Dies ist Jimmys Seite
jedes meiner Tiere hat mehrere Namen. Seine waren
noch: Möpschen und Mopsbär
* ca. Mai 1991
+ 13. Juni 1996
Jimmy war mein allererster Kater. Ein Flaschenkind, der schon mit ungefähr vier Wochen zu mir kam. Er wurde mutterseelenallein mitten auf der Hauptstraße unserer Kreisstadt gefunden.
Ich weiß noch, wie ich vom Tierheim allein
mit ihm im Auto nach Hause fuhr - ohne Transportkorb, denn sowas hatte
ich damals auch noch nicht - und er die ganze Zeit laut schreiend an mir
herumkletterte, weil er so einen Hunger hatte. Bei ihm habe ich gelernt,
wie man einem Kätzchen die Flasche gibt.
Bei ihm habe ich außerdem gelernt, was
"Kälberflechte" ist und wie man sie behandeln kann.
Ich habe gelernt, daß Katzenwelpen mit
schlimmem Durchfall unbedingt viel trinken müssen, wenn's sein muß,
sogar mit Gewalt.
Bei ihm habe ich gelernt, das man, um Mutterliebe
zu entwickeln, das geliebte Geschöpf nicht unbedingt selbst geboren
haben muß.
Jimmy hat bei mir niemals seine Krallen gebraucht,
selbst im rauhesten Spiel nicht. Er lief manchmal, um auf meinen Arm zu
kommen, meinen ganzen Körper hoch - ohne Einsatz von Krallen.
Wenn er sich irgendwo "verklettert" hatte und
sich von allein nicht so recht wieder hinuntertraute, sprang er mir in
die Arme oder auf den Rücken.
Jimmy war mein heldenhafter Beschützer:
wenn mal fremde Hunde da waren, auch sehr große, wie z.B. Airdaleterrier,
und sie wagten, in meiner Nähe zu kläffen oder mir zu nahe zu
kommen, griff er sie rücksichtslos an und jagte sie durch das gesamte
Grundstück.
Er war nicht glücklich damit, daß sich
unsere Familie in relativ kurzer Zeit so sehr vergrößerte. Durch
meine Arbeit im Tierheim liefen mir naturgemäß immer wieder
arme Hascherl über den Weg, die aus irgendwelchen Gründen nicht
dort bleiben konnten. Sei es, daß sie zu wild waren, oder verletzt,
oder zu klein, oder sonstwie behindert.
*Leider* war es mir dann nie möglich, daran vorbei zu gehen, bzw das
betreffende Tier im Tierheim zu belassen. Ich "mußte" es mitnehmen.
Und wenn es dann erstmal bei mir zu Hause war (und sich auch so fühlte),
dann konnte ich es nicht wieder hergeben. Und so wuchs und wuchs der Tierbestand....
Insbesondere mit Katzi, meinem amerikanischem Kater, gab es immer wieder schwere Gefechte. Die beiden Kater hassten sich.
Am 31. Mai 1996 hatte Jimmy einen Harnröhrenverschluß.
Harngries hatte sich vor die Harnröhre gesetzt und sie blockiert,
der Kater konnte nicht mehr Pinkeln.
Ich bin mit ihm zum örtlichen Tierarzt gegangen,
welcher zwar sehr nett und auch bestimmt nicht inkompetent ist, sich jedoch
*eigentlich* lieber um Großvieh kümmert. Da er aber schon früher
meine Tiere erfolgreich behandelt hat, störte mich das nicht. Jimmy
wurde erfolgreich katherisiert und wir fuhren wieder nach Hause.
Zwei Tage später wieder ein Verschluß.
Nun wurde Jimmy von einer Aushilfsärztin behandelt, die das ganze
nicht mehr ganz so gut in den Griff bekam. Letztendlich glückte aber
die Freilegung und wir fuhren wieder heim. Inzwischen war aber Jimmys Penisschaft
derartig angeschwollen, das ihn _das_ hinderte, ordentlich zu pinkeln.
Da half die Freundin einer Freundin und gab ihm
Fernreiki. Man kann dazu stehen, wie man will, aber - plötzlich floß
der Urin.
Trotzdem ging es Jimmy nicht richtig besser.
Er litt, das war ganz klar. Nochmalige Besuche beim Tierarzt brachten nichts.
So unverständlich es sich anhört, aber:
es kam mir gar nicht in den Sinn, einen zweiten Tierarzt zu Rate zu ziehen
(so nach dem Motto "A. hat das jetzt angefangen, nun kann er es auch beenden").
Bis Jimmy eines Tages, nachdem ihm zwei Wochen
lang nicht *richtig* geholfen werden konnte, hier lag und anfing, kleine
Leidensgeräusche zu machen. Da endlich brachte ich ihn in die nächstgelegene
Großstadt in eine Tierklinik, bei der ich bislang zumindest bei chirurgischen
Problemen hervorragende Erfahrungen gemacht hatte.
Dort wurde er gründlich untersucht und Blut
abgenommen (das erste mal). Ich sollte ihn über Nacht dort lassen,
damit man vor Ort seine Möglichkeiten, Urin abzulassen, beurteilen
konnte.
Bevor wir gingen, wurde er in Narkose gelegt,
damit er nochmals kathederisiert werden konnte. Ich hielt in im Arm, bis
er fest schlief.
Ich weiß noch, welches Hemd ich trug. Ich
fühle noch den weichen, dichten Pelz unter meinen Händen. Ich
fühle noch, wie der ganze, angespannter Körper plötzlich
ganz entspannt wurde.
Und ich weiß noch, wie ich einen letzten
Blick auf meinen Freund warf, bevor ich das Zimmer verließ.
Nach einer unruhigen und schlaflosen Nacht, in der ich schon die Ahnung bekam, daß ich Jimmy nie wiedersehen würde, rief ich am nächsten Mittag an, um die Untersuchungsergebnisse zu erfragen. Während ich Jimmy im Hintergrund vor Schmerzen schreien hörte, bekam ich die Auskunft, daß es nichts Neues gäbe und er müsse noch dableiben.
Abends um 19.40 Uhr rief mich der Tierarzt an.
Dem Kater ginge es nicht besser. Sein Penisschaft wäre immernoch völlig
zugeschwollen, inzwischen wären auch die Hinterbeine dick. Die Nierenwerte
wären außerhalb der überhaupt meßbaren Werte.
Er könne ihm noch den Penis amputieren,
aber erfahrungsgemäß würden darauf nur immer wiederkehrende
Blasenentzündungen folgen. Es wäre besser, den Kater einzuschläfern.
Ich gab ihm die Erlaubnis, es sofort zu tun;
Jimmy lag sowieso schon wieder in Narkose.
Es war ein wunderschöner Sommerabend, alle
Katzen waren im Garten, während ich da stand und daran dachte, was
jetzt mit meinem Möpschen passierte. Und ich konnte fühlen, wie
mein Herz brach.
Aber
während ich da stand, passierte etwas merkwürdiges: plötzlich
fingen einige Katzen an, zu rennen. Katzi, der zufälligerweise gerade
vorbeikam, fing an, zu knurren und zu fauchen und lief dann weg.
Wir sind am nächsten Tag nochmal in die Tierklinik gefahren, um Jimmys kleine Leiche nach Hause zu holen. Er wurde neben der Terrasse, unter einigen Hortensienbüschen beerdigt. Im Frühling wachsen sehr viele kleine Blumen auf seinem Grab, für den Sommer pflanze ich extra noch bunte Blumen.
Wie schonmal jemand anders für ihren gestorbenen
Kater schrieb: "Jimmy, Du warst mein allererster. Du warst etwas ganz besonderes.
Ich vermisse dich."
Hier noch ein Zitat aus einem Buch:
"Steh nicht an meinem Grab und weine. Ich bin
nicht dort. Ich schlafe
nicht. Ich bin wie tausend Winde, die wehen.
Ich bin das diamantene
Glitzern des Schnees. Ich bin das Sonnenlicht
aus reifendem Korn. Ich
bin der sanfte Herbstregen.
Wenn Du aufwachst in des Morgens Stille, bin
ich der flinke
Flügelschlag friedlicher Vögel im
kreisenden Flug. Ich bin der milde
Stern, der in der Nacht leuchtet. Stehe nicht
an meinem Grab und
weine. Ich bin nicht dort. Ich bin nicht tot."
(Anonymes Zitat aus: Penelope Smith, Gespräche
mit Tieren.)