...
ein paar Gedichte und Geschichten
...
|
|
Guten Tag liebe Freunde, Ich bin Werner Meybaum ... ein Lorbass aus Ostpreussen ... ich stamme aus Marienthal - zwischen Jssglack und Drengfurth, Kreis Rastenburg Ich wohne in Minneapolis in Minnesota ... oft habe ich Heimweh ... Heimweh, gehoert und verstanden zu werden ... oft komme ich leer von der Heimat nach hause zurueck ... wieder einmal nicht gehoert ... wieder einmal nicht verstanden worden ... Hier schreibe ich ueber die Vorkriegsjahre, die Flucht aus Ostpreussen ... ueber das Frische Haff - steckengeblieben in Pommern - Angst - Durst - Hunger - Frieren - Typhus ... und wie ich totkrank, mit 5 jahren auf der Flucht in Bad Polzin, ploetzlich und traumatisch, von meiner Mutter fuer ein halbes Jahr getrennt wurde. Die Nachkriegsjahre haben mich auch fuerchterlich gepraegt ... mein Vater - Kriegsgefangenschaft - wir wohnten in den Fluechtlingsbaracken an der Bille in Wohltorf bei Hamburg, und in der Kampstrasse in Reinbek Mit 14 Jahren fing ich bei der Bahn an zu arbeiten ... und dann fuer die Spedition Bernhagen & Riege im Hamburger Hafen ... 5 Tage Arbeit ... 1 Tag Schule ... Ich habe nicht viel gelernt ... ich war billige Arbeitskraft Auf der Aussenalster habe ich segeln gelernt. Ich kam in Amerika mit 19 alleine an ... ich war fuer eine Woche wunschlos gluecklich ... ich habe geheiratet Auf der Hochzeitsreise wollte sich meine Frau trennen ... ich bekam panische Angst hinterlassen zu werden ... ich war fuer 30 Jahre verheiratet ... ich habe 2 Kinder und 4 Enkelkinder Ich bin hier nocheinmal fuer 5 Jahre zur Schule gegangen. Mein Lieblingsfach war Physik ... aber es wurde zu schwer fuer mich ... und so habe ich meine Schule im Maschinenbau beendet, und habe viele Jahre in der mechanischen Entwicklung von Komputers ... als Berater ... und als Lehrer gearbeitet. Ich habe von fruehmorgens bis spaetabends gearbeitet ... sorgte fuer meine Familie ... sowie mein Vater ... ich habe nicht geraucht und nicht getrunken ... ich bin zur Kirche gegangen Es fiel mir ... und faellt mir immer noch ... unheimlich schwer ... mir selbst was zu goennen ... dass nicht notwendig ist Auf meinen Web Seiten erzaehle ich ueber mein Boot bauen ... mein Haus bauen ... mein Zitter bauen und spielen ... mein Amateur-Radio spielen wb0gsx ... die Natur ... meine Naturphotography. Als die Enkelkinder noch in Windeln waren ... noch klein waren ... habe ich ein paar Tage in der Woche fuer sie gesorgt Ich trage alte Klamotten ... ich fahre alte Autos ... ich sammle alte Sachen Mein Lebenlang hatte ich meine Gefuehle runtergeschluckt ... ein paarmal landete ich im Krankenhaus ... aber keiner kam auf den wirklichen Grund meiner Schmerzen ... es ging mir noch nicht schlecht genung. |
Mit 44 Jahren
hat sich mein Leben geaendert. Fuer 17 Tage habe ich fremde Menschen
zugehoert und gelernt ... weniger zu wuenschen ... weniger Rat zu suchen
... weniger Rat zu geben ... dafuer mehr auf mich selbst zu vertrauen ...
meine eigene innere Stimme zu hoeren ... meine eigenen Wegweiser zu folgen
... meine eigenen Probleme selber zu lsssen. |
...
Mein Lebenslauf
wie es mir im leben so gegangen ist ...
von Werner Meybaum
ich bin
ein Lorbass,
ein Lausbub,
aus Ostpreussen
ich stamme aus marienthal
ein paar km westlich von drengfurth,
in der gegend etwas noerdlich von rastenburg
in ostpreussen
...
als
ich 4 jahre alt war
hat opa
uns auf das pump-pferd gesetzt
wir sind im kreis mitgeritten
das ging langsam
dann
hatte ich eine
spiel peitsche
das pferd ging nicht schneller
es ging hinten hoch
blieb stehen
wir flogen ueber seinen kopf
landeten im sand
...
einmal
hatten wir was angestellt
mutti war boese
wir krochen in opas bett
ich erinnere mich
an opas schuetzende arme
an mutties ausgestreckte arme
...
auf
dem bauernhof
war stefan und teodor
aus poland
wally und tanja
aus russland
...
ein paarmal kam stefan ins haus
suchte seine peitsche
die ich hinter dem wohnzimmerschrank versteckt hatte
...
eimal
spielten wir auf den boden
mutti rief uns zum essen
ich ging zu langsam
und so landete ich unten
mit gebrochener nase
...
zu
weihnachten
bewunderte ich eine eisenbahn
am naechsten tag
bin ich mit meinem onkel an der hand
zum teich gegangen
...
ein
anderes mal
spielte ich mit dem wachhund
er war halb schaeferhund halb wolf
er war an einer langen kette
ich
hatte einen besen
ich hatte spass
im gefecht
wurde der hund wuetend
es ist so schnell passiert
der hund hat den besen losgelassen
biss mich ins bein
...
oft kukte ich durch das schluesselloch
in das zimmer von meinem opa
und sah faesser mit wein
...
obwohl mein opa als baeckermeister angefangen hat
wurde opa bauer
sein bruder konnte nicht wirtschaften
und so hat
mein opa den bauernhof uebernommen
...
im
stall waren arbeitspferde
und am ende zwei reitpferde
auf den liegenden arbeitspferden
bin ich rumgeklettert
die zwei reitpferde
habe ich bewundert
die
wurden fuechse genannt
weil ihre farben so waren
die
fuechse hatten es gut
weil die anderen pferde
am tag schwere lasten zogen
haben die fuechse
von der weide aus
zugesehen
die
fuechse
waren in der nachbarschaft bekannt
vielleicht
weil sie so gut aussagen
mit ihrem glaenzenden fell
vielleicht
weil sie ihren kopf so hoch hielten
damit ihre identischen markieruingen zu sehen sind
vielleicht
weil sie so stolz
die kutsche zogen
es
kann auch sein
das sie von geburt
fuer feine sachen bestimmt waren
zuhoeren
konnten
traniert waren
gehorchten
wenn
meine eltern zum
einkaufen
oder zur kirche fuhren
oder wenn bauern
in der nachbarschaft
eine hochzeit oder ein fest hatten
dann kam
es vor
dass
die fuechse
in voller tracht
die kutsche
durch die alleen ziehten
...
mutti
hatte 8 geschwister
davon einen brueder in hamburg
und so kam es
dass meine tante mit kinder aus hamburg zu uns kamen
...
im sommer bin ich barfuss rumgelaufen
...
im
winter wurden die federbetten
vor dem schlafengehen
am kachelofen
vorgewaermt
...
ein
tag
kam der postbote
mutti
weinte
papa war in anzio italien vermisst
tage oder wochen spaeter
kam der postbote
mutti
strahlte
papa war gesund
papa
war von nebelbomben umgeben
hoerte stimmen um sich
hat
sein gewehr abgelegt
ist
die stimme gefolg
und so kam papa
in amerikanische kriegsgefangenschaft
auf
einer wiese traf papa
seine kameraden
dann ging es zuerst nach afrika und
dann im schiff nach amerika
...
es war winter
auf dem bauerhof waren soldaten
mit einem panzer bei uns untergebracht
ich habe mutti so lange gebettelt
bis ich einmal im panzer mitfahren durfte
im pazer war es so kalt
meine nase fror an
...
wochenlang waren unsere wagen beladen
fertig fuer die flucht
die erlaubnis kam nicht
...
24.
januar 1945
der
postbote kommt
nachricht von papa
ich
bin in amerka
mir geht es gut
am
abend
war der himmel rot
mit feuer ueber drengfurt
die russenmaedchen
bettelten mit mutti
sie wollten mich haben
mich mit nach russland nehmen
sie hatten angst
dass ich den krieg nicht ueberleben wuerde
an den abend
sind wir mit drei wagen gefluechtet
wir ... opa ... familie hoffman
an der ecke vom bauernhof
und der strasse
von drengfurt nach marienthal
blieb ein wagen stecken
der wagen wurde abgeladen
und leute und sachen
auf die anderen beiden wagen verteilt
die
erste nacht
hielten wir bei neumann
verwandte von papas mutter an
mutti half mit den schlachten von enten
und den federpfluecken
mitti
hatte husten und eine grippe
holte was dafuer von der apoteke
opa
meinte
wenn wir nicht so weit
fahren
dann brauchen wir inicht so weit zurueckfahren
opa hatte das schon mal
im ersten weltkrieg so erlebt
wir trafen
buergermeister lemke
die
strassen waren verstopft
so fuhren wir ueber felder
nach bartenstein
mitten
in der nacht
hoerten wir
schnell weg ... die russen kommen
mutti traf kurz noch ihren vater
mutti
trank einen starken grog
...
vor
landsberg
war ein steiler berg
die pferde von zwei wagen
zogen einen wagen hoch
dann wurden die pferde abgespannt
und holten den anderen wagen nach
in
landsberg
war ein militaerlager
da blieb alles stehen
die
russischen soldaten
schossen aus dem wald
von der rechten seite
die
deutschen soldaten
schossen aus dem strassengraben
von der linken seite
wir
waren in der mitte
die schiesserei
das geschrei
wurde zu laut fuer mutti
mutti verlor ihren kopf
mutti
fragte ein soldat
was sollen wir machen ?
lassen
sie alles stehen
die kinder sind nicht mehr zu ersaetzen
so
wie wir in den federbetten waren
hat mutti uns rausgezogen
so sind wir losgelaufen
mutti
hat ihre handtasche vergessen
mit ihren bildern
mutti
hat opa vergessen
aus dem zweiten wagen mitzunehmen
so
wir wir waren
so sind wir losgelaufen
ich
wurde durstig
leckte schnee
meine
beine taten weh
mutti
hat mich im arm getragen
bis auch sie muede war
meine schwester war sieben
und sie konnte auch nicht mehr weiter gehen
aber mutti
hatte keine kraft mehr
sie zu tragen
und so ist
meine schwester
mit ihren kleinen fuesschen
mit ihren kleinen beinchen
die strecken selbst gegangen
im
kalten winter
auf eis
durch schnee
an einer strassenecke
hat uns ein soldat
in einer kutsche
fuer ein stueck mitgenommen
dann waren wir mit anderen fluechlingen
auf einen damm
auf dem damm
gingen wir auf eisenbahnschwellen
mutti
hatte einen sack zucker
in einen kinderwagen
mit silber bestecke gefunden
und mitgeschleppt
ein
flugzeug
kam von vorne
auf uns zu geflogen
wir rollten
mit kinderwagen
zucker und besteck
den damm runter
wir
gingen
auf den eisenbahnschwellen weiter
ich
blieb stehen
ein soldat im schwazen mantel
lag auf den gleisen
mit dem kopf auf einer schiene
mit seinen beinen auf der anderen
seine augen waren offen
sahen zum himmel
sein mud war offen
als ob er was sagen wollte
ich
stieg ueber
den toten soldat
wir
gingen weiter
in
einem dorf
auf dem marktplatz
voll mit fluechtlinge
weinen geschrei
hoerte meine schwester
die stimme von opa
opa
fragte
habt ihr was gegessen
wartet hier
da ist eine baeckerei
ich hole was
dann
kamen flugzeuge runter
auf uns zu
wir liefen weg
und haben unseren lieben opa
das zweite mal verloren
nie
wieder
gesehen
nie
wieder
seine stimme gehoert
nie
wieder
auf seinem schoss gesessen
nie
wieder
seine arme ums uns gespuert
nie
wieder
seine liebe gespuert
.
. .
mutti kam nach heiligenbeil
wo sie als kind gewohnt hatte
und bekam ein fahrrad
der
letzte weg rauszukommen
war zu fuss
ueber
das frische haff
am
rand
war wasser ueber das eis
dann sind wir zu fuss
mit anderen fluechtlinge
hinter pferde und wagen gegangen
mutti rutschte aus
und lag ohnmaechtig auf ihrem ruecken
ich
fing an zu weinen
am
abend
sah ich links ein flugzeug
das auf dem eis abgestuerzt war
als
es stockdunkel war
sah ich laternen
die hin und her geschwunken wurden
damit wir gewarnt wurden
und nicht in die loecher fallen
am
land war eine huette
voll mit totmueden menschen
am
naechsten morgen
in einem fichtenwald
waren offene Lastwagen
voll mit fluechtlingen
meine
schwester
und ich waren hochgehoben
dann war kein platz
mehr fuer mutti
mutti
sollte den naechsten lkw nehmen
denn sie fahren alle zur gleichen stelle hin
aber
mutti
hat ihr fahrrad
auf das andere lkw gebracht
ist zurueckgekommen
um mit uns zu sein
und
dann ging es
nach danzig-neufahrwasser
als
wir ankamen
war der andere lkw
mit fahrrad
nicht zu finden
dann
sind wir fuer eine nacht
mit einem schiff gefahren
und in pommern ... vielleicht in stopmuende
wurden wir ausgeladen
zu fuss ging es weiter
es
war
ruhig
wir dachten
der krieg waere vorbei
...
dann
an einem tag
wir waren auf suche nach essen
ich hatte eine jacke
mit taschen an den seiten an
wir
hatten eier gefunden
und meine beiden taschen waren voll
wir
waren
auf einem sand weg
mitten auf einer strasse
an beiden seiten waren haeuser
auf einmal
fing das geschrei
und gewehrschiessen an
ein soldat
hatte uns
und ein paar familien
zusammen im kreis
schoss
in die mitte
verlangte
nach uhren ringe wertsachen
wenn die frauen
nichts mehr hatten
schoss er wieder
sein automatisches gewehr
in die mitte
sand spritzte in meine augen
mutti
zog ihre armbanduhr und ring ab
und schluepfte sie zu den eiern in meiner tasche
ich drueckte
vor angst
die eier
in meiner jacke kaputt
dann sind wir weitergelaufen
wir waren in einem haus
mit anderen fluechtlingen
soldaten kamen rein
holten frauen raus
mutti
bettelte und weinte
sie hatte
eine offene wunde am bein
zeigte
es dem soldaten
ein
anderes mal
war ich alleine draussen
kam reingelaufen
sagte zu mutti
da macht
ein mann
eine frau tot
...
ein
anderes mal
wir waren draussen
alle kinder waren zusammen
da
war eine scheune
mit so viel geschrei von der scheune
irgenwie
habe ich in erinnerung
dass die soldaten wollten
dass die kinder dass geschrei hoeren
dass die kinder zusehen
...
dann
haben wir uns besser
unter dem stroh
unter dem heu
in staelle versteckt
dann
waren wir ruhiger
haben leiser geatmet
tag und nacht waren wir vorsichtig
...
einmal
wir suchten was zum essen
wir kamen in ein dorf
mutti
blieb ploetzlich stehen
hielt meine hand fester
dann sah ich
was mutti sah
drei soldaten
sassen auf einem bauernhof
an einem feuer
einer
stand auf
kam uns entgegen
kukte uns an
streichelte meinen kopf
vielleicht
spuerte er unsere angst
vielleicht
erinnerete er sich
an seinen sohn
an seine tochter
an seine frau
er streichelte wieder meinen kopf
gab mir ein handschuh
gab uns aus seiner schuessel zu essen
und liess uns weitergehen
...
dann
kamen wir zu einem kinderheim
mit kindern ... ohne eltern
da durften keine soldaten reinkommen
da
blieben wir eine zeit
ich kann mich erinnern
das brot kam auf einem teller
da
war
ein stueck brot fuer jeden
jeder kukte zuerst
welches stueck
am groessten war
wenn
mutti
nicht schnell genung war
ihr brot zu essen
und runterzuschlucken
hab ich es mutti
aus dem mund gebettelt
so ausgehungert war ich
dann
durften wir
nicht laenger im kinderheim bleiben
...
dann
sind wir in vietzow
zwischen bad polzin und belgrad
auf den gut
'von kleist'
steckengeblieben
mutti
hat auf den feldern
mit anderen frauen gearbeitet
...
es
war
ein warmer tag
die frauen
kamen von den
feldern gelaufen
mit freude ...
mit armen hoch ...
deutsche
soldaten kamen
in langen kolonnen
die frauen dachten
ihre maenner kommen sie befreien
als sie naeher kamen
fingen sie an
zu weinen
fingen sie an
zu
schreien
fingen
sie an
zu jammern
deutsche soldaten maschierten in gefangenschaft
meine schwester
holte unser verstecktes brot
fuer die soldaten
der krieg war vorbei
das elend fing an
ich wurde krank
mit typhus
mutti
konnte mich nicht wieder heil machen
mutti
bekam pferd und wagen
zum krankenhaus nach bad polzin
so 15 km suedlich
ein polnischer doktor untersuchte mich
und sagte ...
dass tut ihm leid ...
er kann auch nichts mehr fuer mich tun ..
und kein platz waere fuer mich vorhanden
und erzaehlte mutti seine lebensgeschichte
wie es ihm so gegangen ist
wie er seine frau
und seine kinder
verloren hatte
eine krankenschwester begleitete mutti raus
auf der treppe vor dem eingang
bettelte mutti mit der krankenschwester
so schwach wie ich war
hatte ich alles verstanden ...
alles mitbekommen ...
so schwach wie ich war
verklammerte ich mich
mit meinen kleinen fingern
in die strickjacke
von mutti
so schwach wie ich war
erinnere ich mich
wie die beiden
meine fingerchen
losmachten
ich erinnere mich
wie ich in einer krippe lag
in ein zimmer
mit zwei verbundenen soldaten
ich
erinnere mich
wie ich die fensterwand nach draussen sah
mit vielen kleinen fernstern
und wie ich dachte
durch ein kleines fenster rauszukommen
und mutti
nachzulaufen
als ich aufstehen wollte
war mir mein kopf zu schwer
ich
konnte
meinen kopf
nicht hochheben
ich
war ohne kraft
ich
war zu schwach
mein typhus
tat mir nicht weh
was
mir so weh tat
war
die trennung
die trennung von mutti
und so muss ich
mit meinen innerlichen schmerzen
mit meinen innerlichen schreien
eingeschlafen sein
die
krankenschwester
der doktor
haben mein tyhus
behandelt
und ich lernte
meine
'emotional' wunden
zu bedecken
zu verstecken
und so sah keiner ...
meine innerlichen wunden
und so hoerte keiner ...
mein innerliches schreien
...
einmal
kam mutti zu besuch
dann durfte mutti nicht mehr reinkommen
es war zu schwer
fuer die krankenschwestern
mich hinterher
zu beruhigen
spaeter
konnte ich in der krippe stehen
konnte ich mich am gitter festhalten
ich war in meiner krippe
in einem saal
mit vielen anderen krippen und kindern
an einem tag
war mutti zum besuch gekommen
strand draussen am fenster
die krankenschwester ging zum fenster
schob die gardine zur seite
sodass
mich
mutti
sehen konnte
in dem augenblick
sah ich zum fenster
sah ich
mutti
wieder
zuviel aufregung
wieder
fing ich an zu weinen
fing ich an zu schreien
es
war
zuviel arbeit
fuer die krankenschwestern
mich
und dann auch noch
all die anderen kindern
die mitweinten
die mitschrieen
zu beruhigen
nun
durfte mutti
auch dass nicht mehr tun
...
in
der zeit
wurden fluechlinge
nach hause geschickt
aber weil ich noch im krankenhaus
war
blieb meine mutter weiter auf dem gut in vitzow
...
dann
war es ernte
mutti bekam keinen wagen und pferde zum besuch
es
war spaetherbst
ich war gesund
und mutti kam und kam nicht
um mich abzuholen
jeder arbeiter wurde gebraucht
jedes pferd und jeder wagen wurde gebraucht
...
dann kam eine polnische familie
und wollte mich adoptieren
...
zu der zeit
ueberhoerte mutti auf dem gut
dass der meybaum jung
im krankenhaus gestorben ist
...
im letzten augenblick
kam mutti
aber
ich kann mich
an den tag
an den moment
an der begegnung
nicht erinnern
...
dann
bekamen einige familien die erlaubnis
mit dem zug von blegrad zum nach berlin zu fahren
meine mutter bettelte mit dem polnischen burgermeister
zum schluss
sagte er
sie sind nicht auf der liste
ich kann das auch nicht aendern
gehen sie
'aber niemanden von diesem gespaech erzaehlen'
...
und so sind wir
im dunklen
abends losgegangen
durch die nacht gegangen
so 15 km
von vitzow nach belgrad
in gueterwagen
wurden wir eingeladen
in
berlin
fluechtlingslanger schalottenstrasse
wurden wir entlaust
mit weissem
puder
dann
ein paar wochen spaeter
ging es weiter
von berlin nach buechen
der zug fuhr langsam
hielt oft an
soldaten haben noch dass letzte
was menschen hatten
weggenommen
mutti hatte einen schafs-fell-mantel an
den sie vorher im dreck gezogen hatte
und von aussen nach innenn trug
ein soldat entdeckte ihre tarnung
zog ihr den mantel aus
gab mutti einen stoss
auf ihre brust
mit dem ende
vom seinem gewehr
ein
alter mann weinte und schrie
seine fuesse waren geschwollen
wie ihn ein soldat
seine stiefel ausziehen wollte
...
es war dunkel
wir kamen an der zonengrenze in buechen
oestlich von hamburg an
dann
waren wir in einen stroh bedeckten saal
in einer gastwirtschaft
in wohltorf
20 km oestlich von hamburg
am
naechsten tag
sah ich kinder
durch ein geflochtenden draht zaun
die mich ankukten
die ich ankukte
...
dann
wurden wir in einem fluhr untergebtracht ...
es war so ein kleines eingangs-zimmer zu einem haus
mit einer scheibe ueber der tuer
wo licht reinkam
...
mutti
hat fuer die pfarrer familie schroeder
gearbeitet
im haushalt
und beim baeume faellen und saegen geholfen
...
meine
schwester ging zur schule
ich blieb im
zimmer und wartete
oft lag ich lange im bett
ich sah wie sich die schatten an der decke bewegten
wenn leute auf dem buergersteig entlanggingen
oft traeumte ich
wenn wir die flucht nocheinmal machen muessten
dann wuerde ich mich auf ein pferd von uns setzen
und die strecke reiten
...
da
waren
zwei tueren im zimmer
die eingangstuer
die kuechentuer
die kuechentuer war zugeschlossen
der geruch
vom kochen
kam durch
die
geraeusche
vom essen
kamen durch
...
ich kann mich erinnern
durch die nachbarschaft zu gehen
in muelleimer nach essen zu suchen
mutti war so stolz auf mich
als ich einmal nach hause kam
mit kartoffelschalen
an dem abend
machte mutti
kartoffelpfannkuchen
...
einmal
war ich draussen
und wollte auch schlittenfahren
und so habe ich zigaretten
die papa aus amerikanischer kriegsgefangenschaft schickte
fuer das schlittenfahren eingetauscht
als
mutti das spaeter merkte
bekam ich mit dem besen so eine pruegel
dass der besenstiel gegen einen tisch zerbrach
und mutti mit mir unter dem tisch kroch und mitweinte
ich hatte keine ahnung
wie wertvoll die zigaretten
fuer unsere lebensmitteln tausch waren
...
dann durfte mutti mich mit zur arbeit mitnehmen
und ich durfte mit dem maedchen vom pfarrer spielen
und ich durfte am tisch mit dem maedchen mit-essen
einmal hat mich der pfarrer erinnert
dass wir die teller nicht auslecken
...
einmal
hat der pastor in der kirche gesagt
er kennt eine familie die nachts frieren
ein paar tage spaeter
schliefen wir wieder unter einem federbett
...
dann
kam
mein erster schultag
vor der schule
stand ich in einer schlange
mit kindern und muetter
als
ich rankam
baeugte sich der lehrer
und fragte
wo ist deine mutter
dann sagte er
laut ...
dass ihm alle hoerten ...
kukt euch mal diesen jungen an
er
hat keine mutter
er
hat keinen ranzen
er
hat keine tafel
er
hat keine tuete
und er weint nicht
das war das erste mal
das war das letzte mal
dass ich in der schule gelobt wurde
mein innerliches weinen
mein innerliches schreien
sah und hoerte keiner
...
am
weissen rand von zeitungspapier
habe ich meine buchstaben geuebt
spaeter erinnere ich mich
an ein radiergummi
und loeschblatt
und mit einer feder und tinte zu schreiben
...
einmal
fragte mutti
'wollt ihr mir helfen wilde blumen in den feldern zu pfluecken'
wenn ihr fleissig seit
bekommt du eine puppe
und du eine windmuehle zu weihnachten
so
haben wir wilde blumen gepflueckt
sind mit der dampfeisenbahn
von wohltorf nach hamburg hauptbahnhof gefahren
und dann umgestiegen nach altona
im zug ... sah ich aus dem fenster
da waren soviele haeuser zu sehen
die sahen so aus wie puppenhaeuser
da fehlten die aussenwaende
soviele steine
soviele truemmer
am
bahnhofeingang von altona
gab uns mutti jeden ein paar blumenstraeusse
und mutti sah zu
wie wir die blumen verkauften
dann
brachte uns mutti mehr blumen
bis alle verkauft waren
dann sind wir ein paar strassen weiter
zu onkel ernst und tante agnes gegangen
onkel ernst war mutties bruder
...
es
waren monate vergangen
ich hatte das versprechen von mutti vergessen
...
es
war heiligabend
mutti schloss die tuer zu
nahm uns bei der hand
und so sind wir zur kirche gegangen
wir haben die glocken gehoert
da
war ein tannenbaum mit kerzen
wir haben das grippenspiel bewundert
wir haben gebetet und gesungen
und sind nach hause gegangen
als
mutti die tuer aufmachte
das licht anmachte
da stand eine windmuehle
da lag eine puppe
jahrelang
konnte ich nicht verstehen
habe ich mich gewundert
wie das moeglich war
in meinem kopf
habe ich meine erinnerungen immer wieder hervorgerufen
habe ich gesehen wie mutti die tuer zugeschlossen hatte
wie war es moeglich
dass der weihnachtsmann reingekommen ist
da war doch nur das kleine fenster
ueber der tuer
und das war auch zu ...
...
als ich so 9 war
wir drei waren am
einschlafen
in einem bett
klopfte es an der tuer
meine
angst kam zurueck
mein atmen wurde leiser
wir hielten uns fester
mutti
hoerte ihren namen
"graetchen"
sprang aus dem bett
oeffnete die tuer
und hielt papa in ihren armen
...
am
naechsten tag
habe ich papa bewundert
als
ob ich ihn niemals zuvor gesehen haette
jahrelang
hatten wir
fuer seine gesunde rueckkehr gebetet
nun stand papa vor mir
...
papa packte seine sachen aus
da war ein muehle spiel
mit
scharz roten feldern
und scharz und rote runde stuecken
eine bibel
mit stempel drin
von den verschiedenen pow camps
in denen papa in amerika war
dann
war da sein geschirr
sein teller
seine loeffel
aus alluminium
sein bart
und geschichten
auf
der ueberfahrt im schiff wurde papa so seekrank
bis papa sauerkraut bekam
dann ging es ihm besser
wie ueberrascht papa war
als papa in amerika ankam
mit dem zug sind sie lange gefahren
ohne zu wissen ... wo sie hinkamen
die erste nacht im lager
da war ein bett
mit weissen laken
unten und oben
und am nachttisch
lag eine orange
wie papa spaeter in amerika baumwolle geflueckt hat
wie schwer es am ersten tag war
den langen sack mit baumwolle mitzuschleppen
wie pricklich es war, die baumwolle abzunehmen
wie mit jeden tag
der sack voller wurde
dann hat papa geholfen
erdnuesse zu ernten
und
jedesmal wenn nach freiwillige arbeiter gefragt wurde
meldete sich papa
so ist papa
vom norden bis zum sueden von amerika gekommen
von den stempeln und erinnerungen
war papa in pow camp in algona, iowa
in mississippi alabama tennissee kentucky
...
einmal
arbeiteten sie bei einem bauer
ein waechter war eingeschlafen unter einem baum
ein jeep mit military police kam gefahren
papa lief zum schlafenden waechter
weckte ihn auf
ein
anderes mal
sah papa
wie ein auto ohne dach die strasse entlangfuhr
mit singenden schwarzen maennern
ohne lenkrad
sie steuerten das auto
mit einer angeklemmten zange
...
wir
lebten alle vier
eine zeitlang weiter im fluhr
es
war sommer
ich spielte draussen
machte meinen 'spiel zement' aus sand und wasser
und war dabei einen riss im haus damit vollzuschmieren
mit einem lauten kraeftigen
... nein ... nein ...
dass ist nicht unser haus ...
wurde mein spielen unterbrochen
ich
hab mich so erschrocken
und fuer mich
war dass wo ich anfing
angst vor papa zu haben
...
es
klingelte
es war pause
ich war der letzte rauszugehen
ich sah den fuellfederhalter von meiner lehrerin
auf ihrem tisch liegen
ich nahm ihn
steckte ihn in meine tasche
draussen zeigte ich ihn meinen freund
'woher hast du den"
von meiner tante
die
lehrerrin suchte ihren fuellfederhalter
fragte ob ihn jemand gesehen hatte
mein freund sagte
werner hat ihn mir gezeigt
ich schaemte mich
ich gab ihr den fuellfederhalter zurueck
sie
brachte mich zum schulleiter
er sah nicht meine angst
er hoerte nicht mein innerliches schreien
er sah nicht meine innerlichen wunden
er verpruegelte mich
ich weinte nicht
er schickte mich nach hause
die schueler
erinnerten mich jahrelang hinterher
dass ich ein 'klauer' bin
das tat mir am meisten weh
...
dann
ist es passiert
dass ein anderer junge
ein paar bunte stifte von einer mitschuelerin nahm
und ich zu ihm 'klauer' sagte
das
tat ihm weh
aber er ... erzaehlte es seinem vater
sein vater kam zur schule
ich bekam eine pruegel
...
ich habe mich gewundert
wie das moeglich ist
dass mich alle mit 'klauer' anrufen duerfen
aber ich darf es nicht
...
einmal
fragte der lehrer
'werner willst du englisch lernen
oder in der zeit ... in meinem garten arbeiten ?'
wenig
war mir meine zukunft bekannt
oder ... dass ich in 10 jahren
in ein englisch sprechendes land leben werde
...
dann
sind wir umgezogen
von einem ende vom dorf
zum anderen ende
die zimmer wurden getaeuscht
eine alleinstehende frau zog in unser kleines zimmer
wir zogen in ihr groeseres zimmer
unsere sachen waren in einem haufen
am eingang im korridor
da waren zwei tueren
es waren keine gewoehnlichen tueren
die tueren schwangen in beide richtungen auf und zu
und kamen von alleine
zur mitte zurueck
links
... hinter diesen schwingetueren
war das zimmer wo wir
einziehen sollten
aber die frau war nicht zuhause
so blieb ich da alleine
habe auf unsere sachen aufgepasst
bis leute kamen
und die haben die tuer aufgemacht
und haben das zimmer ausgeraeumt
dann sind wir eingezogen
dann
lebten wir da
in diesen fluechtlingsbaracken
an der bille
in einem zimmer
aber diesesmal
war das zimmer vielleicht viermal so gross
und hatte
ein richtiges fenster
direkt vor dem fenster
waren schuppen fuer uns
hinter
diesen schuppen
rechts aus dem fenster
ware ein langer holzschuppen
mit einer tuer
fuer jede familie
links waren die toletten
zwischen den toletten und den holzschuppen
war ein steiler berg runter zur bille
da wurde das abwaschwasser runtergeschuettelt
auf
der anderen seite der bille
war eine wiese
...
links
von der baracke war ein zaun
dahinter war eine chemische fabrik
auch in einer baracke
...
in
der mitte vom zimmer
im fussboden
war eine tuer zum keller
da ging eine leiter runter
unten war alles offen
zu den nachbarnkellern
unten war sand
...
draussen sahen wir enten
sind hintergelaufen
so wie wir es auf der flucht so oft gemacht hatten
haben sie gefangen
und ihnen den hals umgedreht
wir
kamen haendevoll mit enten nachhause
wir waren stolz
mutti und papa waren traurig
am
abend
nahm uns papa mit den toten enten
zu den einheimischen leuten
denen die entern gehoerten
ich
schaemte mich
die strafe tat weh
...
im
zimmer war ein bett
fuer mutti und fuer meine schwester
da
war ein bett
fuer papa
ueber das bett von papa
war mein bett
mit stroh matrazen
ein
herd
fuer holz und kohle
zum kochen und heizen
an
der wand hat papa ein paar bretter festgemacht
fuer die pfanne
fuer den kochtopf
fuer die teller
einmal in der woche
hat mutti wasser warm gemacht
mich in einen grossen topf gestellt
und mich von oben bis unten gewaschen
bis
es mir einmal genug war
und ich sagte
ich kann es selber machen
...
in der mitte
von der baracke
war ein korridor
mit einer birne in der mitte
am anderen ende
von der baracke
war ein wasserhan
ab
und zu habe ich den flur gefegt
zuerst mit wasser bespritzt
sodass es nicht so staubt
da waren so 10 tueren
an beiden seiten vom korridor
...
die
waende nach aussen und zwischen den raeumen
waren aus bretter gemacht
im winter war es kalt
wir hatten
klunkersuppe kartoffeln und herringe zum essen
wir haben die teller ausgeleckt
...
mutti
war eine gute mutter
mutti
sorgte fuer mich
kuemmerte sich um mich
nebenbei
hat mutti
in der gastwirtschaft
auf der anderen seite von der bille gearbeitet
sie hat die teller abgewaschen
sie hat uns kuchen mitgebracht
dass andere leute
auf dem teller zurueckgelassen hatten
wenn
ich morgens mein brot zur schule vergessen hatte
kam mutti mir nachgelaufen
nebenbei
hat mutti
fuer uns
fuer andere
gestrickt und genaeht
...
papa war ein guter vater
papa
hat nicht geraucht
hat nicht getrunken
papa
hat sein leben lang
von morgens bis abends
fuer uns gesorgt
wir
haben am rand von kartoffelfelder
auf das signal vom bauer gewartet
dann stuermten wir
mit anderen fluechtlingen auf das feld
um kartoffeoln nachzuhakken
wenn
wir beim kartoffelnhacken glueck hatten
waren wir leise
damit die anderen fluechtlinge nicht kommen
damit wir die kartoffeln selbst finden
...
am tag
hat papa fuer einen bauern gearbeitet
dann jahrelang
fuer das englisches militaerlager in glinde
...
das geld wurde gespart
zuerst fuer ein fahrrad fuer papa
dann fuer einen holzwagen
der holzwagen war so gebaut
wie ein kleiner leiterwagen
wo mutti und papa vorne zogen
und wir hinten schiebten
...
oft
hoerte ich
dass meine schwester fleissiger war als ich
beim nachstoppeln
beim wagen schieben
...
einmal
hat mutti uns losgeschickt
in einen wald
jeder mit einer alluminum kanne
meine
schwester kam zurueck mit voller kanne blaubeeren
ich kam zurueck mit vollem bauch
...
einmal
haben wir buchackern gesammelt
sodass mutti dafuer ihr fahrrad kaufen konnte
...
ein tag kam papa mit gesenktem kopf nach hause
ich hatte mitbekommen
papa war entlassen worden
ohne zu fragen
hatte papa naegel bei der arbeit
in seine tasche gesteckt
wurde am ausgang angehalten
wurde entlassen
ohne ein wort
mit der familie
oder mit mir
darueber zu reden
wurde das geheim gehalten
ich schaemte mich
...
dann
hat papa
am tag und in naechten
kohlen geschaufelt
als heizer fuer die kasernen in wentorf
dass voll mit fluechtlingen war
...
dann
musste papa nocheinmal zur schule gehen
um zu lernen
die heizung
zu bedienen
als
kind
ging papa im winter schule
im fruehjahr und im herbst
ging papa nicht viel zur schule
in der zeit hat papa seinem vater auf dem bauernhof geholfen
dafuer bekam der lehrer eier und butter
und
so habe ich die schreibsachen
von kleinen buchstgaben
auf grosse buchstaben
umgeschrieben ...
damit papa es lesesn konnte
damit papa es auswendig lernnen konnte
bei
der abschlusspruefung hatte papa auch angst
einige von seinen mitarbeitern
konnten den druck von den fragen nicht aushalten
und sind aus dem zimmer gegangen
papa war stolz
das er es ausgehalten hat
...
am wochenende hat papa
in den gaerten fuer reiche
leute gearbeitet
manchmal hat papa die pferde am sonnabend bekommen
und ich habe das pferd vor dem flug geleitet
fuer kartoffeln und zuckerrueben felder
so oft traeumte ich
den flug zu halten
hatte aber nicht meinen mut gefunden
papa zu fragen
...
am
anderen ende von der baracke
unter dem wasserhan
war ein richtiger keller
mit einer grossen kessel
da haben mutti und papa sich angemeldet
um die waesche
zu kochen
zu stampfen
zu waschen
...
oft
haben mutti und papa
in dem kessel zuckerrueben gekocht
und syrup gemacht
irgendwie
kann ich mich noch heute an brot erinnern
mit den geschmack von den surup
...
es
dauerte auch nicht lange
und mutti backte wieder kuchen
ja
ihr vater hatte in kutten
eine kleine landwirtschaft mit einer konditorei
beide opas waren baeckermeister
und so hat mutti das kuchenbacken gelernt
oft
habe ich gesehn
wie stolz mutti
auf ihre kuchen und torten war
der
kaffe war zuerst kein richter kaffee
er war von roggen gemacht
meine wertvollsten erinnerungen
haben irdgendwie etwas mit kaffe und kuchen zu tun
...
in der schule bekamen wir schokoladensuppe aus amerika
...
dann fing papa an
alte bretter zu sammeln
und schuppen an den baracken anzubauen
zuerst
hatte papa einen hammer ... aber keine zange
und so hat papa mir gezeigt wie man einen nagel zuerst umbiegt
um ihn so leichter aus einem alten brett rauszuziehen
und dann den nagel wieder mit dem hammer gerade macht
dann
habe ich zugesehn
wie papa aus dem leder von weggeschmissenen schuhen
ein paar scharniere machte
damit die tuer zum schweinestall
auf und zu ...
zu machen geht ...
...
einmal
kam papa nach hause
rief uns zusammen
mit grosser freude oeffnete papa langsam seine brottasche
da war ein kleines weisses ferkelchen
...
und so langsam erweiterte sich unser vieh
wir hatten wieder
kaninchen kuecken huehner
kleine entchen und grosse enten
gaense schafe ziegen schweine
wie ein kleiner bauernhof
ich habe zaertliche erinnerungen
kueken in meiner hand zu halten
ihnen zuzusehen
wie sie meine spucke
aus meinem mund
getrunken haben
ich hatte spass
mit den kleinen ziegen
und war vorsichtig
mit den grossen ziegen
denn es kam vor ...
dass sie ... mit ihrem kopf ... stossen
...
oft
kam ich von der schule nach hause
fand einen zettel auf dem tisch
das essen ist im bett
komm auf das feld
im
bett war ein topf mit reis
auf dem feld waren die fluechtlinge beim nachstoppeln
...
ich kann mich erinnern
es war kalt
meine tante anna und onkel otto kamen von elmshorn
zum schweineschlachten
da
war ein langes becken aus holz
da war ein nachbar
das schwein wurde betaeubt
mutti war da mit einer schuessel
um das blut aufzufangen
das
schwein lag im becken
kochendes wasser wurde ueber das schwein gegossen
um die haare zu entfernen
da
war eine holzleiter an der baracke gestellt
das schwein wurde mit den hinterfuessen
an der leiter aufgehaengt
der
bauch wurde aufgeschnitten
ein mann kam
mit einem mikroskop
stempelte das schwein
er bekam was gebratendes vom schwein zum essen
fuer uns machte mutti blutpfannkuchen
dann wurde der darm saubergemacht und gewaschen
und wurst gemacht
da
war eine tonne
da wurde fleisch mit salz gehalten
papa
brachte fleisch zum raeuchern
wir hatten wieder genug zu essen
...
oft
habe ich mutti beim ausschneiden von stoff geholfen
ein model wurde zuerst auf zeitungspapier uebertragen
mit einem kleinen hand-raedchen
und dann ausgeschnitten
oft habe ich mutti zugesehn
wie sie naehte
...
im
spaetherbst hat papa holz gesammelt
baumstumpen ausgebuettelt
einmal
sah ich papa zu
wie papa mit einen schlaghammer
eisenkeilen in einen baumstumpen klopfte ...
dass
war schwere arbeit
papa ruhte sich aus
und machte eine pause
und sagte dann zu mir
geh zur seite
ich habe von der seite aus weiterzugesehn
und dann ist es passiert
der schlaghammer kam vom stiel los
und flog dort hin
wo ich einen moment vorher stand
wir
kukten uns beide an
ohne ein wort zu sagen
...
meine
schwester und ich hielten das holz auf den saegebock
mutti und papa saegten
mit einer langen und breiten saege hin und her
...
dann
wurde das holz in kleine stuecke gespalten
und im kreis
wie eine pyramiede aufgestapelt
ja, irgendwie war es wichtig
das der stapel gut aussieht
...
ja, papa war ein guter vater
papa war der beste vater in der welt
sein lebenlang
hat papa fuer uns gesorgt
hat papa sein leben fuer uns geopfert
wenn papa zu weihnachten eine tafel schokolade vom arbeitsgeber bekam
hat papa es nicht selber gegessen
hat papa es mit nach hause gebracht
und hat es mutti gegegen
...
oft
war es meine arbeit
die ziegen
die schafe
morgens zur weide zu fuehren
abends nach hause zu fuehren
morgens
konnten die tiere nicht schnell genug hinkommen
ich hatte beide haende voll mit ketten
um sie zurueckzuhalten
an einen langen hohen zaun entlang
dann links ab zur bille
da
war eine grosse bruecke ueber die bille
und dann eine kleinere bruecke
da war ein steiler berg hoch
und dann ein weg zwischen zwei felder
links vor der gastwirtschaft
wo mutti manchmal arbeitete
da war ein kleines haus
mit fluechtlinge
hinter dem haus war eine wiese mit einen bach
und da suchte ich eine neue stelle fuer die tiere
sodass
die kette auch lang genug war
um im bach
wasser zu saufen
...
abends
hat mutti mich erinnert
dass ich die tiere nicht laufen lasse
damit sie ihre milch nicht verlieren
...
im
winter bekamen die ziegen zuckerrueben
die milch schmeckte mir nicht mehr
sie war mir zu suess
so hat muttie versucht mich zu taeuschen
und mir halb milch und halb ziegenmilch gegeben
aber ich habe es doch geschmeckt
...
ich mochte auchen keinen fisch mehr essen
so hat mutti fuer mich ausnahmen gemacht
...
dann
habe ich fuer ein paar jahre
tennisbaelle im tontaubenclub
in wohltorf gesammelt
oft fuer einen tennislehrer
ab und zu fuer einen doktor
manchmal kam es vor
dass der doktor sich bein spielen so aergerte
und mir einen tennisball am kopf schoss
ich
habe mich gewundert
wie so ein fein gelernter mensch
so haesslich sein kann
...
papa
war ein guter vater
aber irgendwie nicht gut genug
fuer mutti
oft gab es steit
papa bettelte
... ich kann es nicht mehr aushalten ...
... alles hat ein anfang ...
... alles hat ein ende ...
mutti
konnte nicht aufhoeren
irgendwie
meinte sie
dass papa zu gutmuetig war
dass andere leute papa ausnutzten
und
irgendwie
erinnerte sich mutti
immer wieder
an ostpreussen
...
als jung verheiratete frau
wo mutti einmal
stolz nach hause kam
mit neues material zum naehen
und es papa zeigte
papa konnte sich nicht mitfreuen
im gegenteil
papa sagte im harschen ton
du wirst nicht wirtschaften koennen
und ist aus dem haus gestuermt
und dass muss mutti so weh getan haben
dass mutti es irgendwie nicht vergessen konnte
und es kam immer wieder raus
irgendwie
waren ihre alten wunden offen geblieben
konnten sie nicht heilen
...
papa hat es sich immer wieder angehoert
papa hat es nicht abgesgtritten
papa hat darunter gelitten
nur wenn papa nicht mehr zuhoeren konnte
fing papa an zu betteln
mit:
alles hat ein anfang
alles hat ein ende
...
einmal war es so schlimm
mutti drohte
sich aufzuhaengen
mutti ist weggelaufen
papa schickte mich hinterher
ich war vielleicht 11 jahre alt
folgte mutti
ueber eine bruecke
in einen wald
ich hatte angst
hab mich hinter baeumen versteckt
dann
sah mich mutti
ich schaemte mich
mutti schimpfte mich aus
mutti schickte mich nach hause
...
aber
zuhause
wurde nur weiter gespaart
sodass wir aus den baracken rauskommen
sodass wir wieder unseres eigenes zuhause haben
...
in
der schule war ich faul
in der 4. klasse bin ich sitztengeblieben
ich
habe
das mir und mich
das dir und dich
beim sprechen verwechselt
und ich konnte nicht richtig schreiben
...
einmal
fragte der lehrer nach den vornamen vom vater
als ich rankam
sagte ich 'oskar'
die kinder lachten
seitdem wurde ich mit oskar angerufen
dass tat mir weh
...
ich
hatte angst
wenn der lehrer
alphabetisch
beim auflesen der namen war
ich
wusste wann mein name rankam
und konnte das ... hier ...
nicht rausbekommen
ich fing an zu stottern
...
einmal
schickte mich mutti
mit einer aluminum kanne zum milch einkaufen
auf dem rueckweg
kam ich an ein feld vorbei
wo kinder fussball spielten
ich sah eine weile zu
dann stellte ich die kanne hin
und spielte mit
ich hatte spass
ich vergass die zeit
dann erinnette ich mich
dass mutte gesagt hatte
komm schnell zurueck
damit ich die milch fuer die michsuppe habe
denn du weist ja, wenn pappa nach hause kommt
ist papa hungrig
mutti
hatte schon hinter der tuer
mit einem besenstiel
auf mich gewartet
im
gefecht
liess ich die milchkanne fallen
die milch lief aus
und so gekam ich noch mehr pruegel
...
mutti
hatte ein 'euter ein geschwuer' an ihrem hals
und wenn mutti sich so ueber mich aergerte
dann sagte mutti, dass ich schuldig bin,
dass es ihr so wehtut
ich schaemte mich
...
dann
wurde ich nach amrum verschickt
ich erinnere mich
auf die fahrt von hamburg
im
zug traf ich einen jungen aus aumuehle
aus der naechsten ortschaft
ich war so froh
dass er mich nicht kannte
und so haben wir die fahrt
ununterbrochen gesprochen
...
irgendwie
wusste ich
dass mutti
in der zeit ins krankenhaus kommt
um an ihr geschwuer am hals operiert zu werden
und so betete ich
an jesus und an gott
mit voller kraft und vertrauen
dass ich gehoert werde
dass sie mutti helfen werden
sowie
wir
fuer papas gesundheit und heimkehr
so oft gebetet und geglaubt hatten
...
an
einen tag in amrum
alle kinder sassen an einem langen tisch
jemand hatte geburtstag
die erwachsenen suchten nach dem geburtstagskuchen
konnten ihn nicht finden
und fragten 'hat ihn jemand gesehen'
mir
stiess mein blut in den kopf
ich wurde rot
alle kukten mich an
ich sagte: 'ich habe es nicht getan'
hinterher sind wir durch die duenen am strand entlanggegangen
ich war der letzte in der reihe
dann,
ohne es zu merken
ging ein maedchen neben mir
hilt meine hand
und sagte zu mir:
ich glaube dir ...
du hast es nicht getan
ich
war alleine zuhause
mir war es langweilig
ich hatte nichts zu tun
mutti
besuchte die nachbarsfrau
ich sass am tisch
und sah
unseren neuen wecker
ging hin
brachte ihn zum tisch
und bewunderte ihn
da war soviel zu sehen
und anzufassen
hinten waren ein paar schrauben
einige ging links rum ab
andere goingen rechts rum ab
mit jeder schraube
uebte ich mein gedaechniss
woher sie kam
wohin sie wieder zurueckkommt
dann war der deckel frei
da war soviel zu sehen
da war soviel anzufassen
ich hoerte das klicken lauter
ich sah wie sich ein rad
mit vielen zaehnchen im kreis drehte
wie sich ein anderes hin und her drehte
meine kleinen finger
wollten alltes anfassen
und dann ist es passiert
eine feder sprang raus
und jedesmal
als sie fast wieder drin war
sprang sie wieder raus
ich bekam es mit der angst
wickelte alle teile
in ein handttuch
und lief weg
durch einen wald
ueber eine bruecke
mitten auf der bruecke
blieb ich stehen
sah runter
das wasser war schwarz
dann
ohne nachzudenken
liess ich den wecker
mit dem handtuch fallen
dann
sah ich blasen hochkommen
dann
war alles wieder schwarz und still
ich fuehlte mich erleichtert
und dachte
alles waere vorbei
zuerst
wollte ich weiter weglaufen
dann hatte ich eine idee
ich drehte um
und lief nach hause
wo mutti war
und sagte
mutti mutti
komm schnell
ich sah
einen verkaeufer
der kam aus unserem zimmer
und er trug was unter seinem arm
mutti kam gelaufen
und ging zur stelle
wo sie was versteckt hatte
mutti war froh
es war noch da
ich sagte ...
mutti ich sehe unseren wecker nicht
mutti hebte beide haende hoch
an ihren kopf
... ach du lieber gott ...
hier
nimm das geld
und kaufe einen neuen wecker
und komm schnell zurueck
damit papa es nicht merkt
als ich die tuer
zum laden aufmachte
sah ich ein regal voll mit wecker
und ich konnte mich
nicht an die farbe erinnern
und wie er aussah
auf dem weg nachhause
hatte ich angst
dass ich
den falschen wecker
gekauft hatte
dass papa
es merken wuerde
dass ich dann
meine pruegel
bekommen wuerde
papa kam nachhause
fuetterte das vieh
wusch seine haende
und ass sein essen
bratkartoffeln
herringe
und klunkersuppe
die fahrraeder
wurden zwischen den baetten gestellt
meine schwester und mutti
schliefen in einem bett
papa
in einem anderem bett
mein bett war ueber papas bett
vor dem einschlafen
fragte papa
mutti
hast du den wecker gestellt
Ja, papa ...
ich hoerte
jedes wort
ich war beruhigt
und dachte
nun ist mein problem vorbei
und bin eingeschlafen
...
einmal
kam ich von der schule nach hause
irgendwie hoerte ich
dass papa
fuer mich
ein gebrauchtes fahrrad
gekauft hatte
ich viel auf meine knie
ich kuesste den fussboden
...
meine
schwester wurde konfirmiert
aber ich kann mich an den tag nicht erinnern
meine
schwester ist zur ausbildung
in ein schule nach barsbuettel gezogen
ab
und zu bin ich mit meinem fahrrad so 15 km gefahren
ueber neuschoenigstedt
dann ein stueck auf einer im bau unterbrochenen autobahn
die noch vor dem krieg angefangen wurde
habe das fahrrad von mutti neben an gefuehrt
um meine schwester zum wochende abzuholen
irgendwie
habe ich in erinnerung
ein teaterspiel zu sehen
vielleicht von einem bild
wo meine schwester
in der schule in barsbuettel
mitspielte
...
als
ich so 12 jahre alt war
auf dem heimweg von der schule
blieb ich stehen
arbeiter waren dabei dass neue rathaus zu bauen
ich sah ein arbeiter wie er am giebel
einen ziegel nach dem anderen aufsetste
und die mauer baute
ich
sah wie ein anderer arbeiter
eine lange leiter runterkam
steine ... wie eine pyramiede ... auf einen brett baute
wie er das brett ... mit den steinen ... auf seine linken schulter tat
wie
er dass brett mit der linken hand festhilt
wie er die leiter mit der rechten hand festhilt
wie er die wacklige leiter hochgeklettert ist
ich sah seinen schweiss
von seiner stirnne rinnen
vielleicht spuerte ich auch seine angst
vieilleicht hatte ich angst
dass er runterfallen wuerde
ich weiss nicht mehr wie lange ich da gestanden habe
wieviel male ich das gleiche wiederholt gesehen habe
wie
ungerecht ich es fand
dass der eine spass bei der arbeit hat
weil der andere die schwere last traegt
und ohne es zu wissen
habe ich mich auf der stelle geaendert
und habe angefangen in der schule zu lernen
ich
wollte nicht aufhoeren zur schule zur gehen
und so habe ich mit mit mutti gebettelt
mutti moege zur schule kommen
sodass ich weiter lernen darf
der lehrer bestaetigte mutti
dass ich auf einmal soviel kraft und energie zum lernen habe
aber er meinte
es ist zu spaet
fuer die mittelschule
fuer die oberschule
und unsere familie gehoert nicht zu der klasse von menschen
im
volksschul-abschlusszeugnis stand drin
das kind hat das ziel
nicht
der schule _________
erreicht
dass wort ... nicht ... war vom lehrer
mit der hand reingeschrieben
und tat mir weh
...
auf
meiner konfirmation zitterten mir die beine
es war das erste und letzte mal
wo meine eltern dabeiwaren
wo ich eine frage bekam
und wo ich was auswendig sagte
...
vor meiner kofirmation
habe ich mich bei der bundesbahn
um eine lehrstelle beworben
ein tag kam ein brief
ich hatte die pruefung bei der bahn nicht bestanden
aber weil sie nicht genug leute hatten
hatte man mich doch noch angenommen
und
so habe
ich mit
14
bei der bahn
als junkwerker
angefangen
ich
habe 5 tage gearbeitet
tag oder spaetschicht
und sonnabends
war fuer ein paar stunden schule
...
jede
paar wochen wurde meine arbei gewechselt
einmal habe ich beim hauptbahnhof in hamburg
zettel in ein dickes buch geklebt
dann sagte ein mann
du kannst zum bahnhof gehen
da kommt der erste zug aus russland
mit kriegsgefangenen
da
habe ich zugesehn
wie manche soldaten gestuetzt
aus den wagen rauskamen konnten
da
habe ich gesehen
wie viele soldaten getragen wurden
weil sie zu schwach zum gehen waren
ja
vielleicht waren da ein paar soldaten mit dabei
die wir wir auf der flucht sahen
wie sie in gefangenschaft maschierten
...
einmal
bin ich alleine mit der eisenbahn
durch deutschland gefahren
bis zur zugspitze
ein anderes mal
bin ich mit einen arbeiteskollegen
mit dem zug zuerst gefahren
dann mit dem fahrrad
ohne gangschaltung
durch den schwarzwald
und am bodensee entlang
...
dann
habe ich im reinbeker bahnhof gearbeitet
ich habe die waggongnummer von neue angekommenen waggons aufgeschrieben
wenn ein lastfahrer kam habe ich ihn die nummer vom waggon gegeben
sodass er seinen waggon mit briketts finden und ausladen konnte
...
dann
habe ich in friedrichsruh am bahnhof gearbeitet
da habe ich morgens den ofen saubergemacht
und neues feuer mit holz und kohle angefangen
ich
habe die fahrkarten geknippst
ich habe die fahrkarten abgenommen
ich habe den bahnsteig gefegt
ich habe die toletten sauber gemacht
...
fuer
ein paar wochen
bin ich die strecke auf den bahnschwellen mitgegangen
von mittlerer landwag
nach friedrichsruh
ein
tag hin
einen tag zurueck
...
ich habe nicht viel gelernt
...
erst
als ich so 14 jahre alt war
ist der mann nebenan ausgezogen
und wir bekamen ein kleineres zimmer hinzu
da wurde eine oeffnung in die wand gesaegt
sodass die zimmer verbunden sind
mutti konnte nicht mehr warten
und so haben meine eltern moebel gekauft
eine dunkelrote couch
die nachts ausgezogen wurde
wo meine schwester geschlafen hat
dann
kauften wir einen schrank fuer das geschirr
da waren viele tueren
und eine schublade
da
war auch ein tisch
und neue stuehle
...
aber
es wurde weitergespaart
und mit
16 hatten wir genug
...
an
dem umzugstag
kam ein lastwagen
ich erkannte den fahrer
den ich so oft am reinbeker bahnhof geholfen hatte
ich hatte keine ahnung
dass papa die kohlen
aus seinem wagen
am anderen ende
ausschaufelte
...
zuerst
hatten wir im haus nur ein zimmer
bis die eine familie ausgezogen ist
die erste nacht
hatte ich fuerchterliche traeume
...
dann
bekam ich mein eigenes zimmer
...
meine schwester war mit iherer 2 jaehrigen ausbildung in barsbuettel fertig
und kam nach hause
und fing mit einer schneiderlehre in reinbek an
...
es
war ein sommertag
ich hatte einen eimer kalkfarbe
ein pinsel
und war dabei die kilometersteine
entlang den eisenbahnschienen
von hamburg bergedorf
bis mittlerer-landweg anzumahlen
ich koennte mir nicht vorstellen
sowas mein lebenlang zu machen
dann
habe ich aufgehoert
papa war boese
und enttaeuscht
und
sagte aergerlich
'du wirst zu nichts werden'
so
sehr brauchte ich seine liebe
das tat weh
...
ich
wollte feinmechaniker werden
hatte aber nicht den mut es zu sagen
so
habe ich mir eine arbeit
fuer eine speditionsfirma
beim hamburger hafen gesucht
papa meinte
dass ist nichts fuer dich
da wirst du auch nicht aushalten
...
papa
hatte recht
am ersten tag gefiel mir die arbeit nicht
aber ich wollte es papa beweisen
dass ich was anfangen und beenden kann
und
so habe ich es fuer 3 jahre ausgehalten
formulare ausgefuellt
botengaenge gemacht
kisten gestapelt
...
in den 5 jahren
habe ich nicht viel gelernt
war ich billige arbeitskraft...
...
aber
nebenbei
habe ich tanzen
gelernt
und schreibmaschinenschreiben gelernt
auf der aussenalster
habe ich segeln gelernt
ja,
das segeln war fuer mich so schoen
wie das fahrradfahren
das
boot schwebte im wind
wie ein vogel
...
hin
und wieder
hatte ich ein paar freunde
aber keinen kameraden ... keinen kumpel
keine freundin
sonntags
bin ich oefters
mit mutti
zur kirche in reinbek gegangen
zuhause habe ich die bibel gelesen
als ob ich predige
...
stundenlang
habe ich in schaufenster gesehen
mein geld
gespaart
habe
mir ein neues bett
mit neuer matratze gekauft
...
ich war nun so 18 jahre alt
wenn
ich auf meinem neuen bett lag
sah ich oben auf eine nackte beton-decke
irgendwie
konnte ich es
mutti
papa
nicht sagen
und
ohne darueber nachzudenken
ging nachts los
und klaute die sachen
die ich brauchte
von baustellen nebenan
um meine decke zu verputzen
papa
kam nach hause
riss mich von der leiter runter
holte den nachbarn
der das gelernt hatte zu machen
ich ueberhoerte die frage vom nachbarn
'woher hat er die sachen'
darueber wurde nicht wieder in der familie gesprochen
ich
schaemte mich
...
ein tag kam papa
nach hause
papa hoerte dass eine familie gesucht wird
die einen amerikanischen schueler
fuer die sommnerferien unterbringen koennten
und
so kam roger aus arizona zu uns
roger sprach kein wort deutsch
mutti kein wort englisch
irgendwie
haben die beiden sich verstanden
schade das ich in der zeit arbeiten musste
...
mit
19 nahm ich ein kleines frachtschiff
'magdalene oldendorf' von amsterdam
nach norfolk, virginia
es dauerte zwei wochen
es war ein kohlenschiff
dass leer rueberfuhr
um kohle von norfork abzuholen
die letzte nacht
konnte ich nicht schlafen
und so habe ich vorne gewartet
bis am fruehen morgen
amerika zu sehen war
ich hatte 100 dollar in meiner tasche
und zwei umschlaege mit addressen
und eine telefonnummer
...
am
ersten tag hatte ich glueck
ein passagier fragte
wie ich weiterkommen wuerde
und so nahm mich sein onkel bis nach philadelphia mit
zuerst
mit einer faehre
nach
einen langen tag im auto
nichts als armut aus dem fenster zu sehen
kamen wir abends an
dann hat mich dort eine familie von lawrenceville, new jersey
am spaeten abend abgeholt
ich hatte ihren sohn
in hamburg getroffen
und ihn zum sonntags kaffee und kuchen eingeladen
da habe ich mein english
fuer drei monate
vom fernseher gelernt
ab
und zu
sah ich bilder
von menschen
mit haut und knochen
von menschen
in massengraeber
ich hatte schon elend gesehen und erlebt
ich war auf diese bilder
nicht vorbereitet
es
tat mir weh
zum anfang
konnte ich nicht lange zusehen
von mutti papa lehrer pfrarrer radio
hatte ich davon nichts gehoert
ich war alleine
mit meinen gefuehlen und gedanken
...
da
habe ich den rasen gemaeht
das war eine tagesarbeit
mit sitzendem rasenmaeher
dann habe ich ihr holzhaus von aussen gestrichen
und habe eine tellertuer gebaut
beim
abwaschen
beim waeschewaschen
habe ich mitgeholfen
...
es
war frueh am morgen
es hat etwas geregnet
ich stand am rand der 'us nummer 1' strasse
in princeton new jersey
ich
hielt meinen daumen hoch
aber keiner wollte anhalten
dann
habe ich mich naeher der fahrban gewagt
und auf einmal kam so ein gosser lastwagen vorbei
dass ich mit angst zuruecksprang
erst nach einer weile
merkte ich
dass der lastwagen angehalten hatte
ich lief hin
kletterte
eine leiter hoch
oeffnete die tuer
und sah nur das weisse in seinen augen
in dem moment
hatte ich angst
ich wusste nicht
ob ich einsteigen sollte
oder wieder runtergehen sollte
als
ich mich still reinsetzte
wagte ich nicht
den fahrer anzusehen
nach
einer weile
liess der fahrer seine rechte hand vom lenkrad los
und suchte was hinter sich
ich dachte mir
jetzt wird er ein pistole suchen
mich erschiessen
mein geld nehmen
und mutti und papa
werden nichts mehr von mir hoeren
aber
er fand was
wickelte es aus
und reichte mir die haelfte von seinem brot
dann
kamen wir ueber die george waschington bruecke
ueber den hudson fluss nach new york city
er fragte wo ich hin will
ich zeigte ihm den umschlag mit adresse
er
fuhr viele kleine strassen
bis er vor dem gebaeude anhielt
damals habe ich mich herzlichst bedankt
heute werden meine augen nass
wenn ich daran denke
...
von
der familie hoerte ich
das es eine deutsche gesellschaft gibt
die mir weiterhelfen koennen
die
gesellschaft strahlte mir mit freude entgegen
ich hatte glueck
die
deutsche quota fuer einwanderer war fuer den monat noch offen
also nicht genug deutsche, die hier einwandern wollten
und
so schickten sie mich zum amt
der mann fragte mich
warum ich hier bleiben will
ich sagte
schlicht und einfach
mir gefaellt es hier
und so stempelte er meinen reisepass
kritzelte was rein
gab mir ein formular
ich bezaehlte 25 dollar dafuer
nun
hatte ich nur noch 25 dollar uebrig
...
in wenigen minuten
habe ich mich von einem 'besucher'
zu einem 'einwanderer' veraendert
...
dann
bekam ich von einer anderen stelle
einen kleinen zettel
den ich immer noch habe
mit meinen nahmen drauf
mit einer langen nummer drauf
sodass ich steuern bezaehlen darf
...
als
ich bei der deutschen gesellschaft wieder zurueckkam
haben die mit einer deutschen firma telefoniert
und so bekam ich meine erste arbeit
fuer 1.10 dollar die stunde
broadway nr. 10
in new york city
...
dann
hatte ich noch eine telefonnummer
und so traf ich 'glen'
der hier von ohio war, und auch eine neue arbeit anfing
den ich vor jahren in hamburg einmal kurz getroffen hatte
wir
fanden uns zusammen ein zimmer
bei einer familie
mit ausblick auf den hudson fluss
und der george washington bruecke
dass
zimmer war gross mit zwei grossen fenstern
es war wie in ein luxus hotel
mit privat bad und dusche
mit telefon und tv
mein anteil war 55 dollar den monat
das war fuer mich viel geld
an
wochendenden und zu weihnachten
habe ich die familie in new jersey besucht
und
nach ein paar monaten
habe ich mir ein kleines zimmer in nyc gesucht
in einer schlechten nachbarschaft
mit nur ein bett drin
fuer 22 dollar im monat
so
habe ich jeden
dollar gespaart
um papa 1000 mark
so schnell wie moeglich
zurueckzuzahlen
...
in
der 'riverside church' kirche
in einer jugendgruppe in nyc
habe
ich nette maedchen getroffen
die eine gute kindheit hatten
irgenwie
konnte ich mit maechen
die ohne angst in ihrer kindheit aufgewachsen waren
die mit liebe und zaertlichkeiten aufgewachsen waren
nichts anfangen
irgendwie habe ich mir von den maedchen
ein maedchen ausgesucht
dass auch so wie ich mit angst aufgewaschsen war
dass auch so wie ich eine traumatische kindheit hatte
ja ... das maedchen war zwei jahre aelter als ich
war voll mit innerliche wunden und schmerzen
...
nach
neun monaten merkte ich
dass da was nicht stimmt
habe mich getrennt
ich war froh
...
dann habe ich meine eltern fuer einen monat besucht
meine
eltern hatten mein zimmer vermietet
meine schwester hatte in dem jahr geheiratet
ich
hatte keine freunde
meine
freundin schrieb mir viele liebesbriefe
so
bin ich mit der 'hanseatik'
nach new york zurueckgekommen
...
ohne
darueber nachzudenken
hatte ich meine vorigen erfahrungen mit meiner freundn vergessen
bin ich wieder mit der beziehung angefangen
wo ich aufgehoert hatte
habe die eltern von meiner freundin in minnesota besucht
habe fuer einen monat bauer gespielt
sie wollte ohne mich nicht mehr leben
dann
... wollte ich mich wieder trennen
zum
zweitenmal merkte ich
dass da was nicht stimmt
...
ich wollte nun freiwillig in die amerikanische armee ausreizen
habe es nicht geschafft
ich war so alleine auf der welt
und
so bin ich nach nyc zurueckgekommen
habe ich
in der christ chappel
in der riverside kirche
in nyc gebetet
an jesus und gott
damit sie mir sagen
was ich machen soll
und so war es mir
als ob ich jesus und gott hoerte
heirate dieses maedchen
folge meine gebote
bleibe ihr treu
wir werden dich behueten und beschuetzen
und so haben wir
ein paar monate spaeter
ohne unsere familien
fern unsere heimaten
in der riverside church, in new york city ... geheiratet
...
wir
haben gearbeitet und gespaart
und ein jahr spaeter
haben wir unsere hochzeitsreise begonnen
...
wir haben einen neuen vw
von der fabrik in wolfsburg abgeholt
meine eltern besucht
und sind fuer 6 monate durch europa und marocco gefahren
...
es
war am fruehen morgen
in toledo
hoerte ich
im ruhigen ton
'ich liebe dich nicht'
'ich moechte alleine leben
ich moechte nach hause fliegen'
'du
kannst das auto behalten
ich behalte das geld in unserem spaarbuch'
blitzschnell kam angst ueber mich
und die frage:
... was wird papa nun auf mich denken ? ...
ich fragte warum ?
'so fuehle ich mich'
ich konnte das nicht verstehen
und fing an zu handeln:
wenn du mich nicht verlaesst
dann brauchte ich
keine zaertlichkeiten
keine ... 'compassion' ...
keine liebe
von dir
und so ist sie geblieben
und so haben wir gelebt
und so
wiederholte sich
dieser 'todestanz'
fuer viele jahre
und jedes jahr
wurde gehandelt
...
dann bin ich in minneapolis
fuer 5 jahre zur schule gegangen
habe
nebenbei als
hausmeister gearbeitet
habe rechnen schreiben lesen gelernt
wo ich mit 14 aufgehoert hatte
...
ich habe geometry mattematik physik thermodynamic
chemie engineering
machinenbau geology
philosophy politik literatur gelernt
dann
gingen wir beide zur schule
dann habe ich nebenbei
im universitaetskrankenhaus
in minneapolis
gearbeitet
dann wurde unsere tochter geboren
im
letzten jahr von der schule
habe ich ein kleines segelboot gebaut
zur abschlussfeier von der schule
hatte ich einen langen schwarzen mantel an
mit einen schwazen hut
zum fest kam die familie von new jersey
die mich hier zuerst aufgenommen hatten
...
dann
fing ich an
in
der mechanischen entwicklung
von komputers
bei
'ibm' zu arbeiten
dann wurde unser sohn geboren
...
wir
sind in pine island in minnesota aufs land gezogen
...
mutti kam fuer 4 wochen zu besuch
...
bei der
arbeit
merkte ich
dass die aufgaben
nicht so waren ... wie ich es in der schule gelernt hatte
in der schule
waren die probleme
schlicht und einfach
mit beispiele ... wie ich zur loesung komme
bei der
arbeit
waren die probleme
kompliziert
ohne beispiele ... wie ich zur loesung komme
und ich bekam
mehr und mehr schwierigkeiten
entscheidungen zu machen
nach
einem jahr wollte ich aufhoeren
und nochmal zur schule gehen
um lehrersachen zu lernen
um kindern mit mein lieblingsfach 'physik' zu helfen
ich hatte ibm nicht meine schwierigkeiten bei der arbeit erzaehlt
und so konnte ibm nicht verstehen warum ich gehen wollte
und so wurde ich zu einem
abschiedsgespraech geschickt
seine erste frage war:
'how is your sex life ?
'
ich
fing an zu weinen
ich konnte nicht aufhoeren
und so landete ich im krankenhaus
ich hatte meine gefuehle aus meiner
kindheit so tief
versteckt
dass ich selbst
dass die besten aerzte in amerika
sie ... nach 3 wochen ... nicht finden konnten
so
wurde ich vom krankenhaus entlassen
hinterher wurde ich tagsueber
noch so 4 wochen im krankenhaus weiterbehandelt
und
dann
spuerte ich meinen drag
lehrer zu werden
nicht mehr
und so habe ich bei ibm ... mit voller kraft ... weitergearbeitet
...
Die
Tür war offen
Mein Sohn saß an einem kleinen Tisch
Ich kuckte über seine Schultern
Er malte ein Bild
in ein Buch
mit bunten Stiften
Ich wickelte meine Finger
durch seine Haare
Und dann ist es passiert
Es war mir so
Als ob ich Elektrizität berührte
Und es ging von meiner Hand
Durch meinen Arm
und meine Schulter
Ins Herz
Zur gleichen Zeit
Erinnerte ich mich
Als ich 17 war
Ich war in mein zimmer
Und war dabei
meine neue Schreibmaschine auszuprobieren
ich merkte plötzlich
wie papa
seine Hand
durch meine Haare wickelte
aber ich hielt nicht still
ich habe papa
weggestoßen
und so habe ich gelernt
dass mich papa so lieb hatte
wie ich meinen Sohn
und so habe ich papa geschrieben
was mir passiert ist
und so habe ich angefangen
papa
meine Geheimnisse
in Briefen
zu erzählen
und so habe ich geschrieben
dass ich als Kind mitgebetet hatte
dass papa gesund nach Hause kommt
meine ersten Erinnerungen an papa
waren als ich so neun oder zehn Jahre alt war
papa hat uns als Flüchtlinge
weit von zuhause wiedergefunden
wir waren glücklich
aber dann fing es an
papa war steng
ich bekam Angst vor ihm
und das habe ich ihm geschrieben
und dass ich gewünscht hatte
dass er im krieg gestorben wäre
sowie viele andere Vaeter
ja,
einen Brief nach dem anderen
ohne auf Antwort zu warten
habe ich sie losgeschickt
und habe ihm gesagt
dass ich jetzt verstehe
dass er mich so lieb gehabt hat
wie ich meinen sohn liebe ...
ja
und so habe ich mich
von meiner Last befreit
dann,
nach ein paar Jahren bekam ich ein Telegramm
dass ich nach Hause kommen soll
dass papa im Sterben lag
ich kam nach hause
ich habe die kirche besucht
der pfrarrer kam ins haus
ich habe dem pfarrer all meine suenden erzaehlt
er
hat zugehoert
ich habe geweint
wir haben zusammen gebetet
am naechsten tag
kam papa ins krankenhaus
ich habe ihm ein Bild
von meiner Familie mitgebracht
ich habe ihm einen Blumenstrauß
von wilden Blumen
ins Krankenhaus mitgebracht
wir haben zusammen gebetet
wir haben zusammen geweint
ich habe papa gesagt
.... Papa, ich liebe dich ...
und ein paar Tage später ist papa gestorben
ich habe nur ein paar
geschichten von papa:
papa hatte zwei schwestern
papa
war so stolz
als er den bauernhof erbte
das er alles ehrlich mit seinen schwestern machen konnte
dass alle damit zufrieden waren
...
als jugendlicher hat papa tanzen
gelernt
vielleicht in drengfurt
vielleicht in barten oder bartenstein
...
ein
tag kam papa muede nach hause
papa ging hinter den pferden
papa hatte die leine ueber seine schulter
irgendwie
haben sich die pferde erschreckt
und sind losgelaufen
papa konnte sich von der leine nicht freimachen
und ist so auf der erde entlang bis zum hof geschliffen worden
...
papas
mutti starb zu frueh
papa meinte
sie hat in ihrem leben
zu schwer gearbeitet
...
papa
war schon um 30
und ohne frau
papa hoerte von mutti in kutten
suedlich von angerburg
...
und
so ist papa eines morgens frueh aufgestanden
und ist bis nach kutten geritten
und hat mutti zum erstenmal getroffen
...
wenn papa morgens aufwachte
sagte er was er getraeumt hatte
wenn papa von mist traeumte
dann bedeutete das er oder wir
heute glueck haben werden
wenn papa von einem baby traeumte
dann bedeutete das er oder wir
aufpassen sollten
das nichts passieren sollte
...
spaeter meinte papa
wenn mutti zuerst sterben sollte
dann kocht ihm meine schwester einmal die woche eintopf
...
ja
das ist schade
dass ich so wenig von papa und mutti kenne
dass ich keine anschriften
oder e-mail anschriften
oder telefon-nummern habe
von familienangehoerigen
...
nach 5 jahren bei ibm
sagte man mir
dass meine arbeit nicht gut genug ist
dass
tat mir weh
es war mir
so
als ob ich meine innere stimme hoerte:
du kannst nichts
du wirst zu nichts werden
du bist ein verlierer
du bist unfaehig
seh dir doch die anderen an
die können alles viel besser
...
dann
habe ich bei 'cpt' in
minneapolis angefangen
und fuer 15 jahre habe ich mitgeholfen
eine kleine text-computer firma aufzubauen
von 50 leuten bis auf 5 000 leuten
was
ich nicht im kopf hatte
hatte ich in meinem beinen
...
1977 habe ich ein holzhaus
mit eigenen haenden gebaut
wo ich noch heute wohne
ich
habe eine amatuer radio station
in meinem haus gebaut
'
wb0gsx '
ich habe mitgeholfen
zwei kinder aufzuziehen
fuer
5 tage
bin ich mit meinem sohn
in einem miet-segelboot
um die apostle inseln gefahren
nebenbei
habe ich als
lehrer freiwillig gearbeitet
im rechnen
in physik
in der kreativitaet
in der entwicklung
und in der natur photography
in
der kirche habe ich beim kindergottesdienst mitgeholfen
dann habe ich schuelern
beim fussballspielen geholfen
dann
habe ich gelernt
das das erzaehlen
und das zuhoeren
von persoenlichen geschichten
gold ist
...
dann besuchte
ich mutti
wir saßen im Wohnzimmer
und da sagte mutti
.... das Jahr vor Papas Tod ...
.... als Papa so krank war ...
.... hat Papa nach deinen Briefen gefragt ...
.... hat Papa gefragt ob ich ihm deine Briefe vorlesen kann ...
.... dann habe ich deine Briefe Papa vorgelesen ...
ja
und dann ist es für mich passiert
dann war für mich meine Versöhnung
mit papa vollendet.
...
mutti
hatte schlaganfaelle
war im krankenhaus und nun im altenheim
ich besuchte mutti fuer ein paar wochen zum geburtstag
und
am letzten tag
habe ich
meinen besten anzug angezogen
mutti sass
an der kante von ihrem bett
und hat auf mich gewartet
mutti hatte auch
ihr schoenstes kleid an
ich nahm mutti im arm
und sagte
mutti
ich habe dir
was wichtiges zu sagen
wir gingen rueckwaertz
setzen uns an der kante von ihrem bett
bevor ich mein erstes wort rausbekam
hebte mutti beide haende hoch
und sagte ...
bevor ich vergesse
ich habe dir
auch was wichtiges
zu sagen
und sagte
dass die letzten wochen
die schoensten tage
in ihrem leben gewesen waren
und sagte
dass sie so stolz
auf mich ist
dass ich
so ein guter sohn bin
dass ich
von so weit
zu ihrem geburtstag
gekommen bin
dass ich
solange geblieben bin
dass es ihr
spass gemacht hat
die enten im teich zu sehen
wie sie ihr koepfchen ins wasser tauchten
wie ihre schwaenzchen hoch kamen
und so weiter ...
und so weiter ...
und so weiter ...
wir haben zusammen
gelacht und geweint
und dann
am ende
habe ich meinen mut
nicht wiedergefunden
mutti mein schlechtes gewissen zu erzaehlen
dass ich damals ...
gelogen habe
und mutti betrogen habe
mit der weckergeschichte
wir haben lange gewunken
dann
verschwand mutti am fenster
dann
sah ich mutti wieder
aus einem fenster
ein paar stockwerke hoeher
und so haben wir
laenger gewunken
als ich dann
bei meiner schwester wieder ankam
hab ich ihr die geschichte erzaehlt
als ich dann
wieder in amerika ankam
hab ich die geschichte
meinen kindern
und freunden erzaehlt
...
9
monate spaeter ist mutti gestorben
ich fuehlte mich so alleine auf der welt
ich habe meine schwester umarmt
ja
wir haben
opa verloren
unseren bauernhof
papa
und nun mutti
nun sind wir alleine
als muttis sarg in die erde ging
tat es mir weh
fing ich an zu weinen
...
in minneapolis habe ich dann
ein paar jahre
selbststaendig
gearbeitet
....
dann
ging alles kaputt
meine frau ist ausgezogen
...
ich war 50
ich war alleine
...
das tat mir weh
...
zum erstenmal in meinem leben
habe ich meine depressionen gefuehlt
es
war mir so
als ob mich meine depressionen betaeubten
um meine schmerzen zu ertragen
...
ich
konnte nicht weiter arbeiten
und so fing ich an
um auf den grund meines wehtuns zu kommen ...
...
da
bin ich dreimal in der woche
fuer drei jahre
zu drei verschiedene
sebsthilfegruppen gegangen
das
war meine schwerste arbeit
das war mein groester erfolg
...
dann
habe ich mich
bei allen bedankt
denn sonst
haette ich mit dieser arbeit nie angefangen
denn sonst
haette ich es nicht beenden koennen
...
da habe ich mit im kreis gesessen
habe fremde leute zugehoert
habe mitgeweint
dann
habe ich mich erinnert
an meine gefuehle
die ich als kind
so gut versteckt hatte
und dann habe ich mich
an die frage erinnert
die ich nicht beantworten konnte
warum ich soweit von zuhause weggezogen bin ...
...
als kind
wurde mein typhus behandelt
aber meine innerlichen wunden
wurden damals nicht behandelt
und so spuerte ich die alten schmerzen wieder
als ich mit 50
nocheinmal
hinterlassen wurde
...
...
ich zog
soweit von zuhause weg
weil es mir weh tat
wenn sich
meine eltern
streiteten
...
und
so habe ich
meine gefuehle wiedergefunden
nachgefuehlt ...
nachgeweint ...
nachbehandelt
...
und so bin ich
auf die gruende
meines wehtuns gekommen
...
dann habe ich meine erinnerungen aufgeschrieben
und
fuer tage ... wochen ... monate ...
war es mir so
als ob
... ich ...
als ob
... das kind in mir ...
... auf meinem schoss sass ...
und diese geschichte
von vorne an
immer wieder hoeren wollte
...
dann habe ich meinen mut gefunden
meine geschichten
auch im kreis
fremde leute erzaehlt
und langsam ging es mir besser
...
dann
habe ich ostpreussen besucht
und mir unser bauernhof angesehen
der
kuechenherd ist noch da
alle gebauede sind noch da
meine
schwester
erinnerte sich
von papas erzaehlen
dass der friedhof
von unserem bauernhof
zu sehen war
meine
schwester
fand den friedhof
fand die steine
hier
ruhet in gott
martha meybaum
7.10.1865
28.8.1935
ruhesamft
friedrich
meybaum
12. januar 1829
13. maerz 1900
nicht auf erden suchet mich
von den sternen gruess ich dich !
...
dann
habe ich bad polzin besucht
und wo wir fuer den sommer in pommern waren
wo ich so krank mit typhus war
dann habe ich in vitzow das gut von
kleinst wiedergesehen
wo ich so krank wurde
(ich
moechte die strecke
von unserem bauerhof in ostpreussen nochmal machen ...
die gleiche strecke wiederholen
diesesmal ... langsam ... sowie es mir passt ...
zu fuss ... mit rucksack ... mit fahrrad ... schlafsack ... zelt ...
vielleicht im sommer 2002)
...
dann
bin ich
mit vollbeladenen fahrrad
durch deutschland gefahren
mit
zelt
mit schlafsack
mit zusammenklappendes feldbett
habe ich so dicht wie moeglich an meiner muttererde geschlafen
an
fluessen entland
durch wiesen und waelder
wo immer ich fahrradwege finden konnte
ich habe schulfreunde und radio freunde besucht
...
ein
tag war ich mit dem fahrrad
bei neuengamme unterwegs
in den nachkriegsjahren haben wir und von dort aepfel geholt
die gegend ist so eine stunde mit dem fahrrad sued-westlich von wohltorf
ohne
es zu ahnen
kam ich da an eine gedenkstelle vorbei
es war das konzentrationslager von neuengamme
ich
habe
lange verweilt
lange gelesen
lange die bilder angesehen
als
ich draussen wieder stand
war da ein alter gaertner
und erzaehlte mir
seine erinnerungen
vom lager
ich
hoerte zu
...
ich vermisse meine zeit von 19 bis 62 jahren
die ich nicht in deutschland war
ich
vermisse die zeit
die ich nicht mit meinen eltern
die ich nicht mit meiner schwester
so ueber alles in ruhe reden konnte
oh
ja ...
ich vermisse im wohnzimmer mit mutti papa schwester zu sitzen
kaffe und kuchen zu trinken
erzaehlen und zuhoeren
mit mitgefuehl
mit liebe
fuereinander
...
ich
vermisse auch die zeit
die ich nicht mit menschen sprechen konnte
die auch so eine geschichte
von der flucht
von den nachkriegsjahren
und
von ihrem leben
zu erzaehlen haben
...
ja,
ich habe hier zwei kinder
und vier enkelkinder
als
die enkelkinder klein waren
sorgte ich zwei tage in der woche
wechselte die windeln
kochte das essen
...
sonst
lebe ich hier
ein einfaches schlichtes gesundes leben
ich esse langsam
ich schmecke was ich esse
ich sehe fussball vom video
...
ich
habe mir die naturphotography selbst gelernt
und das mahlen mit wasserfarben arcyrlic pastel
ich hoere klassische musik
ich
habe eine zitter gebaut
und kann stundenlang deutsche volklieder
drauf spielen und mitsingen
...
ich
rauche nicht
ich trinke nicht
ich
bin mehr spaarsam
als ich sein brauch
ich
moechte lernen
mir was zu goennen
was nicht notwendig ist
was mir freude macht
das ist noch schwer fuer mich zu tun
...
ich fahre und repariere alte autos
bis sie nicht mehr fahren
ich
lerne sachen von der ernaehrung
kalorien kolenhydrate eiweiss fett
ich habe ... in
drei jahren ... 40 pfund abgenommen ...
ich wiege 160 pfund oder (160 pfund x .453 kg/pfund) = 72.5 kg ...
ich esse nur noch naehrwerte sachen ...
sachen die gut fuer mich sind ...
ich gehe oder fahre mein fahrrad fast jeden tag ueber eine stunde,
sodass in der zeit ... meine herzfrequenz von 120 bis 140 ist ...
ich bin ein paar centimeter kleiner geworden
ich bin 70 inches oder 1.78 m gross
ich
moechte lange leben
...
ab und zu habe ich heimweh
ich
vermisse meine schester
und schulfreunde
von den baracken
von der kirche
von der flucht
um
erinnerungen
gedanken
emotions
auszutauschen
...
geht es mir nicht so gut
koennte es mir nicht schlechter gehen
dann geht es mir so wie mutti
alte sachen kommen in meinem kopf
alte wunden schmerzen noch immer
ich gruebel und gruebel darueber
kann damit nicht einschlafen
...
ja
da sind noch sachen
die noch auf mich warten
die ohne sich anzumelden
in mein kopf kommen
aber
wenn
es mir morgens gelingt aufzuwachen
mit keinen oder wenigen erwartungen
von mir selbst
oder
von meinen mitmenschen
dann kann es vorkommen
dass ich dafuer reichlich belohnt
am abend
einschlafe
...
ab
und zu
bin ich wunschlos gluecklich
dann ist es ein ding der unmoeglichkeit
das es mir besser gehen koennte
...
oh ja
ich
bin gluecklich und froh
dass ich mich
sowie ich bin
umarmen kann
dass ich mein gewissen
dass ich meine kindheit
dass ich meine eltern
umarmen kann
...
wenn
ich hier nach hause komme
meine treppe hochgehe
begruessen mich
mutti und papa
und
strahlen mir
aus ihrem bild
entgegen
...
ja
vielleicht ist mein schreiben
ein sinn meines lebens ... verwandte zu finden
ja, vielleicht hatten wir verwandte in fuerstenau,
jaeglack, wolfshagen, engelstein, gr. buja,
wickerau, baumgarten, waldenthal, stettenbruch
thiergarten, dammfelde, bartenstein, passdorf
noerdliche von rastenburg in ostpreussen
vielleicht schreibe ich es nieder
um darueber nachzudenken
davon zu lernen
ja
vielleicht
schreibe ich es
fuer dich
fuer mich
fuer meine kinder
fuer meine enkelkinder
fuer meine liebe schwester
fuer meine lieben eltern
ja
vielleicht
...
heute
bin ich stolz
dass mutti treu
zu ihren gefuehlen
zu ihren schmerzen war
heute
ich bin stolz
dass papa
es nicht abgestritten hat
dass er, vor so vielen jahren
mutti in ostpreussen
so weh getan hat
denn
das abstreiten
oder vielleicht sogar dazu sagen:
das war nicht so
das bildest du dir ein
haette muti wirklich verrueckt machen koennen
denn krankenhaeuser sind voll mit leuten
denen man gesagt hat
dass war nicht so
du bildest dir das ein
darum bin ich so stolz
das mutti ihre alten wunden aus ostpreussen nicht vergessen hat
das papa es nicht abgestritten hat
...
ja
vielleicht haben mutti und papa
internetanschluss im himmel
lesen mit
hoeren zu
strahlen
mit freude
mit stolz
...
und
fuer
mich
fuer meine heilung ... meiner wunden
stelle ich mir dieses gespraech vor:
gretchen
komm
lass dich umarmen
ich spuere deine schmerzen
dass tut mir leid
ich schaeme mich
dass ich damals deine freude in ostpreussen
nicht spueren konnte
dass ich dir damals so weh getan habe
mit meinen worten
dass tut mir so leid
bitte vergebe mir
lass
mir
es nochmal
versuchen:
ich
hoere deine froehliche stimme
ich wundere mich warum du so froehlich bist
ich
komm ueber den hof
in deine offenen arme gelaufen
du nimmst meine hand
zeigst mir deine wertvollen funde
was du alles damit naehen willst
ich
hoere
deine froehliche stimme
ich kann alles
wahrnehmen
ich fuehle
deine freude
ich druecke
deine hand fester
ich freue mich
ueber deine gluecklichen funde
und dass du alles mit so guter qualitaet
und so guenstig
eingekauft hast
ich bin so stolz auf dich
du hast soviele ideen
du hast soviele talente
ich bin auch so stolz
wenn wir zur kirche gehen
du hast so eine schoene herrliche stimme
wenn du singst
du kannst auch
mit so einem kleinen apparat
so schoene bilder aufnehmen
du kannst auch so gut kochen und backen
und
du bist auch so klug
du kannst so gute briefe schreiben
du kannst gut rechnen
du bist die beste frau auf der welt
du wirst gut wirtschaften koennen
ich
bin so gluecklich dass wir uns gefunden haben
ich liebe dich
oh
ja
mein lieber oskar
ich habe so lange drauf gewartet
diese worte von dir zu hoeren
oh ... ja ... ich vergebe dir
es tut mir leid
dass ich mir nicht selbst
diese schwere last
beseitigen konnte
dass ich dich
all diese jahre
damit so gequaelt habe
ich danke dir
fuer deine hilfe
fuer dein mitgefuehl
fuer dein mitleiden
fuer
deine gedult mit mir
fuer deine liebe
fuer deinen mut
fuer deine kraft
es mir heute zu sagen
worauf ich meine lebenlang
gewartet habe
du bist der beste mann in der welt
du sogst nur fuer uns
du goennst dir selbst nichts
dein lebenlang hilfst du andere leute
du hast so ein gutes herz
du bist so gutmuetig
du bist mit allem zufrieden
ich bin so stolz auf dich
oh ja
... mein lieber oskar ...
ich liebe dich auch
...
... ...
werner
In
alten Gästebüchern Nr. 1 - 9 lesen
...