SIMPATOLOGIA México WEB Page
Deshalb Neuraltherapie H.F. Voss 1968. Chapter Partial Extract.
Esnaurrízar, Miguel López, Professor Dr. Med. Mexico, D.F. (México).
Die Sympathologie als Grundlage der Medizin
Von Miguel Lopez Esnaurrizar, Mexico, D.F.
Die Anästhesierung der Sympathikusleitwege eröffnete infolgeihrer Wirksam-keit bei der Schmerzbekämpfung ein neues medizinisches Beobachtungsfeld. Die ersten Beobachtung dieser Art wurden in Europa 1948 von der Chirurgischen Akademie, Paris, mitgeteilt. Die Methode der "Heilung durch Beeinflussung des Viszerainervensystems" ("Visceral Recovery Method") mittels Infiltrationen in das Eingeweidenervensystem stellt den Umriß einer Vorstellung dar, die in-zwischen durch weitere experimentelle Versuche in solch außerordentlicher Weise ausgeweitet worden ist, daß sich das Sympathikussystem in der Tat als eine Achse der medizinischen Praxis erwiesen hat. Im nosologischen Sinne ist die Sympathologie ein Zweig der Neurologie. Sie befaßt sich mit der Untersuchung des Sympathikussystems als integralem Be-standteil des Zentrainervensystems. Das Sympathikussystem ist besonders des-halb interessant, weil es im Gegensatz zum Zentrainervensystem eine in sich geschlossene Einheit im Körper darstellt und weil es mit dem System der endo-krinen Drüsen eng verwandt und sogar mit ihm verknüpft ist; ferner durch seine Verzweigung in den Eingeweiden und um die Gefäße und Nerven der Körper-gewebe und außerdem auch wegen seiner Geschlossenheit und Integration mit den subkortikalen sympathischen Zentren und seiner harmonischen Beziehung zur Gehirnrinde und den grauen Substanzzentren des verlängerten Marks. Das System ist um so wichtiger, als es unmittelbar die lebenswichtigen Vor-gänge und die Aktivität in den Geweben beeinflußt und lenkt, und um so wirk-samer, als es den Organen und Geweben nicht nur benachbart, sondern sogar strukturell in diesen vorhanden ist; hinzu kommt noch eine beständige Einfluß-nahme auf das endokrine und das Zentrainerven-System. Die klinische Bedeutung des Sympathikussystems wird noch durch die Tatsache erhöht, daß seine beeinflussende und lenkende Wirkung oft entweder örtlich oder allgemein durch Überbelastung oder durch verschiedenartige Angriffe oder traumatische Zustände gestört werden kann und daß die daraus resultierende Dysfunktion die eigentliche Grundlage für die meisten in der medizinischen Praxis vorkommenden Erkrankungen darstellt. Die angewandte Therapie be-stätigt diese Annahme. Sie liefert damit eine wissenschaftliche Grundlage dafür, eine Krankheit weit wirksamer dadurch zu verhüten oder zu heilen, daß die im Sympathikussystem selbst entstehenden Störungen unter Zuhilfenahme des Vor-teils seiner leichten anatomischen Zugänglichkeit in fast allen Teilen des Körpers direkt angegangen werden, und zwar unter Ausnützung der Möglichkeit, eine Heilung mit Hilfe geeigneter, mit dem Sympathikussystem in Berührung gebrach-ter Substanzen herbeizuführen. Der der Sympathologie zugrunde liegende Hauptgedanke besteht darin, daß das gesamte Sympathikussystem des Körpers als aus anatomisch und physio-logisch integren Zentren, die ihrerseits in der Lage sind, histo-physiko-chemi-sche Erfordernisse wahrzunehmen oder aufzudecken, um sie zu befriedigen, oder aus funktionellen, zur Lenk&'ng dieses Bedarfs befähigten Zentren beste-hend angesehen wird, wie sich dies in Reflex-"Stromkreisen" oder in mehr oder weniger begrenzten Gebieten zeigt. Obwohl diese Zentren mit den zentralen Sympathikuszentren eine Einheit bilden, haben sie doch ihre eigenen Attribute als Zentren und sind nicht nur als reine Leitungswege, Synapsen oder Verstär-ker für die Umformung der Impulse des Zentrainervensystems anzusehen. Alle durch das Sympathikussystem wahrgenommenen oder zu ihm gehörigen Stö-rungen rufen verschiedenartige Wirkungen hervor. Eine der häufigsten und stärksten Reaktionen stellt der Sympathikusschmerz oder die Sympathalgie dar; hierzu zählen Eingeweideschmerzen, die meist kolik-artig oder anginöser Natur sind, als typische bzw. charakteristische Beispiele. Die starke Intensität dieser Schmerzen, die gewöhnlich mit emotionellen Zustän-den verbunden sind, wird als quälend empfunden und ist in extremen Fällen von Todesangst begleitet. Im Gehirn, das sehr einer angemessenen Zirkulation be-darf, verursacht eine Hypoxie Kopfschmerzen verschiedener Art und Intensität. In Organen, die in starkem Maße mit Sympathikusstrukturen ausgestattet oder diesen benachbart sind (z. B. die Hirnnerven und die spinalen Nervenwurzeln), wird der Sympathikusschmerz oft als Neuralgie fehldiagnostiziert (trigeminus-artiger Schmerz usw.). Andere Störungen, die gleichzeitig mit oder auch unabhängig von der Schmerz-empfindung auftreten können, sind u. a. Veränderungen des Tonus und der Kon-traktionsfähigkeit der Fasern der glatten Muskulatur in den Gefäßen (wobei das normale Kreislaufvolumen zu- oder abnimmt), Veränderungen der Motilität verschiedener Trakte, die aus Fasern bestehen, wie z. B. des Verdauungstraktes oder der Harnwege, starke Aktivität oder Inaktivität, quantitative oder qualitative Veränderungen der Sekretion oder schließlich Veränderungen des Zellstoff-wechsels, die sogar die mitotische Kernteilung der Zelle beeinflussen können. Jede der obengenannten Störungen in den Eingeweiden oder Geweben, für sich allein oder kombiniert, stellt die Grundursache der meisten Krankheiten dar. Diese Erscheinungen sind alle beobachtbar und können von geschulten'Ärzten mit Vorteil als therapeutischer Indikator verwertet werden. Auf Grund der gün-stigen Ergebnisse, die man bei vielen Erkrankungen erzielt hat, die zum Erkran-kungskreis der funktionellen Pathologie (dem größten Teil der Pathologie) ge-horen, in'den eine geeignete örtliche Behandlung, meist der entsprechenden Sympathikusgewebe, eingeleitet worden war, ist diese Therapie indiziert. In an-deren Fällen kann diese Behandlung ergänzenden Charakter haben (je nach dem zugehörigen Erkrankungskreis) und durch hygienische Maßnahmen und geeignete Behandlung organischer Erkrankungen unterstützt werden, zuzüglich symptomatischer oder Substitutionstherapien. Die Sympathologie als Grundlage der Medizin Neurologische Theorie der Medizin Die Vorstellung, daß die Nerven jedes und alle Gewebe regieren und infolge-dessen auch alle viszeralen Komplexe, ist recht alt. Es ist nur natürlich anzuneh-men, daß alle Veränderungen (wie z. B. der Bewegung) immer eine äußere Ur-sache haben (oder in der Vergangenheit auf eine äußere Ursache zurückgeführt worden sind). Daraus wurde der Schluß gezogen, daß eine Richtungsstörung eine funktionelle Störung verursachen kann. Diese Vorstellung geriet manchmal entweder in Vergessenheit oder wurde falsch gedeutet, weil unsere anato-mischen Kenntnisse unzureichend waren. 1732 schlug Winslow die Bezeichnung "sympathisch" vor. Die Bezeichnung wird noch heute verwendet. Er beschrieb die Ganglien als eine Gruppe winziger Ge-hirne. Er schlug diesen Namen gerade dieser Ähnlichkeit wegen vor; leider wurde diese Tatsache aber bald vergessen. Um 1888 begründete Ramon y Cajal die Lehre von der Zellindividualität im Zuge seiner Untersuchungen über die Struktur des Sympathikussystems. Waldemeyer nannte diese Zelleinheit ein "Neuron". Obwohl weder die Lehre noch die Bezeichnung unmittelbare Folgen zeitigten und auch keine praktische Anwendung derselben erfolgte, waren sie doch grundlegender Natur. Ihre Bedeutung wurde indessen viele Jahre hindurch übersehen oder verkannt. 1895 deutete oder bewertete Guillaume die Sympathi-kusneuronen im Sinne eines Relaismechanismus und deren Struktur als eine "Nervenübergangsstelle" (Synapsis) im Rahmen der allgemeinen Vorstellung, daB sich die Nervenzentren im Gehirn befinden und daß das vegetative Nerven-system lediglich sekundäre Natur besitzt, da es zur Weiterleitung, Verstärkung oder Gleichrichtung der vom Zentrainervensystem ausgesandten Impulse diene. Virchow entwarf die neurologische Theorie der Krankheiten; seine Vorstellung umfaßte jedoch auch die Zelltheorie und die Virchow'sche Zellpathologie, die seine erste Konzeption überdeckten. 1845 beobachteten Schiff, Brown, Sequard und andere Chirurgen, daß nach einer Verletzung des Thalamus und der Protuberanz Blutbeulen bzw. Blutungen auf-traten, auf die manchmal Geschwürsbildungen und Durchbrüche folgten. Reilly führte eine Reihe von Tierversuchen durch, in welchen er verschiedene Erkran-kungen durch Verletzung des Sympathikusgewebes mittels ätzender Substanzen, bakterieller Gifte, Nikotin, Bleisalze usw. hervorrief. Frank, Leriche und andere Ärzte konnten zeigen, daß eine langfristige Reizung der sensitiven oder vege-tativen Nervenfasern, die ein Bestandteil des Zentrainervensystems oder des vegetativen Systems sind, vasomotorische Reaktionen erzeugen kann, die durch Gefäßverengung gekennzeichnet sind, wobei derartige Erscheinungen nicht not-wendigerweise auf das entsprechende Gebiet beschränkt bleiben, sondern sich oft andere, entfernte Organe erstrecken. Reilly war es, der bei einer Besprechung des Werkes von Leriche die Gesetze für den neurovegetativen Ursprung der Krankheit formulierte: neben den im all-gemeinen reversiblen funktionellen Störungen, die auf die Entfernung oder Stimulierung sympathischer Strukturen zurückgeführt werden können, sollte man auch rumpfnahe oder entfernt gelegene vasomotorische Störungen in Betracht ziehen, die durch einen traumatischen Eingriff in die verschiedenen Nerven-bahnen hervorgerufen werden. Reilly bezeichnete diese als "Reizungserschei-nungen" (irritation phenomena nach Claude Bernard) und beschrieb zwei ver-schiedene Arten von Wirkungen auf die Organe, nämlich die der Stimulierung und die der Reizung (Irritation). Die Grenzziehung zwischen diesen beiden Kate-gorien ist schwierig; eine genaue Definition läßt sich noch nicht geben. Läsionen als Folge einer Reizung der Sympathikuskette sind von den Experi-mentatoren übersehen worden, da die Versuche meist an narkotisierten Hunden vorgenommen werden und die Störungen daher weniger ausgeprägt sind. Speranski ist für die Veranschaulichung dieser Störungen in Tierversuchen ver-antwortlich, obwohl seine Aufmerksamkeit vom Sympathikussystem durch an-dere Erfahrungen abgelenkt wurde. Beispielsweise injizierte er Krotonöl in den zweiten und dritten Trigeminusast und konnte auf diese Weise Lippenherpes, Zungenabszesse, Bindehautentzündung oder Mittelohrentzündung erzeugen; er schloß daraus, daß es sich hierbei um dystrophische Erscheinungen in den von dem beschädigten Nerv versorgten Gebieten handelte. In anderen Experimenten brachte er durch einen chirurgischen Eingriff eine Erbse oder eine Glasscherbe im Niveau des Tuber cinereum an der Basis eines Hundehirns ein und rief da-durch Muskelkrämpfe und später Bulbärläsionen hervor, die den in anderen Ver-suchen hervorgerufenen Erscheinungen ähnlich waren. Dies wurde auf der Grundlage einer Übertragung durch das Nervensystem gedeutet, so daß die überragende Rolle des Zentrainervensystems als Ursprung aller pathogenen Vorgänge erneut bestätigt war. Er berücksichtigte hierbei jedoch nicht die Tat-sache, daß in beiden Versuchen die Schädigung an den Sympathikusstrukturen erfolgte, da das Tuber cinereum wichtige Zentren enthält und die Nerven, wie z. B. der Trigeminus, in starkem Maße vom Sympathikusnervengewebe einge-hüllt sind. Diese Versuche waren daher in Wirklichkeit denen von Reilly analog und stützen die Auffassung von der Rolle, die das Sympathikussystem in der Pathologie spielt. Nach Richter beherrscht das Zentrainervensystem aie gesamte Pathologie; ent-gegen der Lehre der klassischen Medizin sind die Krankheiten keine örtlichen oder Zellvorgänge. Die Zelle ist in der Tat keineswegs autonom, da sieRmit dem Körper durch die Vermittlung der Elemente des vegetativen Systems und des Kreislaufs eng verbunden ist. Pischinger ist der Auffassung, daß es ratsam wäre, das interstitielle Binde-gewebe zum vegetativen System zu zählen, welches aus dem Hypothalamus und dem Sympathikus- sowie dem endokrinen System besteht. Diese Vorstellung einer Integration ist richtig und höchst interessant, jedoch mit der Einschrän-kung, daß sich im Bindegewebe sympathische Neuronen befinden, deren Funk-tion eher der von Pischinger dem Bindegewebe selbst zugeschriebenen Funktion entspricht. Bei der Durchführung von Versuchen, die denen von Reilly und anderen ähnlich waren, riefen Se/ye und Tonutti bei Ratten allgemeine Krankheitszustände hervor, Z. B. durch Verweilen in Temperaturen unter dem Gefrierpunkt, und stellten dabei eine Vergrößerung der Drüsen (Nebenniere, Hypophyse) fest; sie bestä-tigten damit die durch Aggression auf das Drüsensystem erfolgte allgemeine Einwirkung. Der Wert der Neurologischen Theorien für die Medizin und die Bedeutung der Sympathologie. Alle neurologischen Theorien, die im allgemeinen richtig sind und die auf der zunächst hypothetischen und dann später bestätigten Vorstellung beruhen, daß die Nerven das Leben und die Gewebetätigkeit beherrschen und wahrscheinlich auch auf Grund möglicher Störungen der Ursprung des Krankheitsgeschehens. Und schildern die von Anbeginn bis heute angewendeten Verfahren, um den Versuch zu unternehmen, den eingeschlagenen therapeutischen Weg zu erklären und zu rechtfertigen. Der Hauptzweck unserer Darlegungen ist, eine bessere Behandlungsweise für Krankheiten zu finden, bei dPenen chirurgische Eingriffe entweder unnötig oder nutzlos sind, und gleichzeitig die Ätiologie etwas zu beleuchten. In dem ersten nachstehend geschilderten Fall, der als Beispiel für den ersten Aspekt dienen möge, wird gezeigt, daß die Chirurgie ein ausgezeichnetes Mittel zur Untersuchung und Therapie darstellt, und daß sie die Grundlage für die obengenannte Entwicklung geliefert hat. Im dritten Jahrzehnt dieses Jahrhunderts stellten die Veröffentlichungen von Rene Leriche einen starken Ansporn für die Anwendung der Chirurgie zur Ge-winnung besserer physiopathologischer Erkenntnisse dar. Auf Grund der von Mandl gemachten Erfahrung, der nach Entfernung eines Epithelkörperchenade-noms in einem Fall von Rheumatismus mit übermäßig hohem Blutkalkspiegel eine Remission des Rheumatismus erreichte, wiederholte Leriche das Experi-ment und beobachtete, daß in einigen Fällen, bei denen die Entfernung nicht durchgeführt werden konnte, bei den Patienten dennoch eine Remission des Rheumatismus eintrat. Er proklamierte dann die "vorgetäuschte Entfernung der Nebenschilddrüse" zur therapeutischen Maßnahme. Wir verfolgten diesen Weg weiter und konnten dann 1933 während der ersten von der Mexikanischen Chir-urgischen Akademie abgehaltenen wissenschaftlichen Tagung eine Arbeit vor-legen, die über ähnliche Erfahrungen berichtete. Wir akzeptierten jedoch die Vorstellung "vorgetäuschter", d. h. "simulierter" Operationen nur als provisori-sche Maßnahme, weil sie eines wissenschaftlichen Wertes ermangelte; aus der Koordinierung mit anderen Erfahrungen, die wir mit örtlichen Betäubungsmitteln machen konnten, zogen wir schließlich den Schluß, daß in diesem Fall der eigent-liche wirksame Faktor die örtliche Betäubung gewesen war, d. h. die für eine solche Operation gewöhnlich angewendete Verfahrensweise. Da sich bei der Schmerzbekämpfung, insbesondere des viszeralen Schmerzes, zuweilen weder die Chirurgie noch die medizinische Therapie als ausreichend erwiesen, wandten wir die Sympathikus-Anästhesie nicht nur in ihrer reinen und vorübergehenden Rolle als Anästhetikum an, sondern auch als ein wirk-sameres Mittel zur Heilung der Patienten. In Anbetracht der guten von,uns er-zielten Ergebnisse legten wir 1943 eine Arbeit unter demTitel "ViszeraleSchmer-zen" ("Splanchnic Algias") vor, in welcher wir auf den Splanchnikus als Sitz einer Schmerzempfindung hinwiesen und einen Weg aufzeigten, diesen Schmerz zu bekämpfen. Gegen Ende des Jahres 1944 und zu Beginn des Jahres 1945, an-läßlich einer wissenschaftlichen und akademischen Rundreise, die wir zu ver-schiedenen führenden Akademien, Gesellschaften und Medizinischen Fakultäten Südamerikas unternahmen, legten wir die grundlegenden Gedanken dar und wurden in unseren Annahmen von vielen Seiten unterstützt. 1947 veröffentlichten wir ein Buch unter dem Titel "Mortal Pains, Algias, Spasms and Splanchnic Dystrophies" ("Tödliche Schmerzen, Algien, Krämpfe und Splanchnikus-Dystrophienät, worin mir mehrere Fälle aufzeigten, bei denen wir die drei erwähnten Klassen von Phänomenen mittels angemessener Infiltration eines geeigneten Anästhetikums erfolgreich behandeln konnten. 1948 gingen wir mit einer etwas klareren Konzeption des Gebietes nach Europa und legten eine Veröffentlichung unter dem Titel "Eine Methode zur erfolgreichen viszeralen Behandlung" bei der Chirurgischen Akademie in Paris vor, in welcher zumindest die der Therapie zugrunde liegende Vorstellung klar umrissen war. 1950 trugen wir der Mexikanischen Chirurgischen Akademie die "Methode der Therapie der endokrinen Drüsen" vor, als eine der Hauptphasen unserer Arbeit, welche dann in erster Linie mit der Veröffentlichung mehrerer Bücher über dieses Gebiet fortgesetzt wurde. Pharmakologische Grundlagen Auf Grund der uns vorliegenden Beweise, daß man der anäthesierenden Wir-kung des Novocains einen permanenteren therapeutischen Effekt zuschreiben muß, befaßten wir uns mit den antihistaminischen Wirkungen (wobei wir von der chemischen Verwandtschaft zwischen Novocain und antihistaminischen Pro-dukten ausgingen und von der Tatsache, daß einige dieser Produkte ähnliche Wirkungen hervorbringen können, wie wir sie vom Novosain her kennen, ohne daß sie gleichzeitig dessen anästhesierende Eigenschaft besitzen). Da die trophi-sche Wirkung auf die Sympathikusgewebe und benachbarten Organe ebenfalls zutage trat, schien es uns gerechtfertigt, den anderen Attributen noch die "tro-phische" Eigenschaft hinzuzufügen. Auf dem Zellniveau sind pharmakologische Forschungsstudien unternommen worden. In deren Verlauf wurden neue Überlegungen eingeführt wie jene der Vorstellung, daß Anästhetika, z. B. Novocain, die Permeabilität der Zelle und des Neurons beeinflussen. Das würde die durch Novocain hervorgerufene ört-liche Wirkung theoretisch erklären und den Weg für weitere experimentelle Ar-beiten auf dieser Ebene bereiten, und zwar mit Gewebekulturen (im vorliegen-den Falle Sympathikus-Nervengewebe). In diesem Zusammenhang sind die Arbeiten von Giese und Kety besonders aufschlußreich. Das von diesen Forschern vorgenommene Experiment mit Naträumjodid, einem fast empirisch verwendeten Salz, dessen Wirksamkeit in der Rheumatologie sowie dessen Verträglichkeit, Unschädlichkeit hinsichtlich der Wirkung auf Ge-webe, die so empfindlich sind wie das Sympathikusgewebe, bereits bekannt war, ist auch im Hinblick auf die leichte Mischbarkeit mit Novocain höchst interessant. Später wurde die Wirkung des Novocains als Aktivator und des Natriumions als kationisches Element von höchster Wichtigkeit und von unentbehrlicher Einfluß-nahme auf die Nervenfunktion unterstrichen durch die Arbeiten von Kety und Curtis und die späteren Arbeiten von Glees über die Untersuchung der regio-nalen Neurochemie und der Analogie bzw. Erklärung der Nervenleitung als einer Art elektrischen Stromes. Diese Ergebnisse waren für weitere Arbeiten und gemeinschaftliche Untersuchungen bahnbrechend, die zu der Hoffnung berech-tigen, daß diese Therapie ein Gegenstand wissenschaftlicher Forschung werden wird. Für die Verwendung anderer Salze mit großer therapeutischer Wirkung, wie z. B. des Chinins, konnte noch keine unmittelbare theoretische Bestätigung gefunden werden; jedoch gibt es wichtige Vorbeobachtungen bezüglich seiner therapeu-tischen Anwendung, welche zwar empirischer Natur, jedoch nichtsdestoweniger sehr wertvoll sind. Seine Wirkungsweise könnte unter Umständen in Abhängig-keit von seinem Einfluß auf das vegetative Nervensystem untersucht werden. Zu diesen genannten Produkten ließen sich noch viele andere hinzufügen, z. B. Nährstoffe, Schwefel in einer assimilierbaren Form (z. B. als Hydrosulfid) oder andere Zell- und Vitaminbausteine, deren Fehlen oder Vorkommen in unzurei-chenden Mengen Störungen des vegetativen Nervensystems hervorrufen könnte. Dieses Feld, wie alle anderen Gebiete der Sympathologie, bedarf noch einer vielfältigen und sorgfältigsten Bearbeitung. Schlußwort: Der Verfasser möchte seinen Dank allen Vereinigungen, Institutio-nen und Personen aussprechen, die durch ihre Unterstützung ihr Wohlwollen bewiesen und diese Arbeit ermöglicht haben, eine Arbeit, die dadurch gefördert wurde, daß Mexiko in einer Atmosphäre des Friedens und der Freiheit lebt. Nicht zuletzt möchte er auch seinen Dank dafür bekunden, daß diese Arbeit einer konstruktiven, manchmal leidenschaftlichen, aber für den Verfasser stets wertvollen, Kritik begegnete. Literatur Ein ausfuhrliches Literaturverzeichnis findet sich in den unten zitierten Arbeiten des Verfassers sowie in den Werken anderer Autoren, die auf den Gebieten der örtlichen Neurochemie, Zellphysiologie und experimentellen Neurologie spezialisiert sind. López Esnaurrizar: "Nueva Patología Funcional", Ed. Uteha (1951). López Esnaurrízar: "La Douleur, la Dystonie et la Dystrophie d'origin sympathique", Ed Lamarre (1958). López Esnaurrízar: "Direccion Simpática y endocrina de la vida de los tejidos" (1959), Mexico. Giese, Arthur C.: "Cell Physiology", Saunders (1957). Glees, Paul: "Experimental Neurology", Clarendon Press (1961) Kety, Seymour S.: "Regional Neurochemistry", Pergamon Press (1961).