Leonardo DiCaprio - Riesenärger wegen einer Nacktszene
(Neue Woche - April 1998)
"Titanic" ist der erfolgreichste Film aller Zeiten. Doch Leonardo kann den Ruhm nicht genießen. Miese Geschäftemacher ruinieren seinen Ruf.
Ein junger Mann steht mit nacktem Oberkörper auf dem Dach, zieht sich aus und wirft ein Kleidungsstück nach dem anderen auf die Straße - bis er nichts mehr am Leib hat. Diese Szene spielte Leonardo DiCaprio vor etwa drei Jahren für den Film "Total Eclipse".
Jetzt hat er deshalb Riesenärger. Miese Geschäftemacher haben sie so verfälscht, daß keiner erkennen kann, daß sie aus dem Film stammen, und davon Tausende von Poster drucken lassen.
Für fünf Dollar kann man eines kaufen. In der Homosexuellenszene von San Francisco bis New York gelten sie als Geheimtip.
"Gegen Raupkopien ist man total machtlos!"
Leonardo ist sehr verzweifelt. Aber der Held aus "Titanic" kann nichts dagegen unternehmen.
Denn das Poster ist keine Fälschung, sondern eine Raupkopie. Die kann der Star zwar beschlagnahmen lassen - er muß aber damit rechnen, daß sofort wieder neue auftauchen.
"Total Eclipse" wurde nach dem Sensationserfolg von "Titanic" als Video auf den Markt gebracht. In der fast vier Jahre alten Billigproduktion, die 1995 zwei Wochen in fast leeren Kinos lief, spielte Leonardo den französischen Dichter Arthur Rimbaud, der sich in den heute weniger bekannten Poeten Paul Verlaine verliebte.
Eine wahre Liebesgeschichte, eine interessante Rolle. "Wie hätte ich ahnen können, daß plötzlich jedes Schnipselchen Film mit mir eine derartige Bedeutung erlangt?" fragt er. "Anfangs freute ich mich sogar, daß das Video so reißenden Absatz fand."
Er konnte ja nicht voraussehen, daß daraus Poster und Fotos entstehen und verkauft würden. Vor allem die Motive, auf denen er seinen bärtigen Partner David Thewlis (32) küßt, sind heiß begehrt. Die Raubkopierer verdienen damit Millionen.
Leo hat einiges vergessen!!
Für Leonardo, den neuen Helden Hollywoods, ist das mehr als ein Ärgernis. Er ist der Star im erfolgreichsten Film aller Zeiten, kann aber den Ruhm nicht genießen.
Die Fans halten zu ihm. Für sie ist ganz klar, daß böswillige Neider hinter der Schmutzkampagne stecken, die "ihren" Leonardeo doe Oscar-Nominierung für "Titanic" kostete.
"Total Eclipse" ist kein Film, für den sich DiCaprio schämen müßte. "Leo ist Schauspieler, und die Rolle des jungen Rimbaud hat ihn gereizt", verteidigt ihn seine langjährige Freundin Kristin Zang. "Die Poster sind eine üble Geschäftemacherei."
In seiner soeben erschienenen Biographie "Das Leonardo DiCaprio Album" (Ullstein-Verlag, DM 19,90) schildert der Star, der in einer nicht gerade feinen Gegend Hollywoods aufwuchs, wie er als Fünfjähriger zum Zeugen eindeutiger homosexueller Handlungen wurde. Das stieß ihn derartig ab, daß er später beschloß, nie Nacktszenen zu drehen.
Die Drei-Sekunden-Sequenz aus "Total Eclipse" hatte er völlig vergessen. "Es war ja auch alles völlig ästhetisch", sagt er verzweifelt. "Es ging um Rimbauds Leben, nicht um mein eigenes. Ich mag historische Filme, aber sie immer gemocht."
Mit "Der Mann in der eisernen Maske", der im April anläuft, wird Leonardo keinen derartigen Ärger bekommen.