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DIVERSES

Tischlein deck dich, ein Märchenmotiv: Ein Mann kommt in den Besitz eines Tisches, der Essen, und eines Tieres, das Gold in unerschöpflicher Fülle spendet. Tisch und Tier werden von anderen betrügerisch ausgetauscht und vom Eigentümer mit Hilfe eines Sackes, der einen Knüppel birgt, zurückgewonnen. Einzelne Motive begegnen schon früh: der sich selbst deckende Tisch bei dem att. Komödiendichter KRATES (5. Jahrh. v. Chr.), goldauswerfende Tiere im ind. "Pantschatantra", prügelnde Knechte aus dem Sack im 14. Jahrh. in Sagen um ALBERTUS MAGNUS. Heute ist das Märchen in Europa, Asien und Amerika verbreitet.
A. AARNE: Die Zaubergaben, in: Journal de la Societe Finno-Ougrienne, 27 (1911).
Brockhaus Enzyklopaedie ca 1970



Gral [altfranz, graal/greal, provenzal. grazal] der, in der mittelalterl. Dichtung ein geheimnisvoller, heiliger Gegenstand, der seinem Besitzer irdisches und himml. Glück verleiht, den aber nur der Reine, dazu Vorherbestimmte finden kann. Die ältesten erhaltenen Fassungen der Sage vom G. (Ende des 12. Jahrh.) sind bereits mit anderen Elementen vermischt, so daß die Heimat der Sage und ihre ursprüngl. Form sich nicht näher bestimmen lassen. Die Forschung hat kelt. und oricntal. Einflüsse sowie uralte heidn. Riten für die Entstehung der G.-Sage geltend gemacht, am wahrscheinlichsten ist die Ableitung aus der frühchristl. Legende.
Die ältesten französ. Fassungen finden sich bei CHRÉTIEN DE TROYES im "Perceval" oder "Li conte du Graal" (um 1190, unvollendet) und im "Joseph von Arimathia"  des ROBERT DE BORON (um 1200). Bei Chretien ist der G. ein Gefäß zur Aufbewahrung der Hostie, bei R.de Boron Christi Abendmahlsschüssel und zugleich das Gefäß, in dem Joseph von Arimathia Christi Blut auffing. Weitere französ. Behandlungen der G.-Geschichte sind die Prosaromane "Didot-Perceval" (nach dem früheren Besitzer einer Handschrift genannt), "Perlesvaus" und der große Lanzelot-Graal-Zyklus (davon eine dt. Prosa Übersetzung im 13,Jahrh.)
Diesen Fassungen steht die deutsche von WOLFRAM VON ESCHENBACH in seinem "Parzival" (um 1200-10) gegenüber. Hier ist der Gral ein Stein mit wunderbaren Kräften, der. zuerst von Engeln gehütet, später auf einer einsamen Burg Munsalvaesche aufbewahrt wird, die nur von Auserwählten gefunden wird. Er ist Mittelpunkt einer ritterl. Gesellschaft von Templeisen (Tempelherren) und der Familie des G.-Königs. Die Namen der zur Gemeinschaft Berufenen erscheinen als Inschrift auf dem Gral. Bei Wolfram bleibt der Gral. in geheimnisvollem Halbdunkel zwischen Märchen (Tischleindeckdich), Zaubersage und christl. Legende (an jedem Karfreitag verleiht die Hostie, überbracht von einer himml- Taube, dem G. neue Kraft). Die wichtigsten Behandlungen des Stoffes nach Wolfram sind die "Krone" des HEINRICH VON DEM TÜRLIN (um 1230) und der "Jüngere Titurel" des ALBRECHT VON SCHARFENBERG (um 1270). RICHARD WAGNERS Bühnenweihfestspiel "Parsifal" (1882) gestaltet die Dichtung Wolframs mit eigenwilliger Symbolik um. Auch in seinem "Lohengrin" (1848, Urauff. 1850) verwendet Wagner die Gralssage.
A. E. WAITE: The holy Grai! (New Hyde Park, N.Y., 1961); J. HERMAND: Gralsmotive um die Jahrhundertwende, in: Dt. Vierteljahrsschritt f.Lit.-Wissensch. u. Geistesgesch.,36(1962); L. POLLMANN: Chretien de Troyes und der Conte del Graal (1965); K.O. BROGSITTER: Artusepik (1965, mit Bibl.); FANNI BOGDANOW: The romance of the Grail (New York 1966); J. BUMKE.: Wolfram von Eschenbach (21966).

Gral, Der G., kath. Kulturzeitschrift, hg. seit 1906 von R.V.KRALIK und F. EICHERT, seit 1923 von F. MUCKERMANN, der aus dem Exil nach 1933 das Blatt bis zur Einstellung im Jahre 1937 steuern konnte.

Gralsbewegung, eine Glaubensgemeinschaft, die sich seit 1924 um ABD-RU-SHIN sammelte und seit 1928 auf dem Vomperberg bei Schwaz (Tirol) eine Siedlung mit Andachtshalle und Zentralverwaltung errichtete. Sie sieht in Abd-ru-shin den "Menschensohn" und Vollender des Werkes Christi. 1938-45 verboten, zählte die G. (1968) etwa 5000 Anhanger in Dtl., Großbritannien, Frankreich, den Niederlanden, der Schweiz und den Verein. Staaten. Seit 1950 erscheint die Zeitschrift "Gralswelt" und seit 1962 die Schriftenreihe der Stiftung Gralsbotschaft.
K. HUTTEN: Seher, Grübler, Enthusiasten (101966).
Brockhaus Enzyklopaedie ca 1970



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