ZURÜCK ZUM INDEX  depri zeitung

Alleine
von Madita

Meine erste "richtige" Depression hatte ich letzten Winter (98/99), obwohl ich vorher immer wieder vergleichsweise "harmlose" Tiefs gehabt hatte. Ich weiß nicht mehr wann, wie und warum das alles begonnen hat.
Es war einfach so, dass ich den Sinn auf einmal nicht mehr finden konnte (oder mir aufgefallen ist, dass ich nie einen gesehen hatte).

Ich stand meisten, morgens auf, ging zur Schule, wieder nach Hause und das war's. Manchmal ging es mir so schlecht, dass ich morgens gar nicht aufstand. Ich blieb einfach liegen. Warum meine Eltern das nicht gemerkt haben? Das frage ich mich mittlerweile auch. Wahrscheinlich liegt es auch an mir. Ich habe immer versucht, möglichst zu verstecken, wie's mir geht. Das tu ich auch jetzt noch. Es war mir sogar peinlich, dass diese "Tiefs" nicht einfach schlechte Tage sind, nicht "normal" sind. Außerdem war meine Mutter damals sehr gestresst und ist es auch jetzt noch. Sie war wahrscheinlich froh, wenn ich keine Probleme machte. Darüber reden wollte und konnte ich nicht. Ich glaube, vor Selbstmord bewahrt hat mich Marc, auch wenn er mir nicht wirklich geholfen hat.
Mein damaliger Freund du ich zogen uns gegenseitig in die Tiefe.
Aber Marc kannte seine Depressionen schon lange und hat mich immer wieder festgehalten so gut es ging.
Dafür bin ich ihm echt dankbar, jedenfalls in guten Zeiten. Aber wir sprechen heute nur noch selten miteinander, jeder hat sein eigenes Leben und muss selbst damit fer-tig werden. Unsere merkwürdige Beziehung ging in die Brüche, als ein anderes Mädchen auftauchte, eines, das "einfacher" war als ich. Ich glaube, da hat meine Mutter etwas mitgekriegt, aber schob es auf Liebes-kummer und vergaß es wieder. Ich weiß nicht mehr wann, aber eines Ta-ges lachte ich wieder. Nicht aus vollem Hals und auch noch wenig überzeugt, a-ber ich lachte. Den Sommer über ging's mir verhältnismäßig gut. Und da konnte ich auch über meine Depression spre-chen. Richtig ernst genommen hat mich aber niemand. Meine "Freundinnen" meinten:" Das kenn ich auch, manchmal geht's mir auch schlecht." Nach einiger Zeit hab ich die Erklärungsversuche auf-geben. Ich behielt es für mich und spielte das fröhliche Mädchen, dann waren we-nigstens die um mich herum zufrieden. Und jetzt geht's mir "fallend".
Jeden Tag ein bisschen schlechter, ob-wohl ich noch die Kraft habe, mich selbst ein bisschen zu belügen.
Jetzt bereue ich auch, dass ich nicht mehr Wert darauf gelegt habe, mich jemandem mitzuteilen. Ich rede mit niemandem dar-über, deshalb kann mir auch niemand helfen. Und jetzt ist auch Marc nicht mehr für mich da..
Da muss ich alleine durch.
Ganz alleine.

1