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Werte Leserinnen und Leser,
mich haben für diese Ausgabe vier
Besprechungen nicht erreicht; zwei deshalb nicht, weil die Rezensionsexemplare
offenbar auf dem Postweg verlorengegangen sind, was bislang einmalig ist.
Ansonsten ist dies ein Vorwort, wie ich es häufig schreibe: Selbst
wenn mich jene zwei Besprechungen, für die die Rezensionexemplare
tätsächlich bei meinen Mitarbeiter eingetroffen sind, rechtzeitig
erhalten hätte, wäre ihre Veröffentlichung aus Platzgründen
in dieser Ausgabe nicht mehr möglich gewesen. Oder ich hätte
den Abdruck anderer Rezensionen auf den FANZINE-KURIER 98 verschieben müssen...
In der nächsten Ausgabe werden voraussichtlich Besprechungen über
FUTURE MAGIC 28, SCHATTENSPLITTER 2, RETTUNGSKREUZER IKARUS 3, DAEDALOS
3, RISSZEICHNUNGS-JOURNAL 110, ENPUNKT 34 u. a. erscheinen.
Viele Grüße
Armin Möhle
SOLAR-X 128
SPRÜHENDE PHANTASIE
18
ALIEN CONTACT 38
PERRY RHODAN PERSPEKTIVE
49
0. HALLSTRØM
2000
DÄMON KÜSST
ENGEL
ÄON INTERN 230
SFGH-CHRONIKEN 192
SOL 19
WACKA WACKA 4/WACKA
WACKA 5
REN DHARK 116: MENSCHEIT...
/REN DHARK 117: AUF DEN SPUREN...
DER VISIONÄR
SOLAR-X 128
60 Seiten DIN A 5, Kopie (verkl.), Mittelheftung.
Auflage: 110 Exemplare, 4,00 DM, 12er-Abonnement
45,00 DM.
Bezug: ANDROMEDA SF-CLUB HALLE, Wilko Müller
jr., Volhardstr. 20, 06112 Halle/S., E-Mail: asfc@wilkomueller.de.
Internetausgabe: http://home.t-online.de/home/Wilko.Mueller/asfc/start.html.
Bankverbindung: Hypo Vereinsbank Halle (BLZ 800
200 86), Konto 7800444.
Das mit der Regelmäßigkeit eines
Uhrwerkes erscheinende Hallenser SF-Fanzine enthält die bekannte und
beliebte Mischung aus Rezensionen, Artikeln und einigen Kurzgeschichten.
Schade nur, daß Redakteur Wilko Müller zwar auf der einen Seite
drei neue Namen im Bereich der Stories begrüßt, auf der anderen
Seite aber die Qualität der ausgewählten Beiträge nicht
immer SX-Standard entspricht.
In der Story "Ein Magier auf Abwegen"
von Daniela Hoppaus wird die Geschichte eines Magiers erzählt, der
von einer Kundin zu einer Zeitreise bewegt wird, um einen alten Fluch aufzuheben.
Natürlich – sorry, das war so vorhersehbar wie nur irgendwas! – hat
er in der Vergangenheit den Fluch selbst gewirkt und muß nun seinen
Fehler einsehen, was er auch mit moralinsaurer Geste am Ende der Story
macht. Die Geschichte ist ganz flott erzählt, bietet aber weder Überraschungen,
noch eine wirksame Pointe und wirkt manchmal etwas zu hastig, als daß
sie wirklich unterhaltsam sein könnte. Auch Sylvia Englerts Story
"Dreamscape" um eine Frau, die ihr Konsumverhalten einer Schlafunterstützungsmaschine
anpaßt und zum wehrlosen Opfer des bösen Kapitalismus wird (gähn),
kann nicht für ihre Originalität gerühmt werden – und ganz
sicher nicht für ihren Stil, denn etwa ein ausdrucksvolles "Arrrrgh!"
gehört nicht wirklich in eine Kurzgeschichte. Da will ich aber nicht
zu streng urteilen, manche Soundwords drängen sich einem ja mitunter
beim Schreiben förmlich auf. Aber auch hier: Keine Pointe, kein sinnvolles
oder zumindest schlüssiges Ende, nur der hinter lockerer Nettigkeit
verborgene erhobene Zeigefinger.
Schön, daß zumindest im Besprechungsbereich
der Schlendrian nicht eingezogen hat: Hier kann auch SX 128 mit der gewohnten
Qualität aufwarten, die ganz wesentlich zum Lesegenuß dieses
Fanzines beiträgt. Wer sich über Neuerscheinungen informieren
will, ist bei SX immer ganz gut bedient, sicher ein Vorteil der monatlichen
Erscheinungsweise. Bleibt dem Fanzine trotz der von Wilko in seinem Editorial
thematisierten finanziellen Probleme – vor allem durch die vielen kostenlosen
Belegexemplare bedingt – nur weiteres Durchhaltevermögen zu wünschen,
denn ohne Zweifel ist SX mittlerweile zu einer Institution der deutschen
Fanszene geworden. Und an die gewöhnt man sich so schnell, daß
man sie nachher nicht mehr missen möchte.
Dirk van den Boom, Saarbrücken
SPRÜHENDE
PHANTASIE 18
48 Seiten DIN A 4, Offset, Klebebindung.
Auflage: 100 Exemplare, 6,00 DM.
Bezug: JO 84, Goebenstr. 37, 32423
Minden.
Bankverbindung: Sparkasse Minden (BLZ
490 501 01), Konto 89012066, lautend auf J. Guhde.
Die SPRÜHENDE PHANTASIE wartet mit
unzähligen Comics auf, wobei sich hier sehr gut und dilettantisch
gezeichnete die Hände reichen. Elementar ist und bleibt bei solchen
Short-Comics einfach die Handlung und Pointe, und hier befinden sich die
Vertretenen fast alle auf dem gleichen Niveau, nämlich einem sehr
guten.
Natürlich hat die Komik einen herausragenden
Stellenwert und die Lachmuskeln werden über die Maßen gefordert.
Allerdings finden sich auch zwei Comics die in ruhigeren, nachdenklichen
Gewässern fahren. So ist "Herr Rossi" von Till Lenecke, in dem der
Charakter ständig auf der Suche nach dem Glück, im entscheidenden
Moment allerdings zu blind ist, um es greifen zu können, eher dramatisch-ironisch.
Sehr beeindruckend ist vor allen Dingen,
der autobiografische Comic "Bio-Geshredder" von Oliver Ferreira, den man
als Ausflug in die Psyche bezeichnen kann. Für und wider bzw. die
Gedankenprozesse im allgemeinen werden durch symbolische Charaktere dargestellt,
die sich gegenseitig unterdrücken, kritisieren, usw. Wirklich bewegend!
Daneben findet man ein Interview mit dem
Comickünster Martin Jablonka über dessen bisheriges Auftreten
und seine weiteren Pläne.
Das Gespür für den richtigen
Plot und eine gute Wortwahl haben fast alle Mitarbeiter, jedoch begeistern
mich hier Oliver Ferreira, Kowalski und Andreas Fecke am meisten.
Zeichnerisch ist es schon schwerer zu
beurteilen, da bei Comics ein Rübennasen- oder Strichmännchen
genauso viel ausstrahlen kann wie eine ausgefeilte menschliche Zeichnung.
Hinsichtlich des Bildaufbaus, der Perspektiven und des Aufwandes stechen
jedoch Till Lenecke und Oliver Ferreira ganz deutlich hervor. Von diesen
beiden stammen im übrigen auch das Front- (farbig) bzw. Backcover.
Fazit: Kaufen! Selbst diejenigen, die
sich nicht zu den Comic-Freunden zählen, werden sicherlich mit diesem
ausgewogenen Heft viel Spaß haben.
Timo Kümmel, Weyhers
ALIEN CONTACT 38
64 Seiten E 5, Offset, Mittelheftung.
Auflage: unbekannt, 7,80 DM, 4er-Abonnement
30,00 DM.
Bezug: Edition AVALON, Graudenzer Str.
1a, 10243 Berlin, E-Mail: AC@epilog. de.
Internetausgabe: http://www.epilog.de/
go/AC.
Bankverbindung: Bank 24 (BLZ 380 707
24), Konto 141104000, lautend auf Dirk Kurth.
ALIEN CONTACT 38 ziert diesmal kein Farbcover,
was dem Erscheinungsbild nicht im geringsten schadet, denn das gewohnte
Layout ist an sich stets ein optischer Magnet fürs Auge. Das Motiv
stammt von Gerd Frey. Auch zu erwähnen sind das Backcover von Volkmar
Götze und die Illustration von Frank Miklis. Auch die übrigen
Grafiken und Abbildungen fügen sich nahtlos ein, lockern die Textmenge
sinnvoll auf.
Der Inhalt erscheint mir diesmal etwas
dünnblütiger, weniger abwechslungsreich als in früheren
Ausgaben. Vielleicht liegt das an dem umfangreichen Rezensionsteil, der
Buchneuheiten allgemein und unter dem Titel "Expedition zum Blauen Stern"
speziell aus Deutschland vorstellt, der als Nachruf "Zum Gedenken an die
Schöpfer phantastischer Welten" namhafte Autoren und frühe Highlights
des Genre auflistet und darüber hinaus noch viele andere buchbezogene
Artikel bringt. So viel Buch, ich glaube, das hat es zuvor noch nicht gegeben,
zumindest nicht in den mir bekannten ACs.
Nicht unerwähnt bleiben soll, dass
alle Texte sachlich, informativ und interessant sind, insbesondere das
Essay von Christian Hoffmann, "Dämonen, Helden und Haschischraucher",
in denen die Visionen des Mohammed Mrabet vorgestellt werden. Da sich das
Augenmerk auf den angloamerikanischen Sprachraum richtet, wird leider übersehen,
daß auch in anderen Teilen der Welt phantastische Geschichten bekannt
sind. Es wäre zu begrüßen, würde aus solchen Quellen
geschöpft, die zweifellos das etwas eingeschlafene phantastische Genre
um neue Motive beleben könnten.
"Paradiesvögel"
lautet der Titel von Ulrike Noltes Story, wobei sie es dem Leser überläßt,
diesen auf den darin vorkommenden Phönix, der eine frappierende Ähnlichkeit
zu der TV-Figur Alf aufweist, oder die Menschen zu beziehen, die in einem
zweifelhaften Paradies leben und sich zu Vögeln im Sinne von "merkwürdigen
Typen" entwickelt haben. Wie im richtigen Leben machen sich diese Typen
übertrieben Sorgen um Dinge, die von ihnen gar nicht beeinflußt
werden können oder längst irrelevant sind.
Stephen Baxter, bekannt für seine
Hard-SF-Romane, schildert in "Pojechali 3201" Juri Gagarins Flug ins All
– aber halt, etwas ist da anders. Nichts läuft so ab, wie wir es aus
den Geschichtsbüchern kennen. Was ist, wenn alles nur inszeniert wurde
oder gar immer wieder neu inszeniert werden könnte? Der Autor kreiert
eine Alptraumvision: Jeder ist austauschbar, jede Erinnerung manipulierbar,
vielleicht sind wir heute gar nicht dieselben Personen von gestern?
Uwe Lammers und Helge Langer sind die
Autoren von "Crystal Palace". Ein gefährliches Experiment wird gestartet,
die Warnungen eines einzelnen werden in den Wind geschlagen. Natürlich
nimmt die Katastrophe ihren Lauf, aber die Folgen gehen noch viel weiter
und überraschen. Wieder einmal wird der warnende Zeigefinger gehoben,
daß Technophilie und eigensüchtiges Denken zur Apokalypse führen
können, daß das Ausmaß des Schreckens gar nicht abgeschätzt
werden kann, daß diejenigen, die mit blauem Auge davon kommen, nichts
daraus lernen.
Interessant ist auch wieder das Leserforum,
in dem weiterhin um die "SF-Krise in D" diskutiert wird. Hier sollte man
ruhig einen Blick hinein werfen.
AC 38 ist ein unterhaltsames und vor allem
informatives SF-Magazin. Es gehört zweifellos zu den besten semiprofessionellen
Publikationen, selbst wenn mit dieser Ausgabe eher nur ein durchschnittliches
Niveau erreicht wird.
Irene Salzmann, Kranzberg
PERRY RHODAN PERSPEKTIVE
49
68 Seiten DIN A 5, Kleinoffset, Mittelheftung.
Auflage: unbekannt, 6,50 DM.
Bezug: Achim Havemann, Harlinger Str.
119, 29456 Hitzacker, E-Mail: ahavemann@t-online.de.
Internetausgabe: http://www.light-edition.midroth.com/prplight.htm.
Die Hälfte der Ausgabe wird von Besprechungen
der PERRY RHODAN-Heftromane 2011 bis 2025 eingenommen, was (zunächst)
zur Verwunderung darüber Anlaß gibt, wieviel sich über
sechzigseitige Heftchen schreiben läßt... Immerhin werden die
PR-Romane von zwei Rezensenten (Andreas Nordiek und Marcus Kubach) beleuchtet
und Michael Thiesen widmet sich zudem den Titelbildern. Überwiegend
gelangen die Rezensenten zu übereinstimmenden positiven Bewertungen,
einige Romane werden aber auch verrissen. Der Seitenumbruch der Texte ist
nicht in jedem Fall optimal.
Die Heftbesprechungen können natürlich
nicht denselben Zweck wie konventionelle Rezensionen von serienunabhängigen
Romanen erfüllen. Beispielsweise können sie nicht als Leseempfehlung
dienen, denn die einzelnen Heftromane hängen inhaltlich eng miteinander
zusammen und sind an den Kiosken ohnehin nicht mehr erhältlich. Sie
sind nicht mehr und nicht weniger als eine Gelegenheit für PR-Leser,
einen Teil des aktuellen Zyklusses Revue passieren zu lassen und ihre Leseeindrücke
mit den Meinungen und Einschätzungen der Rezensenten zu vergleichen.
Mit grundlegenden Aspekten der PR-Serie
setzt sich Robert Hector in seinem Artikel "PERRY RHODAN anno 1303 NGZ".
Er konstatiert zunächst detailliert, daß die PR-Serie seit einigen
hundert Heften nur noch bekannte Handlungsmuster und Versatzstücke
wiederholt. Das Verwunderliche daran ist, daß jene Wiederverwertung
offenbar keinen Einfluß auf die Attraktivität der Serie bei
ihren Lesern hatte, es sei denn, sie wird aus einem gewissen Wiederkennungseffekt
gespeist. Aber Robert macht auch einen umfangreichen, vermutlich jedoch
nicht ernst gemeinten, aber dafür umso amüsanteren Vorschlag
für die weitere Entwicklung der PR-Serie.
Weshalb
Christian Matz ein PR-Taschenbuch bespricht, das vor etwa 25 Jahren erschienen
ist, wird nicht deutlich. Aktueller ist dagegen die Rezension von Yves
Harms über die KOSMOS-CHRONIKEN. Die Ergebnisse der Besprechungen
der PR-Hefte 1900 bis 1999 werden von Reimer Deutler in überflüssige
Statistiken umgegossen, relevanter und interessanter sind die Informationen
von Rüdiger Schäfer über die neuesten Entwicklungen in der
ATLAN FANZINE SERIE.
Patrick Achenbach und Werner M. Höbart
setzen den fannischen PR-Roman "Zeit der Unschuld" fort. Die Handlung spielt
im fünften Jahrhundert NGZ, ein Klon ist auf der Suche nach seinem
Ursprung, der ihn in der zweiten Fortsetzung auf den Wasserplaneten Pinquin-16
führt (in der ersten wird, offenbar auf einem anderen Planeten, ein
Eingeborener Opfer des Sternenwolfes, einer parasitären Lebensform).
Über die Probleme, die Fortsetzungsstories in Fanzines bereiten, will
ich (diesmal) nicht viele Worte verlieren. Wahrscheinlich wäre es
sinnvoller gewesen, "Zeit der Unschuld" nach der Fertigstellung in einer
PRP-Sonderausgabe zu veröffentlichen – es existiert hoffentlich ein
Exposé, oder?!
Genau wie SOL ist auch die PERRY RHODAN
PERSPEKTIVE vor allem bis ausschließlich für PR-Leser von Interesse.
Wegen ihrer nicht unkritischen Haltung gegenüber der PERRY RHODAN-Serie
mag sie zumindest als Ergänzung, vielleicht auch als Alternative zu
SOL dienen.
Armin Möhle, Wallenhorst
0. HALLSTRØM
2000
68 Seiten DIN A 5, Kopie (verkl.),
Mittelheftung
Auflage: klein, Preis: Existenzangst.
Bezug: Edzard Harfst, Botschetsriederstraße
57a, 81379 München.
"Man kann aus einem Text nicht auf das
Vorhandensein eines Autors schließen. Der Autor ist ebenso tot, wie
Gott es ist."
Wenn es sich bei dem Urheber des Textes
um F. M. Hallstrøm handelt ist dieser Satz sicherlich einer der
wahrsten überhaupt – also genauso wahr oder falsch wie jeder andere.
Wahr ist allerdings, daß Hallstrøm
sich mit seinem neuen Werk Zeit gelassen hat, sofern er in seiner jetzigen
Realitätsform – er wurde Opfer eines geheimnisvollen haitianischen
Vodoo-Rituals und leidet seitdem nicht nur an dem Glauben eine multiple
Persönlichkeit zu sein – überhaupt etwas mit dieser Facette der
Realitätskonzeption anfangen kann. 1997 erschien seine vielbeachtete,
aber wahrscheinlich wenig gelesene Sammlung chilenischer Volksweisen mit
dem letztlich doch recht konventionellen Titel BRING ME THE HEAD OF ENRICO
HONEYLICKER.
Fast der ganze Rest des Jahrtausends mußte
verstreichen bis endlich wieder ein neues Werk den Weg aus der Virtualität
findet, papierene Form annimmt und unsere gemütlichen Lesekuschelecken
erreicht.
Einem begeisterten Anhänger fällt
natürlich die durchgehende Form sofort ins Auge. F. M. Hallstrøm
gibt alle Zurückhaltung auf und verabreicht uns seine Weltsicht nicht
mehr in verdauungsgerechten Häppchen, sondern überschüttet
uns mit einem langen Strom der Erkenntnis. Keine, meist viel zu kurzen
Stories, sondern ein gebündeltes Werk voller philosophischer Unwahrheiten
und Absurditäten des Alltags – von denen der "Dekalog 2.0 beta" besonders
zu würdigen ist.
"Am Anfang war das Wort, das nicht
ausgesprochen wurde. Gott sprach "Es werde Licht", aber seine Schöpfung
war unvollkommen. Wir konnte etwas erleuchtet werden, wenn es nicht schon
vorher die Dunkelheit gab? Ein Anfang kann nur aus sich selbst heraus geschaffen
werden. Also hätte er "Es werde Gott" sagen müssen."
Die Frage nach der "Herkunft allen Seins"
und unserer erbarmungswürdigen Existenz ist eine der Grundfragen,
die sich wie einer roter Faden durch die Werke Hallstrøms zieht.
Natürlich würde er nicht so weit gehen, unsere menschliche Existenz
zu leugnen. Warum auch – ihn betrifft diese Frage nicht mehr.
Allerdings fragt er sich schon, ob es
einen Grund für liberalisierte Energiemärkte, Inline-Skater oder
rote Haare gibt. Dabei begeht er nicht den Fehler so vieler anderer Autoren,
sich für den Nabel und damit Herkunftsort der Welt zu halten. Er nimmt
eine kritische Distanz ein und damit die Gefahr in Kauf, nicht für
alle verständlich zu sein. Bei all diesen Fragen und Zweifeln ist
es kein Wunder, daß seine Figuren darunter zu leiden haben – und
nicht allen gibt er die Möglichkeit wie einer seiner Hauptfiguren
namens Bohumil Burger, sich außerhalb der physikalischen Gesetze
zu stellen und die Tage damit zu verbringen unter der Decke zu schweben
und enge Kreise um den Deckenleuchter zu ziehen.
"Aus philosophischer Sicht ist es völlig
irrelevant, ob dies nun die reale Welt ist oder nicht. Ich denke nicht,
also bin ich auch nicht. Es ist der Parasit, der für mich denkt. Er
könnte genausogut ein Computervirus sein."
Fazit: Wer bisher ruhig schlafen konnte,
sollte dieses Werk unbedingt lesen.
Holger Marks, Marburg
DÄMON KÜSST
ENGEL
64 Seiten DIN A 5, Kopie (verkl.),
Mittelheftung.
Auflage: 500 Exemplare, 15,00 DM.
Bezug: Curtis Nike Verlag, Postfach
610230, 10923 Berlin.
Vermutlich wird der Preis sofort einen
Aufschrei verursachen... 15,00 DM für ein Fanzine – wo gibt es denn
so was? Vor allem, wer will das Heft überhaupt kaufen, wenn er für
das gleiche Geld bereits ein TB bekommt, an dem er mehr zu lesen hat?
Irgendwo ist da eine Schallmauer, die
spätestens bei 10,00 DM eine Grenze setzt. Für diesen Preis muß
ein Heft sehr edel aufgemacht sein und namhafte Mitarbeiter vorweisen können,
um Käufer aus dem Fandom zu locken. Gelungen ist das nur sehr wenigen,
wie z. B. Christian Holl mit seinen legendären Bildbänden, die
vor Jahren als ANDROMEDA SCIENCE FICTION MAGAZIN-Ausgabe über den
SFCD publiziert wurden, oder Heinrich Heikamps Portfolio von Heidi Koch,
das inzwischen sogar schon eine gesuchte Rarität sein soll. Das sind
Ausnahmen, denen nachgeeifert wurde und wird, doch mit nicht annähernd
vergleichbaren Verkaufszahlen.
Der Curtis Nike Verlag möchte sich
professionell etablieren und bezieht eher wenige Leser aus dem Fandom.
Tatsächlich gibt es auch außerhalb dieser großen Familie
eine Leserschaft, und es gibt viele Literatur-Nischen, die von gängigen
Verlagen nicht abgedeckt werden. Das gilt besonders für die Bereiche
Gothic und Dark Fantasy, die zwar Spielarten des Horrors sind, der seinerseits
zur Phantastik gehört und seine Anhänger im Fandom hat, aber
gerade diese speziellen Gruppen distanzieren sich von der sonst mehr SF-,
Fantasy- und allgemein Horror-orientierten Bewegung, sie sind weniger in
Clubs vertreten.
Die Herausgeberin hat diese Marktlücke
erkannt und findet dort ihre Kunden, für die der Preis kein Problem
bedeutet. Inzwischen haben auch andere die Welt außerhalb des Fandoms
entdeckt, beispielsweise Kuno Liesegang mit dem Dark Lyric-Zine SCHATTENSPLITTER,
Martin Ellermeier mit den Rollenspielmagazinen DRAGON und MEPHISTO, Dirk
van den Boom mit der SF-Taschenheftreihe RETTUNGSKREUZER IKARUS und das
ÄON TEAM mit der TV-Sendung ÄON MAGAZIN und dem Infozine ÄON
INTERN. Wer sich nicht in einer Sackgasse verrennen will – und das Fandom
ist eindeutig eine Sackgasse, insbesondere in Hinblick auf die sinkenden
Verkaufszahlen auch von "billigen" Fanzines – muß neue Wege gehen
und neue Käuferschichten auch erschließen.
DÄMON
KÜSST ENGEL ist ein liebevoll zusammengestelltes Fanzine, das bereits
durch das edle Cover Interesse weckt. In einem sehr aufwendigen keltischen
Ornamentrahmen schwebt eine stachelsternförmige Mandala. Durch die
hell/dunkel-Kontraste flimmert sie schon fast hypnotisch – ein Element,
das sich auch bei einigen Zeichnungen im Innenteil wiederholt.
Der Grafik-Anteil ist sehr hoch, erheblich
höher als in gängigen Fanzines. Nur wenige Illustrationen stammen
nicht von der Herausgeberin, Graphikerin und Autorin Curtis Nike selbst.
Die Themen der Bilder passen zu den Texten und stellen Engel, Dämonen,
Punks u. ä. dar oder – was mir persönlich noch sehr viel besser
gefällt, da sie wunderbar von Curtis’ Zeichenstil unterstützt
werden – verschlungene, phantasievolle Ornamente und Symbole. Die Illustrationen
sind vielseitig, abwechslungsreich und lockern harmonisch die Texte auf.
Diese bestehen aus Lyriken und drei Geschichten.
Allen gemeinsam ist der dunkle Charakter; die Mischung aus Sehnsucht, Angst,
Verzweiflung, Lust, Ekstase, Tod; die Hinwendung zur Transzendenz, dem
Übersinnlichen, phantastisch-düsteren Kreaturen, die nicht böse,
sondern nur anders sind; die kryptische Symbolik; der schwere, beschreibende
Stil. So schildert z. B. die Story "Schneeweiß" die Umkehrung eines
Klischees in Form der Begegnung eines dunklen Engels mit einem hellen Dämon,
der die Erkenntnis bringt. Auch "Gothic" beschreibt ein Zusammentreffen,
diesmal von etwas weltlicherer Natur, denn ein Kneipengast läßt
sich mit einem Dämon ein, der ihm Lust und Schmerz gleichermaßen
zufügt. Nicht anders ist es bei "Jade", einem Märchen, in dem
sich die kinderlose Königin von einem Engel schwängern läßt,
um ihrem Reich Fruchtbarkeit zu schenken, was ihr jedoch ein großes
Opfer abverlangt. Die Lyriken weisen ähnliche Inhalte auf.
Sicherlich muß man Gothik- und Dark
Fantasy mögen, um mit den Geschichten und Lyriken etwas anfangen zu
können; für reine Horror-Fans fließt zu wenig Blut, für
die übrigen Phantastik-Leser dürften die Texte zu kryptisch sein.
DÄMON KÜSST ENGEL ist einfach ein etwas anderes Zine mit etwas
anderen Themen für eine etwas andere Leserschaft.
Wer sich hingegen mit dem Gedankengut
identifizieren kann oder einfach nur einmal dieses Andere kennen lernen
möchte, erhält ein sorgfältig erstelltes (das Fehlen der
letzten Seitenzahlen und eine zusammengeschobene Zeile auf Seite 47 sind
ein vernachlässigbares Manko, da unterlaufen anderen Herausgebern
erheblich mehr Pannen ...), inhaltsreiches, optisch sehr schönes Fanzine,
das den Preis von 15,00 DM gerechtfertigt. Wer mault, sollte überlegen,
wie hoch die Druckkosten sind und wie viel Zeit und Arbeit investiert wurden!
DÄMON KÜSST ENGEL: Sehr empfehlenswert
für die Freunde des Genre, aber auch für die Liebhaber schöner
Bilder!
Irene Salzmann, Kranzberg
ÄON INTERN
230
60 Seiten DIN A 5, Kopie (verkl.),
Mittelheftung.
Auflage: unbekannt, 3,00 DM, 4er-Abonnement
10,00 DM.
Bezug: ÄON TEAM, Thorsten Grewe,
Prinz-Friedrich-Karl-Str. 24a, 44135 Dortmund.
Internetausgabe: http://www.aeon-team.
de.
Bankverbindung: Postbank Dortmund (BLZ
440 100 46), Konto 106878461, lautend auf ÄON TEAM e. V.
Als Berliner bekommt man vom ÄON-Magazin
wenig mit, zu sporadisch werden die Sendungen im hiesigen Ableger des Offenen
Kanals berücksichtigt. So kommt es, daß die papierene Ausgabe
mich regelmäßiger erreicht als die Bilder auf der Mattscheibe.
ÄON INTERN legt den Schwerpunkt eindeutig
auf die Media-Schiene. Man kann es als eine gelungene Ergänzung zu
den TV-Sendungen ansehen, die die dort angesprochenen Themen mit bebilderten,
nicht allzu umfänglichen Artikeln und Berichten vertieft. Dazu kommen
News, die tatsächlich noch einigermaßen aktuell sind. Da die
Zielgruppen im OKB und bei ÄON INTERN nicht völlig identisch
sind, finden sich im INTERN auch Informationen und Berichte zum und aus
dem Fandom, während im Fernseh-Format Kino, Games und Comic dominieren.
Das Heft ist kein SF-Fanzine der herkömmlichen
Art, Fandomler können daraus so manche Anregung gewinnen, aber um
sich über die SF-Szene zu informieren, gibt es andere, besser geeignete
Blätter. ÄON INTERN ist mehr etwas für allgemein an phantastischen
Medien interessierte Leser. Darum sollte der SF-Aspekt nicht allzusehr
in den Vordergrund geschoben werden, Science Fiction kommt in ÄON
vor, aber als eines von vielen Themen. Wer sich partout nicht für
die neuesten Kino-Spektakel oder Comic-Strips interessiert, wird darum
kaum Spaß an den Angeboten des ÄON-Teams haben. Dennoch ist
ÄON Teil dieses phantastischen Mikrokosmos Fandom, egal ob nun Science
Fiction, Fantasy, PERRY RHODAN, STAR TREK, Horror oder was auch immer die
Fans begeistert.
Das Genre hat sich mittlerweile über
die engen Grenzen der Literatur ausgebreitet, dem muß man Rechnung
zollen. Für die SF-Puristen sind aber weder das INTERN noch das ÄON-Magazin
sonderlich von Belang, da sich die Interessen dieser Klientel für
ein dem Brei-tenpublikum zugewandten Medium einfach zu speziell darstellen.
Zum Glück gibt es im fannischen Blätterwald genug andere Publikationen,
so daß sich niemand benachteiligt fühlen muß.
Siegfried Breuer, Berlin
SFGH-CHRONIKEN
192
48 Seiten DIN A 5, Kopie (verkl.),
Mittelheftung.
Auflage: unbekannt, Preis unbekannt
(bitte erfragen).
Bezug: SCIENCE FICTION GRUPPE HANNOVER,
Fred Körper, Ferdinand-Wallbrecht-Str. 82, 30163 Hannover, E-Mail:
Fkoerper@iname.com.
Diese Ausgabe der SFGH-CHRONIKEN ist anläßlich
seines achtzigsten Geburtstages eine umfangreiche Hommage an Walter Ernsting
(Clark Darlton).
Wie weit sich das Spektrum der Fans dieses
verdienten PR-Autoren dehnt, beweist z .B. Inge Ranz mit ihrer Geschichte
"Mein Abend mit Onkel Walter". Obwohl ich das einer Elfjährigen nicht
recht zugetraut hätte, beschreibt sie durchaus talentiert und mit
kindlichem Charme einen Besuch Walter Ernstings bei ihr zu Hause. Jener
gibt einige abenteuerliche Stories über die Datumsgrenze zum besten
und begeistert die familiäre Runde.
Diesem erfrischenden Schmaus folgt ein
intelligentes und umfangreiches Interview von Jörg Weigand mit dem
PR-Autoren.
Schon etwas älteren Datums (Juni
1985) ist der anschließende Beitrag "Weg aus der Primitivität
der Raumschlachten", in dem – ebenfalls von Jörg Weigand – das Leben
von Walter Ernsting dokumentiert wird. Über seine ersten Kontakte
zu Verlagen als Lektor und Übersetzer bis hin zu seinen ersten eigenen
Romanen.
Mit "Das Wunder" (ebenfalls etwas älter,
1984) liefert Stefan Quetk eine Story über eine technisierte Welt,
die allerdings etwas befremdend wirkt, da sie mehr einem Bericht als einer
Geschichte gleicht...
Ein Höhepunkt dieser CHRONIKEN ist
sicherlich die ausführliche Schilderung des 1. SF-Oldie-Con, der dieses
Jahr seine "Geburt" feiern durfte. Man erfährt allerhand über
die vorangegangenen Bemühungen und Probleme "die alten Hasen" wieder
ausfindig zu machen und sie an einem Tisch zu versammeln, sowie den nostalgisch
freundschaftlichen Verlauf des eigentlichen Cons.
Ein wenig irritiert ließen mich
drei uralte Buchbesprechungen (rund um 1920) zurück, die zwar irgendwie
zum Thema passen, aber dennoch keinen richtigen Sinn und Zweck mehr erfüllen.
Alles in allem ist die Nummer 192 der
SFGH-CHRONIKEN eine gelungene, die nicht nur jeden PRler, sondern auch
diejenigen unter uns, die ein wenig in der Vergangenheit des Fandoms stöbern
möchten, begeistern wird.
Die grafische Bestückung des Heftes
kann ebenfalls mit ein paar Höhepunkten aufwarten, jedoch ist das
äußere Erscheinungsbild nach wie vor nicht berauschend.
Timo Kümmel, Weyhers
SOL 19
64 Seiten DIN A 4, Offset, Mittelheftung.
Auflage: 10.000 Exemplare, 6,00 DM,
4er-Abonnement 30,00 DM.
Beileger: PHANTASTISCH! 3
20 Seiten DIN A 4, Offset, Mittelheftung.
Auflage: 2.000 Exemplare.
Bezug: PERRY RHODAN FANZENTRALE e.
V., Klaus Bollhöfener, Postfach 2352, 76413 Rastatt.
Bankverbindung: Sparkasse Pforzheim
(BLZ 666 500 85), Konto 2862050, lautend auf Peter Fleissner.
Walter Ernsting alias Clark Darlton wird
80. Kein Wunder, daß dieses Ereignis einen Schwerpunkt in dieser
Ausgabe des PR-Fanmagazines bildet. Bei solchen Jubiläen werden gerne
Superlative bemüht und dem staunenden Publikum versichert, die Welt
– in diesem Fall die deutsche SF – wäre ganz anders, wenn es den Jubilar
nicht gegeben hätte. Dabei sagt dieser Satz gar nicht aus, denn "anders"
ist beileibe kein Qualitätskriterium.
Im Falle von Clark Darlton läßt
sich seine prägende Wirkung auf die bekannteste und berüchtigste
deutsche SF-Serie nicht abstreiten. Ohne ihn hätte sich die militaristische
Note von K. H. Scheer weit aus stärker durchgesetzt und das PR-Universum
wäre um die eine oder andere Figur – ob möhrenfressend oder nicht
– ärmer gewesen. In einer Laudatio ist natürlich kein Platz für
eine ausführliche Analyse der unterschiedlichen Einstellungen der
beiden PR-Gründungsväter. So würdigt Heiko Langhans bei
der Vorstellung von Ernstings Lebenswerk die Differenzen zwischen dem Jubilar
und K. H. Scheer auch nur am Rande, ebenso wie viele andere Tätigkeiten
eines 80 Jahre langen Lebens nur kurz erwähnt werden können.
Hier hätte ich mir etwas mehr Ausführlichkeit gewünscht
und dafür gerne auf die folgenden doch zum Teil nichtssagenden Glückwunschschreiben
der heutigen PR-Autoren verzichtet.
Vollkommenes Unverständnis hat auch
der darauffolgende Beitrag bei mir ausgelöst. Ernst Vlcek berichtet
im zweiten Teil seines Werkstattberichtes auf drei Seiten ausführlich
darüber, wie er mittels eines Computerprogramms die Konterfeis seiner
Autorenkollegen und der PR-Redaktion "verschönert". Vielleicht muß
man den ersten Teil kennen, um Spaß an der Sache zu haben. Offensichtlich
richtet sich der Beitrag an eine jüngere Leserschicht, die für
diese Art von Humor noch empfänglich ist.
Der
zweite Werkstattbericht stammt von Hubert Haensel. Er schildert den leidensvollen
Weg, bis der erste Band der KOSMOS-CHRONIKEN, in denen die Ereignisse der
ersten 700 PR-Bände aus der Sicht von Reginald Bull erzählt werden,
endlich fertig war. Jeder der einmal einen längeren Text (z. B. Diplomarbeit)
zu einem bestimmten Termin abliefern muß, kennt die psychologischen
Fallstricke, in denen man sich dabei verfangen kann. Und auch PR-Autoren
sind davor nicht gefeit. Aber auch PR-Autoren können eine langweilige
Schreibtischarbeit kaum spannender beschreiben als sie ist. So garniert
Hubert Haensel den Beitrag mit allerlei Zitaten aus dem fertigen Buch und
schafft damit bei dem einen oder anderen Leser einen zusätzlichen
Kaufanreiz – und ich frage mich, ob das nicht der eigentliche Zweck dieses
Artikels war.
Rüdiger Schäfer liefert mit
"Transfer" eine Atlan-Story die in der guten alten Zeit des Solaren Imperiums
spielt. Sie ist nicht sonderlich spektakulär, aber gut und routiniert
erzählt und bietet zumindest die eine oder andere überraschende
Wendung. Eine kurzweilige Geschichte mit einer gehörigen Portion Action.
Aber eine Gucky-Geschichte wäre passender gewesen.
"Das Thoregon-Risiko" nennt Michael A.
Schmidt seinen Rundblick nach 2000 Wochen PR. Der Beitrag ist auf den ersten
Blick unerwartet kritisch. Er legt den Finger direkt auf die wunden Punkte.
Zu groß, zu mächtig, zu unübersichtlich um überhaupt
noch beherrschbar zu sein, ist das PR-Universum mittlerweile geworden,
Millionen Lichtjahre schrumpfen angesichts moderner Hyperraumflugtechnologien
zu einem kleinen Ausflug, neue Völker sind nur ein Aufguß anderer
Spezies, die dafür aus dem Blickfeld verschwinden und die neue Bedrohungssituation
ist letztlich nur noch ein bißchen drastischer als die vorherige.
Was er damit umständlich beschreibt
ist der altbekannte Serieneffekt, der genreunabhängig sich sowohl
bei den vorabendlichen Soaps, bei DERRICK und auch bei PERRY RHODAN wiederfindet.
Das ist ein Punkt, der lange ausdiskutiert ist und der in letzter Konsequenz
die Frage nach der Qualität und dem Sinn einer SF-Heftserie stellen
muß. Das tut Michael Schmidt natürlich nicht. Um eine Serie
zu analysieren, eignen sich soziologische Fragestellungen (Umgang mit anderen
Kulturen, Gewaltdarstellung, Interaktion der Figuren) wesentlich besser.
Eine solche Analyse ist allerdings auch wesentlich anspruchsvoller und
sehr zeitraubend. Gefallen haben mir aber die gezogenen Parallelen zu anderen
SF-Serien wie insbesondere STAR TREK.
Ein "Völker-Datenblatt" über
die Swoon, eine gurkenähnliche Spezies, ein weiterer Teil der "Tips
für angehende Autoren" von Klaus N. Frick sowie eine Reihe von Informationen
rund um die PR-Fanszene runden den Band ab.
Das Fazit über die SOL wurde hier
schon mehrfach gezogen: für PR-Fans interessant, alle anderen erfahren
jenseits des PR-Kontinuums überhaupt nichts über ihr Lieblingsgenre.
Für die Beilage mit dem einfallsreichen
Titel PHANTASTISCH gilt dieses Urteil jedoch nicht. Hier finden sich längere,
z. T. sehr kritische und anspruchsvolle Artikel. Hans Raffael beschäftigt
sich in der dritten Ausgabe des "Beilegers" mit dem Phänomen der Zeitreisen,
Horst Illmer stellt uns mit SPERLING einen Roman von Mary Doria Russell
vor, Rüdiger Vaas macht sich – soweit möglich – tiefschürfende
Gedanken über den Film MATRIX und schließlich schlürft
Robert Vogel verschiedenen spirituosen Genüssen der nahen und fernen
Zukunft hinterher.
Unklar bleibt für mich, warum diese
Beiträge nicht auch in SOL selbst Platz gefunden haben. Oder glauben
die Macher wirklich, PR-Leser sehen keine Kinofilme und nehmen außer
dem wöchentlichen Heft keine andere Lektüre in die Hand? Unklar
ist mir auch, warum der "Beileger" – wenn die Angaben stimmen – nur einem
Fünftel der Gesamtauflage beiliegt. Die Beiträge wären sicherlich
eine Bereicherung für die doch sehr einseitig orientierte SOL. Hier
wird ohne ersichtlichen Grund Potential verschenkt bzw. an die Seite gedrängt.
Man könnte die Beilage allerdings auch als Test werten, inwieweit
allgemeinereThemen abseits von PR von der breiten Leserschaft akzeptiert
wird. Dann wäre es ein kleiner Schritt in die richtige Richtung.
Holger Marks, Marburg
WACKA WACKA 4
60 Seiten DIN A 5, Offset, Mittelheftung.
Auflage: unbekannt, 4,50 DM
WACKA WACKA 5
52 Seiten DIN A 5, Offset, Mittelheftung.
Auflage: unbekannt, 4,50 DM
Bezug: WACKA WACKA, c/o Guido Kawczynski,
Körnerstr. 39, 04107 Leipzig.
Eigentlich hat man bei jedem Zine eine
gewisse Vorstellung davon haben wie die äußere Aufmachung aussehen
sollte, welche Qualität vom Layout, der Heftung usw. her erwartet
werden muß und darf. Vollkommen aus der Rolle fällt WACKA WACKA,
jede andere Publikation würde ich rügen, oder könnte mir
zumindest nicht einige Kommentare verkneifen. Bei Guidos Zines ist das
anders, da wäre ich eher irritiert, wenn sie mit einer edlen Aufmachung
daherkommen würden; diese Plumpheit macht den Charme der Hefte aus.
Angefüllt sind sie mit unzähligen
witzigen und skurrilen Comics, die egal ob schlecht oder sehr gut gezeichnet,
im Durchschnitt gut bis einfach genial sind. Diese "Reißer" werden
immer wieder durchbrochen von Kurzgeschichten, die zum Teil wie aus dem
Tagebuch eines jungen Erwachsenen wirken. Hier wird man vollkommen unerwartet
mit tiefen Gefühlen, Verzweiflung und Resümees aus der Vergangenheit
konfrontiert. Zum Beispiel sei hier die Rubrik "Wann warst Du das letzte
mal glücklich und wußtest das in dem Moment?" genannt, in der
Anonyme eben diese Frage beantworten. Irgendwie lächerlich, aber diese
Mixtur paßt erstaunlicher Weise einfach klasse zusammen...
Desweiteren bietet WACKA WACKA noch einige
Comic- und Musikrezensionen (okay, bei der Musik sind es eher kurze Empfehlungen
oder Lästereien).
Auf die einzelnen Beiträge dieser
Publikationen inhaltlich einzugehen wäre wohl ein Fehler, denn fast
alle leben von extremen Pointierungen. Ich kann einfach nur jedem raten
mal in das Heftchen reinzuschnuppern, neben dem eher bekannten Fandom,
der sich teilweise in seinem Streben und Konkurrenzkampf bierernst nimmt,
ist WACKA WACKA einfach eine geniale, irre witzige und sogleich jugendlich
sentimentale Abwechslung. Übrigens wurde die Nr., 3 vom ICOM zum "Besten
Fanzine/Besten Independent-Comic 1998" gewählt, also Leute es lohnt
sich wirklich...
Timo Kümmel, Weyhers
REN DHARK 116:
MENSCHHEIT IM UMBRUCH
68 Seiten DIN A 5, Offset, Mittelheftung.
Auflage:1.000 Exemplare, 10,00 DM,
6er-Abonnement 52,50 DM.
REN DHARK 117: AUF DEN SPUREN DER WORLANER
68 Seiten DIN A 5, Offset, Mittelheftung.
Auflage:1.000 Exemplare, 10,00 DM,
6er-Abonnement 52,50 DM.
Bezug: Heinz Mohlberg Verlag, Hermeskeiler
Str. 9, 50935 Köln, E-Mail: mohlberg@hbz-nrw.de.
Bankverbindung: Stadtsparkasse Köln
(BLZ 370 501 98), Konto 15362403.
Die 18. und 19. Ausgabe der fannischen
Fortsetzung der REN DHARK-Serie wurden von Dirk van den Boom verfaßt,
der damit Erfahrungen für seine eigene Serie, den DRACHEN-, pardon,
RETTUNGSKREUZER IKARUS sammelte – oder vice versa.
In MENSCHHEIT IM UMBRUCH spielen sich
geradezu revolutionäre Vorgänge ab: Die Rolle Ren Dharks als
Führer der Menschheit wird nach seiner Abwesenheit in einer Krise,
die die Erde an den Rand der Versklavung brachte, in Frage gestellt. In
einer Volksabstimmung auf der Erde und in den Kolonien geben sich die Menschen
eine neue föderale Verfassung, während Ren Dhark ein neues, überwiegend
repräsentatives Amt erhält, das es ihm weiterhin ermöglicht,
durch die Galaxis zu galoppieren.
Dirk löst damit eine große
Unplausibilität auf, die sich nicht nur in der REN DHARK-Serie eingestellt
hatte (ein Regierungschef gehört nun einmal nicht in die Kommandozentrale
eines Raumschiffs, auch nicht im Solaren Imperium), verspielt den Kredit,
den er damit gewinnt, jedoch sofort wieder. Dem Volksentscheid schließen
sich nämlich Neuwahlen für die diversen Parlamenten an, vor denen
der Wahlkampf von den Oppositionsparteien mit Verleumdungen und mit Geldern
aus dubiosen schwarzen Kassen geführt wird. Das mag in der Realität
nicht anders sein (auch wenn solche Methoden nicht oder nicht nur von Oppositionsparteien
angewandt werden), diffamiert die Opposition gegenüber Ren Dharks
jedoch als undemokratisch. Damit fällt der Autor in bekannte Heftromanklischees
zurück, zumal Dharks Verbündete aufgrund dieser Praktiken nur
einen Teilerfolg erringen können.
Ren
Dhark wird erst in AUF DEN SPUREN DER WORLANER wieder zur Hauptfigur. Auf
der Suche nach seinem früheren Raumschiff, der POINT OF, verschlägt
es ihn und seine Begleiter in ein fremdes Raum/Zeit-Kontinuum. Die Rückkehr
in seine Welt wird zu einem Wettlauf mit der Zeit, denn unter dem Einfluß
des fremden Universums verliert seine Crew die Kontrolle über sich.
Das ist ein derartig simples Handlungsmuster, daß die daraus resultierenden
Szenen nur lächerlich anmuten können.
Der POINT OF gelingt die Rückkehr,
das beschädigte Raumschiff wird abgeschleppt und Ren Dhark mit den
politischen Veränderungen auf der Erde und in den Kolonien konfrontiert.
Es kommt zu der ersten Begegnung zwischen ihm und einem Vertreter der (bisherigen)
Opposition, die genauso unglaubwürdig wie Schilderung des Wahlkampfes
in MENSCHHEIT IM UMBRUCH ist. Der dritte, vielversprechenste Handlungsstrang
ist der Flug von Kathrin Endfield zur Erde und ihr Eindringen in die Geheimdienstzentrale.
Ihre Motive bleiben noch im dunkeln; es ist zu hoffen, daß Dirk,
seine Nachfolgeautoren und/oder der Exposé-Autor aus dieser Figur
und ihrem Auftrag mehr als nur Klischees herausholen können.
Die flüssig geschriebenen REN DHARK-Bände
116 und 117 bieten konventionelle Heftroman-Lektüre. Ob sie sich stimmig
in den REN DHARK-Universum einfügen, werden zugegebenermaßen
andere Leser besser beurteilen können als ich, doch aufgrund meiner
Eindrücke aus diesen zwei Romanen denke ich, daß es kein Wagnis
ist, dies zu unterstellen.
Armin Möhle, Wallenhorst
DER VISIONÄR
52 Seiten DIN A 4, Offset, Mittelheftung.
Auflage: unbekannt, 4,50 DM.
Bezug: Henning Way, Tieckstr. 3, 30625
Hannover.
Bestens bekannt sind seit langem die Comic-Magazine
Henning Ways, die oft bittere und düstere Episoden des Lebens beschreiben,
aber auch den Spaß und Humor nicht zu kurz kommen lassen. Nachdem
er in FAUNTAIN ankündigte, neue Wege einschlagen zu wollen, beweist
nun DER VISIONÄR – VISIONARY BUT NOT ORDINARY, daß dies keine
leeren Worte waren.
Bereits das Cover, das wie sehr viele
andere Illustrationen und Comics in dieser Ausgabe von Henning stammt,
überrascht. Ein Priester verläßt seine Kirche, vorbei an
drei einen Balken stützenden, "heidnisch" wirkenden Statuen. Sofort
fühlt man sich an das antike Griechenland und die später dort
Fuß fassende orthodoxe Kirche erinnert. Orthodox bedeutet nichts
anderes als rechtgläubig, und die Ostkirche beansprucht für sich,
die eigentlich richtige Form des Katholizismus, des Christentums an sich
zu verkörpern.
Was erwartet nun den Leser nach diesem
ungewöhnlichen Auftakt?
"Lieber Leser, Du hältst die Erstausgabe
eines ganz besonderen Heftes in Händen – eine Druckschrift, in der
die Weisheit nicht zu kurz kommen darf...", beginnt Henning im Editorium
und erläutert die Herkunft des Titels, der sich von einer religiösen
Zeitschrift, dem MISSIONÄR, ableitet. Bereits hier wird deutlich,
daß dieses Zine keines der üblichen, unterhaltsamen, zumeist
intentionslosen Hefte sein soll.
So findet man durchweg Fotos und Illustrationen,
z. B. von Gregor Beckmann, Thorsten Grewe u. a., die politische, religiöse
und philosophische Themen wiedergeben. Zu den Fotos habe ich oft die Quellenangabe
(Ort/Zeit) vermißt; zweifellos wurden sie vom Herausgeber – teilweise
– selbst aufgenommen.
Zu den Texten zählen Gebete von Jürgen
Herrmann und Vladimir Baran, Textauszüge aus religiösen Büchern
– bedauerlicherweise ohne Interpretation oder Erläuterungen seitens
des VISIONÄR-Herausgebers, eine Bildbeschreibung von Michael Rolvering,
"Die Nacht der Hirtenkönige", eine Geschichte von Thorsten Grewe,
"Die heilige Cäcilia", eine legendenhafte Erzählung von Hans
Bethge, das Essay "Gedanken über den christlichen Glauben" von Henning
Way u. v. m.
Nein, das ist ganz sicher kein konventionelles
SF-Fanzine, mit SF hat es auch nicht viel zu tun, tangiert allenfalls einen
Grenzbereich, denn auch die phantastische Literatur befaßt sich mit
Visionen, mit Politik, Religion und zeitgenössischen Problematiken.
Der VISIONÄR besinnt sich auf etwas,
das in der heutigen, hektischen Zeit fast schon vergessen ist, nämlich
Hoffnung und Glaube. Die Message ist eindeutig: Man soll sich auf den rechten
(orthodoxen) Glauben besinnen, ihn in die Welt hinaustragen und dabei nicht
vom Weg abweichen, so verlockend auch die Irrlehren sein mögen. Wobei
wir wieder beim Cover und seiner Symbolik angekommen sind. Der VISIONÄR
ist auch ein MISSIONÄR.
Ob der durchschnittliche Fanzine-Leser
damit etwas anfangen kann, bleibt jedoch die Frage...
Irene Salzmann, Kranzberg
Der FANZINE-KURIER
erscheint in der EDITION WHISPERING TIMES.
Herausgabe, Redaktion und Vertrieb:
Armin Möhle
Eibenweg 18
49134 Wallenhorst.
E-Mail: armoe@germanynet.de.
Preise: Einzelexemplar 1,20
DM, Jahresabonnement (6 Ausgaben) 6,00 DM (in Briefmarken oder als Verrechnungsscheck).
Der FANZINE-KURIER ist außerdem im PRBCBS im Interesseabo oder im
Fanzinetausch zu beziehen.
Mitarbeiter dieser Ausgabe:
Dirk van den Boom, Siegfried Breuer, Timo Kümmel, Holger Marks, Irene
Salzmann.
Auflage: 90 Exemplare.
Besucher der Online-Ausgabe:
Für Rezensionsexemplare
sind wir stets sehr dankbar!
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