Alfons Radke - Lieblingsfarbe: Bierjelb


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Ich spüre Alfons Ende der sechsten Stunde in dem gerade von seinen Matheschülern fluchtartig verlassenen Klassenraum auf. Ich erwische ihn in einem ungünstigen Augenblick, da er nach eigener Aussage um vierzehn Uhr wieder auf dem Tennisplatz stehen muß.

Ich stelle meine erste Frage: "Herr Radke, Sie haben unseren Mathe LK (ich hatte das Glück, seinen Unterricht sechs Stunden die Woche miterleben zu dürfen!) als nicht besonders gut in Vergleich zu Ihren früheren Leistungskursen beurteilt. Wie sieht es nun nach dem Abitur aus? Sind Sie mit unseren Leistungen zufrieden?"

"... ja, ich bin in etwa zufrieden. Ich habe den Stoff geschafft, den ich schaffen wollte. Wie ich schon mal gesagt habe, habt Ihr nicht die Noten erreicht, die ich von einem Leistungskurs erwarte. Mein letzter LK war ähnlich, aber die davor waren besser."

Da mir unwohl wird, wechsele ich schnell das Thema: "Wie schätzen Sie die Berlinfahrt ein? War es für Sie mehr Ärger als Erholung?"

"Für einen Lehrer ist eine solche Fahrt eigentlich nie eine Erholung. Die Nächte sind oft lang, und obwohl manche Kollegen lieber etwas früher ins Bett gehen, habe ich nichts gegen lange Nächte. So eine Fahrt ist sinnvoll für die Schüler, denn jeder Schüler sollte `mal Berlin gesehen haben... Die meisten Schüler waren interessiert, und ich meine, es ist sehr viel dabei `rausgekommen.
Die kleinen Ärgernisse,... nun, damit muß man leben. Das Portemonnaie ist wieder aufgetaucht, und die Sache mit den Schildern hat sich in Wohlgefallen aufgelöst, aber ich meine, die Angelegenheit mit dem Sofa hätte anders geregelt werden können. Im großen und ganzen war ich mit der Fahrt zufrieden."

Ich befrage ihn dann zu seinem Verhältnis zum Bier. Er lacht und sagt: "Ich bin der Meinung, daß ich gar nicht so viel trinke, wie die Schüler meinen. Zuhause steht ein Kasten manchmal vier Wochen `rum, bevor er leer ist. Ich denke, dieses Vorurteil über mich kommt zustande, weil man mich als Schüler meistens außerhalb der Schulzeit nur auf Feiern und Kurstreffen sieht, und da wird natürlich getrunken. Ich gebe aber zu, daß ich gerne `mal frisches Bier aus dem Fäßchen trinke!"

"Es gibt Leute, die behaupten, sie könnten jeden Lehrer oder sogar Schüler unter den Tisch trinken. Ist das wahr?"

"Das kann ich nicht beurteilen. Ich habe noch nie an einem solchen Wettkampf teilgenommen... und werde es wohl auch nie tun!"

Ich komme auf den Unterricht zurück: "Was war das letzte Mal, daß Sie in einer Klausur eine völlig neue, selbsterfundene Aufgabe gestellt haben?"

"Im Prinzip ist jede Aufgabe neu... sonst würde ich nicht fünfzig bis sechzig Stunden an einer Abiturklausur sitzen... Ich übernehme von Zeit zu Zeit Teilaufgaben aus alten Unterlagen (Ich habe zugegebenerweise sehr viel altes Material in der Schublade)... und beziehe mich auf erprobte Aufgaben, aber diese werden dann umgebaut."

"Haben Sie irgendwelche Zukunftspläne, die etwas anderes als Mathekurse am OHG beinhalten?"

"Da ich Beamter bin, wird sich da wohl nicht sehr viel ändern. Ich bin voll befähigt, Mathe und Physik zu unterrichten, aber bin von der Physik weg gekommen, weil wir genug reine Physiker auf der Schule haben. Außerschulische Wünsche, wie z.B. `mal ein Jahr durch Amerika zu reisen oder im Himalaja zu klettern, lassen sich nicht so schnell erfüllen, denn dafür braucht man das nötige Kleingeld, und dafür muß man zuerst arbeiten!" - (also freut euch nicht zu früh, ihr, die ihr noch hinter den Schulbänken des OHG sitzt und sitzen werdet.)

Zuletzt fragte ich Herrn Radke, ob er irgendwelche Ambitionen in Richtung Stufenleiter (wie die Bezeichnung im neuen System heißt, weiß ich nicht) oder Schulverwaltung habe. Alfons antwortete entschieden: "Ich arbeite lieber direkt im Unterricht mit den Schülern. Herr Spiegel macht z.B. 95% Verwaltung und nur 5% Unterricht. Ich möchte näher an der Schülerschaft sein..."


Markus T.

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Abi89/2000 - aktualisiert am 2003-05-30 von Axel 1