© Neues Elsaß-Lothringen, 1998 - Nationalforum Elsaß-Lothringen


Kosova: e zweytes Bosnien?

Seit nun ein paar Wochen führen die serbischen Jakobiner des Slo-bodan Miloševic einen offenen Krieg in Kosova: einen Kolonial-krieg gegen die mehrheitlich alba-nische (90%) Bevölkerung dieses Landes, die wie jedes andere Volk auch legitim nach Selbstbestim-mung und Unabhängigkeit strebt. Wie einst, als Slowenien, Kroati-en und später Bosnien-Herzego-wina ihre Unabhängigkeit vom ehemaligen Jugoslawien erklär-ten, wohnen wir nun dem Zusam-menstoß zwischen einer modern ausgerüsteten serbischen Solda-teska und einem beinahe waffen-losen Volk bei. Jeder weiß mittlerweile auch, daß die Serben das kleine Land um je-den Preis innerhalb ihrer Grenzen behalten wollen, weil sie in ihm das uralte Kern des serbischen Reichs des Mittelalters sehen - mit solchen primitiven Schlußfol-gerungen würde Ungarn An-spruch auf die uralte ungarische Hauptstadt Preßburg (Poszony, heute als Bratislava die Haupt-stadt der Slowakei) erheben kön-nen, England auf die Normandie, Deutschland auf Schweden und Dänemark, Polen auf Litauen und die Ukraine, Griechenland auf Is-tanbul usw... Tatsache ist aber, daß das Land heute 90% Albaner zählt, die genauso wenig wie die Slowenen, Kroaten und Bosnier sich eine Zukunft innerhalb Jugo-slawiens wünschen. Die Schuld hierfür tragen eigent-lich die Serben selber, die Jugo-slawien immer wie ein Großserbi-en konzipiert haben - genau wie die Franzosen den französischen Staat nur als ein Großfranzien be-trachten können. Und da die Großmächte bislang weiterhin ab-warten, droht Kosova sehr schnell zum einem zweiten Bosnien zu werden.
Karl Goschescheck


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