Haben sie dazu ihre eigenen Ideen, dann bitte ins Gästebuch eine kurze Stellungnahme

(bis 750 Zeichen)

 

Emails zur Diskussion ganztägige Schulformen und Nachmittagsbetreuung

Briefwechsel:

Päsidentin Ilse Schmid Steirischer LV der Elternvereine

Mail: ilseschmid@aon.at

und Kurt Nekula,

Obmann des österr. Dachverband der Elternvereine an Pflichtschulen

Tel.: 0664-1301388

Mail: nekula@kinderdoerfer.at

Site: www.elternverein.at

 

Lieber Kurt!

Ich habe mich zu Wort gemeldet, weil mich die (absichtliche?) Vermischung von Themen ärgert:

"Schule von 9-17Uhr" ist nämlich kein Modell zur Lösung der Betreuungs-Problematik und ist absolut nicht das, was in Österreich allgemein unter Ganztagsschule verstanden wird. Da ändert auch die Verschiebung auf "Schule von 8-18Uhr" nichts daran.

Sie bietet nur Unterricht anders verteilt über den Tag an, und kann daher bis auf die Mittagspause keinen zeitlichen Platz für Betreuung haben.

Dass die Beschlussregelung umgedreht wird und dann Betreuung der "Normalfall" ist, kann dann akzeptiert / begrüßt werden, wenn die Freiwilligkeit der In-Anspruch-Nahme gewahrt bleibt bzw. ermöglicht wird und zwar entweder dadurch,

dass Unterrichts- und Betreuungsteil in getrennter Abfolge angeboten werden, oder

in guter Erreichbarkeit eine gleichwertige/-artige Schule mit diesem Modell in Anspruch genommen werden kann.

Die Sicherstellung obiger Forderungen löst aber noch nicht das (gesellschaftspolitische) Problem, dass viele Kinder Betreuung bräuchten, sie aber aus Kostengründen nicht bekommen. Auch wenn soziale (?)Staffelungen der Beiträge vorgesehen sind, so gibt es dennoch viele (andere) Eltern, die diese (Rest-)Beiträge nicht leisten können/wollen.

Diese Kinder "in die Betreuung zu bekommen" darf nicht auf dem Weg passieren, dass alle verpflichtet werden, ihre Kinder betreuen zu lassen. (Leider wäre das die billigere Variante, denn je mehr Zahler es gibt, umso billiger wird das System.)

Ein "Anreizsystem" zu schaffen wäre teuer, denn dies könnte ja nur heißen, dass keine Beiträge zu zahlen sind (auch nicht fürs Mittagessen).

Bedarfserhebungen liefern oft Zahlen, die von den tatsächlichen Anmeldezahlen erheblich abweichen. Oft bleiben nur mehr 10% der "Interessenten" übrig, wenn es "ernst" wird.

Wer geht schon gerne (fast) nur dafür arbeiten, dass er sich die Kinderbetreuung leisten kann?

Subventionnieren wir für die Berufstätigen die Ganztagsbetreuung, was ist dann mit denen, die ihre Kinder selbst (gut) betreuen (wollen/können). Wir haben für die Kleinsten -deshalb- das Kinderbetreuungsgeld für alle eingeführt, egal ob sie die Kinder selbst betreuen oder berufstätig sind. Die Subventionen der Betreuungseinrichtungen wurden beibehalten, was wieder als Vorteil/Begünstigung von Berufstäg-Sein gesehen werden kann/muss.

Kinderbetreuung ist ja eigentlich Ländersache. Dass Schule und Betreuung vermischt wird, ist ein Produkt der "unglücklichen" Überführung der Schulversuche Ganztags- und Tagesheimschule ins System. Für viele so angenehm, dass sie sich gerne von der Sorge um Betreuung verabschiedet haben!? Man duldet z.B. für Schulkinder eine Reihe von Kinderbetreuungsmodellen nebeneinander, die, weil mit anderen Namen versehen, nicht die strengen Auflagen erfüllen (müssen), die im Landesgesetz für Horte vorgesehen sind, was (nur) die Kosten "günstig" beeinflusst.

Ich ersuche dich, das Prinzip der Schulgeldfreiheit immer wieder mit Nachdruck einzufordern.

 

Liebe Grüße Ilse

Liebe Ilse,

ich bin in fast allen Punkten deiner Meinung und habe das sowohl in der schriftlichen Stellungnahme des Dachverbands als auch bei Anfragen der Medien so formuliert:

Aus unterschiedlichsten Studien geht klar hervor, dass etwa die Hälfte der Eltern eine ganztägige Schulform wünscht. Das Modell ist den Eltern in der Regel egal. Wenn das Angebot qualitativ in Ordnung ist, sind Eltern und Kinder gleichermaßen mit Ganztagsschule, Nachmittagsbetreuung und Hort zufrieden.

Daher ist es richtig, dass die Schule ein bedarfsgerechtes Angebot stellen MUSS und nicht die Eltern mühsam darum mit komplizierten Abstimmungsmodalitäten kämpfen müssen.

Völlig klar ist, dass dieses Angebot KEINE Verpflichtung darstellen darf.

Und weiters ist klar, dass über alle Modelle bundesweit eine einheitliche Regelung bezüglich der Elternbeiträge geschaffen werden muss. Schulgeld kommt nicht in Frage, unterschiedlich hohe Beiträge für unterschiedliche Modelle ebenfalls nicht.

Sozial gestaffelte Essensbeiträge bzw. Beiträge für Angebote, die über die schulischen Modelle hinausgehen (viele Eltern suchen Betreuungsangebote bis ca. 18.00 Uhr) fände ich in Ordnung.

Im Moment deckt die Schule knapp 10% des Bedarfs ab und die Jugendwohlfahrt (Hort) ca. noch einmal so viel. Eine Ausweitung des Angebots im Bereich der Pflichtschulen wird nur in einer gemeinsamen Kraftanstrengung von Bund, Ländern und Gemeinden möglich sein, und zwar sowohl bei den notwendigen baulichen Maßnahmen als auch beim Betrieb. Ansonsten werden die Gemeinden als Schulerhalter dieses Projekt auf Grund fehlender Geldmittel zu Fall bringen.

Bei der Frage des Schulbeginns müssen mehrere Tatsachen bedacht werden:

Schon jetzt nehmen viele VolksschülerInnen die Frühaufsicht in Anspruch, bei einem späteren Schulbeginn erhöht sich diese Gruppe sprungartig. Der Öffentliche Dienst, der Handel, die Gastronomie und viele weitere Sparten haben Dienstbeginn deutlich vor 9.00 Uhr. Wir waren immer gegen Schlüsselkinder am Nachmittag und sollten auch in der Früh dagegen sein.

Die Schülertransporte sind regional derart schwierig zu organisieren (aus verschiedensten Gründen), dass bereits jetzt die Schule mancherorts ab 7.30 beginnt.

Wenn wir zu der Überzeugung gelangen, dass 9.00 Uhr der bessere Zeitpunkt für die Kinder wäre, muss die Frage der Frühaufsicht für jene Berufsgruppen gelöst werden, die damit ein Problem haben.

Wir müssen ebenfalls die Frage diskutieren, inwieweit eine Mittagspause mit einem qualitätsvollen, ausgewogenen Mittagessen sinnvoll wäre und wir müssen überhaupt alle diese Fragen getrennt nach den Altersstufen betrachten.

Herzliche Grüße

Kurt

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