Räuberballade
Autor: François Villon

Kinskis Fassung basiert auf der Nachdichtung von Paul Zech:
Eine kleine Räuberballade von den drei Coquillards



An einem grauen Regentag
hat uns der Hauswirt ausquartiert,
und weil die Stadt im Wasser lag,
sind wir nach Norden abmarschiert.
Da stand ein Dorf im nassen Gras,
und als die Sonne wieder schien
und jedes Tier sein Haus besass,
da mussten wir doch weiter ziehn.
Sie sagten, dass man uns auf tausend Schritt
schon riechen kann, es gäb hier nichts zu erben,
und was man uns vom Brot abschnitt,
das war zuviel für unser drei zum Sterben.

Kenn ihr den Hohlweg von Laon,
drei Stunden durch den Tannenwald?
Da hat uns plötzlich so ein Schwein
die Kugeln um den Kopf geknallt;
wir wollten ihm doch nur den Wagen
herausziehn aus dem dicken Dreck,
und alles, was da mit ihm fuhr,
war furchtbar aufgeregt vor Schreck.
Sie sagten, dass man uns auf tausend Schritt
schon riechen kann, es gäb hier nichts zu erben,
und was man uns vom Brot abschnitt,
das war zuviel für unser drei zum Sterben.

Der Bauer stiehlt dem Herrn das Brot,
dem Bauer stiehlt es der Baron.
Und einer schlägt den andern tot für nichts.
Was übrig bleibt, stinkt in der Welt
herum und hat ein dickes Fell.
Wir hättens gern zu Geld gemacht
das Fell von Meister und Gesell:
Sie aber sagten, dass man uns auf tausend Schritt
schon riechen kann, es gäb hier nichts zu erben,
und was man uns vom Brot abschnitt,
das war zuviel für unser drei zum Sterben.

Der Wein ist teuer und zu dritt
ein Bett im Wirtshaus ist es auch.
Im Beutel ging die Laus nur mit,
das Geld lag längst verfault im Bauch.
Da kamen drei Soldaten her
mit einem roten Stern am Hut,
die sagten: ei, für das Gewehr,
da seid ihr alle drei noch gut.
Wir aber rochen schon auf tausend Schritt
den Höllenpfuhl, da gab es wirklich nichts zu erben.
Denn wo im Feld die rote Sichel schnitt,
da waren Männer nie genug zum Sterben.


Klaus Kinski 1926-1991 | E-Mail (c) Michael 1998-1999
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