1. Wirkung
Antidepressiva wirken stimmungsaufhellend, angstlösend und je nach Mittel aktivierend oder beruhigend. Auch bei den eher beruhigend wirkenden Antidepressiva kommt es im Verlauf der Behandlung durch die Rückbildung der durch die Depression verursachten Antriebsminderung zu einer allmählichen Aktivierung.
Um verständlich zu erklären, warum Antidepressiva wirken, muss ich ein wenig ausholen:
Das menschliche Gehirn besteht aus etwa 25 Millionen Nervenzellen, die alle miteinander verbunden sind. Die Kontaktstellen nennt man Synapsen.
BILD VON "Wege aus der Depression" S. 125
In diesen Synapsen werden die Informationen von einer Zelle zur anderen übermittelt. Dies geschieht auf chemischem Weg, durch die sogenannten Neurotransmitter. Die wichtigsten Neurotransmitter nennt man Serotonin, Nodrenalin und Dopamin. Sind nun bestimmte Neurotransmitter nicht genügend vorhanden, kann es zu einer Depression kommen.
BILD VON "Wege..." S. 127
Antidepressiva beeinflussen auf verschiedene Arten diesen Neurotransmittermangel.
MAO-Hemmer:
Das Enzym Monoaminooxidase (MAO) regelt den Abbau der Neurotransmitter. MAO-Hemmer wirken direkt auf dieses Enzym und verhindern, dass es Serotonin und Nodrenalin abbaut. MAO-Hemmer werden vor allem gegen phasenhaft verlaufende Depressionen eingesetzt, wenn andere Mittel versagen oder schlecht vertragen werden. Auch bei untypischen Depressionen mit einem unklaren Verlauf, Schlafsucht, grossem Appetit und einem abendlichen Tief haben sich MAO-Hemmer bewährt.
Trizyklische und tetrazyklische Antidepressiva:
Diese Antidepressiva wirken allein auf den Serotoninspiegel, nicht auf Nodrenalin. Wie die MAO-Hemmer verhindern sie, dass Serotonin in der Synapse abgebaut wird und daher eine erhöte Konzetration verursacht, die die Symptome der Depression verschwinden lässt. Sie wirken jedoch nicht nur auf den Sertotoninspiegel, sondern auch auf viele Stoffwechselprozesse, Hormon- und Transmittersysteme.
Selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer:
Diese Antidepressiva haben den gleichen Wirkmechanismus wie die tri- und tetrazyklischen Antidepressiva, wirken aber nur auf den Serotoninspiegel und sonst auf keinen anderen Stoff im Körper.
Welches Medikament bei welcher Depression?
Die untenstehende Tabelle weist die Medikamente jeweils unter der chemischen Kurzbezeichnung ihres Wirkstoffes aus. In Klammern werden die Präparatenamen genannt, unter denen sie in der Apotheke verkauft werden.
Vorwiegend
antriebssteigernd, auch stimmungsaufhellend |
Vorwiegend
stimmungsaufhellend, auch antriebssteigernd |
Stimmungsaufhellend, beruhgend, angstlösend |
Einnahem morgens | Einnahme morgens, abends | Einnahem abends |
MAO-Henner
Tryzyklisch
Chem. Andersartige
|
Trizyklisch
Tetrazyklisch
Chem. Andersartige
Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer
Pflanzlich
|
Trizyklisch
|
3. Wichtige Risiken und Nebenwirkungen
Einen Überblick über die Nebenwirkungen der Antidepressiva zu geben ist schwer, da man unter diesem Begriff Mittel aus verschiedenen Substanzgruppen mit unterschiedlichen Angriffspunkten und Nebenwirkungen zusammenzählt. Deshakb gehe ich auf jede Stoffgruppe im Einzelnen ein
MAO - Hemmer
Die MAO-Hemmer der ersten Generation weisen derart viele Unverträglichkeiten auf, dass sie nur in Ausnahmefällen verordnet werden sollten: Tranylcypromin darf nicht gleichzeitig mit anderen Antidepressiva verabreicht werden. Sogar einige Zeit vor und nach der Therapie mit diesem MAO-Hemmer dürfen keine andere Antidepressiva verabreicht werden. Ausserdem ist eine einschneidende Diät zu halten, um einen gefährlichen Anstieg des Blutdrucks zu vermeiden. Die neuen MAO-Hemmer mit dem Wirkstoff Moclebemid weisen diese Nebenwirkungen nicht mehr auf. Nur die Kombination mit Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer sollte vermieden werden. Gelegentlich und zu Beginn der Behandlung kann es zu Nervosität, Schlafstörungen, Schwindel, Kopfschmerzen und Verwirtheit auftreten. Diese Beschwerden lassen jedoch mit der Zeit nach. Bei suizidgefährdeten Patienten muss jedoch versicht geboten sein, da der Antrieb schneller steigt als die Stimmung und sich dadurch das Risiko eines Suizidversuchs stark erhöht.
Tri- und Tetrazyklische Antidepressiva
Typische Nebenwirkungen dieser Stoffklasse, die manchmal bei einer Behandlung in Kauf genommen werden müssen, sind z.B. Verstopfung, Mundtrockenheit, Zittern und Akkomodationsschwäche, d.h. Schwierigkeiten, die Augen auf kurze Entfernungen scharf zu stellen (z.B. beim Lesen). Darüberhinaus können nächtliches Schwitzen, Kreislaufprobleme, Blasenentleerungsstörungen, Appetitsteigerung, Erhöhungen des Augeninnendruckes und Blutbildstörungen vorkommen. Die Mittel können eine ungewollte Beruhigung aber auch Unruhe auslösen. Sehr selten kann das Herz geschädigt werden (meist nur bei Vergiftungen durch z.B. Selbstmordversuche) oder ein Delir oder Krampfanfall ausgelöst werden. Antidepressiva verschlechtern, wie viele andere Medikamente, die Reaktionsfähigkeit und damit z.B. die Fähigkeit, Auto zu fahren.
Selektive-Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer
Andere antidepressiv wirkende Therapiearten
Schlafentzug
Lichttherapie
Sport