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Werte Leserinnen und Leser,
fast könnte der FANZINE-KURIER mit dem Erscheinen dieser Ausgabe ein doppeltes Jubiläum feiern: nicht nur die 100. Ausgabe, sondern auch sein zwanzigjähriges Bestehen. Die erste FK-Ausgabe, seinerzeit noch unter dem Titel SF-KURIER, erschien im Februar 1982. Wenn die zweijährige Erscheinungspause in den Jahren 1986/87 nicht gewesen wäre, könnten diese beiden Ereignisse – unter Umständen – nunmehr zusammenfallen. Aber ich will nicht die Geschichte des FANZINE-KURIER, die ich in den Vorworten der SFK/FK-Ausgaben 25, 50 und 75 wiedergegeben habe und die außerdem im FK-ONLINE nachzulesen ist, noch einmal erzählen. Die Skizzierung der wichtigsten Stationen in der Geschichte des FANZINE-KURIER sei mir dennoch gestattet:
Übernahme des SF-KURIER mit der achten Ausgabe im Juni 1983 von dem bisherigen Herausgeber, Einstellung mit der Nr. 25 im September 1985 aufgrund von Materialmangels und Motivationslosigkeit sowie wegen der Übernahme der Fanzine-Redaktion der ANDROMEDA NACHRICHTEN des SFCD. Reaktivierung des SF-KURIER unter dem treffenden Titel FANZINE-KURIER im Januar 1988, danach Veröffentlichung von durchschnittlich sechs Ausgaben pro Jahr, ab April 93 (FK 55) aus Portokostengründen Umfangbeschränkung auf zwölf Seiten pro Ausgabe, Etablierung der FK-Homepage im Dezember 1996.
100 Ausgaben FANZINE-KURIER, das sind aber auch: 1.334 Druckseiten, 1.142 Rezensionen, 44 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie eine Gesamtauflage von 8.060 Exemplaren. Näher betrachtet ergeben sich aus diesen Zahlen interessante Aspekte: Die höchste Gesamtauflage hatten die SF-KURIER-Ausgaben 1 bis 25, aber die geringste Anzahl an Druckseiten und an Rezensionen. Die hohe Gesamtauflage erklärt sich mit der kostenlosen Verteilung des SFK im PRBCBS. Mit den Ausgaben 26 bis 50 reduzierte sich die Gesamtauflage nur unwesentlich, mit den Ausgaben 51 bis 75 brach sie ein und erreichte mit den FK-Ausgaben 76 bis 100 den bisherigen Tiefstand, worin sich die die diversen Zweitangebote, beispielsweise der FK-ONLINE, niederschlagen.
Gesunken ist auch die Anzahl der Rezensenten. Waren an den SFK-Ausgaben sowie an den FK-Ausgaben 25 bis 50 noch jeweils etwa zwanzig Rezensenten beteiligt, betrug die Anzahl der Mitarbeiter an den Ausgaben 51 bis 75 und 76 bis 100 nur noch jeweils ein Dutzend. Der Umfang der Ausgaben und die Anzahl der Fanzinerezensionen erhöhte sich dagegen deutlich, was sich – betriebswirtschaftlich betrachtet – als erhebliche Produktivtätssteigerung interpretieren ließe. 100 FK-Ausgaben markieren aber auch den Weg von einer mechanischen zu einer elektrischen Schreibmaschine, von dort weiter zu einem C 128, dem ersten PC, DTP-Programmen bis hin zu WORD 97, das seinen Dienst auf einem PC verrichtet, der auf einer Pentium II-Kopie beruht (und damit auch nicht mehr zu den modernsten Geräten gehört).
Freilich, was jemanden dazu bewegt, fast zwei Jahrzehnte lang ein Fanzine herauszugeben und worin die Motivation anderer besteht, die jahre- bis jahrzehntelang zur Mitarbeit bereit sind, nun, darüber mögen sich Soziologen und Psychologen Gedanken machen (die sich unter den FK-Mitarbeitern nicht finden, weshalb eine Selbstanalyse ausscheidet).
Doch damit genug der Nostalgie. Der FANZINE-KURIER macht selbstverständlich weiter wie bisher, und so kann ich für den FK 101 Besprechungen über die PERRY RHODAN PERSPEKTIVE 52, DAEDALOS 10 und 11, ENPUNKT 35, SOL 22, RETTUNGSKREUZER IKARUS 5: REQUIEM, NOCTURNO 1, RISSZEICHNUNGS-JOURNAL 113 und über ZEIT DER UNSCHULD ankündigen.
Viele Grüße
Armin Möhle


WURMWELT 2: EIN COOLER HUND
ARKHAM TALES 11: DIE KAMMER
SFGH-CHRONIKEN 194
STORY CENTER 1999/2000
ÜBERALL-MEINUNGEN 111
RETTUNGSKREUZER IKARUS 4: DIE SPIELHÖLLE
MEPHISTO 11/DRAGON 13
WHISPERING TIMES 19
SOMMERABEND
NAUTILUS 1
SOLAR-X 135
DÄMONENJÄGER FRANK MACLACHLAN 10
ALIEN CONTACT 40
PERRY RHODAN PERSPEKTIVE 51
DER VISIONÄR 2



WURMWELT 2: EIN COOLER HUND
32 Seiten DIN A 4, Kopie, Seitenheftung.
Auflage: 25 Exemplare, Rückporto (1,50 DM) oder Fanzinetausch.
Bezug: Frank Böhmert, Plesser Str. 8, 12435 Berlin; E-Mail: FrankBoehmert@web.de.

Der Gedichtband von Frank Böhmert enthält "fast alle Gedichte, die ich je geschrieben habe", 1980 – 1996, wie er in einem sehr informativen "N’ Abend allerseits !" Nachwort schreibt. Für alle Gedichte gibt er dort neben ihren Entstehungsdaten auch ihre Entstehungsgeschichten an, so daß er sicher sein kann, daß seine Gedichte auch verstanden werden. Das haben sie eigentlich nicht nötig. Die Gedichte sind so klar formuliert, daß es Spaß macht, sie zu lesen. Der lakonische Stil erlaubt es Frank Böhmert eine sympathische Distanz zu sich selbst einzunehmen. Dadurch geraten ihm die Texte nie weinerlich, wenn sie auch sehr biographisch sind. Die Thematik reicht von Weihnachten bis zum Timmerndorfer Strand, vom Nachtleben bis zu einem sehr gelungenen Prometheus-Gedicht.
Frank Böhmert bevorzugt lyrisch freie Reime. Obwohl dann die Gefahr besteht, daß ein Satz durch Zeilenumbrüche zu einem Gedicht aufgemotzt wird, kann man Frank Böhmert dies nicht unterstellen. Er weiß, wann ein Zeilenumbruch notwendig ist und nutzt sie geschickt, um seine Gedanken effektvoll zu inszenieren. Hier hat jemand Ahnung von dem, was er tut. Sehr gut haben mir auch viele Metaphern gefallen, z. B. wenn für den "Leitz-Cowboy" die Sonne in DIN A 4 scheint, ein Winter ein "richtiger GroßstadtStreusalzWinter" ist. Hier gelingt es Frank Böhmert, mit einem Wort bzw. einer Verknüpfung eine große atmosphärische Dichte zu erzeugen. Leider hat Frank Böhmert, wie er selbst in seinem Nachwort bedauernd schreibt, seit über vier Jahren kein Gedicht mehr verfaßt. Das finde ich sehr bedauerlich, und ich hoffe, daß ihn die Muse doch noch einmal küßt.
Als kleines Appetithäppchen soll folgendes Gedicht hier abgedruckt werden, Titel "Dein blauer Schal" :
Dein blauer Schal
hängt hier immer
über irgendeiner Lehne
als wärst du nur
grad
mal kurz
rausgegangen.

Silke Mottau, Marburg



ARKHAM TALES 11: DIE KAMMER
28 Seiten DIN A 5, Offset, Mittelheftung.
Auflage: unbekannt, 4,50 DM.
Bezug: ARKHAM PRESS, Guido Latz, Bergstr. 34, 52222 Stolberg, E-Mail: guido@arkham-press.de.

Die Reihe ARKHAM TALES steht ganz im Zeichen des subtilen Grauens. Altmeister des Genres, darunter Mary Shelley, Howard Philipps Lovecraft und Edgar Allan Poe, machten die Gothic Novel, die auch heute noch von den Freunden der unheimlichen Lektüren geschätzt werden, populär. Obwohl diese Geschichten mitunter etwas pathetisch, schwülstig und unzeitgemäß wirken, haben sie nichts an Faszination eingebüßt und lassen ihren leicht angestaubten Charme auf die Leser wirken, überzeugen damit weitaus mehr als viele moderne Horror- und Splatter-Romane, deren Autoren Spannung und Gänsehaut mit primitiven Metzgerszenen und Ekel verwechseln.
So wundert es nicht, dass "Die Kammer" von Michael Ebert-Hanke eine Hommage an H. P. Lovecraft ist – findet man doch deutliche Parallelen zu dessen Erzählungen "Stadt ohne Namen", "Träume im Hexenhaus", "Arthur Jermyn" u. a.
Lovecraft lebte von 1890 bis 1937, galt als Sonderling und durch seine phantastischen Geschichten als "Visionär des Bösen". Manches Detail aus seinem Leben spiegelt sich in seinen Werken und den darin auftauchenden verschrobenen oder suchenden Charakteren.
Michael siedelt seine Story im Jahr 1924 an. Sein Ich-Erzähler ist ein Zeitgenosse Lovecrafts und gleichfalls ein Sonderling, der sich während seines Geschichtsstudiums mit der Magie befaßt. Die Faszination an dem wiederentdeckten alten und verbotenen Wissen veranlassen den Protagonisten und seinen Freund zu Forschungen, die ungeahnte Gefahren bergen. Sie entdecken ein unterirdisches Gewölbe, und der Große Schläfer erwacht...
Auch sprachlich orientiert sich der Autor an seinem großen Vorbild. Stellenweise wirkt die Geschichte etwas langatmig, doch der traditionelle Erzählstil vermag es, den Leser zu fesseln, denn nur tröpfchenweise gibt es Informationen, es wird nicht zu viel auf einmal verraten. Bis zum Schluss bleibt die Atmosphäre erhalten, und getreu Lovecraft wird es auch dem Leser in seiner Phantasie überlassen, sich das Grauen auszumalen, welches der Große Schläfer über seine Opfer bringt.
Wer Freude an Gothic Novels hat, ist mit diesem kleinen Band gut bedient.
Zu erwähnen ist noch das Cover von der jungen Zeichnerin Nicole Erxleben – schade nur, daß keine textbezogenen Illustrationen die Geschichte auflockern.

Irene Salzmann, Kranzberg



SFGH-CHRONIKEN 194
44 Seiten DIN A5, Kopie (verkl.), Mittelheftung.
Auflage: unbekannt, Preis: unbekannt (bitte erfragen).
Bezug: SCIENCE FICTION GRUPPE HANNOVER, Fred Körper, Ferdinand-Wallbrecht-Str. 82, 30163 Hannover, E-Mail: Fkoerper@iname.com.

Die SFGH-CHRONIKEN verweigern sich auch weiter standhaft den fannischen Gepflogenheiten und verzichten auf ein Impressum. Wer darum mehr wissen will über Preis, Auflage oder Herausgeber, wende sich bitte an Fred Körper, dessen E-Mail-Adresse immerhin preisgegeben wird. Die CHRONIKEN 194 jedenfalls stammen aus der Werkstatt von Wolfgang Thadewald und beweisen, daß die alten Fanzine-Fertigungstechniken noch nicht gänzlich ausgestorben sind. Zwar konnte er nicht völlig auf die Möglichkeiten des modernen PCs verzichten, der Rest ist aber gute alte Handarbeit mit elektrischer Schreibmaschine, Schere und Faserschreiber. 
Das historisierende Ambiente bedeutet aber nicht, daß der Inhalt des Heftes unaktuell wäre. Zum einen präsentiert sich diese Ausgabe als Jörg Weigand-Special, wobei der Jubilar (er feierte seinen 60. Geburtstag) sowohl mit fundierten Artikeln gewürdigt wird, als auch mit zwei seiner eigenen Kurzgeschichten – "Sonnensegel" (1978) und "Das Rollbild des Li Yü" (1983) - vertreten ist. Zum anderen kann es mit einem Nachdruck eines v. a. Sammler interessierenden Artikels aus dem Jahre 1943, "Büchlein in der Tasche des Waffenrocks", über Feldpost-Taschenbücher (auch solchen mit SF- und Phantastikanteilen) aufwarten und als Abschluß des Ganzen dem Vorabdruck eines Interviews, das Usch Kiausch mit dem tschechischen Schriftsteller Josef Nesvadba führte. Für mich das Highlight dieses an interessanten Beiträgen wahrlich nicht armen Fanzines. Das Interview wird im neuen HEYNE SF JAHR enthalten sein und entstand am Rande des TRINITY-Cons 99 in Dortmund. Für diejenigen, welche die Werke Nesvadbas bisher nicht wahrgenommen haben, vielleicht eine Anregung – einiges ist auch in deutscher Übersetzung erschienen, sowohl in ost- als auch in westdeutschen Verlagen.
Die SFGH-CHRONIKEN 194 sind kein lieblos zusammengeschüttetes Clubzine mit gutgemeinten Fan-Stories und peinlichen Leserbriefen. Hinter dem eher schlichten Äußeren verbirgt sich ein lesenswertes Stück Sekundärliteratur, garniert mit guten Kurzgeschichten. Stille Wasser sind eben tief.

Siegfried Breuer, Berlin



STORY CENTER 1999/2000
58 Seiten DIN A 4, Kleinoffset, Klebebindung.
Auflage: 530 Exemplare, 8,00 DM
Bezug: SFCD e.V.: Birgit Fischer, Am Schafbuckel 6, 64853 Otzberg.
Bankverbindung: SFCD e.V.: Saar Bank e. G., (BLZ 591 900 00) Kto. 001 133 11.

In der Kürze liegt die Würze. Auch wenn diese Zutat nicht jedem Gaumen munden wird. "Da waren schon wieder Ratten im Soufflé". Mit diesen Worten startet ein Ultra-Kurzgeschichtenwettbewerb der besonderen, wenn auch nicht appetitlichen Art. Mit dem Anfangssatz galt es für die Autoren, eine Kurzgeschichte mit maximal 100 Wörtern zu erzählen. Und dabei sind wahrhaft lustige und vor allem pointierte "Kurzgeschichten" entstanden. Sage und schreibe 35 Einsendungen hat das Autorenforum erhalten. Die besten sieben werden in dieser Ausgabe des STORY CENTER vorgestellt. Es sind die kurzweiligsten und besten Beiträge in dem Heft.
Zwei weitere Ultra-Kurzgeschichten finden sich außerdem. Roland Stephan schreibt einen konfliktgeladenen Dialog zwischen zwei Robotern, die debattieren, ob sie ihrem Kind ihre wahre Natur offenbaren sollen. Ein schönes Beispiel dafür, wie es einem Autoren gelingt, auch ohne epische Breite für inhaltliche Tiefe zu sorgen.
"Schon wieder Tag" von Sven Klöpping ist auch nur eine Seite lang und schildert den bizarren Alltag in einer Gesellschaft, in der die sozialen Interaktionen durch die Einnahme von Pillen bestimmt wird. Die Geschichte ist bedrückend und ironisch zugleich, so daß man sie durchaus ein zweites Mal lesen kann.
Coverabbildung STORY CENTER 1999-2000Langsam werden die Geschichten länger. "... bis daß der Tod uns scheidet" von Rudolf Gebhardt ist schon fast fünf Seiten lang. In der Geschichte werden Menschen von unheimlichen Wesen, den sogenannten "Dwargs" übernommen bzw. gehen eine geistige Symbiose mit ihnen ein. Und selbstverständlich birgt die Klinik, in der diese Menschen geheilt werden sollen, ein Geheimnis. Die Geschichte ist gut und durchaus spannend erzählt. Zu offensichtlich ist jedoch die Pointe der Geschichte, so daß ein wenig von der Spannung wieder verloren geht.
Mit "Morphing State" hat Helge Lange 99 den Storywettbewerb des SFCBW gewonnen. Helge schildert eine Welt, in der durch den ständigen und allgegenwärtigen Einsatz von "Morphing-Generatoren" der schöne Schein überwiegt und prunkvolle Fassaden die schreckliche Realität übertünchen. Die Geschichte hinterläßt einen etwas ratlos. Es gibt deutliche Ansätze von Medienkritik – und das sind eindeutig die besseren Abschnitte der Story – und eine wirre Geschichte von einigen Gangstern, die die Morphing-Generatoren lahmlegen. Trotzdem verwandeln sich Flugzeuge weiter in Riesenvögel und schwarze Königspudel mit blitzender Lockenkrone fressen weiterhin Menschen. Es wimmelt von Andeutungen und Querverweisen zwischen den beiden Handlungsebenen – aber anscheinend bin ich zu dumm, um sie zu verstehen. Ein wenig mehr Klarheit hätte der Geschichte geholfen.
Eine "Hochzeit unterm Galgen" feiert die Protagonistin von Christel Schejas Geschichte. Mit 24 Seiten die längste im Heft. Es ist eine Geschichte, wie man sie von der Autorin kennt. Eine gut angelegte Mischung aus Fantasy und Detektivgeschichte. Letztlich konnte sie mich aber nicht überzeugen. Für eine Kurzgeschichte zu lang geraten, knüpft Christel Scheja in ihrem Beitrag viele Handlungsfäden, die vielleicht einen Eindruck von dem bewegten Leben der Protagonistin erzeugen, die aber den Handlungsstrang zerreißen. Die Einbettung in die von der Autorin geschaffene Fantasy-Welt bewirkt, daß die Geschichte kaum für sich alleine stehen kann, da sie vielleicht einen richtigen Anfang aber kein richtiges Ende hat. Ganz wie das wirkliche Leben, aber nicht unbedingt so, wie Geschichten nun mal sein sollten.
Trotz dieser Einschränkungen sind alle Geschichten in dem Band lesbar und kommen ohne große stilistische und sprachliche Peinlichkeiten daher. Das ist sicherlich auch der Zusammenarbeit mit dem AUTORENFORUM zu verdanken, das die Geschichten ausgewählt hat und den Autoren Tips für eine Überarbeitung gab. Leider wird es diese Zusammenarbeit in Zukunft nicht mehr geben. Das AUTORENFORUM möchte sich auf seine Internet-Präsenz (wie das heute so schön heißt) konzentrieren und beklagt gleichzeitig, daß immer weniger Geschichten geeignet für eine Veröffentlichung bzw. immer weniger Autoren bereit sind, ihre Stories zu überarbeiten. Ich vermag nicht zu beurteilen, ob die Ansprüche des AUTORENFORUMS zu hoch sind oder die Kreativität der Fandomler zurückgegangen ist. Schade ist diese Entwicklung allemal.

Holger Marks, Marburg



ÜBERALL-MEINUNGEN 111
48 Seiten DIN A 5, Kopie (verkl.), Mittelheftung.
Auflage: 50 Exemplare, Preis unbekannt (bitte erfragen).
Bezug: Harald Rosenkranz, Am Bahnhof 8, 59514 Welver-Borgeln.

Pünktlich ist das neue Clubzine des SFCÜ eingetroffen. Zur Optik und zum Layout braucht man eigentlich nicht mehr viel zu sagen – denn es paßt nahtlos in die Reihe der Vornummern, ist schlicht und bewährt. Der Leser erhält viel Text, der jedoch nur von wenigen Grafiken, Fotos u. ä. aufgelockert wird. Zeichner dieser Ausgabe sind Stefan König, Robert Musa, Reinhard Zens.
Die einzige Story stammt von Jule Reichert. Es ist ein typischer Fantasy/Horror-Verschnitt, in dem ein Magier nach einem Mittel forscht, Untote wiederbeleben zu können, und so lautet der Titel auch prompt "Wiederbelebung". Endlich scheint der Zauberer die richtige Mischung gefunden zu haben, doch bevor er sie an seiner Vampir-Schwester zu erproben wagt, soll erst ein anderer Testkandidat herhalten. Im ersten Moment verläuft alles nach Wunsch, aber dann... 
Die wenigen humorigen Einlagen wirken deplaziert. Es will auch keine lustige oder schaurige Atmosphäre aufkommen – man ahnt nicht einmal, welche der Verfasserin vorschwebte. Sehr viele Wortwiederholungen und Zeichenfehler ("...warf die modernde Hand gekonnt auf den Tisch vor ihnen, und bemühte sich mit der anderen Hand den Sack, den er in den Fingern hielt, möglichst verschlossen zu halten.") und Nebensächlichkeiten (Namen für Randfiguren, die nur einmal auftauchen, Detailbeschreibungen von Dingen und Vorgängen, die für den Fluß der Handlung irrelevant sind) lassen den Leser immer wieder stolpern. Das Ende ist schließlich keine Überraschung. Vielleicht wäre manchmal ein Lektor nicht schlecht.
Der nächste Block besteht aus gut einem halben Dutzend Leserbriefe und Clubbelangen. Kurios: Auf dem Cover, wo sonst immer auf Stories und Sachartikel bekannter Autoren hingewiesen wird, "wirbt" man beim SFCÜ mit Klaus N. Frick als dem Verfasser eines LBs. In den Zeitschriften steht unter solchen Witzen meist "ohne Worte"... 
Das Highlight des Heftes sind einmal mehr die Artikel von Daniela Detemple-Hertrampf. In ihrer "Wunderbaren Welt des Horrors" geht es diesmal um die Erläuterung von Begriffen wie "Afrit", "Alp", "Lauterfresser", die durchaus nicht jedem geläufig sein dürften. Auch der "Blutgräfin Elisabeth Báthory" ist ein Kapitel gewidmet. Ferner werden die "Gefährten des Bösen", darunter die Katze, vorgestellt. Und natürlich fehlen nicht die kleinen Spukgeschichten, die der Volksmund überliefert hat. Alles ist wie immer unterhaltsam und informativ beschrieben.
Ergänzt wird das Zine durch einige Rezensionen und Jürgen Eglseers Bericht über die "Bemannte Raumfahrt", in der ganz aktuell die übermorgen abstürzende MIR (bis die Rezension erscheint, ist sie bereits unten ...) das Kernthema stellt.
Alles in allem sind die ÜM ein Clubzine, das auch für Nichtmitglieder interessant ist, das aber noch ausbaufähig ist in den Bereichen Story und Grafik.

Irene Salzmann, Kranzberg



RETTUNGSKREUZER IKARUS 4: DIE SPIELHÖLLE
98 Seiten DIN A 5, Offset, Klebebindung.
Auflage: unbekannt, 12,90 DM, 4er-Abonnement 51,60 DM.
Beileger: RETTUNGSKREUZER IKAKUS MAGAZIN 3
8 Seiten DIN A 5, Kopie (verkl.), Mittelheftung.
Auflage: unbekannt, 1,50 DM.
Bezug: Roman-Truhe Buchversand, Hermann-Seger-Str. 33 - 35, 50226 Frechen.
Internet: www.pre.de/ikarus.

Ihr vierter Einsatz führt die Besatzung des RETTUNGSKREUZER IKARUS in DIE SPIELHÖLLE, in eine spindelförmige Raumstation namens ELYSIUM, die von einem Gangstersyndikat betrieben wird, was zunächst als Parodie auf STAR TREK: DEEP SPACE NINE oder eher auf BABYLON 5 anmutet (DS 9 ist immerhin nicht spindelförmig...). ELYSIUM wird von einem Raumschiff gerammt und droht auf den Planeten Zughmar II abzustürzen.
Die Evakuierung einer Raumstation ist in der Science Fiction im Grunde nichts spektakuläres. Sie wird deshalb mit einigen dramatischen Handlungselementen wie mit jenem Pärchen, das sich in den Wirren des Unfalls verliert und im Laufe der Handlung wiederfindet, mit Kämpfen um Plätze in den angedockten Raumschiffen, einem massiven Bestechungsversuch der Stationsbosse oder mit der Enterung des Hospitalschiffes, das sich in der Nähe der Raumstation befindet, aufgepeppt.
Das Hospitalschiff gewinnt besondere Bedeutung: Seine Besatzung kam bei der Kollision ums Leben, es bietet aber als einziges Raumfahrzeug in der Nähe genügend Kapazität, um die mehreren tausend Individuen umfassenden Besucher und Besatzungsmitglieder der Raumstation zu evakuieren. Das wirkt zwar etwas konstruiert, war aber notwendig, wollten Dirk van den Boom als Exposéautor und Irene Salzmann als Verfasserin des vorliegenden Bandes nicht (literarischen) Massenmord begehen.
Coverabbildung RETTUNGSKREUZER IKARUS 4Interessanter wird DIE SPIELHÖLLE in ihrem letzten Drittel, in dem Besatzungsmitglieder der IKARUS auf zwei Besucher der Station treffen, die sich ihren Evakuierungsbemühungen widersetzen. Die Wesen scheinen teilweise außerhalb des Raum/Zeit-Kontinuums zu existieren, weisen kein einheitliches Erscheinungsbild auf und sind nur durch ein Spiel zum Verlassen der ELYSIUM zu bewegen. Es ist zu hoffen, daß sie in dem einen oder dem anderen zukünftigen Band der Reihe wieder auftauchen werden, da sie vielversprechender als beispielsweise jener Intrigant im Freien Raumcorps anmuten, der die IKARUS mit einer (noch) deaktivierten Bombe vernichten will. DIE SPIELHÖLLE bietet auch ein kurzes Wiedersehen mit dem geheimnisvollen und mächtigen Lear, der weiterhin verborgen und dessen Absichten auch dem Leser noch unbekannt sind.
DIE SPIELHÖLLE ist zum größten Teil ein Routineeinsatz für den RETTUNGSKREUZER IKARUS. Für die Autorin ist der Band dagegen keine Routine, sondern (vermutlich) ihr erster Text in (Heft-) Romanlänge, den sie flüssig und ohne erkennbare Fehler zu Papier brachte.
Im Glossar des Bandes findet sich u. a. ein Eintrag unter dem Stichwort "Große Stille": "Mit der großen Stille wird jene Epoche in der Vergangenheit bezeichnet, in der für mehrere hundert Jahre kein überlichtschneller Raumflug oder überlichtschnelle Kommunikation möglich war." Ist es bloßer Zufall, daß die "Große Stille" jener Situation ähnelt, die die Zerstörung der Farcaster-Tore in dem HYPERION- bzw. ENDYMION-Zyklus von Dan Simmons schuf?!

Armin Möhle, Wallenhorst



MEPHISTO 11
86 Seiten DIN A 4, Offset, Mittelheftung.
Auflage: unbekannt, 8,80 DM, 6er-Abonnement 45,00 DM.
DRAGON 13
84 Seiten DIN A 4, Offset, Mittelheftung.
Auflage: unbekannt, 8,90 DM, 6er-Abonnement 50,00 DM.
Bezug: Martin Ellermeier, Rheinstr. 71, 64572 Worfelden.

Wieder einmal gibt es zwei neue Ausgaben der Rollenspielmagazine DRAGON und MEPHISTO, die jeder Interessent im Bahnhofsbuchhandel oder über den Fachhandel beziehen kann.
Die Optik beider Hefte ist – wie üblich – als gelungen zu bezeichnen. Farbcover, bunte Illustrationen, ein schönes Layout sprechen für sich. Die Namen der Mitarbeiter bürgen für die Qualität der Beiträge: Rainer Schorm, Boris Koch, Christel Scheja, Markus Kastenholz, Uwe Körner u. a.
MEPHISTO, das "dunkle" Magazin, beschäftigt sich diesmal mit neuen Szenarien für SHADOWRUN, VAMPIRE, DEMONWORLD u. a. den Insidern bekannten Rollenspielen. Im NACHTSCHATTEN-Teil finden sich weitere Artikel rund um die Welt der Spiele, aber auch Buchbesprechungen, darunter eine recht ausführliche zur Lovecraft-Bibliothek bei BLITZ, Comic-Tips, die ganz im Zeichen der NEW ARDEN CHRONICLES" stehen, einer inzwischen nicht mehr ganz so neuen deutschen Serie u. v. m.
DRAGON ist mehr der Fantasy vorbehalten und stellt neue AD&D-Adventures vor, bietet viele Kurzinfos zu neuen Spielen, es gibt Tips für Spielleiter, Spiel-, Buch- und Comicrezensionen, beispielsweise zum HELDEN–Sammelband von IPP, einen Veranstaltungskalender u. v. m.
Jeder einzelne Beitrag ist reich an Details, sachlich und informativ. Wer sich mit der Materie befaßt, entdeckt viele neue Ideen, die er mit seiner Spielgruppe ausprobieren kann.
Die Magazine sind sehr schön gestaltet und zu einem angemessenen Preis erhältlich. Allerdings sind die Informationen nur für Spieler interessant. Für die reinen Leser der phantastischen Literatur wird zu wenig geboten, zumal sie Rezensionen zu aktuellen Büchern auch in anderen Heften finden können.
MEPHISTO und DRAGON – wunderschön, aber nur für Spieler.

Irene Salzmann, Kranzberg



WHISPERING TIMES 19
40 Seiten DIN A 5, Kopie (verkl.), Mittelheftung.
Auflage: 70 Exemplare, Rückporto (1,50 DM) oder Fanzinetausch.
Bezug: Holger Marks, Am Schützenplatz 2 b, 35039 Marburg, E-Mail: HolgerMarks@gmx.de:

Acht Jahre liegt die Vornummer der WHISPERING TIMES nun schon zurück, um so erstaunlicher und bemerkenswerter ist es, daß sich die beiden Herausgeber des "Duo-Egozines" zu einer neuen Nummer entschlossen haben.
Wie einem die Bezeichnung Egozine schon nahelegt, servieren die Autoren auf je 20 Seiten ihre individuellen Ansichten und Einschätzungen zum Thema Phantastik. 
Nahezu neunzig Prozent von Armin Möhles Hefthälfte warten mit Bücherrezensionen auf. Unter anderem wären da der ERDSEE-Zyklus von Ursula K. LeGuin oder auch die Kriminalromane von Sara Paretsky über die Privatdetektivin Vic Warshawski, zu denen Armin kompetent Stellung nimmt. Mit "Blick in die Verwandtschaft" begibt er sich noch auf einen kleinen Streifzug durch die Egozineverwandtschaft, die in diesen Tagen mehr als rar ausfällt.
Holger Marks Anteil am Kuchen ist da abwechslungsreicher. Wie auch Armin beginnt er mit einem Rückblick auf die Geschichte der WHISPERING TIMES, nur etwas ausführlicher und auch stellenweise mit Einschüben, die einem den jeweiligen Zeitgeist nahebringen u. ä.
Coverabbilung WHISPERING TIMES 19In "Descartes" erzählt Holger Marks die Geschichte einer Raumstationbesatzung, die sich plötzlich mit einem Toten. der keine äußeren Verletzungen aufweist, konfrontiert sieht. Während erste Untersuchungen vorgenommen werden, kämpft die Kommandantin der Station mit dem Bordcomputer, der einige Befehle verweigert. Ein anwesender Kriminalautor klinkt sich ebenfalls in die Ermittlungen mit ein und stößt alsbald mit der Kommandantin auf eine Parallele zwischen dem Tod des Besatzungsmitgliedes und der Funktionsstörung des Rechners.
Die Story ist gut geschrieben und bietet einen zwar kurzweiligen, aber dennoch schönen Lesegenuß. Bis auf den ascheverteilenden Kettenraucherautor wirkt sie auch authentisch, leider mutet einem der Plot jedoch altbekannt an und ist auch schon recht früh ersichtlich.
Des weiteren erwartet den Leser in Holgers Part noch ein sehr guter Leserbrief zum Thema "Krise der SF", der bereits im AC 38 veröffentlicht wurde, eine Analyse des Phänomens Harry Potter und eine Kritik an der Neuübersetzung des DER HERR DER RINGE.
Freunde der beiden und Leser der früheren Ausgaben werden sich über die Reaktivierung dieses Periodikums sicherlich freuen, für alle anderen bietet es zwar recht wenig an Unterhaltung, aber man kommt doch in den Genuß einiger interessanter Artikel und Rezensionen, die so kostengünstig noch nicht einmal über den FANZINE KURIER zu beziehen wären (grins)...

Timo Kümmel, Weyhers



SOMMERABEND
16 Seiten DIN A 6, Offset, Mittelheftung.
Auflage: 200 Exemplare, Preis unbekannt (bitte erfragen).
Bezug: Verena Hinze, Alfredstr. 26, 45130 Essen.

Comics sind in der Fan-Szene immer noch eine Ausnahme neben den illustrierten Story- und Infozines. Wer selbst zeichnet, der weiß, wie viel Arbeit in einer einzigen Grafik steckt und wie viel mehr in einer ganzen Bildergeschichte. Nur wenige haben das Durchhaltevermögen, sich über einen längeren Zeitraum einem solchen Projekt zu widmen. In Konsequenz findet man auch nur sehr wenige professionelle Comic-Zeichner in Deutschland; ein Umstand, der auch von den Verlagen bedauert wird. Trotz des Booms Anfang der Neunziger, der das Interesse vieler Leser auf die bunten Hefte lenkte, kommt das meiste Material nach wie vor aus den USA, Japan, dem francobelgischen Raum. Nur wenige einheimische Künstler wie Dirk Schulz (INDIGO) und Jürgen Seebeck (BLOODY CIRCUS) konnten sich etablieren oder kurzfristig auf ihr Können aufmerksam machen.
Einer, der schon länger versucht, dieses Manko der deutschen Szene zu beheben und talentierten Zeichnern eine Chance gibt, ist J. Heinrich Heikamp, der mit Gleichgesinnten das GERMANIA-COMIC-TEAM gründete und seither durch zahlreiche Veröffentlichungen auf sich und seine Künstlerkollegen aufmerksam macht.
Eine dieser Publikationen ist das kleine, etwas unscheinbare Heft SOMMERABEND. Zu Henrys Texten entwarf Michaele Diemke elf Zeichnungen. Wenig, wird jetzt der eine oder andere sagen, in manchen Comic-Alben hat allein eine Seite so viele Panels ... Allerdings vergessen diese Kritiker, daß das Album von Profis gestaltet wurde, die den ganzen Tag am Zeichentisch sitzen und für ihren Lebensunterhalt hart arbeiten müssen. Hier hingegen sind Leute am Werk, die das alles neben ihrem Beruf in der Freizeit machen, aus Spaß an einem schönen Hobby, und für das sie in der Regel keinen Pfennig sehen, sondern sogar investieren müssen. Von daher ist ein direkter Vergleich unfair.
Die Bilder Michaelas sind nicht perfekt, aber schwungvoll und ausdrucksstark. Ihre Figur verfügt über eine Mimik und kann sich bewegen – etwas, das man bei reinen Illustratoren selten findet. Ihre Zeichnungen harmonieren mit der kurzen Erzählung, die für einen konventionellen Comic untypisch ist. 
Die heile Welt einer jungen Frau wird zerstört durch einen tödlichen Fliegerangriff. Es gibt keine Antwort auf das Warum, genauso wenig, wie es eine akzeptable Antwort gibt, warum Kriege und Gewalt notwendig sind. Auch die Einzelschicksale werden stets vergessen, insbesondere die der zivilen, unschuldigen Opfer. Natürlich erkennt jeder, dass hier mit dem zweiten Weltkrieg abgerechnet wird, bei dem stets die Greueltaten der Deutschen angeprangert werden, jedoch verschwiegen wird, was die Alliierten an Grausamkeiten begingen.
Es ist ein gefährliches Thema, das hier angeschnitten wird, gerade jetzt, wo die Gewalt von Rechts deutlich zunimmt. Eine falsche Äußerung, ein Mißverständnis genügen, schon gerät man ins Zwielicht. Es gehört Mut dazu, in der Öffentlichkeit Stellung zu beziehen und Kritik an unbequemen Punkten zu üben, die fast schon zum Dogma geworden sind – und das ist, was dieses kleine Heft ausmacht.

Irene Salzmann, Kranzberg



NAUTILUS 1
6 Seiten DIN A 4, Kopie, Mittelheftung.
Auflage: unbekannt, 1 €/1,96 DM.
Bezug: Jules Verne Club, Maximiliankorso 55, 13465 Berlin, E-Mail: Mail@Jules-Verne-Club.de
Internet: http://www.Jules-Verne-Club.de.

Im Herbst 2000 gründete Dieter Michaelis in Berlin einen neuen SF-Club, der sich besonders dem französischen Altmeister Jules Verne verschreibt. Dieter Michaelis war bisher im SF-Fandom nicht aktiv und ist wohl auch darum nicht von den üblichen Standards dieser Nischen-Gemeinde infiziert worden. Darum orientiert sich NAUTILUS 1 auch weniger am gängigen Fanzine-, sondern eher am klassischen Zeitungs-Erscheinungsbild.
Man mag nun – und teilweise mit Recht – einwenden, daß der alte Verne doch mittlerweile ganz schön Patina angesetzt hat und Lesern von heute nur noch wenig Neues vermitteln kann. Der JVC widmet sich dennoch unverdrossen dem Phänomen Jules Verne, sowohl unter dem Gesichtspunkt des Technik-Propheten als auch als (Groß-) Vater der modernen Science Fiction. Da der Club bislang kaum bekannt ist, findet sich in der Zeitung auch einiges Wissenswerte zu dessen Mitgliedern und deren Internet-Aktivitäten. Manches erscheint auf dem ersten Blick zu hochgestochen, etwa die Titulatur des Vorsitzenden als "Clubpräsident", oder die "wissenschaftliche" Herangehensweise an den Autor Verne und dessen Visionen. Doch der JVC ist noch ein junger Verein, manches wird sich abschleifen bzw. auf ein handliches Normalmaß einpegeln. Fürs erste bleibt zu konstatieren, daß der Jules Verne Club und seine Zeitung NAUTILUS ein interessantes und ambitioniertes neues Projekt sind, das dem SF- und Phantastik-Fandom in Deutschland eine neue Facette hinzufügen könnte. Wunder kann man am Anfang nicht zu erwarten – was daraus letztlich wird, bringt die Zukunft.
Wer nun neugierig geworden ist: mehr und Links zu anderen Verne-Seiten findet man im Internet unter www.Jules-Verne-Club.de.

Siegfried Breuer, Berlin



SOLAR-X 135
64 Seiten DIN A 5, Kopie (verkl.), Mittelheftung.
Auflage: 110 Exemplare, 4,00 DM, 12er-Abonnement 45,00 DM.
Bezug: ANDROMEDA SF-CLUB HALLE, Wilko Müller jr., Volhardstr. 20, 06112 Halle/S., E-Mail: asfc@wilkomueller.de.
Internet: http://www.solar-x.de.
Bankverbindung: Hypo Vereinsbank Halle (BLZ 800 200 86), Konto 7800444.

Die vorliegende Ausgabe des Hallenser Fanzines, pünktlich wie erwartet erschienen, präsentiert dem geneigten Leser die bekannte Mixtur aus bergeweise Rezensionen und einigen Stories, diesmal erneut mit einem Beitrag eines US-amerikanischen Autoren, sorgfältig übersetzt von Redakteur Wilko Müller daselbst. Auch eine aktualisierte Website gibt es und eine Pause für den Sommer wird angekündigt – die Wilko Müller aber nicht für den wohlverdienten Urlaub, sondern für die Erstellung der zweiten Ausgabe von SOLAR-T nutzen möchte. Die 64 Seiten starke Nr. 135 enthält folgerichtig 26 Buchbesprechungen, die im Regelfalle gut zu lesen sind und einem tatsächlich Orientierung über die besprochenen Werke geben. Interessant ist die Würdigung der Neuübersetzung des HERRN DER RINGE, die ja generell für allerlei Aufregung gesorgt hat. Auch die Rezensenten von SOLAR-X schließen sich dem grundsätzlich eher kritischen Tenor an, was ich nur zustimmend zur Kenntnis nehmen kann. Ich bin jedenfalls heilfroh, die alte Übersetzung in meinem Regal stehen zu haben. 
Coverabbildung SOLAR-X 135Doch nun zu den Storybeiträgen, es sind diesmal immerhin vier. Den Reigen leiten Lawrence Schimel und Mark A. Garland mit der offenbar humoristisch gemeinten Geschichte "Ich seh auf dein UFO, Kleines!" ein. Wie man angesichts des Titels bereits erahnen kann, handelt es sich um eine – leider reichlich bemühte – Umsetzung des klassischen CASABLANCA-Stoffes in SF-Literatur, bemüht schon deswegen, weil die Autoren offenbar um jeden Bezug zum Film ringen müssen und keine eigentliche und selbständige Handlung erzählen. Die Story wird zu einem Sammelsurium an Versatzstücken mit einem weitgehend unerheblichen Ende. 
Ebenfalls die Empfänglichkeit der Leser für "Witzigkeit" testend präsentiert uns Frank Neugebauer einen Auszug aus fiktiven "666 galaktischen Anekdoten". Die vier abgedruckten "Anekdoten" zeugen vom verzweifelten Versuch des Autors, lustige SF-Wortspiele und Bonmots zu schreiben, was, so muß ich leider festhalten, so sehr in die Hose gegangen ist, wie es nur in die Hose gehen kann. Ich sehe es fast vor mir: Nach der Lektüre einiger Bücher von Lem – wahrscheinlich Ijon Tichy oder derlei – und Lichtenbergs Aphorismen setzt sich Autor Frank Neugebauer mit gefurchter Stirn vor den Rechner – bei ihm kommt allerdings nur sinnloser Nonsens heraus. 
Durch diesen eher bedrückenden Einstieg in die literarische Welt von SX 135 bereits in Sorge, wandte ich mich dem dritten Beitrag zu: Und der Titel "Die Zahl der Spinner" erweckte in mir erneut die Befürchtung, mit "was Lustigem" konfrontiert zu werden. Diese Befürchtung wurde gottlob nur teilweise bestätigt, es geht in Daniel Gronaus Story um sogenannte "Intras", die letzten noch produktiven Lebewesen auf der Erde, im Gegensatz zu den Spinnern, die offenbar genau das sind mehr nicht und deren hohe Zahl das Computernetzwerk dem Zusammenbruch nahe bringt – und was das Ganze jetzt sollte, habe ich auch nach zweimaligem Durchlesen nicht begriffen, es gibt keine Handlung und die Pointe ist die Tatsache, daß es mehr Spinner als Vernünftige gibt, eine Erkenntnis, die nicht wirklich neu sein dürfte.
Zum Glück überhaupt nicht witzig ist die Story "Die Höhle des Todes" von Daniel Hengst, die den Abschluß bildet. Es ist eine Fantasy-Story um einen Magier, der in eine Höhle eindringt, die große Schätze verspricht, dort aber außer einer zu eliminierenden Gefahr nichts weiter vorfindet und mit der Erkenntnis zurückkehrt, daß es nichts Wertvolleres als das Leben gibt. In der Armee der Blinden ist der Einäugige General, und so ist diese moralinsaure und leicht sauertöpfische Fantasy-Schmonzette doch tatsächlich der literarisch beste Beitrag des Heftes, man glaubt es kaum.
Fazit: SX 135 ist ein gutes Fanzine, läßt man die Stories weg.

Dirk van den Boom, Saarbrücken



DÄMONENJÄGER FRANK MACLACHLAN 10
36 Seiten DIN A 5, Offset, Mittelheftung.
Auflage: unbekannt, Preis: 4,50 DM, 6er-Abonnement 27,00 DM, 12er-Abonnement 54,00 DM.
Bezug: ARKHAM PRESS, Guido Latz, Bergstr, 34, 52222 Stolberg, E-Mail: guido@arkham-press.de

DÄMONENJÄGER FRANK MACLACHLAN ist eine fortlaufende Horror-Serie, die wie auch die ARKHAM TALES, RETTUNGSKREUZER IKARUS u. a. Heftreihen bei ARKHAM PRESS erscheint.
Das Cover wird von einem S/W-Foto geziert, das ein altes Haus in einem herbstlich kahlen, nebligen Garten zeigt – Guidos Wohnung oder doch eher die des Dämonenjägers, der gerade dabei ist, sich ein neues Domizil zuzulegen? Auf jeden Fall ist das Bild eine gute Wahl, da es einen Bezug zur Handlung herstellt und den Leser auf das einstimmt, was ihn erwartet.
Die Ausgabe 10 enthält zwei Episoden, die auf einander aufbauen, doch ist es nicht zwingend notwendig, die vorausgegangenen Geschichten zu kennen.
"Vor dem Sturm" von Dorian Hyde beginnt mit dem typischen Aufhänger, wie wir ihn aus den GESPENSTERKRIMIS oder von JOHN SINCLAIR kennen. Einige kryptische Andeutungen, Absatz, und jetzt geht die Handlung los. Titelheld Frank MacLachlan und seine Begleiter Jane Cardigan, Jack Claim und Donna Richmond haben gerade eine Auseinandersetzung mit einem Dämon hinter sich gebracht und hoffen in dem alten Herrenhaus, das Jack geerbt hat, ein Hauptquartier zu finden. Frank ist beeindruckt, vor allem von der umfangreichen Bibliothek, in der er ein Buch mit dem Titel "Die Chronik der Hüter der Macht" entdeckt, das kurz darauf gestohlen wird. Welche Bewandtnis es mit dem geheimnisvollen Werk auf sich hat, das wird wohl erst in späteren Episoden verraten.
Eigentlich gibt es gar nicht viel Action und Gemetzel – man erwartet in einer Horror-Story doch schon etwas mehr Blut und Grauen. In erster Linie dreht sich die Geschichte um das neue Hauptquartier, das noch so manche Überraschung bergen mag, und es werden die Weichen für die weitere Handlung gestellt. Nebenbei, wer aufmerksam liest, darf sich amüsieren über einige Anspielungen auf einen gewissen allseits bekannten Erben des Universums, in diesem Fall Erben der Macht, den Höllenfürsten McDonald, der das ominöse Buch vielleicht braucht, um infernalische Burger herzustellen usw. Auch die Figurenkonstellation ist bekannt und erinnert an das Gespann Sinclair mit wechselnder Begleiterin, Bill und Sheila Conolly, alternativ Suko und Shao.
D. C. Cardigan spannt "Im Zeichen der Schlange" den Handlungsbogen von 1954 bis in die Gegenwart. Trotz der Warnungen von Reverend Ryan Carter wird von den Bewohnern des Nestes Desert Creek ein Dämon namens Wutanga beschworen. Zwar gelingt es dem mutigen Priester, die Kreatur zu vertreiben, aber er ahnt, dass die Gefahr damit noch nicht gebannt ist. 46 Jahre später tauchen Frank, Jane und Jack dort auf, hellhörig geworden durch das mysteriöse Verschwinden einiger Personen. Sie operieren getrennt und laufen prompt in eine Falle.
Diese Episode lebt hauptsächlich von den Spannungselementen und den Rückblenden zu vorausgegangenen Ereignissen. Nach und nach wird verraten, wie die Situation hat eskalieren können. Es ist eine klassische Horror-Geschichte vom Aufbau und Inhalt her. Wie schon zuvor bleiben die Figuren etwas blass, denn auf insgesamt 36 Seiten ist einfach nicht der Platz vorhanden, die Charaktere in einem Maß aufzubauen, für das anderen Autoren mehrere hundert Seiten zugestanden wird. Dennoch wäre es begrüßenswert, würden die Schreiber der Serie ein wenig von den JOHN SINCLAIR-Klischees abweichen und ihren Helden ein eigenes Leben einhauchen. Die Reihe besitzt das Potential dafür.
Die Freunde der Horror-Heftchen dürften mit FRANK MACLACHLAN sicher unterhaltsamen Gruselspaß erleben.

Irene Salzmann, Kranzberg



ALIEN CONTACT 40
64 Seiten E 5, Offset, Mittelheftung.
Auflage: unbekannt, 7,80 DM, 4er-Abonnement 30,00 DM.
Bezug: Edition AVALON, Graudenzer Str. 1a, 10243 Berlin, E-Mail: AC@epilog. de.
Internet: http://www.epilog.de/go/AC.
Bankverbindung: Bank 24 (BLZ 380 707 24), Konto 141104000, lautend auf Dirk Kurth.

"Joe Haldeman über SF der fünfziger Jahre" verspricht u. a. das Cover der vorliegenden Ausgabe, was sich als halbseitige Tabelle der zehn wichtigsten SF-Romane dieser Epoche aus der Sicht des Autoren entpuppt... Andreas Eschbach lobt den Roman LORD GAMMA von Michael Marrak hoch, von dem eine Nachauflage erscheinen sollte, die obsolet geworden ist, weil Michael sein Werk an den Bastei/Lübbe-Verlag verkaufen konnte. Ein schöner Erfolg für ihn, der auch dokumentiert, daß hinter der Lobeshymne Andreas Eschbachs mehr als bloße Werbung steckt.
Um bei Michael Marrak zu bleiben: In den Buchrezensionen fällt seine Besprechung über die Novelle PORK PIE HAT von Peter Straub auf, die in der Edition Phantasia für einen dreistelligen Betrag zu haben ist. Derselbe Text ist auch in der Storysammlung MAGIC TERROR von Peter Straub enthalten (Heyne TB 13186), zusammen mit weiteren Kurzgeschichten und zu einem Bruchteil des Preises der Edition Phantasia-Ausgabe. Michael bespricht auch die Lovecraft-Ausgaben der Edition Phantasia, diesmal aber ohne Preisangaben. Diese Beiträge werfen die Frage auf, ob das Konzept der Edition Phantasia, hochwertige, bibliophile und teure Bücher herauszugeben, die Möglichkeiten der Kleinverlage, nämlich Werke zu veröffentlichen, die durch den betriebswirtschaftlichen Rost der großen Verlagshäuser fallen würde, konterkariert. Leseempfehlungen sollten in solchen Fällen mit Hinweisen auf (mögliche) preiswerte Alternativen ergänzt werden.
Coverabbildung ALIEN CONTACT 40Michael Iwoleit erhält nach dem Abdruck seiner überflüssigen, weil beliebigen "Top Ten-Liste der SF" in ALIEN CONTACT 39 nunmehr auch die Gelegenheit, die zehn bestplazierten Bücher vorzustellen. Für Einsteiger wären das sicherlich Hinweise auf lohnenswerte Lektüre, für erfahrene SF-Leser (aus denen sich – vermutlich – die AC-Leserschaft zusammensetzt) sind sie überflüssig. In der Sparte "SF aus Deutschland" wird neben Grenzgängern wie MEDUSENBLUT und RETTUNGSKREUZER IKARUS auch ein Fanzine besprochen; der Fundus an deutschsprachiger SF zeigt sich diesmal offenbar nicht in einer Vielfalt, die eine Auswahl ermöglichen würde.
Doch es gibt auch erfreulichere sekundärliterarische Beiträge. Das Interview mit George R. R. Martin, geführt auf dem letztjährigen ElsterCon, gibt einen interessanten Einblick in die beruflichen Realitäten eines SF- und Fantasy-Autors. Nach dem kommerziellen Mißerfolg seines ambitionierten Romans ARMAGEDDON ROCK war Martin gezwungen, als Drehbuchschreiber zu arbeiten, bevor ihm das Comeback in der Fantasy mit einem vielbändigen Zyklus glückte (voraussichtlich zwölf oder dreizehn Ausgaben in der deutschen Ausgabe), der immerhin ein erfolgreiches Verkaufsmuster darstellt.
Henrik Løyche stellt die SF und kurz auch das Fandoms eines europäischen Nachbarlandes vor, das bislang noch keiner Aufmerksamkeit gewürdigt wurde: Dänemark. Die dänische SF brachte durchaus eigenständige Schriftsteller hervor, auch wenn die Verlage überwiegend Übersetzungen veröffentlichten, alles in allem in einem überschaubaren Rahmen (etwa 50 Bücher in 1999). Das dänische Fandom publiziert ebenso wie das bundesdeutsche Fanzines und veranstaltet Cons, aber zu einem Austausch ist es bislang nicht gekommen. In der jüngsten Vergangenheit scheint das dänische SF-Angebot ebenso wie das deutsche, was die Präsentationsformen angeht, mit dem Mainstream zu verschmelzen.
Die Kurzgeschichte "Die Teppichleser" des französischen Nachwuchsautors Jean-Claude Dunyach ist ein Juwel. Es ist eine stimmungsvolle Version des ersten Kontakts mit einer nichtmenschlichen Lebensform, die sich auf eine ungewöhnliche, bislang noch nicht dagewesene Weise abspielt. Der Plot von "Wandertag" von Gabi Neumayer ist dagegen etwas abgenutzt. Eine Schulklasse wird in die Vergangenheit versetzt, wo die Lehrerin Freud und Einstein den Anstoß für die Entwicklung ihrer Theorien gibt. Aber das ist nur der eine Aspekt der Kurzgeschichte, der andere ist die Darstellung der überdrehten Kinder. "Ikondrars Versuchung" schildert Gerd Frey. Es ist eine Story, die ich eher in SOLAR-X erwartet hätte, nämlich aus jener Mischung aus Science Fiction und Magie, die seltsam widersprüchlich anmutet: Kurz vor dem Ende der Erde kämpfen zwei Zauberei mit technischen und mit magischen Mitteln um den Besitz des letzten Sternenschiffes.
ALIEN CONTACT 40 weist mehr Ecken und Kanten als vorangegangene Ausgaben auf, aber genau das macht das Heft interessant.

Armin Möhle, Wallenhorst



PERRY RHODAN PERSPEKTIVE 51
52 Seiten DIN A 5, Kleinoffset, Mittelheftung.
Auflage: unbekannt, 6,50 DM.
Bezug: Achim Havemann, Harlinger Str. 119, 29456 Hitzacker, E-Mail: ahavemann@t-online.de.
Internet: http://www.light-edition.midroth.com/prplight.htm.

Als "Magazin für PERRY RHODAN-Fans" stellt sich die PRP zutreffend vor, denn sicherlich kann kein Nicht-PR-Leser mit ihrem Inhalt etwas anfangen.
Die PERSPEKTIVE beginnt mit (jeweils zwei) Besprechungen zu zehn laufenden PR-Heftromanen (2034 - 2043); es handelt sich dabei im wesentlichen um die Episode der Monochrom-Mutanten in Para-City, die mit Recht als durchschnittlich beurteilt wird. Höhen und Tiefen sind überzeugend dargelegt, von der Best- bis zur Verrißnote ist alles dabei. Ein Versehen schlich sich zu Nr. 2041 ein: Beurteilung und vergebene "Sternenzahl" stimmen dort nicht überein.
Robert Hectors Artikel "Genesis zweier Superintelligenzen..." führt dem Leser noch einmal die Konzeption des laufenden Zyklus' vor Augen, und zwar so detailliert, daß man hohe Konzentration und Erinnerungskraft benötigt (was für den Zyklus selbst natürlich auch gilt). Die Mühe lohnt sich aber. Robert kritisiert drastisch, daß die Autoren derzeit die voltzsche Kosmologie umkrempeln, ohne sie durch ein neues überzeugendes Konzept abzulösen. Mir persönlich fehlt auch die in der Vergangenheit stets verkündete klare Ablehnung alles Nationalen. Begriffe wie "Nation Alashan" hätten m. E. auch unter Berücksichtigung des Zeitgeistes nicht als positive auftauchen dürfen, die Probleme der gegenwärtigen Globalisierung dürfen bei einer gewachsenen Serie nicht dazu führen, daß plötzlich der Rückschritt propagiert wird. Es geht - wie so oft - um nicht weniger als diee inhaltliche Ausrichtung und somit die Identität der Serie. Neue Konzepte zu finden, läßt sich allerdings nicht erzwingen. Da der Verlag u. a. über Gastautoren nach neuen Mitarbeitern und somit Ideen sucht, ist Roberts Kritik, wenngleich tendenziell richtig, wohl etwas zu scharf geraten.
Der PRP selbst fehlt ein wenig das Gespür für Bedenkliches in der Rezension zum Planetenroman DAS PARACHRONATTENTAT. Christian Matz findet Kurt Mahrs Idee, ein Mitbestimmungsmodell in der Solaren Flotte als heimtückische Intrige des Feindes darzustellen, offensichtlich ganz toll, immerhin schreibt er, er habe den Roman schon dreimal gelesen. Daß es sich dabei um verunglimpfende Propaganda gegen Arbeitnehmermitbestimmung (Betriebsräte/Personalvertretung) und eine Glorifizierung militärischer Befehlsstränge handelt, ist ihm scheinbar bewußt. Es liegt auf der Hand, daß solche Dolchstoßlegenden kein qualifizierter Beitrag zu einem gesellschaftlichen Streitthema sind. Gleitet ein Autor in die Schlammschlacht ab, so ist dies kein Grund zum Jubeln, sondern zumindest kritikwürdig.
Zu zahm ist die PERSPEKTIVE im Interview mit Klaus Bollhöfener. Zwar erfährt man eine Menge Interessantes, z. B. daß der Großteil der Gastautoren nicht ständig in das Team aufgenommen werden soll. Thorsten Krietschs Frage "Sind Kritiker zu streng?" macht mich jedoch fassungslos vor dem Hintergrund, wie wenig die LKS mit Kritik gesegnet ist. Trotz der harmlosen Frage dementiert Klaus Bollhöfener gleich von selbst, daß Arndt Ellmer Leserbriefe "türke". Mir ist es egal, ob kritische Leserbriefe nicht mehr abgedruckt oder wegen des schlechten Umgangs mit Leserkritik gar nicht mehr für die LKS verfaßt werden. In jedem Falle ist sie auf den Hund gekommen. Aber natürlich darf man weiterhin PR-Fan sein. Bei dem anregenden Interview mit Leo Lukas, der sich als solcher bekennt, ist dies auch unbeschwert möglich.
Es läßt sich nicht behaupten, daß die PRP insgesamt zu unkritisch wäre. Vor allem die Heftbesprechungen und Roberts Zykluskritik machen das Fanzine zu einer wertvollen Begleitung und Ergänzung zum Serienkonsum. Die übrigen Beiträge sind immerhin mit einer Fülle interessanter Informationen gespickt.
Für den PR-Fan, dem die wöchentliche Romanlektüre nicht ausreicht und der sich noch tiefer in die Materie knien möchte, dürfte die PERRY RHODAN PERSPEKTIVE ein Muß sein, das – nebenbei bemerkt – vor allem wegen der Einzelheftbesprechungen auch der SOL vorzuziehen ist.

Clemens Nissen s. ps., Neuenburg



DER VISIONÄR 2
32 Seiten DIN A 4, Offset, Mittelheftung.
Auflage: unbekannt, 3,50 DM.
Bezug: Henning Way, c/o Wiesenmüller, Tieckstr. 3, 30625 Hannover.

Das große Interesse an VISIONÄR bewog den bekannten Comic-Zeichner Henning Way zu einer weiteren Ausgabe dieses ungewöhnlichen Heftes, das man sicher nicht unbedingt zwischen den konventionellen phantastischen Fanzines anzutreffen erwartet. Es ist "visionary, but not ordinary", wie er selbst im kurzen Vorwort schreibt.
Das Cover stimmt den Leser auf das ein, was ihn erwartet: Gott steht über allem, symbolisiert durch das Dreieck mit dem Auge, dem nichts von den Vorgängen auf der Welt entgeht, und seien sie auch noch so unbedeutend. Für die Menschen ist er unsichtbar. Nicht nur die dicken Wolken der Irrlehren verwehren einen Blick auf Gott, sondern auch die Blindheit des Einzelnen. Dennoch meint der Herr es gut mit jedem und sendet seinen Engel, um allen Erleuchtung zu schenken, die danach suchen.
Auch der Inhalt des Heftes beschäftigt sich mit der Suche nach Gott und Wegen der Erleuchtung. Henning Way, der Theologe Thorsten Grewe, der Grafiker Gregor Beckmann u. a. widmen sich Themen rund um die Religion, die Religionsgeschichte und historische Persönlichkeiten, die ihren Weg zu Gott gefunden haben. 
Beispielsweise erzählt Henning von "Hildegard von Bingen", die in erster Linie durch ihre Heilkunst berühmt wurde. Was weniger bekannt ist, sind ihre damals sehr modernen Ansichten zur Stellung der Frau, der Leibeigenschaft, der kirchlichen Machtpolitik. "Einige einführende Gedanken über und Fragen an die Religion" formuliert Thorsten und versucht auch, sie zu beantworten. Im Zentrum stehen der historische und der auferstandene Jesus und die Heilserfahrung. Des weiteren befaßt er sich mit dem "unsichtbaren Gott und seine Herausforderung durch das Bild". Obwohl die Bibel sagt, man solle sich kein Bild vom Herrn machen, ein Gebot, das auch in anderen Religionen vorkommt, wird es vor allem im bilderliebenden Multimediazeitalter ignoriert; die Kirche hat ihren Einfluß darauf längst verloren. Gebete, Gedanken zu Gebeten, besinnliche und kritische Abbildungen, sowie noch viele weitere Beiträge runden diese Ausgabe ab.
Der "normale" Phantastik-Freund dürfte mit diesem Heft wenig anfangen können, da es seine Erwartungen an ein unterhaltsames Fanzine nicht erfüllt. Wer sich hingegen mit Religion, Esoterik und den Fragen nach einem Sinn in seinem Leben beschäftigt, kann hier interessante Anregungen entdecken. "Visionary, but not ordinary" – für einen kleinen Kreis Initiierter.

Irene Salzmann, Kranzberg



Der FANZINE-KURIER erscheint in der EDITION WHISPERING TIMES.

Herausgabe, Redaktion und Vertrieb:
Armin Möhle
Eibenweg 18
49134 Wallenhorst.
E-Mail: armoe@gmx.de.

Preise: Einzelexemplar 1,20 DM, Jahresabonnement (6 Ausgaben) 6,00 DM (in Briefmarken oder als Verrechnungsscheck). Der FANZINE-KURIER ist außerdem im PRBCBS im Interesseabo oder im Fanzinetausch zu beziehen.

Mitarbeiter dieser Ausgabe: Dirk van den Boom, Siegfried Breuer, Timo Kümmel, Holger Marks, Silke Mottau, Clemens Nissen s. ps., Irene Salzmann. 
Auflage: 100 Exemplare.
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Für Rezensionsexemplare sind wir stets sehr dankbar!


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