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Mein Boot-Tagebuch

angefangen am 11.01.2005 - updated 15.01.2005


Ich lade gerade meine Akkus, die sind nämlich leer.

Kaufen

Ich ging mit Paul und Peter in der Dietzenbacher Fundgrube spazieren. Sie suchten sich, wie üblich, Autos aus, darunter ein schöner Tieflader mit einem Bagger drauf.
Das entspricht nicht ganz meinen Vorstellungen von pädagogisch hochwertigem Holzspielzeug, aber die Dinger sahen stabil aus und kosteten fast nix.
Mir kaufte ich ein funkferngesteuertes Modellboot der Marke Dickie. Länge : ca 100 mm.

Schaun Sie das Bild ruhig nochmal an, auf allen anderen ist das Boot zerlegt.

Es ruht auf einer Schreibtischlampe, zum Trocknen.

Zu Hause hatte ich dann das Vergnügen, mit Paul herauszufinden, wie man die Packung aufkriegt (Teile der Verpackung sind die batteriebetriebene Ladestation und die Fernbedienung) und da Batterien hineinpackt. Dann haben wir den Stecker reingesteckt, geladen und die Duschwanne vollaufen lassen.

Das Ding fuhr tatsächlich. Paul wollte gar nicht zur gerichtlich angeordneten Uhrzeit wieder zu meiner Ex.

Peter stand dabei, machte die Geräusche nach und amüsierte sich offensichtlich königlich.


Auf zur Roddau

Die Roddau ist ein Bach hier in der Nähe. Unter der Brücke der neuen Umgebungsstraße ist sie breiter, so daß da weniger Strömung ist.
Da ging ich gleich nach der Arbeit hin. Das Boot steckte mit eingestecktem Ladekabel in der Jackentasche.

Der Akku hielt, wie erwartet, 5 Minuten durch, die Reichweite betrug gigantische 5m. Genug, um am Ufer auf und ab zu laufen, das Boot die reißende Roddau überqueren zu lassen und wieder zurückzuholen. War das spannend.
Stromaufwärts fahren konnte es nur in Ufernähe.


Am nächsten Tag bin ich wieder los. So komm ich zu meinen Spaziergängen.

Das Boot fuhr 10 Sekunden, dann reagierte es nicht mehr auf die Fernbedienung. Ich steckte es in die Tasche und war schwer sauer.


Trocknen ?

Ein kaputtes Boot auf dem Schreibtisch macht keinen Spaß. Ich hielt es gegen die Schreibtischlampe.

Das Plastik ist so billig, daß man die kleinen Kabel und die vielen kleinen und großen Wassertropfen im Inneren gut sehen konnte.

Ich bastelte aus etwas PVC-Kabel einen Bootshalter und plazierte es über der Schreibtischlampe, um es zu trocknen. Die Idee war, daß die warme Luft von der Lampe das Wasser austreibt und fortspült. Das sehen Sie auf dem ersten Bild (oben).

Es klappte nicht.


Aufschneiden

Na dann hab ichs halt geöffnet, mit einem Taschenmesser. Im oberen Teil ist ein überflüssiger Ein-/Ausschalter, der flog als erstes raus.
Nach 2 Stunden wars trocken und fuhr wieder. Ich spielte in der Duschwanne und ließ es um meine Duschgel-Flaschen herumfahren.

Hier ist ein Video (900 kByte).

Auf diesem Bild ist der Schalter noch angebaut. Man sieht auch die Original-Kabelfarben für die Schraubenmotoren. Die Roten Kabel gehören in die Mitte.

Falls Sie die Kabel für rechten und linken Motor vertauschen, ist das nicht schlimm: tauschen Sie einfach die Schrauben. Eine ist recths-, eine ist linksgängig.

Nach 2mal Fahren war dann der erste Satz Batterien alle.


Laden

Meine MikroSizers lade ich am Rechner auf. Er spendiert 5,5 V, und das Ladegerät kommt damit prima klar.

Beim Boot habe ich das natürlich auch probiert. Das Laden war problemlos, aber als das Boot dann wieder seine Runden in der Wanne drehte, fing es an zu zischen.
Immerhin so laut, daß das neben dem Motorgeräusch zu hören war.

Die Akku-Halterung war geschmolzen. Billig-Plastik.

Die Chinesen wußten schon, warum sie die Akkus relativ hochgelegt hatten: sonst hätte es den Boots-Boden aufgeschmolzen.

Na, ich habe dann die Akkus herausoperiert und auf einer temperaturisolierenden Lage von 4 Blatt Öko-Schreibpapier mit Heißkleber im Boots-Boden fixiert.
Das wäre alles prima gewesen, wenn ich nicht den Ladestecker beim Abziehen vom Boot auseinandergezogen hätte.

Da saß ich nun. Der Stecker ist 3x3x4mm groß und schwer zu löten. Außerdem stört die Buchse beim Montieren der Akkus.
Aber ich bin ja intelligent und kann so einen Akku auch direkt an die 5,5V vom Rechner hängen. Der wird schon genug Strom liefern. Also baute ich eine Chinch-Buchse ins Heck vom Boot. Die Kabel mußte ich dranlöten, bevor ich sie einsetzte. Das ging eigentlich ganz flüssig und sah sogar aus.

Die Cinch-Buchse drückt das Heck durch ihr Gewicht etwas ins Wasser, aber das kann man durch die Position der Akkus einstellen.

Dann habe ich ein bißchen geladen.

Der erste Ladezyklus war kurz, der Fahrzyklus war spaßig.
Der zweite Ladezyklus war länger und endete mit Knistern und Stinken.

Das Kabel war entisoliert, teilweise zerbrochen, und der Akku war fertig. Ende. Schluß. Aus.


Bodywork

Ich habe dann versucht, 2 AAA-Ni-MH-Akkus einzulöten. Leider waren die Kabel zu kurz, also nahm ich von dem unflexiblen PVC-Kabel.
Nach 10 Minuten wußte ich: das Zeug ist schlecht zu löten. Und wenn man es dennoch in der Nähe des Bootsbodens versucht, schmilzt man ein kleinfingernagelgroßes Loch hinein.

Scheiße! Das schwimmt doch dann nicht mehr.

Boote flickt man normalerweise mit glasfaserverstärktem Epoxidharz. Ich hatte aber keins da und hatte auch keine Lust, 1/4 Fingerhut voll davon anzurühren.
Zum Glück gabs bei Fundgrube mal Heißklebe-Pistolen-Stifte. Meine Heißklebe-Pistole habe ich zwar verlegt...


D A M N . . .


... aber ein Lötkolben schmilzt das Zeug auch.

Wenn man ganz vorsichtig ist und nur selten mit dem Lötkolben hineingeht, kann man mit dem Zeug sogar modellieren.

Oder Löcher in Bootsböden, in Kreis gehend, zuschweißen. Ich weiß das. Ich habs gemacht. Und es war dicht. Naja - dicht genug.


Laden, aber intelligent

Mit ein bißchen Know-How wär das nicht passiert. Die folgenden Infos verdanke ich Alex. Ich hatte also die Wahl: Werf ich jetzt gutes Geld schlechtem hinterher? Oder werf ich mein Boot weg?

Boot Emocion (schuldigung Seat)

Diese zwei schönen 110 mAh NC-Akkus kosteten 5 Euro bei Elektronik Rail.

Außerdem waren noch 1,50 Euro noch ein Stecker-System fällig, wo man die stromführende Seite achtlos auf ein Stück Metall (zB Rechner-Gehäuse) werfen kann.

Und dieser Stecker thront jetzt am Bug des Bootes. Ich hätte ihn lieber am Heck montiert, aber das Loch war schon zu groß.


Laden mit Schwein

Ich lade gern am Rechner, das braucht keine Batterien.
Ich lade noch lieber mit Akkus. Ich hab ein paar AAA und ein Ladegerät dafür. Das kann man nämlich mit zum Bach nehmen. In der Jackentasche :>).

Also hab ich das Ladegerät modifiziert.

Zunächst hab ich die kleinen Akkus direkt aus zwei großen geladen. Das klappt nicht. Das lädt nicht.

Dann hab ich das Ladegerät genau fixiert: 4 Zellen zu je 1,2V geben 4,8V Spannung. Ein 200-Ohm-Widerstand war auch da... der würde den Strom also auf 23,2mA begrenzen. Der 10stündige Ladestrom für 110 mAh ist zwar 11mA, aber wer will schon 10 Stunden warten...
Und außerdem könnte ich die LED da reinschleifen, dann hätte ich eine Ladekontrolle.

Ich lötete ein paar Kabel kreuz und quer...

... und dann rutschte mir beim Messen ein Meßfühler aus, und die LED leuchtete.

Ein Strom war mit meinem Conrad-Digital-Multimeter nicht zu messen, aber die LED leuchtete, wenn ich das Boot anschloß, wurde dann langsam dunkler und dunkler.
Als sie mir dunkel genug war, zog ich mit dem Boot ins Bad und fuhr 15 Minuten Dauervollgas.

Ein voller Erfolg. Laden dauert 3-5 Minuten.

Meine Ladegerät-Elektronik sieht jetzt so aus.

Das rote Kabel geht vom Pluspol der Akkus zum Boot.
Ich verwende ein Audio-Kabel (war gerad da und sieht schick und schwarz aus). Die Umhüllung (aka Schirm) ist der zweite Leiter, und der sitzt am Pluspol der LED.
Etwas Schirm war übrig. der verbindet den Minuspol der Akkus mit dem Minus-Anschluß der Platine.
Als Zugentlastung ist ein Knoten im Kabel (unten im Bild).


Über dieses Dokument

Die Bastelei zieht sich jetzt über viele Nachmittage und Abende der letzten Woche hin.
Das Schreiben waren 2 Stunden.
Das Aufbereiten der Bilder nochmal 1 Stunde.
Und jetzt fragen Sie sich, warum ich nicht lieber spiele. Ganz einfach:

Ich lade gerade meine Akkus!!! Und die sind jetzt voll!!!

Ich geh jetzt Boot fahren!!!!!


15.01.2005 - Teil 1

Heute hats mich genervt, daß der rechte Motor nur halb soviel Power hat wie der linke.
Drum hab ich das Deck noch etwas mehr aufgeschnitten und den rechten Motor ausgebaut.

Die Plastikklammern sind nur Verzierung, ist alles verklebt.

Nach dem Abreißen des Plastik liegt das Winzding da.

Die Motoren sind nur 4fach zugequetscht, aber ich habs nicht aufgekriegt. Drum weiß ich auch nicht, ob der Fehler darin lag.

Nach dem Abreißen der Gondeln wars interessant, wie ich das Ding wieder drankrieg.

Das Hauptproblem war ja, daß das Boot im Kreis fuhr, wenn ich beiden Motoren Vollgas gab.
Also gab ich dem schwächeren Vollgas und schaltete den stärkeren nur dazu, wenn es abzudrehen drohte.
Ich wollte aber, um der starken Strömung der Roddau zu trotzen, beide oder wenigstens den stärkeren Vollgas fahren.
Dann drehte es sich natürlich schnell in die falsche Richtung.

Also montierte ich den schwächeren Motor schief. So, daß er nicht in erster Linie Vorschub lieferte, sondern Drehsinn.
Damit der rechte Motor stärker nach rechts dreht, muß man ihn wie gezeigt verdreht montieren.

Heißkleber hält die winzige Kräfte ohne Probleme aus.

Das sind die entzückenden Kabeldurchführungen im Bootsboden. Da die Gondeln nicht wasserdicht sind, kommt hier Wasser herein.
Außer man klebt das ganze mit Heißkleber zu. Das mache ich aber erst, wenn der Rest läuft.

Nach 2 Minuten wußte ich, daß die ganze Aktion für die Katz gewesen war - denn länger hielten die Akkus nicht durch.


15.01.2005 - Teil 2

Mein, Gott, bin ich dämlich.
Wie froh bin ich, liebes Boot-Tagebuch, daß ich dich habe, und dir meine Sorgen anvertrauen kann, ohne daß der Rest der Welt zuhört.

Habe soeben nochmal das Ladegerät für meine MicroSizers aufgeschraubt und nachgeschaut, ob da wirklich die 5,5 V vom Rechner-Netzteil durchgeschleift sind.
Sind sie natürlich nicht. Es gibt ein rotes Kabel, das vom Batteriepack-Pluspol zur Platine geht, und ein weiteres, genauso aussehendes rotes Kabel, das von der Platine zum Ladekontakt geht.
Aber es sind zwei verschiedene Kontakte auf der Platine, wo die roten Kabel angeschlossen sind. Sie liegen halt nur nahe beieinander.

Habe gleich Spannungen gemessen:

Jetzt hängt mein Boot (mit seinen neuen, überdimensionierten Akkus) an den Ladeschienen.

Ich hatte nämlich keine Lust mehr zu warten. Ich hab heute das Ladegerät vom Boot geschlachtet und den kleinsten Widerstand als Strombegrenzer genommen.
In Textform geht der Strom: Batterie-Plus - Widerstand - LED-Akku - Batterie-Minus.

Der kleinste Widerstand war gelb-violett-braun-gold, also 4-7-eine Null-2%Genauigkeit, also ca. 470 Ohm. Das beschert mir bei 5,5 V von den Akkus maximal 11 mA. Abzüglich der Gegenspannung entladener Akkus (2,4 V) und der LED (habe überraschend 1,6 V gemessen) bleinen 5,5-2,4-1,6 = 1,5 treibende Volt übrig, diese bescheren einen Ladestrom von 3 mA.

Damit hätte ich also meine 110mAh-Akkus 34,47 h oder 1,5 Tage laden müssen... sie wurden in 2 Stunden auch kaum geladen.

So, die LED ist schon wieder grün - ich geh jetzt Boot fahren...

So sah es nach der letzten Runde durch die Wanne aus. Das Wasser ist beim heftigen Beschleunigen draufgespritzt. Die Funk-Geschichte geht aber immer noch.


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