BONSAI 9
56 Seiten DIN A 5, Kopie (verkl.), Mittelheftung.
Auflage: 220 Exemplare, 1,50 DM.
Bezug: Peter Fleissner, Eichenallee 9, 63457 Hanau.
Der günstige Preis (Rückporto) der neunten BONSAI-Ausgabe
erklärt sich durch eine hohe Spende von Gisela Hundertmarck,
der Schwester der vor etwa einem Jahr verstorbenen Übersetzerin
Rosemarie Hundertmarck, mit der sich das Heft beschäftigt.
Rosemarie Hundertmarck hat in den letzten Jahren Kontakte zum
bundesdeutschen Fandom gepflegt, vor allem durch die Teilnahme
als Referentin an diversen Cons, wobei sie auch eine gewisse Selbstdarstellung
betrieb (aber das ist nichts Ungewöhnliches); als Übersetzerin
war sie nicht völlig unumstritten.
BONSAI 9 beinhaltet freilich keine Exklusivbeiträge über
und von Rosemarie Hundertmarck, sondern Nachdrucke, lediglich
bei ihrer Bibliographie handelt es sich offenbar um einen Originalbeitrag.
Der einzige weitere Beitrag, der sich mit der Übersetzerin
beschäftigt, ist der Nachruf von Arno Behrend (Erstabdruck
im SF-OKULAR 148), die übrigen vier Artikel stammen von Rosemarie
Hundertmarck selbst.
Als Übersetzerin des größten Teils der DARKOVER-Romane
war Rosemarie Hundertmarck für ihren Artikel "Spirituelle
Aspekte von Marion Zimmer Bradleys Amazonenkult" prädestiniert.
Sie gibt einen Überblick über den Handlungsrahmen des
DARKOVER-Zyklusses, bevor sie ausführlich und kritisch auf
die diversen Frauenbünde, die Zimmer Bradley in der DARKOVER-Welt
kreiert hat, eingeht. Wer die DARKOVER-Romane, vor allem jene,
in denen die "Freien Amazonen von Darkover" die Protagonistinnen
sind, aufmerksam gelesen hat, wird den Anmerkungen Rosemarie Hundertmarcks
zustimmen können.
Ihren Artikel "Über das Risiko, Messiasgestalten in
der Science Fiction zu schildern" hielt Rosemarie Hundertmarck
zuerst auf dem FreiCon 95. Sie bespricht kurz eine Reihe von SF-Romanen,
die auf verschiedensten Arten und Weisen das Erlösermotiv
thematisieren. Die Anzahl dieser Werke ist bemerkenswert.
Ihren persönlichen Erfahrungen mit ihrem Beruf, Auftraggebern,
Lektoren, Nachbarn, Familienmitgliedern und Fans schildert Rosemarie
Hundertmarck in ihrem Artikel "Humoristische Aspekte der
Übersetzertätigkeit" (ebenfalls ein Convertrag,
der jedoch nachträglich nicht als Artikel veröffentlicht
wurde). Wie ein roter Faden zieht sich das Unverständnis
gegenüber ihrer Arbeit, das Rosemarie Hundertmarck zu registrieren
meint, durch den Text. Interessant ist auch, daß sich Rosemarie
Hundertmarck nicht nur als Übersetzerin, sondern auch als
Lektorin verstand - offenbar auch auf die Gefahr hin, dabei dieselben
Fehler wie die von ihr zuvor gescholtenen Verlagslektoren zu begehen.
Den vierten Artikel, "Die Frauen als Störfaktor",
verfaßte Rosemarie Hundertmarck bereits in den siebziger
Jahren. Sie trug darin eine Unzahl von Romanzitaten zusammen,
die das erschreckend rückständig-chauvinistische Frauenbild
einer Reihe von Autoren, darunter auch so renommierte wie Arthur
C. Clarke und Brian W. Aldiss, in einem vermeintlich zukunftsoffenen
und fortschrittlichen Genre dokumentieren. Die Erklärung
für dieses Phänomen ist freilich simpel: In etwa demselben
Ausmaß, in dem Science Fiction (und auch Fantasy) von Männer
für Männer geschrieben wird, wird das Genre, von gewissen
Ausnahmen natürlich abgesehen, frauenfeindlich bleiben.
Zur Erinnerung an Rosemarie Hundertmarck ist BONSAI 9 geeignet,
es ist jedoch keine Würdigung ihrer Übersetzerarbeit.
Als ein sekundärliterarisches Fanzine ist es jedoch interessant,
zumal es faktisch verschenkt wird. Aus diesem Grund sei eine kurzfristige
Bestellung empfohlen.
Armin Möhle
Wallenhorst
infoSFera 6/96 (41)
16 Seiten DIN A 5, Kopie (verkl.), Mittelheftung.
Auflage: unbekannt, 12er-Abonnement 17 Lt.
DORADO RAGANOS 6/96 (18)
20 Seiten DIN A 5, Kopie (verkl.), Mittelheftung.
Auflage: 70 Exemplare, 1,2 Lt.
Bezug: Gediminas Kulikauskas, Sauletekio Al. 6-303, 2000 Vilnius,
Litauen.
Noch vor einem Jahr war mir der SF-CLUB DORADO nicht einmal dem
Namen nach bekannt, mittlerweile habe ich (durch brieflichen Kontakt)
einen recht guten Eindruck vom Clubleben und den Publikationen
des rührigen Vereins bekommen. In Kooperation mit der PHANTASTISCHEN
BIBLIOTHEK WETZLAR erschien in Vilnius bereits eine Anthologie
deutscher Science Fiction, der Kontakt zum SFC BADEN-WÜRTTEMBERG
schlägt sich in BAWUEMANIA 12 mit Gediminas Kulikauskas Story
"Der Totengräber" nieder.
In infoSFera befindet sich u. a. ein Bericht über die Wetzlarer
Bibliothek ("Weclaro Fantastikos Biblioteka") und immerhin
eine Notiz zum SFCBW ("Badeno-Viurtembergo Fantastikos Kluba").
Lesen können die Fanzines leider nur Sprachkundige, da sie
selbstverständlich in Litauisch gehalten sind. Doch soviel
ist für jeden offensichtlich, daß DORADO RAGANOS das
Storyzine darstellt, während infoSFera vor allem News, Artikeln
und Rezensionen vorbehalten ist. Die vorliegende Ausgabe ist durch
einen sehr traurigen Anlaß geprägt, da Arvydas Akelaitis
(der sich scheint's vor allem der Lyrik gewidmet hat) nicht einmal
20jährig verstorben ist.
Wenn sich die Zusammenarbeit der DORADO-Fans mit deutschen SF-Clubs
und -Fanzines weiter so gut gestaltet, wird man vielleicht in
Zukunft öfters etwas von Margarita Luzyte, Diane Butkiene
oder Ramunas Zimantas lesen können. Zum diesjährigen
BaltCon (dem RatzeCon) hat sich eine Delegation des SFC DORADO
Vilnius angekündigt.
Siegfried Breuer
Berlin
Der FANZINE-KURIER erscheint in der EDITION WHISPERING TIMES.
Herausgabe, Redaktion und Vertrieb:
Armin Möhle
Eibenweg 18
49134 Wallenhorst.
Preise: Einzelexemplar 1,20 DM, Jahresabonnement (6 Ausgaben) 6,00 DM (in Briefmarken oder als Verrechnungsscheck).
Mitarbeiter dieser Ausgabe: Dirk van den Boom, Siegfried
Breuer, Holger Marks, Clemens Nissen s. ps., Irene Salzmann, Thomas
Schmitz, Joachim Stahl, Johannes Unnewehr.
Auflage: 70 Exemplare.
Besucher der Online-Ausgabe:
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