Der rote Pierre
Autor: François Villon

Kinskis Fassung basiert auf der Nachdichtung von Paul Zech:
Die Räuberballade von Pierre, dem roten Coquillard



Mit seinem alten Hut schief im Gesicht
und mit dem Messer in dem Gürtel drin
und auch nicht immer ganz im Gleichgewicht
(das kam vom Rum und dem verfluchten Gin);
das war, Pierre, der rote
der führte die Soldaten an der Nase rum.
Und weil er überall und nirgends war,
da nahm ihm das Gericht die Sache krumm.

Er konnte keine Hure weinen sehn,
er nahm es mit, wenn er zum Fischen ging.
Nur in die Kirche liess er sie alleine gehen
und drehte irgendwo ein neues Ding.
Doch hat er keinem Armen was geraubt,
weil er nur scharf auf Taler und Dukaten war.
Und wer's von euch nicht glaubt
der frag ihn selber.

Und als er unser Räuberhauptmann war
mit dem Gesicht voll Narben kreuz und quer
und auf dem Schädel keine Spur von Haar;
da wurden uns die Taschen nicht mehr leer,
da waren wir die Herren in der Stadt
und tanzten jede Nacht in der Matrosenbar.
Und wenns die Polizei erfahren hat,
dann war er nicht mehr da, Pierre.

Sie sagten, dass es in der ganzen Welt
nicht einen Schurken gäbe, der ihm gleicht.
Das hat dem Henker längst nicht mehr gepasst,
da lud er selber sich bei ihm zu Gast,
so wie er war, Pierre.

Er hat das scharfe Richtbeil angesehn
und auch das Rad, da war der Wurm schon drin.
Da wollten ihm die Augen übergehn
(das kam jedoch vom Rum und dem verfluchten Gin);
doch dann liess er sich ruhig binden mit dem Strick
weil man auf seinen Nacken tausend Taler ausgesetzt
und auch der Henker nur ein armer Schlucker war.
Und als er ihm entzweibrach das Genick
da war einmal der rote Pierre.


Klaus Kinski 1926-1991 | E-Mail (c) Michael 1998-1999
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