20. Februar 2009
Jetzt hat es den Anschein, als könne es so wie bisher nicht mehr weiter gehen. Global versteht sich. Das hatte ich bei weitem nicht so empfunden, als im vergangenen Herbst der Crash begann. Da war aber schon alles programmiert, und wissen hätte ich's auch können. Denn spätestens im Jahr 2007, als mich ein befreundeter Künstler mit einem Werk konfrontierte, in dem er genau diese Krise auf die Kunst übetrug und daraus die richtigen Schlüsse zog, hätte ich hellhörig werden müssen. Die menschliche Bevölkerung dieses Planeten, ihre Gesellschaften - all das wird nun wohl nicht mehr lange in dieser Weise bestehen. Dachten wir zunächst, dass unsere Fettlebe hierzulande nur durch den immer weiter aufstrebenden chinesischen Drachen gefährdet gewesen sei, innerglobale Konkurrenz also; jedoch zeigte sich recht bald, dass auch China, auch die russischen Oligarchen nicht von der Finanzkrise verschont wurden. Sie kriechen, gerade letztere. Es nutzt nichts, Tränen zu vergießen. Die schönen Zeiten sind vorbei. Denn während diejenigen, welche keine Macht haben, leider fortschrittlich denken und einen Umbau unseres Wirtschaftssystems radikal denken, damit meine ich nicht einmal in Richtung Kommunismus. Da wissen wir ja, was dabei herumkommt, aber viel wichtiger ist doch der ökologische Umbau, der Anreiz zu ökologischem Denken. Ich erinnere mich an eine Feierlichkeit, die vor ein paar Jahren anlässlich irgendeiner Modellpremiere in einem Autohaus stattfand. Bei dieser Gelegenheit lernte ich einen Ingenieur kennen, der für eine Elektronikfirma arbeitet, die alle Größen der Branche beliefert. Bei ein bis sieben Glas Wein kamen wir ins Plaudern, und ich fragte ihn, warum in der Automobilindustrie immer noch kein umweltfreundliches Fahrzeug realisiert wurde. Erschreckenderweise teilte er mir mit, dass die Firmen Patente in ihren Safes horteten. Sehr schön, da haben wir's wieder einmal. Nimmt man an, dass an dieser Behauptung ein Fünkchen Wahrheit ist, dann heißt das doch folgendes: Die Industrie sammelt für später, und sie lässt zu, dass der Planet den Bach abgeht. Wenn ich nun sehe, dass die Automobile immer länger halten und nicht zu attraktiven Preisen oder überhaupt mit besserer, umweltfreundlicher Technik umgerüstet werden können - ich weiß nichts davon, vielleicht geht's ja, aber das erfährt man nicht aus den Medien -, warum sollte man dann ein neues Fahrzeug kaufen, wenn sowieso kein Geld da ist? Überhaupt ist die Aufforderung zum Konsum vollkommen absurd. Die meisten haben alles und sind satt. So auch wir, seit wir besser versorgt sind. Warum also immer mehr, und vor allem was? Reisen ja, aber wenn man keinen Urlaub bekommt? Ich sollte die Reflexion nicht zu sehr personalisieren, denn vielleicht sind wir Sonderlinge. Jedenfalls scheint es so, denn ich kenne bis auf ganz wenige Ausnahmen niemanden, der es sexy findet, dass sein Schuhwerk über zehn Jahre bereits gehalten hat. Dass die funktionierende Leica von 1955 die Messlatte ist, an der sich jedes technische Gerät von heute messen lassen muss. Allein aus dieser Warte erscheint es mir, dass der Kapitalismus kaputt ist. Die Leute sind bedingt konsummüde, da hilft auch Geiz ist Geil nicht mehr. Und wenn's um die Autos geht: Mich macht die Industrie, vor allem VW, wütend, weil die Systeme nicht so weit sind, und das ganze so träge ist, dass eben noch kein einziges akzeptables Fahrzeug auf dem Markt ist.
Machen wir also getrost so weiter und stürzen ab. "Kein Auto kann ewig fahren, die Menschheit starb vor tausend Jahren", das haben die Fehlfarben zu ihrem Comeback vor ein paar Jahren gesungen, wie recht sie hatten.