Katzi
und
Mary
Offizieller Name: Dainty
Beide geboren ca April 1993
Zu Katzi (alias "Dainty") und Mary aus den USA bin ich vor fünf Jahren, ende 1993, gekommen, als ich einen sehr lieben Freund in Winchester, Virginia besuchte. Irgendwie bin ich auf die Idee gekommen, daß wir doch mal ins dortige städtische Tierheim fahren könnten.
Das hat mir ja wohl einen der größten
Schocks meines Lebens versetzt! Das Tierheim war relativ klein, bestand
aus einem Gang mit etwa 10 Hundezwingern, einem ziemlich kleinen Raum mit
zwanzig Katzenboxen aus Edelstahl in dem die gesunden, zur Vergabe freien
Katzen aufbewahrt wurden, einem noch kleineren Raum mit zehn Boxen als
Quarantänestation für die Neuen ---
und einem ganz kleinen Raum mit einem Tisch und
zwei Tiefkühltruhen, einer großen und einer kleinen. Das war
der Tötungsraum; die große Truhe für die Hunde, die kleine
für die Katzen. Ich erzählte der Leiterin des Tierheimes, daß
wir quasi Kolleginnen wären (damals arbeitete ich noch für einen
Tierschutzverein), daraufhin war sie so freundlich, uns herumzuführen
und lange mit uns zu erzählen.
Dieses kleine Tierheim muß im Jahr etwa
4000 Tiere aufnehmen - bei derartig kleinen Kapazitäten können
die Tiere nur etwa eine Woche bleiben. Jeden Samstag ist morgens Tötungszeit,
die Boxen werden freigemacht.... Alles, was wild oder krank ist, wird sofort
umgelegt. Auch Kätzchen unter drei Wochen. Die Leiterin, Penny, erzählte
mir, daß sich ihre Vorgängerin im Amt
umgebracht hätte - mit demselben Barbiturat,
mit dem sie auch die Tiere zu töten hatte. (Das macht nämlich
nicht der TA). Während mir Penny von ihrer Vorgängerin und den
Tötungen erzählte, mußte sie auch die ganze Zeit weinen...
Wir hatten später noch einen kurzen Briefwechsel,
in dem sie mir erzählte, daß sie so schnell wie möglich
den Job wechseln wollte - dahin, wo sie die Tiere einfach nur liebhaben
dürfte, ohne sie auch umbringen zu müssen...
An dem Tag, an dem wir da waren, stand ich neben
zwei Boxen, in denen ein paar der bezauberndsten Katzen gesessen haben,
die ich jemals gesehen habe. Wunderschön, jung und verspielt. Weil
sie kein Spielzeug in der Box hatten, pfotelten sie durch die Gitterstäbe
durch und spielten mit den Lichtreflexen. Man mußte einfach lächeln,
wenn man ihnen zusah...
Wir sind am nächsten Tag wieder ins Tierheim,
weil ich mir in der Nacht - nachdem ich weinend da weggefahren bin- überlegt
hatte, wenigstens einigen Tieren das Leben zu retten.
Da waren die wunderschönen, jungen Katzen
schon tot.
Leider bin ich mit äußerst beschränkten
Geldmitteln in die USA gefahren, ich hatte auch keine Kreditkarte - und
mein Geld war eigentlich schon alle. Und da hat sich mein lieber Freund
(der selbst zwei Streunerkatzen aufgenommen hatte und damals arbeitslos
war!) sofort bereiterklärt, die ganze Sache zu bezahlen!
Und dann bin ich an den Käfigreihen langgegangen.
Und habe versucht, zu entscheiden, wer leben darf. Der übernächste
Tag war Samstag....
Ich habe die unspektakulärste Katze genommen,
einen schlanken Grautiger, der laut maunzend immerzu an den Gittern langstrich,
eine schwarze halblanghaar Katze, die aussah, als hätte sie ein kleines
Teufelchen hinter den gelben Augen und zwei Siamesen, die zusammengehörten
(der eine drückte sich vor Angst stark zitternd immerzu in die Ecke
seiner Box).
Um den Tieren noch eine Chance für die USA
zu lassen, habe ich allerdings die Genehmigung gegeben, die Tiere doch
noch zu vermitteln, falls Interessenten kämen. (Für die Siamesen
fand sich auch tatsächlich noch jemand.)
Also blieb noch ein Pärchen. Ich bat Jim,
das schwarze Teufelchen zu benamsen und er gab ihr den Namen "Mary", nach
seiner Mutter und Schwester. Penny bat ich, dem grauen Kater einen Namen
zu geben. Und sie nannte ihn "Dainty", weil er so zart und liebevoll ist.
Und dann nach Hause (in Jims Haus) - den Flug umbuchen, Importgenehmigungen für Deutschland (und die dafür erforderlichen Formulare!!) und einen Tierarztbesuch vorbereiten (Impfung, Checkup usw). Die Formulare gibt es natürlich nur in Washington... also da anrufen, den richtigen Mann ausfindig machen, ihm die Geschichte erzählen (achtung: 30 Tage Frist NACH der Impfung sind für einen Import nach D gesetzlich vorgeschrieben) und ihn bitten, die Formulare an eine Tierarztpraxis zu faxen.
Dann -nächster Tag- die beiden restlichen
Tiere aus dem Tierheim holen und zum TA bringen.
Tiere zurück ins Tierheim bis zum Abflug.
Lufthansa anrufen, die Viecher auf die Maschine
buchen. Dabei habe ich auch dort mit wohl der nettesten aller Airlinemitarbeiter
gesprochen.
Zurück in Deutschland durfte ich mich erst
an Johns total verblüfftem Gesichtsausdruck weiden (der Gute wußte
noch nichts von seinem Glück), als ich mit einem Transportkorb durch
den Zoll kam. Und dann mußten wir noch direkt ins Zollgebäude,
irgendwie war Dainty bei der Cargo-Abteilung gelandet und mußte *richtig*
durch den Zoll.
Der zuständige Oberzöllner guckte sich
die Einfuhrpapiere und den Impfpass auch genau an.
Und dann durfte ich endlich zum Kater - wo ich
plötzlich dem empörten Amtsvet gegenüber stand, der monierte,
daß er vorher nicht benachrichtigt worden wäre, und so kann
man doch kein Tier ins Land lassen.... Also mußte ich auch
dem noch die Geschichte erzählen und ihn beschwichtigen.
Gott sei Dank hat letztendlich alles geklappt.
Die beiden führen jetzt ein normales, ruhiges Leben. Mary ist immernoch
recht distanziert dan anderen Tieren gegenüber, scheint sich aber
wohl zu f+ühlen. Und das Katzi bezaubert alle Besucher mit seiner
freundlichen, schmusigen Art.