Eisenbahnfährschiffe
Die Arten der Eisenbahnfähren

Im Weltseeverkehr nimmt der Transport von Güterwagen neben anderen Ladeeinheiten (Container, Trauer, Paletten, Bargen) ständig zu. Die hierdurch beabsichtige Vereinfachung und Verkürzung des Umschlageprozesses führte zwangsläufig zum Bau einer neuen Generation von Spezialschiffen, unter denen die Eisenbahnfahren eine gewisse Sonderstellung einnehmen. Im nachstehenden sollen die typischen Unterscheidungsmerkmale der Bahnfähren von anderen Frachtschiffen erläutert werden.
Auf dem ersten Blick fallen auf:
- Doppelte Anordnung des Steuerhauses
- Heck- und/oder Bugklappen
- Umlaufende Scheuerleisten
Die Fährschiffsgrößen ergeben sich aus der Länge der zu befahrenden Strecke, dem Verkehrsauflommen und den nautischen Bedingungen.

Weitere Unterscheidungsmerkmale:

1. Anzahl der Rolldecks

1.1 Ein Eisenbahndeck

Der kurzzeitige Fahrtransport erfordert, da aus Zeitgründen keine vertikale Staumöglichkeit im Schiffskörper genutzt werden kann, die Aufstellung aller Schienenfahrzeuge auf einem Deck.

1.2 Eisenbahndeck und Autodeck

Zur besseren Auslastung der vorhandenen Fährkapazität werden seit Mitte der 50er Jahre die Hochseefährschiffe mit einem zusätzlichen Kraftfahrzeugdeck, dessen Aufnahmefähigkeit bei etwa 120 Pkw liegt, ausgestattet.

1.3 Drei Eisenbahndecks

Dreideckfähren gibt es seit 1975. Vorreiter der neuen Fährschiffgeneration war die Railship GmbH & Co., die ihr RAILSHIP I mit drei Rolldecks für 75 Großraumgüterwagen ausstattete. Die Be- und Entladung erfolgt durch einen Doppelaufzug, Umsetzweichen und Rangierlok in den Decks. Heute laufen derartige Schiffe im Schwarzen Meer und im Thyrrhenischen Meer und natürlich auf der Ostsee.

1.4 Zwei Eisenbahndecks

Die neueste Entwicklung der Mehrdeckfähren führte im Langstreckenverkehr zu Schiffen mit zwei Rolldecks und Laderampen für das Oberdeck . Der Vorteil gegenüber den Dreideckem liegt darin, daß durch die gleichzeitige Be-/Entladung der Decks die Hafenzeiten verkürzt werden können. Der erste Zweidecker eröffnete im Herbst 1986 die Ostseeroute von Mukran nach Klaipeda.

2. Anzahl der Gleise

2.1 Eingleisfähren

Anzahl und Länge der Gleise hängen im allgemeinen von der Fahrtdauer ab. Eingleisfähren bieten die schnellste Be-/Entladung. Sie sind in der Regel auf kurzen Fährstrecken eingesetzt (z.B. Helsingborg - Helsingör). Die Ausbildung als sog. Doppelendschiffe erspart das Wenden und trägt somit zur weiteren Beschleunigung des Ubersetzens bei.

2.2 Zwei- oder Mehrgleisfdhren

Der neuzeitliche Fährverkehr wird überwiegend im Drei- und Viergleissystem durchgeführt. Die auf dem Großen Belt eingesetzten Viergleisfähren DRONNING INGRID, PRINS JOACHIM und KRONPRINS FREDERIK sind so ausgebildet, daß auf je 2 Gleisen gleichzeitig rangiert werden kann.
Die Suche nach der für die Aufgabenstellung optimalen Schiffskonstruktion führte zu den Fünfgleisfähren. Die 1982 in Dienst gestellte TRELLEBORG ist das erste Fährschiff mit 5 Gleisen im Eisenbahndeck, das sowohl Güterwagen als auch Reisezugwagen zwischen Saßnitz und Trelleborg trajektiert. Die Zwei-und Dreideckfähren besitzen in der Regel 5 Gleise in den Rolldecks.

3. Art der Beladung

3.1 Heck- oder Bugbeladung

Diese Schiffe besitzen die beste Gleisausnutzung im Rolldeck. Alle Gleise enden an Prellböcken. Nachteilig wirkt sich aus, daß vor jedem Einlaufen bzw. nach jedem Ablegen die Fahrtrichtung geändert werden muß. Probleme gibt es auch beim Entladen der im Eisenbahndeck mitgeführten Straßenfahrzeugen. Fähren, die in schweren Gewässern operieren (zwischen Italien und Sardinien), sind grundsätzlich als Heckanleger ausgebildet. Typische Buganleger sind die unter 2.2. aufgeführten Schiffe, die auf dem Großen Belt verkehren.

3.2 Heck- und Bugbeladung

Schiffe, die in einem Hafen über das Heck und im anderen über den Bug beladen werden, wie beispielsweise auf der Vogelfluglinie, können in einer Richtung durchfahren, müssen dafür aber in der anderen Richtung zweimal ihre Fahrtrichtung ändern. Große Vorteile bieten sich bei dieser Verladeart für die mitgeführtren Straßenfahrzeuge.

4. Antrieb

4.1 Fähren ohne eigenen Antrieb

 In geschützten und geschlossenen Gewässern werden Schuten oder Trajektkähne zwischen den Endpunkten von Gleisanlagen geschoben oder gezogen. Besonders in der Langune von Venedig sieht man diese Schleppkähne. Im Pazifischen Ozean betreiben zwei Gesellschaften einen Fährdienst zwischen Seattle und Whittier in Alaska. Dabei werden rund 50 Güterwagen auf einem siebengleisigen Lastkahn gestaut. Ein Hochseeschlepper nimmt 2-3 dieser Last kähne auf den Haken und schleppt diese in fünftägiger Fahrt über das offene Meer nach Alaska.

4.2 Fähren mit eigenem Antrieb

Eisenbahnfähren mit eigenem Antrieb bilden die Regel. Dabei kann der Antrieb durch Fest- oder Verstellpropeller oder Voith-Schneider-Propeller erfolgen. Quer-oder Bustrahlruder unterstützen in den Häfen die Manövrierfähigkeit der Fähren.
 

 >>> Fortsetzung folgt <<<
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