Die Frage, die sich jetzt allen stellt, lautet:
Was ist nur aus der Stufe geworden, die damals, im frühen Herbst, von so hochqualifizierten Lehrern wie Fiebig und Rochelt gründlich darauf vorbereitet, begann, die reformierte Oberstufe des OHG's zu bevölkern?
Nachdem man, durch Herrn Müllers Infos bestens informiert, die erste Reifeprüfung in Form der Kurswahl geschafft und auch in gemeinsamer Anstrengung den Blockungsplan zusammengebastelt hatte, wollten nun alle die zuvor vielgepriesenen Freuden des Oberstufenlebens genießen.
Das geschah anfangs noch durch intensives Ausspähen kranker oder verhinderter Lehrer am manchmal wirklich "brennend heißen" Vertretungsplan, während später dann in zunehmenden Maße die Schüler selber krank wurden.
Wider Erwarten erwies sich das Oberstufenleben durch den ständigen Kampf mit Raum- und Blockungsplänen doch als recht stressig, ein Eindruck, der durch die regelmäßig auftretenden Klausuren und Kämpfe um Quartalsnoten noch verstärkt wurde. So fanden nur sehr wenige die Zeit, um förmlich vor Ideen übersprühend aktiv zur Verschönerung der Schule beizutragen. Andere zogen statt dessen die Konsequenzen und entschieden sich für einen punkteträchtigen Wechsel zu einschlägig bekannten Kölner Schulen.
Gründlich aufgemischt wurde diese interessante Mixtur aus Spannung und Routine durch die plötzlich anstehenden Lehrerzwangsversetzungen, bei denen plötzlich Schüler und Lehrer vereint zur Tat bzw. zur Aktion schritten.
Die Kursfahrten der Leistungskurse im Herbst 1987 setzten diese Entwicklung fort. Auf diesen Fahrten beschäftigte man sich nicht nur mit den Sehenswürdigkeiten und -unwürdigkeiten von England, Paris, Rom, Prag und Helgoland, sondern auch mit den örtlichen Lokalitäten, so daß manchmal nicht nur den Kanalschiffern abends der Boden unter den Füßen schwankte.
Wieder mit beiden Füßen auf heimischem Boden stehend, wurden wir, wie schon zuvor, von teilweise bis zur Unleserlichkeit verkleinerten Unterrichtskopien erschlagen, die es dann anläßlich der nächsten Klausur - sei es im Gehirn, sei es in den Socken - in den Gelben Saal zu tragen galt. Hier zeigte sich dann, vor allem in den Wintermonaten, daß der Gesundheitszustand der Schüler wirklich beinahe so schlecht war, wie es die zahlreichen Entschuldigungen vermuten ließen: Das Gehuste und Geschnaufe während der Klausuren übertönte manchmal sogar das Klappern und Quietschen der Türe zum Gelben Saal. Gottseidank wurde diese Beeinträchtigung der Konzentrationsfähigkeit durch die ungeheuer inspirierend wirkenden Flecken auf dem vormals gelblichen Teppichboden ausgeglichen, so daß letztendlich doch alles zu überstehen war.
Zur Erholung nach den Klausurwochen waren besonders Exkursionen, aber auch Kurstreffen sehr beliebt. Bei diesen Gelegenheiten gab es nicht zuletzt aufgrund der manchmal etwas ungünstigen topographischen Lage der Veranstaltungsorte immmer genügend Gesprächsstoff. Somit ist es verständlich, daß dieses, je nach Charakter schulisch oder sozial äußerst stressige, durch das Musical zusätzlich bereicherte Schuljahr mit einer großen Grillfete in Lindlar enden mußte.
Die 13.I, der Endspurt zum Abitur '89, wurde dann nach den Ferien mit besten Vorsätzen begonnen, die dann auch umgehend in eine gelungene Projektwoche umgesetzt wurden.
Die paar Wochen bis zur Berlinfahrt, dem nächsten Höhepunkt des Jahres, verbrachte die zunehmend mobil gewordene Stufe mit den üblichen Freuden und Pflichten, zu denen im zunehmenden Maße auch das Vorspielen bei Trachtenclub-Werbestellen gehörte.
Daß Berlin eine geteilte Stadt ist, wurde uns spätestens beim Anblick der geteilten Unterkunft, über die man ansonsten aber nur einer Meinung sein konnte, bewußt. Immerhin gelang es uns aber wenigstens, die Zerteilung des Tages in Wach- und Ruhephasen weitestgehenst aufzuheben.
Wieder im VRS-Gebiet angekommen, wurde allmählich auch dem Allerletzten bewußt, daß sich nun das Ereigniss, für das er 13 / 14 ... Jahre seines Lebens geopfert hatte, unerbittlich näherte.
Dies zeichnete sich zum einen in den Kursen, aber auch an den Infos ab. Plötzlich holte sich unser Stufenleiter, der sich ansonsten nur bei Skiausflügen auf's Glatteis führen ließ, zur Sicherheit Verstärkung in Form des Schulleiters, um siegreich aus dem Kampf mit den manchmal selbst für ihn zu verworrenen Paragraphen und Bestimmungen hervorzujoggen.
Marathonsitzungen mußten wir Schüler, die wir alle nicht zugelassen waren, und doch unsere drei Abiklausuren möglichst erfolgreich hinter uns zu bringen hatten. Richtig vorbereitet waren wir alle nicht, plötzlich war das Abi da.
Nach den Prüfungen gab's Ferien und nochmals Unterricht, dem trotz immenser Pull-Faktoren (Kuchen, Videos und Urlaubsdias der Lehrer) sehr zum Leidwesen der Abiturzeitungsfotografen nicht jeder aufsuchte.
Und ebenso plötzlich wie das Abitur kam, ging die Schulzeit; der letzte Schultag war vorbei, eine Ära ging für (hoffentlich) 79 Schüler zu Ende.
Und was bleibt nun, nachdem alles überstanden ist?
Wir haben unseren Reifebeweis bescheinigt bekommen, auch wenn es bei einigen lebensnotwendigen Fähigkeiten, zum Beispiel dem Öffnen von Überraschungseiern, manchmal noch etwas hapert; wir haben aber vor allem eine recht unterhaltsame Zeit miteinander verbracht, in der der eine oder andere vielleicht auch etwas gelernt hat, was er später vielleicht einmal gebrauchen kann.
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Abi89/2000 - aktualisiert am 19991215 von Axel