Studienrat E. Schmidt (Berlin-Hermsdorf)
Die beiden "K"-Typen bei den Marken
der Lovisa–Wesijärvi–Bahn

 

In den "Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für Staats- und Privatmarkenkunde" (Berlin) findet sich eine Katalogisierung der Paketmarken der Lovisa–Wesijärvi–Bahn, und zwar in Nr. 29 (Juli 32.) und 41 (Juni 35). Der Verfasser, Architekt C. Schmidt, Berlin-Zehlendorf, bezeichnet dort als Ausgabe 1910 ein Muster, das sich von den vorangegangenen hauptsächlich dadurch unterscheidet, dass das "L" von "LOVISA" einen wagerecht laufenden Fusstrich hat (bei den früheren Ausgaben dagegen einen schräg abwärts laufenden), ferner dadurch, dass der Anker jetzt weiss bleibt, (in den früheren Ausgaben gestrichelt oder geschattet). In dieser Zeichnung führt die Katalogisierung in den "Mitteilungen" 13 Werte auf mit den Nummern 5–17. Von diesen interessieren hier nur die "Mark"-Werte:

Nr. 9. 1 Mark mattgrün.
N,r. 11. 1 » gelbgrün.
Nr. 12. 4 » karmin.
Nr. 13. 1 » mattgraugrün.
Nr. 14. 4 » karminrosa.
Nr. 15. 6 » violett, "6" in Type I.
Nr. 16. 1 » dunkelgrün, kleine dünne Wertziffer.
Nr. 17. 6 » dunkellila, "6" in Type II.

Ausserdem sind mir 4 weitere Markwerte (zu 8 und l0 m.) bekannt, von denen nachher gesprochen werden wird.

Bei allen dieser; Werten war mir seit langem aufgefallen, dass das "K" in "MARK" 2 verschiedene Formen aufweist, die auch zusammen hängend (neben- oder untereinander) vorkommell können. Ich bezeichne sie als Type I und Type II. Bei Type I ist der linke Grundstrich des "K" niedriger als das danebenstehende "R", auch niedriger als der rechte Strich des "K". Bei Type II dagegen übersagt der linke Grundstrich des "K" sowohl das "R" wie auch den rechten Strich des "K". Dass es sich hier nun um wirkliche Typen handelt, und wie sich diese in Bogen verteilen, liess sich erst nachweisen, als ich einige ganze und einige halbe Bogen einiger Werte vorgelegt bekam, über die ich hier nun berichten will.

Von der Marke zu 4 Mark (karmin oder karminrosa) erhielt ich ein Bogenstück zu 50 Marken, 10 neben-, 5 untereinander, das am oberen Rande abgetrennt war. Das Papier ist schwach gemascht und grauweiss. Die beiden Typen des "K" zeigen folgende Verteilung im Bogenstück:

2. 1. 1. 2. 1. 1. 2. 1. 2. 2.
1. 2. 1. 2. 1. 2. 1. 2. 1. 2.
1. 2. 1. 2. 2. 1. 1. 1. 2. 1.
2. 2. 1. 1. 2. 1. 2. 1. 2. 2.
2. 1. 1. 1. 2. 2. 1. 2. 1. 2.

In dem vorgelegten Bogenstück kommen also beide Typen gleich oft, nämlich je 25 mal, vor. Zusammenhängende Paare beider Typen sind in jeder Reihenfolge senkrecht wie wagerecht möglich.

Von der Marke zu 6 Mark mit dünner "6" (Type II) bekam ich gleichfalls ein Bogenstück zu 50 Marken (10 neben-, 5 untereinander), diesmal jedoch am unteren Rande abgetrennt. Das Papier ist grauweiss, aber ohne Maschung. Untersucht man das Bogenstück auf Verteilung der beiden Typen, so ergibt sich, dass es genau dieselbe ist, die in obigem Schema dargestellt ist. Daraus ist zu schliessen, dass beide beschriebenen Bogenstücke Halbbogen sind, dass der ganze Bogen also bei beiden Werten 100 Marken enhält (10x10). Danach haben wir also ein unterer Halbbogen der 4 Mark-Marke und ein oberer Halbbogen der 6 Mark-Marke vorgelegen, und die Typenverteilung wiederholt sich also auf beiden Bogenhälften.

Dass es sich nun bei den beiden doch nur gering verschiedenen Formen des "K" in "MARK" um 2 virkliche Typen handelt, lässt sich dadurch nachweisen, dass man zeigt, dass bestimmte andere Kennzeichen stets bei der einen Type vorhanden sind, bei der anderen dagegen regelmässig fehlen. Bei Type I (1 Grundstrich des "K" kurz) befindet sich genau unterhalb der mittelsten "Perle" im Stirnreif der Krone zwischen der 1 und 2 parallelen Schraffierungslinie ein farbiger Punkt, bei Type II fehit dieser Punkt stets. Der Ring des Ankers ist bei Type I stets durch einen dicken Punkt mit der darüberliegenden Umrandungslinie verbunden, während bei Type II stets ein deutlicher Zwischenraum vorhanden ist. In der linken schraffierten Fläche sind 2 parallele Linien untereinander (etwa in der Höhe des Ankerringes) bei Type I stets in der Mitte unterbrochen, bei Type II dagegen nicht.

[Bild]

Schwer zu beschreiben, aber recht deutlich sichtbar sind Unterschiede bei der rechten Wolke in deren unterem Teil vorhanden, ich mache auf die mit Pfeil bezeichneten Stellen der Abbildung aufmerksam: Bei Type I zeigt sich nur 1 deutlicher Haken nach innen, aber ein geschlossener Halbkreis, bei Type II dagegen 2 deutliche hervortretende Haken, jedoch ein offener Halbkreis. Es kann also nicht zweifelhaft sein, dass 2 verschiedene Druckstöcke benutzt worden sind, die dann in oben genannter Verteilung 2 mal zusammengesetzt die ganze Platte mit 100 Druckstöcken ergaben.

Von den Marken zu 6 Mark violett, Type I (Nr. 15) mit breiten Ziffern und 8 Mark graugrün. Type I mit breiten Ziffern (bisher nicht katalogisiert) kenne ich nur je 1 Doppelstück, in dem beide Typen vertreten sind.

Dagegen sah ich einen ganzen Bogen einer ebenfalls bisher nicht gemeldeten Marke zu 8 Mark blau, Type II mit schlanker "8". Dieser Bogen enthält nur 5 Reihen untereinander (zu je 10 Marken), also nur halb so viel wie die Bogen der 4 M- und der 6 M-Marke. Das Papier ist rein weiss und nicht gemascht. Die Verteilung der beiden Typen in Bogen von 50 Stück ist wieder dieselbe wie oben für jeden Halbbogen nachgewiesen. Ausserdem weist die unterste wagerechte Reihe des Bogens, also die 10 Marken des Bogens mit den Feldnummern 41–50, eine andere Type der "8" auf als die übrigen 40 Markendes Bogens. Sie ist eiwas breiter als die normale "8" der oben erwähnten graugrünen 8 M-Marke. Von der blauen 8 M-Marke, Type II, gibt es also beide Typen des "K" mit beiden Typen der "8" kombiniert, d. h. 4 Typen im Bogen.

Von einer Marke zu 10 Mark gelb mit kleiner blockschriftartiger "10", Type I, kenne ich nur ein einzelnes Exemplar, das der "K"-Type I zugehört. Dagegen lag mir ein ganzer Bogen einer anderen, gleichfalls gelben 10 M-Marke vor, Type II, der wieder nur 50 Marken umfasst (ganz wie bei 8 Mark blau). Die Wertziffern sind in Antiqua und viel grösser. Die Verteilung beider Typen des "K" ist wieder genau die gleiche. Man wird also mit Recht annehmen dürfen, das auch die noch nicht gesehenen Bogen der verschiedenen 1 M-Marken (die wahrscheinlich 100 Marken umfassen) wieder die gleiche Verteilung der beiden "K"-Typen aufweisen, ebenso die Bogen der obengenannten Marken zu 6, 8 und 10 M., von denen bisher keine ganzen Bogen vorgelegen haben.

Bei den ganzen Bogen zu 8 M. blau, Type II, und zu 10 M. gelb (mit grossen Ziffern), Type II, fällt das oherste linke Feld (Feld 1) dadurch auf, dass die obere dicke Rahmenlinie auf 2½—3 rmm unterbrochen ist. Dieselhe Feld-Eigentümlichkeit zeigt sich hei dem ohen genannten Halbbogen zu 6 !\I., nicht aher hei dem Halhhogen zu 4 M. Das ist leicht erklärlich, denn der llalEhogen zu 6 M. var ein oberer Halbbogen, enthielt also das Feld 1., dagegen war der halbbogen zu 4 M. ein unterer Halbbogen, der nicht Feld 1., sondern statt dessen das ganz normale Feld 51. enthält.

Betrachtet man den ganzen Bogen zu 10 M. gelb (mit grossen Wertziffern, Type II), so sieht man sofort, dass die viel zu grossen Wertziffern gar nicht in den für sie bestimmten Raum hineinpassen; hisweilen stehen sie soweit nach links verschohen, das die "1" teilweise oder ganz die Schnörkellinie überdeckt. Sie stehen bald höher, bald tiefer und weichen sogar im Farbton ein wenig von dem der Marke ab. D. h. also, die Wertziffern sind erst in einem 2. Druckgang eingedruckt. Dadurch erhält nun die alte Beobachtung, dass auch bei den übrigen Werten die Wertziffern verschiedene Stellungen zu den Schnörkellinien einnehmen, eine einfache Erklärung: Die Wertziffern sind bei allen Werten erst in einem 2. Druckgang eingedruckt worden.

Von den Penniwerten dieser Ausabe, also nach der oben zitierten katalogisierung von C. Schmidt:

Nr. 5. 5 Penni dunkelbraun,
Nr. 6. 10 » dunkelblau,
Nr. 7. 25 » kanariengelh,
Nr. 8. 50 » hellblau,
Nr. 10. 50 » ultramarin,

kenne ich von keinem Werte einen ganzen Bogen, nur Einzelstücke. Alle diese habe ich auf ihre Typen-Zugehörigkeit untersucht, und es ergab sich, dass sie sämtlich der "K"-Type II angehören, also z. B. keinen Punkt unter der Mittelperle, aher 2 deutliche Haken in der rechten Wolke haben u. s. w. Wahrscheinlich gibt es keine Penni-Werte in der "K"-Type I. 1