Michaels Homepage für extreme Frühgeburten(Frühchen bis 1000 Gramm Geburtsgewicht)- Medizinische Definitionen - |
ACHTUNG:
Die folgenden Definitionen wurden von uns nach bestem Wissen und Gewissen zusammengetragen. Da wir jedoch keine ausgebildeten Ärzte sind, sondern "nur" leidgeprüfte Eltern, können wir keine Garantie für die hundertprozentige Richtigkeit oder Vollständigkeit übernehmen. Bitte besprechen Sie alle Unklarheiten mit Ihrem Arzt; ein vertrauenswürdiger Arzt wird Ihnen bereitwillig Rede und Antwort stehen.
Falls zufällig ein Arzt diese Seite liest und Unstimmigkeiten entdeckt, sind wir für einen Hinweis dankbar!
Begriff | Bedeutung |
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Apnoe | Als Apnoe bezeichnet man einen Atemstillstand. Insbesondere Frühchen sind durch ein unreifes Atemzentrum oft von Apnoen betroffen. Apnoen und andere Atemprobleme können ein Grund dafür sein, ein Kind an die künstliche Beatmung anzuschließen. |
Atelektase | Bei einer Atelektase wird ein Lungenabschnitt nicht richtig belüftet; dieser Abschnitt "klebt" aneinander und verkleinert somit die für die Atmung verfügbare Lungenoberfläche. Ursache hierfür ist bei Frühchen häufig das Fehlen des Schmiermittels "Surfactant", das die Lunge vor dem Verkleben bewahrt. Doch keine Bange: Atelektasen können sich später wieder auflösen; bei Michael sind alle Atelektasen inzwischen verschwunden. |
Beuteln/Bottlen | Beim "Beutel" (bzw. "Bottle") handelt es sich um ein flaschenähnliches Gummiteil. Dieses Teil wird immer dann eingesetzt, wenn jemand künstlich beatmet werden muß und eine entsprechende Beatmungsmaschine für den konkreten Zweck nicht eingesetzt werden kann. Wenn ein (künstlich beatmetes) Frühchen beispielsweise gebadet werden soll, fehlt es oftmals an der Bewegungsfreiheit, solange das Kind noch an der Beatmungsmaschine angeschlossen ist. |
Bronchopulmonale Dysplasie | Medizinaldeutsch für "Fehlbildung (Dysplasie) von Bronchial- und Lungengewebe (Bronchopulmonal)". Die Lunge verändert sich infolge der Belastung, die sie durch Unreife, Beatmung und Krankheiten ertragen muß und nimmt schlechter Sauerstoff auf. Das Kind braucht daher ständige Sauerstoffzufuhr. Michaels BPD hat sich genau 1 Jahr nach Ende der künstlichen Beatmung verabschiedet; in diesem Jahr benötigte er ständige Sauerstoffzufuhr durch einen Sauerstoff-Konzentrator oder eine Sauerstoffflasche. |
Cortison | Bei richtiger Dosierung fördert Cortison den Lungenaufbau bei Frühchen. Dies ist insbesondere wichtig, wenn vor einem Kaiserschnitt nicht alle Lungenreifespritzen gegeben werden konnten oder eine Langzeitbeatmung Schäden in der Lunge angerichtet hat. |
DUOCAL | Eigentlich als "Sportlernahrung" gedacht, wird dieses Mittel auf Basis hochkonzentrierter Fette auch bei Frühchen eingesetzt. Das pulverförmige Präparat besitzt etwa gleichviel Kalorien wie Zucker oder Schokolade und sorgt für einen schnellen Gewichtszuwachs bei Frühchen. Darf unter allen Umständen nur auf ärztliche Verordnung eingesetzt werden! |
Fluor-Tabletten | Die meisten Kleinkinder in Deutschland erhalten täglich Fluortabletten; also nicht nur Frühchen. Am verbreitetsten ist dabei die Marke "D-Fluoretten", die zusätzlich Vitamin D enthalten. Beides zusammen soll sowohl Knochenaufbau begünstigen als auch den Zahlschmelz aufbauen und stärken. |
Gestose | Siehe Prä-Eklampsie |
HELLP-Syndrom | Besonders schwere Form der Prä-Eklampsie, bei der der Tod von Mutter und Kind droht. |
Hirnblutung | Bei Frühchen besonders häufig vorkommende Komplikation. Die Gefäße sind noch nicht besonders fest, und somit wird eine Blutung begünstigt. Die Ärzte unterscheiden vier unterschiedliche Schweregrade, und je nach Art der Hirnblutung können leider auch bleibende Hinrschädigungen auftreten. Das Vorliegen einer Hinrblutung läßt sich mittels Ultraschall erkennen. Siehe hierzu auch "Wasserkopf". |
Hydro-Enzephalitis | Siehe Wasserkopf. |
Känguruh | Eine Methode, bei der das Frühgeborene bäuchlings einem Elternteil (oder einer Krankenschwester) auf den Brustbereich gelegt wird. Das Kind wird mit Decken abgedeckt, so daß es wie in einem Känguruh-Beutel aufbewahrt wird. Die günstige Wirkung dieser Methode auf die Entwicklung des Frühchens ist mittlerweile unumstritten. Die Körperwärme und die Nähe zum Herzschlag sorgen dafür, daß das Frühchen sich wohlfühlt. Das "Känguruh" wurde übrigens per Zufall in Kolumbien entdeckt, als die Zahl der Frühchen sprunghaft anstieg und Kolumbien als armes Entwicklungsland nicht genügend Brutkästen besorgen konnte. |
Kopfumfang | Siehe Wasserkopf. |
Langzeitbeatmung | Wenn ein Frühchen noch nicht genügend Sauerstoff aufnehmen kann, muß es künstlich beatmet werden. Dies geschieht heutzutage über moderne Beatmungsgeräte, die an sich recht schonend arbeiten. Je nach Lungenzustand muß das Kind mehr oder weniger lange beatmet werden. Dies birgt jedoch auch Gefahren in sich: So schonend eine Beatmung auch durchgeführt wird; letztendlich wird von innen her ein Druck auf das Lungengewebe ausgeübt. Dieser Druck kann auf Dauer die Lunge schädigen; deshalb ist es eines der Ziele bei der Frühchenbehandlung, die künstliche Beatmung so früh wie möglich zu beenden. Bei Frühchen sind Beatmungsschäden übrigens selten bleibend; in diesem Alter wächst sich der Schaden nach Ende der künstlichen Beatmung früher oder später aus. |
Lebenswille | Falls Sie selbst Eltern eines Frühchens sind, kennen Sie sicher das Gefühl der Ohnmacht. Ihr Kind liegt im Brutkasten, eventuell dürfen Sie es nicht einmal berühren, und die Ärzte tragen äußerst besorgte Mienen zur Schau. Jetzt kommt es auf Sie an! Sie sind derjenige, der mit am meisten zur Genesung Ihres Kindes beitragen kann, indem Sie den Lebenswillen des Kindes anstacheln! Besuchen Sie ihr Kind, sooft es geht, und reden Sie mit ihm, schauen Sie es an, und wenn möglich, berühren Sie es! Geben Sie dem Kind das Gefühl, geliebt zu werden. Wir sind davon überzeugt, daß es zu mindestens 50% auf den Lebenswillen des Kindes ankommt. Oder wie sonst ist es zu erklären, daß manche Frühchen trotz ungünstigster Prognosen durchkommen, während andere auf keine Therapie anzusprechen scheinen? |
Leistenbruch | Bei einem Leistenbruch entsteht ein Riß im Bindegewebe, durch den Eingeweide oder Organteile aus dem Bauchraum sich nach außen stülpen. Ein Leistenbruch muß fast immer operiert werden, da die Gefahr besteht, daß sich die aus dem Bauchraum ausgetretenen Eingeweide (sprich: Darm) einklemmen. Und was passiert, wenn ein Stück Darm undurchlässig (weil eingeklemmt) ist, kann sich jeder selbst ausmalen. Frühchen besitzen noch kein starkes Bindegewebe, so daß hier sehr häufig Leistenbrüche auftreten. |
Lungenreifespritzen | Wenn eine Notentbindung (Kaiserschnitt) droht, erhält die Mutter eine Serie von Lungenreifespritzen. Diese enthalten Cortison und sorgen dafür, daß die Lungenbläschen des Kindes sich auf eine Selbstatmung vorbereiten. Falls keine (oder nicht alle) Lungenreifespritzen gegeben werden können, muß das Kind nach der Entbindung u.U. künstlich beatmet werden, bis die Lunge nachgereift ist. |
Magensonde |
Eine Magensonde dient der künstlichen Ernährung. Es handelt sich hierbei um einen kleinen Schlauch, der im Magen des Patienten endet. Am äußeren Ende der Magensonde befindet sich ein Anschluß für handelsübliche Spritzen, über die flüssige Nahrung zugeführt werden kann. Magensonden können permanent und temporär verlegt werden.
Eine permanente Magensonde wird durch einen kleinen Einschnitt im Bauch verlegt und kann auch nur durch eine kleine Operation wieder entfernt werden. Michael hatte nie eine permanente Magensonde. Eine temporäre Magensonde wird jeweils durch die Nase bis in den Magen geschoben. Anschließend wird der Schlauch im Gesicht des Patienten fixiert. Je nach Ausführung muß die temporäre Magensonde alle paar Tage oder auch erst nach ein paar Monaten ausgetauscht werden. Schließlich wird der Schlauch ja permanent von der Magensäure amgegriffen. Das Verlegen einer temporären Magensonde ist nicht allzu schwer; seit Michael aus dem Krankenhaus entlassen wurde, legen wir ihm die Sonden selber. |
Nabelbruch | Wie Leistenbruch; nur in Nabelnähe. |
Prä-Eklampsie | Früher hieß diese Erkrankung der werdenden Mutter auch EPH-Gestose oder Schwangerschaftsvergiftung. Man weiß nicht genau, warum diese Krankheit auftritt, aber es wird vermutet, daß es sich um eine Stoffwechselstörung oder -überlastung handelt. Anzeichen sind üblicherweise erhöhte Eiweißanteile im Urin, Bluthochdruck und Wasseransammlungen besonders in den Beinen. Informationen über Eiweiß und Blutdruck enthält der Mütterpaß; man sollte sich aber (wie wir selbst erfahren mußten) nicht darauf verlassen, daß alle Symptome lehrbuchmäßig auftreten. Die lebensbedrohende Form der Prä-Eklampsie heißt übrigens HELLP-Syndrom. |
Puls-Oximeter | Ein Gerät, das mittels eines Sensors den Sauerstoffgehalt im Blut und den Puls des Patienten mißt. Das Ganze tut überhaupt nicht weh: Der Sensor besteht aus einer Leuchtdiode und einer lichtempfindlichen Fotozelle. Diese werden so an Fuß oder Hand angebracht (=festgeklebt), daß sie sich gegenüberliegen. Aus der Farbe des Blutes errechnet das Puls-Oximeter automatisch den Sauerstoffgehalt. Ganz schön trickreich und genial einfach, nicht wahr? Aber Achtung: Ein Puls-Oximeter mißt nur richtig, wenn das Kind möglichst ruhig liegt. Insbesondere die Heimgeräte geraten bei heftigen Kindesbewegungen schnell einmal aus dem Konzept. Dann kommt es zu einem Fehlalarm. Daher kann ein Frühchen erst dann nach Hause, wenn die Eltern gelernt haben zu erkennen, wann ein Fehlalarm und wann eine echte Notsituation vorliegt. |
Sauerstoff-Konzentrator | Der Sauerstoff-Konzentrator ist eine der tollsten Erfindungen der Menschheit. Dieses kompressorähnliche (und auch leider ähnlich laute) Gerät ist in der Lage, aus der normalen Raumluft den Sauerstoff herauszuziehen und konzentriert wieder abzugeben. Patienten, die ständig Zusatzsauerstoff in der Atemluft benötigen, sind damit nicht auf die umständlichen Sauerstoffflaschen angewiesen. Neben den großen Geräten im Krankenhaus gibt es auch kleine Heimgeräte, die nur etwa so groß wie ein 60-Liter-Abfalleimer sind. Damit (und einigen anderen Geräten) können auch Frühchen nach Hause entlassen werden, die noch Sauerstoffzuführung benötigen. |
Sauerstoffbrille | Heißt zwar Sauerstoffbrille, aber wird nicht auf, sondern unter der Nase getragen. Die Sauerstoffbrille ist ein dünner Schlauch mit zwei "Nippelchen", die etwa einen halben Zentimeter in die Nase hineinragen. Auf der anderen Seite des Schlauches wird Sauerstoff eingeführt (aus der Flasche oder aus dem Konzentrator), der mit Hilfe der Nippelchen punktgenau zugeführt wird. Bei Kleinkindern beginnen die Probleme in dem Moment, in dem sie stark genug sind, die Sauerstoffbrille abzureißen. |
Surfactant | Ein "Schmiermittel" im Lungeninneren, das ab der 35. Schwangerschaftswoche im Körper des Ungeborenen vermehrt gebildet wird. Das Mittel erleichtert die Entfaltung der Lungenbläschen vor dem ersten Atemzug und sorgt später dafür, daß die Lungenbläschen nicht miteinander verkleben. |
Wasserkopf | Ein Wasserkopf (auch Hydro-Enzephalitis genannt) kann bei Fruehchen als Folge einer Hirnblutung auftreten. Aus diesem Grunde wird regelmäßig der Kopfumfang gemessen; wenn der Kopf überdurchschnittlich wächst, ist rechtzeitiges Eingreifen geboten. |
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13.07.1998 | Anke, Guido & Michael | Get your own Free Home Page |