Es gab vor euch kein Jahr, in dem ich nicht zwei Leistungskurse zeitgleich gegeben habe. Die Situation war insofern neu, als daß ich einen Leistungskurs von Herrn Hübner übernommen habe.
Der Vergleich von Schülergruppen liegt nah, jedoch waren die beiden Kurse nicht vergleichbar, da die eine Gruppe zu klein und die andere Gruppe zu groß war, so waren die Lernvoraussetzungen verschieden.
Weshalb bemängeln Sie, daß ein Kurs zu klein war, sind dann nicht optimale Lernvoraussetzungen gegeben?
In einer Schülergruppe der Größe des einen Leistungskurses kommt schnell eine Kaffeehausmentalität auf, das heißt, jeder meint, daß er jederzeit etwas sagen könne. Das schafft zwar einerseits eine Vertrautheit, andererseits führt es aber zu einem nicht hinreichenden Lernverhalten.
Was sagen Sie dazu, daß die Noten im 1. LK abfielen, als der 2. LK hinzukam?
Da sehe ich keinen Zusammenhang mit dem neuen Kurs. In der 13 wird zunehmend von Schülern Abstraktionsvermögen gefordert; diesen Anforderungen gerecht zu werden, war der kleine Kurs nicht imstande, was auf die Kaffeehausmentalität zurückzuführen ist.
Sie hatten das Vergnügen, an zwei Kursfahrten teilnehmen zu dürfen. Wie haben Ihnen diese Fahrten gefallen?
Zwar sind Kursfahrten relativ stressig, jedoch bereitet es mir Freude, mit Schülern unbekannte Gebiete kennenzulernen, das hat einen eigenartigen, besonderen Reiz. So hat mir die Helgolandfahrt am meisten Spaß gemacht, die Berlinfahrt war da völlig anders. Dort hat jeder gemacht, was er wollte, die Bindung zwischen Lehrer und Schüler war wenig ausgeprägt.
Sie unterrichten ausschließlich Biologie. Ist das darin begründet, daß Sie einen besonderen Bezug zur Natur haben, der sich auch in Ihren zahlreichen Haustieren äußert? Würden Sie sich als "Biologe aus Leidenschaft" bezeichnen?
Das mit der Leidenschaft muß ich zurückweisen. Unter Leidenschaft stelle ich mir was Wüstes vor, dem ist nicht so.
Nach dem Abitur begann ich Biologie zu studieren, obwohl das für mich nicht das Nonplusultra war. Den richtigen Weg zur Biologie habe ich erst durch den Unterricht gefunden. Man braucht kein Biologe zu sein, um Zugang zu Haustieren zu haben, den haben andere auch.
Aber nicht jeder hat ein Reh im Garten!
Das ist unerwünscht, sozusagen ein unbiologisches Relikt, es frißt alles, was es nicht soll.
Nun sind Sie aber doch kein "Schreibtischbiologe", der nur die wissenschaftliche, theoretische Seite der Natur sieht!
Das macht nun den besonderen Reiz der Biologie aus, daß man das, was man allgemein sieht und erlebt, als belebte Umgebung mit Hilfe der Schreibtischwissenschaft besser versteht. Das wird in der Genetik besonders deutlich.
Möchten Sie abschließend noch zu Ihren Schülern Stellung nehmen?
Ich finde es frustrierend und auch stressig, wenn man in Konfrontation mit den Schülern kommt, in Bezug auf das Lernen und überhaupt auf die Lebenseinstellung. Andererseits muß man dazu Stellung nehmen, auch wenn es mit dem Unterricht selbst nichts zu tun haben muß.
Was empfinden Sie, wenn Sie die Kurse nach solch langer Zeit abgeben müssen?
Es ist schade, wenn man eine Gruppe nach zweieinhalb Jahren abgeben muß, denn man hat sich kennengelernt und aneinander gewöhnt. Mit Oberstufenschülern kann man gut reden und auch von den Schülern etwas lernen. Es ist andererseits aber auch schön, wenn man sieht, daß es etwas, auch bei sich, gefruchtet hat.