Filmhaus Hasnerstraße - Filmkultur in Ottakring



In Österreich am 24. Oktober 1997 neu angelaufene Kinofilme


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DAS WISSEN VOM HEILEN

VRCH 1996
Regie: Franz Reichle
Kinostart: 24/10/1997

Dies ist eine Dokumentation, in der es wenig zu begreifen gibt. Aber viel zu staunen und - wenn man offen ist - zu glauben. Der Schweizer Filmemacher Franz Reichle, der einige Jahre in Ostsibirien verbrachte, gibt Einblick in eine Form der Heilkunst, die er dort kennenlernte: in die tibetische Medizin.
Reichle: „Eine Wissenschaft, die mit Magie gar nichts, mit Erfahrung und Erkenntnis hingegen sehr viel zu tun hat.“ Der Regisseur läßt wichtige Vertreter dieser Medizin zu Wort kommen. Den sibirischen Arzt Tschimit-Dorschi Dugarow oder Tenzin Choedrak, den Leibarzt des Dalai-Lama. Letzterer erläutert auch selbst die Abhängigkeit von Körper und Seele.
Und Wissenschaftler aus dem Westen, darunter vom Wiener Atomforschungsinstitut, untermauern die Wirksamkeit der tibetischen Medikamente, die aus den Bestandteilen von Kräutern, Wurzeln und Früchten bestehen. (Gunther Baumann, KURIER)



siehe IMDb

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A.F.O. - AIR FORCE ONE (AIR FORCE ONE)

USA 1997. 124 min.
Regie: Wolfgang Petersen, Buch: Andrew W. Marlowe, Musik: Jerry Goldsmith, Joel McNeely, Kamera: Michael Ballhaus, Schnitt: Richard Francis-Bruce, Darsteller: Harrison Ford (President James Marshall), Gary Oldman (Ivan Korshunov), Glenn Close (Vice President Kathryn Bennett), Wendy Crewson (Grace Marshall), Paul Guilfoyle (Chief of Staff Lloyd Shepherd), William H. Macy (Major Caldwell)
Kinostart: 17/10/1997

Falls Harrison Ford Lust verspürte, dem Vorbild seines Schauspielerkollegen Ronald Reagan zu folgen und für das höchste Amt im Staat zu kandidieren, so wäre "Air Force One" das beste abendfüllende Commercial, das er sich wünschen könnte. Präsident James Marshall, den er in Wolfgang Petersens neuem Film verkörpert, ist eine eigenwillige Mischung aus Roosevelt, Bush und Clinton, ein durch und durch integrer, entschlossener Politiker und Familienvater, dessen Charakterprofil nur die jeweils positiven Seiten seiner "Amtsvorgänger" beigemischt wurden. Ungleich jedem wirklichen Staatspräsidenten hat er dazu noch das Zeug, in die Haut eines Superman zu schlüpfen, der sich ebenso gut mit den Fäusten wie mit Maschinengewehren zu helfen versteht. Wenn James Marshall ein Versprechen bricht, dann geschieht das nur, um seine 12jährige Tochter vor dem Tod zu bewahren. Und wenn es darum geht, seine Berater vor dem Absturz mit dem schwer ramponierten Präsidentenjet zu retten, dann steht er selbst mannhaft und tapfer zurück, auch wenn ihn das sein Leben kosten könnte. Es wird nie klar, welcher Partei er angehört, aber die amerikanischen Wähler würden ihn umarmen, gleichgültig, ob er Konservativer oder Liberaler ist.
Nachdem Gene Hackman kürzlich in "Absolute Power" (fd 32 545) einen US-Präsidenten als sexbesessenen, gewissenlosen Verbrecher dargestellt hatte, war eine filmische Rehabilitierung des Mannes und des Amtes überfällig, denen die Amerikaner inzwischen auch im wirklichen Leben nur noch mit Distanz und Mißtrauen begegnen. Interessanterweise ist es wieder - wie schon bei "Independence Day" (fd 32 118) - ein Deutscher, der das Umfeld für die Wiederbelebung patriotischer Gefühle bereitet. Mit einem Bundeskanzler als Heldengestalt würde er wohl nicht weit kommen, mit diesem amerikanischen Präsidenten im Mittelpunkt entfesselt er hingegen millionenfach Bewunderung und Stolz. Wolfgang Petersens "Air Force One" macht keinen Hehl daraus, daß es sich um ein ausgewachsenes Kino-Märchen handelt, um eine Art Indiana-Jones-Geschichte im Bereich von Politik und High-Tech. Wahrscheinlich ist es gerade diese fantastische Ebene, die all die unartikulierten Sehnsüchte des Publikums befriedigt. Konsequent spielt Petersen die horrende Story vom gekidnappten Präsidentenflugzeug wie einen John-Wayne-Film durch, ohne naheliegende Versuche der Ironisierung und mit klar definierten Fronten des Guten und des Bösen. Wer sich im Kino auch nur augenblicksweise vom dramatischen Fluß der Ereignisse distanziert, wird der Lächerlichkeit der Konstruktion gewahr - und das darf natürlich nicht sein. Deshalb läuft "Air Force One" zwei Stunden lang auf Hochspannung, auf jedem erreichten Kulminationspunkt sogleich den nächsten annoncierend.
Präsident James Marshall hat sich vor aller Öffentlichkeit exponiert, indem er bei einer diplomatischen Mission in Moskau allen Terroristen den Kampf ansagte. Als er zum Rückflug in die Vereinigten Staaten an Bord der Air Force kommt, hat sich die Elite sowjetischer Terroristen dort längst eingenistet. Die Leute fackeln nicht lange. Um ihrer Forderung Rückhalt zu verschaffen, legen sie erst einmal reihenweise Begleitpersonal um. Sie verlangen die sofortige Freilassung ihres Anführers, eines gefährlichen Generals aus Kasachstan, der mit seinem nuklearen Arsenal den Weltfrieden bedroht hat und jetzt in einem russischen Gefängnis sitzt. Sie machen ernst damit, jede halbe Stunde eine Geisel zu erschießen. Doch ihr wohldurchdachtes Manöver scheint durchkreuzt zu sein, als sie festzustellen glauben, daß ihre wichtigste Geisel, der Präsident der Vereinigten Staaten, mittels einer Rettungskapsel entfliehen konnte. In Wahrheit jedoch schleicht sich der Präsident ortskundig und technisch versiert durch die Ladeebene des Jumbo-Jets, nimmt Kontakt mit seinem Kabinett in Washington auf und drängt die Terroristen langsam aber sicher ins Aus.
Es hieße, Besuchern des Films keinen Gefallen tun, würde man die Handlung ausführlicher schildern. Denn wie jeder Action-Thriller lebt auch "Air Force One" von den schweißtreibenden Einzelaktionen, deren er mehr als genug besitzt, eine noch unglaublicher als die andere. Petersens Crew hat sich redliche Mühe gegeben, das Innere der Präsidentenmaschine so detailgetreu nachzubauen wie möglich. Dennoch waren die Filmemacher in vielem auf ihre Fantasie angewiesen und haben eifrigen Gebrauch davon gemacht. Kaum war der Film erschienen, als sich amerikanische Zeitungen in Mutmaßungen übertrafen, was richtig und was falsch sei. Hat die richtige Air Force One eine Rettungskapsel für den äußersten Notfall? Ist der Präsidentenjet wirklich kugelsicher und vermag sogar Nuklearwaffen zu widerstehen? Kann Air Force One während des Fluges aufgetankt werden? Die Antwort auf all diese Fragen ist letztlich unerheblich, solange es um den Film geht. Was nicht der Realität entspricht, ist gut erfundene Science Fiction. So oder so dient es der Steigerung der Spannung. Vielleicht mit einer Ausnahme: daß Handys in 10.000 Meter Höhe außer Reichweite sind, weiß eigentlich heute jedes Kind. Wichtiger ist, wie Petersen es fertigbringt, Aufmerksamkeit und Anteilnahme des Zuschauers wachzuhalten, ja sogar im Lauf des Films immer weiter zu steigern. Was am wenigsten verwundert, ist Petersens Fähigkeit, dramatischen Gewinn aus engen, klaustrophobischen Räumlichkeiten zu ziehen. Wie bereits in "Das Boot" (fd 23 144) finden er und sein Kameramann Michael Ballhaus immer neue Perspektiven, die das Eingeschlossensein zu einem der wichtisten Elemente der Action machen. Da es die Erfindungen der Technik sind, die als einzige die Isolation überwinden helfen, spielt Technik in "Air Force One" eine große Rolle. Nicht zufällig erinnert der Film insofern häufig an "Stirb langsam" (fd 27 183), in dem auch immer wieder Auswege aus scheinbar hoffnungsvollen Situationen durch listenreiche Nutzung der Technik gefunden wurden. Wie jener Film fällt auch "Air Force One" nicht gleich mit der Tür ins Haus, sondern steigert die Effekte langsam und macht es dadurch möglich, daß auch noch die absurdesten Situationen, die im letzten Drittel durchaus Comic-Strip-Charakter erreichen, tolerabel bleiben. Als weiterer Kunstgriff kommt die Kontrastierung der sich überschlagenden Ereignisse an Bord des Präsidentenflugzeugs mit der ganz anderen, politischen Hektik in Washington hinzu. Dort wird auch im Angesicht des Todes noch um Einfluß und Macht geschachert, was die Figur des reellen und verläßlichen James Marshall um so mehr aufwertet.
Viel von der entstehenden Spannung hat auch mit dem Schnitt zu tun, der schon in Petersens "In the Line of Fire - Die zweite Chance" (fd 30 485) für einen Großteil der Intensität verantwortlich war. Wenn man einen Film wie "Air Force One" sieht, wird einem jedenfalls bewußt, mit wieviel mehr Präzision im Handwerklichen hier gearbeitet wurde als in den meisten Event-Movies der letzten Monate, die eindimensional auf vorprogrammierte hochexplosive Effekte zusteuern und sich ganz und gar auf deren tricktechnische Perfektion verlassen. Petersen verwendet demgegenüber weitgehend "konventionelle" Mittel, aber er beherrscht noch das Handwerk, aus den Pausen zwischen den Höhepunkten dramatisches Kapital zu schlagen. Oft sind es dadurch mehr die Erwartungen, Befürchtungen und Fantasievorstellungen des Publikums, die sich als spannungssteigernd erweisen, als das eigentliche Ereignis selbst. Gut gemachte Actionfilme wie dieser sind in Hollywood selten geworden. Obwohl "Air Force One"mehr als genug Konzessionen an die Effektbesessenheit des Event-Movies macht und sein Plot bei Licht betrachtet eine politische Soap-Opera ist, hat er mir mehr Vergnügen bereitet als die inflationären Destruktionsorgien, die in Hollywood derzeit die Regel sind. (Franz Everschor, film-dienst)

Der amerikanische Präsident James Marshall (Harrison Ford) ist auf dem Rückflug aus Moskau. Dort hatte er eine Rede gehalten, in der er den Terroristen weltweit den Kampf angesagt hat. Ausgerechnet jetzt wird die Präsidentenmaschine vom russischen Dissidenten Korshunov (Gary Oldman) entführt. Der Verbrecher will die Freilassung von General Radek (Jürgen Prochnow) erzwingen. Ansonsten droht er, seine Geiseln inklusive Präsidentenfrau und -kindern zu erschießen. Doch ihm kommt ein sehr agiler und kampfeswilliger Präsident in die Quere.
Ein rundum gelungener Actionfilm, der zwar nur wenig wirklich Neues bringt, jedoch durch die saubere Arbeit und Qualität der Schauspieler gelungen ist. (film.de)

Mit dem Thriller „Air Force One“ büßt der deutsche Hollywood-Regisseur Wolfgang Petersen, nach guten Spannungsfilmen wie „In the Line of Fire“ und „Outbreak“, deutlich an Niveau ein.
Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem Stalin einst die UdSSR zeugte. Die Länder hinter Ural, Kaukasus und Himalaya fungieren für Hollywood jetzt als Vergnügungspark, als ein Disneyland der Linken, die alle hinter Gittern sitzen und kollektiv die Internationale anstimmen.
Manchmal läuft einer dieser Ewiggestrigen davon, besorgt sich Waffen und kapert das Flugzeug des US-Präsidenten, der gerade in Moskau weilt. In der Luft herrschen dann die Verhältnisse des ewigen, also des Wilden Westens, nur räumlich beschränkt.
Beschränkt sind auch die Terroristen, angeführt von Gary Oldman. Sie setzen ihre Waffen zu früh, zu exzessiv und zu ziellos ein. Der Präsident (Harrison Ford) agiert kühl, bricht am liebsten das Genick der Dummen, das knackt nur, kracht nicht.
Im Vorjahr gab es einen Thriller namens Executive Decision, der im ideologiefreien Raum (soweit möglich, wenn arabische Terroristen im Spiel sind) eine extrem spannende Geschichte aus einem fliegenden Flugzeugbauch erzählte. Kurt Russells Devise damals: „Ich muß denken.“ Air Force One verhält sich dazu wie das berühmte Modell Saab Tonne zum legendären, aber absturzgefährdeten Starfighter. Was man an Politik dazugewinnt (Macht, Supermacht, Übervater), verliert man an Eleganz.
Air Force One ist so wendig wie eine Boeing 747 beim Einparken. Verdichtungen der Inszenierung, wie das Bild des keuchenden Clint Eastwood neben der chromglänzenden Präsidentenlimousine in In the Line of Fire oder der infektiöse Kinobesuch in Outbreak, fehlen völlig. Dafür werden alle Gesetze der Schwerkraft und der Plausibilität außer Kraft gesetzt kraft haarsträubender Stunts, die sich zuletzt so nur Cliffhanger leistete.
Die Nebenrollen immerhin sind signifikant besetzt: Glenn Close als Vizepräsidentin steht für das liberale Amerika, das Harrison Ford hier dauernd verraten muß, ist aber nur ein Abklatsch jener Glenn Close, die in Mars Attacks! eine First Lady war, gegen die selbst Nancy Reagan sympathisch schien. William H. Macy steht für den Mißbrauch des Charakterdarstellers im Action-Fach.
Die USA haben alle Schlachten geschlagen, jetzt wird nur mehr symbolisch gekämpft: Auf jeden debilen Präsidenten (Mars Attacks!, The Second Civil War) kommt ein Heldenpräsident (Independence Day, Air Force One), auf jede Regung von Intelligenz in Hollywood fällt ein grober Klotz wie dieser Film. (Bert Rebhandl, DER STANDARD, 24/10/1997)

In "Air Force One", einem wild-patriotischen neuen Flug-Terrordrama, erweist sich US-Präsident Harrison Ford überraschend als echter Held, während Hollywood-Regie-Ostfriese Wolfgang Petersen die Wunderwelt des Kapitalismus besingt.
Ein Anti-Bild steht am Anfang dieser Geschichte, passend zur Anti-Story eines Anti-Films: winzige Fallschirmspringer am grauschwarzen Nachthimmel, nichts zu sehen, nichts zu erleben. Mit einer russisch-amerikanischen Kooperation gegen einen üblen Usurpator (festgenommen: Jürgen Prochnow) startet Wolfgang Petersens Air Force One , mit einem Militär-Einsatz, der zur Zufriedenheit aller den Weltfrieden sichert. Frieden ist nicht photogen, also schwärmen die Terrorburschen aus, um des Präsidenten Flugzeug, das fliegende Weiße Haus vollbesetzt zu kidnappen.
Keiner macht in Hollywood derzeit US-patriotischere Filme als die deutsche Regie-Gemeinde. Von Emmerichs Independence Day zu Petersens Air Force One ist es nur ein kleiner Schritt: Also zeigt Air Force One, mit Liebe zum Widerspruch, einen Präsidenten (Harrison Ford, president of Hollywood ), der flammende Reden für Frieden und Gerechtigkeit schwingt, aber im Ernstfall eben doch rot sieht, souverän bleibt - und die bad guys entspannt erhängt, erschlägt und niederschießt, um seine Familie, Amerika und die ganze freie Welt vor commie- Terrorist Gary Oldman und der sozialistischen Gefahr zu retten. Noch besser als das donnernde Orchester/Dialog-Pathos ist da nur jener Augenblick, als in irgendeinem Gefängnis ein Lied anhebt: die "Internationale". Hier schwingt sich Petersen erstmals zu echten Emotionen auf, hier zeigt er offen, wem er gefallen will: Hollywood hat jedenfalls ein neues Haßlied. Soviel zu den Neuigkeiten. Air Force One bewegt sich, so unsympathisch seine Ideen sind, beim linken Ohr rein und, ohne großes Aufsehen, durchs rechte wieder raus. Zurück bleibt nichts, nur Müdigkeit und Leere, aber so soll das ja auch sein: Die nächste 100-Millionen-Dollar-Superproduktion kommt bestimmt. Und die braucht wieder offene Ohren - und viel, viel Platz dazwischen. Bill Clinton, hört man übrigens, mag den Film. (Stefan Grissemann, DIE PRESSE, 25/10/1997))

Der deutsche Regisseur Wolfgang Petersen tritt an, um die Ehre des amerikanischen Präsidenten in Hollywood zu retten - und macht sich lächerlich.
Amerika unterscheidet sich von Deutschland nicht zuletzt dadurch, daß seine Präsidenten richtige Männer sind. Der letzte Weenie (Weichei), der es trotz seiner Weinerlichkeit bis zum höchsten Amt der Vereinigten Staaten gebracht hat, war Jimmy Carter. Die, die nach ihm kamen entsprachen entweder wie Ronald Reagan dem Traumbild eines jeden Bonanza-Fans oder konnten ihre Männlichkeit zumindest ansatzweise durch den vorsichtigen Gebrauch von Marihuana unter Beweis stellen.
Um so mehr verwundert es, daß ausgerechnet in Hollywood Amerikas Präsidenten bisher auf der Verliererstraße fuhren. Nicht nur, daß peinlich genau nacherzählt wurde, wie sie über ihre Watergate-Affären stolperten; nein, sie mußten sich bisweilen sogar wie wehrlose Kinder im offenen Kennedy-Mobil über den Haufen schießen lassen. Jetzt endlich wird zurückgeschlagen.
Ausgerechnet ein deutscher Regisseur ist ausgezogen, um Amerikas Ehre zurückzuerobern: In "Air Force One" zeigt Wolfgang Petersen den First Man endlich auch im Film wieder als das, was er in der Realität schon lange war: unnachgiebig, unbeugsam und überlegen. Harrison Ford als Mr. President James Marshall ist hier der Mann, der selbst abgebrühten Terroristen das Fürchten lehrt.
Die Handlung von "Air Force One" folgt dem klassischen Amerika-Rußland-Antagonismus, projiziert ihn jedoch in die Zeit nach dem Ende des Kalten Krieges: Gemeinsam feiern Marshall und sein russischer Kollege die Festnahme des kasachischen Militärführers General Radek (Jürgen Prochnow), der als potentieller Diktator eines neuen Reiches im Osten den beiden ein Dorn im Auge war. Auf dem Rückflug nach Washington gelingt es einer Gruppe von Terroristen, sich unter der Führung von Ivan Korshunov (Gary Oldman) in die Präsidentenmaschine, die legendäre Air Force One, einzuschmuggeln und das Flugzeug in ihre Gewalt zu bringen. Aus ihrer Forderung nach der Freilassung Radeks entspinnt sich ein klassisches Über-den-Wolken-Drama, bei dem Entführer und Entführte auf 10 000 Meter Höhe Katz und Maus spielen - und dabei fallen so viele Schüsse, daß man sich wundert, wie sich das Flugzeug überhaupt noch in der Luft halten kann. In "Air Force One" ist nicht etwa James Marshall derjenige, der gerettet wird. Es ist der Präsident selbst, der die Sache in seine eisernen Hände nimmt und am Ende nicht nur Frau und Tochter, sondern auch eine Menge unschuldiger Geiseln aus der Hand der Bösewichte befreit. Wie es sich für einen ehemaligen Vietnam-Kämpfer gehört, läßt sich Marshall von den kasachischen Gangstern nicht ins Bockshorn jagen. Das unvermeidliche Happy-End ist bei "Air Force One" zuerst und vor allem einem zu verdanken: dem Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika.
Bis auf die Tatsache, daß er sich auf ein solches Drehbuch überhaupt eingelassen hat, kann man Wolfgang Petersen eigentlich keinen Vorwurf machen: "Air Force One" ist durchaus gelungenes Hollywood-Kino, gekonnt inszeniert und spannend gemacht. Aber Petersen ist, man denke nur an "Das Boot" und "Die unendliche Geschichte", eigentlich auch ein guter Geschichtenerzähler. Doch die Story, die "Air Force One" erzählt, ist einfach zu absurd, als daß sie - auch unter einer noch so professionellen Regie - als Grundlage für einen großen Film dienen könnte. Trotz des eigentlich überzeugenden Auftritts von Harrison Ford als gleichzeitig weltmännischem wie schlagkräftigem Präsidenten kommt es in "Air Force One" immer wieder zu Szenen unfreiwilliger Komik. Ein Staatsoberhaupt läßt sich auch filmisch eben schwer als Einzelkämpfer verkaufen.
Gary Oldman gefällt als böser, leicht paranoid angehauchter Polit-Terrorist Korshunov. Petersens Verdienst ist es immerhin, hier nicht gänzlich auf die alten Ost-West-Klischees verfallen zu sein: Er zeigt Korshunov in seiner Motivation als Kämpfer für ein neues russisches Reich differenzierter, als dies in Hollywood normalerweise üblich ist. Ebenso beherrscht natürlich auch Michael Ballhaus sein Handwerk als Kameramann und schafft es trotz der wenigen Variationsmöglichkeiten, die der Dreh einer Flugzeug-Story bietet, ein paar ansehnliche Bilder zu komponieren. Doch es hilft alles nichts: Weder Petersen noch Ford, Oldman oder Ballhaus können wieder gutmachen, daß "Air Force One" vor allem eines fehlt: ein gutes Drehbuch. (Peter Hegenberg, SPIEGEL ONLINE 43/1997)

Eine Hollywood-Weisheit lautet, daß besonders teure Filme eher durch spektakuläre Explosionen glänzen als durch die Funken künstlerischer Qualität. „Air Force One“ ist ein besonders teurer Film. Also hat er nicht viel zu bieten, außer daß es alle paar Minuten hinreißend scheppert und kracht. Megastars wie Harrison Ford oder Glenn Close verscherbeln ihr Talent an eine jener ewig gleichen Geschichten, die nicht frei von Einfalt sind und dennoch immer wieder das Kinopublikum (vor allem in den USA) erfreuen.
Daß nämlich ein einzelner Held (vorzugsweise ein Amerikaner) genüge, um mit Entschlossenheit und eiserner Hand das Böse aus der Welt zu scheuchen. In diesem Fall trägt das Böse den Namen Ivan Korshunov. In dessen Rolle steckt der Schauspieler Gary Oldman, kinomäßig der einzige Lichtblick der Produktion. Als betörender terroristischer Finsterling entert er mit seinen Kumpanen Amerikas Präsidenten-Jumbo, die Air Force One, um mittels Entführung von Präsident James Marshall (alias Harrison Ford) einen Potentaten aus dem fernen Kasachstan freizupressen.
Alsbald hebt ein munteres Schießen und Prügeln an und die Lage der freien Welt stellt sich irgendwie verzwiefelt dar: Der Präsident ist entführt, die Funkverbindung zum Weißen Haus unterbrochen, und die Terroristen vertreiben sich die Zeit mit sadistischen Spielchen. Doch zum Glück ist Präsident Ford nicht nur ein cooler Politiker, sondern auch ein Vietnam erprobter Kämpfer. Also nimmt er die Sache selbst in die Hand und nietet, wenn’s sein muß, seine Widersacher persönlich um, bis das Gute nach 128 langen Filmminuten endlich siegen kann.
Daß kein Flugzeug der Welt jene Schießereien und Harakiri-Manöver aushalten würde, denen die Air Force One ausgesetzt wird, fällt nicht weiter ins Gewicht. Schlimm ist hingegen die Tatsache, daß das schlichte Action-Märchen nicht einmal den geringsten Anflug von Humor zeigt. Den Darstellern kommt nie ein Augenzwinkern aus, dafür werden die Kämpfe von einem unerträglich schülstigen Soundtrack begleitet. Wolfgang Petersen, der deutsche Regisseur der Heldensaga, hat somit zwar seine finanziell erfolgreichste Arbeit vorgelegt - aber auch seine schwächste. (Gunther Baumann, KURIER)

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EIN MANN EIN MORD (GROSSE POINTE BLANK)

USA 1997. 107 Min
Regie: George Armitage, Buch: Tom Jankiewicz, D.V. DeVincentis, Steve Pink, John Cusack, Musik: Johannes Brahms ("Fugu in A-Minor"), Joe Strummer, Kamera: Jamie Anderson, Schnitt: Brian Berdan, Darsteller: John Cusack (Martin Q. Blank), Minnie Driver (Debi Newberry), Dan Aykroyd (Grocer), Alan Arkin (Dr. Oatman), Joan Cusack (Marcella), Hank Azaria (Lardner), K. Todd Freeman (McCullers)
Kinostart: 31/10/1997

Martin Q. Blank (John Cusack) hat als erfolgreicher Auftragskiller einen der bestbezahlten Jobs der Stadt. Doch seit längerer Zeit hat Blank ein Gefühl von innerer Leere und Ruhelosigkeit. Darüber können ihm weder seine getreue Sekretärin Marcella (Joan Cusack), die ihn liebevoll mit immer neuen Aufträge "versorgt", noch der Psychiater Dr. Outman (Alan Arkin), den er regelmäßig konsultiert, hinweghelfen.
Sein Gemütszustand ändert sich schlagartig, als eines Tages eine Einladung zum zehnjährigen Klassentreffen in Grosse Pointe in sein Büro flattert. Kaum dort angekommen, hat Martin Blank jedoch mehr Probleme am Hals, als ihm lieb sein könnte.
Da ist zunächst Debi (Minni Driver), seine alte Jugendliebe, die er nie richtig vergessen konnte. Sie hingegen denkt gar nicht daran, ihrem Ex-Lover dessen spurloses Verschwinden so ohne weiteres zu verzeihen.
Zudem ist ihm sein Erzrivale Grocen (Dan Aykroyd) dicht auf den Fersen. Dieser will Martin dazu bringen, seiner neu gegründeten Auftragskiller-Gesellschaft beizutreten. Und dann wartet noch Felix (Benny Urquidez) auf ihn, aus dem gleichen Gewerbe wie Blank, aber beileibe nicht auf seiner Seite... (kinoweb)

Es ist eine fremde, seltsame Welt, in der Martin Blank sein Gewerbe ausübt. Er tötet Menschen, das tun Kollegen auch. Aber in dieser Welt wollen die Kollegen eine Gewerkschaft gründen. Er hat eine Einladung zum Klassentreffen, das findet sein Psychiater gut. Aber in dieser Welt tanzt man zu 99Luftballons von Nena. In Detroit, wohlgemerkt, der Stadt einiger avancierter musikalischer Formen.
Die Welt von Grosse Pointe Blank leidet unter Wirklichkeitsverlust und einem Überschuß an Merkwürdigem, tut aber so, als wäre das alles ganz normal. George Armitage, der an sich filmisch aus den 70ern stammt und sich am Rande von Blaxploitation tummelte, hat diese Tonlage zuletzt in Miami Blues perfekt beherrscht. Gebrochene und abgehackte Gliedmaßen waren Fingerzeige des Absurden, das nicht in die Realität hereinbricht, sondern aus seltsamen Zeitgenossen heraus.
Bei Grosse Pointe Blank ist das nicht anders. Der Titel ist selbst schon eine völlig verquere Reverenz an einen souveränen Höllenritt von Lee Marvin vor zwanzig Jahren. Zugleich ist Grosse Pointe aber nur ein sehr gewöhnliches Viertel in einer amerikanischen Stadt, in der die Radiostimme der Provinz in einem Schaufenster arbeitet und sich die Kellnerin im Frühstückslokal mit Vornamen vorstellt. Daß die beiden Kunden unter dem Tischen mit geladenen Geräten hantieren, merkt sie nicht. Deshalb wird sie später darauf aufmerksam gemacht.
Strukturell funktioniert dieser Film zwischen allen Genres als Haßliebesgeschichte zweier Professionals, von denen einer eine normale Liebesgeschichte vorzieht. John Cusack ist Martin Blank, er spielt einen Musterschüler mit einer „gewissen moralischen Flexibilität“. Dan Ackroyd ist sein Kollege, er spielt einen Killer mit Vereinsallüren und einer gewissen allgemeinen Behäbigkeit. Nur verbal ist er schneller als sein Schatten, deswegen versteht die Kellnerin nur Bahnhof und Stehaufmännchen. Von allen schwarzen Komödien der letzten Jahre, die diese Bezeichnung nicht verdient haben, ist Grosse Pointe Blank die einzige, die eigentlich gar keine ist, aber diese Bezeichnung verdient hat.
Fast scheint es, als wollte der Verleih diesen hocherfreulichen Film am zuständigen Publikum, das zur Zeit mit der Viennale beschäftigt ist, vorbeischmuggeln – durch Tarnen (deutscher Titel: Ein Mann – ein Mord) lassen wir uns aber nicht täuschen. (Bert Rebhandl, DER STANDARD, 27/10/1997)

Eigentlich sollte Martin Q. Blank (John Cusack) sich seines Lebens erfreuen, hat er doch als erfolgreicher Auftragskiller einen der bestbezahlten Jobs der Stadt. Trotzdem verspürt Blank seit längerer Zeit ein Gefühl von innerer Leere und Ruhelosigkeit. Darüber können ihm weder seine getreue Sekretärin Marcella (Joan Cusack), die ihn liebevoll mit immer neuen Aufträgen "versorgt", noch der Psachiater Dr. Oatman (Alan Arkin), den er regelmäßig konsultiert, hinweghelfen. Sein Gemütszustand ändert sich schlagartig, als eines Tages eine Einladung zum zehnjährigen Klassentreffen in sein Büro flattert. Obwohl Blank seit dem Abschlußball nicht mehr zu Hause in Grosse Pointe war, sprechen zwei Gründe für einen Trip zurück in die Vergangenheit: Der andere ist ein lukrativer Auftrag, den der Killer ausgerechnet in Grosse Pointe erldeigen soll. Doch dort läuft irgendwie alles anders, als geplant... (espresso online)

"Ein Mann - ein Mord": Ein junger Killer plant, die Seiten zu wechseln und bürgerlich zu werden - und hat den tödlichsten Tag seines Lebens beim Zehnjahres-Klassentreffen. Exzentrische kleine Krimikomödie aus Amerika, neu im Kino.
Die Hinterhältigkeit dieses Films beginnt schon beim Originaltitel: Grosse Pointe Blank bezeichnet erstens einen Ort (namens Grosse Pointe), irgendwo in Amerika; zweitens steht ein Nachname im Titel, nämlich der des Helden hier, der Martin Blank heißt. Und daß das naheliegende Wort Point Blank im Amerikanischen für unumwunden , daneben aber auch für Kernschuß steht, sollte man außerdem noch wissen, um ahnen zu können, womit sich Grosse Pointe Blank befaßt.
Ein biederer junger Auftragskiller (John Cusack), so die Story, langweilt sich. Sein Psychiater hat Angst vor ihm, seit er weiß, was sein Patient beruflich so tut, und sein Job bietet ihm auch keine rechten Aufstiegsmöglichkeiten mehr. Als er eingeladen wird, am zehnjährigen Klassentreffen in seinem Heimatort Grosse Pointe teilzunehmen, nimmt er an, schon um seine Jugendliebe (Minnie Driver) wiederzusehen, die er zehn Jahre davor sitzengelassen hat. Leider reisen ihm eine Handvoll anderer Killer, die ihn dazu bewegen wollen, sich einer Art Gewerkschaft für professionelle Mörder anzuschließen, hinterher.
Grosse Pointe Blank (deutscher Verleihtitel: Ein Mann - ein Mord) läßt eine Genre-Geschichte mit realistischen Amerikabildern kollidieren; Killer haben keine High School Reunions, könnte man sagen: Solche eisernen Regeln übertritt dieser Film überall (und spürbar lustvoll), wo immer sie ihm in die Quere kommen.
Vor zweieinhalb Jahrzehnten schon hat Regisseur George Armitage einen dreckigen kleinen Film inszeniert, der so heißt wie dieser neue nun auch heißen könnte: Hit Man ist die Berufsbezeichnung jenes Mannes, von dem auch Grosse Pointe Blank erzählt. Über die Jahre ist Armitage, eine Seltenheit im amerikanischen Kino, strikt bei seinen angestammten Themen und Formen geblieben, sowohl als Drehbuchautor für die Trashfabrik Roger Cormans oder auch als Nebenerwerbsregisseur, alle paar Jahre einmal. Miami Blues, eine eigenwillig tönende Gangstersatire mit Alec Baldwin und Jennifer Jason Leigh, zeugte zuletzt 1990 vom Armitage-Touch.
Auf den ersten Blick scheint Grosse Pointe Blank nur eine weitere schwarze Kriminalkomödie zu sein; aber schon der zweite Blick führt in wenig kartographiertes Gelände: Schon akustisch geht dieser Film weiter als vergleichbare Satiren, in der maliziösen Tonspur verbergen sich einige der bösesten Anspielungen Armitages: Zu Nenas freundlichen "99 Luftballons" etwa wird eine Leiche entsorgt, und ein angerissenes, übrigens passend betiteltes Metal-Remake von "Live and Let Die" mutiert im Inneren eines anonymen amerikanischen Greißlers unversehens, den vierundzwanzigsten Teil einer Sekunde später, zur schmeichelnden Kaufhaus-Musik. So subtil hat sich schon lange kein amerikanischer Film mehr mit Musik befaßt.
Der Pop der achtziger Jahre dominiert, folgerichtig, den Soundtrack dieses Films, in dem so sehr, wenn auch sarkastisch, von der Nostalgie, von einer vergangenen Schulzeit in den wilden Eighties die Rede ist: Von den Violent Femmes bis zu den Clash reicht die musikalische Gästeliste.
Joe Strummer (Ex-Clash) zeichnet höchstselbst für den Soundtrack verantwortlich.
Und dann die Schauspieler: John Cusack, definition of cool noch immer, macht sich neben seiner nervösen Schwester Joan als melancholischer Killer anstrengungslos über sich selbst lustig; und nachdem feiner Slapstick hier am Platz ist, hat man den (mittlerweile in jedem Sinne) großen Dan Aykroyd als rivalisierenden Killer noch ins Spiel gebracht.
Grosse Pointe Blank ist eine kleine Krimipersiflage, getragen von wunderbaren Darstellern und einem nachvollziehbaren Haß auf Amerikas Klassentreffen, auf US-Gesellschaftsspiele und US-Genre-Verkrustungen: George Armitage, das wird hier wieder sichtbar, ist einer der wenigen derzeit in Amerika arbeitenden Thrillerkomödianten, die Tarantinos Manierismen überhaupt etwas von Bedeutung entgegenzusetzen haben. Grosse Pointe Blank , der seine eigenen Spleens und seine eigenen Visionen hegt, darf immerhin für sich in Anspruch nehmen, sich am grassierenden tarantinoismo - an der totalen Nivellierung von Schock & Scherz im US-Unterhaltungskino - noch nicht infiziert zu haben. (Stefan Grissemann, DIE PRESSE, 25/10/1997)

Auch wenn es um einen Killer geht, muß einen niemand mit vorgehaltener Pistole zum Lachen zwingen. Die Chose ist zum Schießen und das Vergnügen darüber kugelsicher. So ungeheuer witzig, komisch, romantisch und mit einer Hinterhältigkeit, die freilich vor allem Faxen im Sinn hat, sah man noch nie einen Killer wie Martin Q. Blank. An ihm und um ihn herum badet schwarzer Humor in den schillerndsten Farben, ohne in Blut zu ertrinken, und seine Story trieft davon weniger als von Ironie und Sarkasmus.
Meine Lieblingsszene schildert etwa mit herzhafter Schadenfreude, wie sich der gelangweilte Geschäftsführer eines leeren Supermarktes in ein spannendes Videogame vertieft. Dessen Action besteht praktisch nur aus dröhnendem Krachen und wildem Knattern stakkatoartiger Schußwechsel. Daher kann er auch gar nicht hören, wie hinter seinem Rücken der Laden von einem Terroristen überfallen und durch das erbitterte Feuergefecht zwischen diesem und dem harmlos einkaufen wollenden Martin verwüstet und in Trümmer gelegt wird...
Ausgelassen treibt diese Komödie jede Situationskomik auf die Spitze, ohne dabei jemanden aufzuspießen (von besagtem Terroristen abgesehen, und auch dies geschieht mit einem ansonst harmlosen Kugelschreiber). Als wahre Pointenschleudern erweisen sich auch die Dialoge Martins mit seinem (ins tödliche Geschäft dieses Patienten eingeweihten) Psychiater, das Klassentreffen, an dem der nach zehnjähriger Abwesenheit in seine Heimatstadt zurückgekehrte Killer teilnimmt, sowie die problematische Neubelebung von dessen einst übel sitzengelassener Jugendliebe.
Daß sich dem sympathischen Killer seinerseits etliche mißgünstige Kollegen sowie zwei Polizeiagenten auf die Fersen setzen sowie ihm im Nacken sitzen, erweist sich privat als ziemlich störend, und so hat er alle Fäuste voll zu tun, all diese Probleme zu ... wie sagt man so treffend ... zu erledigen. Der Killer als Zielscheibe, aber von grausamem Spott und wahrer Liebe: so originell hat man selten zu lachen. (Rudi John, KURIER)

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TSCHITTI TSCHITTI BÄNG BÄNG (CHITTY CHITTY BANG BANG)

GB 1968. 129 Min
Regie: Ken Hughes, Buch: Roald Dahl, Ken Hughes, nach einem Roman von Ian Fleming, Musik: Richard M. Sherman, Robert B. Sherman, Kamera: Christopher Challis, Schnitt: John Shirley, Darsteller: Dick van Dyke (Caractacus Potts), Sally Ann Howes, Lionel Jeffries, Gert Fröbe, Robert Helpmann, Barbara Windsor, Benny Hill
Kinostart: 24/10/1997

Kurz nach der Jahrhundertwende war ein nun längst eingerostetes Auto Star der großen Rennen, jetzt soll es verschrottet werden. Doch zwei Kinder überreden ihren verwitweten Vater, einen jungen und mittellosen Erfinder, den Oldtimer zu kaufen. Bald ist das Auto repariert und auf Hochglanz poliert, und da der Vater über die Gabe verfügt, mit offenen Augen zu träumen, startet er mit den Kindern zu einer abenteuerlichen Reise mit dem "Wunderauto", das urplötzlich fliegen, schwimmen und sich vor allem gegen die Intrigen des "bösesten Mannes der Welt" durchsetzen kann. Ein ausufernd fabulierendes Musical-Märchen nach dem dreiteiligen Roman von Ian Fleming (1964/65), das flotte Songs und Schnulzen, hübsche Tanzeinlagen und viel Klamauk zu einem ausgelassenen Vergnügen vereint. (Lexikon des Internationalen Films)>

siehe IMDb

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BALLERMANN 6 - AUF DER SUCHE NACH DEM SINN DES LEBENS

D 1997. 95 Min
Regie: Gernot Roll, Tom Gerhardt, Buch: Tom Gerhardt, Musik: Jörg Evers, Kamera: Gernot Roll, Schnitt: Norbert Herzner, Darsteller: Tom Gerhardt (Tommi), Hilmi Sözer (Mario), Diana Frank (Maja), Christoph M. Orth (Klaus), Ralph Willmann (Kaddi), Detlef Bothe (René)
Kinostart: 24/10/1997

Den beiden Kumpels Tommie (Tom Gerhardt) und Mario (Hilmi Sözer) gelingt es im letzten Moment, einen Flug nach Mallorca zu ergattern. Ihr Ziel: Ballermann 6 in El Arenal. Doch bereits im Flieger gibt es ordentliches Chaos, bei der Ankunft in der berühmt-berüchtigten Kneipe natürlich erst recht. Tommie findet das erwartungsgemäß "voll normaaal". Ob sie ihr Ziel (knackige Mädels und Unmengen Freibier) erreichen, ist mehr als ungewiß.
Eine Quatsch-Komödie, die voll auf Tom Gerhardt-Fans zugeschnitten ist. Wer mit dem Prolo-Komödianten wenig anfangen kann, sollte von diesem Film die Finger lassen. (film.de)

Für die wenigen, die es immer noch nicht wissen: "Ballermann 6" ist der Name einer riesigen Tanzkneipe im Herzen des sogenannten Teutonengrills auf der spanischen Mittelmeerinsel Mallorca, wo sich deutsche Urlauber "wie zu Hause" fühlen und bei eimerweise Bier und Sangria alle Hemmungen fallen lassen. Nicht nur für die dümmlichen Helden dieses Films ist es eine Art Pilgerstätte, und als die beiden Chaoten Tommie und Mario aus Köln sie endlich erreichen, sind sie überzeugt, ins Paradies zu sehen, knien im Sand nieder und rufen: "Wir sind nicht würdig!" Ein Frage der Würde ist es ganz bestimmt nicht, wenn man die Touristenkneipe oder aber auch den Film gleichen Namens besucht - eher im Gegenteil: Man muß schon tief unter Niveau abtauchen, um "Ballermann 6" zu ertragen. Genau das soll aber der "Kick" an der Sache sein: Je ausgeflippter (und betrunkener) man den vermeintlichen Spaß mitmacht, um so "cooler" ist die Angelegenheit. Zweifellos wird sich bald eine nicht geringe Fan-Gemeinde um Tommie und Mario scheren, die zu Beginn des Films ihren Job verlieren und mit ihrem letzten Geld eine Pauschalreise nach Mallorca buchen, um für drei Tage bei Alkohol und Sex "auszuspannen". Auf ihre Fersen heften sich zwei rachsüchtige Männer aus Bergheim, denen sie die letzten Flugticket-Angebote weggeschnappt haben. Bereits im Flugzeug sorgen sie für Chaos, und auf der Insel selbst treten sie von einem Fettnäpfchen ins nächste. Sie folgen den Spuren einer hübschen, mit ihrem selbstherrlichen Upperclass-Geliebten unglücklichen Frau und attackieren in ihrer Blödheit die Reichen und ihre Domizile ebenso erbarmungslos wie die Menschen am Strand, in einem Flamenco-Restaurant und schlußendlich auch im "Ballermann".
Das alles ist eine extrem alberne Posse mit einigen arg krassen Derbheiten, die demonstrativ jedes noch so niedrige erzählerische Niveau ignoriert - und damit wohl exakt den Erwartungen des Zielpublikums entspricht. Kabarettist Tom Gerhardt und seine Partner Hilmi Sözer bieten denn auch keine Satire, orientieren sich allenfalls vage an den Vorbildern Laurel & Hardy und übersteigern jeden noch so kalauernden Mini-Gag zur holzhammerartigen "Prolo-Show", die sich in der Überhöhung selbst feiert, kaum aber karrikiert, geschweige denn entlarvt. Nun ist es ohnehin schwer genug, etwas zu parodieren, das bereits in der Wirklichkeit selbst eine erschreckende Parodie pauschaultouristischer Auswüchse ist; und gemessen an dem, was sich einschlägige Fernsehsender unter dem Deckmantel der "Reportage" an spekulativen Blicken auf die Welt von "Ballermann" und "Oberbayern" leisten, enthält sich Kameramann Gernot Roll in seiner ersten Regiearbeit sogar noch eines allzu drastischen Voyeurismus. Und immerhin läßt er sogar ein Minimum an handwerklicher Fertigkeit erkennen, so daß man nicht mit jener Form von "Berufsverweigerung" konfrontiert wird, wie sie unlängst etwa "Drei Mädels von der Tankstelle" (fd 32 616) präsentierte. Ansonsten gibt es kein Vertun: "Ballermann 6" bietet den Anhängern solch dubioser touristischer Sauf-Exzesse das, was sie verdienen. Und für den "normalen" Kinoliebhaber ist der Film eine Frechheit. (Horst Peter Koll, film-dienst)

Tommie (Tom Gerhardt, Voll normaaal) und Mario (Hilmi Sözer) haben wieder einmal ihren Job verloren. Bisher arbeiteten sie gemeinsam als Geschenkkuriere, bis sie mit ihrem Ostereiermobil in die Party einer Rockergang gerast sind, die das Auto und die beiden ziemlich auseinandergenommen haben. Um ihren Frust herunterzuspülen und sich von der Arbeit zu erholen entdecken sie genau das Richtige: ein Dreitagestrip "nach" Ballermann 6 mit Flug für nur 195 Mark. Sie bekommen die letzten beiden Tickets, sind aber von nun an nicht nur auf der Suche nach Freibier und Weibern, sondern auch auf der Flucht vor den beiden finsteren Gestalten, denen sie diese Tickets vor der Nase weggeschnappt haben.
Auf Mallorca angekommen, müssen sie feststellen, daß im Reisepreis zwar das Hotel, nicht aber die alkoholische Versorgung einbegriffen ist. Also müssen sie eine Arbeit suchen, um den Alk finanzieren zu können. Ein Bootsverleiher gibt ihnen einen Job, bei dem sie sich ein wenig um seine Boote kümmern müssen. Aber schon nach kürzester Zeit haben Tommie und Mario so ziemlich alles zerstört und außerdem einen Kunden (Jürgen Drews) mit einem Gefährt ohne Lenkung Richtung Atlantik geschickt. (Was bei Jürgen Drews nicht unbedingt die schlechteste Lösung ist (-: ) Irgendwie schaffen sie es aber doch genug Geld zusammen zu bekommen um Eintritt zur großen Party im Ballermann 6 bezahlen zu können, wo es den größten Sangriaeimer der Welt zu leeren gilt.
Wenn sich dieser Herr Gerhardt ein Schauspieler und Komiker ist, dann werden die Backstreet Boys bei der Kelly Family aufgenommen und gewinnen gemeinsam den Friedensnobelpreis für Völkerverständigung. Nein, mal ehrlich, es ist schon eine echte Frechheit, diesen Typen eineinhalb Stunden lang auf der Leinwand zu zeigen, und ihm sogar noch zu erlauben als Regisseur mitzuarbeiten.
Von Gernot Roll ist man eigentlich besseres gewohnt, er war zum Beispiel für "Rossini", "Der bewegte Mann" oder "Jenseits der Stille" verantwortlich. Vermutlich war aber aus diesem Haufen von Dilletanten, die bei "Ballermann 6" auf der Leinwand zu sehen sind, nicht mehr Leistung herauszuholen.
Eine Komödie ist zum Lachen da, und auch ich habe stellenweise lächeln müssen - aber nicht etwa wegen der Gags, sondern wegen der geistigen Umnachtung sämtlicher in diesem Film mitwirkender Personen. Tip für diesen Film: nicht nur einen weiten Bogen darum machen, sondern ebenso um die Kinos, die ihren Zuschauern diesen Müll zumuten. (heinz-online)

Tommie und Mario sind zwei Idioten aus Köln mit einem schlichten, aber leicht faßlichen Lebensziel: „Eimersaufen“. Das bedeutet, daß ihnen Gläser als Bierbehälter zu klein sind. Sie lieben Pils aus dem Kübel. Zum Glück für Tommie und Mario gibt’s auf der Welt einen Ort, an dem Bier im Eimer verabreicht wird. Das (real existierende) Strandbad Balneario 6 auf der Insel Mallorca, welches längst von den Teutonen erobert wurde und in Fachkreisen als „Ballermann 6“ bekannt ist.
Die beiden Deppen wollen und kommen dorthin. Wie, davon erzählt der Film - in einer Weise, die vom Zuschauer einen guten Magen erfordert. Denn das alkoholdurchtränkte Lustspiel enthält alles, was deutschen Humor außerhalb der Grenzen Germaniens so unerträglich machen kann. Die Pointen kommen mit dem Charme eines Vorschlaghammers daher. Sie sind brüllend laut, von brutaler Dummheit und noch unterhalb der untersten Schublade daheim.
Was den Helden Tommie und Mario an Klugheit fehlt (also alles), das machen sie durch lärmende Forschheit wieder wett. Als geistig umnachtete Herren ihrer Welt nehmen sie sich das Recht, ihre Umwelt zu terrorisieren - die Mitreisenden im Urlauber-Jet, blöde Blondinen, stolze Spanier und letztlich auch den Kinobesucher.
Fazit: Von allen schlechten Filmen, die dieses Jahr in unsere Kinos kamen, ist „Ballermann 6“ nach Auffassung des Rezensenten mit Abstand der schlechteste. Unfaßbar, daß ein Mann wie Gernot Roll bei dieser Verirrung sein Regiedebüt feierte. Denn der genießt, als Kameramann bei Axel Corti („Radetzkymarsch“) oder Helmut Dietl („Rossini“), in Cineastenkreisen einen hohen Ruf. (Gunther Baumann, KURIER)

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