1974 - We're Going Up, we're going down...
Governor Jimmy Carter hatte für den achten Januar 1974, dem 39. Geburtstag des Sängers, den offiziellen "Elvis Presley Tag" in Georgia ausgerufen. In Memphis selbst fand auf dem Elvis - Presley - Boulevard eine Parade von etwa 150 Fahrzeugen statt, die von den Bürgermeistern der Städte Memphis und Tupelo (Elvis' Geburtsort) angeführt wurde. Elvis selbst zeigte sich auf dem Balkon seiner Villa und winkte den Fans von dort aus zu. Beruflich startete er das Jahr am 12. Januar. An diesem Tag begab er sich in die RCA - Studios von Los Angeles, um für seine bevorstehende Auftrittsreihe im Las Vegas Hilton zu proben. Die Band konnte mit Duke Bardwell einen Neuzugang verbuchen. Der Bassist ersetzte Emory Gordy, der ab dem vorherigen Jahr Jerry Sheff ersetzt hatte. RCA Victor veröffentlichte die LP "A Legendary Performer", auf der neben einigen Titeln aus den Anfängen von Presleys Karriere auch Outtakes und seltene Liveaufnahmen zu finden waren. Die Kritiker bezeichneten diese Veröffentlichung als musikhistorisch signifikant und auch die Verkaufszahlen waren äußerst zufriedenstellend. Die LP sollte sich besser verkaufen, als die letzen drei Veröffentlichungen des King zusammen. Bereits zu diesem Zeitpunkt spielten die alten Aufnahmen und Best - Of - Compilations mehr Geld ein, als LPs mit neuen Aufnahmen. Am 22.01.1974 flog Elvis nach Las Vegas und setzte dort die Proben fort. Vier Tage später fand vor ausverkauftem Haus die Opening Show statt. Man hatte das Eröffnungskonzert um einen Tag verschoben, um nicht mit dem Comeback von Frank Sinatra, das im Ceasar' s Pallace stattfand, zu kollidieren. Wie in den Jahren zuvor, so gab es auch bei diesem Engagement zwei Konzerte pro Abend, jedoch dauerte die Auftrittsreihe lediglich zwei, anstatt vier Wochen. Damit kam erstmals der Vertrag vom August 1973 zur Anwendung, der auf zwei Jahre geschlossen worden war. Demnach sollte Elvis in den Jahren 1974 und 1975 jeweils zwei Konzertserien von jeweils zwei Wochen abhalten. Die Wochengage lag bei 150.000 Dollar, womit Elvis seinen Status als bestbezahlter Entertainer der damaligen Zeit weiter ausbauen konnte. Neben dem neuen Vertrag hatte sich auch sonst einiges getan. Als zusätzliche Unterstützung im Background hatte Elvis die Gruppe "Voice" verpflichtet. Das Repertoire hatte sich im Vergleich zum August 1973 ebenfalls gewandelt. Die dramatischen Balladen waren verschwunden und Elvis setzte wieder mehr auf rhythmische Titel. So brachte er nach fast einem Jahr Pause wieder "Polk Salad Annie" und "You've Lost That Loving Feeling". Auch "Sweet Caroline" war zurück. Als neue Titel kamen "Spanish Eyes" und "Let Me Be There" hinzu. Mit "Trying To Get To You" ergänzte er sein Liveprogramm durch einen neuen Oldie und im Laufe des Engagements fügte er noch die Titel "Why Me, Lord" und das Medley "Blueberry Hill/I Can't Stop Loving You" hinzu. Elvis zeigte sich bei dieser Gastspielreihe wesentlich engagierter als im Vorjahr und war bei bester Stimme und Laune. Auch die Presse lobte ihn wieder und betonte, dass der Entertainer nichts von seinem Können und Charisma eingebüßt habe. Nicht unerwähnt blieben natürlich die überschüssigen Kilos, die Elvis seit seinem letzten Auftreten hier zugelegt hatte. Am 09.02.1974 beendete Elvis die Gastspielreihe. Auf der anschließenden Party überreichte ihm ein Vertreter des "Billbord Magazine" für die im Vorjahr ausgestrahlte Fernsehshow "Aloha From Hawaii" den "Trendsetter Award". Am nächsten Morgen flog Elvis zurück nach Memphis, um sich auszuruhen. Bereits am ersten März sollte die nächste Tournee starten . Zu diesem Zeitpunkt kam auch die aktuelle Single "I've Got A Thing About You, Baby" in die Charts. Die Schallplatte stieg auf dem 90. Platz in die Hitparade ein und erreichte im Zuge ihres 12 Wochen andauernden Chartaufenthaltes den 39. Platz. Ende Februar gab es auch Pressemeldungen, Elvis wolle zu Ostern eine weitere Fernsehshow produzieren. Die Pläne verliefen allerdings im Sande. Die nächste Tournee sollte Elvis' längste Tour seit den 50'er Jahren werden. Innerhalb von 21 Tagen gab er 25 Konzerte. Das Highlight der Tournee stellten die Auftritte im Astrodome von Houston dar. Im Jahre 1970 hatte Elvis den weltweiten Zuschauerrekord in dieser gigantischen Arena aufgestellt. Am dritten März brach Elvis mit der Nachmittagsshow seinen eigenen Rekord, nur um wenige Stunden später für die Abendshow zurückzukehren und diesen Rekord erneut zu brechen. Insgesamt hatten 88.149 Zuschauer die beiden Auftritte besucht. Elvis beendete die Tour mit fünf Konzerten im Midsouth Coliseum in seiner Heimatstadt Memphis. Obwohl die Arena mehr als 12.000 Zuschauer fassen konnte, waren sämtliche Tickets im Vorverkauf vergriffen. Das Abschlusskonzert der Tour wurde für die LP "Elvis Recorded Live On Stage in Memphis" mitgeschnitten und im Juni veröffentlicht. Insgesamt wirkte Elvis auf dieser Tournee gelöster als in Vegas und war bei guter Stimme. Auch die Presse war zufrieden und die Konzerte wurden im allgemeinen gelobt. Diese Tour war nicht nur die längste seit den fünfziger Jahren, sondern auch die finanziell erfolgreichste überhaupt. Am 20.03.1974, dem letzen Tag der Konzertreise, wurde Elvis in die "Entertainment Hall Of Fame" in Las Vegas aufgenommen. In dieser Ruhmeshalle wurden die Entertainer geehrt, die in Las Vegas besondere Leistungen vollbracht hatten. Da niemand auch nur annähernd so viele Menschen nach Las Vegas lockte wie er, war diese Ehrung auch voll und ganz gerechtfertigt. Im März war Elvis in mehreren Klatschmagazinen mit dem Gerücht vertreten, er plane eine heimliche Hochzeit (deshalb steht es wohl auch in gleich mehreren Zeitungen). Als Braut waren, je nach Zeitschrift, seine Freundin Linda Thompson und die Sängerin Bobbie Gentry im Gespräch. Für Gesprächsstoff sorge auch Colonel Parker. Auf ein Angebot eines Konzertveranstalters über eine Million Dollar für eine Tour durch Australien reagierte Parker mit der Bemerkung, er werde auf das Angebot gerne zurückkommen, sollte Elvis einmal eine Million extra benötigen. Auch weitere Angebote wurden abgelehnt. Ein japanischer Veranstalter bot 500.000 Dollar für ein einziges Konzert in Japan! Parker ließ verlauten, dass Elvis bis weit ins Jahr 1976 ausgebucht sein würde und er daher auf das Angebot nicht eingehen könne. Tatsächlich stand die nächste Tournee schon auf dem Plan. Diesmal tourte Elvis für vier Tage durch Kalifornien. In der Zeit vom 10. bis zum 14. May gab er fünf Konzerte. In Los Angeles traf er mit der Gruppe "Led Zeppelin" zusammen. Für Elvis' Kumpel und Bodyguards war das eine aufregende Sache, war die Rockgruppe doch die angesagteste Band der damaligen Zeit. Elvis selbst interessierte das alles wenig, er musste sich im Vorfeld des Treffens zunächst aufklären lassen, wer "Led Zeppelin" überhaupt waren. Ebenso wie Elvis' Angestellte, so waren auch Jimmy Page und Robert Plant, die Köpfe der Band, aufgeregt. Insbesondere Robert Plant war großer Elvisfan und brachte zunächst kein einziges Wort heraus, als er seinem Idol gegenüber stand. Die Atmosphäre lockerte sich schließlich, ein paar von Elvis' Bodyguards ließen sich Zeppelin - Alben signieren und die Rocker von "Led Zeppelin" ließen sich von Elvis Autogramme schreiben. Bei der Verabschiedung sangen Elvis und Robert Plant schließlich den 1956' er Hit "Love Me" auf dem Hotelflur. Nicht nur dieses Treffen, auch die gesamte Blitztournee spiegelte Elvis' gute Laune wieder. Die Kritiker lobten ihn und stellten fest, dass sich der King äußerst souverän durch seine Shows bewege und, nach einigen, eher lustlosen Konzerte des letzten Jahres, seine Freude an Konzerten offenbar wiedergewonnen habe. Kritik gab es von kirchlicher Seite allerdings für das "Stamps Quartett". Einige "Hardcore - Christen" verübelten es der Gospelgruppe, einen so "umstrittenen" Sänger zu begleiten. Dass Elvis sein Rocker - Image seit nunmehr fünfzehn Jahren abgelegt hatte und von der Öffentlichkeit inzwischen als eine Art Kulturgut gesehen wurde, schien den Verfassern dieser Artikel entgangen zu sein. Direkt nach dem Ende der Tour flog Elvis nach Stateline (am Lake Tahoe), wo er in "Del Webb's Sahara Tahoe Hotel" für die Zeit vom 16. bis zum 27. Mai für eine Gastspielreihe gebucht worden war. In dieser Zeit waren 24 Konzerte angesetzt, wovon allerdings zwei wegen Grippe ausfielen. Während dieser Auftrittsreihe zeigte sich Elvis von seiner besten Seite. Er war gut gelaunt und seine Konzerte waren von einer entspannten Ironie auf seine Person getragen. Als neue Titel inkludierte er "Big Boss Man" und "It's Now Or Never" in sein Programm. Auch sonst zeigte er sich flexibel und variierte die Show häufig. Nachdem die Gastspielreihe mit der offiziellen Closing - Show beendet war, erklärte sich Elvis aufgrund der vielen Fans, die noch immer im Foyer des Hotels warteten, zu einer weiteren Show bereit. Zur Freude der wartenden Menge öffneten sich die Türen des Showrooms um 3.00 Uhr morgens somit ein letztes Mal. Etwa 80 Minuten später war auch dieses Konzert zuende und Elvis flog zurück nach Memphis. Am 08. Juni brachte RCA Victor die neue Single "If You Talk In Your Sleep" in die Läden. Das Lied war von Bodyguard Red West geschrieben worden und erreichte den 17. Platz der Hitparade. Am 15. Juni bereits begann die dritte Tournee des Jahres und wieder brach Elvis einen Hallenrekord nach dem anderen. Sein Programm war vielseitig und deckte fast alle gängigen Musikstiele ab. Einige der Kritiker allerdings fanden, seine Show sei über die Jahre zu glatt und stromlinienförmig geworden. Auch sei Elvis der jugendliche Touch abhanden gekommen, der ihn seit den 50'ern umgab. Allerdings übersahen diese Journalisten, dass Elvis bereits seit zwanzig Jahren im Geschäft war und der vierzigste Geburtstag vor der Tür stand. Das Alter schien also auch den King of Entertainment nicht zu verschonen, auch wenn sich die Einsicht, dass es sich bei Elvis Presley um einen normalen, Sterblichen handelt, noch nicht ganz durchgesetzt zu haben schien. Aber trotzdem war der große Teil der Kommentare positiv und der anhaltende Erfolg beim Publikum gab Elvis recht. Nach dem Ende der Tour flog Elvis am 02. Juli nach Memphis zurück, wo er unter anderem eine Karate - Demonstration und ein Footballspiel des örtlichen Teams, den "Memphis Southmen", besuchte. Gegen Ende des Monats flog Elvis mit seinen Kumpeln nach Hawaii. In diesen Tagen erschien auch die LP "Elvis Recorded Live On Stage In Memphis", die am 20. März 1974 aufgenommen worden war. Das Album kam bis zum 33. Platz der LP - Charts und konnte sich 13 Wochen in den Top 100 halten. Am 12. August begab sich Elvis nach Las Vegas und probte dort ausgiebig für seine kommende Gastspielreihe. Am 19. August eröffnete Elvis sein 11. Engagement im Hilton mit einer ungewöhnlichen Show. Er hatte sein Programm vollständig umgekrempelt. Statt dem üblichen "Also Sprach Zarathustra" wurde nur ein Schlagzeugstakkato gespielt, das in "Big Boss Man" mündete. Elvis brachte fast ausschließlich aktuelles Material, ergänzt um Konzerthighlights der letzten Jahre. Selbst die Oldies waren ungewöhnlich. Statt der großen Hits bot er "Down In The Alley", einen Bonussong der 1966'er Soundtrack - LP "Spinout" und "My Baby Left Me". Als einzige, wirkliche Hits brachte er "Love Me Tender" und "Hound Dog". Besonders bei letzterem war sein Desinteresse offensichtlich. Die Kritik lobte die neue Show und unterstrich, dass Elvis auch nach zwanzig Jahren im Showgeschäft noch zu Veränderungen gewillt war. Für die Fans allerdings war dieser Wechsel zu radikal. Das Massenpublikum wollte den alten Elvis wiederhaben. Die Fans wollten weder anspruchsvolle Vorträge, noch künstlerische Weiterentwicklung. Sie wollten den Elvis, der im Glitzeranzug über die Bühne schreitet, seine Tücher verteilt, Hände schüttelt und die goldenen Hits der Vergangenheit singt. Und somit hielt sich der Applaus in Grenzen. Elvis zeigte sich mehr als irritiert, ob der Verweigerung der ansonsten gewohnten, bedingungslosen Begeisterung. Schon am nächsten Tag kehrte er zum alten Format zurück und ergänzte nur hier und dort einen Song. Obwohl Elvis bei den meisten Konzerten gut gelaunt und zufrieden schien, nagte die Enttäuschung der Opening - Show. Er wollte Balladen, Gospel und Country singen, die Fans aber wollten ihn als lebendes Best - Of - Album, das einen Hit nach dem anderen abliefert. Und so ließ er sich gehen. Seine Diät warf er über den Haufen und legte innerhalb der nächsten Wochen rasant an Gewicht zu. Auch sein Konsum an Medikamenten dürfte in dieser Zeit recht hoch gewesen sein. An einem Tag wurden sogar beide Konzerte gestrichen. Als Begründung wurde eine Grippe angegeben. Zwar grassierte die Krankheit in diesen Tagen tatsächlich in Las Vegas, nur darf eine Infektion bei Elvis bezweifelt werden. Schon bei vorherigen Gastspielreihen war der King an Erkältungen und grippalen Infekten erkrankt. Doch immer ließ sich der Verlauf der Krankheit an den Konzerten nachvollziehen. Die Auftritte wurden immer schwächer und kürzer und Elvis immer blasser und kränker. Dann konnte man wieder den umgekehrten Trend beobachten. Diesmal jedoch gab Elvis eine, laut Presse und Fanmagazinen, sehr gute Show, war am nächsten Tag angeblich dermaßen von der Grippe geplagt, dass ein Auftritt unmöglich war. Bereits am folgenden Tag erschien der King bei bester Gesundheit auf der Konzertbühne - von Erkältungen oder sonstigen Anzeichen einer Krankheit keine Spur. Auch in seinem Verhalten änderte sich einiges. Von Auftritt zu Auftritt wurden seine Monologe länger und länger. So demonstrierte er ausgiebig verschiedene Karate - Figuren und erklärte auch einmal für zwanzig (!) Minuten die Bedeutung des Karate - Sports. Auch das Gerücht, er habe ein Drogen - Problem, wurde ausgiebigst behandelt. Durch die vielen Monologe und das ausgiebige Eingehen auf Zuschauerwünsche verlängerten sich die Konzerte häufig von den geplanten 45 bis 60 Minuten auf 100 bis 120 Minuten. Da es pro Tag zwei Konzerte gab, geriet die Planung zum erneuten Eindecken der Tische im Showroom und dem Einlass der Zuschauer für die zweite Show zumeist völlig durcheinander. Der Höhepunkt dieses bizarren Verhaltens wurde zur Closing - Show erreicht. Unter anderem war auch seine Ex - Ehefrau, Priscilla Presley, im Saal. Schon während der Ballade "It's Midnight", einem Lied über eine verlorene Liebe, starrte er unentwegt auf Priscilla und schien den Tränen nahe zu sein. Auch "You Gave Me A Mountain" zeigte ihn als Mann mit ernsthaften, emotionalen Problemen. Teilweise sprach er den Text, teils schrie er die Worte förmlich heraus, als habe er jede Kontrolle über sein Verhalten verloren. Nach diesem Vortrag betonte er, dieses Lied habe mit ihm nichts zu tun und ließ sich dann en' Detail über seine Scheidung und sein derzeitiges Verhältnis zu Priscilla aus. Insgesamt gab er das Bild eines völlig verstörten Menschen ab. Über dieses Engagement kann man zwei wesentliche Dinge feststellen. Musikalisch zeigte sich Elvis sehr flexibel, bei hervorragender Stimme und (trotz der Zurückweisung des Publikums beim Eröffnungsabend) sehr motiviert. Zwischen den Vorträgen aber, schien er oft abgelenkt, unkonzentriert und streckenweise, wie etwa am Abschlussabend, sogar verstört. Alles in Allem schien der Mann Probleme zu haben. Im Zuge dieser Auftrittsreihe fand auch der Besuch von Barbara Streisand statt. Sie bot Elvis in ihrem Film "A Star Is Born" die zweite Hauptrolle an. Elvis war begeistert, doch Colonel Parker lehnte mit der Begründung ab, Elvis spiele niemals nur die zweite Hauptrolle. Der wahre Grund schien aber ein ganz anderer zu sein. Elvis konnte durch Konzerttourneen in der gleichen Zeit, die er mit dem Filmdreh beschäftigt gewesen wäre, durch Tourneen wesentlich mehr Geld verdienen. Ebenfalls nicht unbedeutend, wenn nicht sogar der Hauptgrund, dürfte Elvis' Abhängigkeit von diversen Medikamenten gewesen sein. Während seiner zumeist einstündigen Shows konnte Elvis dem Publikum den Eindruck eines vitalen und gesunden Menschen vermitteln. Bei der Produktion eines Spielfilms aber, hätte er den ganzen Tag unter Beobachtung gestanden. Eine Medikamentensucht und die Nebenwirkungen der Substanzen wäre wohl nicht verborgen geblieben. Zwar gefällt diese Erklärung den wenigsten Fans, aber man sollte diese Überlegung zumindest in Betracht ziehen. Am 05. September schließlich kehrte Elvis nach Los Angeles zurück. In Twin Falls besuchte er den Rekordversuch von Stuntman Evil Knievel, der mit einer selbstgebauten Rakete über einen Canyon schießen wollte (der Versuch scheiterte). Auch nahm er an einem Karatetraining teil, das auch gefilmt wurde. Später wurde bekannt, dass Elvis bei einem Karatefilm namens "The New Gladiators" als Erzähler mitwirken wolle - auch dieses Projekt verlief im Sande. Neben diesen Aktivitäten fand Elvis noch genug Zeit, um auf mehreren Einkaufstouren elf Fahrzeuge der Marken Stutz, Lincoln und Cadillac zu kaufen. Nichtsdestotrotz war sein Zustand verheerend. Und die nächste Tour sollte das schonungslos aufzeigen. Die vierte Tournee des Jahres startete am 27. September und lief bis zum 09. Oktober. 15 Shows sollten in dieser Zeit stattfinden. In der Pause zwischen dem Las Vegas Engagement und der Tour hatte er dramatisch an Gewicht zugelegt. Sein Konsum an Medikamenten hatte einen Punkt erreicht, den man als durchaus kritisch bezeichnen konnte. Ein Bodyguard berichtete, dass Elvis am ersten Tag der Tour mit einer Limousine zum Flughafen gefahren wurde. Die Türen wurden vom Fahrer geöffnet - und Elvis kippte seitlich aus dem Fahrzeug. Er weigerte sich, sich helfen zu lassen und schleppte sich ins Flugzeug. Die erste Show fand im College Park von Maryland vor etwa 15.000 Fans statt. Es war eine Katastrophe. Ein völlig zugedröhnter Elvis stolperte über die Bühne. Auch hier hielt er langatmige, wirre Monologe und ging auf alles und jedes ein. Wieder dementierte er alle Gerüchte, er hätte ein Drogenproblem und wieder jubelten ihm die Fans dafür zu. Seine Anhänger mochten mit Blindheit geschlagen sein - die Presse war es nicht und stellte ihm vernichtende Kritiken aus. "War das wirklich Elvis Presley im Expo - Center?" fragte der Indianapolis Star. Die Tour war eine einzige Achterbahnfahrt. In den Städten South Bend und St. Paul wurden die Konzerte hoch gelobt. Auch in Dayton lieferte Elvis zwei tadellose Shows. An diesen Tagen war das Programm anspruchsvoll und Elvis wurde seinem Ruf als King Of Entertainment voll und ganz gerecht. Aber an den meisten Tagen war er high, schlecht gelaunt und nur ein Schatten seiner selbst. Mies war auch die Stimmung bei den Fans. Colonel Parker hatte verfügt, dass 60 % aller Plätze in den Arenen zum Höchstpreis zu verkaufen seien. So kam es, dass Fans den Top - Preis zahlten, aber trotzdem irgendwo hinten saßen. War die Show dann zusätzlich noch schlecht, hatte sich das Thema "Elvis Presley" für diese Leute wohl erledigt. Aber anstatt sich zu besinnen und Hilfe anzunehmen, flog Elvis direkt vom letzten Konzert der Tournee nach Stateline. Da im Mai im "Sahara" Hotel einige Konzerte ausgefallen waren, holte er diese Shows nun nach. Im Gegensatz zur Tournee wirkte Elvis bei diesen Konzerten aufgeräumter und bei besserer Verfassung. In dieser Zeit wurde auch in Kalifornien ein Prozess gegen zwei von Elvis Bodyguards geführt. Sie wurden beschuldigt, bei seinem Tahoe - Gastspiel im Mai einen Mann zusammengeschlagen zu haben. Der Fall wurde eingestellt. Schon im September war von Parkers eigenem Label "Boxcar" eine LP mit dem Titel "Having Fun With Elvis On Stage" veröffentlicht worden. Auf dieser Platte waren keine Lieder, sondern nur Bühnenmonologe und Gags enthalten. Elvis war diese Veröffentlichung äußerst peinlich, da die Sprüche ja nur für den Moment im Konzert gedacht waren. Zwar war Elvis kein Komiker und nicht alles auf der LP war wirklich witzig, aber dennoch verkaufte sich das Album kurioserweise ebenso gut, wie die regulären LPs. Im Oktober 1974 erschien schließlich die Single "Promised Land". Mit dieser Veröffentlichung bot Elvis seinen Fans endlich wieder das, was sie von ihm hören wollten - Rock'n Roll. Die Schallplatte erreichte Platz 14. Im November 1974 kam das Gerücht auf, Elvis überschütte Priscilla mit Geschenken und habe sie mehrfach gebeten, ihn erneut zu heiraten. Diese Meldungen dürfen aber bezweifelt werden. Im Dezember gab das Hilton Hotel in Las Vegas bekannt, Elvis werde dort zwischen dem 26. Januar und dem 09. Februar 1975 auftreten. Zur Weihnachtszeit spendete Elvis, wie jedes Jahr, großzügig an verschiedene karitative Einrichtungen in Memphis und Tupelo. Das Weihnachtsfest wurde in aller Stille in Graceland verbracht. Am Silvesterabend gab er eine Party, auf der er sich allerdings nur für eine knappe halbe Stunde sehen ließ. Seine Freunde machten sich große Sorgen um ihn. Sorgen machte sich auch Vernon Presley, Elvis' Vater und Finanzmanager. Elvis hatte im Jahre 1974 mehr Geld eingenommen, als jemals zuvor. Auch nach zwanzig Jahren war er der Top - Verdiener im Entertainment, aber er war auch der größte Verschwender, den man sich vorstellen kann. Trotz der für die damalige Zeit riesige Gesamteinnahme von mehr als sieben Millionen Dollar, hatte er am Jahresende kaum Geld auf der Bank. Elvis hatte alles durchgebracht...