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Werte Leserinnen und Leser,

da sowohl in diesem Jahr als auch in 96 sechs FANZINE-KURIER-Ausgaben erschienen sind, will ich mir einen kurzen Jahresvergleich gestatten: In 96 wurden 78 Fanzines in 73 Rezensionen besprochen, in 97 70 Zines in 64 Rezensionen (das Übergewicht für 96 ergibt sich aus dem FK 75, der immerhin 20 Seiten umfaßte, die übrigen Ausgaben wie üblich zwölf Seiten). Die Auflage ist geringfügig zurückgegangen: In 96 schwankte sie zwischen 70 und 75 Exemplaren pro Ausgabe, in 97 zwischen 60 und 70 Exemplaren pro Ausgabe.

Immerhin steht mir weiterhin genügend Material zur Verfügung. So kann ich für den FANZINE-KURIER 82 bereits Besprechungen über KAMAWAKAN, R WIE RHODAN; APPROXIMATION 51, SOLAR-X 94, GESCHICHTEN DER NACHT 18, GRIMOIRE 5, SF PERSONALITY 8, TUMOR 7 und über das TUMOR SONDERHEFT 1: DÄMONEN ankündigen.

Viele Grüße

Armin Möhle



TRAKTOR – TRÄUME UND VISIONEN
ANDROMEDA SCIENCE FICTION MAGAZIN 140
DIE GRAUE ALLIANZ 4: KÄMPFE AUF CAMELOT
SCIENCE FICTION MEDIA 132
SOLAR-X 92
GREY EDITION 2/GREY EDITION 3
ALIEN CONTACT 28/29
DER KELTISCH-HEIDNISCHE KALENDER
SOL 8
SOLAR-X 93




TRAKTOR - TRÄUME UND VISIONEN

48 Seiten DIN A 5, Kopie (verkl.), Mittelheftung.
Auflage: 60 Exemplare, Preis nach eigenem Ermessen.
Bezug: Rainer Mauch, Lessingstr. 8, 78224 Singen.

Ursprünglich sollte TRAKTOR ein Duo-Egozine werden. Hätten die beiden Herausgeber dieses Vorhaben realisiert, hätten sie sich sicherlich weniger erstaunten Fragen nach dem Namen ihres Zines aussetzen müssen. Dabei ist die Antwort auf die Frage, warum dieses Heft TRAKTOR heißt, ganz einfach. Beide wohnen in ländlichen Gegenden, in denen ein TRAKTOR kein ungewöhnliches Bild ist, wie Rainer in seinem Vorwort erklärt. Wenn der Name selbst nicht kurz und griffig wäre, gäbe es sicherlich viel über diese Begründung zu lästern. Ich zöge ohnehin eine andere Begründung vor: der Traktor als mächtige Zugmaschine, die den Leser in eine irrationale Welt voller Träume und Visionen - so der Untertitel - befördern soll.
Jörg und Rainer sind beide schon seit vielen Jahren im Fandom aktiv. Man merkt dem Heft ihre Erfahrung an. Die Beiträge, bis auf eine Ausnahme Stories bzw. Lyrik, sind gut ausgewählt, das Layout (Zweispaltensatz) ist ordentlich und der Text wird, wenn auch vielleicht etwas zu selten, von den Grafiken Rainer Mauchs aufgelockert.
Jörg Dinstühler schildert uns in "Das große blaue Nichts" die Erlebnisse eines Jungen, elf Jahre alt, der von größeren Kindern der Nachbarschaft terrorisiert wird. Eines Tages entführen sie ihn und seinen Freund auf das Gelände einer nahegelegenen Fabrik. Dort haben sie gemeinsam seltsame Visionen und der Junge erfährt die Kontaktaufnahme mit einem alten namenlosen Wesen. Es ist eine sehr stimmungsvolle Geschichte, Jörg schreibt eine realistische Jugendgeschichte, die leicht ins Horror-Genre abgleitet und dabei an Lovecraft erinnert. Realistisch wird die Geschichte auch deshalb, weil Jörg ihr eine Menge Lokalkolorit und Erinnerungen aus der eigenen Jugendzeit mitgibt. An einigen Stellen ufert das Bemühen, eine geeignete Stimmung zu erzeugen, allerdings auch aus und der Leser wünscht sich, daß der Autor etwas stringenter zum Kern der Sache kommt.
"Kellerträume" ist mit zwei Seiten ein sehr kurzer Beitrag von Jürgen Thomann. Er schildert die seltsamen Erlebnisse eines Mannes, der von einem Kaufmannsladen plötzlich in ein seltsames Treppenhaus gerät, das nach der unmöglichen Geometrie eines M. C. Eschers gebaut ist. Jürgen erklärt nichts, er schildert nur und das reicht auch, um bei dem Leser einen Sense of Wonder zu erzeugen.
"Schlafen auf Heu, Träume in Moll" ist die zweite ebenfalls etwas längere Geschichte von Jörg Dinstühler in diesem Heft. Ein Astronaut verliert sich auf einem Langstreckenflug immer mehr in seine Erinnerungen und vergißt dabei seine eigentlichen Aufgaben. Einfach köstlich die Vorstellung, wie es ihm gelingt, eine gute Flasche Wein und ein Päckchen "roten Libanesen" an den Kontrollen vorbei in die Kapsel zu schleusen und er sich dann in aller Ruhe besäuft und bekifft. Auch diese Geschichte ist wieder sehr stimmungsvoll erzählt, überzeugend in ihrer melancholischen Art und stilsicher umgesetzt.
José V. Ramos liefert dann eine Geschichte, der man die Eigenschaft "subtil" nicht würde zusprechen wollen. Sein Protagonist ist ein perverser Psychopath, der sich aus Körperteilen von ihm ermordeter Frauen eine Traumfrau "zusammenbastelt". Wir dürfen ihn auf der letzten Etappe begleiten... José baut seine Geschichte so geschickt auf, daß der Leser nicht sofort errät, um was es eigentlich geht, indem er sie am Anfang aus der Perspektive des Opfers schildert. Diese Geschichte paßt vielleicht am wenigsten zu den anderen im Heft, da sie eine gänzliche andere Grundstimmung verbreitet.
Etwas überraschend wirkt der letzte Beitrag im Heft. Rainer Mauch beschreibt in "Fänger im Netz" die Gefahren der modernen Telekommunikation und des Internets für den persönlichen Datenschutz. Ein kurzer, kompetenter Überblicksartikel, der nur im Zusammenhang mit den anderen Beiträgen des Heftes etwas deplaziert wirkt.
Insgesamt ist den beiden Machern ein solides Erstlingswerk gelungen. Ob es eine zweite Ausgabe geben wird, wissen selbst die beiden Herausgeber noch nicht. Dieses Heft hat jedenfalls mehr als nur einen kurzen Blick verdient.

Holger Marks
Marburg



ANDROMEDA SCIENCE FICTION MAGAZIN 140

108 Seiten DIN A 4, Offset, Klebebindung.
Auflage: 600 Exemplare, 8,00 DM.
Bezug: SCIENCE FICTION CLUB DEUTSCHLAND, Andreas Kuschke, Billerbeck 25, 29465 Schnega.
Bankverbindung: Saar Bank eG (BLZ 591 900 00), Konto 00 11 33 11.

Mit einer Mischung aus etablierten Autoren und hoffnungsvollem Nachwuchs möchte ANDROMEDA 140 ein "Panorama deutschsprachiger Phantastik" bieten.
In "Das große Blaue Nichts" läßt Jörg Dinstühler die Gedanken seines Protagonisten weit zurückschweifen. Bunt geschilderte Erlebnisse, Episoden mit blutigen Unfällen und Auseinandersetzungen mit der Gang vom anderen Dorf finden ihren ekstatischen Höhepunkt in einem Trip vor dem Abluftschacht einer Farbenfabrik. Dieses an den Kinohit STAND BY ME erinnernde Setting vermag durchaus Sympathiewerte beim Leser zu scoren.
"Der Schlangenmensch" Rainer Erlers gibt sich bei einer päpstlichen Audienz so viel Mühe, daß der Knoten am Ende nicht mehr aufgeht. Ist bei dieser Geschichte schon der Plot klischeehaft, so ist es der bei der Charakterisierung des Protagonisten zugrunde gelegte Analogieschluß, daß ein Schlangenmensch auch einen verbogenen Charakter haben muß, erst recht. Die Ursachen allen Übels findet Reiner Erler in der Kindheit und transportiert damit das negative Menschenbild der Psychoanalyse.
Anton Fuchs Protagonist entdeckt im Wald eine Leiche und findet unter zunehmender Verwirrung (des Protagonisten und des Lesers) heraus, daß er selbst der Mörder war. Es handelt sich um eine der kürzeren Geschichten im Heft.
Rolf Giesens "Looser in Hollywood" ist eine Klamaukstory über einen SF-Fan, "der auszog, Hollywood zu erobern, aber partout nicht bereit war, seinen Körper zu verkaufen, und als Phantom endete". Giesens Mischung aus Albernheit mit einem Schlag Prostitution geht nicht auf, weil die Komponenten nicht zusammenpassen. Geschichten über SF-Fans sind ein Genre, dem ich ohnehin wenig abgewinnen kann.
George Filby reist in Walter-Jörg Langbeins Geschichte "Die Filby-Papiere" mit H. G. Wells Zweitzeitreisemaschine in die Vergangenheit, um dort als Urknall zu explodieren. Die Story gibt zwar nicht viel her, ist aber kurz genug, um nicht allzusehr zu langweilen.
Um nicht mehr das häßliche Entlein zu bleiben, als das ihre Mutter sie immer ansah, sammelt Lucia in "Lucias Kampf gegen die Einsamkeit" Gäste um sich. Da niemand bei ihr bleiben will, sammelt sie Leichen. Trotz des gelungenen Horroreffektes gefällt mir die Geschichte nicht übermäßig. Sie transportiert die gleiche frustrierende Botschaft wie Rainer Erlers "Schlangenmensch": Wir sind nicht frei, wir sind alle Sklaven unserer Kindheitserlebnisse.
"Das tiefe Loch" ist ein Märchen von Peter Marginter, in dem ein König den Turmbau zu Babel zu kompensieren versucht, indem er eben besagtes Loch graben läßt. Ob die Menschen dadurch die gemeinsame Sprache wiederfinden? - Das ambivalente Ende der drolligen Geschichte paßt leider nicht so recht ins Märchenschema.
"Professor Weinsteins Erfindung" von Gerd Maximovic ist ein weiteres Märchen, in dem sich ein kindlicher Professor eine Maschine baut, mit der er sich in die Badezimmer unbekleideter Damen beamt, was seine Gattin nicht so gerne sieht. Das technische Brimborium ist dabei schwer einzuordnen: Neben mathematischen Tafeln und Rechenschiebern gibt es Mikrosprachen, Fenster und Abstürze, Anspielungen auf die Computermetapher also. Letztendlich dient die Technik wohl nur der Ausschmückung oder Rechtfertigung des Abschweifens der Phantasie in pornographische Gefilde, einer Rechtfertigung, der es heutzutage nicht mehr bedarf. Die Geschichte scheint aus einer anderen Zeit zu sein.
Auch die Magierin Bearnice wird in der Geschichte "Das grüne Popelmonster" von üblen Erlebnissen aus ihrer Kindheit verfolgt, die sich in eben jenem Popelmonster manifestieren, das sie leichtsinnigerweise selbst herbeigezaubert hat. Aber indem sie ihre Gedanken ausschaltet, vermag sie das Vergangenheitsmonster zu besiegen. Zwar hat diese Geschichte eine hoffnungsvollere, modernere Message als die zuvor erwähnten, dafür leidet sie an sprachlichen Mängeln. Der umgangssprachliche Ton wirkt am manchen Stellen übertrieben, und plötzlich wird man von einem allwissenden Erzähler aus der ansonsten nahe der Protagonistin angesiedelten Perspektive gerissen.
"Kloster" von Monika Pelz ist eine sorgfältig aufgebaute Horrorgeschichte mit gut charakterisierten Figuren, die mit zunehmendem Tempo auf ein leider undeutliches höllisches Finale zusteuert. Spannend, aber dann?
Im galaktischen Krieg gerät ein Kämpfer der heiligen erneuerten Kirche in die Hände des Gegners, der sich als personifizierter Teufel erweist. "Kryptomnesia" von Konrad Schaef ist eine Geschichte, die man schon mindestens zwanzig mal gelesen zu haben glaubt.
Was in Zeitreisegeschichten das Paradoxon ist, das ist in Feengeschichten die Idee, sich mit einem der drei Wünsche weitere Wünsche zu wünschen. In Jürgen vom Scheidts Geschichte "Drei Wünsche an eine Fee" wünscht sich der Protagonist mit dem letzten Wunsch jeweils drei weitere Wünsche und verzählt sich irgendwann. Das ist unbefriedigend. Warum wünscht er sich nicht gleich eine unbegrenzte Anzahl Wünsche?
Carsten Schmitts "Weltenrauschen" ist eine schwärmerische Geschichte, in der ein phantasievoller Protagonist Geräusche als neue Wahrnehmungsebene entdeckt. Gut gemacht, allerdings nichts für Freunde von Spannung und Abenteuer.
"Wo kein Adler wagt zu landen" ist der rechte Ort, der Abenteurer anzulocken vermag. Autor Jens Schumacher schickt zwei Professoren auf die Expedition dorthin, wo sie natürlich auch nicht landen können. Die aufgebaute Spannung vermag sich im diffusen Ende nicht recht zu entladen, da fehlt der Pep.
"Der Jumbee" von Malte S. Sembten ist ein Familiendrama mit Zombies. Weißer Sohn texanischer Sklaventreiber verpetzt einen Voodoo-Ritus, woraufhin schwarze Familie umgebracht wird. Überlebender Sohn der schwarzen Familie verwandelt weißen Übeltäter im Sezessionskrieg in einen Zombie. Letzterer nutzt abgehalfterten Mississippi-Dampfer, um nach langer Fahrt böse Rache zu nehmen. Spannende Sache, magisch und gut erzählt. Nur komisch, daß der Zombie zum Schluß erschossen wird. Ich dachte immer, das geht nicht so einfach, weil Zombies sowieso schon tot (oder untot) seien?
Michael Siefeners Inspektor ist "Auf der Suche" nach einem Obdachlosenmörder, findet sich selbst und erliegt der Rache im Inner Space. Das ist nicht ganz neu, man denke an ANGEL HEART. Und es ist auch nicht sehr mitreißend erzählt.
In Norbert Stöbes "Die Wand" erleben verschiedene Personen einen psychedelischen Gefühlssturm beim Kontakt mit einer mystifizierten Wand. Ausgedehnte Inner Space-Landschaftsbeschreibungen lassen wenig Spannung aufkommen, der Leser bleibt ratlos zurück. Vielleicht enthält die Geschichte eine undeutliche Unterstützung der Freigabe von Drogen. Vielleicht auch gerade das Gegenteil.
In "Kalter Sommer" von Achim Stößer wird die Erde mal wieder von rochenförmigen Raumschiffen erobert, in der Zukunft natürlich, vielleicht nur im Fernsehen, vielleicht aber auch in der Realität, geschildert aus der Sicht eines afrikanischen Eingeborenen und einer Eisverkäuferin. Am Ende ein böser Bruch der Erzählebene: Ein vorher nicht eingeführter Mann aus dem Off erklärt, daß jetzt radioaktiver Schnee fällt, daß der Eingeborene das aber nicht weiß.
In "Tomorrow never knows" von Jürgen Thomann monologisiert ein Zeitreiseopfer als Attraktion im Zirkuszelt. Die wirkliche Attraktion fehlt der Geschichte: Was passiert, wenn er seinen Opa in der Vergangenheit umbringt?
"Er war definitiv tot, als er seinen letzten Roman schrieb!" ist der zentrale Satz in Uwe Voehls gelungener, temporeichen und pointierten Horrorstory "Das Protokoll".
"Chiara" ist der Name einer Patronenkugel, die einen Falken und einen Selbstmörder tötet und in unklarer Weise das Schicksal einer Familie beeinflußt. Autor Dietrich Wachler hat sich intensiv mit Lovecraft und Kafka beschäftigt. Die Kinder seines Protagonisten scheinen nur ganz tolle Schulen besucht zu haben, in denen man eine "Bereicherung des Wissens" erfährt und jeden Tag "vollgesogen mit neuen Entdeckungen" nach Hause kommt. Wenn ich da an meine Schulzeit denke...
Jörg Weigand ist mit einer Horrorstory über eine Alraune vertreten, die unter einem Galgen wächst und ihren Finder umbringt, weil der Gehenkte ein Mörder war. Unspannend, hat mich nicht umgehauen.
Nach 400 Jahren finden rückkehrende Kosmonauten die Erden entvölkert. Deutschland ist mit einer Glasschicht überzogen und unter einer Kuppel lebt ein alter Mann. Werner Zillig steigert in seiner Geschichte "Glas" die Spannung kunstgerecht, indem er eine Erklärung für dieses schräge Setting verspricht und immer wieder verzögert und vertagt, bis er sie schließlich schuldig bleibt. Letzteres ist enttäuschend.
Im "Panorama deutschsprachiger Phantastik" steht die Psychologie des nun bald vorletzten Jahrhunderts hoch im Kurs. Wir leiden an unseren Kindheitstraumata und drücken uns um klare Aussagen und gute Pointen herum. Ausnahmen bestätigen die Regel. Ich wundere mich, daß die Amateure vom SFCD den Profis dieses Forum spendiert haben. Verkehrte Welt?

Johannes Unnewehr
Heidelberg



DIE GRAUE ALLIANZ 4: KÄMPFE AUF CAMELOT

84 Seiten DIN A 5, Kleinoffset, Mittelheftung.
Auflage: 100 Exemplare, 6,00 DM.
Bezug: TERRANISCHER CLUB EDEN, Kim Stark, Rieslingweg 32, 55545 Bad Kreuznach.

Auch der vierte Band der PR-Fanserie von Autor Wendelin Abt führt uns in die derzeitige PERRY RHODAN-Zeitschiene. Immer noch geht es um das Ringen der von Atlan geführten IPRASA gegen den aufkeimenden arkonidischen Nationalismus, diverse Geheimorganisationen und -agenten und nicht zuletzt die Graue Allianz, die geheimnisvollste aller Geheimorganisationen. Adrian von Zoltral, Ex-Konzernchef, der seine Milliarden der IPRASA vermachen will, leidet immer noch unter seiner Amnesie, die er während seines Absturzes auf dem Planeten Agon erlitten hat, doch trotzdem läßt es sich Atlan nicht nehmen, ihn persönlich aufzusuchen und lässig-locker in den Einsatz zu gehen. Behindert wird er dabei vor allem durch den arkonidischen Geheimdienst auf der einen Seite (der ihn mal eben entführt) sowie durch einen Gestaltwandler auf der anderen, der ihn zwar wieder befreit, aber noch finsterere Absichten hegt. Dann geht es noch um eine Verwandte Adrians, die von den Bösen zu den Guten fliehen möchte und die Sicherheitschefin des Konzerns, die Adrian auf Agon so geholfen hat, hat auch noch allerlei am Hut.
Leider fällt der vierte Band der Serie von Wendelin Abt gegenüber Band 3 deutlich ab. Das mag an dem hektischen Hin- und Her seines Handlungsfadens liegen, vielleicht auch an den zahlreichen, völlig überflüssigen Rechtschreibfehlern. Vor allem dürfte es an dem Konzept Wendelins selbst liegen, das in diesem Band zunehmend seine Lücken beweist. Auf der einen Seite wird versucht, dem PR-Kosmos gerecht zu werden, während auf der anderen Seite andere SF-Serien ihren Einfluß geltend zu machen scheinen. Da taucht ein PSI-Bund im arkonidischen Imperium auf, der verdächtige Anklänge an BABYLON 5 hat, und dann haben wir es plötzlich mit einem "Ritter der Dunkelheit" zu tun, der sozusagen das böse Äquivalent zu einem Ritter der Tiefe sein soll - hier hat Wendelin nicht aufgepaßt und noch nicht gemerkt, was Atlan und Perry schon lange gewußt haben, nämlich das Ritter der Tiefe alles andere als "die Guten" sind, sondern ihrerseits bloß Werkzeuge der Kosmokraten, über deren Tätigkeiten man auch geteilter Meinung sein kann.
Dazu kommt, daß Wendelin die vorliegende Story offenbar des Nächtens und unter Beibringung erheblicher Mengen Koffeins verfaßt hat. Anders kann ich mir die wirre Konzeption und den unsicheren Stil nicht erklären. So passiert auf den ersten 30 Seiten des Romans so gut wie gar nichts, nur, damit sich anschließend die Ereignisse mehr oder weniger überschlagen. Wendelin wechselt von pathetischem Geschwafel zu gut geschriebenen Actionszenen und läßt Atlans Extrasinn - genauso wie das eingeführte Äquivalent des Gys-Volbeerah-Mutanten - eher lächerlich aussehen. Erneut sind die Charaktere relativ hölzern gezeichnet, was in Band 3 nichts ausmachte, da die Handlung einigermaßen Hand und Fuß hatte und es einen richtigen roten Faden gab.
Wenn nun auch noch Herausgeberin Kim Stark ankündigt, der fünfte Band würde wahrscheinlich erst Ende 1998 erscheinen, fragt man sich endgültig, wozu man dann noch eine Fortsetzungsserie macht. Also, an dieser Stelle noch einmal der Rat: Sorgt dafür, daß mehr Autoren mitschreiben. Das entlastet nicht nur den offenbar etwas ausgepowerten Wendelin Abt, sondern sorgt auch dafür, daß man vielleicht zwei bis drei Hefte pro Jahr herausbringen kann.
Wenn ich in einem Jahr Band 5 lese, sind die Bände 3 und 4 in meinen Papierstapeln längst zu Erdöl sedimentiert.

Dirk van den Boom
Münster



SCIENCE FICTION MEDIA 132

68 Seiten DIN A 4, Offset, Mittelheftung.
Auflage: unbekannt, 7,80 DM, 4er-Abonnement 30,00 DM.
Bezug: Verlag Thomas Tilsner, Postfach 1829, 83637 Bad Tölz.
Bankverbindung: Postbank München (BLZ 700 100 80), Konto 3920 44-808.

Eine Novität in SFM sind illustrierte Stories von illustren Autoren, wobei Altmeister Isaac Asimov den Auftakt macht - mit einer seiner schwächsten Geschichten. "Halluzinationen" ist eine Jugend-SF mit sehr durchsichtigem Plot, überladen mit ausbaufähigen Ideen, die für sich allein eigene Stories gerechtfertigt hätten. Asimov kann sie bei der Kürze der Geschichte nur anreißen, quasi notieren.
Andreas Eschbach war 97 einer der aufsteigenden Autoren, mit Preisen prämiert und durch viele Rezensionen, nicht nur in der Fanpresse, gewürdigt. Seine Story "Die Wunder des Universums" beweist, daß er auch die kurze Prosa beherrscht, es ist die beste Geschichte im Heft. Beschrieben werden die letzten Stunden einer gestrandeten Astronautin, keine Chance auf Rettung. Ihr bleiben nur noch ihre Gedanken und letzte Verfügungen. Und das grandiose Schauspiel der Jupitermonde. Eschbach berührt durch die Emotionalität und Farbigkeit der Schilderung, er gleitet nicht ab in platten Voyeurismus.
Eine Ergänzung dazu ist gleichsam ein ausführliches Interview, welches Michael Matzer mit dem Autor führte (darin eingelassen Rezensionen der Romane DER HAARTEPPICHKNÜPFER und SOLARSTATION).
Auf der Flucht vor nicht genau definierten Verfolgern kapert eine junge Frau das Auto eines abendlichen Einkäufers. "Fahr einfach los, sagte sie", so der ungewöhnliche Titel von Richard Paul Russos Odyssee, die den Protagonisten und seine geheimnisvolle Begleiterin durch ein Labyrinth von Parallelwelten führt. Eine Science Fiction-Road Movie. Irgendwo zwischen zwei Sprüngen verliert dann auch der Autor das Ziel seine Geschichte aus den Augen und seine Spur endet auf einer staubigen Landstraße im Nirgendwo.
Die zweite Hälfte des Heftes erinnert wieder stärker an frühere SFM-Ausgaben. Viele fundierte Rezensionen und Artikel, ein paar Seiten aus Tilsnerschen EDITION COMIC SPEEDLINE und News und Olds aus allen phantastischen Medien.
Neu ein Ausflug in die unendlichen Weiten des WorldWideWebs von Werner Saumweber. Deutsche und internationale Adressen zur Science Fiction und Fantasy, die deutschen kommen leider etwas kurz. Hier könnte man in der nächsten Ausgabe noch nachlegen.
SCIENCE FICTION MEDIA hat nach Jahren der sporadisch erscheinenden Sparausgaben wieder ein neues Gesicht - bunter, abwechselungsreicher, aber auch stromlinienförmiger. Eine Art FOCUS für SF-Leser. Möglich, daß SFM 132 ein neuer Anfang des traditionsreichen Magazins ist, möglich auch, daß der Bahnhofsbuchhandel neue Leserkreise eröffnet. Diese Breitenwirkung erkauft man sich aber (zwangsläufig?) mit einer Verflachung und Beliebigmachung des inhaltlichen Angebots. Zu diesem Konzept wird auf Dauer der spezielle News- und Rezensionsteil nicht passen, Fast Food-Leser mögen leichte, schnell konsumierbare Kost. Die Entscheidung wird also fallen zwischen Klasse und Masse.

Siegfried Breuer
Berlin



SOLAR-X 92

48 Seiten DIN A 5, Kopie (verkl.), Mittelheftung.
Auflage: 95 Exemplare, 3,50 DM, 12er-Abonnement 40,00 DM.
Bezug: ANDROMEDA SF-CLUB HALLE, Wilko Müller jr., Volhardstr. 20, 06112 Halle/S.
Bankverbindung: Bayerische Vereinsbank (BLZ 800 200 86), Konto 7800444.

Manche Clubs schaffen es offenbar, trotz häufiger und regelmäßiger Erscheinungsweise ihrer Publikationen taufrische und hochinteressante Ausgaben zu erstellen - so zumindest der ANDROMEDA SF-CLUB HALLE mit der immerhin bereits 92. Nummer von SOLAR-X.
Schon die Stories sind Leckerbissen: Eluki bes Shahar versetzt in "Liebe in einem kalten Klima" eine Computerspielprogrammiererin in die von ihr geschaffene Welt und läßt sie sowohl an deren Eigenheiten als auch an der Verblendung der süchtigen Spielerschaft leiden. "Der (Psychiatrie-) Patient" von Peter Schünemann entwirft auf dem Reißbrett eine wundervolle Stadt und lebt in dem Wahn, daß sie einmal gebaut werden könnte - ein lebenswerter Traum, um den ihn seine Ärzte nur beneiden können... Auch "Das Lächeln" von jon hat seine eigene Atmosphäre und endet unkonventionell.
Nicht minder nachdenklich stimmen die Rezensionen. In seiner Besprechung von John Brunners SCHAFE BLICKEN AUF zitiert Peter Schünemann genüßlich, daß die "Hochliteratur", ganz der Vergangenheit verschrieben, nicht mehr in der Lage sei, gesellschaftliche Gegenwartskritik zu leisten. Denke ich z. B. an das Fernsehspiel DIE RÄTTIN, das neulich über die Bildschirme flimmerte, so kann ich in das Gekichere nur einstimmen. Vielleicht verinnerlicht man bei germanistischer Bildung ein akademisch und traditionell geprägtes Gedankengebäude dermaßen, daß das Lebensgefühl der jetzigen Gegenwart fremd wird und Visionen nur aus einer Warte heraus entwickelt werden können, die völlig antiquiert und unrealistisch erscheint. Lebensfremd selbst für einen notorischen Phantasten! Sogar als Abfolge von Symbolen verstanden würde DIE RÄTTIN noch untot wirken.
SOLAR-X 92 bietet meistens auch plastische Eindrücke von den besprochenen Werken, so z. B. in Peter Schünemanns Rezension zu DAS BLANKE ENTSETZEN (spanische Horrorgeschichten) oder Tina Kreißlers Verriß von DAS LUZIFER-DECK. Dabei sind die Rezensenten stets bemüht, nicht zuviel zu verraten, halten sich z. T. sogar zu sehr zurück. Thomas Hofmann bewertet ESSAYS DER PHANTASTIK zwar umfangreich, läßt jedoch kaum durchblicken, was sie aussagen. Ob es ein Makel ist, wenn, wie Peter Schünemann moniert, der Roman CHAGA (oder z. B. AM FALSCHEN ENDE DER ZEIT phantastische Aspekte nur als Beiwerk aufweist, ist gewiß diskussionswürdig. In jedem Falle lohnt es, sich mit den Beiträgen in SOLAR-X 92 auseinanderzusetzen. Die Crew ist gut, und sie weiß das auch. In DAS BLANKE ENTSETZEN erwähnt Peter Schünemann am Rande, daß es in Deutschland durchaus gute Autoren der Phantastik gebe, diese aber mangels kommerzieller Verwertungsmöglichkeiten im fannischen Untergrund schreiben würden. Mancher erinnert sich vielleicht an dahingehende Umfrageergebnisse, daß sich viele SF-Fans für eine geheime Elite halten. Vergleiche ich das Niveau von SOLAR-X mit dem einiger regionaler Tageszeitungen (in sprachlicher und gedanklicher Hinsicht), so mag man das für berechtigt halten - allerdings ergaben dieselben Erhebungen wohl, daß SF-Fans im Leben nicht erfolgreicher sind als andere Menschen. Liegt`s an verinnerlichter Realitätsferne? Oder wirkt dort ein Fluch, seiner Zeit voraus zu sein? Nun, das Elitärsein beschränkt sich wohl auf`s Interessengebiet, zumal es kaum anderweitige Gemeinsamkeiten unter den Fans gibt.
Freuen wir uns, daß die SF derzeit Hochkonjunktur hat. In unserem Weltbild - jedenfalls den gemeinsamen Komponenten - können wir uns bestätigt fühlen, weil dabei gleichzeitig mancherorts das Bewußtsein für die Notwendigkeit wächst, die eigene Zukunft zu gestalten. Und auch ohne uns und unseresgleichen für verkannte Genies zu halten, deren Anerkennung nahen würde, können wir auf weitere Fanzines solch hoher Qualität hoffen, wie die 92. Ausgabe des Dauerbrenners SOLAR-X sie uns geboten hat.

Clemens Nissen s. ps.
Neuenburg



GREY EDITION 2: SHADOW & MADIEL

32 Seiten DIN A 5, Kleinoffset, Mittelheftung.
Auflage: 50 Exemplare, 4,00 DM.

GREY EDITION 3: FACETTEN DER UNSTERBLICHKEIT
108 Seiten DIN A 5, Kleinoffset, Mittelheftung.
Auflage: 50 Exemplare, 5,50 DM.
Bezug: TERRANISCHER CLUB EDEN, Kim Stark, Rieslingweg 32, 55545 Bad Kreuznach.

Regelmäßig produzieren Kim Stark und der TERRANISCHE CLUB EDEN ein Fanzine nach dem anderen. Diesmal bekam ich gleich zwei Stück, einschließlich der prompten Reaktion auf meine Verwunderung, daß ich unter allen möglichen Fan-Stories zu bekannten Serien noch nie eine zu AKTE X erhalten habe. Scully und Mulder treten überdies in prominenter Gesellschaft auf: Der HIGHLANDER McLeod und sein Mentor Ramirez sind auch mit von der Partie, solo und in einem Crossover mit unseren beiden Agenten. SHADOW & MADIEL bietet einen Ausflug in das Universum der WILD CARDS, einer TB-Reihe des Heyne Verlags.
Eigentlich ziehe ich eigene Kreationen eines Autors denen der bequemen Benutzung bereits vorgegebener Figuren und Hintergründe vor, doch, zugegeben, die Aha-Effekte, ausgelöst durch bekannte Namen, insbesondere bei Crossover, haben etwas für sich. Hinzu kommt, daß es für die Fans einfach nicht genug Stoff zu ihren liebsten Serien gibt, so daß sie eben selbst welchen hinzudichten. Wenn dies gut gelingt, warum sollte man das nicht auch anerkennen?
SHADOW & MADIEL von Christian Spließ beinhaltet eine Sammlung mehr oder minder unzusammenhängender Episoden. Da ich die Bücher über die WILD CARDS nicht kenne, fällt es mir entsprechend schwer, Bezüge zu knüpfen und Vergleiche anzustellen. Soviel habe ich jedoch mitbekommen, daß es sich um ein Paralleluniversum handelt, in dem Personen zu Assen, vergleichbar den Superhelden, zu Jokern, den Außenseitern, und wer weiß was mutieren, wodurch die uns bekannte Geschichte verändert wird. Der gute Shadow und der böse Madiel sind Gegner, und nach dem Lesen stellt sich die unbefriedigte Frage: Was weiter? Das Ende bleibt offen, die Anthologie hat weder Kopf noch Schwanz. Noch zu erwähnen: Die beiden Illustrationen auf dem Umschlag stammen von Christiane Lieke.
FACETTEN DER UNSTERBLICHKEIT bietet auf über 100 Seiten eine Menge Lesestoff unterschiedlichster Art.
Matthias Richter ist mit zwei sehr kurzen Pointen-Stories vertreten, die durch die Titel "c-Dur" und "e-Moll" jedoch nur scheinbar miteinander in Zusammenhang stehen. In "c-Dur" wird aus einem ungewöhnlichen Blickwinkel erzählt, in "e-Moll" werden wir an einen bekannten SF-Film erinnert. Nur wollen wir der Pointe nicht vorgreifen...
In "Gefangene des Lebens" berichtet Christiane Lieke von einer Sekte, die sich vor Jahrhunderten zurückgezogen hat und nun wieder Kontakt mit der Außenwelt aufnimmt, wobei schaurige Geheimnisse enthüllt werden. Der Anfang liest sich etwas langatmig, doch kommt die Geschichte zur Mitte hin langsam in Schwung.
Jörg Ramm widmet sich in "The Race" einer Figur aus dem HIGHLANDER-Universum. Sean Ramirez Connory zieht mit einem Schüler durch das Spanien der Inquisition. Natürlich dauert es nicht lange, bis der Oberbösewicht auftaucht. Eine traditionelle Fantasy-Erzählung, die an den ersten HIGHLANDER-Film erinnert.
"Zeitlos" von Monika Abt wendet sich Scully und Mulder zu, die über einige enthauptete Leichen in den Dojo von McLeod stolpern. Crossover sind etwas besonders Nettes. Monika ist es sehr gut gelungen, das typische Flair von AKTE X nachzuempfinden. Dabei fielen mir erst so richtig die Stereotypen auf, die in den Gesprächen der beiden in jeder Folge auftauchen, sei es die Art und Weise, wie Mulder seine Partnerin anspricht ("Hey, Scully...") oder Scully mit dunkler Stimme, sarkastischen Bemerkungen und knappen Fragen ihre Zweifel an Mulders Theorien durchblicken läßt. Das ewige Gleiche, keine Weiterentwicklung der Protagonisten: Einerseits prägen bestimmte Muster eine Serie, machen sie gerade zu dem, was sie ist; andererseits tritt die Reihe irgendwann auf der Stelle, weil nichts Neues mehr kommt, sich die Wiederholungen abnutzen. Aber jeder Autor wird sich hüten, etwas zu verändern oder auf eigene Faust weiterzuentwickeln, weil das Resultat dann nicht mehr als eine akzeptable Ergänzung zu dieser Serie gewertet werden kann.
"Dunkle Zeiten" von Jörg Ramm ist erneut typische Fantasy. Die bewährte Heldengruppe, bestehend aus einem Zauberer, einem Krieger und einem Jungen begibt sich auf die gefahrenvolle Suche nach dem mächtigen Stein von Drui'noor. Als sie am Ziel angelangt sind, läßt der Bösewicht die Maske fallen, und es wird ein wenig gemetzelt. Traditionell, voller Klischees.
In "Die Grabung" widmet sich Christiane Lieke noch einmal dem beliebten HIGHLANDER, der es mit der Hüterin von Stonehenge zu tun bekommt. Viel Gerede, wenig Action, dadurch etwas fad.
Auch wenn einige Schwachpunkte aufgeführt wurden, allen Geschichten ist gemein, daß sie angenehm zu lesen und erzählerisch oberhalb des Durchschnitts anzusiedeln sind. Die Umsetzungen von TV-Stoffen sind tatsächlich gelungen. Die Fans der Serien kommen auf ihre Kosten, aber auch für die normalen SF- und Fantasy-Leser ist die Lektüre ein annehmbarer Zeitvertreib.
Das Verhältnis Bild/Text ist nicht ausgewogen, sondern extrem textlastig. Unter den wenigen Illustrationen finden wir u. a. ein schon etwas älteres und bekanntes Bild von Ludger Otten, sowie eine gelungene Darstellung des Highlanders von der jungen Zeichnerin Maren Frank auf Seite 65, was im Inhaltsverzeichnis tatsächlich unterschlagen wurde - schäm' Dich, Kim!

Irene Salzmann
Kranzberg



ALIEN CONTACT 28/29

108 Seiten E 5, Offset, Mittelheftung.
Auflage: unbekannt, 11,50 DM, 4er-Abonnement 26,00 DM.
Bezug: Edition AVALON, Oderstr. 17, 10237 Berlin.
Bankverbindung: Bank 24 (BLZ 380 707 24), Konto 141104000, lautend auf Dirk Kurth.

Der Grund für diese voluminöse, aber nur auf den ersten Blick beeindruckende Doppelausgabe (weil der Umfang und auch der Preis lediglich verdoppelt wurden, womit sich die Herausgeber die Versandkosten für die zweite Ausgabe ersparen) ist die Longstory "Mission für Michael Clopper" von Mario Ulbrich.
Jener Michael Clopper ist Mitglied einer galaktischen Söldnertruppe, die auf dem Planeten Tlaxos im Auftrage der nasentragenden Solanen gegen die nasenlosen Manturen kämpfen. Obwohl Mario Ulbrich einige Kampfszenen schildert, die zum Tod diverser Soldaten führen, ist "Mission für Michael Clopper" eine Parodie auf militaristische Science Fiction, die aber gerade wegen der Verwendung humoristischer Elemente in seichtes Wasser gerät. In einer Taschenbuchanthologie würde das nicht stören, aber der umfangreichste Beitrag in AC 28/29 wird dadurch zumindest teilweise belanglos.
Die übrigen Kurzgeschichten sind kürzer, pointierter und ansprechender. Frank Bartling schildert, wie "Ein verantwortungsloser Streich" von zwei Schülern verübt wird, die eine einheimische Lebensform in einem Habitat aussetzen, das Pflanzen und Tieren von der Erde vorbehalten ist. In "Entrückt" kehrt Jens Schumacher die Situation um, daß Meeressäugetiere von Menschen in Aquarien gehalten werden. Etwas ausgefallener ist die Kurzgeschichte "Sternenschwester" von Gerd Frey und Volker Eschenbach, in dem eine Raumschiffbesatzung einen kapitalen Fehler begeht, vor den sie ein Mitglied der Crew hätte warnen können, wenn sein Egoismus nicht zu stark gewesen wäre.
"Das Weinen nach dem Schmerz" des bulgarischen Autors Agop Melkonjan wirkt dagegen gerafft; auf etwa zweieinhalb Seiten erlebt eine Raumfahrerin unter dem Einfluß einer nichtmenschlichen Lebensform zum wiederholten Mal den Tod ihres neugeborenen Sohnes. "Die Bienenhüterin" von Alan Casey, in dem die Protagonistin zur (vorübergehenden) Heimstatt eines besonderen Bienenvolkes wird, erscheint in dem ansonsten auf Science Fiction ausgerichteten ALIEN CONTACT etwas deplaziert.
Unter den sekundärliterarischen Beiträgen finden sich eine Reihe von interessanten Texten. Hardy Kettlitz setzt seine Serie "Science Fiction History" fort; diesmal berichtet er über SF-Romane, die vor 75 und 100 Jahren erschienen sind und über Autoren des Genres, die in diesem Jahr jene Alter erreicht haben bzw. erreicht hätten - ein reizvoller Rückblick.
Hans-Jörg Vogel beschäftigt sich mit "Rätselhafte(n) Phänomene(n) in der DDR-SF", nämlich mit Romanen, die Motive der Prä-Astronautik thematisieren, die seit jeher etwas suspekt anmuten. Außerdem sind die Bände, da in (Ex-) DDR-Verlagen erschienen, vermutlich nicht mehr erhältlich, ich muß aber einräumen. daß auch mich weder dieses Handicap noch eine womöglich umstrittene Themenwahl davon abgehalten haben, diverse Artikel zu verfassen. Erst kürzlich erschienen sind dagegen die Romane und Magazine aus Kleinverlagen (vor nur einer Ausnahme abgesehen), die in der Rubrik "SF aus Deutschland" vorgestellt werden.
Interviewpartner in ALIEN CONTACT 28/29 sind der britische Autor Robert Rankin, von dem im Bastei/Lübbe Verlag eine Handvoll humoristischer Romane erschienen sind, und Nele Schütz, die Cover der SF-Romane des Heyne Verlags gestaltet. Im Gegensatz zu manchen Interviews, die in früheren AC-Ausgaben erschienen, sind diese Gespräche ausführlicher und damit ergiebiger. Die üblichen Rubriken (Buch- und PC-Spielerezensionen, Verlagsvorschauen u. a.) runden die sekundärliterarischen Beiträge in dieser AC-Ausgabe ab.
Ich bleibe dabei: Die Kurzgeschichte von Mario Ulbrich rechtfertigt die AC-Doppelausgabe nicht - aber vielmehr die übrigen Stories und Artikel.

Armin Möhle
Wallenhorst



DER KELTISCH-HEIDNISCHE KALENDER 1998

11 Seiten DIN A 4, Offset, Spiraldrahtbindung.
Auflage: 300 Exemplare, 16,50 DM.
Bezug: Curtis Nike Verlag, c/o Schaefer, Tempelherrenstr. 9, 10961 Berlin

Dies ist schon das dritte Jahr, in dem Curtis Nike im Rahmen ihres umfangreichen Verlagsprogramms, das neben Fanzines zu verschiedenen Themen auch Briefpapier, Aufkleber, handgearbeitete Schmuckstücke usw. anbietet, einen Monatskalender herausgibt.
Die Drahtbindung ist eine gute Lösung, wenn man, so wie ich, Kalender ungern abreißt, sondern wegen ihrer schönen Motive komplett aufbewahren möchte. Man klappt jede Seite einfach nach hinten. Was ich vergeblich suchte, ist der Aufhänger. Dieses Problemchen habe ich damit gelöst, daß ich einen Draht durch die mittleren Ringe führte, um eine Schlaufe für den Nagel zu bilden.
Wie immer steht der Kalender unter einem grafischen Motto: mythische Frauen. Dabei dienten Gestalten aus Mythologie und Märchen wie Hel oder Undine der Inspiration. Vom Deckblatt in DIN A 4 einmal abgesehen, sind die Zeichnungen ungefähr in DIN A 5 und nehmen die Hälfte jedes Blattes ein, während die verbleibende Fläche von den jeweiligen Monaten beansprucht wird. Ergänzt wird das Kalendarium von einer Gesamtübersicht über 1998 und 99. Die Monate werden unter ihren altdeutschen Monatsnamen (z.B. Januar = Schneemond, Februar = Hornung etc.) geführt. Auf die Angabe der üblichen Feiertage wurde verzichtet, stattdessen sind die heidnischen Feste, die Mondphasen und der Eintrittstag der Sonne in die jeweiligen Sternbilder aufgeführt. Wer Weihnachten nicht verpassen oder an einem Feiertag nicht vor der verschlossenen Tür von der Firma stehen will, trägt diese Daten am besten selbst ein.
Die Zeichnungen tendieren mit ihren klaren Linien zum Jugenstil. Dargestellt sind hübsche Feen, Kriegerinnen, Hexen und ähnliche Frauengestalten, zumeist begleitet von aufwendigen, keltisch orientierten Bildleisten. Wer mag, kann sie sogar ausmalen oder sein Lieblingsmotiv als Postkarte bestellen. Am Ende des Kalenders findet man die Titel der einzelnen Bilder nebst der verlagseigenen Werbung.
Nicht zu vergessen, eine kleine Überraschung liegt jedem Kalender bei.
Wer den etwas anderen Kalender von Curtis Nike bestellt, erwirbt auf jeden Fall einen schönen Wandschmuck.

Irene Salzmann
Kranzberg



SOL 8

52 Seiten DIN A 4, Offset, Mittelheftung.
Auflage: 1.200 Exemplare, 6,00 DM, 4er-Abonnement 30,00 DM.
Bezug: PERRY RHODAN FANZENTRALE e. V., Klaus Bollhöfener, Postfach 2352, 76413 Rastatt.
Bankverbindung: Degussa Bank Frankfurt (BLZ 500 107 00), Konto 502454, lautend auf Peter Fleissner.

Über 2.000 Exemplare auf Hochglanzpapier und mit recht professionellen Layout - da fragt sich der Rezensent schon, ob wir es hier eigentlich noch mit einem Fanzine zu tun haben. Oh doch, da steht es ja im Impressum: SOL ist eine inkommerzielle Publikation. Ich habe selten so herzlich gelacht wie über diese Aussage. SOL ist als Hausmagazin der offiziellen PR-Marketingfuzzis alles andere als inkommerziell, die Kommerzialität trieft sozusagen aus jeder Pore. Daran ändert auch das typische "Ich bin ein Perry-Fan"-Schreckensporträt von Redakteur Bollhöfener über dem Editorial nichts und auch nicht die gnadenvoll gekürzten Leserbriefe in der dreiviertel-LoC-Seite.
Dabei ist SOL gar nicht einmal schlecht. Die Beiträge sind jedenfalls - innerhalb der eng bemessenen Perry-Grenzen - durchaus vielfältig. So lesen wir eine Menge über Vector Enterprises, den Kleinverlag, der PR in den USA reaktiviert (ich habe unwillkürlich an Uwe Draber denken müssen, wie kann das wohl?), ein paar Worte aus der PR-Redaktion, Conberichte, Völkerdatenblatt, zahlreiche hervorragende Zeichnungen in guter Druckqualität, eine PR-Story von Rüdiger Schäfer sowie allerlei News, Kurzrezis und einen Rückblick auf die PR-Magazine, die aber leider nur bessere Inhaltsangaben sind. Natürlich ist das nicht viel mehr als die Vorbereitung der Leser auf den PRM-Oneshot im Januar, immerhin hätten wir dann schon mal 2.200 potentielle Abnehmer.
SOL ist das Magazin für den PR-Fan. In der Tat kann es besser als fast alle richtigen Fanzines sämtliche Bedürfnisse des Fans nach Informationen und Merchandising befriedigen. Es ist von Leuten gemacht, die der Materie nahestehen. Tatsächlich stehen sie ihr so nahe, daß kein böses Wort über ihre Lippen kommen mag. Perry ist für alle was tolles, was ja durchaus angehen mag. Es würde jedoch der Seriösität dieses Heftes guttun, wenn es hin und wieder auch mal ein paar kritische Stimmen zu Wort kommen lassen würde. Da man historisches zu mögen scheint: Warum haben die Perry-Autoren in den frühen Siebzigern massenweise den Aufstand geprobt und wollten Perry mit REN DHARK und REX CORDA den Todesstoß versetzen? Oder zum Inhalt: Wie wird denn das jüngste Massengemetzel in der Perry-Serie so gewertet - ein Rückschritt in die gute alte Zeit des Solaren Imperiums, als Männer noch Männer und eklige Aliens noch eklige Aliens waren? Wie schade nur, daß solche Themen nicht einmal ansatzweise diskutiert werden. Ich bin auch ein Perry-Fan, und das seit über 15 Jahren. SOL bietet mir allerdings recht wenig. Es ist gut gemacht. Es ist fast perfekt.
Vor allem ist es aber viel zu glatt.

Dirk van den Boom
Münster



SOLAR-X 93

52 Seiten DIN A 5, Kopie (verkl.), Mittelheftung.
Auflage: 95 Exemplare, 3,50 DM, 12er-Abonnement 40,00 DM.
Bezug: ANDROMEDA SF-CLUB HALLE, Wilko Müller jr., Volhardstr. 20, 06112 Halle/S.
Bankverbindung: Bayerische Vereinsbank (BLZ 800 200 86), Konto 7800444.

SOLAR-X wartet diesmal mit einer ungewöhnlich langen Story auf. "Die dunkle Tür" von Frank Petermann ist eine Mischung aus UNENDLICHER GESCHICHTE und ALICE IM WUNDERLAND. Frank erzählt die Geschichte des kleinen Michael, der durch eine Tür im Gärtnerhaus in eine Alternativwelt gelangt, in der zwei Magier um die Vorherrschaft kämpfen. Michael hat die Möglichkeit, den Kampf zu entscheiden und die Welt zu retten, indem er eine Prinzessin befreit und ihren wahren Namen nennt. Soweit die Parallelen zur UNENDLICHEN GESCHICHTE. Die Anklänge an Lewis Caroll finden sich eher in der Anlage der Nebenfiguren, die ebenso abrupt und mit geheimnisvollen Botschaften auftauchen wie in ALICE IM WUNDERLAND. Auch das Gut/Böse-Schema ist nicht so stark ausgeprägt, wie in der UNENDLICHEN GESCHICHTE.
Von der Anlage her eher eine Kinder- oder Jugendgeschichte, gelingt es Frank über die ganze Länge hinweg einen Spannungsbogen aufzubauen. Er verrät dem Leser nie mehr als unbedingt nötig und verführt damit den Leser unbedingt weiter zu lesen. Manchmal sorgt diese Methode allerdings auch für Verwirrung. Denn es handelt sich bei dieser Geschichte um die Fortsetzung einer Geschichte aus SOLAR-X 86. Viele Bezüge zum ersten Teil werden also nur für die regelmäßigen Leser von SOLAR-X verständlich. Für denjenigen, der nur den zweiten Teil kennt, sind dagegen manche Äußerungen und Handlungen der Personen etwas unverständlich.
Ein ganz anders gearteter Beitrag von Ralf Anders mit dem Titel "Cassinimania" beschäftigt sich mit der neuesten Sonde, die von der NASA auf den Weg ins äußere Sonnensystem gebracht wurde. Im Gegensatz zu anderen Beiträgen - z. B. in ALIEN CONTACT 28/29, auf den sich Ralf in mehreren Punkte explizit bezieht - hält er es nicht für bedenklich, daß sich an Bord der Sonde 35 Kilogramm Plutonium befinden und spricht ein Plädoyer für die Grundlagenforschung aus. Er beschuldigt seinen Kollegen von ALIEN CONTACT der "Uninformiertheit", gepaart mit "dümmlichem Halbwissen" und "pseudogrünem Aktionismus" und wirft ihm dann vor, aus 35 Kilogramm Plutonium 70 Pfund gemacht zu haben, nur damit es gefährlicher klingt. Daneben gibt es noch einige, recht kleinliche Mäkeleien an der Wortwahl (z. B. Satellit statt Sonde), so daß die Frage durchaus berechtigt ist, wer sich hier auf BILD-Niveau mit dem Thema auseinandersetzt. Zumal Ralf auch kaum etwas zu der Relevanz der Cassini-Sonde sagt, sondern nur auf die Wichtigkeit von Grundlagenforschung verweist, ohne die wir seiner Meinung nach immer noch in Höhlen säßen und Baumrinde kauten. Nur mit zwei Sätzen deutet er an, für welche technische Neuerungen die Sonde wichtig sein könnte. Alles in allem verbleibt der Eindruck, es würde mit diesem Artikel ein weiterer (Neben-) Schauplatz für den Kampf um Marktanteile in einem liberalisierten Fanzinemarkt eröffnet.
Auch über die Zukunft von SOLAR-X erfahren wir etwas. In einem kurzen Ausblick gibt uns Wilko Müller kund, was das Magazin uns im nächsten Jahr bieten wird. Der Betrag für ein Jahresabonnement erhöht sich auf 45,00 DM, am inhaltlichen Konzept wird sich jedoch nichts ändern. Und das ist sicherlich auch gut so, überzeugt SOLAR-X doch durch die Mischung der Beiträge und die offene Gestaltung. Fast 100 Abonnenten sprechen eine deutliche Sprache. Etwas außergewöhnliches wird uns das nächste Jahr jedoch bringen: die hunderste Ausgabe mit einer Karikatur Wilko Müllers als Alien... Damit wird dann eines der letzten Geheimnisse der SOLAR-X Redaktion gelüftet. Wer es schafft mit solcher Regelmäßigkeit hundert Hefte herauszubringen, der kann kein Mensch sein. Ein Fall für Mulder und Scully?

Holger Marks
Marburg


Der FANZINE-KURIER erscheint in der EDITION WHISPERING TIMES.

Herausgabe, Redaktion und Vertrieb:
Armin Möhle
Eibenweg 18
49134 Wallenhorst.

Preise: Einzelexemplar 1,20 DM, Jahresabonnement (6 Ausgaben) 6,00 DM (in Briefmarken oder als Verrechnungsscheck).

Mitarbeiter dieser Ausgabe: Dirk van den Boom, Siegfried Breuer, Holger Marks, Clemens Nissen s. ps., Irene Salzmann, Johannes Unnewehr.

Auflage: 65 Exemplare.
Besucher der Online-Ausgabe:

Für Rezensionsexemplare sind wir stets sehr dankbar!


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