1976 - THE TRUTH IS MARCHIN' ON

Gegen 5.00 Uhr kehrten Elvis und seine Entourage nach Memphis zurück, um sich von der Silvester - Show zu erholen. Fünf Tage später flog Elvis mit seiner Truppe nach Vail, um ein paar Tage Ski und Snowmobile zu fahren. In einigen Zeitungen war zu lesen, Elvis suche ein Haus in der Gegend. Noch während des Urlaubs entschloss er sich, ein paar Autos zu kaufen. Also flog die ganze Truppe nach Denver, wo Elvis insgesamt fünf Fahrzeuge der Marke Lincoln kaufte und sogleich weiterverschenkte. Ein Reporter berichtete im lokalen Fernsehen über Elvis' Großzügigkeit und fügte an, er könne auch ein neues Auto gebrauchen. Elvis reagierte sofort und schenkte dem verdutzten Moderator ebenfalls ein Auto. Seinen Geburtstag feierte Elvis in kleinem Kreis in Vail. Vor seinem Anwesen in Memphis versammelten sich, wie in jedem Jahr, viele Fans und brachten Blumen und Geschenke. Elvis selbst war mit sich und seinem Umfeld allerdings alles andere als zufrieden. Freunden vertraute er an, dass er sich alt und müde fühle. Auch die Beziehung mit seiner Freundin war nicht mehr das, was es einmal gewesen war und seine Kumpel Red und Sonny West, die für ihn als Leibwächter arbeiteten, fielen vor allem durch erhöhte Gewaltbereitschaft gegenüber Fans und Störenfrieden, bzw. alles und jeden den sie dafür hielten, auf. Elvis' Körpergewicht war völlig außer Kontrolle geraten und seit den letzten zwei Monaten war er aufgequollen wie ein Hefeteig. Das lag allerdings weniger an seinem Alter, sondern vielmehr daran, dass er Unmengen von Fast Food und Süßigkeiten in sich hineinstopfte. Auch sein Konsum an Medikamenten hatte sich deutlich gesteigert. Da seit dem März des Vorjahres keine Aufnahme - Session mehr stattgefunden hatte, überbrückte RCA die Zeit bis zum nächsten neuen Album mit der zweiten Auflage von "A Legendary Performer". Wieder waren bis dato unveröffentlichte Live - Mitschnitte und Outtakes enthalten. Fans und Kritik lobten das Album gleichermaßen und auch die Verkäufe waren mehr als solide. Parallel dazu brachte das Label Brookville Records die Doppel - LP "Elvis In Hollywood" auf den Markt. Dieses Album konnte nur auf dem Postwege bestellt werden, fand aber dennoch reißenden Absatz. Elvis selbst kehrte am 23. Januar nach Memphis zurück, um am zweiten Februar in seiner Villa Graceland neue Titel einzuspielen. Die Tour-Band sorgte für die musikalische Begleitung und auch beim Background - Gesang griff Elvis auf seine Bühnensänger zurück. Die Wände des Jungle Room wurden mit dicken Teppichen verhangen, damit der Raum nicht zuviel Echo hatte. Die Kontroll - Instrumente waren in einem LKW von RCA untergebracht, der auf dem Hof geparkt war. Insgesamt nahm Elvis zwölf Titel auf. Die meisten Songs waren traurige Balladen mit großer Instrumentierung. Nicht immer war Elvis dem Anspruch der Lieder gewachsen. Es dauerte oft lange, bis er die stimmliche Herausforderung der Titel gemeistert hatte. Seine Stimme war zwar kräftiger und besser geworden, allerdings schien ihm häufig die Kraft zu fehlen, diese Stimme auch entsprechend einzusetzen . Dadurch dauerten die Aufnahmen länger, als man ursprünglich geplant hatte. Auch wurden weniger Titel aufgenommen, als geplant. Eines der Lieder, America, The Beautiful, wurde auf Elvis' Anweisung hin gelöscht. Lediglich das Finale blieb erhalten und wurde im Jahre 2000 von BMG erstmals veröffentlicht. Am 16. Februar traf sich Elvis mit einem Hypnose - Arzt, der ihm eine Selbstentspannungstechnik näher bringen sollte. Anschließend begab er sich abermals nach Vail, um sich ein Haus anzusehen. Schlussendlich kaufte er es aber doch nicht. Der Grund dafür war wohl in seiner finanziellen Situation zu suchen. Zwar war Elvis Presley nach wie vor der bestbezahlte Entertainer der Welt, aber er gab sein Geld auch mit beiden Händen wieder aus. Und er hatte seit einem halben Jahr nicht mehr gearbeitet. Die Auftrittsreihe im Dezember war ja nur ein Ersatz für die abgesagten August - Termine. Demnach brachten sie ihm auch kein Geld ein. Und die Silvestershow, so viele Rekorde sie bezüglich der Einnahmen auch gebrochen haben mochte, war da nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Es musste also dringendst wieder Bargeld fließen. Und so organisierte der Colonel eine Blitztournee. Zunächst musste Elvis allerdings feststellen, dass ihm Musiker fehlten. Da die Tournee kurzfristig angesetzt worden war, hatte Schlagzeuger Ronnie Tutt einen Vertrag mit der Rockgruppe The Greatful Death unterschrieben, um auf einer Tour deren ausgefallenen Drummer zu ersetzten. Elvis' langjähriger Pianist Glenn D. Hardin hatte ebenfalls gekündigt. Schon im Vorjahr hatte er mit Emmylou Harris getourt. Doch jetzt war die Countrysängerin nicht mehr bereit, ihren Tourneeplan nach dem von Elvis zu richten - zumal Elvis sich seit Jahren auf einer Art Dauertour befand. Und da Glenn schon eine ganze Weile bei Elvis war, entschied er sich für einen Wechsel. Auch Gitarist James Burton spielte mit dem Gedanken abzuwandern, aber nach einer nicht unerheblichen Erhöhung der Gage blieb er. Somit wurde Larry Londin, der bereits bei den Schallplattenaufnahmen im Februar für Ronny Tutt eingesprungen war, als Schlagzeuger verpflichtet und Shane Kiester, ebenfalls schon im Februar dabei gewesen, saß am Piano.  Die Tour dauerte vom 17. bis zum 22. März und beinhaltete 8 Konzerte. Man bereiste diesmal den Süden der USA, die Größe der Arenen lag zwischen 7.000 (Johnson City) und 17.540 (Cincinnati) Plätzen. Im Gegensatz zu seinen Las Vegas Shows vom Dezember 1975 variierte Elvis sein Programm auf dieser Tournee nur selten. Von den neuen Liedern wurde nur Hurt, seine neue Single, live vorgetragen. Auch die anderen neuen Songs, die er erst im Vorjahr ins Programm genommen hatte, ließ er weg. Dennoch waren die meisten Konzerte von guter Qualität. Seine Stimme war gut und die Konzerte boten trotz allem Mangel an Aktualität noch einen Guten Mix diverser musikalischer Stilrichtungen. Auch die Presse war zumeist zufrieden, sein Gewicht fand allerdings in nahezu jedem Artikel Erwähnung. Während einer Show riss Elvis die Hose, als er während Polk Salad Annie in die Knie ging. Zum allgemeinen Erstaunen fassten die Klatschmagazine dieses Missgeschick gar nicht als solches auf, sondern deuteten den Vorfall als Gag, der Elvis einen Kostümwechsel erlaubte. Neben solchen eher lustigen Episoden gab es aber auch ein ernstes Anzeichen des Verfalls. So wirkte er während der Abendshow in Cincinnati verwirrt. Durch das Demorol, das er in immer größeren Dosen einnahm, hatte er Sprachprobleme. Auch vergaß er die dreimal den Text. Bei And I Love You So geriet er ins Schleudern und musste von vorn beginnen, während You Gave Me A Mountain konnte er sich nicht konzentrieren und von Burning Love schien ihm die komplette erste Strophe nicht mehr einzufallen. Insgesamt ein Konzert, das doch stark an den Oktober 1974 erinnerte, wo er ebenfalls stoned auf der Bühne gestanden hatte. Mit dieser Ausnahme konnte man die Tour allerdings zumindest als solide bezeichnen. Nach der letzten Show kehrte Elvis sofort nach Memphis zurück, wo er seine Freizeit hauptsächlich mit Motorradfahren und Racketballspielen verbrachte. Auch ging er gelegentlich ins Kino, um sich in Privatvorstellungen die neusten Filme anzusehen. Bei einer Gelegenheit überflog er mit seinem kleinen Jet mehrfach sein Anwesen Graceland - sehr zur Freude der ihn beobachtenden Touristengruppe. Auch nahm Elvis ausnahmsweise an den Overdub - Sessions für die neuen Lieder teil, die im Young' un Sound Studio stattfanden. Da die neue LP noch nicht fertig war, warf RCA Victor im März die Doppel - LP Sun Sessions auf den Markt, die erstmals die Lieder aus Elvis' Anfängen zusammenfasste.  Auch wurde das Gospelalbum His Hand In Mine aus dem Jahre 1961 neu herausgebracht. Schließlich erschien mit Hurt / For The Heart auch die aktuelle Single. In diesen Tagen machte auch eine Frau aus dem Bundesstaat Arkansas Schlagzeilen, die behauptete, dass Elvis sie heiraten wolle. Obwohl es unglaublich klang, versammelten sich am angegebenen Tage mehrere hundert Fans vor der Kirche. Im April kam sowohl die Sun Sessions LP, als auch die aktuelle Single in die Charts. Für die Zeit zwischen dem 21. und dem 27. April wurde eine neuerliche Kurztournee eingeschoben, die wiederum aus 8 Konzerten bestand. Diesmal waren die Hallen größer. Die Arenengröße schwankte zwischen 7.500 (Spokane) und 19.000 (Denver) Plätzen. Die Tournee verstärkte im Wesentlichen die Eindrücke aus der März Tour. Elvis war nicht mit vollem Herzen bei der Sache und das Programm war mit dem der vorherigen Tour identisch. Lediglich während der Bandvorstellung sang Elvis neuerdings Love Letters. Aber trotzdem schien das Interesse des Publikums in keiner Weise nachzulassen - ganz im Gegenteil. Elvis brach einen Hallenrekord nach dem anderen. Niemand verkaufte so viele Tickets und keiner machte soviel Gewinn pro Konzert. Direkt nach dem Ende der Tournee begab sich Elvis nach Stateline, am Lake Tahoe, wo er in Del Webb's Sahara Tohoe Hotel eine weitere Gastspielreihe absolvierte. Diese Konzertserie dauerte vom 30. April bis zum 9. Mai. In dieser Zeit gab Elvis 15 Konzerte. Im Gegensatz zu den vorherigen Gastspielreihen hier, trat Elvis nur einmal täglich auf. Nur am Samstag und Sonntag gab es zwei Konzerte. Auch fielen die Dinnershows weg. Dadurch konnte man die großen Esstische durch kleine Cocktailtische ersetzten und somit mehr Zuschauer in den Raum bringen. Der Eintrittspreis lag bei $ 20 pro  Person. Im Gegensatz zu den vorangegangenen Tourneen wirkte Elvis hier gelöst und bei ausgezeichneter Stimmung. Zwischen den Liedern fügte er hin und wieder einen "Schwank aus seiner Jugend" ein und erzählte mit den Liedern im Zusammenhang stehende Begebenheiten. Er ging auf sein Publikum ein und sang oft Titel, die im täglichen Konzertprogramm meist ignoriert wurden. Auch seine Stimme war phantastisch. Elvis legte sich hier richtig ins Zeug und Presse und Publikum zeigten sich über seine Darbietungen hocherfreut. Zu den seltenen Songs gehörten unter anderem I'll Remeber You, An American Trilogy, Return To Sender, One Night, The First Time Ever I Saw Your Face, My Way und sogar Muss I Denn Zum Städtele Hinaus (Wooden Heart), das Elvis sogar mit der deutschen Strophe sang. Die letzte Show dieser Gastspielreihe dauerte fast zwei Stunden lang und zählt zu den besten Konzerten von Elvis überhaupt. Dennoch war sein Zustand alles andere als gut. Es fand sogar ein Gespräch zwischen Elvis' Ex - Frau Priscilla und einem Drogenbeauftragten statt. Es wurden Pläne gemacht, wie man Elvis am unauffälligsten zum Entzug in eine Privatklinik bringen könnte. Als Elvis jedoch davon erfuhr, reagierte er, wie er immer reagierte. Es gab keine Probleme und wem es nicht passte, der konnte eben gehen. Und so machte Elvis weiter wie bisher und die nächste Tour war schon gebucht. Bereits am 27. Mai startete die nächste Konzertreise, die bis zum 06. Juni dauerte und 13 Shows beinhaltete. Die Größe der Arenen bewegte sich zwischen 7.050 Plätzen (El Paso) und 17.540 Plätzen (Atlanta). Auch bei dieser Tour wurde keinerlei Werbung gemacht - trotzdem war überall binnen kürzester Zeit ausverkauft. Das riesige Omni Coliseum in Atlanta mit 17.540 Plätzen bekam Elvis innerhalb von drei Tagen viermal voll. Und das, obwohl Elvis erst im Vorjahr drei Konzerte dort gegeben hatte. Elton John, der seine Atlanta Show mit einer ganzseitigen Anzeige bewarb, konnte die Halle nicht für einen einzigen Auftritt ausverkaufen. Elvis' Popularität schien keine Grenzen zu kennen. Obwohl die Shows generell gut waren, so zeigten sich doch deutliche Alarmsignale. Die Vorstellung der Band dauerte schier endlos, weil inzwischen jeder Musiker ein Solo spielte. Elvis saß dabei zumeist auf einem Stuhl oder lehnte sich an einen Verstärker. Er war offenbar nicht mehr in der Lage, eine volle Stunde Programm am Stück zu bieten. Auch war das Programm mit dem der vorherigen Tourneen identisch. Aber zumindest waren seine Leistungen solide und seine Stimme war gut. Auch die Presse lobte ihn zumeist, auch wenn sein Gewicht ein paar spitzte Bemerkungen verursachte. Nach der letzen Show begab sich Elvis wieder nach Memphis, um am 25. Juni schon wieder die nächste Tour zu starten. Die Tretmühle hatte nun erst richtig begonnen. Eine Kurztournee folgte der nächsten, ohne dass Elvis Zeit fand, sich zu erholen oder neue Lieder zu proben. Auch Schallplattenaufnahmen lagen auf Eis. In den Konzertarenen des Landes lag das Geld und Parker war dabei, es einzusammeln. Wer dabei auf der Strecke blieb, war Elvis. Die vierte Tournee des Jahres startete am 25.06.1976 in Buffalo und endete am 05.07.1976 nach dreizehn Konzerten im Midsouth Coliseum in Memphis. Die Arenen boten Platz für 11.000 (Shreveport) bis 20.000 (Largo) Personen und waren, wie erwartet, ausverkauft. Bis auf den Jailhouse Rock, den Elvis wieder ins Programm genommen hatte, bot auch diese Tournee nichts neues. Auch wirkte Elvis zumeist desinteressiert. Die große Ausnahme bildete das Konzert in seiner Heimatstadt Memphis. Elvis war mehr als 1 1/2 Stunden auf der Bühne. Mit Fairytale, One Night, That's Alright, Blue Christmas, Softly, It's Now Or Never und Help Me (angekündigt als Lied aus dem Album "Elvis in the gutter") brachte er ein paar eher rare Lieder. In Memphis zeigte sich deutlich, das die Durchschnittlichkeit der aktuellen Konzerte eher auf Desinteresse beruhte, als auf Ermangelung musikalischer und vokaler Potenz. Oder einfacher gesagt: Der King hatte nur allzu of schlicht keine Lust, sich in irgendeiner Form mehr anzustrengen, als nötig. Auch die Beziehung zu seinen Bodyguards und Kumpeln aus der Jugendzeit, Red und Sonny West, lag auf Eis. Elvis' Anwalt, sein Vater und auch John O' Grady, ein mit Elvis befreundeter Detektiv, rieten ihm zum Bruch mit den West Brüdern. Mehr und mehr fielen diese durch Schlägereien und Pöbeleien auf. Am 28. Juni wurden Elvis und Red West das letzte Mal zusammen gesehen. Nach dem Ende der Tour wurde Red West, Sonny West und Dave Hebler von Vernon Presley entlassen. Elvis selbst reiste nach Palm Springs. Am 12. Juli wurden erneut Hochzeitsgerüchte laut. Elvis wolle angeblich eine Alexis Skylar in Las Vegas ehelichen. Hunderte von Fans versammelten sich vor der angegebenen Kathedrale - Elvis erschien natürlich nicht. Das im Frühsommer herausgebrachte Album "From Elvis Presley Boulevard, Memphis, Tennessee" erreichte in diesen Tagen den 41. Platz der Charts und damit seine höchste Platzierung. Nach nur drei Wochen Pause startete auch schon die nächste Tournee. Fünfzehn Konzerte waren für die Zeit zwischen dem 23. Juli und dem 05. August angesetzt. Die Hallengröße lag zwischen 7.000 (Fayetteville) und 19.400 (Louisville) Plätzen. Die Tickets verkauften sich zwar weiterhin enorm, doch die Stimmung hatte umgeschlagen. Immer mehr Fans beklagten, dass die Shows nahezu identisch waren und Elvis alles andere als gut aussah. Auch die Presse schrieb, man bejubele wohl eher die Legende als den aktuellen Künstler. Weder wirkte Elvis in irgendeiner Form motiviert, noch machte er einen gesunden Eindruck. Fett, unbeweglich und blass wirkte er. Und in hohem Maße müde und lustlos. Auch war seine Stimme angegriffen. Sie wirkte oft schwach und heiser. Ausgerechnet bei einem der schlechtesten Konzerte, in Hampton Roads, sang er das rare Return To Sender. Ansonsten war die einzige Überraschung, dass er überraschend schlecht war. Auch seine Bühnenkostüme wechselte er kaum noch. Fast jede Show bestritt er im so genannten Prehistoric Bird Suit oder Bicentennial Suit, wie dieser Anzug auch genannt wird. Im August besuchte ihn seine Tochter in Graceland. Die Plattenfirma RCA Victor gab bekannt, das Elvis' Schallplattenverkäufe weltweit die 400 Millionen Marke überschritten hatten. Das konnte allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich seine aktuelle LP eher schlecht verkaufte. Das lag nicht zuletzt daran, dass die LP fast ausschließlich aus traurigen Balladen bestand und somit für die breite Käuferschicht, die eher an flotter Popmusik oder zeitgemäßem Country interessiert war, nicht attraktiv genug war. Auch die nächste Tournee führte Elvis durch die Südstaaten, mit Arenen zwischen 7.500 Plätzen (Pine Bluff) und 17.500 Plätzen (Houston). Auch während dieser Tour, wie auch schon bei den letzen drei vorhergegangenen Konzertreisen, trug Elvis lediglich ein Bühnenkostüm. Auch die Show schien ihm inzwischen gänzlich egal zu sein. Neue Lieder gab es nicht und die alten Songs sang er schlecht bis mittelmäßig. Lediglich America, The Beautiful und Hurt zeigten sein Talent auf - für ein einstündiges Konzertprogramm viel zu selten. Bestenfalls waren die Konzerte solide, im schlechtesten Falle (also meistens) waren die Shows schlicht und ergreifend mies. So mies, dass einige Kritiker schrieben, man könne froh sein, Elvis Presley noch gesehen zu haben. Nach dieser enttäuschenden Tour kehrte Elvis nach Memphis zurück, um dann für ein paar Tage nach Palm Springs aufzubrechen. Priscilla und Lisa Marie besuchten ihn mehrfach in seinem Feriendomizil. Nach seiner Rückkehr nach Memphis konnte man Elvis mehrfach bei Ausfahrten mit einem seiner Trikes beobachten. RCA Victor veröffentlichte die 1971'er Weihnachts- LP erneut, um für das kommende Weihnachtsgeschäft gerüstet zu sein. Die im Vormonat gefeuerten Bodyguards kündigten im Oktober ein Enthüllungsbuch an, in dem schonungslos Elvis' Drogenkonsum, seine Verschwendungssucht, sein Waffenfetischismus und seine zahllosen Liebschaften aufgedeckt werden sollten. Zusätzlich entwickelte sich seine Beziehung zu Linda Thompson alles andere als positiv. Als wäre das alles noch nicht genug, erlitt Vernon Presley einen weiteren Herzanfall. Aber es musste weitergehen. Und so wurde die nächste Tournee, die siebte des Jahres, gebucht. Am 14. Oktober startete man in Chicago und beendete die Tour am 27.10.1976 in Carbondale. Die Hallen schwankten zwischen 7.200 und 20.000 Plätzen. Trotz den vielen negativen Punkten in seinem Privatleben wirkte Elvis während der gesamten Tour deutlich schlanker und besser in Form, als zuvor. Auch trug er erstmals seit Monaten einen neuen Bühnenanzug. Auch sein Programm variierte er wieder mehr und die Kritiken lobten seine Auftritte. Es schien also deutlich aufwärts zu gehen. Direkt nach der Tournee baute RCA Victor erneut ein Aufnahmestudio in Graceland auf. Diesmal nahm Elvis innerhalb von zwei Tagen vier Lieder auf. Nachdem er He'll Have To Go eingespielt hatte, wurde er allerdings abgelenkt. Er erzählte allen, es sei ein Geheimnis und verschwand. Zuvor schenkte er seinem Bass-Sänger allerdings noch ein Auto. Anfang November flog Elvis nach Vail, um sich ein paar Tage zu erholen. Seine Tochter Lisa Marie begleitete ihn. In diesen Tagen verließ in Linda Thompson, seit dem August 1972 seine ständige Begleiterin, endgültig. Sie konnte sich nicht länger mit seinem Medikamentenkonsum, dem abgehobenen Lebensstil und seinen zahllosen Affären arrangieren. Bevor Linda ihn aber endgültig verließ, belastete sie Elvis' Kreditkarte noch mit 30.000 Dollar. Als Elvis' Vater die Abrechnung sah, lautete der lakonische Kommentar: "Sie hat es sich verdient!". Elvis selbst ging ebenfalls einkaufen - er schenkte seinem Kumpel Lamar Fike einen Chevrolet Corvette. Linda hatte Elvis zwar verlassen, aber bereits am 19. November stellte ihm George Klein, ein DJ aus Memphis, der Elvis gelegentlich mit Frauen versorgte, die Schwestern Ginger und Rosemary Alden vor. Eigentlich hatte Klein die ältere Rosemary für Elvis vorgesehen, aber dieser verliebte sich auf der Stelle in Ginger. Die Auserwählte war gerade 21 Jahre alt und damit gut halb so alt wie Elvis selbst. Ironischerweise war Gingers Vater, ein Offizier bei der US Army, derjenige gewesen, der Elvis bei dessen Antritt des Wehrdienstes im Jahre 1958 das Gelöbnis auf die amerikanische Verfassung abgenommen hatte. Auch waren sich Elvis und Ginger schon mehrfach begegnet. In den Sechzigern hatte ihre Mutter, ein glühender Elvis Fan, die kleine Ginger oft mit zum Tor von Graceland genommen, wo ihr der damals 30 jährige Elvis über den Kopf gestrichen und sich mit ihr unterhalten hatte. Aber Elvis hielt das alles nicht davon ab, mit Ginger nach Las Vegas zu fliegen. Dort erwartete Elvis sie bereits im Schlafzimmer. Sie legte sich zu ihm - und Elvis schlief ein. Ginger war enttäuscht. Nichts war passiert und man kehrte nur einen Tag später nach Memphis zurück. Bis auf die Hotelsuite im Hilton hatte sie nichts von Las Vegas gesehen. Einen Tag später wurde vor den Toren von Graceland der Sänger Jerry Lee Lewis aufgegriffen. Er war angetrunken und bewaffnet und randalierte, da er angeblich mit Elvis verabredet war. Er wurde inhaftiert und später wieder auf freien Fuß gesetzt. Die nächste Tournee, die am 23. November begann, fand vor 7.200 (Reno) bis 14.300 (San Francisco) Zuschauern statt. Elvis gab bis zum 30. November sieben Konzerte. Es war die erste Tour, bei der er von Ginger begleitet wurde, was seine Stimmung deutlich anhob. Der positive Trend vom Oktober verstärkte sich hier noch weiter. Elvis hatte weiter an Gewicht verloren und sein Programm wurde allabendlich verändert. Auch bewegte er sich wieder mehr und zeigte deutlich mehr Interesse als noch in den Monaten zuvor. Die Presse war fast ausnahmslos positiv - The King was back! Direkt nach der Tour begab sich Elvis nach Las Vegas, wo für die Zeit vom 2. bis zum 12. Dezember eine weitere Gastspielreihe angesetzt war. Die Tickets wurden für $ 29 verkauft und die Erlöse aus den Souvenierverkäufen wurden einem Herzzentrum gespendet. Obwohl dies die erste Gastspielreihe war, bei der Elvis keine neuen Lieder vorstellte, verliefen die ersten Konzerte sehr gut. Elvis war zufriedenstellend schlank, bei ausgezeichneter Stimme und sein Programm wurde jeden Abend verändert. Am 05. Dezember verstauchte sich Elvis das linke Bein - und die Stimmung war dahin. Um sein Bein zu entlasten, baute Elvis eine Gitarrensession in die Shows ein, bei der er im Sitzen die Lieder That's Alright, Are You Lonesome Tonight, Blue Christmas und Softly sang. Die Show vom 05. Dezember ruinierte er durch endlose Monologe, von denen er auch durch Fußstampfen der Zuschauer nicht abgebracht werden konnte. Er versuchte Sweet Caroline zu singen, aber er hatte keinen Plan vom Lied. Ein mehr als peinlicher Vortrag war die Folge. An den folgenden Abenden beschwerte er sich mehrfach über das Tonsystem, über Las Vegas im allgemeinen und bot mehr als schwache Vorstellung. Oft wirkte er müde, missgelaunt und sang mit schwacher Stimme. Erst zum Ende der Gastspielreihe besserte sich seine Laune wieder und die Konzerte wurden merklich besser. Die Closing Show war schließlich wieder auf dem Level der ersten Konzerte. Unter anderem sang er hier auch Fairytale, Such A Night und auch Sweet Caroline. Nach der Gastspielreihe verließ Elvis Las Vegas umgehend. Er flog zurück nach Memphis, wo er das Weihnachtsfest zusammen mit seiner neuen Freundin und seiner Tochter feierte. Und am 27. Dezember startet schon wieder eine neue Tournee. Bis zum 31. Dezember gab Elvis fünf Konzerte. Die Größe der Arenen lag zwischen 9.800 (Dallas) und 17.000 (Atlanta) Plätzen. Diese Tour zeigte Elvis in ausgezeichneter Verfassung. Er war relativ schlank und bei bester Stimme. Auch das Programm war abwechslungsreich und enthielt die eine oder andere Rarität. Auch hatte er mit Unchained Melody endlich ein neues Lied im Programm. Als Raritäten fügte er For The Good Times, The First Time Ever I Saw Your Face, Big Boss Man, Reconsider Baby und Such A Night ins Konzertprogramm ein. Der Höhepunkt war das Silvesterkonzert in Pittsburgh, bei dem Elvis mehr als anderthalb Stunden auf der Bühne stand und sich u. a. zu Rags To Riches selbst am Piano begleitete. Auch die Presse war phantastisch und man sah nach dem verlorenen 1976 wieder positiv in die Zukunft. Elvis war wieder in Top Form und die neue Frau an seiner Seite schien ihm endlich wieder Auftrieb zu geben. Und so ging man voller Zuversicht ins neue Jahr...

 

 

 

 

 

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