Du armer Hund
WARE HUND
Reportage von Werner Schmitz
veröffentlicht im Magazin STERN Nr. 40/1996
Skrupellose Züchter produzieren Mode-Hunde wie am Fließband, clevere Händler machen tierische Geschäfte
Gustav Struck hat den Hundehandel mit Beginn des Jahres 2001 glücklicherweise eingestellt. Diese Seite bleibt als Warnung vor anderen Hundehändlern bestehen! |
Hundehändler handeln vorzugsweise mit Moderassen - züchten aber nicht selbst, sondern kaufen Welpen auf oder importieren sie, um sie mit Gewinn an hundeliebe Menschen zu veräußern. Bitte nehmen Sie von einem Kauf Abstand, wenn Ihnen die Mutterhündin nicht gezeigt werden kann und Hunde verschiedener Rassen angeboten werden. Mitleid ist ein schlechter Ratgeber beim Hundekauf. |
Hundefabrikanten haben Zuchthündinnen diverser Rassen und meistens eine große Anzahl Welpen liegen - teilweise mehr als 70, die nur von ein paar Leuten betreut werden. Nehmen Sie bitte auch hier Abstand vom Kauf. Eine dieser Hundefabriken unterhält lt. eigenen Worten Herr Uwe Stierand - Zwinger v. Evaschacht. |
Seriöse Züchter züchten in einem vom VDH anerkannten Rassezuchtverein mit selten mehr als 2 Rassen - auch hier schauen Sie sich bitte genauu um. Ein "kleiner See" oder auch ein "Häufchen" im Wurfzimmer sagt nichts aus - Welpen haben einen rasanten Stoffwechsel. Ihr Züchter sollte Ihnen die Mutterhündin zeigen, deren Ahnentafel sowie die Kopie der Ahnentafel des Rüden, von dem Ihnen sicher auch ein Foto vorgelegt werden kann, ebenso die für die jeweilige Rasse erforderlichen Untersuchungsergebnisse der Elterntiere, wie z.B. HD-, Spondylose oder Herzbefund. Wenn die Chemie zwischen Ihnen und der Züchterfamilie dann stimmt und Sie sicher sind, dass Sie sich mit allen Fragen an diese wenden können, dann nehmen Sie dieses kleine Häufchen Glück - auch wenn es etwas mehr kostet als bei einem Hundehändler oder -fabrikanten. Aber bitte bedenken Sie, dass Sie für die nächsten 10 - 15 Jahre Verantwortung für einen Freund tragen! |
Nothunde, die ein neues Zuhause suchen, finden Sie mittlerweile leider in jeder Rasse. Wenn Sie keinen Welpen zu sich nehmen können oder wollen, wenden Sie sich bitte an die jeweiligen Tierschutzorganisationen der von Ihnen bevorzugten Rasse. |
STERN-Reporter haben bei Deutschlands größtem
Hundehändler Welpen gekauft und untersuchen lassen:
Sie waren krank und verhaltensgestört.
Tierärzte bestätigen: Massenzucht ist Quälerei
"Es gibt Händler, die handeln mit Hunden. Das
ist dann aber kein Gewerbe, sondern eine kriminelle Tätigkeit, die
aus nicht zu verstehenden Gründen gesetzlich nicht erfaßt wird."
Gert Haucke, Schauspieler und Hundebuchautor
Bei den Eschners war das Gespräch mal wieder auf
den Hund gekommen. Ein Bayerischer Gebirgsschweißhund sollte es sein,
fand Vater Wolfgang. Doch der kurzhaarige Jagdhund gefiel seiner Frau überhaupt
nicht. Martina Eschner hatte sich in einen Landseer verguckt. »So
a Kalb kimmt mia net ins Haus«, konterte ihr Mann. Szenen einer Ehe.
Die Eschners aus Taufkirchen bei München taten
das, was Tausende bayerische Familien in ähnlicher Lage tun: Sie fuhren
raus nach Vilshofen zum »Zwinger von Ammerreuth«. Da gibt's
»a Riesenauswahl«, wußte Martina Eschner aus den Anzeigen
des Zwingers: »Wunderschöne Welpen zu verkaufen«. Es folgen
zwei Dutzend Rassehunde vom Dobermann bis zum Chihuahua.
Im »Zwinger von Ammerreuth« ging es zu
wie im Supermarkt. Statt an Regalen schoben die Eschners an Boxen vorbei.
Welpen winselten darin, Junghunde bellten um die Wette. Töchterchen
Bianca war kaum zum Weitergehen zu bewegen. Auch ihren Eltern gefiel es.
Nirgends lag ein Häufchen in den Sägespänen, alles wirkte
sauber und aufgeräumt. Aus Lautsprechern berieselte Radio Passau Mensch
und Tier.
Die Eschners bestaunten viele Rassehunde und einigten
sich dann auf einen Golden Retriever. »Wolke von Ammerreuth«
hieß das cremefarbene Knäuel laut Ahnentafel des »Bayerischen
Rassehunde-Vereins«, war elf Wochen alt und kostete 800 Mark - halb
soviel wie beim privaten Züchter. In der Zubehörabteilung griffen
die Eschners zu Halsband, Leine, Napf und Futter. Mit Impfung kam sie das
Schnäppchen auf knapp 1000 Mark.
»Bärli« nannten die stolzen Besitzer
das possierliche Tierchen, das rasch die Herzen aller Familienmitglieder
eroberte. Doch die Freude währte nicht lang. Nach zwei Tagen bekam
»Bärli« Durchfall. Dünn wie Wasser. Tierarzt Dr.
Lorenz Schmid verschrieb Elektrolyte und Vitamine. »Ernährungszustand
mäßig«, notierte der Veterinär. Weitere zwei Tage
später fraß »Bärli« nicht mehr. Per Ultraschall
stellte Schmid eine »Invagination« fest, der Darm hatte sich
ineinandergestülpt. »Ein Krankheitsbild, das häufig bei
ungepflegten Hunden auftritt«, erklärte der Tierarzt Frau Eschner.
»Bärli« mußte operiert werden und blieb anschließend
drei Tage in der Klinik. »Unglaublich ängstlich« fand
Dr. Schmid den Hund. »Jeder andere Welpe hätte geschwänzelt.
Bärli griff mich vor Angst an, als ich nach der OP zu ihr kam.«
Nach drei Tagen konnte der Hund entlassen werden, 48 Stunden später
brachten Eschners den Welpen zurück. »Bärli« war
schlechter dran als zuvor. Wieder hatte sich ein Stück Darm übereinandergestülpt,
wieder war eine Operation für 900 Mark nötig.
Zuviel Geld für die Eschners. Aus Mitleid operierte
Dr. Schmid auf eigene Kosten. Doch als er sah, daß diesmal ein Stück
Darm amputiert werde mußte, rief er die Eschners an und riet zum
Einschläfern. Schweren Herzens stimmten sie zu. Am 30. August 1996,
neun Tage nach dem Kauf, starb der Retriever. Im zur Untersuchung eingeschickten
Stuhl des Welpen wurde »Klebsiella pneumoniae« festgestellt,
ein Erreger, der vor allem in größeren Hundebeständen auftritt.
In der Wohnung der Familie Eschner erinnert ein verwaistes
Hundekörbchen an das kurze, traurige Leben der »Wolke von Ammerreuth«,
und Martina Eschner will nur noch eins: »Dem Mann das Handwerk legen!«
Der Mann, der sich die Taufkirchner Hausfrau zur Feindin
gemacht hat, residiert in einer Villa bei Walchsing in Niederbayern. Gustav
Struck empfängt den Besucher in einem Wohnzimmer mit den Ausmaßen
einer Dreifach-Turnhalle. Er bittet in eine Sitzgruppe aus Baumwurzeln,
die nur Taifune oder Tornados aus der Erde geholt haben können. An
der Wand rümpft ein ausgestopfter Elch die Nase über die Gäste.
Der präparierte Adler auf dem Schreibtisch zeigt ihnen die kalte Schulter.
Fotografiert werden möchte Gustav Struck in diesem
Ambiente nicht. »Sonst schreibenS' nachher, ich hätt das alles
mit den Hunden verdient.« Struck stellt sich zwar gern vor als »der
Hundehändler von Hölzlöd 17 ½«, der Adresse
seines Zwingers. Viel lieber redet er aber über seinen Zierfischhandel.
»Ich bin der Größte in Europa.« Oder über seine
Großspedition »Ingo-Trans«. Am liebsten aber über
»Ingo-Mobil«, sein Autohaus in Moskau.
Struck ist Generalimporteur für Audi und Porsche
in Rußland. Stundenlang schwadroniert er über seine Duzfreundschaft
mit Ministerpräsident Wiktor Tschernomyrdin und die Breschnew-Datscha,
in der der »Präsident« (Visitenkarte) der Ingo-Mobil GmbH
wohnte, bis Moskaus Bürgermeister das ländliche Anwesen für
sich reklamierte.
»Die gesamte Administration von Jelzin abwärts
fährt inzwischen AudiA8«, brüstet sich Struck und verrät
auch, was ihm die Herzen der Nomenklatura öffnete: »Ich hab'
denen deutsche Dackel geschenkt.«
Mit tierischen Präsenten allein ist in Moskau
kein Blumentopf zu gewinnen. Struck präsentiert dem Reporter einen
Zeitungsausschnitt: »Russen-Mafia schnitt Unternehmer ein Ohr ab«,
berichtet die Münchner »Abendzeitung« über »die
Mahnung aus Moskau« an einen bayerischen Geschäftsmann. Struck
hat noch beide Ohren.
»Ich möchte die Hundegeschichte nicht aufgeben«,
sagt Struck, nachdem er seine Moskauer Geschichten über Blaulichtfahrten
in gepanzerten Limousinen losgeworden ist. Sentimentale Motive (»Ich
hab' mein erstes Geld mit Hunden verdient«) und edle Absichten (»Das
ist eine Parade, was wir mit den Tieren machen«) hielten ihn an der
Leine. Keinesfalls der schnöde Mammon.
3000 Hunde verkauft Struck nach eigenen Angaben im
Jahr. Deutschlands größter Hundehändler nennt er sich.
»Aber ich bin froh, wenn am Ende des Jahres was übrigbleibt«,
jammert er, 300000 Mark pro Jahr koste ihn allein der Tierarzt. »Alle
unsere Hunde werden geimpft und entwurmt, die HD-gefährdeten Rassen
lassen wir röntgen.«
HD meint Hüftgelenksdysplasie, eine krankhafte
Veränderung des Hüftgelenks, die vor allem bei großen Hunderassen
auftritt. Hunde mit HD können sich nur noch unter Schmerzen bewegen.
Das Leiden ist erblich und kann nur durch den Einsatz künstlicher
Gelenke gelindert werden.
Angelika Hofner* aus München kaufte im Oktober
1994 einen Schäferhundwelpen beim Zwinger von Ammerreuth. Weil die
Studentin den Hund während der Vorlesungen nicht allein in der Wohnung
lassen wollte, kaufte sie einen Monat später noch einen zweiten aus
demselben Wurf. Mit sechs Monaten lahmten beide Hündinnen auf den
Vorderläufen. Tierarzt Dr. Uwe Streitferdt und die Münchner Universitätsklinik
stellten eine Ellenbogengelenkdysplasie (ED) fest, die durch operative
Verkürzung der Elle um einen Zentimeter behandelt wurde.
Ein Jahr später lahmten beide Schäferhündinnen
auf den Hinterläufen. Röntgenbilder zeigten eine hochgradige
HD, bei der sich schon schlimme Arthrosen entwickelt hatten. In einem Attest
für den Rechtsanwalt der Studentin schrieb Dr. Streitferdt Klartext:
»Bei beiden Erkrankungen, ED und HD, handelt es sich um Erbkrankheiten,
die durch verantwortungsvolle Zuchthygiene zu vermeiden gewesen wären.«
Zweimal schrieb Angelika Hofners Rechtsanwalt an den
Zwinger von Ammerreuth. Antwort erhielt er nicht. Jetzt will die Studentin
das Geld, das ein Rechtsstreit mit ungewissem Ausgang verschlingen würde,
lieber ihren Hündinnen zugute kommen lassen, Beide sollen zwei künstliche
Hüftgelenke bekommen, das Stück für 2500 Mark.
Angelika Hofners hüftkranke Hunde aus Ammerreuth
sind keine Einzelfälle. Dem STERN liegen die Krankheitsgeschichten
von anderen HD-Hunden aus Strucks Produktion vor. Um ganz sicher zu gehen,
ließ der STERN dort eine fünf Monate alte Tibetdogge für
1500 Mark kaufen. Das Tier mit dem wohlklingenden Namen »Aras So-Tiang«
hockte apathisch in seiner Gitterbox und bewegte sich kaum. In der Chirurgischen
Tierklinik der Universität München wurde Aras geröntgt.
Diagnose von Professor Dr. Roberto Köstlin: »Hochgradige Hüftgelenkdysplasie
beidseits.« Aras heißt jetzt Yogi und lebt in der Obhut eines
Tierarztes und seiner Familie.
Angelika Hofners Schäferhündinnen, die Tibetdogge
Aras und viele andere Hunde aus dem Zwinger von Ammerreuth stammen aus
der Slowakei. Gustav Struck hat die in der Wirtschaft inzwischen übliche
Verlagerung der Produktion in Billiglohnländer auf den Hund gebracht.
Seit Jahren läßt er Tausende von Tieren in der Slowakei »herstellen«.
Familienbande helfen ihm dabei. Zdenek Pichlik war
Strucks Schwiegervater und Vizepräsident des slowakischen Hundeverbandes.
Er baute für den Niederbayern ein Netz von Züchtern auf. Struck
lieferte »Leihmütter« seltener Hunderassen. Pichliks Züchter,
froh über jede hinzuverdiente Mark, verkaufen deren Würfe nach
Ammerreuth.
Dort kommen die Kleinen - nach Trennung von der Mutterhündin
auf menschliche Zuwendung besonders angewiesen - zunächst drei Wochen
in Quarantäne und warten anschließend in den Showrooms manchmal
monatelang auf Käufer.
Dafür haben die armen Viecherl aber tolle Stammbäume
- in slowakischer Sprache. Der dieses Iddioms selten mächtige deutsche
Käufer kann außer dem Geburtsdatum kaum etwas entziffern. Doch
das Wappen des internationalen Hundeverbandes FCI verleiht den Ahnentafeln
einen Anschein von Seriosität.
Wie es einem mit Pichlik-Hunden ergehen kann, schildert
Margit Simon aus Olching. Sie hatte Anfang 1990 im Zwinger von Ammerreuth
für 2000 Mark den drei Monate alten Mastiff »Ben« gekauft.
Züchterin laut Stammbaum: Alzbeta Pichliková, die Frau des
Vizepräsidenten Pichlik.
»Ben« litt unter chronischem Durchfall.
»Der arme Kerl hat mir über ein Jahr lang die ganze Wohnung
verschissen«, erinnert sich Frau Simon mit Grausen. Dreimal am Tag
hat sie für den Problemhund separat gekocht, ist mit ihm von einem
Tierarzt zum anderen gezogen. »Über 10000 Mark an Honoraren«
klagt sie. Der letzte Tierarzt stellte bei dem schweren Hund auch noch
eine Bänderschwäche fest. Nach 18 Monaten Lebensleid wurde Ben
eingeschläfert.
Zdenek Pichlik arbeitet heute noch für Ammerreuth,
allerdings als »Doppel-Ex«. Ex-Schwiegervater von Gustav Struck,
weil die Ehe seiner Tochter mit dem Bayern in die Brüche ging, und
schlimmer fürs Geschäft - Ex-Vizepräsident des slowakischen
Hundeverbandes. Auf Druck des Verbandes für das Deutsche Hundewesen
(VDH) waren Zdenek Pichlik und seine Hunde-Produzenten in diesem Frühjahr
aus dem slowakischen Verband ausgeschlossen worden.
Der Hintergrund: Im Sommer 1995 war Bernhard Meyer,
Geschäftsführer des VDH, die aktuelle Preisliste des Zwingers
von Ammerreuth zugespielt worden (»Nur für zoologische Fachgeschäfte
und Hundesalons, denen unsere Geschäftsbedingungen zugrunde liegen«).
Struck listete 97 Hunderassen zu Dumping-Preisen auf. Dazu der Hinweis:
»Vertraulich, nicht an Endabnehmer weitergeben.« Beim Studium
der Geschäftsbedingungen ahnte Meyer auch den Grund.
»Bei Versand werden alle Tiere, soweit erkennbar,
gesund abgesendet. Für den Fall, daß Tiere dennoch erkrankt
zugehen, können sie innerhalb 48 Stunden nach Zugang zurückgesandt
werden«, heißt es unter Punkt IV, Ziffer 2. Einen kleinen Hund,
den ein Zoohändler krank aus Strucks Transportkiste zieht, soll er
also nicht zum Tierarzt bringen, sondern wieder in die Kiste stopfen und
zurück nach Niederbayern schicken. Der Hund als Stückgut. Der
»beste Freund des Menschen«, sein Kumpan seit den Tagen der
letzten Eiszeit, als Handelsware.
Bei Struck gibt es zwar keine »Geld-zurück-Garantie«,
aber Umtausch ist möglich - auch für Privatkunden. Wer ein krankes
Tier gekauft hat und sich nachdrücklich beschwert, dem wird Umtausch
angeboten.
Marion von Strachwitz ist es mit ihrer kleinwüchsigen,
lahmenden, hustenden Golden-Retriever-Hündin so ergangen. »Ich
würde ja auch kein behindertes Kind umtauschen«, hat die Mutter
zweier Töchter geantwortet und ihren Hund lieber zum Tierarzt gebracht
als zurück in den Zwinger.
Gustav Struck kann das nur recht sein. Wenn nur wenige
ihr krankes Hündchen einfach in Ammerreuth entsorgen, spart er eine
Menge Geld.
Nicht von ungefähr hat die Bundestierärztekammer
den Hund zum »zu schützenden Tier des Jahres 1996« erklärt.
Die Veterinäre sorgen sich nicht nur um die körperliche Gesundheit
ihrer Patienten. Massiv häufen sich in den vergangenen Jahren vor
allem Verhaltensstörungen. Sie treten nicht nur bei den sogenannten
Kampfhundrassen wie Bull oder American Staffordshire Terrier auf, sondern
immer öfter auch bei Familienhunden.
»Clif Dunajska Luzna« ist so ein Sorgenkind
der Veterinäre. Der STERN ließ den fünf Monate alten Leonberger
Anfang Mai im Zwinger von Ammerreuth für 800 Mark kaufen. Clif war
den Reportern aufgefallen, weil er in der hintersten Ecke des Zwingers
hockte und sich vor Besuchern verkroch, statt sie wie ein gesunder Welpe
freudig zu begrüßen.
»So reagieren stark verhaltensgestörte
Hunde, da sie aus den Zwingern ja nun einmal nicht fliehen können«,
schreibt die Verhaltensforscherin Dr. Dorit Feddersen-Petersen in Ihrem
Standardwerk »Hunde und ihre Menschen«. Und: »Der Anblick
so "zugerichteter" Tiere muß jeden normal empfindenden Menschen mit
hilfloser Wut auf den jeweiligen Verursacher und großer Trauer und
Beschämung dem Tier gegenüber erfüllen.«
Der STERN stellte Clif Dr. Feddersen-Petersen vor.
Die Wissenschaftlerin vom Institut für Haustierkunde der Kieler Universität
verfügt über große praktische Erfahrungen im Umgang mit
Problemhunden und tritt häufig als Gutachterin vor Gericht auf.
Frau Feddersen-Petersen untersuchte Clif. »Ich
bin mir ganz sicher, daß dieser Hund niemals ein normales Sozialverhalten
zeigen wird«, stellte sie danach fest, »er wird immer in Angst
leben.« Über die Bedingungen der Importhunde im Zwinger von
Ammerreuth fällte sie ein vernichtendes Urteil. »Diese drei
Wochen Quarantäne reichen aus, um dem Hund einen Knacks fürs
Leben zu geben - selbst wenn vorher beim Züchter alles optimal gelaufen
sein sollte. Das Wegsperren ist Tierquälerei ohne Ende. In der Jugendentwicklung
eines jeden Hundes werden sozusagen die Weichen gestellt für das,
was später aus ihm werden kann. Isolation in dieser sensiblen Phase
ist also auch durch spätere Beschäftigung mit dem Hund zumeist
nicht oder nur unzureichend kompensierbar.«
Gustav Struck weiß auf solche Vorwürfe
wenig zu erwidern. »Wir haben keine verhaltensgestörten Hunde«,
blafft er, »das ist ein Schmarren.« Und sein Adlatus Weinfurtner
fragt fröhlich: »Wie viele Tierärzte san verhaltensgestört?«
Mit Angstbeißern und Charakterkrüppeln,
»wie sie oft in großen kommerziellen Zuchten heranwachsen«
(Feddersen-Petersen) hat Walt Weisse täglich zu tun. Der langjährige
Vorsitzende des »Clubs für Molosser« kennt auch »eine
ganze Reihe von Leuten, die mit Hunden von Ammerreuth auf die Schnauze
gefallen sind«. Weisse betreibt eine Hundeschule und versucht, solche
Tiere halbwegs wieder hinzukriegen.
»Alle Hunde, die wir von Ammerreuth hier hatten,
waren ängstlich und aggressiv«, erzählt er, »und
das ist eine gefährliche Mischung.« Besonders bei den riesigen
Molossern, an denen Weisses Herz hängt.
Mit dem STERN wollte keiner von Weisses Kunden über
seinen Ammerreuther Problem-Hund reden. Offensichtlich schämen sich
viele, zuzugeben, im »Zwinger für Armeleut« (Züchterspott)
einen Hund erworben zu haben. Wer dort kauft, hat entweder wenig Geld oder
wenig Ahnung von Hunden - oder beides.
*Name von der Redaktion geändert
Für das Einverständnis, den o.a. Artikel auf dieser Seite zu veröffentlichen, bedanke ich mich bei dem Autor Werner Schmitz und dem Magazin STERN.
Kommentare im Gästebuch sind sehr erwünscht:
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