Berliner Eis-Flip 2000

18. Dezember 1999

Der Berliner Eis-Flip 2000 fand am 18. Dezember 1999 im Berliner Velodrom statt.

Für meine Frau Anke und mich war es die erste Eislauf-Veranstaltung, die wir live gesehen haben, und es war ein großartiges Erlebnis. In erster Linie haben wir uns darauf konzentriert, die Schönheit dieses Sports zu genießen, wir hoffen also auf Nachsicht, daß wir uns nicht bei allen Läufern gemerkt haben, wer welche Sprünge gestanden hat. Auf jeden Fall gab es keine Stürze.

Die Show begann um 19:30 Uhr, wir waren so gegen 18:45 Uhr dort. Unsere Plätze waren auf dem 1. Rang in der dritten Reihe, also nicht direkt an der Eisbahn, aber die Sicht war eigentlich von überall ganz gut. Die Halle war etwa zu zwei Dritteln voll, was wahrscheinlich weniger am mangelnden Interesse der Berliner, als vielmehr an den hohen Preisen lag. Die Stimmung war aber ganz toll.
Bis etwa 19:15 waren Nachwuchsläufer vom Berliner TSC auf dem Eis, die ihre Talente präsentierten, und auch sie bekamen schon freundlichen Applaus.
Die Show begann mit der Begrüßung und Vorstellung der "Gäste" (Sponsoren und Politiker) und dem obligatorischen Dankeschön an dieselben (man will ja schließlich im nächsten Jahr den 2. Eis-Flip veranstalten).
Der Moderator hat sich nicht vorgestellt, also kann ich nicht sagen, wer es war.
Die ganze Zeit über stand ein roter Skoda (einer der Sponsoren) auf der einen Seite auf dem Eis. Die Läufer schien das ja irgendwie nicht zu stören, aber ich fand das doch ziemlich unmöglich.
Im ersten Teil wurden einige Läufer vom Berliner Starlight Orchestra begleitet.

Die erste Läuferin war Elena Liashenko aus der Ukraine, die zu "Hijo de la Luna" lief. Sie zeigte ein ganz nettes Programm ohne besondere Höhepunkte, aber sie ist ja noch sehr jung, und wir werden bestimmt noch von ihr hören.
Dorota Zagorska & Marius Siudek aus Polen liefen zu dem Song "I want to spend my life with you". Sie zeigten einen gelungenen Dreifach-Wurf-Toeloop und ihre bekannten Hebungen mit mehreren Positionswechseln.
Dmitri Dmitrenko aus der Ukraine lief zu klassischer, etwas schwerer Klaviermusik.
Der erste Höhepunkt kam dann mit Kati Winkler & Rene Lohse aus Berlin, die schon mit frenetischem Jubel begrüßt wurden. Ihr Programm begann mit einer langsamen, romantischen Ballade und endete mit einem heißen Rock’n’Roll. Unserer Meinung nach haben sie sich im Vergleich zum Vorjahr weiter verbessert und können durchaus mit der Weltspitze mithalten, wobei das beim Eistanzen von uns Laien ja immer schwer zu beurteilen ist.
Radka Kovarikova & Rene Novotny aus Tschechien begeisterten das Publikum besonders mit komplizierten Hebungen und einem großartigen Dreifach-Wurf-Toeloop zu "Eternal Grace".
Irina Romanova & Igor Jaroschenko aus der Ukraine tanzten zu "Cabaret" (er mit Hut und Stock).
Petr Barna aus Tschechien lief zu klassischer Musik und zeigte einen Dreifach-Toeloop und einen Axel (keine Ahnung, ob er doppelt oder dreifach war, aber das ist ja auch egal).
Als nächstes wäre laut Programm eigentlich Tanja Szewczenko drangewesen, aber dieser Programmteil wurde stillschweigend übergangen.

Für uns neben Mandy und Ingo das absolute Highlight des Abends waren Oksana Kazakova & Artur Dmitriev, die Olympiasieger von Nagano, aus Rußland. Als erstes liefen sie zu Frank Sinatra’s "Fly me to the Moon" , jenes Programm, mit dem sie im vergangenen Jahr Profi-Weltmeister wurden. Es war absolut fantastisch, dieses Programm live zu sehen, die beiden sind wirklich eine Klasse für sich. Gleich zu Beginn zeigten sie einen Dreifach-Wurf-Toeloop und anschließend jede Menge ihrer typischen Show-Elemente. Bei ihnen wirkt das Programm immer wie "aus einem Guß" und nicht wie die bloße Aneinanderreihung verschiedener Elemente. Jede Bewegung von ihnen ist originell und wunderschön präsentiert. Das Publikum war entsprechend begeistert und die beiden bekamen den verdienten, bis dahin lautesten Applaus des Abends.

Susanna Rahkamo & Petri Kokko liefen wie zuvor schon Romanova & Jaroschenko zu "Cabaret". Ihre Kostüme waren wie immer extrem ausgefallen und sie trug einen knallroten Haarschopf. Sie sind ja schon seit Jahren erfolgreiche Profis und verstehen es wie kaum ein anderes Eistanz-Paar, auf dem Eis Geschichten zu erzählen.
Denise Biellmann lief zu openartiger Musik und zeigte zwei Dreifachsprünge (Toeloop und Flip?, war schwer zu erkennen, da sie ja "linksrum" springt). Natürlich durfte die "Biellmann-Pirouette" nicht fehlen.

Dann, endlich(!), Mandy & Ingo. Ihr erstes Programm war "Revolution", was die meisten von Euch ja wahrscheinlich schon kennen. Die Kostüme sehen wirklich toll aus, alles an ihnen glitzert und funkelt. Das Programm ist live noch eindrucksvoller als im Fernsehen, alle Elemente gelangen ihnen mühelos. Höhepunkte waren sicherlich die Hebung, wo er sie mit einer Hand in einer vertikalen Position mit dem Kopf nach unten hält (ich weiß nicht, wie ich das beschreiben soll, aber ich denke, Ihr wißt, welche Hebung ich meine), sowie der "Headbanger". Der Doppel-Wurf-Axel war ebenfalls großartig gelungen.

Alexei Yagudin lief zu einem Titel "For you" oder so, und zeigte von den anwesenden Herren wohl das schwierigste Programm (klar, als amtierender Weltmeister muß er das ja auch). Er zeigte Dreifach-Rittberger und Dreifach-Toeloop und einen Axel, bei dem ich aber auch nicht sicher bin, ob er doppelt oder dreifach war.
Den Abschluß des ersten Teils bildeten Maja Usova & Evgeny Platov mit ihrem wunderschönen "Mondscheinsonaten"-Programm. Sie waren ganz in Weiß gekleidet und tanzten wunderschön romantisch und eindrucksvoll.

Als nächstes kam eine Pause für die Eis-Erneuerung.

Denise Biellmann hatte die undankbare Aufgabe, gleich als erstes nach der Pause zu laufen. Trotz mehrfacher Aufforderung durch den Moderator hatten nämlich die Herren und Damen "Gäste" in den vorderen Reihen der Haupttribüne ihre Plätze noch nicht wieder eingenommen. Sie bequemten sich dann erst so im Laufe des Auftritts von Peggy Schwartz und Mirko Müller, wieder zurückzukommen. Denise Biellmann lief zu "Mambo No. 5".
Peggy & Mirko zeigten ein sehr schönes, langsames Programm mit einem super gelungenen Dreifach-Wurf-Salchow und einem von Peggy gestandenen, von Mirko leicht verstolperten Doppel-Axel.
Alle folgenden Läufer wurden von Richard Clayderman am Klavier begleitet (Orchester war auch dabei, obwohl kein Orchester da war. Ich würde also bezweifeln, daß er wirklich live gespielt hat, aber das ist ja eigentlich auch egal). Einige der Melodien kamen uns bekannt vor, aber die genauen Titel können wir leider nicht sagen.
Es kamen also noch einmal Romanova & Jaroschenko, Petr Barna (Dreifach-Salchow, Dreifach-Toeloop, Doppel-Rittberger und Dreifach(?)-Axel), Zagorska & Siudek (Dreifach-Wurf-Salchow) und Elena Liashenko (Doppel-Flip, Doppel-Axel, Dreifach-Salchow).
Kati Winkler & Rene Lohse liefen eindrucksvoll zu einem Tango und bekamen wie bei ihrer ersten Nummer viel Beifall.

Die Eislauf-Veranstaltung wurde dann unterbrochen von einem Auftritt von Roland Kaiser (falls es jemanden interessiert, er sang "Warum denn aus Liebe weinen"), dann ging es weiter Dmitri Dmitrenko, Kovarikova & Novotny und Rahkamo & Kokko.
Die Musik, zu der Alexei Yagudin lief, kam mir extrem bekannt vor, aber ich komme beim besten Willen nicht darauf, woher. Er zeigte unter anderem Dreifach-Toeloop und Dreifach-Rittberger.
An dieser Stelle ging der Moderator dann doch noch auf die Abwesenheit von Tanja Szewczenko ein, die wegen einer Grippe abgesagt hatte. Ich hatte dies ja schon am Morgen in der Zeitung gelesen, und es schien ja auch für niemanden in der Halle eine Überraschung zu sein.

Nächstes Highlight: der zweite Auftritt von Oksana Kazakova & Artur Dmitriev zu klassischer, romantischer Musik mit super hoch hinaus geworfenem Dreifach-Wurf-Salchow (quittiert von lauten "Wow"s im Publikum). Ihr Programm ähnelte ein wenig dem "Sad Waltz" vom letzten Jahr, sie zeigten wunderschöne Hebungen und ihre typischen Spagat-Elemente. Beide wirkten sehr gut gelaunt und sie freuten sich über die großartige Reaktion des Publikums. Der Applaus war noch lauter als bei ihrem ersten Programm, sie waren hier eindeutig die Publikumslieblinge.

Maja Usova & Evgeny Platov zeigten ein weiteres schön choreographiertes und ausgefeiltes Programm. Ihnen hat die Trennung von ihren früheren Partnern eindeutig gut getan, ihre Programme wirken sehr harmonisch und ausgereift.

Als letzte Läufer kamen wieder Mandy & Ingo auf’s Eis. Sie liefen zu einer Richard-Clayderman-Ballade, ein schönes, romantisches Programm, wieder mit erstklassigem Doppel-Wurf-Axel, wunderschönen Hebungen und Todesspiralen. Sie trugen die Kostüme von ihrer Weltmeister-Kür. Es war wirklich ein Erlebnis, die beiden live zu sehen. Sie ist wirklich ein sehr "zierliches Persönchen" (wie übrigens auch Oksana Kazakova), und es ist schon beeindruckend, was die Paarläuferinnen so leisten, wenn sie meterweit durch die Luft geschleudert werden oder bei Hebungen wie schwerelos in der Luft schweben.

Beim großen Finale wurden alle noch einmal auf’s Eis gerufen (vorher ging natürlich noch einmal der obligatorische Dank an die Sponsoren) und erhielten Wunderkerzen, womit sie dann noch mehrere Abschiedsrunden durch die Halle drehten. Während die Läufer das Eis verließen, probierten Oksana und Artur noch mal schnell einen halben Wurf-Salchow, dann nahm Artur Maja Usova an die Hand und übte mit ihr noch ein paar Eistanz-Schrittpassagen. Sah ganz lustig aus.

Damit ging eine großartige, dreistündige Show zu Ende, die wir wirklich sehr genossen haben. Jeder, in dessen Heimatstadt mal so ein Ereignis stattfindet, sollte sich dieses Erlebnis nicht entgehen lassen, es ist wirklich einmalig.

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