Mein Großvater hieß Wilhelm Funcke Heyde. Er war
am 24.8.1897 in Dresden geboren.
Als 1914 der Krieg anfing, trat er ins Heer ein un kämpfte
im westlichen Front. Nachdem er
von einer Granate verwundet wurde, wurde er in den Fliegerkorps
transferiert. Dort flog er ein Bombenflugzeug für
den Rest des Krieges. Einmal wurde er runtergeschossen, und
sein Ko-Pilot starb, aber er überlebte und flog weiter
bis zum Ende des Krieges.
Bilder aus dem Ersten Weltkrieg |
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Mein Großvater damals | | Sein Memento Mortis
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Eine Folge von Bilder seines Flugzeugs | | Ein Bild eines anderen Flugzeugs, am Boden
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Nachdem der Krieg zu Ende kam, arbeitete er bei einer Bank.
Von der Bank wurde er nach Peru geschickt, etwa 1920-21. Hier
nahm er ein Zimmer in ein Gasthaus zweier alten Damen in Barranco,
und dort hat er meine Großmutter kennengelernt, da die
alten Damen ihre Tanten waren und sie Sie wochentlich besuchte.
Es gibt eine Anekdote aus dieser Zeit, als man einmal im Gasthaus
über den Krieg und die Franzosen geredet hat, hat mein Großvater
gesagt "Ach, los franceses eran unos... Moment mal...", dann hat
er sein Wörterbuch aus der Tasche genommen, und endete den
Satz: "los franceses eran unos cojudos.". Man kann sich ja vorstellen,
was für ein Gesicht die alten Damen gemacht haben! Mein
Großvater hat dann gefragt: "Was, habe ich etwas unheimliches
gesagt? Aber das steht hier so, schauen sie mal! Hier...!"
1925 sind meine Großeltern verheiratet. Bevor ich das vergesse,
der name meiner Großmutter war Aída Scamarone Passolini,
und sie war Tochter eines Koronels des Heeres, wer im Kampf gegen
die Montoneros (die damaligen Terroristen) an Tifus gestorben war,
als meine Großmutter noch ein Kind war. Dann hat ihre Mutter
sie und seine ältere Tochter nach Italien mitgetragen, und
sie kehrten nur sämtliche Jahre später zurück.
Meine Großeltern hatten zwei Söhne und vier Töchter:
- Wilhelm
- Carmen Aída
- Aída Elisabeth, Liesel genannt, meine Gottmutter
- Walter Richard
- Edith Else, meine Mutter
- Ingrid
1933: Hitler, die große Hoffnung Deutschlands.
1939: Der zweite Weltkrieg. Damals waren alle sechs Kinder geboren.
Mein Großvater war in Gesellschaft mit einem anderen Deutscher
und ein Japaner. Er hörte die Funknachrichten und markierte
mit winzigen Fahnen die Frontlinie auf einer Karte auf der Wand
des Wohnzimmers.
1942/43: die Frontlinie begann zurück nach Deutschland zu
kehren, und mein Großvater mußte immer mehr Fahnen
aus der Karte rausnehmen.
1945: Hitler, die große Verschämung Deutschlands.
Damals, als der Krieg zu Ende kam, haben die Engländer
Geldscheine aus den Fenstern ihres Klubes auf die Straße
rausgeworfen. Alle Deutscher in Peru wurden ihre Eigentümer
entnommen, danach wurden sie in Lagern in der Vereinigten Staaten
deportiert. Meine Großmutter hat eine Audienz mit dem
damaligen Päsidenten gehabt, und mein Großvater konnte
endlich stehenbleiben, nachdem er beweisen konnte, daß er
kein Nazi gewesen war. Aber danach wollte er nie mehr wieder in
sein ganzes Leben auf Deutsch sprechen.
Als das nicht genug gewesen wäre, blieben eine Tante und
eine Kuisine meines Großvaters noch in Dresden. Nicht nur
hatten sie den Bombenangiff der US/Britischen Flugzeugen gestanden,
nach dem Krieg hatten sie die Sowjetischen Besetzungstruppen in der
Stadt. Und da Tante Gudrun (die Kuisine) Staatsbeamte war (sie
arbeitete bei der Bibliothek), konnte sie kein Kontakt mit der
Außenwelt haben; nur ihre Mutter konnte uns Briefe
schreiben. Als sie starb, wußten wir nichts mehr über
Tante Gudrun, bis auf die Wiedervereinigung Deutschlands. Dann
hat Tante Liesel sie besucht, und wir haben gelernt, daß sie
inzwischen verheiratet war.
Am 22.11.1959 ist mein Großvater an einem Herzschlag gestorben,
als er gerade beim Rasieren war. Die Familie mußte dann
ein noch kleineres Haus suchen. Meine Großmutter überlebte
noch bis am 21.12.1987. Sie war am 5.9.1897 geboren, also war sie
schon 90 Jahre alt damals.