung von roten Blutkörperchen, weißen Blutkörperchen, Blutplättchen und Blutplasma. Natürlich tut sie das nicht. Auf jeden Fall öffnet diese Haltung in der Blutfrage die Tore für die Annahme von vielen zusätzlichen Blutprodukten und letztendlich auch von Blutersatzstoffen, die auf Hämoglobin basieren.

All diejenigen, die in Frage stellen, ob es sich tatsächlich um eine Änderung in der Blutfrage handelt, wollen wir auf den Kommentar von Richard Bailey und Tomonon Ariga vom Krankenhaus-Verbindungskomitee der WTG hinweisen, die 1998 in einer Zeitschrift zur Erforschung von Blutersatzstoffen folgendes schrieben:

"Auf ihr religiöses Verständnis gegründet verweigern Jehovas Zeugen die Aufnahme von Vollblut und dessen Hauptbestandeilen, nämlich rote Blutkörperchen, weiße Blutkörperchen, Blutplättchen und Blutplasma. Außerdem lehnen sie die Verwendung von Hämoglobin ab, das ein Hauptbestandteil der roten Blutkörperchen ist .... Gemäß diesen Grundsätzen akzeptieren sie auch keine Blutersatzstoffe, die aus Hämoglobin hergestellt werden, seien sie menschlichen oder tierischen Ursprungs." [3]

Wir sind davon überzeugt, dass allein diese Änderung in der Blutfrage die Zahl der Todesopfer unter Zeugen Jehovas um die Hälfte reduzieren könnte, sobald Blutersatzstoffe in einigen Jahren kommerziell verfügbar werden. Der AJWRB ist über diese Entwicklung sehr erfreut, obwohl uns das Maß an Unsicherheit und Verwirrung, die sowohl unter Zeugen Jehovas als auch unter dem medizinischen Personal herrscht, Sorgen macht. Denn die WTG hat sich in alter Manier darum bemüht, diesen Wechsel auf eine Weise darzustellen, die auf der einen Seite ihre Anhängerschaft nicht in Aufregung versetzt, andererseits aber der Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit einige plausible Erklärungsmöglichkeiten an die Hand gibt, sobald die Medien darauf aufmerksam werden.

Es muss auch betont werden, dass durch diese Veränderungen mehr Fragen aufgeworfen als beantwortet werden. Zum Beispiel gehört Blutplasma weiterhin zu den von der WTG verbotenen Hauptbestandteilen. Aber wie verhält es sich mit FFP (Fresh Frozen Plasma), das durch doppelte Fraktionierung von thromboyztenreichem Plasma hergestellt und dann innerhalb von acht Stunden eingefroren wird? Rein von der technischen Seite her gesehen könnte man FFP wegen der Abfolge von doppelter Fraktionierung, Einfrieren und Wiederauftauen als eine erlaubte Fraktion einstufen. Ein neues Blutprodukt, das unter dem Namen SD-Plasma bekannt ist, verkompliziert die ganze Angelegenheit noch. Dieses wird nämlich zusätzlich zu den schon erwähnten Verfahren noch weiteren Bearbeitungsschritten unterzogen. Unter anderem wird das thrombozytenangereicherte Blutplasma nach dem zweiten Fraktionierungsvorgang mit Detergentien (zur Virusinaktivierung) behandelt, einer hydrophoben Chromatographie unterzogen und filtriert. Wenn ein Zeuge Jehovas zu dem Schluss kommt, es handle sich bei SD-Plasma um eine Fraktion von Blutplasma, darf er dieses dann zu Behandlungszwecken annehmen? Vor allem, wenn man die Tatsache berücksichtigt, dass Zeugen Jehovas der Anwendung von Albumin, Fibrinogenen und Gerinnungsfaktoren, aus denen SD-Plasma im Wesentlichen besteht, zustimmen können?

Es fragt sich nur, wie schnell die WTG dazu übergehen wird, ihre Blutbroschüre und die medizinischen Vollmachtsformulare auf den neuesten Stand zu bringen und weitere Anweisungen herauszugeben. Wie viele Zeugen Jehovas werden weiterhin potentiell lebensrettende Therapien zurückweisen, nur weil die extrem komplexe Blutdoktrin immer noch sehr zur Verwirrung und Unwissenheit beiträgt? Sogar der AJWRB, der auf die Unterstützung von Ärzten und Spezialisten in der Blutfrage zurückgreifen kann, ist bei manchen Fragen ratlos. Wie soll da ein "gewöhnlicher" Zeuge Jehovas noch durchblicken, der sich nur wenig mit dem ganzen Blutkomplex beschäftigt, es sei denn er gerät in eine medizinische Notlage?

Es gibt auch neue ethische Gesichtspunkte, die ebenfalls beachtet werden müssen. Es erhebt sich die Frage, inwiefern die WTG weiterhin eine Richtlinie rechtfertigen will, die es einem Zeugen Jehovas verbietet, Blut oder Blutplasma zu spenden, wo doch immer mehr Zeugen Jehovas aus der Anwendung von Blutprodukte Nutzen ziehen werden. Die zunehmende Nachfrage von immerhin 6 Millionen Menschen nach Blutvorräten muss die Versorgung beeinträchtigen, selbst wenn nur Blutbestandteile oder Fraktionen gefragt sein werden.

Der AJWRB wird verschiedene Möglichkeiten nutzen, um Mediziner, Zeugen Jehovas und die Öffentlichkeit auf diese Änderungen und deren Implikationen aufmerksam zu machen. Zusätzlich werden wir unsere Reformbemühungen vorantreiben, so dass allen Zeugen Jehovas schließlich eine freie Entscheidung in der Wahl ihrer eigenen medizinischen Behandlung zugestanden wird, ohne dass sie dabei Kontrollen oder Sanktionen seitens der WTG oder den Versammlungen zu befürchten haben.

1 Wachtturm Bibel- und Traktat-Gesellschaft. Fragen von Lesern. Der Wachturm 2000;15. Juni:29-31. [zurück]
2 Watch Tower Bible and Tract Society. Questions From Readers. The Watchtower 2000; June 15:29-31 [zurück]
3 Bailey R, Ariga T. The view of Jehovah's Witnesses on blood substitutes. Artif Cells Blood Substit Immobil Biotechnol 1998;26:571-576. [zurück]

 

Fragen von Lesern

DER WACHTTURM
vom 15. Juni 2000; S. 29-31

Akzeptieren Jehovas Zeugen irgendwelche medizinischen Produkte, die aus Blut gewonnen werden?

Die grundsätzliche Antwort lautet: Jehovas Zeugen akzeptieren kein Blut. Wir sind fest davon überzeugt, daß Gottes Gesetz in bezug auf Blut nicht reformiert werden muß, um es veränderlichen Meinungen anzupassen. Trotzdem entstehen neue Fragen, weil das Blut heute Verfahren unterzogen werden kann, durch die es in seine vier Hauptbestandteile und in Fraktionen dieser Bestandteile aufgetrennt wird. Bei der Entscheidung, ob ein Christ diese akzeptieren könnte, sollte sich sein Augenmerk nicht nur auf den möglichen medizinischen Nutzen oder die Risiken richten. Sein Interesse sollte dem gelten, was in der Bibel gesagt wird, sowie den möglichen Auswirkungen auf sein Verhältnis zu dem allmächtigen Gott.

Die entscheidenden Fragen sind recht einfach. Warum das der Fall ist, läßt die Betrachtung einiger biblischer, historischer und medizinischer Hintergründe leicht erkennen.

Jehova Gott erklärte unserem gemeinsamen Vorfahren Noah, daß das Blut als etwas ganz Besonderes behandelt werden muß (1. Mose 9:3, 4). Später schlug sich in Gottes Gesetzen für Israel die Heiligkeit des Blutes deutlich nieder: „Was irgendeinen Mann vom Hause Israel betrifft oder einen ansässigen Fremdling, . . . welcher Blut von irgendeiner Art ißt, gegen die Seele, die das Blut ißt, werde ich bestimmt mein Angesicht richten.“ Israeliten, die Gottes Gesetze nicht anerkannten, konnten andere verunreinigen; deshalb fügte Gott hinzu: „Ich werde sie tatsächlich von den Reihen ihres Volkes abschneiden“ (3. Mose 17:10). Später entschieden die Apostel und die älteren Männer bei einer Zusammenkunft in Jerusalem, daß wir 'uns von Blut enthalten' müssen. Das zu tun ist genauso wichtig wie das Enthalten von Unsittlichkeit und Götzendienst (Apostelgeschichte 15:28, 29).

Was hat 'sich enthalten' damals wohl bedeutet? Christen verzehrten kein Blut, weder in frischer noch in geronnener Form; genausowenig aßen sie das Fleisch eines unausgebluteten Tieres. Unzulässig waren außerdem Nahrungsmittel mit Blutzusätzen, zum Beispiel Blutwurst. Wer Blut auf die vorgenannte Weise in sich aufnahm, übertrat Gottes Gesetz (l. Samuel 14:32, 33).

Die meisten Menschen in alter Zeit störten sich offenbar nicht am Blutgenuß, wie wir den Schriften Tertullians (zweites und drittes Jahrhundert u. Z.) entnehmen können. In seiner Reaktion auf die Falschanklage, Christen würden Blut verzehren, führte Tertullian Volksstämme an, die Verträge durch den Genuß von Blut besiegelten. Er sprach auch von Personen, „die beim Kampfspiel in der Arena das Blut der getöteten Verbrecher, wenn es noch frisch ist . . ., mit gierigen Zügen einschlürfen, um damit die Fallsucht zu heilen“. Eine solche Handlung (selbst wenn einige Römer dafür gesundheitliche Gründe hatten) war für Christen unannehmbar. „Wir [rechnen] nicht einmal Tierblut unter die zum Genuß erlaubten Speisen“, schrieb Tertullian. Die Römer verwendeten Nahrungsmittel, die Blut enthielten, um die Lauterkeit wahrer Christen auf die Probe zu stellen. Tertullian fügte hinzu: „Doch wie soll man es auffassen, daß ihr glaubt, wer eurer eigenen Überzeugung nach vor Tierblut zurückschaudert [d. h. die Christen], werde nach Menschenblut lechzen?“ Heutzutage wird kaum jemand vermuten, daß die Gesetze des allmächtigen Gottes berührt werden, wenn ihm ein Arzt empfiehlt, sich Blut übertragen zu lassen. Wir Zeugen Jehovas möchten natürlich auch am Leben bleiben, aber wir sind verpflichtet, uns an Jehovas Gesetz in bezug auf das Blut zu halten. Was bedeutet das angesichts der heutigen medizinischen Praxis?

Als nach dem Zweiten Weltkrieg Transfusionen von Vollblut üblich wurden, erkannten Jehovas Zeugen, daß dies im Widerspruch zu Gottes Gesetz stand - und davon sind wir immer noch überzeugt. Doch im Lauf der Zeit hat sich in der Medizin manches verändert. Heute wird zumeist kein Vollblut transfundiert, sondern lediglich Hauptbestandteile des Blutes: 1. Erythrozyten, 2. Leukozyten, 3. Thrombozyten, 4. Blutplasma (Serum), das ist der Flüssigkeitsanteil. Abhängig vom Zustand eines Patienten, verordnen Ärzte Erythrozyten, Leukozyten, Thrombozyten oder Plasma. Durch eine Übertragung der Hauptbestandteile kann eine einzige Einheit Blut auf mehrere Patienten verteilt werden. Jehovas Zeugen betrachten die Annahme von Vollblut oder von einem der vier Hauptbestandteile des Blutes als Verletzung des Gesetzes Gottes. Bedeutsamerweise schützt sie das Beharren auf diesem biblisch untermauerten Standpunkt vor vielen Gefahren, einschließlich Krankheiten, die man sich durch eine Bluttransfusion zuziehen kann, wie Hepatitis und Aids.

Da Blut nicht nur in seine Hauptbestandteile zerlegt werden kann, sondern sogar noch weiter, tauchen Fragen in Verbindung mit den Fraktionen auf, die aus den hauptsächlichen Blutbestandteilen gewonnen werden. Wann werden diese Fraktionen verabreicht, und was sollte ein Christ bei der Entscheidung über das Für und Wider einer Verwendung in Betracht ziehen?

Blut ist komplex. Selbst das Plasma - das zu 90 Prozent aus Wasser besteht - beinhaltet sehr viele Hormone, anorganische Salze, Enzyme und Nährstoffe, einschließlich Mineralien und Zucker. Das Plasma enthält auch Proteine wie Albumin, Gerinnungsfaktoren und Antikörper zur Bekämpfung von Krankheiten. Techniker extrahieren daraus viele verwendbare Plasmaproteine. Zum Beispiel wird Hämophilen, die zu Blutungen neigen, ein Gerinnungsfaktor verabreicht, der als Faktor VIII bezeichnet wird. Oder wenn jemand bestimmten Krankheiten ausgesetzt ist, könnten Ärzte Injektionen von Gammaglobulin geben, das aus dem Blutplasma von Menschen gewonnen wurde, die bereits Immunität erworben haben. Auch andere Plasmaproteine finden eine medizinische Verwendung, aber die oben erwähnten veranschaulichen bereits ausreichend, wie ein Hauptbestandteil des Blutes (das Plasma) verarbeitet werden kann, um daraus Fraktionen zu gewinnen.*

Genauso, wie man aus dem Blutplasma verschiedene Fraktionen gewinnen kann, können auch die anderen Hauptbestandteile (Erythrozyten, Leukozyten, Thrombozyten) verarbeitet werden, um daraus die nur in kleineren Mengen enthaltenen Bestandteile herauszuziehen. Aus den Leukozyten können zum Beispiel Interferone und Interleukine gewonnen werden, die bei der Behandlung bestimmter Virusinfektionen und Krebsarten Anwendung finden. Aus den Thrombozyten kann ein Wundheilungsfaktor isoliert werden. Und es befinden sich weitere Medikamente im Entwicklungsstadium, die (zumindest anfänglich) Extrakte aus Blutbestandteilen enthalten. Bei solchen Behandlungen werden keine Transfusionen der Hauptbestandteile vorgenommen; es geht normalerweise um Bestandteile oder um Fraktionen davon. Darf ein Christ diese Fraktionen bei einer medizinischen Behandlung akzeptieren? Das können wir nicht beantworten. Da die Bibel keine weiteren Einzelheiten enthält, muß ein Christ seine eigene Gewissensentscheidung vor Gott treffen. Einige werden alles ablehnen, was aus Blut gewonnen wurde (sogar Fraktionen, die eine vorübergehende passive Immunität gewähren sollen). So verstehen sie Gottes Gebot, 'sich von Blut zu enthalten'. Sie argumentieren, daß sein Gesetz für Israel verlangte, das Blut, das aus einem Geschöpf ausfloß, 'auf die Erde auszugießen' (5. Mose 12:22-24). Warum ist das von Belang? Nun, um Gammaglobulin, dem Blut entstammende Gerinnungsfaktoren und so weiter herstellen zu können, muß Blut gesammelt und verarbeitet werden. Daher lehnen manche Christen solche Produkte ab, genauso wie Transfusionen von Vollblut oder von seinen vier Hauptbestandteilen. Ihre aufrichtige, gewissensmäßige Haltung sollte respektiert werden.

Andere Christen treffen eine davon abweichende Entscheidung. Auch sie lehnen Transfusionen von Vollblut, von Erythrozyten, Leukozyten, Thrombozyten oder Plasma ab. Sie mögen einem Arzt jedoch gestatten, sie mit einer Fraktion zu behandeln, die aus den Hauptbestandteilen gewonnen wurde. Doch selbst in dieser Hinsicht kann es Unterschiede geben. Ein Christ akzeptiert vielleicht eine Injektion von Gammaglobulin, lehnt jedoch eine Injektion aller Stoffe ab, die aus Erythrozyten oder Leukozyten extrahiert wurden. Doch wie kommen einige Christen überhaupt zu dem Schluß, sie könnten Blutfraktionen akzeptieren?

In den "Fragen von Lesern" im Wachtturm vom 1. Juni 1990 wurde erklärt daß Plasmaproteine (Fraktionen) aus dem Blut einer Schwangeren in den getrennten Blutkreislauf ihres Fetus übergehen. Auf diese Weise gibt eine Mutter Immunglobuline an ihr Kind weiter, die ihm wertvolle Abwehrkräfte verleihen. Nach Ablauf der normalen Lebensdauer der Erythrozyten in einem Fetus wird ihr sauerstofftransportierender Bestandteil abgebaut. Ein Teil davon wird zu Bilirubin, das durch die Plazenta in den Körper der Mutter gelangt und mit ihren Ausscheidungsprodukten ihren Körper verläßt. Da also Blutfraktionen unter diesen natürlichen Umständen auf eine andere Person übergehen können, kommen manche Christen zu dem Schluß, daß sie eine Blutfraktion, die aus Blutplasma, Erythrozyten oder Leukozyten gewonnen wurde, akzeptieren können.

Wird die Frage dadurch gegenstandslos, daß Ansichten und Gewissensentscheidungen verschieden sein können? Nein. Sie ist schwerwiegend. Doch über etwas Grundlegendes besteht Klarheit. Wie das bisher Besprochene zeigt, lehnen Jehovas Zeugen Transfusionen sowohl von Vollblut als auch von dessen hauptsächlichen Bestandteilen ab. Christen werden in der Bibel angewiesen, sich „von Dingen zu enthalten, die Götzen geopfert wurden, sowie von Blut ... und von Hurerei“ (Apostelgeschichte 15:29). Was Fraktionen aus einem der Hauptbestandteile anbelangt, muß jeder einzelne Christ nach sorgfältigem Nachsinnen unter Gebet eine persönliche Gewissensentscheidung treffen.

Viele Menschen sind bereit irgendeine Behandlung zu akzeptieren, die sofortigen Nutzen zu bieten scheint selbst eine Therapie, die anerkanntermaßen Gesundheitsrisiken hat wie zum Beispiel mit Blutpräparaten. Der aufrichtige Christ ist um eine fundierte, ausgeglichene Ansicht bemüht die nicht nur die körperlichen Aspekte beinhaltet. Jehovas Zeugen schätzen die Anstrengungen, eine erstklassige medizinische Versorgung zu gewährleisten, und sie wägen das Risiko-Nutzen-Verhältnis jeder Behandlung ab. In bezug auf Produkte, die aus Blut gewonnen werden, legen sie jedoch besonderes Gewicht auf das, was Gott sagt sowie auf ihr persönliches Verhältnis zu unserem Lebengeber (Psalm 36:9).

Welch ein Segen ist es doch für einen Christen, solch ein Vertrauen zu haben wie der Psalmist der schrieb: „Jehova Gott ist Sonne und Schild; Gunst und Herrlichkeit sind das, was er gibt. Jehova selbst wird nichts Gutes denen vorenthalten, die in Untadeligkeit wandeln. O Jehova . . ., glücklich ist der Mensch, der auf dich vertraut.“ (Psalm 84:11, 12)!

* Siehe "Fragen von Lesern" im Wachtturm vom 1. Oktober 1978 und vom 1. Oktober 1994. Die Pharmaindustrie hat rekombinante Produkte entwickelt, die nicht aus Blut gewonnen werden, und diese können vielleicht an Stelle von manchen Blutfraktionen verschrieben werden, die früher gebräuchlich waren.
 

EMPFOHLENE FRAGEN AN DEN ARZT
Frage, falls dir eine Operation oder eine Behandlung bevorsteht, bei der ein Blutprodukt verwendet werden könnte:
Weiß jeder vom Krankenhauspersonal, der mit meinem Fall zu tun hat, daß ich als Zeuge Jehovas verfügt habe, mir unter keinen Umständen Bluttransfusionen (Vollblut, Erythrozyten, Leukozyten, Thrombozyten oder Blutplasma) zu geben?
Frage, falls ein Medikament, das verschrieben werden soll, möglicherweise aus Blutplasma, Erythrozyten, Leukozyten oder Thrombozyten hergestellt wurde:
Wurde das Medikament aus einem der vier Hauptbestandteile des Blutes hergestellt? Wenn ja, würden Sie mir bitte die Zusammensetzung erklären?
Wieviel von diesem aus Blut gewonnenen Medikament würde verabreicht werden, und auf weiche Weise?
Welche medizinischen Risiken bestehen, sofern mir mein Gewissen erlaubt, diese Fraktion zu akzeptieren?
Welche andere Therapie könnte angewendet werden, falls es meine Gewissensentscheidung ist, diese Fraktion abzulehnen?
Wen kann ich über meine Entscheidung informieren, nachdem ich mich eingehender mit dieser Angelegenheit beschäftigt habe?


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letzte Aktualisierung: 19. 5. 2000
Web-Adresse: http://geocities.datacellar.net/athens/ithaca/6236/wt150600.htm

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