© Neues Elsaß-Lothringen, 1998 - Nationalforum Elsaß-Lothringen


Müeß d'Gewált a Fátálität syn?

Die gewalttätigen Ereignisse am Rande der Fußballweltmeister-schaft in Marsiha (Marseille) und Lens, wo hauptsächlich englische, tunesische und bundesdeutsche aber auch allem Anschein nach andere arabische und französische Rowdies und Randalierer verwik-kelt waren, haben ein erneutes Mal eines der großen Probleme unserer europäischen Gesellschaft am Ende jenes Jahrhunderts ge-zeigt: die Gewalt. Denn auch wenn allein diese Zwischenfälle die Schlagzeilen der Tagespresse in den letzten tagen und Wochen gemacht haben sind es leider kei-ne Einzelereignisse mehr. Es hat sicher jeder ebenfalls von dieser Demo vor der Erasmus-Oberschu-le in der Straßburger Siedlung Hohenstein (Hautepierre) gehört, die von einer Familienmutter or-ganisiert worden ist, weil sein Sohn schon wegen gewalttätigen Verhaltens aus der Schule ausge-schlossen worden war. Die Demo hat freilich degeneriert und drei Polizisten sind ins Krankenhaus gelandet... Desweiteren erinnert sich noch jeder an Bewerfung von Steinen gegen Linienbusse in den Mülhäuser Vororten bzw. die Brandstiftung vieler PKWs in der Straßburger Sylvesternacht. Einige politische Bewegungen wie der Front national und der Mouvement pseudo-Régionaliste d'Alsace (ehemals Alsace d'Abord) versuchen uns weiszuma-chen, daß diese Gewaltausbrüche allen voran durch die Einwande-rer verursacht werden. Die Praxis hat jedoch gezeigt, daß die Täter undifferenziert Araber, Türken bzw. Franzosen und Elsaß-Loth-ringer deutscher Abstammung sind... Jedoch stellen diese Ge-waltsausbrüche eine sehr ernstzu-nehmende Krankheit unserer Ge-sellschaft und es heißt tabulos nach Lösungen und Möglichkei-ten zu suchen, um tatkräftig und entschieden gegen sie vorzuge-hen. Gewalt darf man nicht zur Fatalität werden lassen. In jener Hinsicht sollte man so-wohl präventiv wie repressiv handeln. Einserseits soll man beden-ken, daß die Massenarbeitslosigkeit und die Armut, die unsere Gesellschaft europaweit seit nun ca. zwei Jahrzehnten wieder kennt, auch eine Art von Gewalt ist. Andererseits war vielleicht die Abschaffung der Todesstrafe trotz aller humanistischen und lobens-werten Hintergründe keine so gu-te Idee. Die USA - die jedoch an und für sich kein Gesellschafts-vorbild darstellen sollen, jene Gewaltgesellschaft, die sich schleichend einrichtet, ist auch eine Konsequenz einer Art Ameri-kanisierung Europas - haben sie z.B. auch wieder eingeführt, da sie sich ebenfalls mit jener Ge-walt konfrontiert sehen.
Karl Goschescheck


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