Schoscho
auch genannt: Schobido, Scho, Zuckerschnut
oder auch schlicht Mistviech!
Geboren etwa Anfang 1994
Schoscho kam ins Tierheim, nachdem eine Kollegin
ihn und seinen Bruder aus der Wohnung eines alleinstehenden
Alkoholikers befreit hatte, der schon seit Tagen nicht mehr
Zuhause war. Die beiden Kater waren schon soweit, das
Kondenswasser von den Fensterscheiben abzulecken.
Bevor Scho allerdings richtig in das
Tierheim kam, wurde er zum Tierarzt gebracht - er hatte nur ein
Auge, das andere war nicht entwickelt und sah aus wie aus einem
Horrorfilm. Und das entwickelte Auge war auch nicht in Ordnung.
Es sieht aus, als wenn eine winzigkleine Windhose in seinem Auge
ist, d.h., er hat vielleicht eine Sehkraft von etwa 60% damit.
Der Tierarzt wollte ihn sofort einschläfern, er hätte ja
ohnehin keine Chance auf Vermittlung... Gott sei Dank war ich
damals in der Position, die letzte Entscheidung darüber zu
haben. Ich fuhr also hin und sah mir den kleinen Kater an.
Natürlich waren mir etwaige geringe Vermittlungschancen völlig
egal, ich wollte nur wissen, ob das Tier mit der Behinderung gut
leben könnte. Ja natürlich...
Das Katerchen wurde am Auge operiert; er
wartete auf Adoption.
Irgendwann während seines Aufenthaltes
im Tierheim muß er sich verletzt haben. Nur ein kleines bißchen
und niemand bemerkte es. Dann entzündete sich die Verletzung und
wurde behandelt. Aber anstatt besser zu werden, wurde es
schlimmer. Eines Tages kam eine andere Kollegin zu ihm ins
Zimmer, sah ihn sich an und meinte, das wäre ja wohl eher ein
Fall für die Tierklinik. Inzwischen war sein Bein dick
geschwollen.
In der Tierklinik wurde festgestellt, daß
es sich nicht um eine normale Schwellung handelte - die ganze
Schwellung um das Bein bestand aus Eiter!
Es stand auf der Kippe, aber das Katerchen
schaffte es.
Während des Klinikaufenthaltes wurde
festgestellt, daß irgendwas mit den Hinterbeinen nicht stimmte.
Das sollte aber genauer untersucht und behandelt werden, wenn
sich das Tier erstmal von dem einen Streß erholt hatte.
Also wieder einige Wochen später stand
ich wieder mit ihm in der Tierklinik. Er wurde geröntgt.
Und da wurde festgestellt, das Schoscho
quasi überhaupt keine (funktionierenden) Hüften hat! Die
Pfannen sind gar nicht richtig ausgebildet. Die
Oberschenkelknochen "ragen" etliche Zentimeter über
die Pfannen hinaus - selbst wenn man knochenchirurgisch ein
Hüftgelenk für das Tier "bauen" wollte, müßte man
noch die Oberschenkel um diese Zentimeter kürzen... Das ganze
Katertier wird also hinten nur durch Muskeln getragen. Da er
damit sehr gut zurechtkommt, wurde beschlossen, nichts weiter zu
unternehmen.
Nachdem er inzwischen soviel
durchgemacht hatte und wir immernoch keinen lieben,
adoptionswilligen Menschen für ihn gefunden hatten, nahm ihn
eine der Tierpflegerinnen mit nach Hause, zu ihrem alten Kater in
ihre kleine Wohnung.
Aber dort fühlte er sich nicht wohl. Der
alte Kater mochte ihn nicht, und so saß Scho immer nur unter der
Heizung und rührte sich nicht.
Also sollte er zurück ins Tierheim.
Das tat mir aber wieder leid und da es bei
mir inzwischen auf einen mehr oder weniger schon nicht mehr
ankam, nahm ich ihn mit zu mir.
Und er entwickelte sich zu einem der
wildesten Viecher! Bäume rauf und runter, im affenzahn durch den
ganzen Garten, über Tische und Bänke... Nach Jimmys Tod hat er
die Position des Chefkaters übernommen. Oder richtiger: als
Chefterroriseur der anderen.
Was ich merkwürdig finde: Scho kann nicht
richtig maunzen, heraus kommt immer eine Art heiseres Keckern.
Einmal ist er über den Zaun ausgebüxt und war genau zwölf
Stunden weg. Abends im Dunkeln bin ich nochmal in den Garten, um
ihn zu rufen. Natürlich sah ich nichts. Bis ich auf einmal ein
ganz klar und sorgfältig moduliertes "Miau" hörte -
Scho saß beim Nachbarn und traute sich nicht über den
Elektrozaun zurück!
Scho ist der Kater, dem
schon viermal hintereinander das Leben gerettet wurde... ich
hoffe, er kann wenigstens seine anderen fünf Leben auf
einen laaangen Zeitraum verteilen!
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