BONE DADDY

KNOCHENPOST VOM KILLER

Stellen Sie sich vor, Sie schreiben einen Roman, der ziemlich unverblümt die Taten eines Serienkillers verarbeitet, der die nette Angewohnheit hatte, seinen Opfern bei lebendigem Leibe die Knochen herauszuoperieren. Der Mann wurde in der Realität nie gefaßt, aber sie geben ihm in Ihrem Roman einen Charakter. Vielleicht ist er aber mit diesem Charakter nicht einverstanden. Vielleicht gefällt es ihm nicht, daß Sie sein Leben nach Ihrem Willen umgebogen haben. Vielleicht mordet er wieder weiter, um Ihrer Fiktion die Realität entgegenzusetzen. Es wäre besser, Sie hätten dieses Buch niemals geschrieben ...

Zu dieser Erkenntnis kommt der frühere Pathologe Bill Palmer, der vor einiger Zeit seinen Job an den Nagel gehängt hat, um Bestseller zu verfassen. Sein neuestes Werk "Bone Daddy" bringt den Psychopathen, der ihn dazu inspirierte und der vor Jahren aufhörte zu morden, wieder auf Trab. Das erste Opfer ist Palmers Agent, der knochenweise zurückkehrt. Anhand der Knochen, die der Psychopath Palmers Bekannten schickt, ist erkennbar, daß der Mann, dem sie entstammen, noch am Leben war!

Palmer arbeitet mit der attraktiven Polizistin Sharon zusammen, die noch immer darunter leidet, daß ihr Übereifer einst dazu führte, daß sie in der Schwangerschaft ihr Baby verlor. Bald wird den beiden klar, daß der Täter ein Insider sein muß, jemand, der über die Ermittlungen Bescheid weiß, möglicherweise jemand, der in der Gerichtsmedizin arbeitet wie Bill Palmers Sohn Peter, der mit seinem Vater nichts mehr zu tun haben will.

Wer auch immer Bone Daddy ist, seit er das Buch gelesen hat, tobt er vor Wut: "Wie kommt er dazu, mich als einen debilen Trottel hinzustellen ... Er besaß die Frechheit, über mich zu schreiben, pfuschte an meinen Meisterwerken herum ... Das ist billigste Groschenromanscheiße ..."

 

Der Killer entnimmt seinen Opfern bei lebendigem Leib ihre Knochen

Die große Überraschung des Films ist Rutger Hauer. Nach seinem Aufstieg zum holländischen Superstar, nach grandiosen Auftritten in FLESH AND BLOOD, BLADE RUNNER, HITCHER - DER HIGHWAYKILLER oder DIE JUGGER fand er eine neue Heimat im Reich der Videopremieren, gewöhnlich in Genre-Filmen, und wer sie verfolgt hat, hat miterlebt, wie er allmählich älter geworden ist.

Nun spielt der früher so körperbewußte Kraftprotz einen intelligenten älteren Herrn mit Schnurrbärtchen, der fast ganz ohne Gewalttätigkeit auskommt (bis auf den finalen Fight jedenfalls). Hauer liefert die differenzierte Darstellung eine Vaterfigur. Ist das der Beginn einer neuen Ära des einstigen Action-Helden?

 

Bill Palmer (Rutger Hauer) versucht, seinen Sohn (Joseph Kell) zu retten.

 

Auch die anderen Darsteller sind sehr gut, die toughe Polizistin, eine reife, vom Leben gezeichnete Frau, Palmers junger Sohn, der unter dem Schatten des übermächtigen Vaters leidet, und schließlich der Killer, der von dem Spiegel erzürnt ist, der ihm durch das Buch vorgehalten wird, und sich brutal rächen will. Dazu kommt eine am SCHWEIGEN DER LÄMMER geschulte finstere Atmosphäre, die zwischen dem Leichenschauhaus, wo die vernähten Opfer des Killers ruhen, bis zu seiner Wohn- und Werkstätte hin und her pendeln, in der er ihnen bei lebendigem Leib das edelste Gut entnimmt, das er kennt: ihre Knochen!

Bone Daddy wurde von Mario Azzopardi inszeniert, der fast zu jeder phantastischen Serie der letzen zehn Jahre eine Episode geliefert hat, u.a. TOTAL RECALL 2070, STARGATE SG-1, POLTERGEIST, F/X, OUTER LIMITS, SLIDERS, M.A.N.T.I.S, VIPER, ROBOCOP, MATRIX, HIHGLANDER und THE FLASH.

Seine Inszenierung ist sicher und präzise, aber ohne Überraschungen und ohne Höhepunkte. Gerade wegen dieser bieder-routinierten Arbeitsweise und der eher grobkörnigen ungelackten Bilder aber bekommt BONDE DADDY, der ohne größere Längen auskommt, einen realistischen Touch.

 

BONE DADDY

PALMER'S BONES

Farbe, USA 1998,91 Min., Breitwand Regie: Mario Azzopardi. Drehbuch: Thomas E. Szollosi. Musik: Christophe Sack. Kamera: Danny Nowak. Schnitt: Dean Balser. Produktionsdesign: Jeff Ginn. Kostürne: Margaret Mohr. Art Direction: Brandt Gordon. Spezialeffekte: Form & Dymmics. Ausführende Produzenten: Donald Kushner, Peter Locke, David Perlmutter. Produzenten: Levis Chesier Jean Desormeaux. Produktion: Chesler-Perlfnutter Productions, Kushner-Locke Productions Darsteller: Rutger Hauer (Palmer), Barbara Willlams (Sharon), R. H. Thomson (Stone), Joseph Keil (Peter), Robin Gammeil (Cobb), Blu Mankuma (Trent), Mimi Kuzik (Kim), Wayne Best (Rodman), Daniel Kash (Rocky), Peter Keleghan (Texowicz), Kirsten Bishop (Leslie), Kyra Azzopardo (Cindy), Marc Donato (Mark), Michael Caruana (Horowitz), Dean McDermott (Mark, Jr.), Panou (Beltman)

Vertrieb: VMP

Auslieferung: April 1999

 

Quelle: MOVIESTAR - Ausgabe - 6/99

 

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