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© April 1997 by Alexej
Behnisch
Alexej Behnisch
Das Forum Romanum
Geschichte, Monumente und Architektur
April 1997
Inhaltsverzeichnis
DIE GESCHICHTE DES FORUM ROMANUM
Allgemeiner Zweck
Ursprünge
Zeit der Republik
Zeit des Imperiums
(Kaiserzeit)
Mittelalter
Renaissance und Neuzeit
Ausgrabungen
DIE MONUMENTE DES FORUM ROMANUM
Basilica
Aemilia
Heiligtum der Cloacina
Tempel des Janus
Comitium
Lapis Niger
Curia
Bogen des Septimus Severus
Rostra, Umbilicus Urbis,
Volcanal
Saturn-Tempel
Porticus der Dei Consentes
Tempel des Vespasian und des
Titus
Concordia-Tempel
Carcer Tullianus
Der mittlere Teil des Forums
Basilica Iulia
Tempel des Castor und Pollux
Juturna-Quelle
Der Domitianische
Gebäudekomplex
Caesar-Tempel
Bogen des Augustus
Regia
Vesta-Tempel, Haus der
Vestalinnen
Tempel des Antoninus und der
Faustina
Der Archaische Friedhof
Sog. Tempel des Romulus
Maxentius- oder
Konstantins-Basilica
Titus-Bogen
Tempel der Venus und Roma
in jeder römischen Stadt war das Forum der Mittelpunkt des gesamten Lebens, d.h. das Forum war das politische, religiöse, wirtschaftliche und geographische Zentrum
im Forum Romanum spiegelte sich dadurch die gesamte Macht und Geschichte der Stadt Rom und des Imperium Roms wider; durch das Forum Romanum wurden Ruhm, Glanz und Ansehen Roms verdeutlicht
das Gelände, auf dem das heutige Forum Romanum liegt, war ursprünglich ein sumpfiges Tal, das etwa in der Mitte der sieben Hügel lag; zunächst wurden nur die Hügel bewohnt (zuerst der benachbarte Palatin)
am Rande dieses unbewohnbaren Tales begruben die ersten Siedler ihre Toten; diese weitläufigen Nekropole sind das älteste Zeugnis menschlicher Anwesenheit in diesem Gebiet (ca. zwischen Ende des 9. Jh. und Anfang des 6. Jh. v.Chr.)
da das Tal als Verbindungsstrecke geeignet war, wurde durch das Tal eine Durchfahrtsstrasse angelegt; damit begann dann der Bau erster Hütten und Gebäude; wahrscheinlich sollen sie tatsächlich auf Romulus und Titus Tatius zurückgehen (Comitium, Volcanal, Janustempel)
aber erst durch die Entwässerung des Sumpfes und durch die Abführung des Wassers in den Tiber (Cloaca Maxima) wurde das Tal wirklich bewohnbar (etwa 6. Jh. v.Chr.)
laut Tradition wurden im 5. Jh. v.Chr. zwei Tempel auf dem Forum Romanum gebaut: der Saturntempel (Templum Saturni, 497) und der Castortempel (Templum Castorum, 484)
zu dieser Zeit entwickelte sich das Forum Romanum endgültig zum Mittelpunkt des Lebens in Rom; die Platzgröße des eigentlichen Forums betrug damals 115 mal 58 Meter; der eigentliche Forumsplatz entwickelte sich zur zentralen Stätte für Geschäfte und Märkte
etwas nördlich davon entwickelte sich dann ein zweiter Forumsplatz: das Comitium; das Comitium wurde wegen seiner Nähe zu Rostra (Rednertribüne) und Curia (Sitz des Senats) das politische Zentrum Roms und Sammelpunkt der Öffentlichkeit
der durch den Galliersturm hervorgerufene Brand (390 v.Chr.) verursachte schwere Schäden am Forum, wodurch in den folgenden Jahrzehnten vieles erneuert und gebaut werden mußte
eine zweite Bauphase brachte der starke Einfluß der griechisch-orientalischen Welt mit sich; am Anfang des 2. Jh. v.Chr. veränderte sich auch die Baukunst stark; so wurde mit der Basilika ein neuer Gebäudetypus eingeführt; damit wurde der Anteil öffentlicher Flächen stark erhöht
die nächste große Veränderung brachte das Jahr 145 v.Chr.: die Versammlungen auf dem Comitium wurden auf das eigentliche Forum verlegt; insgesamt änderte sich durch die territoriale Ausdehnung Roms und den griechischen Kultureinfluß der Lebensrythmus der Stadt entscheidend
während des Bürgerkrieges zwischen Marius und Sulla und den Tumulten zu Ende der Republik wurden einige Gebäude des Forums zerstört
erst nach seinem Tode wurden Cäsars Umgestaltungspläne für das Forum realisiert; so wurde nordwestlich vom Forum einer neuer (größerer) Forumsplatz, der nach Cäsar benannt wurde, geschaffen und das Comitium aufgelöst; das Forum Cäsars (Forum Iulium) sollte die immer größer werdenden Funktionen eines Forums übernehmen
mit Augustus verändert sich das Forum Romanum vollständig; in den Jahren zwischen 44 und 27 v.Chr. werden zahlreiche Gebäude neu errichtet (Tempel Cäsars, Augustus-Bogen), wieder hergestellt (Saturntempel, Regia) oder endgültig vollendet (Basilica Iulia, Curia, Rostren); dabei wird nun weitestgehend mit Marmor als Baumaterial gearbeitet; zuvor Tuff und Peperin (Ziegel)
während der Kaiserzeit dient das Forum nicht so sehr der politischen Debatte, als vielmehr der feierlichen und pompösen Zeremonie (daher auch viele Prachtbauten und Ehrendenkmäler); in der Folgezeit wird die jeweils rege Bautätigkeit durch die persönliche Initiative des herrschenden Kaisers bestimmt
der durch Nero verursachte Brand hat nur geringe Bedeutung für das Forum; nur der östliche Teil ist betroffen; wesentlicher heftiger war der Brand im Jahre 191
viele wichtige Bauten werden zu dieser Zeit errichtet: z.B. Augustustempel, Titusbogen, Kaiserforum des Trajan; ansonsten werden (aus Platzmangel) keine wesentlichen Neubauten errichtet, wodurch das Hauptaugenmerk der Bautätigkeit auf die Restaurierung und Verbesserung bestehender Gebäude fällt
obwohl das Forum Romanum langsam verfällt, bleibt es der am meisten verehrte Ort in Rom; durch Hordeneinfälle (410), Erdbeben (442) und einfallende Vandalen (455) wird das Forum Romanum, wie der Rest der Stadt, stark zerstört und beginnt zu verfallen
durch den endgültigen Einzug der christlichen Kultur verlieren die antiken Gebäude ihren feierlichen Prunk
in dieser Zeit wurden zahlreiche antike Gebäude in christliche Kirchen oder Wohlfahrtsstätten umgewandelt (schon beginnend im 5. Jh., dann vollständig ab dem 6. Jh.)
der größte Verfall des Forums und der gesamten Stadt fand zwischen dem 9. und 12. Jh. statt; diese Zeit war durch heftige Kämpfe zwischen einzelnen Parteien im Papsttum bestimmt; durch ausbleibende Pflege stürzten viele Gebäude zusammen; langsam lagerten sich darüber Erdschichten ab, so daß auf ihnen neue Gärten und Häuser entstanden
allmählich ging auch die Erinnerung an das antike Forum verloren; vermischt mit mitterlicher Mystik war das Forum Romanum nun mehr Legende als Wirklichkeit
durch die Renaissance und die Rückkehr der Päpste beginnt eine neue Epoche, in der das Forum wieder mehr ins Bewußtsein der Menschen zurückkehrt
allerdings wird zu dieser Zeit aufgrund des Baueifers der Päpste und Adeligen auch mit dem Abtransport des Baumaterials (insbesondere des Marmors) begonnen; dadurch wurde das Forum endgültig zerstört
trotzdem beginnt zu dieser Zeit (15./16. Jh.) ein gestiegenes (wissenschaftliches) Interesse an Historie und Kunst des Forums; zwischendurch (17./18. Jh.) erlahmt das Interesse jedoch wieder; erst zu Ende des 18. Jh. beginnen ernsthaftere (wenn auch mangelhafte) Studien
regelmäßige Ausgrabungen am Forum Romanum begannen etwa seit 1803; weitangelegte Ausgrabungen wurden 1849 und 1853 initiiert; richtigen Aufschwung nahmen die Ausgrabungen seit 1870 durch Anweisung der italienischen Regierung; seit 1898 wurden dann die Ausgrabungen methodisch bis zu den untersten Schichten durchgeführt
nach 1946 ist man bei der Untersuchung des Forums nur noch auf Kleinigkeiten beschränkt; besonderes Interesse gilt dabei der ältesten Geschichte (den Ursprüngen) des Forums
die einzig erhaltende Basilika aus republikanischer Zeit wurde durch zahlreiche Restaurierungen während der Kaiserzeit im Aussehen stark verändert; Namensgebung durch die Familie der Aemilier; letzte Restaurierung fand im 5. Jh. n.Chr. statt (Münzen im Fußboden); zuvor Vernichtung durch Brand nach der Verwüstung Roms durch Alarich (410)
der Bautyp der Basilika, der nach dem 2. Punischen Krieg eingeführt wurde, entstammt aus dem griechischen Kulturkreis; der Name steht wahrscheinlich für "Königshalle"; die Basilika hatte v.a. die Funktion einer Börse und eines Gerichtsaals; aber vermutlich diente während der schlechten Jahreszeit die Basilika auch als Ersatz für das Forum
dieses nicht überdachte Heiligtum bestand aus zwei Statuen, die der Göttin Cloacina (die Reinigende; später Venus) gewidmet waren; dieses kleine, aber wichtige Heiligtum war eng mit der Cloaca Maxima verbunden, die an dieser Stelle in das Forum mündete; die Cloaca Maxima war das Entwässerungssystem des Tales
wichtig ist diese Stelle für die (sagenhafte) Geschichte Roms: nach dem Raub der Sabinerinnen haben sich die Heere der Römer und Sabiner nach dem Krieg hier gereinigt
der Doppelbogen über dem Argiletum, der Straße zwischen Basilica Aemilia und der Curia, war das wichtigste Heiligtum des Janus; in der Mitte des Durchgangs stand der Gott Janus, der mit seinen zwei Köpfen als Beschützer jedes Ein- und Ausgangs galt
früher (vor der Erweiterung der Stadt) diente dieser Bogen vermutlich als Stadttor; heute ist vom Doppelbogen nichts mehr erhalten (bei späteren Umbauten wahrscheinlich abgerissen)
von dem alten politischen Mittelpunkt der Stadt sind nach großen Umgestaltungen (v.a. Cäsar und Augustus) heute nur noch wenige Reste zu sehen; allerdings weiß man durch verschiedene Schriftstücke relativ viel über Lage und Aussehen
das Comitium war ein templum, d.h. es war eine geweihte und genau (nach den Himmelsrichtungen) ausgerichtete Fläche; das Comitium war kreisrund und ringsherum von Stufen umgeben
im Norden des Comitiums befand sich der alte Sitz des Senates (Curia Hostilia; heute nicht mehr vorhanden); im Süden schloß sich die Rostra (Rednertribüne) dem Comitium an; neben der Rostra befanden sich Graecostatis (Plattform für ausländische Botschafter; v.a. Griechen) und Lapis Niger (Kultstätte)
das Comitium war vermutlich mit einer Vielzahl von Statuen und Denkmälern gefüllt; in der Mitte des Comitiums stand wahrscheinlich die Ficus Ruminalis, der Feigenbaum, unter dem die Zwillinge Romulus und Remus von der Wölfin gesäugt worden sein sollen
das Comitium war der älteste Schauplatz römischer Politik; es repräsentierte die drei Elemente der römischen Verfassung: der zentrale Platz für die Volksversammlung, die Curia und das Senaculum (Versammlungsplatz für Senatoren) für den Senat und die Rostra für die Beamten, um dort ihre Meinung zu verbreiten
erst 1899 stieß man in der Nähe der Curia Iulia auf ein quadratisches Stück aus schwarzem Marmor; bei weiteren Ausgrabungen stieß man auf einen archaischen Baukomlpex
auf einer in archaischem Latein geschriebenen Inschrift, die etwa auf das 6. Jh. v.Chr. datiert wird, steht eine an einen König gerichtete Weihinschrift; dies ist die älteste lateinische Inschrift; sie stammt ziemlich sicher aus der Zeit vor der Republik
vermutlich handelt es sich dabei um ein Heiligtum; wahrscheinlich handelt es sich hierbei um das sagenhafte "Grab des Romulus" (die Gestalt des Romulus ist nur eine Erfindung); man muß hier ein Heroon annehmen, eine Kultstätte, die dem vergöttlichten Gründer der Stadt geweiht war
die heute noch vorhandene Curia Iulia ließ Cäsar als Ersatz für die abgebrannte Curia Hostilia errichten (52 v.Chr.); ihr heutiges Aussehen entstammt dem Wiederaufbau (durch Diokletian) von 283 n.Chr. (nach Brand); im 7. Jh. wurde die Curia Iulia in eine christliche Kirche umgewandelt; restauriert wurde sie in den 1930ern
die Curia (Ziegelbau) bestand aus einem großen Innenraum und einigen Nebenräumen (Chalcidicum als Säulenhalle vor der Curia; Secretarium Senatus als Sondergericht für Senatoren); die Curia Iulia schloß unmittelbar an das Cäsar-Forum an
der mächtige Bogen (21/23/11m) wurde 203 n.Chr. erbaut; auf der Inschrift werden die Taten des Severus Septimus und des Marcus Aurelius gewürdigt; allerdings wurden z.T. auch Namen wieder getilgt (je nach politischer Lage)
der Bogen ist aus Ziegelsteinen erbaut, aber mit Marmor verkleidet; ansonsten ist der Bogen sehr reichhaltig mit Bildern geschmückt (Motive sind hauptsächlich Darstellungen von Göttern sowie die Feldzüge gegen die Parther); früher stand auf dem Bogen ein Viergespann aus Bronze mit beiden Kaisern
ursprünglich war die Rostra (Rednertribüne) an das Comitium angegliedert; bei späteren Umgestaltungen wurde sie verlagert; an der Rostra wurden die Zwöf-Tafel-Gesetze ausgehängt; ansonsten diente sie den Beamten; an den Säulen der Rostra wurden Schiffsvorderteile der besiegten Karthager angebracht (260 v.Chr.)
der zylindrische Umbilicus Urbis ("Nabel der Stadt") kennzeichnete den Mittelpunkt der Stadt (nach griechischem Vorbild); durch eine 20 v.Chr. errichtete Säule (Milliarium Aureum) wurde der ideale Schnittpunkt aller Straßen des Reiches verdeutlicht
eines der ältesten Heiligtümer ist der Altar des Vulkan, dem Gott des Feuers (das Volcanal), das der Sabinerkönig Titus Tatius gegründet haben soll
bereits zuvor gab es einen uralten Altar am Fuße des Kapitols; während der Königszeit begonnen, wurde der Tempel in republikanischer Zeit (498 v.Chr.) eingeweiht und ist damit nach dem Tempel des Iuppiter Capitolinus der älteste republikanische Tempel; nach dem Brand von 283 n.Chr. wurde der Tempel wieder aufgebaut, woran die Inschrift erinnern soll
im Saturn-Tempel (Gott der Saaten; später Vater der Götter) wurde vermutlich der römische Staatsschatz (Aerarium) aufbewahrt; außerdem diente der Tempel als Ort für öffentliche Bekanntmachungen (Schriften); am Tag der Tempeleinweihung (17.12.) feierten die Römer das Ende des Jahres
erst 1834 wurde oberhalb des Saturn-Tempels ein Gebäude mit einer Säulenhalle entdeckt; in den sechs Räumen waren wahrscheinlich die zwölf vergoldeten Statuen der Dei Consentes (sechs Götter und Göttinnen) aufgestellt (nach griechischem Vorbild)
der Portikus wurde wahrscheinlich 367 wiederaufgebaut und ist damit eines der spätesten Zeugnisse des wiederaufgelebten Heidentums im 4. Jh.
von dem Tempel ist nur noch das Fundament vorhanden; durch einen Pilger des 8. Jh. weiß man, daß der Tempel dem vergöttlichten Vespasian gewidmet war und von Septimus Severus und Caracalla restauriert wurde
aus anderer Quelle weiß man jedoch, daß der Tempel auch dem Titus geweiht war, wodurch sich erst eine spätere Bauzeit (unter Domitian) ergibt
die Gründung des Tempels der Concordia (Göttin der Eintracht) geht auf das Ende der Ständekämpfe zwischen Patriziern und Plebejern zurück; in diesem Jahr (367 v.Chr.) wurde mit den Gesetzen des Licinius Sextus die politische Gleichsetzung beider römischen Stände erreicht
der Tempel wurde 121 v.Chr. (nach der Ermordung des Gaius Gracchus) und zwischen 7 v.Chr. und 10 n.Chr. von Tiberius wiederhergestellt; Tiberius verwandelte den Tempel in ein Museum, in dem zumeist griechische Bildwerke ausgestellt wurden
dieses Gefängnis wurde wahrscheinlich von Servius Tullius erbaut; der schrecklichste Teil (noch heute erhalten) wurde Tullianum genannt
in dieses Verlies wurden die Staatsgefangenen geworfen (vorher Triumphzug durch die Stadt; anschließend Erdrosselung); berühmte Gefangene waren: Jugurtha, Vercingetorix und C. Gracchus
die Pflasterung des Forums erfolgte zu Beginn der Etruskerherrschaft (ca. Ende des 7. Jh.); während der republikanischen Zeit wurde das Pflaster mehrmals erneuert (12 v.Chr.: augusteisches über cäsarisches Pflaster)
bis Augustus´ Pflasterung wurde dieser Teil des Forums wahrscheinlich auch für Gladiatorenspiele genutzt; an unbepflasteter Stelle standen traditionell der Feigenbaum, der Ölbaum und der Weinstock
außerdem standen hier einige Statuen wie die Säule des Phokas, die Reiterstatue Domitians (zu Ehren der Siege über die Germanen) und der sagenhafte Lacus Curtius (brunnenhafter Abgrund)
dieses große Gebäude (101/49m) nimmt die Stelle der alten Basilica Sempronia (170 v.Chr. erbaut von Tiberius Sempronius Gracchus, dem Vater der beiden berühmten Gracchen) ein und wurde von Cäsar bereits 54 v.Chr. erbaut (zeitgleich mit Basilica Aemilia und Cäsar-Forum)
vollendet wurde sie von Augustus; nach zwei Bränden (12 v.Chr. und 283 n.Chr.) wurde sie jedesmal wiederaufgebaut; aufgrund späterer Plünderungen ist heute nur noch wenig erhalten; das besonders prächtige und große Gebäude beherbergte das Tribunal der Centumviri (Richter)
der Tempel der Dioskuren ("Castores") wurde 484 v.Chr. eingeweiht; schon sehr früh wurde dieser griechische Kult in Rom eingeführt (spätestens seit der Schlacht gegen die Latiner am Lacus Regillus 499 v.Chr.); wahrscheinlich wurden die beiden Götter Castor und Pollux aus Tarent eingeführt
wie in Griechenland waren die Dioskuren auch in Rom die Schutzherren der Ritter (und damit des Adels); wahrscheinlich war der Tempel auch mit Schiffsvorderteilen geschmückt und diente auch als Rednerbühne
hier verkündete Cäsar seine Agrargesetze; außerdem diente der Tempel für Senatsversammlungen und als Sitz für das Eichamt und für Läden von Bankiers
die Juturna-Quelle, eine der wichtigsten Quellen für die Römer, entsprang am Fuße des Palatin; wie alle Quellen wurde auch diese als Gottheit verehrt (in diesem Falle als Nymphe Iuturna); ihr Wasser wurde als heilbringend verehrt
117 v.Chr. wurde um die Quelle ein prächtiges Becken erbaut und mit Statuen versehen; die Quelle bildete mit dem angegliederten Dioskuren-Tempel eine Einheit
dieser Gebäudekomplex stellte das Verbindungsglied zwischen dem Forum Romanum und dem Palatin dar; wahrscheinlich handelte es sich dabei um einen monumentalen Eingangstrakt zu den Kaiserpalästen auf dem Palatin; hier muß auch die kaiserliche Palastwache (Prätorianerwache) untergebracht gewesen sein
im 6. Jh. wurde ein Teil des Gebäudes in eine Kirche umgebaut (S. Maria Antiqua)
nach der Ermordung Cäsars wurde zunächst nur eine Marmorsäule errichtet; danach baute man an dieser Stelle den Tempel des Divus Iuluis (des vergöttlichten Cäsar); dies war der erste Fall einer Vergöttlichung nach dem Tode (wie später alle Kaiser)
von dem 29 v.Chr. von Augustus eingeweihten Tempel sind nach Plünderungen im 15. Jh. nur noch Reste erhalten; am Podium waren die bei Actium erbeuteten Schiffsschnäbel (von Antonius und Cleopatra) befestigt; im Inneren der Cella stand die Statue Cäsars; umgeben wurde der Tempel von der Porticus Iulia
der Bogen erinnerte an die zurückgewonnen römischen Feldzeichen (die Crassus an die Parther verloren hatte); schon 29 v.Chr. wurde in der Nähe ein Bogen eingeweiht (nach der Schlacht bei Actium), jedoch 19 v.Chr. ersetzt; Augustus wollte jede Erinnerung an die Bürgerkriege tilgen
an den Wänden war eine Liste sämtlicher Konsuln und siegreicher Feldherrn seit dem Beginn der Republik eingemeißelt; damit erweckte Augustus den Anschein, die Republik zu bewahren, obwohl er sie faktisch abschaffte
dieses unregelmäßige Gebäude soll von Numa, dem zweiten König Roms, als sein Haus errichtet worden sein; die Regia ("Haus, in dem der König wohnt") war seit republikanischer Zeit vermutlich nur der Ort, an dem der rex sacrorum (priesterlicher König) seinen Dienst versah; Erbauung der Regia und Anfang der Republik stimmen auffallend überein (509 v.Chr.)
im Innern befanden sich die Heiligtümer der Ops Consiva (Göttin der Ernte) und des Mars; hier waren auch die Archive der Priester, der Kalendar sowie die Annalen der Stadt untergebracht
die Regia wurde mehrmals wiederaufgebaut, wobei der als heilig geltende Grundriß nie verändert wurde; in der Nähe der Regia stand auch einer der ältesten Triumphbogen (Fornix Fabianus), der an den Sieg über die Allobroger erinnerte
das Heiligtum der Vesta bildete zusammen mit dem Haus der Vestalinnen einen einheitlichen Baukomplex (Atrium Vestae); der Tempel der Vesta steht als Symbol für das häusliche Herdfeuer ("Herdfeuer des Staates"), das durch eine Gruppe von Priesterinnen (Vestalinnen; einzige weibliche Priesterschaft) bewacht wurde
die Vestalinnen wurden schon als Kinder aufgenommen und mußten dann 30 Jahre lang bleiben; falls sie die Regel der Keuschheit verletzten, wurden sie lebendig in einem Verließ (sog. campus sceleratus) begraben; ansonsten waren sie sehr hoch angesehen und besaßen eine Reihe von Privilegien (finanzielle Mittel, Ehrenplätze etc.)
da das Atrium Vestae mehrmals niederbrannte (ständiges Herdfeuer), wurde es mehrmals um- und neugebaut (heutige Form nach Wiederaufbau 191 n.Chr.)
die Schatzkammer der Vesta (Penus Vestae) war das Allerheiligste (sancta sanctorum) und soll die Gegenstände, die Äneas aus Troja mitgebracht haben soll, beherbergt haben (auch das Palladium, ein Götterbild der Minerva); in den Portiken standen die Statuen der obersten Vestalinnen; wahrscheinlich war im sog. Tablinum die Marmorstatue des Numa (des zweiten Königs von Rom und Gründer des Vesta-Kultes)
der Tempel, in den später die Kirche S. Lorenzo in Miranda hineingebaut worden ist, wurde von Antoninus Pius 141 n.Chr. für seine verstorbene und vergöttlichte Frau Faustina erbaut; beim Tod des Kaisers wurde der Tempel auch ihm geweiht
an einer nur wenig überbauten Stelle des Forums wurde ein Rest des großen Friedhofs gefunden, der einst das ganze Forumstal eingenommen hatte; die 40 Gräber (heute durch Bepflanzung gekennzeichnet) stammen alle aus der Eisenzeit; die Erwachsenengräber gehen auf das 9. Jh. v.Chr., die Kindergräber auf das 7. Jh. v.Chr. zurück
dieser Rundbau, der im 6. Jh. n.Chr. in eine Kirche verwandelt wurde, wurde allgemein als Tempel des Romulus, des Sohnes von Maxentius, bezeichnet; sehr wahrscheinlich traf dies aber nicht zu, sondern dieser Bau war der Tempel der Penaten (Schutzgottheiten der Familie und des Staates)
die von Maxentius begonnene und von Konstantin vollendete Basilika überbaut einen großen Teil der Velia (Ausläufer des Palatin); das große und prachtvolle Gebäude gehört damit nicht unmittelbar zum Forum
in der Westapsis war eine riesige Sitzstatue Konstantins aufgestellt (Akrolith aus Marmor und Bronze)
der dem vergöttlichten Titus gewidmete Bogen wurde nach 81 n.Chr. wahrscheinlich von Domitian (Bruder des Titus) erbaut; der Bogen zeigt den Triumph Vespasians und Titus´ über die Juden 71 n.Chr.
das größte antike Heiligtum in Rom wurde von Hadrian erbaut (und entworfen) und 135 n.Chr. geweiht; je eine Cella ist einer Göttin gewidmet; die vordere der Roma (personifizierte Gottheit Roms) und die hintere der Venus (Göttin der Liebe)
Coarelli, Filippo: Rom. Ein archäologischer Führer. Freiburg: Herder, 1975.
Grant, Michael: Die Geschichte Roms. Von den Etruskern bis zum Untergang des Römischen Reiches. Bindlach: Gondrom, 1993.
Martinelli, Maurizio (Hg.): Das ganze antike Rom. Gestern und heute. Florenz: Bonechi, 1997.
Matt, Leonard von; Barelli, Franco: Rom. Kunst und Kultur der Ewigen Stadt. Köln: DuMont, 1975.
Romanelli, Pietro: Das Forum Romanum. Rom: Istituto Poligrafico dello Stato, 1972.
Stützer, Herbert Alexander: Kunst und Leben im antiken Rom. Köln: DuMont, 1994.
Vickers, Michael (Hg.): Rom. Kunst und Kultur alter Völker. Erlangen:
Müller, 1991.
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