Online
87
|
|
Werte Leserinnen und Leser,
ich bin versucht, diese Zeilen mit einem abgedroschenen
Sprichwort zu beginnen: Was langt währt, wird endlich gut. Gemeint
ist die Besprechung über APPROXIMATION 51: PICKET FENCES, die ich
in dieser Ausgabe präsentieren kann. Mich hat die Ausgabe bereits
vor einigen Monaten erreicht (genauer will ich mich nicht festlegen...),
so daß man geteilter Meinung darüber sein kann, ob der Abdruck
der Besprechung noch sinnvoll ist. Aber mir ist nun einmal eine gewisse
Hartnäckigkeit zu eigen; außerdem gehe ich davon aus, daß
noch Restexemplare von APPROXIMATION 51 vorrätig sind (genau wie von
IRRLICHTER 2, das vor etwa zwei Jahren erschienen ist und weiterhin für
7,50 DM bei mir bezogen werden kann). So bin ich auch optimistisch, in
einer der nächsten Ausgaben auch die Besprechungen über EXTRAVENÖS
12/FICTION & FANTASY 14/QUASAR 18: BILDER EINER AUSSTELLUNG und über
MONOCHROM 8 - 10 abdrucken zu können. Im FANZINE-KURIER 88 werden
jedenfalls Besprechungen über NEW WORLDS 31, SOLAR-X 109, VANCE WORLD
1 & 2 und über AÖN-INTERN 223 erscheinen.
Viele Grüße
Armin Möhle
SOLAR-X 106
ALIEN CONTACT 33
SFGH-CHRONIKEN 186
APPROXIMATION 51: PICKET FENCES
ARGENTINUM ASTRUM 4
STORY CENTER 1/98
SPHINX 4
SOLAR-X 107
BERICHTE AUS DER PARALLELWELT
SOL 12
SOLAR-X 106
44 Seiten DIN A 5, Kopie (verkl.), Mittelheftung.
Auflage: 95 Exemplare, 4,00 DM, 12er-Abonnement
45,00 DM.
Bezug: ANDROMEDA SF-CLUB HALLE, Wilko Müller
jr., Volhardstr. 20, 06112 Halle/S.
Bankverbindung: Bayerische Vereinsbank (BLZ 800
200 86), Konto 7800444.
Die 106. Ausgabe von SOLAR-X enthält fast ausschließlich
Rezensionen.
Primärliterarische Beiträge sind dünn
gesät, sie bestehen fast nur aus einer Story: Christian von Aster
erzählt in "Haus im Wald" eine einfache Geschichte, die geradewegs
auf ihr - gut vorbereitetes - Ende zuläuft und eine nicht ganz neue
Idee ansprechend realisiert.
Felix Webers kurze Story "Postspiel" basiert auf
fannishen Erlebnissen mit dem Club und wird daher wohl nur vereinsintern
Interesse finden.
SOLAR-X beißt sich ziemlich fest an dem Streifen
LOST IN SPACE. Herzhaft verreißt Wilko Müller jr. den Film unter
dem Titel "This Mission Sucks". Die dümmlichen Charaktere und Dialoge
und die oberflächliche, zutiefst unlogische Handlungsführung
treten dabei so deutlich zutage, daß dies eigentlich genügen
würde, um das Machwerk "in die Tonne zu kloppen". Trotzdem - vielleicht
wegen der völlig unglaublichen und wenig schmeichelhaften Tatsache,
daß es in den USA ein Renner war - hat sich Wilko auch noch die Mühe
gemacht, das "Buch zum Film" zu lesen, und stellt dieses vor. Er beschwert
sich dabei über die schlampige Übersetzung, letztlich bleibt
ihm aber auch hier nichts anderes übrig, als den Mist beim Namen zu
nennen. Gleichwohl gibt der Streifen Torsten Altmann noch Anlaß zu
einer vierseitigen Betrachtung von Zeitparadoxien mit minutiösen und
durchaus geistreichen Nachweisen dafür, warum die Handlung völliger
Blödsinn ist. Dessen bedurfte es angesichts des comichaften Niveaus
der Charaktere und Dialoge wohl ohnehin nicht mehr, er hätte seine
Beobachtungen besser als eigenständige Abhandlung der Zeitreiseproblematik
verfaßt. Aber offenbar war die Empörung so groß...
In dem Nachdruck "Johnny über das 20. Jahrhundert"
aus einem kanadischen Fanzine räsoniert John C. Wang über Sinn
und Unsinn unterhaltsamer Zukunftsphantasien. Weil sie meistens nicht wahrwerden,
meint er letztlich, man solle lieber im realen Tagesgeschehen aktiv werden,
als sich utopischen Träumereien hinzugeben. Der Beitrag ist überaus
lesenswert, auch wenn er bei uns wohl eher Widerspruch herausfordert angesichts
eines Regierungsstils, der eher zu tagespolitisch und inkonsequent erscheint
und zeitweise nicht in größeren Zeiträumen als einer Legislaturperiode
denkt.
Um nicht zu langweilen, will ich die vielen Rezensionen
in SOLAR-X 106 nicht alle einzeln kommentieren. Bücher von Alan Dean
Foster, Michael Bishop, Colin Kapp, Larry Niven, Tom Holt u. a. werden
vorgestellt, ein Hörspiel und auch ein Fanzine. Die Besprechungen
sind fast alle lohnend und witzig geschrieben, nur Thomas Hofmanns Bericht
vom 2. TAG DER PHANTASIE wirkt ein bißchen wie eine lästige
Pflichtübung. An anderer Stelle, bei der Vorstellung eines Gedichtbandes,
wirkt er engagierter.
SOLAR-X 106 ist die richtige Lektüre für
eingefleischte Fans, die näher wissen und sich darüber austauschen
wollen, was auf dem (in erster Linie Buch-) Markt der Phantastik läuft.
Man kommt nicht umhin, SOLAR-X immer wieder zu empfehlen.
Clemens Nissen s. ps., Neuenburg
ALIEN CONTACT 33
60 Seiten E 5, Offset, Mittelheftung.
Auflage: unbekannt, 7,00 DM, 4er-Abonnement 28,00
DM.
Bezug: Edition AVALON, Graudenzer Str. 1a, 10243
Berlin.
Bankverbindung: Bank 24 (BLZ 380 707 24), Konto
141104000, lautend auf Dirk Kurth.
Wie immer präsentiert ALIEN CONTACT einen bunten
Inhalt, der sich aus einer kleinen Zahl ausgesuchter Grafiken, Stories,
Artikel, Rezensionen, einem Interview u. v. m. zusammensetzt.
Zu den Zeichnern dieser Ausgabe zählen Matthias
Langer, der mit einem seiner humoristischen Cartoons vertreten ist, der
kürzlich verstorbene Stefan Hecking, Franz Miklis u. a. Ferner werden
die Texte von zahlreichen Abbildungen (Buch- und Fanzinecover, Fotos) aufgelockert.
Den Stories gemein ist ein mehr oder minder makaberes
Ende:
Jürgen Ruggaber erzählt in "Teddy" von
einem einsamen Raumfahrer, der niemand anderen hat, um sich zu unterhalten
als sich selbst. Als er von der Automatik aus dem jahrelangen Schlaf geweckt
wird, besteht zur Erde oder zu anderen Schiffen längst keine Verbindung
mehr. Im Laufe des Selbstgesprächs erfährt der Leser Näheres
über Teddy und die Umstände seiner langen Reise. Offensichtlich
ist nicht nur der Bordcomputer defekt, und so überrascht der Schluß
nicht. Auf Grund des zögerlichen Beginns habe ich etwas mehr erwartet
als dieses rasche Ende. Teddy redet mit sich selbst wie mit einem unsichtbaren
Begleiter oder gar einem Teddybären und hinterläßt eigentlich
nur die Verwirrung, in der er sich selbst befindet.
An Ötzi und einen Neandertaler-Film, dessen
Titel ich leider (?!) vergessen habe, erinnert "Adam" von Christian Hoffmann.
Adam heißt die phantastische Entdeckung des Dr. Frankenberg (verunglimpft
zu Frankenstein). Der tiefgefrorene Neandertaler erweist sich nach seiner
Reanimation als überaus lernbegierig und fähig, die kulturelle
Kluft von mehreren Jahrtausenden zu überwinden. Schnell wird er zu
einem grandiosen Medienereignis, zum Publikumsliebling schlechthin, und
er verweist die arroganten, überlegenen Vertreter des homo sapiens
in vielerlei Hinsicht auf die hinteren Plätze. Wie dünn die Schicht
der sogenannten "Zivilisation" ist, daß "Zivilisation" von den Voraussetzungen
abhängig ist, wie leicht sich die Verhältnisse umkehren lassen,
wird hier schwarzhumorig geschildert.
Eine
Explosion zerstört die Station in Myra Çakans "Das kalte Licht
der Sterne" und zwingt die Besatzung zum Rückflug zur Erde. Allerdings
bietet das Shuttle nicht für alle genug Platz. Der Ingenieur Christopher
Warncke muß ausharren, bis Hilfe eintrifft. Er bemüht sich,
die Lebenserhaltungssysteme intakt zu halten, aber die Zeit arbeitet gegen
ihn. Ein wenig fühlt man sich an SILENT RUNNING erinnert, an die Einsamkeit,
die Verzweiflung und das einsame Ende von Darsteller Bruce Dern.
Stefan Sommer schildert in "Vertreter in Sachen
Luft" das Anliegen eines Kunden nach - wie der Titel bereits verrät
- Luft. Doch da er nicht bar bezahlen kann, weigert sich der Vertreter,
ihm auch nur die geringste Menge zu überlassen. Die Geschichte kann
als Parabel auf die Sturheit der Bürokratie angewendet werden. Bis
die Behörden endlich reagieren, bedarf der Betroffene oftmals keiner
Hilfe mehr. Der Bürokrat verschwendet keine Gedanken an sein Opfer,
spricht sich selbst frei von jeglicher Verantwortung, denn die Schuld liegt
doch beim Betroffenen selbst, der sich in diese Situation brachte. Eine
böse Story, die sich auch auf andere Situationen übertragen läßt.
Andreas Gruber beschäftigt sich in dem Essay
"Zeitreisen in der Literatur" mit den wissenschaftlichen Grundlagen für
jenes Phänomen und ergänzt mit Beispielen aus der phantastischen
Literatur.
Bedauerlicherweise muß auf den zweiten Teil seiner Ausführungen
in AC 34 gewartet werden.
"100 Jahre THE WAR OF THE WORLDS" nennt sich der
Artikel von Gerd Frey. Seit dem Roman von H. G. Wells sind bereits hundert
Jahre vergangen und sechzig Jahre, seit Orson Wells mit der Hörspielversion
eine Massenhysterie verursachte. Die meisten von uns kennen den Spielfilm,
der zu den wenigen SF-Streifen zählt, die vor gut zwanzig Jahren von
den damals drei oder vier Sendern des bundesdeutschen Fernsehen ausgestrahlt
wurden, damals, als man begierig alles im TV anschaute, was als SF bezeichnet
wurde und womit man heute kaum noch jemanden vor die Mattscheibe locken
kann. Ich hatte mir damals auch das Doppel-Album mit dem gleichnamigen
Musical von Jeff Wayne gekauft, und wie es der Zufall will, grub ich es
in einem Anfall von Nostalgie vor einigen Tagen aus, um es mal wieder anzuhören.
Out ist der Klassiker noch nicht: Inzwischen gibt es ein Computerspiel,
zu dem erneut Jeff Wayne den Soundtrack, basierend auf dem alten Album,
lieferte.
Hardy Kettlitz führte ein Interview mit Thomas
M. Disch beim Clubtreffen vom SFC ANDYMON. Wer ein wenig mehr über
den amerikanischen Schriftsteller erfahren möchte, stößt
hier gewiß auf manch interessante Information.
Sehr viel Raum ist den Rezensionen gewidmet, darunter
auch deutsche SF, die zum Teil bei Verlagen erscheint, deren Publikationen
nicht in jeder Buchhandlung aufzutreiben sind. Von daher finde ich das
Angebot sehr gut, daß die AC-Redaktion die Anfragen der Interessenten
an die jeweiligen Verlage weiterleiten wird.
Noch erwähnen möchte ich die "Top Ten
humoristischer SF & F - Bücher aus der Zeit vor Adams, Pratchett
& Co.". An den Genannten haben sich bestimmt manche, die sonst witzigen
Büchern aufgeschlossen gegenüberstehen, sattgelesen. Daß
diese Autoren den Humor nicht kürzlich erfunden haben, belegen die
aufgeführten Titel. Auch ich fand einige Bekannte darunter wie die
HARALD SHEA-Geschichten von de Camp & Pratt, den HERRN DER AUGENRINGE
von Kenney & Beard - und noch einige weitere fielen mir spontan ein,
die Alexander Röder nicht genannt hat. Zweifellos gibt es eine ganze
Menge mehr lustiger Bücher, um so bedauerlicher, daß Humor mit
nur zwei, drei Namen aus den letzten Jahren in Verbindung gebracht wird.
AC 33 ist ein lesenswertes Fanzine mit einer gelungenen
Mischung aus Stories und Informationen.
Irene Salzmann, Kranzberg
SFGH-CHRONIKEN 186
56 Seiten DIN A 5, Kopie (verkl.), Mittelheftung.
Auflage: unbekannt, Preis unbekannt (bitte erfragen).
Bezug: SCIENCE FICTION GRUPPE HANNOVER, Fred
Körper, Ferdinand-Wallbrecht-Str. 82, 30163 Hannover.
Im Vorwort mokiert sich der Redakteur Wolfgang Thadewald
darüber, daß von dem vorliegenden Fanzine (...) "allgemein geglaubt
wird, es werde von der SFGH herausgegeben.". Nun, auf dem Titelbild prangt
nun einmal der Schriftzug SFGH-CHRONIKEN, und ein Impressum, aus dem sich
Gegenteiliges entnehmen ließe, findet sich nicht (deshalb ist im
Rezensionskopf auch die Adresse des SFGHlers aufgeführt, von dem ich
diese Ausgabe erhalten habe). Seltsam bleibt auch, daß Wolfgang die
Leser siezt, was im Fandom vor einigen Jahrzehnten vielleicht üblich
gewesen sein mag.
Die drei Kurzgeschichten in den SFGH-CHRONIKEN beschäftigen
sich mit Drachen. Maren Bonacker erklärt, "Wie die Drachen ihre Ohren
bekamen", Sabine Wedemeyer-Schwiersch gewährt "Drachenasyl" und Uta
Mauersberger erzählt die "Geschichte von einem Drachen und einem Zauberer",
die zwecks Brieftransports zusammenarbeiten. Die Drachenfiguren werden
in diesen Arbeiten nicht in Situationen und/oder Umgebungen eingesetzt,
die für die Fantasy, sondern die für Märchen typisch sind.
"Drachenasyl" ist fortsetzungsfähig und etwas unbefriedigend, da in
dieser Story lediglich beschrieben wird, wie ein Drache den Weg in sein
Asyl, in die Besenkammer des Protagonisten findet, was die Ausgangssituation
für eine weitere Drachen-Abenteuer ist.
Die sekundärliterarische Behandlung des Drachen-Themas
besteht lediglich aus einem eineinhalbseitigen Artikel über die Rolle
der Drachen in der SHADOWRUN-Taschenbuchreihe von Uwe Gehrke oder der Besprechung
über die vier LINDWURM-Romane von Matthias Neiden mit demselben Umfang.
Immerhin kann noch Stanislaw Lem über "Was ich vom Computerzeitalter
erwarte" referieren; freilich ist die Vorstellung von virtuellen Welten,
die jeden beliebigen Wunsch ihrer Benutzer erfüllen können und
von der realen Welt nicht mehr unterscheidbar sind, nicht mehr neu.
Neben den Protokollen der letzten drei SFGH-Treffen
finden sich weitere Berichte von Cons und verwandten Veranstaltungen, so
von den 18. PHANTASTISCHEN TAGEN IN WETZLAR, der Buchmesse 98 und vom 2.
TAG DER PHANTASIE, die natürlich weniger provinziell als die regelmäßigen
Zusammenkünfte der SFGH-Mitglieder sind... So werden Wolfgangs distanzierende
Worte im Vorwort über den Abdruck der Protokolle (obwohl er deren
Veröffentlichung wohl oder übel akzeptieren muß, solange
es sich bei den CHRONIKEN um ein Zine der SFGH handelt) etwas verständlicher:
Märchen und (immerhin maßvolle) Clubbürokratie in ein und
demselben Fanzine – das ist schon seltsam.
Armin Möhle, Wallenhorst
APPROXIMATION 51: PICKET
FENCES
78 Seiten DIN A 5, Kopie (verkl.), Mittelheftung.
Auflage: unbekannt, Preis unbekannt (bitte erfragen).
Bezug: SFC ÜBERALL; Harald Rosenkranz, Borgeln/Am
Bahnhof 8, 59514 Welver.
TV-Serien stapeln sich bei den Sendern (egal ob privat
oder öffentlich-rechtlich), sowohl angejahrte Klassiker als auch mit
Kultlorbeeren bevorschußte neue Produktionen. Man braucht nur einen
Blick ins aktuelle Programm zu werfen, um zu sehen, wieviele davon Anleihen
bei Science Fiction, Fantasy, PSI oder Horror haben. Jede dieser Serien
gäbe die Grundlage für ein Themen-Fanzine her - Robert Musa und
Sascha Ha11aschka aber widmen ihre Aufmerksamkeit stattdessen im Heft 1
nach dem großen Jubiläum einer Non-SF-Serie: PICKET FENCES.
SAT 1 war nicht sonderlich gut beraten, als man
dort den Originaltitel mit dem deutschen Zusatz "Tatort Gartenzaun" verunzierte,
der nicht nur den Rezensenten als potentiellen Zuschauer von vornherein
abschreckte. So bin ich bei meiner Meinungsbildung auf die Informationen
angewiesen, die APPROXIMATION (das aber satt) auffährt. Zaunpfahl
für Zaunpfahl werden alle Folgen der ersten und zweiten Season handlungsmäßig
kurz umrissen und im Dialog analysiert. Wohltuend dabei die sachliche Herangehensweise
Robert Musas, eher enervierend hingegen Sascha Hallaschka, der einem westlichen
Pendant des "Tals der Ahnungslosen" entsprungen scheint. Es ist fast schon
Hybris, einen (nicht zu knappen) Teil des Fernseh-Publikums als "Prol-Zuschauer"
zu dis qua1ifizieren, zu dröge für die Feinheiten der Handlung
und die vermeintlich hohen Ansprüche der Drehbuchautoren. Zielgruppe
von Vorabendserien sind mit Sicherheit nicht Theater-Abonnenten und Kunstkritiker.
Man merkt den beiden Autoren an , daß sie
Fans von PICKET FENCES sind, sonst hätten sie nicht soviel Zeit und
Mühe in dieses Fanzine-Projekt investiert. Für den nicht serien-geschulten
Leser freilich stellt die Lektüre eine Ausdauer-Prüfung dar,
da eine gewisse Trockenheit des Stoffes und Trend zur Bleiwüste nicht
zu leugnen sind. Die Fotos von Film-Charakteren (alles dominierend Ho11y
Marie Combs in der Rolle der Kimberly Brock) lockern das Bild zwar etwas,
wenn auch nicht viel, auf. Immerhin kann man sich eine Vorstellung von
den Schauspielern machen.
APPROXIMATION 51 hat alles, was ein Themen-Fanzine
zu einer TV-Serie haben sollte und ist somit ein solides Stück Sekundärliteratur.
Jener kleine Kreis begeisterter (nicht "Prol-", denn bei denen sind ja
Hopfen und Malz verloren) Zuschauer kann sich glücklich schätzen,
solch ein Juwel als Handbuch zur Serie ihr eigen zu nennen. Die anderen
finden auf dem bunten Fanzine-Markt jede Menge anderer Hefte, die genauso
speziell, aber eben auf andere Themen zugeschnitten sind.
Siegfried Berlin, Breuer
ARGENTINUM ASTRUM 4
76 Seiten DIN A 5, Kopie (verkl.), Mittelheftung.
Auflage: unbekannt, 3,50 DM.
Bezug: Alexander Bruns, Im Tünneken 25,
49751 Sögel.
AA 4 ist ein Fanzine aus dem Rollenspiel-Fandom.
Ungeachtet der zahlreichen SF-Rollenspiele scheint in diesem Bereich der
Szene die Fantasy weiterhin der dominierende Faktor zu sein, dies spiegelt
sich auch in dem vorliegenden Fanzine wider. Auf den 76 Seiten vereint
Redakteur Alexander Bruns neben primärliterarischen Beiträgen
unterschiedlicher Qualität Berichte und Rezensionen aus der Szene,
die auch für denjenigen, der sich mit diesem Fanbereich bisher nicht
beschäftigt hat, einen interessanten Einblick bietet.
Dies gilt vor allem für den LRP-Bericht von
Josef Santo, der ausführlich ein solches Live-Rollenspiel beschreibt.
Da meine Schwester dieses Hobby ebenfalls betreibt, war mir die Schilderung
von massenweise Fans, die in altertümlichen Kostümen gewandet
magische Zaubersprüche weben, Monster massakrieren und Rätsel
lösen, während harmlose Touristen dem Treiben mit wachsendem
Unverständnis zusehen, durchaus geläufig. In der Tat mag so manch
verwirrter Beobachter das ganze für okkulte Praktiken verrückter
Sektierer halten, und einige Berichte in den Medien fielen ja auch so aus.
Tatsächlich dürfte es sich schlicht um eine neue Qualität
angewandter Schauspielkunst handeln. Direkt um Schauspielkunst geht es
auch in einem Beitrag über ein Fantasy-Filmprojekt in der Schweiz,
ebenfalls von Josef Santo, der zeigt, wohin das Fantum führen kann.
Ergänzt werden diese umfangreichen sekundärliterarischen
Beiträge durch Kurzgeschichten von Dirk Apitz, Wolfram Pfeifer, Kai
Grashoff und Alexander Bruns selbst. Während die Stories der drei
Erstgenannten relativ konventionelle Fantasy-Geschichten sind, gelingt
es Alexander in seinem Shorty "Schöne heile Welt" den Widerspruch
zwischen weihnachtlicher Grundstimmung und den Realitäten des Lebens
herzustellen, ein netter Kontrast und vor allem eine Geschichte, die innerhalb
des Zines aus dem Rahmen fällt.
Zum Schluß bietet AA 4 noch Fanzinerezensionen,
die mich aus rein professionellen Gründen besonders interessiert haben.
Alexander beklagt, daß die Veröffentlichungsmenge von Zines
im RSP-Fandom abgenommen habe, ein Phänomen, das sich entweder durch
die zunehmende Aktivität im Internet erklären läßt
– in AA 4 wird ein solches Projekt sogar vorgestellt – oder auf allgemeine
Schreibmüdigkeit zurückzuführen ist, wir haben im SF/F-Fandom
ja das gleiche Problem.
AA 4 ist ein abwechslungsreiches, grafisch jedoch
nicht sehr anspruchsvolles Fanzine, an dessen Layout man noch arbeiten
könnte. In jedem Falle zu empfehlen für jeden, der einmal einen
Einblick in eine etwas andere Szene erhalten möchte.
Dirk van den Boom, Münster
STORY CENTER 1/98
66 Seiten DIN A 4, Offset, Klebebindung.
Auflage: 530 Exemplare, 8,00 DM
Bezug: SFCD, Andreas Kuschke, Billerbeck 25,
29465 Schnega.
Bankverbindung: Saar Bank e. G. (BLZ 591 900
00), Konto. 00113311.
Diese Ausgabe des SFCD-STORY CENTERS wurde erstmals
vom AUTORENFORUM betreut. Ob dadurch eine Verbesserung eingetreten ist,
vermag ich nicht zu beurteilen, da dies meine erste Ausgabe des STORY CENTERS
ist, die ich in die Finger bekomme. Auf den ersten Blick wird jedoch klar,
daß das AUTORENFORUM mit dieser Ausgabe ein solides und grafisch
gut konzeptioniertes Heft vorgelegt hat. Der Dreispaltensatz ist lesefreundlich
und dem Format angemessen. Reichlich Illustrationen und ganzseitige Grafiken
sorgen für Auflockerung. Zusätzlich wird jeder Autor in Wort
und Bild kurz vergestellt.
Es stellt sich dabei heraus, daß es beileibe
nicht nur Anfänger sind, die ihre Stories im STORY CENTER veröffentlichen.
Gabi Neumayer, die Chefredakteurin und mit einer Story vertreten, ist im
Hauptberuf Fachbuchautorin und auch die anderen Mitwirkenden können
fast alle auf eine mehr oder wenig lange "Karriere" als Fan-Autor zurückblicken.
Gleichzeitig beklagt sich die Redaktion darüber,
daß ihr nicht genügend "veröffentlichungsreife" Geschichten
eingereicht wurden, so daß der Erscheinungstermin sich immer wieder
verzögert hätte. Fehlt der Nachwuchs oder liegt es an den doch
zu hohen Ansprüchen des AUTORENFORUMS bzw. der fehlenden Bereitschaft
vieler Hobbyautoren sich einer konstruktiven Kritik ihrer Werke zu unterziehen?
Vollzieht sich hier im Kleinen ein Trend, der im großen längst
überdeutlich geworden ist: Der Markt wird überschwemmt von seriengestützter
Dutzendware ohne eine originäre Identität.
Die Wiederkehr der Serien und ihre zunehmende Dominanz
läßt sich im Fandom seit langem spüren. Es wäre jedoch
extrem schade, wenn diese Entwicklung dazu führen würde, daß
es abseits der Serien keine ernstzunehmende Fanliteratur mehr gibt und
sich "Sturgeons Gesetz" wonach 90 Prozent von allem nur Mist ist, sich
auch im Fandom erbarmungslos Geltung verschaffen würde. Bislang war
die Trefferquote fannischer Produkte wesentlich höher. Und zum Glück
bewahrheitet sich Sturgeons Gesetz auch bei dieser Ausgabe des STORY CENTERS
nicht.
Zum Teil liegt das sicherlich an der intensiven
Betreuung durch das Autorenforum, die man den Geschichten durchaus anmerkt.
Sie sind alle sprachlich einwandfrei und inhaltlich gut durchkonzeptioniert.
Ausfälle gibt es keine. Dies zeigt im Grunde, wie wichtig eine intensive
Betreuung ist. Bedeutet aber natürlich auch, daß es den schnellen
Erfolg, seine Geschichte in irgendeinem Fanzine gedruckt zu sehen, nicht
gibt.
Fehlende
Ideen können aber nicht durch eine noch so intensive Betreuung ersetzt
werden. Doch auch die Plots sind vielfältig und man merkt das Bemühen,
dem Thema der Geschichte eine neue Seite abzugewinnen. Sei es nun Andreas
Krasselt der mit "Gesellschaft" eine neue Variante einer Zeitschleifen-Geschichte
schreibt oder Thomas Kohlschmidt, der in "Zeitstrom" ebenfalls die Zeitreise
nutzt, um eine neue Form der Space Opera zu schildern, dabei allerdings
ein wenig hinter den Möglichkeiten zurückbleibt, die seine Idee
geboten hätte.
Der Fantasy-Part wird ausschließlich von den
weiblichen Autoren bestritten. Cornelia Schneider beschreibt in "Eulenaugen"
den Kampf einer geheimnisvollen Kriegerin gegen einen bösen Usurpator
und Ines Kreutzer schildert in "Schattenland" im Prinzip genau dasselbe
(leider fehlte bei meinem Exemplar die letzte Seite der Geschichte, ich
nehme aber an, daß sie genauso ein Happy-End hat wie die vorgenannte).
Mit Stefanie Pappons "Im Schatten blauer Flügel" dagegen hatte ich
meine Schwierigkeiten. Einerseits schreibt Stefanie eine ganz interessante
Geschichte über die problematische Besiedlung eines fremden Planeten,
anderseits verliert sie sich oft in blumenreiche Ausschmückungen und
Beschreibungen der Empfindungen und Gedanken ihrer Hauptperson. Das Problem
der Siedler löst sich auf ganz romatische Weise und schließlich
schweben in der Luft lauter Märchengestalten... Die Geschichte schrammt
damit nur haarscharf am Kitsch vorbei.
Die gelungenste Geschichte im Band stammt von Gabi
Neumayer. In "Jetzt auch in den Vereinigten Staaten" proben Kühe den
Aufstand gegen ihren Farmer, der seine heruntergewirtschaftete Farm und
die Tiere vernachlässigt, sich jedoch weigert das Land zu verkaufen.
Den Kühen gelingt es jedoch, ihn umzustimmen... Eine rundum gelungene
Geschichte mit einigen Fußnoten, die Gabi als Fan von Terry Pratchett
ausweisen.
Die Geschichten in dieser STORY CENTER-Ausgabe sind
allesamt lesbar und decken ein breites inhaltliches Spektrum ab. Der Versuch
im Vorwort, ein gemeinsames "Oberthema" für alle Geschichten zu finden
wirkt somit eher peinlich und gewollt als sinnvoll. Aber anscheinend muß
das sein, denn für das folgende Heft wird bereits das Oberthema "Zeitenwende"
angekündigt. Vielleicht halten sich die Autoren ja daran.
Und noch eine kleine Ärgerlichkeit am Rande:
Eingesandte Stories sollen ab sofort in der neuen Rechtschreibung verfaßt
sein. Auch nach längerem Nachdenken ist mir kein Grund für diese
Einschränkung der künstlerischen Freiheit eingefallen.
Holger Marks, Marburg
SPHINX 4
72 Seiten DIN A 6, Kopie (verkl.), Mittelheftung.
Auflage: 300 Exemplare, 2,50 DM, 5er-Abonnement
10,00 DM.
Bezug: Andreas Funke, Henriettenstr. 4, 53125
Bonn.
Recht handlich ist das für Fanzines seltene
Format von DIN A 6. Allerdings versteht sich SPHINX auch mehr als ein Handbuch,
ein Conbegleiter oder Infobroschüre - und nicht als herkömmliches
Fanzine. Der Inhalt besteht auch nur aus Informationen; Stories sucht man
vergeblich.
Nach einer kurzen Einführung, der Entstehungsgeschichte
von SPHINX, findet man zahlreiche Rezensionen zu Fanzines, die in erster
Linie im Fantasy- und Rollenspielbereich ihre Heimat haben oder allen Genres
gegenüber offen sind (FUNZINE, FANZINE-KURIER, ARGENTINIUM ASTRUM,
MENHIR) des weiteren Spielrezensionen (WARHAMMER, DSA, VAMPIRE), Bücherrezensionen
(EDITION CASABLANCA/Martin Ellermeier, PR-SPACETHRILLER), Hinweise zu Cons
und jede Menge Adressen.
Gerade wer sich in der Rollenspielwelt noch nicht
so gut auskennt, wer neue Kontakte knüpfen oder an einem Fanzine mitwirken
möchte, dürfte hier so manchen guten Tip erhalten.
Irene Salzmann, Kranzberg
SOLAR-X 107
56 Seiten DIN A 5, Kopie (verkl.), Mittelheftung.
Auflage: 100 Exemplare, 4,00 DM, 12er-Abonnement
45,00 DM.
Bezug: ANDROMEDA SF-CLUB HALLE, Wilko Müller
jr., Volhardstr. 20, 06112 Halle/S.
Bankverbindung: Bayerische Vereinsbank (BLZ 800
200 86), Konto 7800444.
Die Dezember-Ausgabe von SOLAR-X präsentiert
sich in einem feinen Vierfarbcover, organisiert vom Fan-Konzern EPILOG
und in einer ansonsten diesmal leider etwas schlechteren Druckqualität.
Offenbar hat ein Software-Problem Redakteur Wilko Müller jr. zudem
zu einem eher übersichtlichen Layout getrieben, das keine wirkliche
Verbesserung zu den vorhergehenden Nummern darstellt. Doch was zählt,
ist ja der Inhalt, und da kann SOLAR-X 107 wie immer viel bieten.
Zentraler
Beitrag ist eine Longstory von Frank Roger. Auf fast zehn Seiten erzählt
der Autor in "Hautdrache" die ganz harmlos beginnende Geschichte zweier
Freunde, von denen einer als Rockstar sich einen Drachen auf die Haut hat
tätowieren lassen – und dieses Tattoo scheint ein unheimliches Eigenleben
zu entwickeln. Obwohl die manchmal etwas eintönige Erzählperspektive
der Geschichte etwas stört – es entsteht der Eindruck, als seien alle
Ereignisse ja bereits vor langer Zeit geschehen und der Erzähler hat
ja alles gut überstanden, was einiges von der Spannung wegnimmt –,
ist die Story sehr lesenswert und hat eine nette Grundidee.
Der größte Teil dieser Ausgabe wird jedoch
wieder der Sekundärliteratur gewidmet. In elf Rezensionen von Büchern
und Filmen wird relativ ausführlich auf diverse Neuerscheinungen eingegangen.
Zwei Berichte runden das Bild an: Einer über einen Besuch von Hermann
Urbanek in Leipzig, ein anderer über einen von Silke Rosenbüchler.
Wer letztere nicht kennt, muß nicht traurig sein, denn sie wird biographisch
und durch eine Kurzgeschichte in dieser SOLAR-X-Ausgabe vorgestellt.
SOLAR-X 107 bietet die bewährte Mischung ohne
große spektakuläre Beiträge, die einen vom Hocker reißen
würden. Daß dies auch nicht nötig ist, macht eine der Charakteristika
dieses grundsoliden Fanzines aus, bei dem man sich nicht nur auf pünktliches
Erscheinen, sondern auch auf ein gerüttelt Maß an inhaltlicher
Qualität verlassen kann. Wie (fast) immer zur Lektüre zu empfehlen.
Dirk van den Boom, Münster
BERICHTE AUS DER PARALLELWELT
256 Seiten DIN A 5, Offset, Klebebindung.
Auflage: unbekannt, 19,50 DM.
Bezug: Hans-Peter Neumann, Benekendorffstr. 11,
13469 Berlin.
Neun Jahre nach dem Mauerfall und acht Jahre nach
der Wiedervereinigung ist dieses zweihundertfünfzigseitiges Buch über
das Fandom der DDR erschienen – nicht sehr zeitnah, aber ich will nicht
verkennen, daß dieses Projekt einen erheblichen zeitlichen Aufwand
erfordert haben muß. Die BERICHTE AUS DER PARALLELWELT werden EDFC
herausgeben, auch im SFCD vertrieben und sind darüber hinaus bei ihrem
Mitherausgeber Hans-Peter Neumann erhältlich. Ihm standen Wolfgang
Both und Klaus Scheffler bei der Zusammenstellung der Beiträge zur
Seite.
Die Zusammenfassung der Geschichte des DDR-Fandoms
nimmt in dem Band nur etwa ein halbes Dutzend Seiten ein. Zwischen dem
Ende der fünfziger Jahre und der Wiedervereinigung entwickelten sich
eine Reihe von regionalen Clubs, die zumeist einige Jahre bestanden und
natürlich auch Fanzines herausgaben, deren Verbreitung aufgrund der
fehlenden Druckmöglichkeiten (so wurden einige Zines nur in Miniauflagen
in Form von Schreibmaschinendurchschriften publiziert) und des staatlichen
Genehmigungsvorbehaltes beschränkt war.
Es ist dennoch beachtenswert, daß unter diesen
Umständen immerhin fast 40 Fanzines das Licht jener fannischen Parallelwelt
erblickten. Überregionale Vereine entstanden in der DDR jedoch nicht,
meist blieben die Clubs isoliert. Die Clubs lösten sich meist nach
einer Interessenverlagerung der Aktiven auf – kein ungewöhnliches
Phänomen, das auch im bundesdeutschen Fandom zu beobachten war und
ist –, aber auch durch staatliche Eingriffe, die aber ab Mitte der siebziger
Jahre nicht mehr zu registrieren waren (zumindest wird kein weiterer erwähnt).
Die Aktivitäten der DDR-Clubs unterschieden
sich nicht wesentlich von denen ihrer bundesdeutschen Pendants, wie nach
der Lektüre des Artikels "Von den Clubs" von W. Böhme (alias
Erik Simon) festzustellen ist: "Die Klubs organisieren also erst einmal
(unter den Fans – Anmerkung von mir) Kommunikation (...), Gespräche
mit Produzenten der SF, evtl. auch mit zwei, drei Literaturwissenschaftlern
(...), Korrespondenz mit Produzenten, Kritikern, anderen Club usw. (...).
(...) Forderung nach besserer SF oder nach bestimmten Arten von SF, die
Diskussion über SF, die Forderung nach mehr Information über
SF (...) sowie (...) Versuche, aktiv in die Produktion und Reflexion von
SF einzugreifen: durch Verfassen eigener SF-Geschichten (...), Verfassen
von Artikeln, Bibliographien und Rezensionen und nach Möglichkeit
Publikationen all dessen in ‘Fanzines’ (...)."
Also
durchweg Funktionen, die auch die bundesdeutschen Clubs in unterschiedlichem
Ausmaß und mit unterschiedlichen Ansprüchen ausüb(t)en.
Die Wiedervereinigung führte freilich wegen der aus ihr resultierenden
Veränderungen, u. a. wegen des Wegfalls der Publikationsmöglichkeiten
für die (Ex-) DDR-Autoren, auf die sich das DDR-Fandom überwiegend
konzentriert hatten, zu einer Reduzierung der fannischen Aktivitäten
in den fünf neuen Ländern.
Der größte Teil des Buches umfaßt
die Clubgeschichten und die Fanzinebibliographien, die durch Fotos, Coverabbildungen
und durch diverse Dokumente (u. a. staatlicher Repression) aufgelockert
werden. Ergänzt werden diese Beiträge durch Conberichte, Rezensionen
zweier Debütantenanthologien ostdeutscher Verlage, in denen ausschließlich
Fans veröffentlichten, einer Zeittafel und durch einen kurzen Hintergrundartikel
über die Einbindung der SF-Clubs in die staatliche Organisation des
Kulturbundes (die Gründung von Vereinen durch Bürger war in der
DDR nicht erlaubt).
Alles in allem bietet der Band, der auf der akribischen
und umfangreichen Fließarbeit der drei Herausgeber basiert, einen
interessanten, nostalgiefreien (Rück-) Blick in eine fannische Parallelwelt,
die sich nicht vollständig, sondern "nur" teilweise von der unseren
unterschied – doch genau das macht den Charakter und den Reiz einer Parallelwelt
aus – und natürlich auch in ein anderes Gesellschaftssystem mit anderen
Bedingungen für die Aktivitäten der Fandomler.
Es ist schade, daß eine vergleichbare Arbeit
für das bundes- bzw. gesamtdeutsche Fandom nicht existiert (lediglich
einige Clubs, wie der SFCD [bereits 1983, aber bislang nicht aktualisiert]
und der PRBCBS, haben ihre Clubchronologie festgehalten). Doch für
eine Geschichte des bundes- bzw. gesamtdeutschen Fandoms wäre noch
mehr Material zu sichten, wären noch mehr Informationen zu recherchieren;
wer sollte diese Arbeit leisten?! Und: Welchen Zeitraum wurde sie erfordern,
wenn bereits die Arbeit an den BERICHTEN AUS DER PARALLELWELT sieben Jahre
in Anspruch nahm?!
Armin Möhle, Wallenhorst
SOL 12
68 Seiten DIN A 4, Offset, Mittelheftung.
Auflage: 2.400 Exemplare, 6,00 DM, 4er-Abonnement
30,00 DM.
Bezug: PERRY RHODAN FANZENTRALE e. V., Klaus
Bollhöfener, Postfach 2352, 76413 Rastatt.
Bankverbindung: Degussa Bank Frankfurt (BLZ 500
107 00), Konto 502454, lautend auf Peter Fleissner.
Die zwölfte Ausgabe von SOL ist ganz der ATLAN-Serie
gewidmet, die ja zur Zeit eine Wiederauferstehung erlebt, nachdem sie zwischenzeitlich
nur auf fannischer Basis fortgeführt werden konnte. Dr. Robert Hector
führt in einer "kritischen Würdigung" die PR-Fans in diese Serie
ein, beleuchtet dabei vor allem deren oft zu geringe Eigenständigkeit
und führt hierauf auch ihr Scheitern zurück, nämlich darauf,
daß sie im Gegensatz zu PR die Phase der überbordenden, komplexen
Kosmologie nicht überlebte. Die SOL setzt damit in gelungener Weise
ihre kritische Linie fort, die sie schon bisher bei der Auseinandersetzung
mit Verrissen der PR-Serie gelegentlich erkennen ließ.
Auch im vorliegenden Heft findet sich ein Beitrag
dieser Reihe. Er geht der Frage nach, ob Perry Rhodan ein "Hitler des Raumzeitalters"
sei, und bezeichnet die Vorwürfe als "in den späten 60er Jahren
nicht unberechtigt". Militarismus, Führer- und Elitekult sowie Terranerverherrlichung
seien bis Anfang der siebziger Jahre unübersehbar gewesen - eine Aussage,
die für die PRFZ geradezu kühn anmutet, auch wenn an anderer
Stelle (berechtigterweise) einschränkend auf eine Naivität der
Autoren und blinde Action hingewiesen wird, wie sie für billige, reißerische
Unterhaltung typisch ist.
Im aktuellen PR-Kosmos will die Redaktion nun den
neuen ATLAN: TRAVERSAN-Zyklus spielen lassen; Klaus N. Frick schenkt den
Lesern reinen Wein ein und verrät ihnen, daß dies wegen der
geringen Absatzchancen eine vorübergehende Erscheinung sein und die
ATLAN-Serie nicht dauerhaft wiederbeleben wird.
Dem Vorwurf, ein Jubelverein zu sein, setzt sich
die PRFZ offenbar nicht mehr aus. Natürlich können enthusiastische
Fans weiterhin an den Lippen ihrer Idole hängen, so bei Rainer Castors
fetzenhaftem Werkstattbericht Über die "lange Geschichte der ATLAN-Hardcover"
oder der "PR-Chronologie 97". Leute, denen - wie mir - der Streifen LOST
IN SPACE mißfallen hat, werden z. B. Gregor Sedlags positive Filmbesprechung
nicht gutheißen, auch wenn sie erklärtermaßen auf äußerster
Nachsicht gegenüber logischen Brüchen beruht.
Man hat aber nirgends das Gefühl, daß
absichtlich versucht würde, Dinge schönzureden, und kann daher
z. B. Rüdiger Schäfers ATLAN-Story "Zwischenzeit" unbeschwert
genießen. Spaß macht besonders Kurt Koblers Bericht von einer
fannischen Exkursion zum Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrttechnik,
der unter dem Titel "Dem Hungertod entronnen" zeigt, wie echte Raumfahrttechniker
vor Elan die Zeit vergessen können, wenn sie bei ihren Berichten auf
ungeahntes Interesse stoßen.
Die SOL hat sich zu einem empfehlenswerten Magazin
gemausert. Die Aufmachung ist so professionell und aufgelockert gestaltet,
daß sie gerade den flüchtigen Leser ansprechen kann, der noch
kein Fan ist und keine Lust hat, sich intensiv in das fiktive Universum
hineinzudenken, sondern nur einen ersten Eindruck gewinnen möchte.
Er kann dabei auf interessante und selbstkritische Ausführungen stoßen.
Für einen Fan wird die SOL allerdings keine Alternative zu Fanzines
sein, die an Masse und Tiefe für gleiches Geld erheblich mehr bieten
und von ihm mitgestalten werden können.
Clemens Nissen s. ps., Neuenburg
Der FANZINE-KURIER
erscheint in der EDITION WHISPERING TIMES.
Herausgabe, Redaktion und Vertrieb:
Armin Möhle
Eibenweg 18
49134 Wallenhorst.
E-Mail: armoe@germanynet.de
Preise: Einzelexemplar 1,20
DM, Jahresabonnement (6 Ausgaben) 6,00 DM (in Briefmarken oder als Verrechnungsscheck).
Der FANZINE-KURIER ist außerdem im PRBCBS im Interesseabo zu beziehen.
Mitarbeiter dieser Ausgabe:
Dirk van den Boom, Siegfried Breuer, Holger Marks, Clemens Nissen s. ps.,
Irene Salzmann.
Auflage: 90 Exemplare.
Besucher der Online-Ausgabe:
Für Rezensionsexemplare
sind wir stets sehr dankbar!
|