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Werte Leserinnen und Leser,

die letzte FANZINE-KURIER-Ausgabe des Jahres bietet mir wieder Gelegenheit für den Jahrgangsvergleich, der freilich ähnlich unspektakulär wie in der Vergangenheit ausfällt: In 99 erschienen im FK 69 Rezensionen über 75 Fanzines, in diesem Jahr habe ich 71 Besprechungen über 77 Fanzines publiziert. Die Auflage blieb mit 90 Exemplaren konstant; während das Interesse am FK im PRBCBS zunahm, ging die Anzahl der Direkt-Abonnenten leicht zurück (eine Entwicklung, die auch mit der FK-Internetausgabe erklärbar ist und mir keine Sorgen bereitet).
Soweit der kurze Blick zurück. Was die nähere FK-Zukunft angeht, so kann ich zumindest Rezensionen über ALIEN CONTACT 39, SFGH-CHRONIKEN 193. DAUSENDDODEDROLLE 13, DER HEROLD 30, RISSZEICHNUNUNGS-JOURNAL 111 und 112 sowie über weitere Fanzines für den FANZINE-KURIER 99 ankündigen.

Viele Grüße
Armin Möhle



FUTURE MAGIC 28
INTRAVENÖS 111
RISSZEICHNUNG-JOURNAL 110
SCHATTENSPLITTER 2 
SF-PERSONALITY 11: CORDWAINER SMITH 
SOL 20 
BADEN-WÜRTTEMBERG AKTUELL 203/204 
DAEDALOS 9 
MUNICH ROUND UP 169 
RETTUNGSKREUZER IKARUS 3: DER GOTT DER DANARI 
ARGENTINUM ASTRUM 5
ENPUNKT 34 
DER KELTISCH-HEIDNISCHE KALENDER 2001



FUTURE MAGIC 28
128 Seiten DIN A 5, Kopie, Mittelheftung.
Auflage: 50 Exemplare, 9,00 DM.
Bezug: SFC STARDRAGONS, Eva Kalvoda, Geblergasse 1/120, A-1170 Wien, E-Mail: kills_first@xpoint.at.
Bankverbindung: PSK (BLZ 60000), Konto 7751089.

Ja, die österreichische SF-Szene besteht aus mehr als nur Hermann Urbanek – habe ich da eben "nur" geschrieben? – und das vorliegende 28. Heft der FUTURE MAGIC-Reihe illustriert dies eindringlich. Obgleich dieses Flaggschiff größtenteils österreichischer Schaffenskunst nur so drei- bis viermal im Jahr erscheint, kann sich der Leser jedesmal auf eine umfangreiche und vielfältige Lektüre einstellen.
Auch die Nr. 28 wird diese Erwartung nicht enttäuschen, wenngleich die Qualität der auf den 128 Seiten abgedruckten Beiträge recht unterschiedlich ist. Nach den obligatorischen Leserbriefen findet sich eine bunte Vielfalt von Stories – insgesamt beachtenswerte 12 Beiträge, von denen aber fünf aufgrund ihres Fortsetzungscharakters für den Rezensenten wenig Sinn machten und deren Lektüre erwartungsgemäß unterblieb –, Filmbesprechungen, Artikel und ein paar Beiträge über das Fandom in Form von kurzen, aber knackigen Fanzine-Rezis. Angesichts der Fülle des Materials sollen hier nur einige Highlights herausgegriffen werden. Im Bereich der positiv auffallenden Beiträge muß natürlich auf Hermann Urbaneks... ups... "Geschichte des deutschen Fandoms" hingewiesen werden. Was Robert Hector in seiner jüngst erschienenen ambitionierten ANDROMEDA-Doppelausgabe nicht hinbekommen hat, gelingt dem Österreicher Altfan in abgeklärter Gelassenheit: Auf wenigen Seiten entwickelt er einen lesbaren, umfassenden und die wichtigsten Dinge ansprechenden Abriß der Geschichte des deutschen Fandoms, ohne sich in Details zu verlieren – aber auch, ohne größere Unterlassungssünden zu begehen. Ein Beitrag dieser Form in aller Ausführlichkeit, etwa auf 70 bis 80 Seiten in einer eigenen historischen Veröffentlichung, steht in der Fandom-Publikationswunschliste zumindest bei mir ganz oben auf Platz 1 – immerhin ein Projekt, das man langsam mal beginnen sollte, ehe alle Protagonisten der Vergangenheit aufgrund biologischer Determinanten nicht mehr zu berichten in der Lage sein werden. Für den Einstieg sei jedoch der Beitrag Hermann Urbaneks empfohlen.
Schwach sind jedoch leider einige der Storybeiträge. Ausgerechnet Redakteur Andreas Lederer muß mit einer schmalzigen PERRY RHODAN-Story einen der inhaltlichen Tiefpunkte dieses Fanzines präsentieren. In "Die Rückkehr" beschreibt er, wie seiner Ansicht nach die erste Begegnung zwischen Perry und seinem Sohn Delorian stattfinden wird – das wird alles sehr herzig, mit einem Besuch von ES auch noch religiös verbrämt und endet in Alpenromanklischees, die bei empfindlichen Zähnen starke Schmerzen auslösen dürften. Aber es geht noch schlechter: Eva Kalvoda versucht in einer Art Glosse unter dem Titel "Kenderbrief" einen originellen und krampfhaft witzigen Monolog, der sich primär durch die exzessive Verwendung des Wortes "meinereiner" auszeichnet und der vor allem durch völlig fehlende Lesbarkeit besticht. Es scheint, als hätten die Clubmitglieder des SFC STARDRAGONS diesmal tief in die Kiste ihrer peinlichsten Werke gegriffen, um ihr Fanzine zu füllen. Es besteht Hoffnung, daß die anderen Storybeiträge besser sind, die Fortsetzungsgeschichten hat sich der Rezensent jedoch aus naheliegenden Gründen verkniffen.
FUTURE MAGIC 28 ist ein solide aufgemachtes Heft mit einem sparsamen, aber zumindest schnörkellosen Layout. Hin und wieder schreckt die Bleiwüste etwas ab, aber der Mangel an verwertbaren Zeichnungen ist nicht nur ein Problem dieses Clubs, letztendlich kann man auch hier nur abdrucken, was man auch bekommt. Das Zine besticht durch seine inhaltliche Vielfalt, die unterschiedliche Qualität der Beiträge ist für eine Clubpublikation nahezu typisch und kann nicht prinzipiell kritisiert werden. Robert Musas Filmkritiken, wenig verwunderlich, gleichen so manchen negativen Eindruck wieder aus. Für neun Mark wird ein reeller Gegenwert geboten.

Dirk van den Boom, Saarbrücken



INTRAVENÖS 111
92 Seiten DIN A 5, Kleinoffset, Mittelheftung.
Auflage: 70 Exemplare, Preis: unbekannt (bitte erfragen).
Bezug: ATLAN CLUB DEUTSCHLAND, Kurt S. Denkena, Postfach 760318, 28733 Bremen.
Bankverbindung: C. H. Donner Bank AG/Hamburg (BLZ 200 303 00), Konto 80502010, lautend auf Anne Beckmann.

Der ATLAN CLUB DEUTSCHLAND feiert sein 15jähriges Jubiläum und begeht dies mit der Schnapsnummer 111, das paßt! Und wie ist die Headline für einen Gedankengang zum Jubilat? Natürlich: "Am offenen Grab"?!?
Anscheinend befindet sich der ACD in einer ernsthaften Krise... Es treten keine neuen Mitglieder ein und die älteren glänzen nicht gerade durch Produktivität.
Na ja, zumindest ist dieses INTRA ein seitenstarkes Heft geworden auch wenn dazu drei Gastautoren verpflichtet werden mußten. 
Sieben Stories findet der geneigte Leser, wovon die Mehrzahl sehr ansprechend ist.
"Ein oberflächliches Gespräch" von Nils Schwerdtner gibt ein Diskussion zweier Freunde nach einem Kinobesuch wieder, in dem es um die Abstumpfung durch die neuen Medien geht. Was anfangs lediglich als moralischer Belehrungsversuch daherkommt, entpuppt sich letztendlich als eine gut pointierte Parodie.
In "One Minute to Midnight" befürchtet die Erde einen Großangriff der Dolans und zieht deswegen alle Flottenverbände im Solsystem zusammen. Die Story dreht sich um den Solarmarshall Julian Tifflor, dem es gelingt die nervenverlierende Mannschaft unter Kontrolle zu halten (die Geschichte ist ein Rückblick auf die Uleb-Krise im PR-Universum...). Johannes Ruthenberg versteht sein Handwerk und die Komplexität: der Gegensatz zwischen dem privilegierten Unsterblichen und den benachteiligten Sterblichen kommt in seiner Story sehr gut zur Geltung.
Die zwei "Himmelsbeauftragten" Smokey und Petronius sind in der Erzählung "Was es so alles gibt" von Bonni Bondit für die Wiedergeburtswünsche der Menschen verantwortlich und können es doch nie jedem richtig recht machen...
"Vater und Sohn" halte ich für den bemerkenswertesten Beitrag des Heftes, dabei ist es noch nicht einmal eine richtige Story. Vielmehr läßt uns Peter Herfurth-Jesse eine bewußte Beobachtung des Alltags durch unsere eigenen Augen machen. Die Frage nach Individualität und Schattendasein wird hier gut in Szene gesetzt. 
Neben einigen Interna (Leserbriefen, Kontakterberichten, usw.), allgemeinen News rund um SF und die Phantastik und zahlreichen Bücherrezensionen besticht vor allen Dingen der Artikel "Der dritte Weltkrieg" von Felix D. Lichte. Ohne eine wirkliche eigene Stellungnahme stellt er die unterschiedlichen Endzeitprophezeiungen gegenüber und offenbart die zahlreichen Parallelen und Übereinstimmungen. 
Alles in allem bietet das INTRA 111 für den SF-Fan eine Vielzahl interessanter Beiträge und auch andere werden ausreichend angesprochen. Sollte die Qualität dieses INTRAS beibehalten werden, dürften weitere Zukunftsängste des Clubs unnötig sein.

Timo Kümmel, Weyhers



RISSZEICHNUNGS-JOURNAL 110
40 Seiten DIN A 4 quer, Offset, Mittelheftung.
Auflage: 500 Exemplare, 11,50 DM; 4er-Abonnement 40,00 DM.
Bezug: RISSZEICHNER CLUB DEUTSCHLAND (RCD), Georg Joergens, Talstr. 60a, 40217 Düsseldorf, E-Mail: GJoergens@aol.com.
Internetausgabe: http://www.rz-journal.de.
Bankverbindung: Postbank Essen (BLZ 360 100 43), Konto 3687 44-437.

Das Impressum verrät, daß es sich hierbei um ein Fan-Magazin für Risszeichnungen handelt, das unkommerziell erstellt wird. 
Das Layout ist übersichtlich und ordentlich, das Verhältnis von Text und Bild ausgewogen. Ein Farbcover auf Hochglanzpapier lenkt das Auge auf sich: "Katsugo – Arkonidischer Kampfroboter".
Neben Leserbriefen, (Rißzeichner-) Szene-News, Artikel und ausführlichen Datenblätter mit Bezug auf die abgebildeten Zeichnungen machen diese natürlich einen Schwerpunkt aus. Ganzseitige und kleinere Abbildung von Präzision und Detailreichtum erfreuen das Auge des PR-Fans, der in dieser Ausgabe voll und ganz auf seine Kosten kommt (in früheren Heften wurden auch RAUMPATROUILLE u. a. Kult-Serien berücksichtigt – diese hat mein Ältester schwer vermißt ...). Die unterschiedlichen Stile und Arbeitsmittel der einzelnen Grafiker, darunter Daniel Schwarz, Andreas Weiß, Oliver Johandrees, wirken nicht störend. Diesmal zu sehen sind beispielsweise der Raumer LEIF ERIKSON, die legendäre Transformkanone und Raumschiffe der Mundänen.
Für PR-Fans stellt das RZ-JOURNAL eine gelungene Ergänzung dar, hilft es doch dem Leser, sich manche Schilderung aus dem Perryversum besser vorzustellen. Wer damit weniger am Hut hat, mag die präzisen Zeichnungen bewundern, kann ansonsten jedoch zumindest mit dieser Ausgabe nicht so viel anfangen. Nun, vielleicht lassen sich die Grafiker auch mal wieder von den anderen Serien inspirieren für ein vielseitigeres Heft?

Irene Salzmann, Kranzberg



SCHATTENSPLITTER 2
60 Seiten DIN A 5, Kopie (verkl.), Mittelheftung.
Auflage: 80 Exemplare, 7,00 DM.
Bezug: Kuno Liesegang, Am Rheinbrauhaus 8, 51143 Köln, E-Mail: nicholas@ndh.net.
Bankverbindung: Postbank Köln (BLZ 370 100 50), Konto 381075508.

SCHATTENSPLITTER 2 liegt nun vor, und ich bin angenehm überrascht. Deutlich ist die Lesbarkeit verbessert worden, kein weiß auf schwarz mehr. Die Autorennamen sind gut erkennbar, z. T. pfiffig in das Erscheinungsbild der Texte mit einbezogen.
Die Gedichte – nun – sind ganz nett. Nach wie vor würde ich den Autoren empfehlen, Gedichte zu lesen, vielleicht könnten sie dann besser einschätzen, was Rhythmus ist, was nicht, was eine Metapher aushält und was eben nicht. Wenn man einen Limerick dichten will, sollte man (frau) doch wissen, daß das ein Fünfzeiler ist. Wenn nur vier Zeilen zum Lesen angeboten werden, komme ich ins Grübeln. 
Gerne lese ich mir die Gedichte laut vor, in der Hoffnung, daß der Rhythmus stimmt. Dann ist ärgerlich – und dies ist wirklich nur ein Beispiel unter vielen – auf Seite 8: "Des Nachts, wenn alle Sternlein steh’n / will mein Schatz spazierengehn." Ist ein Anfang. Ein Vierheber, d. h. auf "Nacht" ist eine Hebung, dann auf "al"le, "Stern"lein folgt, mit "steh’n" schließt die Zeile. Problemlos auch die zweite Zeile. Dann aber kommt Zeile 3 : "Scheinet der Vollmond hell und klar". Der Rhythmus verlangt nun, daß wir das Wort "scheinet" auf der zweiten Silbe betonen müssen. Durch den Kunstgriff einer Abkürzung hätte dieser Fehler behoben werden können: "Scheint". Ganz einfach!
Coverabbildung SCHATTENSPLITTER 2Inhaltlich schwanken die Gedichte oft zwischen Einsamkeitslyrismen, einbezogen auch die Todesgedanken und etwas gewollter Erotik. Gelegenheitsgedichte würde man die meisten wohl nennen müssen. Und selbst, wenn ein Gedicht – vom Thema her – nicht so vor sich hingeschrieben ist, Seite 43 "Kinderherz" ( Es geht um das ernste Thema sexueller Mißbrauch von Kindern), scheint mir doch der Zugang zum Gedicht merkwürdig kalt. Die Autoren und Autorinnen müßten nicht unbedingt die Form der Gedichte wählen, um sich auszudrücken. Sie lesen keine, glaube ich, wenn sie sie lesen würden, wären ihre Erzeugnisse besser.
Eine Ausnahme muß ich erwähnen: Auf Seite 36 gibt es ein nettes Gedicht ohne Anspruch. Es heißt "Von Liebe und Leidenschaft", und läuft unter der Rubrik "Ein weiterer Beitrag zur Serie "Schlechte ST-Gedichte". Gut, dieses Gedicht ist nichts besonderes. Es bezeugt die Liebe von Odo zu Kira (STAR TREK: DS 9). Aber es ist so ehrlich. Weniger die Liebe von Odo zu Kira ist da spürbar, vielmehr hat sich der Autor in Kira (oder die Schauspielerin) verliebt. Rhythmisch ist das Gedicht kaum zu ertragen, aber es ist mit der tiefen Überzeugung eines Liebenden geschrieben.
Überzeugungen einer Idee sind es, die Gedichte gut machen. Vor sich hingeworfene Floskeln, die sich zufällig reimen, sind es nicht.
Darum ist auch der folgende Text ein Gedicht:
Naturgedicht
Heu
See. (E. Jandl)

Silke Mottau, Marburg



SF-PERSONALITY 11: CORDWAINER SMITH
44 Seiten DIN A 5, Kopie (verkl.), Mittelheftung.
Auflage: 150 Exemplare, 7,90 DM, Abo 6,00 DM plus Versandkosten für eine Ausgabe.
Bezug: SHAYOL-Verlag, Bergmannstr. 25, 10961 Berlin.
Internetausgabe: www.shayol-verlag.de.

Die elfte Ausgabe der bemerkenswerten Sekundärliteratur-Reihe SF-PERSONALITY entstammt im wesentlichen der Feder von Hardy Kettlitz und trägt den vollständigen Titel CORDWAINER SMITH UND DIE INSTRUMENTALITÄT DER MENSCHHEIT, womit der Kern des SF-Schaffens Paul Linebargers alias Cordwainer Smith auch schon im wesentlichen umrissen wäre. Autoren mit einem große Gesamtwerk machen es dem Betrachter relativ leicht, sie bieten viel Abwechslung und Angriffsfläche für Rezension und Analyse. Linebarger (1913 – 1966) hingegen hat bei seinem frühen Tod nur ein schmales, dafür aber um so intensiveres SF-Werk hinterlassen, das sich, bis auf wenige Stories, dem Zyklus um die "Instrumentalität der Menschheit" zurechnen läßt. Vielleicht ist es weniger ein Zyklus, als mehr ein Ideenuniversum, wie es auch die Brüder Strugazki mit ihrer "Welt des Mittags" handhabten. Eine lose zusammengeflochtene Welt, die sich im Fall Cordwainer Smith über 14.000 hypothetische Entwicklungsjahre erstreckt.
Eingeleitet wird das Heft durch den Essay "Das Linebarger-Universum", den Karlheinz Steinmüller ursprünglich für eine Cordwainer Smith-Collection entwarf und nach deren Nichtzustandekommen (infolge des Zusammenbruchs der DDR-Verlage nach der sogenannten Wende) später in ALIEN CONTACT 16 veröffentlichte. Nun ist der Text als Nachdruck eine stimmungsvolle Einführung in die teilweise skurril-phantastische Gedankenwelt dieses ungewöhnlichen Schriftstellers.
In der Folge gibt SF-PERSONALITY 11 einen bildhaften Überblick über sämtliche Erzählungen und Romane Linebargers, die sich der Science Fiction zuordnen lassen, illustriert mit Abbildungen von Buchcovern sowie Grafiken und Ausschnitten aus alten GALAXY-Ausgaben, in denen der Autor sie erstmals veröffentlichte. Den Abschluß bilden eine ausführliche Bibliographie und ein praktisches Stichwortverzeichnis.
Man kann Cordwainer Smith nicht als vergessenen Altmeister der Pulp-Ära bezeichnen, seine Ideen leben durchaus weiter in den neuen Generationen v. a. angloamerikanischer SF-Autoren, auch haben seine Bücher etliche Nachauflagen erlebt. Eine gewisse Patina ist den Geschichten aber dennoch nicht abzusprechen, sie sind und bleiben Kinder ihrer Zeit und konservieren eine Weltsicht, die mit unserer heutigen nicht immer übereinstimmt, und dies auch gar nicht kann. Der alte "Sternträumer" Paul Linebarger hat sich seine Hoffnungen und Visionen in einer Zeit von der Seele geschrieben, da der kalte Krieg jederzeit in eine atomare Apokalypse umschlagen konnte, als Offizier und Militärberater war er sich der tatsächlichen Risiken wohl bewußt. Er hat dabei nicht den Applaus der großen Masse der SF-Konsumenten gesucht. Vielleicht liegt gerade darin das Geheimnis der zeitlosen Attraktivität seiner Bücher, die ihre Leser bis heute in ihren Bann ziehen und dennoch Geheimtips geblieben sind. Und wohl auch Pate für den Namen des SHAYOL-Verlages gestanden haben.

Siegfried Breuer, Berlin



SOL 20
64 Seiten DIN A 4, Offset, Mittelheftung.
Auflage: 2.800 Exemplare, 9,00 DM, 4er-Abonnement 30,00 DM.
Beileger: PHANTASTISCH! 4
24 Seiten DIN A 4, Offset, Mittelheftung.
Auflage: 2.800 Exemplare.
Bezug: PERRY RHODAN FANZENTRALE e. V., Klaus Bollhöfener, Postfach 2352, 76413 Rastatt.
Bankverbindung: Sparkasse Pforzheim (BLZ 666 500 85), Konto 2862050, lautend auf Peter Fleissner.

SOL 20 schwelgt in Nostalgie: Kurt Kobler berichtet über seinen Besuch bei Heidrun Scheer, der Witwe Karl-Herbert Scheers, der zu einem Trip in die Vergangenheit der PERRY RHODAN-Serie wurde. Kurt versäumt es natürlich nicht, Scheer gegen seine Kritiker in Schutz zu nehmen: Der Autor war "kein Kriegstreiber und Gewaltverherrlicher", während es seinen Kritikern "mehr darauf ankam, irgendein Feindbild für ihre politischen Ansichten zu konstruieren." Nun, ein gewisser Militarismus läßt sich in dem Werk Scheers nicht leugnen, sei es seine Vorliebe für Offiziere als Protagonisten, für die Schilderung militärischer Auseinandersetzungen oder diverser Waffensysteme, die sowohl in seinen PR- als auch in seinen ZBV- und ebenso in seinen serienunabhängigen Romanen anzutreffen ist.
Der Nachdruck des Scheer-Interviews aus dem PERRY RHODAN SONDERHEFT 4 geht ebenfalls auf zurückliegende inhaltliche Aspekte der PR-Serie ein, obwohl es bereits vor 23 Jahren erschien.
Legitim und mit vier Seiten angemessen ist der Rückblick auf die bislang erschienenen SOL-Ausgaben. In nur fünf Jahren hat sich die SOL von einem konventionellen Fanzines zu einer professionell gelayouteten Publikation mit einer vierstelligen Auflage gemausert, die aber nicht vergessen hat, daß sie ihre Wurzeln im Fandom hat und das auch mit jeder Ausgabe dokumentiert – siehe die Liste der Mitarbeiter.
Coverabbildung SOL 20Oliver Johanndrees und Klaus N. Frick setzen ihren Serien "Tips für angehende Rißzeichner bzw. Autoren" fort. So hilfreich ihre Erfahrungen und Kenntnisse auch wieder sein mögen, auch diesmal bleiben sie den potentiellen Nachwuchszeichnern und -autoren Hinweise auf Veröffentlichungsmöglichkeiten schuldig. Robert Hector versucht in "Vision einer Menschheitsethik" nachzuweisen, daß der frühere UN-Generalsekretär Dag Hammerskjöld als Vorbild Perry Rhodans diente, während Patrick Achenbach sich in "negative Energie, Wurmlöcher und Zeitreisen" mit der Physik in der PR-Erstauflage beschäftigt. Die Relevanz seiner Überlegungen werden Leser der Serie sicherlich besser beurteilen können als ich; mir bleibt nur festzustellen, daß die Schnittstellen zwischen Realität, Fiktion und Spekulation nicht in jedem Fall erkennbar sind.
In der Kurzgeschichte "Partoc – Die Verlockung der Sterblichkeit" intrigieren diverse Superintelligenzen gegeneinander (oder zumindest Lebensformen, die eine Stufe unter ihnen stehen). Das Interview mit dem neuen PR-Autor Andreas Findig ist mit acht Seiten ungewöhnlich umfangreich, wird aber, da der Interviewte die (blockweise) gestellten Fragen informativ zu beantworten weiß, nicht langweilig. Ausgesprochen fannisch geben sich die Berichte zu dem diesjährigen ASF-Meeting und zum 4. BuchmesseCon in Leipzig. Vor allem die Impressionen vom AFS-Meeting wären vor einigen Jahren noch in dem Egozine ICH von Rüdiger Schäfer erschienen...
Der SOL liegt zum letzten Mal PHANTASTISCH! bei. In Zukunft, d. h. ab der fünften Ausgabe, wird die Bereicherung der SOL als eigenständige Publikation im Verlag Achim Havemann erscheinen. In PHANTASTISCH! 4 beschäftigt sich Harun Raffael in dem zweiten Teil seines "Ratgebers für Zeitreisende" mit den physikalischen Voraussetzungen für erfolgreiche Zeitreisen, streift dabei auch die PR-Serie – zu dem Text gilt prinzipiell dasselbe wie das bereits zu dem Artikel von Patrick Achenbach Gesagte.
Die übrigen Beiträge in PHANTASTISCH! 4 weisen dagegen keinen PR-Bezug auf. Dirk van den Boom stellt zwei Bände aus AD ASTRA vor, einer Serie, die von Wilfried A. Hary herausgeben wird und die Heftromane nachdrucken bzw. erstmals veröffentlichen soll. Der Preis von AD ASTRA erreicht freilich eher Taschenbuch- als Heftromanniveau... AD ASTRA wird sogleich von einem Verlagsgiganten überrollt: Horst Illmer beschäftigt sich mit einigen Romanen aus der Jubliäumsedition des Heyne Verlags, mit der in der Tat einige herausragende Werke wieder zugänglich gemacht wurden. Einen jener Kreativen, ohne die die diversen Taschenbuchpublikationen kaum denkbar wären, die aber regelmäßig weniger Beachtung als die Autoren erfahren, stellt Florian Breitsameter in dem Interview mit dem Coverzeichner Thomas Thiemeyer vor.
PHANTASTISCH! 4 enthält interessantere Beiträge als SOL 20. Letztere hinterläßt teilweise den Eindruck, als hätten bei Beiträge mehr oder minder mühsam zusammengeklaubt werden müssen.

Armin Möhle, Wallenhorst



BADEN-WÜRTTEMBERG AKTUELL 203
52 Seiten DIN A 5, Kopie (verkl.), Mittelheftung.
Auflage: 35 Exemplare, 5,00 DM, 6er-Abonnement 28,00 DM, 12er-Abonnement 55,00 DM.
BADEN-WÜRTTEMBERG AKTUELL 204
60 Seiten DIN A 5, Kopie (verkl.), Mittelheftung.
Auflage: 35 Exemplare, 5,00 DM, 6er-Abonnement 28,00 DM, 12er-Abonnement 55,00 DM.
Bezug: SCIENCE FICTION CLUB BADEN-WÜRTTEMBERG, Martin Hahn, Ledergasse 59, 73525 Schwäbisch Gmünd.

Das Personalkarussell hat sich gedreht, so daß die diversen Posten im SFCBW neu besetzt wurden. Dieser Wechsel geht natürlich auch am BWA nicht ganz spurlos vorbei. Wirkten die früheren Hefte immer etwas chaotisch, da Uwe Lammers mangels PC alles zusammenstellte und abdruckte, wie es ihm zugeschickt wurde, einschließlich gelegentlicher handschriftlicher Kommentare, so merkt man plötzlich eine etwas ordnende Hand bei Markus Weber. Zwar ist das Layout nach wie vor nicht einheitlich, die Schrifttypen wechseln, und auch die Seitenzahlen werden noch immer von Hand hinzugefügt – aber irgendwie ist es anders... Ab und zu etwas Neues, das ist nie verkehrt, und ein krasser Wechsel, der jeden umhauen würde, hat auch nicht stattgefunden. Es ist anzunehmen, dass der Club seiner vielseitigen und lockeren Linie weiterhin treu bleiben wird.
Beide Hefte beinhalten die üblichen Clubinterna, Leserbriefe, Impressionen vom 2. Hahn’s Home-Con inklusive einiger Fotos, Rezensionen (darunter eine zur TV-Sendung/dem Video ÄON-MAGAZIN 39 von Michael Baumgartner), Artikel (beispielsweise von Christel Scheja, "Geschöpfe der Nacht"), Stories ("Geschichte eines Herrn Eia" von Martin Clauß), Grafiken (Heidi Koch, Manfred Lafrentz), usw.
Außer Nachdrucken von Beiträgen, die bereits in anderen Fanzines veröffentlicht wurden, findet man auch aktuelles Material:
"Lara Crofts Abenteuer im Comic-Land" von Michael Baumgartner besteht jedoch leider nur aus der Besprechung besagter Comic-Hefte, die im vergangenen halben Jahr in D erschienen sind, und läßt Querverweise zu jüngst erschienenen US-Publikationen (z.B. das Crossover DARK CROSSINGS mit WITCHBLADE und DARKNESS), den PC-Spielen (das neue erscheint demnächst), dem Realfilm, der gerade gedreht wird, den Nachzieher-TV-Reihen wie RELIC HUNTER bzw. Parodien (Sara Soft in YOUNG JUSTICE) vermissen. Ein wenig mehr Recherche hätte den Beitrag deutlich aufgewertet.
Weiterhin kreist die Diskussion um ein Problem, das derzeit viele Clubs und Fanzineherausgeber bewegt. Es fehlt der Nachwuchs: junge Aktivisten mit neuen Ideen und interessierte Leser. In Folge werden immer mehr Fanzines eingestellt – nun auch FANTASTIV STORIES –, und Kleinstvereine hören auf zu existieren, weil es den Aufwand einfach nicht mehr lohnt. Ein Rezept, wie man aus der Misere heraus könnte, gibt es nicht – außer daß endlich ein paar Leute in den SFCBW eintreten und mitmachen; dann wäre schon mal einem Club geholfen... Wer es ausprobieren möchte, dem wird sogar eine dreimonatige Schnuppermitgliedschaft offeriert.
Noch zu erwähnen wäre, die Nr. 204 kommt mit CD-Gimmick! Wer neugierig auf Martin Clauß’ Beilage ist, sollte doch einfach mal "schnuppern".
Das BWA ist ein typisches Clubzine mit den üblichen Stärken und Schwächen eines solchen. Die Standard-Inhalte reißen diesmal zwar nicht vom Hocker, bieten jedoch für jeden Geschmack etwas und sind durchaus für Außenstehende interessant.

Irene Salzmann, Kranzberg



DAEDALOS 9
104 Seiten DIN A 5, Kopie (verkl.), Mittelheftung.
Auflage: unbekannt, 12,00 DM, 2er-Abonnement 22,00 DM.
Bezug: Hubert Katzmarz, Holunderweg 15, 53127 Bonn, E-Mail: hubert.katzmarz@debitel.net.

DAEDALOS, das kleine, aber feine phantastische Literaturmagazin, ist kürzlich mit seiner Nummer 9 erschienen, auch wenn das Frühjahr als Erscheinungsdatum im Impressum angegeben ist. Das schlicht aufgemachte Heft enthält fünf Kurzgeschichten, einen Artikel und Leserbriefe, alles auf beachtlichen knapp 100 Seiten zusammengefaßt unter der Redaktion von Michael Siefener.
Die Kurzgeschichten decken weit gespannt verschiedene Genres innerhalb der Phantastik ab, an dieser Stelle sollen zwei Beiträge besonders hervorgehoben werden: Da wäre zum einen Jörg Weigands Story "Hurra – wir leben noch!". Während des zweiten Weltkrieges wird ein junger Oberleutnant in die "Klinik Sonnenschein" verlegt, um dort die militärische Oberaufsicht zu übernehmen. Mit großem Entsetzen stellt er fest, daß es sich hier um eine Einrichtung des Dritten Reiches handelt, in der die Überlebensfähigkeit des deutschen Mannes unter Beweis gestellt werden soll: Die hier behandelten Kriegsschwerverwundeten haben all ihre Gliedmaßen verloren und quälen sich in einer von Morphium nur wenig betäubten, grausamen Existenz dahin, während ihre Exkremente zur Düngung der anliegenden Felder genutzt werden. Der Oberleutnant scheitert bei dem Versuch, die Leidenden, darunter ein alter Kamerad, zu erlösen. Eine sehr eindringliche Story, deren Horror langsam auf den Leser zuschleicht und der sich mit dem Entsetzen des Protagonisten über die gemachte Entdeckung vermischt. Sicher das Glanzstück dieses Magazins.
Ein kleiner Kontrapunkt wird durch die SF-Story "Terraforming" von Boris Koch gesetzt. Geschildert wird vordergründig ein Terraforming-Projekt auf dem Mars, das eine ganz neue Bedeutung erhält, als Asteroiden auf die Erde zudüsen und diese am Ende vernichten. Leider wirkt die Story zu aufgekratzt und in ihrer Kürze zu abgeschnitten, als daß sie die Gefühle der Handelnden adäquat zu diesem Doomsday-Plot vermitteln könnte. Da sie direkt nach Jörg Weigands Beitrag im Heft erscheint, wird der qualitative Kontrapunkt hier sehr deutlich gesetzt und wirkt wie ein Bruch.
Durchgehend kann über das Magazin gesagt werden, daß es mit Sorgfalt erstellt wurde. Das fängt beim sauberen Druckbild an und endet nicht bei den schönen und stimmungsvollen Zeichnungen, die durch ein nachfolgendes Leerblatt auch besonders hervorgehoben den Text ergänzen.
DAEDALOS 9 ist ein Magazin für Freunde der gepflegten Phantastik, von dem man sich nur wünschen würde, es könnte etwas häufiger erscheinen. Eine lesenswerte Lektüre für all jene, die auch mal über den Tellerrand schauen wollen.

Dirk van den Boom, Saarbrücken



MUNICH ROUND UP 169
44 Seiten DIN A 4, Kopie, Klebebindung.
Auflage: unbekannt, 6,00 DM.
Bezug: Waldemar Kumming, Engadiner Str. 24, 81475 München.
Bankverbindung: Postbank München (BLZ 700 100 80), Konto 1478 14 802.

Wer MRU kauft, hat eine genaue Vorstellung von seiner Lieblingslektüre – und wird auch diesmal nicht enttäuscht werden. Die fast durchgängige Zweisprachigkeit macht das Magazin zudem zu einem wirkungsvollen Exportartikel des deutschen SF-Fandoms, da die wenigsten SF-Fans in der Welt außerhalb des deutschsprachigen Raums etwas mit hiesigen Fanzines anzufangen wissen dürften, Deutsch ist nun mal keine Weltsprache.
Coverabbildung MUNICH ROUND UP 169Der mit zahlreichen Fotos illustrierte Bericht vom WorldCon in Australien ist informativ und ausführlich und nimmt gut ein Drittel des Gesamtumfanges des Heftes ein. Überraschendes wird der Leser indes nicht darin finden, im grundlegenden Ablauf gleichen sich die meisten Conventions, nur die Städte und Ehrengäste wechseln – die Con-Besucher sind zumeist die selben, die man schon zum x-ten mal getroffen hat. Hingegen war der 1. SF-OldieCon vom April diesen Jahres wohl nicht in einen Bericht zu fassen, doch zeigt die Fotoseite einige Impressionen von diesem lockeren Treffen unserer Fandom-Veteranen. Vielleicht tat ihnen die Abwesenheit der jungen Nachwuchs-Fans sogar gut und man konnte sich bewußt auf die "guten alten Zeiten" besinnen, als von der Krise der SF noch keine Rede und die Zukunft nicht fast ausschließlich negativ besetzt war. Es sieht jedenfalls so aus, als ob sich alle Anwesenden gut unterhalten haben. Und das war ja auch der Sinn der Veranstaltung.
Sam Lundwall inspirierte der EuroCon 1999 in Dortmund zu einigen grundsätzlichen Betrachtungen zum "Haus Science Fiction", das fest in der Hand englischsprachiger Autorinnen und Autoren ist und in dem sich die anderen Nationen wie seltene und verletzliche Exoten ausnehmen (die Deutschen nicht ausgenommen). Wer kennt in den USA schon die deutsche Science Fiction! Er schildert das ganze sehr humorvoll – der Fakt aber bleibt dennoch der gleiche und wird sich auch so bald nicht ändern.
Abschließend widmet sich H.-J. Galle der Schriftstellerin und Regisseurin Thea von Harbou (1888 - 1954), von der u. a. die Vorlage zu Fritz Langs Filmklassiker METROLPOLIS stammt. Kaum jemand kennt heute noch ihr umfangreiches Schaffen, und mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit bringt auch die Zukunft keine Wiederentdeckung Thea von Harbous. Daß sie auch ihre Schattenseiten hatte, verschweigt der Autor nicht. Im Vordergrund seines Artikels steht aber ihr Wirken v. a. in den der zwanziger bis Anfang der dreißiger Jahre. Also dem Höhepunkt der deutschen Vorkriegs-Phantastik, an die die Science Fiction in der Bundesrepublik später nur noch partiell anknüpfte (und noch weniger die wissenschaftliche Phantastik in der DDR). Dennoch, bei allen Fehlern der Autorin, ihrer literarischen Trivialität und späteren politischen Verblendung, bleibt sie dennoch eine deutsche Phantastik-Klassikerin und wer Dominik tolerieren kann, wird damit auch bei von Harbou kein Problem haben. Nächstes Jahr ist es 75 Jahre her, daß der Film METROLPOLIS seine Uraufführung erlebte – vielleicht eine Gelegenheit, nicht nur des Regisseurs, sondern auch der Drehbuchautorin zu gedenken.

Siegfried Breuer, Berlin



RETTUNGSKREUZER IKARUS 3: DER GOTT DER DANARI
90 Seiten DIN A 5, Offset, Klebebindung.
Auflage: unbekannt, 12,90 DM, 4er-Abonnement 51,60 DM.
Beileger: RETTUNGSKREUZER IKAKUS MAGAZIN 2
12 Seiten DIN A 5, Kopie (verkl.), Mittelheftung.
Auflage: unbekannt.
Bezug: Roman-Truhe Buchversand, Hermann-Seger-Str. 33 - 35, 50226 Frechen.

Der dritte Band der RETTUNGSKREUZER IKARUS-Reihe ist der erste, der nicht von Dirk van den Boom, sondern von Sylke Brandt verfaßt wurde (mangels entsprechender Hinweise kann ich nicht einmal darüber spekulieren, wer sich hinter diesem – vermutlichen – Pseudonym verbirgt). DER GOTT DER DANARI schildert den dritten Einsatz der IKARUS, der wie die zwei vorherigen beginnt: Die IKARUS fängt den Notruf eines havarierten Raumschiffes auf und verläßt ihre Heimatbasis.
Im Orbit eines erdähnlichen Planeten namens Danari stößt die IKARUS auf ein kleines, beschädigtes Forschungsraumschiff, das der Pilot Leroc nach dem Unfall verließ. Die Besatzung der IKARUS vermutet, daß er mit einer Rettungskapsel auf dem Planeten landen konnte, und begibt sich auf die Suche nach ihm, die schnell von Erfolg gekrönt ist: Leroc ist zu einer lokalen Gottheit geworden, dem Sohn des Sonnengottes, der völlig unter dem Einfluß der Priester steht.
Die Mitglieder des Suchtrupps der IKARUS werden während einer religiösen Zeremonie, in deren Verlauf es zu einem Anschlag auf den weltlichen Herrscher der Danari kommt, voneinander getrennt. Während Anande, Trooid und Thorpa in den Tempel eindringen und Leroc finden können, flieht Weenderveen in die Stadt und trifft auf den Attentäter und weitere Widerständler. Die Besatzungsmitglieder sehen sich bald der Verfolgung der telepathisch begabten Priester ausgesetzt, der sich Trooid und seine Kameraden selbst entziehen können, während Weenderveen auf die Hilfe des Kommandanten der IKARUS angewiesen ist. (Was in einem unfairen Kampf mündet: ein Plasmagewehr gegen Schwerter, zumal Weenderveen zuvor lediglich eine Betäubungswaffe einsetzte.)
Waren in den ersten RETTUNGSKREUZER IKARUS-Bänden die Vorbilder noch deutlich auszumachen, die der Gestaltung der Protagonisten, der technischen Sujets und der Handlungsmuster gedient haben, ist dies bei DER GOTT DER DANARI deutlich schwieriger – und mutet weit hergeholt an. Doch die Ähnlichkeit zum DÄDALUS-Zyklus von Brian M. Stableford wird langjährigen SF-Lesern womöglich auffallen. Danari entpuppt sich als verlorene gegangene menschliche Kolonie; in dem DÄDALUS-Zyklus besucht das gleichnamige Raumschiff eine Reihe von jahrzehntelang isolierten Kolonieplaneten und versucht, die biologischen und gesellschaftlichen Entwicklungen, die die Kolonisten unter dem Einfluß ihrer neuen Heimatwelten genommen haben, aufzuklären. Das ändert aber nichts daran, daß das Handlungsmuster von DER GOTT DER DANARI durchaus plausibel ist und adäquat umgesetzt wurde.
Es fallen nur wenige unstimmige Details auf: Warum wird der Notruf des Forschungsschiffes erst nach fünf Jahren aufgefangen? Weshalb ist die Technik des Raumers dermaßen wertvoll, das sie von der IKARUS geborgen wird, obwohl mehrere hundert Raumschiffes desselben Typs in die Galaxis gesandt wurden?! Die galaxisweite Bedrohung, die sich im zweiten Band andeutete, spielt keine Rolle; die Intrigen innerhalb des freien Raumcorps, das die IKARUS betreibt, äußern sich lediglich in einem fehlgeschlagenen Bombenattentat zu Beginn der Handlung.
Sylke Brandt weiß genauso flüssig zu schreiben wie der vorangegangene Autor. DER GOTT DER DANARI ist der bislang gelungenste Roman der RETTUNGSKREUZER IKARUS-Reihe. Ob das aber genügt, einen Preis zu zahlen, der eher einem Taschenbuch als einem Taschenheft angemessen ist, kann bezweifelt werden.

Armin Möhle, Wallenhorst



ARGENTINUM ASTRUM 5
36 Seiten DIN A 5, Kleinoffset, Mittelheftung.
Auflage: 100 Exemplare, 3,00 DM.
Bezug: Kai Grashoff, Gardelerweg 3, 26131 Oldenburg, E-Mail: kai@arason.de.
Internetausgabe: http://www.arason.de.

Den Inhalt des ARGENTINUM ASTRUM 5 bestreiten zum größten Teil drei Stories; eine kurze Musikrezi, ein Bericht zum Controvers-Con und zwei wirklich gute Lyrics fallen da kaum noch ins Gewicht.
In "Die Wipshausen Connection" schildert Maximilian Schreiner eine Geschichte um den geistig minderbemittelten Detektiv A. L., der in dem verseuchten Wipshausen wohnt. A. L. wird von RTL beauftragt den von SAT 1 entführten Hans Meiser aufzuspüren, was der Beginn einer abstrusen Suche ist. Die Story strotzt nur so vor sarkastischen Spitzen und geballtem Dumpfsinn, jedoch wird dieser nicht lebendig herübergebracht. Die Story mutet partiell wie die Erzählung einer Erzählung an und verliert infolgedessen einiges von ihrem Potential.
Christian Schmidt beschreibt in "Der Sammler" einen extrem pedantischen Bewohner Berlins, dem in seiner Erinnerung täglich eine Stunde fehlt. Infolgedessen ist er sich keiner Schuld bewußt... Die Story und gerade die naiven, und im gewissen Sinne auch fanatischen Gedanken des Protagonisten sind gut umgesetzt, lediglich die Pointe schimmert schon etwas zu früh am Horizont.
"Die Felsenstadt" von Dirk Apitz mutet mir wie eine geraffte Romaneinleitung an. Dirk kreiert einen Planeten (à la Helliconia), der 117 Monate benötigt, um sich einmal um sich selbst zu drehen. Dementsprechend herrschen Extremtemperaturen vor, so daß sich nur auf den Polen einige wenige Ansiedlungen bildeten und zahlreiche Nomadenstämme mit der Dämmerung wandern. Jede Umdrehung versammeln sich die militant-religiösen Nomaden einer Dämmerungszone in einer gigantischen Felsenstadt und feiern dort eine Art Fest der Einheit. Jedoch wird ein fremder Zuschauer von einem der Pole von den Priestern als ein auserwählter Führer angesehen, der sie aufgrund einer Prophezeiung in ein Land jenseits der Dämmerung führen solle. Allerdings wird dieser Fremde, der sich plötzlich in der Rolle eines Messias gezwängt wiederfindet, nicht von allen akzeptiert und so kommt es zu blutigen Ausschreitungen, die sozusagen den ganzen Dämmerungsstreifen entvölkern. Die Story ist wirklich gut geschrieben und könnte – wie gesagt – der Auftakt einer längeren Erzählung sein, jedenfalls hat sie kein richtiges, kein befriedigendes Ende und hinterläßt nur einige erhobene Zeigefinger.
Der zukünftige Schwerpunkt des AR AS soll demnächst wieder das Rollenspiel und Themen wie Musik, Computerspiele, Internet und Comics ausmachen. Schade kann ich dazu nur sagen, denn die gute Mischung aus Primärliteratur hat mir gut gefallen, davon gibt es in letzter Zeit ohnehin viel zu wenig und dann auch noch zu dem einzigartigen Preis...

Timo Kümmel, Weyhers



ENPUNKT 34
68 Seiten DIN A 5, Kopie (verkl.), Mittelheftung.
Auflage: 600 Exemplare, 3,50 DM, 4er-Abonnement 12,00 DM.
Bezug: Klaus N. Frick, Hirschstr. 63, 76133 Karlsruhe, E-Mail: kfrick@vpm.gni.de.
Bankverbindung: Kreissparkasse Freudenstadt (BLZ 642 510 60), Konto 187 954.

"Echte Feinde bitte!" fordert Klaus in seinem Vorwort zum ENPUNKT 34 und ärgert sich über die ewigen Streitereien und Eifersüchteleien innerhalb "seiner" Szene. Die Linke, so es sie denn noch gibt, ist gelähmt und Punk ist auch nicht mehr das, was es mal war, sondern mittlerweile akzeptierter Bestandteil der Pop-Kultur. In dieser Situation fällt es schwer, ein klares Feindbild aufrechtzuerhalten, sitzt man doch gemütlich und unbehelligt in seiner Punkrockernische.
Altpunk Klaus empfiehlt daher einen Blick in die BUNTE, um zu erkennen, wo der Feind sitzt. Es dürfen aber auch andere Life-Style Magazine sein wie MEN‘S HEALTH oder das neue BIZZ, einer "Juso-Ausgabe der Zeitschrift CAPITAL", wie Klaus es kennzeichnet, in dem junge erfolg- und schnellreiche Männer ihren Weg zum Ruhm skizzieren dürfen. Zu Risiken und Nebenwirkungen befragen sie ihren Seelenklempner oder Punchingball (empfohlen).
Coverabbildung ENPUNKT 34Der Zwang zum Erfolg und der Drang nach Glamour und öffentlicher Präsentation ist mit Sicherheit eins der unangenehmsten Trends der letzten Jahre, der dazu führt, daß ein normales Umgehen miteinander fast nicht mehr möglich ist. Ob das allerdings unter Punks, wie Klaus es nahelegt, anders ist, vermag ich nicht zu verurteilen. Übrigens: es ist schon erstaunlich, was Klaus alles liest.
Erstaunlich ist auch die Anzahl der unterschiedlichen Beiträge, seien es Berichte über Konzertbesuche, über Lesetouren nach NRW oder Neuruppin über rechte Gruppierungen in der Musik-Szene, unzählige Plattenkritiken und natürlich – immer wieder der Höhepunkt einer jeden ENPUNKT-Ausgabe – die Reiseberichte.
Diesmal schildert Klaus auszugsweise seine Erlebnisse in Kamerun. Die Suche nach einem Hotel verläuft mittels eines hilfsbereiten, weil ein gutes Geschäft witternden Taxifahrers relativ problemlos. Klaus Schwierigkeiten in Yaoundé an Geld heranzukommen sind dann allerdings eine Geschichte wert. Reiseschecks auf Dollar oder deutsche Mark werden nicht eingetauscht. weil sie ja geklaut sein könnten. Aber wer würde auf die Idee kommen, sich Schecks in Franc ausstellen zu lassen? Klaus Odyssee von Bank zu Bank – um schließlich doch wieder bei Credit Lyonnais zu landen und eine unverschämte Umtauschgebühr akzeptieren zu müssen – ist ein schöner Einblick in die Situation eines afrikanischen Landes.
Ich bin zwar nur ein sporadischer ENPUNKT-Leser, aber mir scheint, daß die Auseinandersetzung mit Rechtsextremismus und tumben Nazitum – schon immer ein wichtiges Thema im ENPUNKT – zugenommen hat. Sei es, daß Klaus auf einer Lesereihe nach Neuruppin gewarnt wird "Geh nicht in die Stadt", weil dort die Nazis sind, sei es, daß Klaus sich in "Klamotten für Doitsche" Gedanken macht, wie geschickt der Nationale Widerstand versucht, sich ein besseres Image zu verschaffen. Das ist oftmals aufschlußreicher als all das Gesülze der Politiker von Toleranz gegenüber Fremden und gegenseitigem Miteinander, aber auch – Achtung soziologische Analyse! – Spiegelbild der gesellschaftlichen Entwicklung in unserem Land.
Mit Science Fiction oder Phantastik hat das allerdings nichts zu tun. Muß es auch nicht. Sicherlich muß man auch nicht jede Plattenkritik lesen und nicht jede Schilderung exzessiver Sauftouren spannend finden, insgesamt ist ENPUNKT aber immer eine interessante Lektüre. Und man erfährt nebenbei auch die wirklich wichtigen Dinge des Lebens: Auch Punks trinken Caipirinha und gehen in Andy Borg-Konzerte. Wer‘s nicht glaubt: Es ist alles nachzulesen im ENPUNKT 34.

Holger Marks, Marburg



DER KELTISCH-HEIDNISCHE KALENDER 2001: FEEN, ELFEN, FREUNDE AUS DER ANDERSWELT
30 Seiten DIN A 4, Offset, Spiralbindung.
Auflage: 250 Exemplare, 20,00 DM.
Bezug: Curtis Nike Verlag, Postfach 610230, 10923 Berlin.

Ein Kalender mit 30 Seiten? – Sonst sind es immer zwölf und etwas Pappdeckel. 
Die Lösung ist einfach: Betrachtet man ihn wie ein Buch oder einen Bildband, dann paßt es, denn die Rückseiten der zwölf Monatsblätter sind nicht weiß geblieben, und natürlich gibt es ein Deckblatt, einen Rücken, sowie ein Info, das auf verwandte Publikationen, Webseiten u. ä. hinweist.
Für das Jahr 2001 präsentiert sich der Kalender mit einem völlig neuen Layout, größtenteils unveröffentlichten Illustrationen, themenbezogenen Informationen (z. B. zu heidnischen Festen und Brauchtum), Zitaten, Literaturtipps.
Entsprechend dem Motto FEEN, ELFEN, FREUNDE AUS DER ANDERSWELT finden sich Motive aus der Natur und der nordischen/keltischen Mythologie: Es tummeln sich stilisierte Einhörner, verliebte Nixen, träumende Schmetterlingselfen, erhabene Göttinnen usw. mit mehr oder weniger Gewandung bzw. erotischer Komponente. Mal sind sie sinnlich, mal besinnend, dann unschuldig oder gebietend. Vermißt habe ich eine Kurzinfo zu jeder Grafik, wer oder was dargestellt ist, wie es bei den früheren Kalendern üblich war (die Künstlerin teilt zwar mit, daß sie diesmal keine bestimmten Figuren aus der Mythologie wählte und deshalb darauf verzichtet hat, aber ein paar Worte zum Ursprung und Wirken der verschiedenen Naturgeister wären eine passende und interessante Ergänzung gewesen).
Die Bilder setzen auf den starken Schwarz/Weiß-Kontrast; sie sind präzise gezeichnet, ohne steril zu wirken. Klare Linien, liebevolle Details, aufwendige Rahmen und keltische Ornamente erinnern an den Jugendstil. Curtis’ phantasievolle, wunderschöne Grafiken, die sachlichen Erläuterungen, das Verzeichnis heidnischer Festtage, die Verwendung der alten Monatsnamen, die Berücksichtigung von Mondphasen und Tierkreiszeichen, sowie das verspieltere, aber nach wie vor übersichtliche Layout ergänzen sich zu einer gelungenen Einheit mit einem eigentümlichen, weiblichen Flair... Als halte man ein Stücken aus einer Anderswelt oder einer vergangenen Epoche in den Händen. Die Herausgeberin stellt die Frau in den Mittelpunkt dieser besonderen Welt und wendet sich an jede Romantikerin, ohne dabei den Mann, der Sinn für Ästhetik hat, auszuschließen.
Der neue Kalender ist einmal mehr etwas zum Betrachten, Lesen, Träumen; für sich selbst - oder als etwas ungewöhnlicheres Weihnachtsgeschenk für andere. Er ist eine kleine Kostbarkeit, die man auch nach Ablauf des Jahres nicht wegwirft. Die Bilder kann man sammeln und immer wieder anschauen; wer mag, kann sie sogar ausmalen.
Neuerdings ist es möglich, sich unter http://curtisnikeverlag.saxen.net und http://curtisnikeverlag.de über ihre Publikationen zu informieren bzw. über netzmeisterin@curtisnikeverlag.de seine Wünsche kundzutun. Alternativ über den Postweg wird gegen Rückporto das Verlagsverzeichnis zugesandt.

Irene Salzmann, Kranzberg



Der FANZINE-KURIER erscheint in der EDITION WHISPERING TIMES.

Herausgabe, Redaktion und Vertrieb:
Armin Möhle
Eibenweg 18
49134 Wallenhorst.
E-Mail: armoe@germanynet.de.

Preise: Einzelexemplar 1,20 DM, Jahresabonnement (6 Ausgaben) 6,00 DM (in Briefmarken oder als Verrechnungsscheck). Der FANZINE-KURIER ist außerdem im PRBCBS im Interesseabo oder im Fanzinetausch zu beziehen.

Mitarbeiter dieser Ausgabe: Dirk van den Boom, Siegfried Breuer, Timo Kümmel, Holger Marks, Silke Mottau, Irene Salzmann. 
Auflage: 90 Exemplare.
Besucher der Online-Ausgabe: Counter

Für Rezensionsexemplare sind wir stets sehr dankbar!


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