Werner Meybaum

ein Lorba
ss aus Ostpreussen


Mein Lebenslauf ... wie es mir im Leben
von Ostpreussen bis ins Minnesotaland
so gegangen ist ...

... ein paar Gedichte und Geschichten ... 

... ein Traum ...

Im neuen Gaestebuch  eintragen

In alten Gaestebuechern lesen

Bilder

... eine e-mail an werner ...



... ein Bild, als ich 44 Jahre alt war ...

Ostpreussen, ist fuer mich ein Zu Hause,
wo ich eigentlich hingehoere ... 


Das Internet, ist fuer mich ein Ersatz Zu Hause,
wo ich gehoert und verstanden werde
. 

Guten Tag liebe Freunde,

Ich bin Werner Meybaum ... ein Lorbass aus Ostpreussen ... ich stamme aus Marienthal - zwischen Jssglack und Drengfurth, Kreis Rastenburg

Ich wohne in Minneapolis in Minnesota ... oft habe ich Heimweh ... Heimweh, gehoert und verstanden zu werden ... oft komme ich leer von der Heimat nach hause zurueck ... wieder einmal nicht gehoert ... wieder einmal nicht verstanden worden ...

Hier schreibe ich ueber die Vorkriegsjahre, die Flucht aus Ostpreussen ... ueber das Frische Haff - steckengeblieben in Pommern - Angst - Durst - Hunger - Frieren - Typhus ... und wie ich totkrank, mit 5 jahren auf der Flucht in Bad Polzin, ploetzlich und traumatisch, von meiner Mutter fuer ein halbes Jahr  getrennt wurde.

Die Nachkriegsjahre haben mich auch fuerchterlich gepraegt ... mein Vater - Kriegsgefangenschaft - wir wohnten in den Fluechtlingsbaracken an der Bille in Wohltorf bei Hamburg, und in der Kampstrasse in Reinbek

Mit 14 Jahren fing ich bei der Bahn an zu arbeiten ... und dann fuer die Spedition Bernhagen & Riege im Hamburger Hafen ... 5 Tage Arbeit ... 1 Tag Schule ... Ich habe nicht viel gelernt ... ich war billige Arbeitskraft

Auf der Aussenalster habe ich segeln gelernt. Ich kam in Amerika mit 19 alleine an ... ich war fuer eine Woche wunschlos gluecklich ... ich habe geheiratet

Auf der Hochzeitsreise wollte sich meine Frau trennen ... ich bekam panische Angst hinterlassen zu werden ... ich war fuer 30 Jahre verheiratet ... ich habe 2 Kinder und 4 Enkelkinder

Ich bin hier nocheinmal fuer 5 Jahre zur Schule gegangen. Mein Lieblingsfach war Physik ... aber es wurde zu schwer fuer mich ... und so habe ich meine Schule im Maschinenbau beendet, und habe viele Jahre in der mechanischen Entwicklung von Komputers ... als Berater ... und als Lehrer gearbeitet. Ich habe von fruehmorgens bis spaetabends gearbeitet ... sorgte fuer meine Familie ... sowie mein Vater ... ich habe nicht geraucht und nicht getrunken ... ich bin zur Kirche gegangen

Es fiel mir ... und faellt mir immer noch ... unheimlich schwer ... mir selbst was zu goennen ... dass nicht notwendig ist

Auf meinen Web Seiten erzaehle ich ueber mein Boot bauen ... mein Haus bauen ... mein Zitter bauen und spielen ... mein Amateur-Radio spielen wb0gsx ... die Natur ... meine Naturphotography.

Als die Enkelkinder noch in Windeln waren ... noch klein waren ... habe ich ein paar Tage in der Woche fuer sie gesorgt

Ich trage alte Klamotten ... ich fahre alte Autos ... ich sammle alte Sachen

Mein Lebenlang hatte ich meine Gefuehle runtergeschluckt ... ein paarmal landete ich im Krankenhaus ... aber keiner kam auf den wirklichen Grund meiner Schmerzen ... es ging mir noch nicht schlecht genung.

Mit 44 Jahren hat sich mein Leben geaendert. Fuer 17 Tage habe ich fremde Menschen zugehoert und gelernt ... weniger zu wuenschen ... weniger Rat zu suchen ... weniger Rat zu geben ... dafuer mehr auf mich selbst zu vertrauen ... meine eigene innere Stimme zu hoeren ... meine eigenen Wegweiser zu folgen ... meine eigenen Probleme selber zu lsssen.

Nach 20 Jahren vergeht kaum ein Tag, wo ich nicht an die 17 Tage ... an die verschiedenen Teilnehmer ... an die verschiedenen Erlebnissen denke. Es ist nicht leicht ... Schuelern zu vertrauen, dass sie von sich selbst ... von einander lernen koennen. Carl Rogers hat in seinen Buechern mehr darueber geschrieben ... wieviel mehr die Schueler lernen ... wenn sie ihre eigene innere Stimme hoeren und folgen. Seitdem konnte ich meine alten Rollen nicht mehr spielen. 

Mit 50 Jahren ging alles kaputt ... Frau war weg ... Kinder waren weg ... Freunde waren weg ... ich war wieder alleine ... es konnte mir nicht schlechter gehen ...

Ich habe meine Familiengeschichte gesucht und gefunden, es mir alles aufgeschrieben ... wie es mir im Leben so gegangen ist ...es mir immer wieder stundenlang, wochenlang von Anfang bis Ende selber vorgelesen, als ob mein inneres Kind auf meinem Schoss sass, und die Geschichte immer nocheinmal, von vorne vorgelesen haben wollte ... oft bis in den fruehen Morgenstunden ... Oft haben wir uns gewundert .. wo die Traenen herkamen ... was sie bedeuten ...

Seitdem lebe ich alleine ... ein einfaches schlichtes Leben ... in einem Holzhaus, dass ich selber gebaut habe.

Wenn ich 8 Stunden geschlafen habe ... aufwache ... und zurueck ins Bett gehen will ... dann ist es fuer mich ein Zeichen, dass eine neue depressive Episode anfaengt. Wenn ich es rechtzeitig erkenne ... stelle ich mir eine Aufgabe ... tue es ... bewundere es ... und strahle mit Freude und neuer Kraft ...

Wenn ich ein warmes Bad mit Kerzenlicht nehmen will ... und sich unangemeldete Gedanken in meinem Kopf draengen ... dann ist es fuer mich ein Zeichen, dass eine neue Zwangsgedanken Episode anfaengt. Wenn ich es fruehzeitig erkenne ... nehme ich den ersten Gedanken ... bearbeite ihn so gut ich kann ... bewundere meine Arbeit ... und strahle mit Freude und neuer Stille ...

In diesem Sinn ... lebe ich ein sinnvolles Leben ... und ab und zu ... kann es vorkommen ... dass ich wunschlos gluecklich bin.

Ostpreussen, ist fuer mich ein Zu Hause,  wo ich eigentlich hingehoere ... 

Das Internet, ist fuer mich ein Ersatz Zu Hause,  wo ich gehoert und verstanden werde.

Danke fuer Eure Hilfe.

Herzliche Gruesse,
Werner





... Mein Lebenslauf
wie es mir im leben so gegangen ist ...
von Werner Meybaum


ich bin
ein Lorbass,
ein Lausbub,
aus Ostpreussen


ich stamme aus marienthal
ein paar km westlich von drengfurth,

in der gegend etwas noerdlich von rastenburg
in ostpreussen

...


als ich 4 jahre alt war
hat opa
uns auf das pump-pferd gesetzt
wir sind im kreis mitgeritten

das ging
langsam

dann hatte ich eine
spiel peitsche
das pferd ging nicht schneller
es ging hinten hoch
blieb stehen
wir flogen ueber seinen kopf
landeten im sand

...

einmal hatten wir was angestellt
mutti war boese

wir krochen in opas bett

ich erinnere mich
an opas schuetzende arme
an mutties ausgestreckte arme

...

auf dem bauernhof
war stefan und teodor
aus poland

wally und tanja
aus russland

...



ein paarmal kam stefan ins haus
suchte seine peitsche
die ich hinter dem wohnzimmerschrank versteckt hatte

...

eimal
spielten wir auf den boden
mutti rief uns zum essen
ich ging zu langsam

und so landete ich unten
mit gebrochener nase

...

zu weihnachten
bewunderte ich eine eisenbahn

am naechsten tag
bin ich mit meinem onkel an der hand
zum teich gegangen

...

ein anderes mal
spielte ich mit dem wachhund

er war halb schaeferhund halb wolf
er war an einer langen kette

ich hatte einen besen
ich hatte spass

im gefecht
wurde der hund wuetend

es ist so schnell passiert

der hund hat den besen losgelassen
biss mich ins bein

...



oft kukte ich durch das schluesselloch
in das zimmer von meinem opa
und sah faesser mit wein

...


obwohl mein opa als baeckermeister angefangen hat
wurde opa bauer

sein bruder konnte nicht wirtschaften
und so
hat mein opa den bauernhof uebernommen

...

im stall waren arbeitspferde
und am ende zwei reitpferde


auf den liegenden arbeitspferden
bin ich rumgeklettert


die zwei reitpferde
habe ich bewundert

die wurden fuechse genannt
weil ihre farben so waren

die fuechse hatten es gut

weil die anderen pferde
am tag schwere lasten zogen

haben die fuechse
von der weide aus
zugesehen

die fuechse
waren in der nachbarschaft bekannt

vielleicht
weil sie so gut aussagen
mit ihrem glaenzenden fell

vielleicht
weil sie ihren kopf so hoch hielten

damit ihre identischen markieruingen zu sehen sind

vielleicht
weil sie so stolz
die kutsche zogen

es kann auch sein
das sie von geburt
fuer feine sachen bestimmt waren
zuhoeren konnten
traniert waren
gehorchten

wenn meine eltern zum einkaufen
oder zur kirche fuhren

oder wenn bauern
in der nachbarschaft
eine hochzeit oder ein fest hatten

dann
kam es vor
dass
die fuechse
in voller tracht
die kutsche
durch die alleen ziehte
n

...

mutti hatte 8 geschwister
davon einen brueder in hamburg

und so kam es
dass meine tante mit kinder aus hamburg zu uns kamen

...

im sommer bin ich barfuss rumgelaufen

...

im winter wurden die federbetten
vor dem schlafengehen
am kachelofen
vorgewaermt

...

ein tag
kam der postbote
mutti weinte
papa war in anzio italien vermisst



tage oder wochen spaeter
kam der postbote
mutti strahlte
papa war gesund

papa
war von nebelbomben umgeben
hoerte stimmen um sich
hat sein gewehr abgelegt
ist die stimme gefolg

und so kam papa
in amerikanische kriegsgefangenschaft
auf einer wiese traf papa seine kameraden
dann ging es zuerst nach afrika und dann im schiff nach amerika

...



es war winter
auf dem bauerhof waren soldaten
mit einem panzer bei uns untergebracht

ich habe mutti so lange gebettelt
bis ich einmal im panzer mitfahren durfte

im pazer war es so kalt
meine nase fror an

...



wochenlang waren unsere wagen beladen
fertig fuer die flucht

die erlaubnis kam nicht

...



24. januar 1945

der postbote kommt
nachricht von papa

ich bin in amerka
mir geht es gut

am abend
war der himmel rot
mit feuer ueber drengfurt

die russenmaedchen
bettelten mit mutti
sie wollten mich haben
mich mit nach russland nehmen

sie hatten angst
dass ich den krieg nicht ueberleben wuerde

an den abend
sind wir mit drei wagen gefluechtet

wir ... opa ... familie hoffman

an der ecke vom bauernhof
und der strasse
von drengfurt nach marienthal
blieb ein wagen stecken

der wagen wurde abgeladen
und leute und sachen
auf die anderen beiden wagen verteilt

die erste nacht
hielten wir bei neumann
verwandte von papas mutter an

mutti half mit den schlachten von enten
und den federpfluecken

mitti hatte husten und eine grippe
holte was dafuer von der apoteke


opa meinte
wenn wir nicht so weit fahren
dann brauchen wir inicht so weit zurueckfahren

opa hatte das schon mal
im ersten weltkrieg so erlebt

wir trafen
buergermeister lemke

die strassen waren verstopft
so fuhren wir ueber felder
nach bartenstein

mitten in der nacht
hoerten wir
schnell weg ... die russen kommen

mutti traf kurz noch ihren vater

mutti trank einen starken grog

...

vor landsberg
war ein steiler berg

die pferde von zwei wagen
zogen einen wagen hoch

dann wurden die pferde abgespannt
und holten den anderen wagen nach

in landsberg
war ein militaerlager

da blieb alles stehen

die russischen soldaten
schossen aus dem wald
von der rechten seite

die deutschen soldaten
schossen aus dem strassengraben
von der linken seite

wir waren in der mitte

die schiesserei
das geschrei
wurde zu laut fuer mutti

mutti verlor ihren kopf

mutti fragte ein soldat
was sollen wir machen ?

lassen sie alles stehen
die kinder sind nicht mehr zu ersaetzen

so wie wir in den federbetten waren
hat mutti uns rausgezogen
so sind wir losgelaufen

mutti
hat ihre handtasche vergessen
mit den spaarbuechern
mit ihren bildern

mutti
hat opa vergessen
aus dem zweiten wagen mitzunehmen

so wir wir waren
so sind wir losgelaufen

ich wurde durstig
leckte schnee
meine beine taten weh

mutti
hat mich im arm getragen
bis auch sie muede war


meine schwester war sieben
und sie konnte auch nicht mehr weiter gehen

aber mutti
hatte keine kraft mehr
sie zu tragen


und so ist
meine schwester
mit ihren kleinen fuesschen
mit ihren kleinen beinchen
die strecken selbst gegangen

im kalten winter
auf eis
durch schnee


an einer strassenecke
hat uns ein soldat
in einer kutsche
fuer ein stueck mitgenommen


dann waren wir mit anderen fluechlingen
auf einen damm

auf dem damm
gingen wir auf eisenbahnschwellen

mutti
hatte einen sack zucker
in einen kinderwagen
mit silber bestecke gefunden
und mitgeschleppt

ein flugzeug
kam von vorne
auf uns zu geflogen

wir rollten
mit kinderwagen
zucker und besteck
den damm runter

wir gingen
auf den eisenbahnschwellen weiter


ich blieb stehen

ein soldat im schwazen mantel
lag auf den gleisen
mit dem kopf auf einer schiene
mit seinen beinen auf der anderen

seine augen waren offen
sahen zum himmel

sein mud war offen
als ob er was sagen wollte

ich
stieg ueber
den toten soldat

wir gingen weiter

in einem dorf
auf dem marktplatz
voll mit fluechtlinge
weinen geschrei
hoerte meine schwester
die stimme von opa

opa fragte
habt ihr was gegessen

wartet hier
da ist eine baeckerei
ich hole was

dann
kamen flugzeuge runter

auf uns zu

wir liefen weg

und haben unseren lieben opa
das zweite mal verloren

nie
wieder
gesehen

nie
wieder
seine stimme gehoert

nie
wieder
auf seinem schoss gesessen

nie
wieder
seine arme ums uns gespuert


nie
wieder
seine liebe gespuert

. . .

mutti kam nach heiligenbeil
wo sie als kind gewohnt hatte
und bekam ein fahrrad

der letzte weg rauszukommen
war zu fuss

ueber
das frische haff

am rand
war wasser ueber das eis

dann sind wir zu fuss
mit anderen fluechtlinge
hinter pferde und wagen gegangen

mutti rutschte aus
und lag ohnmaechtig auf ihrem ruecken

ich
fing an zu weinen

am abend
sah ich links ein flugzeug
das auf dem eis abgestuerzt war

als es stockdunkel war
sah ich laternen
die hin und her geschwunken wurden
damit wir gewarnt wurden
und nicht in die loecher fallen

am land war eine huette
voll mit totmueden menschen

am naechsten morgen
in einem fichtenwald
waren offene Lastwagen
voll mit fluechtlingen

meine schwester
und ich waren hochgehoben

dann war kein platz
mehr fuer mutti

mutti
sollte den naechsten lkw nehmen

denn sie fahren alle zur gleichen stelle hin

aber
mutti
hat ihr fahrrad
auf das andere lkw gebracht

ist zurueckgekommen
um mit uns zu sein

und dann ging es
nach danzig-neufahrwasser

als wir ankamen
war der andere lkw
mit fahrrad
nicht zu finden

dann sind wir fuer eine nacht
mit einem schiff gefahren
und in pommern ... vielleicht in stopmuende
wurden wir ausgeladen

zu fuss ging es weiter

es
war
ruhig


wir dachten
der krieg waere vorbei

...

dann
an einem tag
wir waren auf suche nach essen

ich hatte eine jacke
mit taschen an den seiten an

wir hatten eier gefunden
und meine beiden taschen waren voll

wir waren
auf einem sand weg

mitten auf einer strasse
an beiden seiten waren haeuser

auf einmal
fing das geschrei
und gewehrschiessen an

ein soldat
hatte uns
und ein paar familien
zusammen im kreis

schoss
in die mitte

verlangte
nach uhren ringe wertsachen

wenn die frauen
nichts mehr hatten

schoss er wieder
sein automatisches gewehr
in die mitte

sand spritzte in meine augen

mutti
zog ihre armbanduhr und ring ab
und schluepfte sie zu den eiern in meiner tasche

ich drueckte
vor angst
die eier
in meiner jacke kaputt

...


dann sind wir weitergelaufen

wir waren in einem haus
mit anderen fluechtlingen

soldaten kamen rein
holten frauen raus

mutti
bettelte und weinte

sie hatte
eine offene wunde am bein

zeigte
es dem soldaten

ein anderes mal
war ich alleine draussen

kam reingelaufen
sagte zu mutti

da macht
ein mann
eine frau tot

...

ein anderes mal
wir waren draussen
alle kinder waren zusammen

da war eine scheune
mit so viel geschrei von der scheune

irgenwie
habe ich in erinnerung

dass die soldaten wollten
dass die kinder dass geschrei hoeren
dass die kinder zusehen

...

dann
haben wir uns besser
unter dem stroh
unter dem heu
in staelle versteckt

dann
waren wir ruhiger
haben leiser geatmet

tag und nacht waren wir vorsichtig

...

einmal
wir suchten was zum essen

wir kamen in ein dorf

mutti
blieb ploetzlich stehen

hielt meine hand fester

dann sah ich
was mutti sah

drei soldaten
sassen auf einem bauernhof

an einem feuer

einer stand auf
kam uns entgegen

kukte uns an
streichelte meinen kopf

vielleicht
spuerte er unsere angst

vielleicht
erinnerete er sich
an seinen sohn
an seine tochter
an seine frau

er streichelte wieder meinen kopf

gab mir ein handschuh

gab uns aus seiner schuessel zu essen

und liess uns weitergehen

...

dann kamen wir zu einem kinderheim
mit kindern ... ohne eltern
da durften keine soldaten reinkommen

da blieben wir eine zeit

ich kann mich erinnern
das brot kam auf einem teller

da war
ein stueck brot fuer jeden

jeder kukte zuerst
welches stueck
am groessten war

wenn
mutti
nicht schnell genung war
ihr brot zu essen
und runterzuschlucken
hab ich es mutti
aus dem mund gebettelt

so ausgehungert war ich

dann durften wir
nicht laenger im kinderheim bleiben

...

dann sind wir in vietzow
zwischen bad polzin und belgrad
auf den gut
'von kleist'
steckengeblieben


mutti
hat auf den feldern
mit anderen frauen gearbeitet

...

es war
ein warmer tag

die frauen
kamen von den feldern gelaufen

mit freude ...

mit armen hoch ...

deutsche soldaten kamen
in langen kolonnen

die frauen dachten
ihre maenner kommen sie befreien


als sie naeher kamen

fingen sie an
zu weinen

fingen sie an
zu schreien

fingen sie an
zu jammern


deutsche soldaten maschierten in gefangenschaft


meine schwester
holte unser verstecktes brot
fuer die soldaten


der krieg war vorbei
das elend fing an


ich wurde krank
mit typhus

mutti
konnte mich nicht wieder heil machen

mutti
bekam pferd und wagen
zum krankenhaus nach bad polzin
so 15 km suedlich

ein polnischer doktor untersuchte mich
und sagte ...

dass tut ihm leid ...
er kann auch nichts mehr fuer mich tun ..
und kein platz waere fuer mich vorhanden

und erzaehlte mutti seine lebensgeschichte
wie es ihm so gegangen ist
wie er seine frau
und seine kinder
verloren hatte

eine krankenschwester begleitete mutti raus
auf der treppe vor dem eingang
bettelte mutti mit der krankenschwester

so schwach wie ich war
hatte ich alles verstanden ...
alles mitbekommen ...

so schwach wie ich war
verklammerte ich mich
mit meinen kleinen fingern
in die strickjacke
von mutti

so schwach wie ich war
erinnere ich mich
wie die beiden
meine fingerchen
losmachten

ich erinnere mich
wie ich in einer krippe lag
in ein zimmer
mit zwei verbundenen soldaten

ich erinnere mich
wie ich die fensterwand nach draussen sah
mit vielen kleinen fernstern

und wie ich dachte
durch ein kleines fenster rauszukommen
und mutti
nachzulaufen


als ich aufstehen wollte
war mir mein kopf zu schwer

ich
konnte
meinen kopf
nicht hochheben

ich
war ohne kraft

ich
war zu schwach

mein typhus
tat mir nicht weh

was
mir so weh tat

war
die trennung

die trennung von mutti



und so muss ich
mit meinen innerlichen schmerzen
mit meinen innerlichen schreien
eingeschlafen sein

die krankenschwester
der doktor
haben mein tyhus
behandelt


und ich lernte
meine 'emotional' wunden
zu bedecken
zu verstecken

und so sah keiner ...
meine innerlichen wunden

und so hoerte keiner ...
mein innerliches schreien

...

einmal kam mutti zu besuch
dann durfte mutti nicht mehr reinkommen

es war zu schwer
fuer die krankenschwestern
mich hinterher
zu beruhigen

spaeter
konnte ich in der krippe stehen
konnte ich mich am gitter festhalten

ich war in meiner krippe
in einem saal

mit vielen anderen krippen und kindern


an einem tag
war mutti zum besuch gekommen

strand draussen am fenster

die krankenschwester ging zum fenster
schob die gardine zur seite

sodass mich
mutti
sehen konnte

in dem augenblick
sah ich zum fenster

sah ich
mutti

wieder
zuviel aufregung

wieder
fing ich an zu weinen
fing ich an zu schreien

es war
zuviel arbeit
fuer die krankenschwestern


mich
und dann auch noch
all die anderen kindern
die mitweinten
die mitschrieen
zu beruhigen

nun durfte mutti
auch dass nicht mehr tun

...

in der zeit
wurden fluechlinge
nach hause geschickt

aber weil ich noch im krankenhaus war
blieb meine mutter weiter auf dem gut in vitzow

...

dann war es ernte
mutti bekam keinen wagen und pferde zum besuch

es war spaetherbst

ich war gesund

und mutti kam und kam nicht
um mich abzuholen


jeder arbeiter wurde gebraucht
jedes pferd und jeder wagen wurde gebraucht

...



dann kam eine polnische familie
und wollte mich adoptieren

...


zu der zeit
ueberhoerte mutti auf dem gut
dass der meybaum jung
im krankenhaus gestorben ist

...


im letzten augenblick
kam mutti

aber
ich kann mich
an den tag
an den moment
an der begegnung

nicht erinnern

...

dann bekamen einige familien die erlaubnis
mit dem zug von blegrad zum nach berlin zu fahren

meine mutter bettelte mit dem polnischen burgermeister

zum schluss
sagte er
sie sind nicht auf der liste
ich kann das auch nicht aendern
gehen sie
'aber niemanden von diesem gespaech erzaehlen'

...

und so sind wir
im dunklen
abends losgegangen

durch die nacht gegangen
so 15 km
von vitzow nach belgrad



in gueterwagen
wurden wir eingeladen

in berlin
fluechtlingslanger schalottenstrasse
wurden wir entlaust
mit weissem puder

dann ein paar wochen spaeter
ging es weiter
von berlin nach buechen

der zug fuhr langsam
hielt oft an

soldaten haben noch dass letzte
was menschen hatten
weggenommen

mutti hatte einen schafs-fell-mantel an
den sie vorher im dreck gezogen hatte
und von aussen nach innenn trug

ein soldat entdeckte ihre tarnung
zog ihr den mantel aus
gab mutti einen stoss
auf ihre brust
mit dem ende
vom seinem gewehr

ein alter mann weinte und schrie
seine fuesse waren geschwollen
wie ihn ein soldat
seine stiefel ausziehen wollte

...



es war dunkel
wir kamen an der zonengrenze in buechen
oestlich von hamburg an

dann waren wir in einen stroh bedeckten saal
in einer gastwirtschaft
in wohltorf
20 km oestlich von hamburg

am naechsten tag
sah ich kinder
durch ein geflochtenden draht zaun
die mich ankukten
die ich ankukte

...

dann wurden wir in einem fluhr untergebtracht ...
es war so ein kleines eingangs-zimmer zu einem haus

mit einer scheibe ueber der tuer
wo licht reinkam

...

mutti
hat fuer die pfarrer familie schroeder gearbeitet

im haushalt
und beim baeume faellen und saegen geholfen

...

meine schwester ging zur schule
ich blieb im zimmer und wartete

oft lag ich lange im bett
ich sah wie sich die schatten an der decke bewegten
wenn leute auf dem buergersteig entlanggingen

oft traeumte ich
wenn wir die flucht nocheinmal machen muessten
dann wuerde ich mich auf ein pferd von uns setzen
und die strecke reiten

...

da waren zwei tueren im zimmer
die eingangstuer
die kuechentuer

die kuechentuer war zugeschlossen

der geruch
vom kochen
kam durch

die geraeusche
vom essen
kamen durch

...



ich kann mich erinnern
durch die nachbarschaft zu gehen
in muelleimer nach essen zu suchen

mutti war so stolz auf mich
als ich einmal nach hause kam
mit kartoffelschalen

an dem abend
machte mutti
kartoffelpfannkuchen

...

einmal war ich draussen
und wollte auch schlittenfahren

und so habe ich zigaretten
die papa aus amerikanischer kriegsgefangenschaft schickte
fuer das schlittenfahren eingetauscht

als mutti das spaeter merkte
bekam ich mit dem besen so eine pruegel
dass der besenstiel gegen einen tisch zerbrach
und mutti mit mir unter dem tisch kroch und mitweinte

ich hatte keine ahnung
wie wertvoll die zigaretten
fuer unsere lebensmitteln tausch waren

...



dann durfte mutti mich mit zur arbeit mitnehmen
und ich durfte mit dem maedchen vom pfarrer spielen
und ich durfte am tisch mit dem maedchen mit-essen

einmal hat mich der pfarrer erinnert
dass wir die teller nicht auslecken

...

einmal hat der pastor in der kirche gesagt
er kennt eine familie die nachts frieren

ein paar tage spaeter
schliefen wir wieder unter einem federbett

...

dann kam
mein erster schultag

vor der schule
stand ich in einer schlange
mit kindern und muetter

als ich rankam
baeugte sich der lehrer
und fragte

wo ist deine mutter


dann sagte er
laut ...

dass ihm alle hoerten ...

kukt euch mal diesen jungen an

er
hat keine mutter

er
hat keinen ranzen

er
hat keine tafel

er
hat keine tuete

und er weint nicht



das war das erste mal
das war das letzte mal
dass ich in der schule gelobt wurde


mein innerliches weinen
mein innerliches schreien
sah und hoerte keiner

...

am weissen rand von zeitungspapier
habe ich meine buchstaben geuebt

spaeter erinnere ich mich
an ein radiergummi

und loeschblatt
und mit einer feder und tinte zu schreiben

...

einmal fragte mutti
'wollt ihr mir helfen wilde blumen in den feldern zu pfluecken'

wenn ihr fleissig seit
bekommt du eine puppe
und du eine windmuehle zu weihnachten

so haben wir wilde blumen gepflueckt
sind mit der dampfeisenbahn
von wohltorf nach hamburg hauptbahnhof gefahren
und dann umgestiegen nach altona

im zug ... sah ich aus dem fenster
da waren soviele haeuser zu sehen
die sahen so aus wie puppenhaeuser
da fehlten die aussenwaende

soviele steine
soviele truemmer

am bahnhofeingang von altona
gab uns mutti jeden ein paar blumenstraeusse

und mutti sah zu
wie wir die blumen verkauften

dann brachte uns mutti mehr blumen
bis alle verkauft waren


dann sind wir ein paar strassen weiter
zu onkel ernst und tante agnes gegangen

onkel ernst war mutties bruder

...



es waren monate vergangen

ich hatte das versprechen von mutti vergessen

...



es war heiligabend

mutti schloss die tuer zu
nahm uns bei der hand
und so sind wir zur kirche gegangen

wir haben die glocken gehoert

da war ein tannenbaum mit kerzen

wir haben das grippenspiel bewundert
wir haben gebetet und gesungen
und sind nach hause gegangen

als mutti die tuer aufmachte
das licht anmachte

da stand eine windmuehle
da lag eine puppe

jahrelang konnte ich nicht verstehen
habe ich mich gewundert
wie das moeglich war

in meinem kopf
habe ich meine erinnerungen immer wieder hervorgerufen
habe ich gesehen wie mutti die tuer zugeschlossen hatte

wie war es moeglich
dass der weihnachtsmann reingekommen ist

da war doch nur das kleine fenster
ueber der tuer
und das war auch zu ...

...





als ich so 9 war
wir drei waren am einschlafen
in einem bett
klopfte es an der tuer

meine angst kam zurueck
mein atmen wurde leiser
wir hielten uns fester

mutti
hoerte ihren namen

"graetchen"

sprang aus dem bett
oeffnete die tuer
und hielt papa in ihren armen

...

am naechsten tag
habe ich papa bewundert

als ob ich ihn niemals zuvor gesehen haette

jahrelang
hatten wir
fuer seine gesunde rueckkehr gebetet

nun stand papa vor mir

...



papa packte seine sachen aus

da war ein muehle spiel

mit scharz roten feldern
und scharz und rote runde stuecken

eine bibel
mit stempel drin
von den verschiedenen pow camps
in denen papa in amerika war

dann war da sein geschirr
sein teller
seine loeffel
aus alluminium

sein bart


und geschichten

auf der ueberfahrt im schiff wurde papa so seekrank
bis papa sauerkraut bekam
dann ging es ihm besser


wie ueberrascht papa war
als papa in amerika ankam

mit dem zug sind sie lange gefahren
ohne zu wissen ... wo sie hinkamen

die erste nacht im lager
da war ein bett
mit weissen laken
unten und oben

und am nachttisch
lag eine orange

wie papa spaeter in amerika baumwolle geflueckt hat
wie schwer es am ersten tag war
den langen sack mit baumwolle mitzuschleppen
wie pricklich es war, die baumwolle abzunehmen

wie mit jeden tag
der sack voller wurde

dann hat papa geholfen
erdnuesse zu ernten

und jedesmal wenn nach freiwillige arbeiter gefragt wurde
meldete sich papa

so ist papa
vom norden bis zum sueden von amerika gekommen

von den stempeln und erinnerungen
war papa in pow camp in algona, iowa
in mississippi alabama tennissee kentucky

...

einmal arbeiteten sie bei einem bauer
ein waechter war eingeschlafen unter einem baum
ein jeep mit military police kam gefahren
papa lief zum schlafenden waechter
weckte ihn auf


ein anderes mal
sah papa
wie ein auto ohne dach die strasse entlangfuhr
mit singenden schwarzen maennern
ohne lenkrad

sie steuerten das auto
mit einer angeklemmten zange

...

wir lebten alle vier
eine zeitlang weiter im fluhr

es war sommer
ich spielte draussen
machte meinen 'spiel zement' aus sand und wasser
und war dabei einen riss im haus damit vollzuschmieren

mit einem lauten kraeftigen

... nein ... nein ...

dass ist nicht unser haus ...
wurde mein spielen unterbrochen

ich hab mich so erschrocken

und fuer mich
war dass wo ich anfing
angst vor papa zu haben

...

es klingelte
es war pause

ich war der letzte rauszugehen
ich sah den fuellfederhalter von meiner lehrerin
auf ihrem tisch liegen

ich nahm ihn
steckte ihn in meine tasche

draussen zeigte ich ihn meinen freund
'woher hast du den"
von meiner tante

die lehrerrin suchte ihren fuellfederhalter
fragte ob ihn jemand gesehen hatte

mein freund sagte
werner hat ihn mir gezeigt

ich schaemte mich

ich gab ihr den fuellfederhalter zurueck

sie brachte mich zum schulleiter

er sah nicht meine angst
er hoerte nicht mein innerliches schreien
er sah nicht meine innerlichen wunden

er verpruegelte mich

ich weinte nicht

er schickte mich nach hause


die schueler
erinnerten mich jahrelang hinterher
dass ich ein 'klauer' bin

das tat mir am meisten weh

...

dann ist es passiert
dass ein anderer junge
ein paar bunte stifte von einer mitschuelerin nahm
und ich zu ihm 'klauer' sagte

das tat ihm weh
aber er ... erzaehlte es seinem vater

sein vater kam zur schule
ich bekam eine pruegel

...

ich habe mich gewundert
wie das moeglich ist
dass mich alle mit 'klauer' anrufen duerfen
aber ich darf es nicht

...

einmal fragte der lehrer
'werner willst du englisch lernen
oder in der zeit ... in meinem garten arbeiten ?'

wenig war mir meine zukunft bekannt
oder ... dass ich in 10 jahren
in ein englisch sprechendes land leben werde

...

dann sind wir umgezogen
von einem ende vom dorf
zum anderen ende

die zimmer wurden getaeuscht
eine alleinstehende frau zog in unser kleines zimmer
wir zogen in ihr groeseres zimmer


unsere sachen waren in einem haufen
am eingang im korridor

da waren zwei tueren
es waren keine gewoehnlichen tueren

die tueren schwangen in beide richtungen auf und zu
und kamen von alleine
zur mitte zurueck

links ... hinter diesen schwingetueren
war das zimmer wo wir einziehen sollten

aber die frau war nicht zuhause

so blieb ich da alleine
habe auf unsere sachen aufgepasst
bis leute kamen
und die haben die tuer aufgemacht
und haben das zimmer ausgeraeumt

dann sind wir eingezogen

dann lebten wir da
in diesen fluechtlingsbaracken
an der bille
in einem zimmer

aber diesesmal
war das zimmer vielleicht viermal so gross
und hatte ein richtiges fenster

direkt vor dem fenster
waren schuppen fuer uns

hinter diesen schuppen
rechts aus dem fenster
ware ein langer holzschuppen
mit einer tuer
fuer jede familie

links waren die toletten

zwischen den toletten und den holzschuppen
war ein steiler berg runter zur bille
da wurde das abwaschwasser runtergeschuettelt

auf der anderen seite der bille
war eine wiese

...

links von der baracke war ein zaun
dahinter war eine chemische fabrik
auch in einer baracke

...

in der mitte vom zimmer
im fussboden
war eine tuer zum keller

da ging eine leiter runter

unten war alles offen
zu den nachbarnkellern


unten war sand

...


draussen sahen wir enten
sind hintergelaufen
so wie wir es auf der flucht so oft gemacht hatten

haben sie gefangen
und ihnen den hals umgedreht

wir kamen haendevoll mit enten nachhause
wir waren stolz

mutti und papa waren traurig

am abend
nahm uns papa mit den toten enten
zu den einheimischen leuten
denen die entern gehoerten

ich schaemte mich
die strafe tat weh

...

im zimmer war ein bett
fuer mutti und fuer meine schwester

da war ein bett
fuer papa

ueber das bett von papa
war mein bett
mit stroh matrazen

ein herd
fuer holz und kohle
zum kochen und heizen

an der wand hat papa ein paar bretter festgemacht
fuer die pfanne
fuer den kochtopf
fuer die teller

einmal in der woche
hat mutti wasser warm gemacht
mich in einen grossen topf gestellt
und mich von oben bis unten gewaschen

bis es mir einmal genug war
und ich sagte
ich kann es selber machen

...



in der mitte
von der baracke
war ein korridor

mit einer birne in der mitte

am anderen ende
von der baracke
war ein wasserhan

ab und zu habe ich den flur gefegt
zuerst mit wasser bespritzt
sodass es nicht so staubt

da waren so 10 tueren
an beiden seiten vom korridor

...

die waende nach aussen und zwischen den raeumen
waren aus bretter gemacht
im winter war es kalt


wir hatten
klunkersuppe kartoffeln und herringe zum essen
wir haben die teller ausgeleckt

...

mutti
war eine gute mutter

mutti
sorgte fuer mich
kuemmerte sich um mich

nebenbei
hat mutti
in der gastwirtschaft
auf der anderen seite von der bille gearbeitet

sie hat die teller abgewaschen
sie hat uns kuchen mitgebracht
dass andere leute
auf dem teller zurueckgelassen hatten



wenn ich morgens mein brot zur schule vergessen hatte
kam mutti mir nachgelaufen

nebenbei hat mutti
fuer uns
fuer andere
gestrickt und genaeht

...

papa war ein guter vater

papa
hat nicht geraucht
hat nicht getrunken

papa
hat sein leben lang
von morgens bis abends
fuer uns gesorgt


...



wir haben am rand von kartoffelfelder
auf das signal vom bauer gewartet

dann stuermten wir
mit anderen fluechtlingen auf das feld
um kartoffeoln nachzuhakken

wenn wir beim kartoffelnhacken glueck hatten
waren wir leise
damit die anderen fluechtlinge nicht kommen
damit wir die kartoffeln selbst finden

...



am tag
hat papa
fuer einen bauern gearbeitet

dann
jahrelang fuer das englisches militaerlager in glinde

...


das geld wurde gespart
zuerst fuer ein fahrrad fuer papa
dann fuer einen holzwagen

der holzwagen war so gebaut
wie ein kleiner leiterwagen

wo mutti und papa vorne zogen
und wir hinten schiebten

...

oft hoerte ich
dass meine schwester fleissiger war als ich
beim nachstoppeln
beim wagen schieben

...

einmal hat mutti uns losgeschickt
in einen wald
jeder mit einer alluminum kanne

meine schwester kam zurueck mit voller kanne blaubeeren
ich kam zurueck mit vollem bauch

...

einmal haben wir buchackern gesammelt
sodass mutti dafuer ihr fahrrad kaufen konnte

...

ein tag kam papa mit gesenktem kopf nach hause

ich hatte mitbekommen
papa war entlassen worden

ohne zu fragen
hatte papa naegel bei der arbeit
in seine tasche gesteckt

wurde am ausgang angehalten
wurde entlassen


ohne ein wort
mit der familie
oder mit mir darueber zu reden
wurde das geheim gehalten

ich schaemte mich

...

dann hat papa
am tag und in naechten
kohlen geschaufelt
als heizer fuer die kasernen in wentorf
dass voll mit fluechtlingen war

...

dann musste papa nocheinmal zur schule gehen
um zu lernen
die heizung
zu bedienen

als kind
ging papa im winter schule

im fruehjahr und im herbst
ging papa nicht viel zur schule

in der zeit hat papa seinem vater auf dem bauernhof geholfen

dafuer bekam der lehrer eier und butter

und so habe ich die schreibsachen
von kleinen buchstgaben
auf grosse buchstaben umgeschrieben ...

damit papa es lesesn konnte
damit papa es auswendig lernnen konnte

bei der abschlusspruefung hatte papa auch angst

einige von seinen mitarbeitern
konnten den druck von den fragen nicht aushalten
und sind aus dem zimmer gegangen

papa war stolz
das er es ausgehalten hat

...




am wochenende hat papa
in den gaerten fuer reiche leute gearbeitet

manchmal hat papa die pferde am sonnabend bekommen
und ich habe das pferd vor dem flug geleitet
fuer kartoffeln und zuckerrueben felder

so oft traeumte ich
den flug zu halten
hatte aber nicht meinen mut gefunden
papa zu fragen

...

am anderen ende von der baracke
unter dem wasserhan
war ein richtiger keller
mit einer grossen kessel

da haben mutti und papa sich angemeldet
um die waesche
zu kochen
zu stampfen
zu waschen

...

oft haben mutti und papa
in dem kessel zuckerrueben gekocht
und syrup gemacht

irgendwie kann ich mich noch heute an brot erinnern
mit den geschmack von den surup

...

es dauerte auch nicht lange
und mutti backte wieder kuchen

ja
ihr vater hatte in kutten
eine kleine landwirtschaft mit einer konditorei

beide opas waren baeckermeister
und so hat mutti das kuchenbacken gelernt

oft habe ich gesehn
wie stolz mutti
auf ihre kuchen und torten war

der kaffe war zuerst kein richter kaffee
er war von roggen gemacht

meine wertvollsten erinnerungen
haben irdgendwie etwas mit kaffe und kuchen zu tun

...

in der schule bekamen wir schokoladensuppe aus amerika

...


dann fing papa an
alte bretter zu sammeln
und schuppen an den baracken anzubauen

zuerst hatte papa einen hammer ... aber keine zange
und so hat papa mir gezeigt wie man einen nagel zuerst umbiegt
um ihn so leichter aus einem alten brett rauszuziehen
und dann den nagel wieder mit dem hammer gerade macht

dann habe ich zugesehn
wie papa aus dem leder von weggeschmissenen schuhen
ein paar scharniere machte
damit die tuer zum schweinestall
auf und zu ...
zu machen geht ...

...

einmal kam papa nach hause
rief uns zusammen

mit grosser freude oeffnete papa langsam seine brottasche
da war ein kleines weisses ferkelchen

...

und so langsam erweiterte sich unser vieh


wir hatten wieder kaninchen kuecken huehner
kleine entchen und grosse enten
gaense schafe ziegen schweine
wie ein kleiner bauernhof

ich habe zaertliche erinnerungen
kueken in meiner hand zu halten
ihnen zuzusehen
wie sie meine spucke
aus meinem mund
getrunken haben

ich hatte spass
mit den kleinen ziegen

und war vorsichtig
mit den grossen ziegen
denn es kam vor ...
dass sie ... mit ihrem kopf ... stossen

...

oft kam ich von der schule nach hause
fand einen zettel auf dem tisch

das essen ist im bett
komm auf das feld

im bett war ein topf mit reis
auf dem feld waren die fluechtlinge beim nachstoppeln

...


ich kann mich erinnern
es war kalt

meine tante anna und onkel otto kamen von elmshorn
zum schweineschlachten

da war ein langes becken aus holz

da war ein nachbar
das schwein wurde betaeubt

mutti war da mit einer schuessel
um das blut aufzufangen

das schwein lag im becken
kochendes wasser wurde ueber das schwein gegossen
um die haare zu entfernen

da war eine holzleiter an der baracke gestellt
das schwein wurde mit den hinterfuessen
an der leiter aufgehaengt

der bauch wurde aufgeschnitten

ein mann kam
mit einem mikroskop
stempelte das schwein
er bekam was gebratendes vom schwein zum essen

fuer uns machte mutti blutpfannkuchen

dann wurde der darm saubergemacht und gewaschen
und wurst gemacht

da war eine tonne
da wurde fleisch mit salz gehalten

papa brachte fleisch zum raeuchern

wir hatten wieder genug zu essen

...

oft habe ich mutti beim ausschneiden von stoff geholfen

ein model wurde zuerst auf zeitungspapier uebertragen
mit einem kleinen hand-raedchen
und dann ausgeschnitten

oft habe ich mutti zugesehn
wie sie naehte

...

im spaetherbst hat papa holz gesammelt
baumstumpen ausgebuettelt

einmal sah ich papa zu
wie papa mit einen schlaghammer
eisenkeilen in einen baumstumpen klopfte ...

dass war schwere arbeit

papa ruhte sich aus
und machte eine pause
und sagte dann zu mir
geh zur seite

ich habe von der seite aus weiterzugesehn
und dann ist es passiert

der schlaghammer kam vom stiel los
und flog dort hin
wo ich einen moment vorher stand

wir kukten uns beide an
ohne ein wort zu sagen

...


meine schwester und ich hielten das holz auf den saegebock
mutti und papa saegten
mit einer langen und breiten saege hin und her

...

dann wurde das holz in kleine stuecke gespalten
und im kreis
wie eine pyramiede aufgestapelt

ja, irgendwie war es wichtig
das der stapel gut aussieht

...



ja, papa war ein guter vater
papa war der beste vater in der welt

sein lebenlang
hat papa fuer uns gesorgt
hat papa sein leben fuer uns geopfert


wenn papa zu weihnachten eine tafel schokolade vom arbeitsgeber bekam
hat papa es nicht selber gegessen
hat papa es mit nach hause gebracht
und hat es mutti gegegen

...

oft war es meine arbeit
die ziegen
die schafe
morgens zur weide zu fuehren
abends nach hause zu fuehren

morgens konnten die tiere nicht schnell genug hinkommen

ich hatte beide haende voll mit ketten
um sie zurueckzuhalten

an einen langen hohen zaun entlang
dann links ab zur bille

da war eine grosse bruecke ueber die bille
und dann eine kleinere bruecke

da war ein steiler berg hoch
und dann ein weg zwischen zwei felder

links vor der gastwirtschaft
wo mutti manchmal arbeitete
da war ein kleines haus
mit fluechtlinge

hinter dem haus war eine wiese mit einen bach
und da suchte ich eine neue stelle fuer die tiere

sodass die kette auch lang genug war
um im bach
wasser zu saufen

...

abends hat mutti mich erinnert
dass ich die tiere nicht laufen lasse
damit sie ihre milch nicht verlieren

...

im winter bekamen die ziegen zuckerrueben
die milch schmeckte mir nicht mehr
sie war mir zu suess

so hat muttie versucht mich zu taeuschen
und mir halb milch und halb ziegenmilch gegeben

aber ich habe es doch geschmeckt

...


ich mochte auchen keinen fisch mehr essen
so hat mutti fuer mich ausnahmen gemacht

...

dann habe ich fuer ein paar jahre
tennisbaelle im tontaubenclub
in wohltorf gesammelt

oft fuer einen tennislehrer
ab und zu fuer einen doktor

manchmal kam es vor
dass der doktor sich bein spielen so aergerte
und mir einen tennisball am kopf schoss

ich habe mich gewundert
wie so ein fein gelernter mensch
so haesslich sein kann

...

papa war ein guter vater
aber irgendwie nicht gut genug
fuer mutti

oft gab es steit


papa bettelte
... ich kann es nicht mehr aushalten ...
... alles hat ein anfang ...
... alles hat ein ende ...



mutti
konnte nicht aufhoeren

irgendwie meinte sie
dass papa zu gutmuetig war
dass andere leute papa ausnutzten

und

irgendwie erinnerte sich mutti
immer wieder
an ostpreussen

...


als jung verheiratete frau
wo mutti einmal
stolz nach hause kam
mit neues material zum naehen
und es papa zeigte

papa konnte sich nicht mitfreuen

im gegenteil
papa sagte im harschen ton
du wirst nicht wirtschaften koennen

und ist aus dem haus gestuermt

und dass muss mutti so weh getan haben
dass mutti es irgendwie nicht vergessen konnte
und es kam immer wieder raus

irgendwie
waren ihre alten wunden offen geblieben
konnten sie nicht heilen

...





papa hat es sich immer wieder angehoert
papa hat es nicht abgesgtritten
papa hat darunter gelitten

nur wenn papa nicht mehr zuhoeren konnte
fing papa an zu betteln

mit:

alles hat ein anfang
alles hat ein ende

...



einmal war es so schlimm
mutti drohte
sich aufzuhaengen

mutti ist weggelaufen
papa schickte mich hinterher

ich war vielleicht 11 jahre alt
folgte mutti

ueber eine bruecke
in einen wald

ich hatte angst
hab mich hinter baeumen versteckt

dann sah mich mutti

ich schaemte mich
mutti schimpfte mich aus
mutti schickte mich nach hause

...

aber
zuhause wurde nur weiter gespaart
sodass wir aus den baracken rauskommen
sodass wir wieder unseres eigenes zuhause haben

...

in der schule war ich faul
in der 4. klasse bin ich sitztengeblieben

ich habe
das mir und mich
das dir und dich
beim sprechen verwechselt
und ich konnte nicht richtig schreiben

...

einmal fragte der lehrer nach den vornamen vom vater
als ich rankam
sagte ich 'oskar'
die kinder lachten

seitdem wurde ich mit oskar angerufen
dass tat mir weh

...

ich hatte angst
wenn der lehrer
alphabetisch
beim auflesen der namen war

ich wusste wann mein name rankam
und konnte das ... hier ...
nicht rausbekommen

ich fing an zu stottern


...

einmal schickte mich mutti
mit einer aluminum kanne zum milch einkaufen

auf dem rueckweg
kam ich an ein feld vorbei
wo kinder fussball spielten

ich sah eine weile zu
dann stellte ich die kanne hin
und spielte mit

ich hatte spass
ich vergass die zeit

dann erinnette ich mich
dass mutte gesagt hatte
komm schnell zurueck
damit ich die milch fuer die michsuppe habe
denn du weist ja, wenn pappa nach hause kommt
ist papa hungrig

mutti hatte schon hinter der tuer
mit einem besenstiel
auf mich gewartet

im gefecht
liess ich die milchkanne fallen

die milch lief aus
und so gekam ich noch mehr pruegel

...

mutti hatte ein 'euter ein geschwuer' an ihrem hals
und wenn mutti sich so ueber mich aergerte
dann sagte mutti, dass ich schuldig bin,
dass es ihr so wehtut

ich schaemte mich

...

dann wurde ich nach amrum verschickt
ich erinnere mich
auf die fahrt von hamburg

im zug traf ich einen jungen aus aumuehle
aus der naechsten ortschaft

ich war so froh
dass er mich nicht kannte
und so haben wir die fahrt
ununterbrochen gesprochen

...

irgendwie wusste ich
dass mutti
in der zeit ins krankenhaus kommt
um an ihr geschwuer am hals operiert zu werden

und so betete ich
an jesus und an gott
mit voller kraft und vertrauen
dass ich gehoert werde
dass sie mutti helfen werden

sowie wir
fuer papas gesundheit und heimkehr
so oft gebetet und geglaubt hatten

...

an einen tag in amrum
alle kinder sassen an einem langen tisch
jemand hatte geburtstag

die erwachsenen suchten nach dem geburtstagskuchen
konnten ihn nicht finden
und fragten 'hat ihn jemand gesehen'

mir stiess mein blut in den kopf
ich wurde rot
alle kukten mich an

ich sagte: 'ich habe es nicht getan'


hinterher sind wir durch die duenen am strand entlanggegangen
ich war der letzte in der reihe

dann, ohne es zu merken
ging ein maedchen neben mir
hilt meine hand
und sagte zu mir:

ich glaube dir ...
du hast es nicht getan

...

ich war alleine zuhause
mir war es langweilig
ich hatte nichts zu tun

mutti
besuchte die nachbarsfrau

ich sass am tisch
und sah
unseren neuen wecker

ging hin
brachte ihn zum tisch
und bewunderte ihn

da war soviel zu sehen
und anzufassen

hinten waren ein paar schrauben
einige ging links rum ab
andere goingen rechts rum ab

mit jeder schraube
uebte ich mein gedaechniss
woher sie kam
wohin sie wieder zurueckkommt

dann war der deckel frei

da war soviel zu sehen
da war soviel anzufassen

ich hoerte das klicken lauter

ich sah wie sich ein rad
mit vielen zaehnchen im kreis drehte
wie sich ein anderes hin und her drehte

meine kleinen finger
wollten alltes anfassen
und dann ist es passiert

eine feder sprang raus
und jedesmal
als sie fast wieder drin war
sprang sie wieder raus

ich bekam es mit der angst
wickelte alle teile
in ein handttuch
und lief weg

durch einen wald
ueber eine bruecke

mitten auf der bruecke
blieb ich stehen
sah runter

das wasser war schwarz

dann
ohne nachzudenken
liess ich den wecker
mit dem handtuch fallen

dann
sah ich blasen hochkommen

dann
war alles wieder schwarz und still

ich fuehlte mich erleichtert
und dachte
alles waere vorbei

zuerst
wollte ich weiter weglaufen

dann hatte ich eine idee

ich drehte um
und lief nach hause
wo mutti war

und sagte
mutti mutti
komm schnell

ich sah
einen verkaeufer
der kam aus unserem zimmer
und er trug was unter seinem arm

mutti kam gelaufen
und ging zur stelle
wo sie was versteckt hatte

mutti war froh
es war noch da

ich sagte ...
mutti ich sehe unseren wecker nicht

mutti hebte beide haende hoch
an ihren kopf

... ach du lieber gott ...

hier
nimm das geld
und kaufe einen neuen wecker
und komm schnell zurueck
damit papa es nicht merkt

als ich die tuer
zum laden aufmachte
sah ich ein regal voll mit wecker
und ich konnte mich
nicht an die farbe erinnern
und wie er aussah

auf dem weg nachhause
hatte ich angst

dass ich
den falschen wecker
gekauft hatte

dass papa
es merken wuerde

dass ich dann
meine pruegel
bekommen wuerde

papa kam nachhause
fuetterte das vieh
wusch seine haende
und ass sein essen

bratkartoffeln
herringe
und klunkersuppe

die fahrraeder
wurden zwischen den baetten gestellt

meine schwester und mutti
schliefen in einem bett

papa
in einem anderem bett
mein bett war ueber papas bett

vor dem einschlafen
fragte papa

mutti
hast du den wecker gestellt

Ja, papa ...

ich hoerte
jedes wort

ich war beruhigt
und dachte
nun ist mein problem vorbei

und bin eingeschlafen

...


einmal
kam ich von der schule nach hause

irgendwie hoerte ich
dass papa
fuer mich
ein gebrauchtes fahrrad
gekauft hatte

ich viel auf meine knie
ich kuesste den fussboden

...

 

 

 

meine schwester wurde konfirmiert
aber ich kann mich an den tag nicht erinnern

meine schwester ist zur ausbildung
in ein schule nach barsbuettel gezogen

ab und zu bin ich mit meinem fahrrad so 15 km gefahren
ueber neuschoenigstedt
dann ein stueck auf einer im bau unterbrochenen autobahn
die noch vor dem krieg angefangen wurde

habe das fahrrad von mutti neben an gefuehrt
um meine schwester zum wochende abzuholen

irgendwie habe ich in erinnerung
ein teaterspiel zu sehen
vielleicht von einem bild
wo meine schwester
in der schule in barsbuettel
mitspielte


...

 

als ich so 12 jahre alt war
auf dem heimweg von der schule
blieb ich stehen

arbeiter waren dabei dass neue rathaus zu bauen
ich sah ein arbeiter wie er am giebel
einen ziegel nach dem anderen aufsetste
und die mauer baute

ich sah wie ein anderer arbeiter
eine lange leiter runterkam
steine ... wie eine pyramiede ... auf einen brett baute
wie er das brett ... mit den steinen ... auf seine linken schulter tat

wie er dass brett mit der linken hand festhilt
wie er die leiter mit der rechten hand festhilt
wie er die wacklige leiter hochgeklettert ist

ich sah seinen schweiss
von seiner stirnne rinnen

vielleicht spuerte ich auch seine angst

vieilleicht hatte ich angst
dass er runterfallen wuerde

ich weiss nicht mehr wie lange ich da gestanden habe
wieviel male ich das gleiche wiederholt gesehen habe

wie ungerecht ich es fand
dass der eine spass bei der arbeit hat
weil der andere die schwere last traegt

und ohne es zu wissen
habe ich mich auf der stelle geaendert
und habe angefangen in der schule zu lernen

ich wollte nicht aufhoeren zur schule zur gehen
und so habe ich mit mit mutti gebettelt
mutti moege zur schule kommen
sodass ich weiter lernen darf

der lehrer bestaetigte mutti
dass ich auf einmal soviel kraft und energie zum lernen habe

aber er meinte
es ist zu spaet
fuer die mittelschule
fuer die oberschule
und unsere familie gehoert nicht zu der klasse von menschen

im volksschul-abschlusszeugnis stand drin

das kind hat das ziel

nicht
der schule _________ erreicht

dass wort ... nicht ... war vom lehrer
mit der hand reingeschrieben

und tat mir weh

...


auf meiner konfirmation zitterten mir die beine
es war das erste und letzte mal
wo meine eltern dabeiwaren
wo ich eine frage bekam
und wo ich was auswendig sagte

...


vor meiner kofirmation
habe ich mich bei der bundesbahn
um eine lehrstelle beworben

ein tag kam ein brief
ich hatte die pruefung bei der bahn nicht bestanden
aber weil sie nicht genug leute hatten
hatte man mich doch noch angenommen

und so habe
ich mit 14
bei der bahn
als junkwerker
angefangen

ich habe 5 tage gearbeitet
tag oder spaetschicht

und sonnabends
war fuer ein paar stunden schule

...

jede paar wochen wurde meine arbei gewechselt

einmal habe ich beim hauptbahnhof in hamburg
zettel in ein dickes buch geklebt

dann sagte ein mann
du kannst zum bahnhof gehen
da kommt der erste zug aus russland
mit kriegsgefangenen

da habe ich zugesehn
wie manche soldaten gestuetzt
aus den wagen rauskamen konnten

da habe ich gesehen
wie viele soldaten getragen wurden
weil sie zu schwach zum gehen waren

ja vielleicht waren da ein paar soldaten mit dabei
die wir wir auf der flucht sahen
wie sie in gefangenschaft maschierten

...

einmal bin ich alleine mit der eisenbahn
durch deutschland gefahren
bis zur zugspitze

ein anderes mal
bin ich mit einen arbeiteskollegen
mit dem zug zuerst gefahren
dann mit dem fahrrad
ohne gangschaltung
durch den schwarzwald
und am bodensee entlang

...

dann habe ich im reinbeker bahnhof gearbeitet

ich habe die waggongnummer von neue angekommenen waggons aufgeschrieben

wenn ein lastfahrer kam habe ich ihn die nummer vom waggon gegeben
sodass er seinen waggon mit briketts finden und ausladen konnte

...

dann habe ich in friedrichsruh am bahnhof gearbeitet

da habe ich morgens den ofen saubergemacht
und neues feuer mit holz und kohle angefangen

ich habe die fahrkarten geknippst
ich habe die fahrkarten abgenommen
ich habe den bahnsteig gefegt
ich habe die toletten sauber gemacht

...

fuer ein paar wochen
bin ich die strecke auf den bahnschwellen mitgegangen
von mittlerer landwag
nach friedrichsruh

ein tag hin
einen tag zurueck

...

ich habe nicht viel gelernt

...

erst als ich so 14 jahre alt war
ist der mann nebenan ausgezogen
und wir bekamen ein kleineres zimmer hinzu

da wurde eine oeffnung in die wand gesaegt
sodass die zimmer verbunden sind

mutti konnte nicht mehr warten
und so haben meine eltern moebel gekauft

eine dunkelrote couch
die nachts ausgezogen wurde
wo meine schwester geschlafen hat

dann kauften wir einen schrank fuer das geschirr
da waren viele tueren
und eine schublade

da war auch ein tisch
und neue stuehle

...

aber es wurde weitergespaart
und mit 16 hatten wir genug

meine eltern haben dann ein altes haus in reinbek gekauft

...

an dem umzugstag
kam ein lastwagen

ich erkannte den fahrer
den ich so oft am reinbeker bahnhof geholfen hatte

ich hatte keine ahnung
dass papa die kohlen
aus seinem wagen
am anderen ende
ausschaufelte

...

zuerst hatten wir im haus nur ein zimmer
bis die eine familie ausgezogen ist

die erste nacht
hatte ich fuerchterliche traeume

...


dann bekam ich mein eigenes zimmer

...

meine schwester war mit iherer 2 jaehrigen ausbildung in barsbuettel fertig
und kam nach hause
und fing mit einer schneiderlehre in reinbek an

...

es war ein sommertag
ich hatte einen eimer kalkfarbe
ein pinsel
und war dabei die kilometersteine
entlang den eisenbahnschienen
von hamburg bergedorf
bis mittlerer-landweg anzumahlen

ich koennte mir nicht vorstellen
sowas mein lebenlang zu machen

dann habe ich aufgehoert

papa war boese
und enttaeuscht

und sagte aergerlich
'du wirst zu nichts werden'

so sehr brauchte ich seine liebe

das tat weh

...

ich wollte feinmechaniker werden
hatte aber nicht den mut es zu sagen

so habe ich mir eine arbeit
fuer eine speditionsfirma
beim hamburger hafen gesucht

papa meinte
dass ist nichts fuer dich
da wirst du auch nicht aushalten

...

papa hatte recht
am ersten tag gefiel mir die arbeit nicht
aber ich wollte es papa beweisen
dass ich was anfangen und beenden kann

und so habe ich es fuer 3 jahre ausgehalten

formulare ausgefuellt
botengaenge gemacht
kisten gestapelt

...


in den 5 jahren
habe ich nicht viel gelernt
war ich billige arbeitskraft
...

...




aber
nebenbei
habe ich tanzen
gelernt
und schreibmaschinenschreiben gelernt

auf der aussenalster
habe ich segeln gelernt

ja,
das segeln war fuer mich so schoen
wie das fahrradfahren

das boot schwebte im wind
wie ein vogel

...

hin und wieder
hatte ich ein paar freunde
aber keinen kameraden ... keinen kumpel
keine freundin

sonntags
bin ich oefters
mit mutti
zur kirche in reinbek gegangen

zuhause habe ich die bibel gelesen
als ob ich predige

...

stundenlang
habe ich in schaufenster gesehen

mein geld
gespaart


habe mir ein neues bett
mit neuer matratze gekauft

...

ich war nun so 18 jahre alt

wenn ich auf meinem neuen bett lag
sah ich oben auf eine nackte beton-decke

irgendwie konnte ich es
mutti
papa
nicht sagen

und ohne darueber nachzudenken
ging nachts los
und klaute die sachen
die ich brauchte
von baustellen nebenan
um meine decke zu verputzen

papa kam nach hause
riss mich von der leiter runter
holte den nachbarn
der das gelernt hatte zu machen

ich ueberhoerte die frage vom nachbarn
'woher hat er die sachen'

darueber wurde nicht wieder in der familie gesprochen

ich schaemte mich

...

ein tag kam papa nach hause
papa hoerte dass eine familie gesucht wird
die einen amerikanischen schueler
fuer die sommnerferien unterbringen koennten

und so kam roger aus arizona zu uns

roger sprach kein wort deutsch
mutti kein wort englisch

irgendwie haben die beiden sich verstanden

schade das ich in der zeit arbeiten musste

...

mit 19 nahm ich ein kleines frachtschiff
'magdalene oldendorf' von amsterdam
nach norfolk, virginia


es dauerte zwei wochen

es war ein kohlenschiff
dass leer rueberfuhr
um kohle von norfork abzuholen

die letzte nacht
konnte ich nicht schlafen
und so habe ich vorne gewartet
bis am fruehen morgen amerika zu sehen war

ich hatte 100 dollar in meiner tasche
und zwei umschlaege mit addressen
und eine telefonnummer

...

am ersten tag hatte ich glueck

ein passagier fragte
wie ich weiterkommen wuerde

und so nahm mich sein onkel bis nach philadelphia mit

zuerst mit einer faehre

nach einen langen tag im auto
nichts als armut aus dem fenster zu sehen
kamen wir abends an

dann hat mich dort eine familie von lawrenceville, new jersey
am spaeten abend abgeholt

ich hatte ihren sohn
in hamburg getroffen
und ihn zum sonntags kaffee und kuchen eingeladen
da habe ich mein english
fuer drei monate
vom fernseher gelernt

ab und zu
sah ich bilder

von menschen 
mit haut und knochen

von menschen
in massengraeber

ich hatte schon elend gesehen und erlebt
ich war auf diese bilder
nicht vorbereitet

es tat mir weh

zum anfang 
konnte ich nicht lange zusehen

von mutti papa lehrer pfrarrer radio
hatte ich davon nichts gehoert

ich war alleine
mit meinen gefuehlen und gedanken

...

 

da habe ich den rasen gemaeht
das war eine tagesarbeit
mit sitzendem rasenmaeher

dann habe ich ihr holzhaus von aussen gestrichen
und habe eine tellertuer gebaut

beim abwaschen
beim waeschewaschen
habe ich mitgeholfen

...

es war frueh am morgen
es hat etwas geregnet

ich stand am rand der 'us nummer 1' strasse
in princeton new jersey

ich hielt meinen daumen hoch
aber keiner wollte anhalten

dann habe ich mich naeher der fahrban gewagt
und auf einmal kam so ein gosser lastwagen vorbei
dass ich mit angst zuruecksprang

erst nach einer weile
merkte ich
dass der lastwagen angehalten hatte

ich lief hin

kletterte eine leiter hoch
oeffnete die tuer
und sah nur das weisse in seinen augen

in dem moment
hatte ich angst

ich wusste nicht
ob ich einsteigen sollte
oder wieder runtergehen sollte

als ich mich still reinsetzte
wagte ich nicht
den fahrer anzusehen

nach einer weile
liess der fahrer seine rechte hand vom lenkrad los
und suchte was hinter sich

ich dachte mir
jetzt wird er ein pistole suchen
mich erschiessen
mein geld nehmen
und mutti und papa
werden nichts mehr von mir hoeren

aber
er fand was
wickelte es aus
und reichte mir die haelfte von seinem brot

dann kamen wir ueber die george waschington bruecke
ueber den hudson fluss nach new york city

er fragte wo ich hin will
ich zeigte ihm den umschlag mit adresse

er fuhr viele kleine strassen
bis er vor dem gebaeude anhielt

damals habe ich mich herzlichst bedankt

heute werden meine augen nass
wenn ich daran denke

...

von der familie hoerte ich
das es eine deutsche gesellschaft gibt
die mir weiterhelfen koennen

die gesellschaft strahlte mir mit freude entgegen
ich hatte glueck

die deutsche quota fuer einwanderer war fuer den monat noch offen
also nicht genug deutsche, die hier einwandern wollten

und so schickten sie mich zum amt

der mann fragte mich
warum ich hier bleiben will
ich sagte
schlicht und einfach


mir gefaellt es hier


und so stempelte er meinen reisepass
kritzelte was rein
gab mir ein formular
ich bezaehlte 25 dollar dafuer

nun
hatte ich nur noch 25 dollar uebrig

...


in wenigen minuten
habe ich mich von einem 'besucher'
zu einem 'einwanderer' veraendert

...

dann bekam ich von einer anderen stelle
einen kleinen zettel
den ich immer noch habe

mit meinen nahmen drauf
mit einer langen nummer drauf
sodass ich steuern bezaehlen darf

...

als ich bei der deutschen gesellschaft wieder zurueckkam
haben die mit einer deutschen firma telefoniert

und so bekam ich meine erste arbeit
fuer 1.10 dollar die stunde
broadway nr. 10
in new york city

...

dann hatte ich noch eine telefonnummer
und so traf ich 'glen'
der hier von ohio war, und auch eine neue arbeit anfing
den ich vor jahren in hamburg einmal kurz getroffen hatte

wir fanden uns zusammen ein zimmer
bei einer familie
mit ausblick auf den hudson fluss
und der george washington bruecke

dass zimmer war gross mit zwei grossen fenstern
es war wie in ein luxus hotel
mit privat bad und dusche
mit telefon und tv

mein anteil war 55 dollar den monat
das war fuer mich viel geld

an wochendenden und zu weihnachten
habe ich die familie in new jersey besucht

und nach ein paar monaten
habe ich mir ein kleines zimmer in nyc gesucht
in einer schlechten nachbarschaft
mit nur ein bett drin
fuer 22 dollar im monat

so habe ich jeden dollar gespaart
um papa 1000 mark
so schnell wie moeglich
zurueckzuzahlen

...

in der 'riverside church' kirche
in einer jugendgruppe in nyc
habe ich nette maedchen getroffen
die eine gute kindheit hatten

irgenwie konnte ich mit maechen
die ohne angst in ihrer kindheit aufgewachsen waren
die mit liebe und zaertlichkeiten aufgewachsen waren
nichts anfangen

irgendwie habe ich mir
von den maedchen
ein maedchen ausgesucht
dass auch so wie ich mit angst aufgewaschsen war
dass auch so wie ich eine traumatische kindheit hatte


ja ... das maedchen war zwei jahre aelter als ich
war voll mit innerliche wunden und schmerzen

...

nach neun monaten merkte ich
dass da was nicht stimmt
habe mich getrennt

ich war froh

...

dann habe ich meine eltern fuer einen monat besucht

meine eltern hatten mein zimmer vermietet
meine schwester hatte in dem jahr geheiratet

ich hatte keine freunde

meine freundin schrieb mir viele liebesbriefe

so bin ich mit der 'hanseatik'
nach new york zurueckgekommen

...


ohne darueber nachzudenken
hatte ich meine vorigen erfahrungen mit meiner freundn vergessen

bin ich wieder mit der beziehung angefangen
wo ich aufgehoert hatte

habe die eltern von meiner freundin in minnesota besucht

habe fuer einen monat bauer gespielt

sie wollte ohne mich nicht mehr leben


dann ... wollte ich mich wieder trennen

zum zweitenmal merkte ich
dass da was nicht stimmt

...


ich wollte nun freiwillig in die amerikanische armee ausreizen
habe es nicht geschafft
ich war so alleine auf der welt


und so bin ich nach nyc zurueckgekommen

habe ich
in der christ chappel
in der riverside kirche
in nyc gebetet

an jesus und gott
damit sie mir sagen
was ich machen soll

und so war es mir
als ob ich jesus und gott hoerte

heirate dieses maedchen
folge meine gebote
bleibe ihr treu
wir werden dich behueten und beschuetzen


und so haben wir
ein paar monate spaeter
ohne unsere familien
fern unsere heimaten

in der riverside church, in new york city ... geheiratet

...

wir haben gearbeitet und gespaart
und ein jahr spaeter
haben wir unsere hochzeitsreise begonnen

...


wir haben einen neuen vw
von der fabrik in wolfsburg abgeholt
meine eltern besucht

und sind fuer 6 monate durch europa und marocco gefahren

...

es war am fruehen morgen
in toledo
hoerte ich
im ruhigen ton

'ich liebe dich nicht'

'ich moechte alleine leben
ich moechte nach hause fliegen'

'du kannst das auto behalten
ich behalte das geld in unserem spaarbuch'

blitzschnell kam angst ueber mich
und die frage:

... was wird papa nun auf mich denken ? ...

ich fragte warum ?

'so fuehle ich mich'

ich konnte das nicht verstehen
und fing an zu handeln:

wenn du mich nicht verlaesst
dann brauchte ich
keine zaertlichkeiten
keine ... 'compassion' ...
keine liebe
von dir

und so ist sie geblieben
und so haben wir gelebt

und so
wiederholte sich
dieser 'todestanz'
fuer viele jahre
und jedes jahr
wurde gehandelt

...


dann bin ich in minneapolis
fuer 5 jahre zur schule gegangen
habe nebenbei als hausmeister gearbeitet

habe rechnen schreiben lesen gelernt
wo ich mit 14 aufgehoert hatte

...


ich habe geometry mattematik physik thermodynamic
chemie engineering
machinenbau geology philosophy politik
literatur gelernt

dann gingen wir beide zur schule

dann habe ich nebenbei
im universitaetskrankenhaus
in minneapolis
gearbeitet

dann wurde unsere tochter geboren

im letzten jahr von der schule
habe ich ein kleines segelboot gebaut



zur abschlussfeier von der schule
hatte ich einen langen schwarzen mantel an
mit einen schwazen hut

zum fest kam die familie von new jersey
die mich hier zuerst aufgenommen hatten

...

dann fing ich an
in der mechanischen entwicklung von komputers

bei 'ibm' zu arbeiten

dann wurde unser sohn geboren

...

wir sind in pine island in minnesota aufs land gezogen
mit einem 6 wochen alten schaeferhuendchen

und in der scheune
fand ich kleine
hinterlassene
ausgehungerte
kaetzchen

...

mutti kam fuer 4 wochen zu besuch

...

bei der arbeit
merkte ich
dass die aufgaben
nicht so waren ... wie ich es in der schule gelernt hatte

in der schule
waren die probleme
schlicht und einfach
mit beispiele ... wie ich zur loesung komme

bei der arbeit
waren die probleme
kompliziert
ohne beispiele ... wie ich zur loesung komme

und ich bekam mehr und mehr schwierigkeiten
entscheidungen zu machen

nach einem jahr wollte ich aufhoeren
und nochmal zur schule gehen
um lehrersachen zu lernen
um kindern mit mein lieblingsfach 'physik' zu helfen

ich hatte ibm nicht meine schwierigkeiten bei der arbeit erzaehlt
und so konnte ibm nicht verstehen warum ich gehen wollte
und so wurde ich zu einem
abschiedsgespraech geschickt

seine erste frage war:
'how is your sex life ?
'

ich fing an zu weinen

ich konnte nicht aufhoeren


und so landete ich im krankenhaus

ich hatte meine gefuehle aus meiner kindheit so tief versteckt
dass ich selbst
dass die besten aerzte in amerika
sie ... nach 3 wochen ... nicht finden konnten
so wurde ich vom krankenhaus entlassen

hinterher wurde ich tagsueber
noch so 4 wochen im krankenhaus weiterbehandelt



und dann spuerte ich meinen drag
lehrer zu werden
nicht mehr


und so habe ich bei ibm ... mit voller kraft ... weitergearbeitet

...

Die Tür war offen
Mein Sohn saß an einem kleinen Tisch

Ich kuckte über seine Schultern
Er malte ein Bild
in ein Buch
mit bunten Stiften

Ich wickelte meine Finger
durch seine Haare
Und dann ist es passiert

Es war mir so
Als ob ich Elektrizität berührte

Und es ging von meiner Hand
Durch meinen Arm
und meine Schulter
Ins Herz

Zur gleichen Zeit
Erinnerte ich mich
Als ich 17 war

Ich war in mein zimmer
Und war dabei
meine neue Schreibmaschine auszuprobieren

ich merkte plötzlich
wie papa
seine Hand
durch meine Haare wickelte

aber ich hielt nicht still
ich habe papa
weggestoßen

und so habe ich gelernt
dass mich papa so lieb hatte
wie ich meinen Sohn

und so habe ich papa geschrieben
was mir passiert ist

und so habe ich angefangen
papa
meine Geheimnisse
in Briefen
zu erzählen

und so habe ich geschrieben
dass ich als Kind mitgebetet hatte
dass papa gesund nach Hause kommt

meine ersten Erinnerungen an papa
waren als ich so neun oder zehn Jahre alt war

papa hat uns als Flüchtlinge
weit von zuhause wiedergefunden

wir waren glücklich
aber dann fing es an
papa war steng

ich bekam Angst vor ihm
und das habe ich ihm geschrieben

und dass ich gewünscht hatte
dass er im krieg gestorben wäre
sowie viele andere Vaeter

ja,
einen Brief nach dem anderen
ohne auf Antwort zu warten
habe ich sie losgeschickt

und habe ihm gesagt
dass ich jetzt verstehe
dass er mich so lieb gehabt hat
wie ich meinen sohn liebe ...

ja
und so habe ich mich
von meiner Last befreit

dann,
nach ein paar Jahren bekam ich ein Telegramm
dass ich nach Hause kommen soll
dass papa im Sterben lag

ich kam nach hause
ich habe die kirche besucht
der pfrarrer kam ins haus
ich habe dem pfarrer all meine suenden erzaehlt

er hat zugehoert
ich habe geweint
wir haben zusammen gebetet

am naechsten tag
kam papa ins krankenhaus

ich habe ihm ein Bild
von meiner Familie mitgebracht

ich habe ihm einen Blumenstrauß
von wilden Blumen
ins Krankenhaus mitgebracht

wir haben zusammen gebetet
wir haben zusammen geweint

ich habe papa gesagt
.... Papa, ich liebe dich ...
und ein paar Tage später ist papa gestorben

...

ich habe nur ein paar geschichten von papa:

papa hatte zwei schwestern

papa war so stolz
als er den bauernhof erbte
das er alles ehrlich mit seinen schwestern machen konnte
dass alle damit zufrieden waren

...

als jugendlicher hat papa tanzen gelernt
vielleicht in drengfurt
vielleicht in barten oder bartenstein

...

ein tag kam papa muede nach hause
papa ging hinter den pferden

papa hatte die leine ueber seine schulter

irgendwie haben sich die pferde erschreckt
und sind losgelaufen

papa konnte sich von der leine nicht freimachen
und ist so auf der erde entlang bis zum hof geschliffen worden

...

papas mutti starb zu frueh

papa meinte
sie hat in ihrem leben
zu schwer gearbeitet

...

papa war schon um 30
und ohne frau

papa hoerte von mutti in kutten
suedlich von angerburg

...

und so ist papa eines morgens frueh aufgestanden
und ist bis nach kutten geritten
und hat mutti zum erstenmal getroffen

...

wenn papa morgens aufwachte
sagte er was er getraeumt hatte

wenn papa von mist traeumte
dann bedeutete das er oder wir
heute glueck haben werden

wenn papa von einem baby traeumte
dann bedeutete das er oder wir
aufpassen sollten
das nichts passieren sollte

...

spaeter meinte papa
wenn mutti zuerst sterben sollte
dann kocht ihm meine schwester einmal die woche eintopf

...

ja
das ist schade
dass ich so wenig von papa und mutti kenne

dass ich keine anschriften
oder e-mail anschriften
oder telefon-nummern habe
von familienangehoerigen

...


nach 5 jahren bei ibm
sagte man mir
dass meine arbeit nicht gut genug ist

dass tat mir weh
es war mir so
als ob ich meine innere stimme hoerte:
du kannst nichts
du wirst zu nichts werden
du bist ein verlierer

du bist unfaehig

seh dir doch die anderen an
die können alles viel besser

...

dann habe ich bei 'cpt' in minneapolis angefangen
und fuer 15 jahre habe ich mitgeholfen
eine kleine text-computer firma aufzubauen
von 50 leuten bis auf 5 000 leuten

was ich nicht im kopf hatte
hatte ich in meinem beinen

...



1977 habe ich ein holzhaus
mit eigenen haenden gebaut
wo ich noch heute wohne

ich habe eine amatuer radio station
in meinem haus gebaut
'
wb0gsx '

ich habe mitgeholfen
zwei kinder aufzuziehen

fuer 5 tage
bin ich mit meinem sohn
in einem
miet-segelboot
um die apostle inseln gef
ahren

nebenbei habe ich als lehrer freiwillig gearbeitet
im rechnen
in physik
in der kreativitaet
in der entwicklung
und in der natur photography


in der kirche habe ich beim kindergottesdienst mitgeholfen


dann habe ich schuelern
beim fussballspielen geholfen

dann habe ich gelernt
das das erzaehlen
und das zuhoeren
von persoenlichen geschichten
gold ist

...

dann besuchte ich mutti

wir saßen im Wohnzimmer
und da sagte mutti

.... das Jahr vor Papas Tod ...
.... als Papa so krank war ...
.... hat Papa nach deinen Briefen gefragt ...
.... hat Papa gefragt ob ich ihm deine Briefe vorlesen kann ...

.... dann habe ich deine Briefe Papa vorgelesen ...

ja
und dann ist es für mich passiert
dann war für mich meine Versöhnung
mit papa vollendet.

...

mutti hatte schlaganfaelle
war im krankenhaus und nun im altenheim

ich besuchte mutti fuer ein paar wochen zum geburtstag

und am letzten tag
habe ich
meinen besten anzug angezogen

mutti sass
an der kante von ihrem bett
und hat auf mich gewartet

mutti hatte auch
ihr schoenstes kleid an

ich nahm mutti im arm
und sagte

mutti
ich habe dir
was wichtiges zu sagen

wir gingen rueckwaertz
setzen uns an der kante von ihrem bett

bevor ich mein erstes wort rausbekam
hebte mutti beide haende hoch
und sagte ...

bevor ich vergesse
ich habe dir
auch was wichtiges
zu sagen

und sagte
dass die letzten wochen
die schoensten tage
in ihrem leben gewesen waren

und sagte
dass sie so stolz
auf mich ist

dass ich
so ein guter sohn bin

dass ich
von so weit
zu ihrem geburtstag
gekommen bin

dass ich
solange geblieben bin

dass es ihr
spass gemacht hat
die enten im teich zu sehen
wie sie ihr koepfchen ins wasser tauchten
wie ihre schwaenzchen hoch kamen

und so weiter ...
und so weiter ...
und so weiter ...

wir haben zusammen
gelacht und geweint

und dann
am ende
habe ich meinen mut
nicht wiedergefunden
mutti mein schlechtes gewissen zu erzaehlen

dass ich damals ...
gelogen habe
und mutti betrogen habe
mit der weckergeschichte


wir haben lange gewunken

dann
verschwand mutti am fenster

dann
sah ich mutti wieder
aus einem fenster
ein paar stockwerke hoeher

und so haben wir
laenger gewunken

als ich dann
bei meiner schwester wieder ankam
hab ich ihr die geschichte erzaehlt

als ich dann
wieder in amerika ankam
hab ich die geschichte
meinen kindern
und freunden erzaehlt

...

9 monate spaeter ist mutti gestorben

ich fuehlte mich so alleine auf der welt
ich habe meine schwester umarmt

ja
wir haben
opa verloren
unseren bauernhof
papa
und nun mutti


nun sind wir alleine

als muttis sarg in die erde ging
tat es mir weh
fing ich an zu weinen

...


in minneapolis habe ich dann
ein paar jahre
selbststaendig gearbeitet

....

dann ging alles kaputt

meine frau ist ausgezogen

...


ich war 50

ich war alleine

...


das tat mir weh

...


zum erstenmal in meinem leben
habe ich meine depressionen gefuehlt

es war mir so
als ob mich meine depressionen betaeubten
um meine schmerzen zu ertragen

...

ich konnte nicht weiter arbeiten

und so fing ich an
um auf den grund meines wehtuns zu kommen ...

...

da bin ich dreimal in der woche
fuer drei jahre
zu drei verschiedene
sebsthilfegruppen gegangen

das war meine schwerste arbeit
das war mein groester erfolg

...

dann
habe ich mich
bei allen bedankt


denn sonst
haette ich mit dieser arbeit nie angefangen


denn sonst
haette ich es nicht beenden koennen

...


da habe ich mit im kreis gesessen
habe fremde leute zugehoert
habe mitgeweint

dann habe ich mich erinnert
an meine gefuehle
die ich als kind
so gut versteckt hatte

und dann habe ich mich
an die frage erinnert
die ich nicht beantworten konnte
warum ich soweit von zuhause weggezogen bin ...

...


als kind
wurde mein typhus behandelt

aber meine innerlichen wunden
wurden damals nicht behandelt


und so spuerte ich die alten schmerzen wieder

als ich mit 50
nocheinmal
hinterlassen wurde

...

... ich zog
soweit von zuhause weg

weil es mir weh tat

wenn sich
meine eltern
streiteten

...

und so habe ich
meine gefuehle wiedergefunden

nachgefuehlt ...
nachgeweint ...
nachbehandelt ...

und so bin ich
auf die gruende
meines wehtuns gekommen

...

dann habe ich meine erinnerungen aufgeschrieben

und fuer tage ... wochen ... monate ...
war es mir so

als ob
... ich ...

als ob
... das kind in mir ...

... auf meinem schoss sass ...

und diese geschichte

von vorne an

immer wieder hoeren wollte

...


dann habe ich meinen mut gefunden
meine geschichten
auch im kreis
fremde leute erzaehlt
und langsam ging es mir besser

...

dann habe ich ostpreussen besucht
und mir unser bauernhof angesehen

der kuechenherd ist noch da

alle gebauede sind noch da

meine schwester
erinnerte sich
von papas erzaehlen
dass der friedhof
von unserem bauernhof
zu sehen war

meine schwester
fand den friedhof
fand die steine

hier ruhet in gott
martha meybaum
7.10.1865
28.8.1935
ruhesamft


friedrich
meybaum
12. januar 1829
13. maerz 1900
nicht auf erden suchet mich
von den sternen gruess ich dich !

...

dann habe ich bad polzin besucht
und wo wir fuer den sommer in pommern waren
wo ich so krank mit typhus war

dann habe ich in vitzow das gut von kleinst wiedergesehen
wo ich so krank wurde

(ich moechte die strecke 
von unserem  bauerhof in ostpreussen nochmal machen ...
die gleiche strecke wiederholen 
diesesmal ... langsam ... sowie es mir passt ... 
 zu fuss ... mit rucksack ... mit fahrrad ... schlafsack ... zelt ... 
vielleicht im sommer 2002)

...

dann bin ich
mit vollbeladenen fahrrad
durch deutschland gefahren

mit zelt
mit schlafsack
mit zusammenklappendes feldbett
habe ich so dicht wie moeglich an meiner muttererde geschlafen
an fluessen entland
durch wiesen und waelder

wo immer ich fahrradwege finden konnte

ich habe schulfreunde und radio freunde besucht

...

 

 

ein tag war ich mit dem fahrrad 
bei neuengamme unterwegs

in den nachkriegsjahren haben wir und von dort aepfel geholt
die gegend ist so eine stunde mit dem fahrrad sued-westlich von wohltorf

ohne es zu ahnen
kam ich da an eine gedenkstelle vorbei
es war das konzentrationslager von neuengamme

ich habe 
lange verweilt
lange gelesen
lange die bilder angesehen

als ich draussen wieder stand
war da ein alter gaertner
und erzaehlte mir
seine erinnerungen
vom lager

ich hoerte zu

...

 



ich vermisse meine zeit von 19 bis 62 jahren
die ich nicht in deutschland war

ich vermisse die zeit
die ich nicht mit meinen eltern
die ich nicht mit meiner schwester
so ueber alles in ruhe reden konnte

oh ja ...
ich vermisse im wohnzimmer mit mutti papa schwester zu sitzen

kaffe und kuchen zu trinken

erzaehlen und zuhoeren


mit mitgefuehl

mit liebe

fuereinander

...


ich vermisse auch die zeit
die ich nicht mit menschen sprechen konnte
die auch so eine geschichte
von der flucht
von den nachkriegsjahren
und von ihrem leben
zu erzaehlen haben

...

ja,
ich habe hier zwei kinder
und vier enkelkinder

als die enkelkinder klein waren
sorgte ich zwei tage in der woche
wechselte die windeln
kochte das essen

...


sonst lebe ich hier
ein einfaches schlichtes gesundes leben

ich esse langsam
ich schmecke was ich esse
ich sehe fussball vom video

...

ich habe mir die naturphotography selbst gelernt
und das mahlen mit wasserfarben arcyrlic pastel
ich hoere klassische musik
im radio

...

ich habe eine zitter gebaut
und kann stundenlang deutsche volklieder
drauf spielen und mitsingen

...


ich rauche nicht
ich trinke nicht

ich bin mehr spaarsam
als ich sein brauch

ich moechte lernen
mir was zu goennen
was nicht notwendig ist
was mir freude macht
das ist noch schwer fuer mich zu tun

...


ich fahre und repariere alte autos
bis sie nicht mehr fahren

ich lerne sachen von der ernaehrung
kalorien kolenhydrate eiweiss fett

ich habe ... in drei jahren ... 40 pfund abgenommen ...
ich wiege 160 pfund oder (160 pfund x .453 kg/pfund) = 72.5 kg ...

ich esse nur noch naehrwerte sachen ...
sachen die gut fuer mich sind ...

ich gehe oder fahre mein fahrrad fast jeden tag ueber eine stunde,
sodass in der zeit ... meine herzfrequenz von 120 bis 140 ist ...

ich bin ein paar centimeter kleiner geworden
ich bin 70 inches oder 1.78 m gross

ich moechte lange leben

...

ab und zu habe ich heimweh

ich vermisse meine schester
und schulfreunde
von den baracken
von der kirche
von der flucht

um
erinnerungen
gedanken
emotions
auszutauschen

...

ab und zu
geht es mir nicht so gut
koennte es mir nicht schlechter gehen

dann geht es mir so wie mutti
alte sachen kommen in meinem kopf
alte wunden schmerzen noch immer
ich gruebel und gruebel darueber
kann damit nicht einschlafen

...




ja
da sind noch sachen
die noch auf mich warten

die ohne sich anzumelden
in mein kopf kommen


...



aber
wenn es mir morgens gelingt aufzuwachen
mit keinen oder wenigen erwartungen
von mir selbst
oder
von meinen mitmenschen

dann kann es vorkommen
dass ich dafuer reichlich belohnt
am abend einschlafe

...

ab und zu
bin ich wunschlos gluecklich

dann ist es ein ding der unmoeglichkeit
das es mir besser gehen koennte

...

oh ja

ich bin gluecklich und froh

dass ich mich
sowie ich bin
umarmen kann

dass ich mein gewissen
dass ich meine kindheit
dass ich meine eltern
umarmen kann

...

wenn ich hier nach hause komme
meine treppe hochgehe
begruessen mich
mutti und papa

und
strahlen mir
aus ihrem bild
entgegen

...

ja

vielleicht ist mein schreiben
ein sinn meines lebens ... verwandte zu finden

ja, vielleicht hatten wir verwandte in fuerstenau,
jaeglack, wolfshagen, engelstein, gr. buja,
wickerau, baumgarten, waldenthal, stettenbruch
thiergarten, dammfelde, bartenstein, passdorf
noerdliche von rastenburg in ostpreussen

vielleicht schreibe ich es nieder
um darueber nachzudenken
davon zu lernen

ja
vielleicht
schreibe ich es

fuer dich
fuer mich
fuer meine kinder
fuer meine enkelkinder

fuer meine liebe schwester
fuer meine lieben eltern

ja
vielleicht

...


heute
bin ich stolz
dass mutti treu
zu ihren gefuehlen
zu ihren schmerzen war

heute
ich bin stolz
dass papa
es nicht abgestritten hat
dass er, vor so vielen jahren
mutti in ostpreussen
so weh getan hat

denn das abstreiten
oder vielleicht sogar dazu sagen:
das war nicht so
das bildest du dir ein
haette muti wirklich verrueckt machen koennen

denn krankenhaeuser sind voll mit leuten
denen man gesagt hat
dass war nicht so
du bildest dir das ein

darum bin ich so stolz
das mutti ihre alten wunden aus ostpreussen nicht vergessen hat
das papa es nicht abgestritten hat

...

ja
vielleicht haben mutti und papa
internetanschluss im himmel
lesen mit
hoeren zu

strahlen
mit freude
mit stolz

...


und
fuer mich
fuer meine heilung ... meiner wunden
stelle ich mir dieses gespraech vor:


gretchen
komm

lass dich umarmen
ich spuere deine schmerzen
dass tut mir leid

ich schaeme mich

dass ich damals deine freude in ostpreussen
nicht spueren konnte

dass ich dir damals so weh getan habe

mit meinen worten

dass tut mir so leid

bitte vergebe mir

lass mir
es nochmal
versuchen:

ich hoere deine froehliche stimme
ich wundere mich warum du so froehlich bist

ich komm ueber den hof
in deine offenen arme gelaufen

du nimmst meine hand
zeigst mir deine wertvollen funde

was du alles damit naehen willst

ich hoere
deine froehliche stimme

ich kann alles
wahrnehmen

ich fuehle
deine freude

ich druecke
deine hand fester

ich freue mich
ueber deine gluecklichen funde

und dass du alles mit so guter qualitaet
und so guenstig
eingekauft hast


ich bin so stolz auf dich

du hast soviele ideen
du hast soviele talente

ich bin auch so stolz
wenn wir zur kirche gehen
du hast so eine schoene herrliche stimme
wenn du singst

du kannst auch
mit so einem kleinen apparat
so schoene bilder aufnehmen

du kannst auch so gut kochen und backen

und du bist auch so klug
du kannst so gute briefe schreiben
du kannst gut rechnen

du bist die beste frau auf der welt
du wirst gut wirtschaften koennen

ich bin so gluecklich dass wir uns gefunden haben

ich liebe dich

oh ja
mein lieber oskar
ich habe so lange drauf gewartet
diese worte von dir zu hoeren

oh ... ja ... ich vergebe dir

es tut mir leid

dass ich mir nicht selbst
diese schwere last
beseitigen konnte

dass ich dich
all diese jahre
damit so gequaelt habe

ich danke dir

fuer deine hilfe
fuer dein mitgefuehl
fuer dein mitleiden

fuer deine gedult mit mir

fuer deine liebe

fuer deinen mut
fuer deine kraft
es mir heute zu sagen
worauf ich meine lebenlang
gewartet habe

du bist der beste mann in der welt
du sogst nur fuer uns
du goennst dir selbst nichts

dein lebenlang hilfst du andere leute
du hast so ein gutes herz
du bist so gutmuetig
du bist mit allem zufrieden

ich bin so stolz auf dich

oh ja
... mein lieber oskar ...
ich liebe dich auch

... ... ...


herzliche gruesse

werner

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